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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911014023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-14
- Monat1891-10
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Filialen: Ltto stlemm's Sortim. idllsrrd Hahn). Universitätsslraße 1, Louis Löscht, Katharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. i^rlra-vetlagru (gefalzt), »»r »kt dir Morgen.Ausgabe, ohu« PostdefOrd«»», 60.—, mit Postbesörd«»»» 7V.—. Ännahmelchluß f»r Jaserrtr: Abend-Ausgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen» Ausgabe: Nachmittags 4 llhr. Sonn- und Festtags früh 8 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» j« «st» halb» Stunde früher.^ Inserate sind stets an di« " zu richten. Mittwoch den 14. October 1891. 85. Jahrgang, Lin bayerisches SoeilMeilgeskh in Licht? Hi München, 18. October. Seil dem Tage, an welchem sich beim Morgenkaffee der Minister des Innern als „un populärsten Man» teS Königreiche-" in den Bilderblältcrn abgebildct sab, der -den bayerische» Untcril,anen Brod und Fleisch verthcuere, dürfte Baron Fcilitzsch keine größere Ueber- raschung erlebt haben, als den heule vom hiesigen Sveialistcn- blatl (cherausgegebcn von Vollmar) vor Entsetzen auö- gcstoßeiieil Alarmruf, daß Bayern ein Special- Sociali stengesetz drohe, aknungSloS zu vernehmen. Aber nicht blos der „innere" Minister, auch die Politiker überhaupt sind überrascht von dieser Neuigkeit, weil sie zu unvorbereitet kommt. Tie Entdeckung eines geplante» bayerischen SccialistcngcsctzcS durch das führende Socialistcnblatt in Bayern ist palcntrcif und wertb, auch in weiteren Kreisen beachtet zu werden. Bekanntlich bat die bayerische Regierung einen Gesetzentwurf bei der Abgeord netenkammer in Vorlage gebracht, der eine Ergänzung dcS Polizeistrafgesehbuches für Bayern vom 2«. Decembcr 1871 dabin bezweckt, daß die Polizei gegen Agenten nicht in Bauern concessionirter Persicherungsgesellschaften einschrcite» und die Gerichte mir Geld und Haft strafen können. Thatsächlich war daß nach der alten Fassung dcS bezüglichen PolizcigcsetzcS bisher unmöglich und erwuchsen allerlei Jnconscgucnzeii. In Bvrbcralhung dieses Entwurfes ist er in der Kammer bereits zu lebhafter Debatte gekommen und lies insbesondere Freiherr v. Staufienberg an dem Entwurf kein gutes Haar. Tic Münchener Socialiften setzen aber die kritische Sonde ganz wo anders an und kommen hernach zu dem Resultat, daß die bayerische Regierung sich ein Separatgesetz zum Socialistm- fang construirtc. Die Angel liege in der neuen Fassung des tz. 18t des bayerischen Polizeistrafgesetzbuches, wonach an Geld bis zu 150 bestraft wird, „wer für eine auswärtige Lasse, Anstalt oder Gesellschaft (nicht concessionirt in Bayern) Beitritts- oder Ver sicherungsverträge absck,ließt oder vermittelt" re. :c. Nach soeialistijcher Auffassung will die Regierung nicht auswärtige Assecuranzagenlcn treffen, sondern durch diesen Strafparagraph die „EoalilionSsrciheit der Arbeiter" beschränken und die „AuSoehnung der centralisirten Gewerkschaften und ein geschriebenen HilfScasscn" in Bayern hindern oder „zum ' Mindesten ihr Wirlcu in Bauer» von einer besondere» Genehmigung der bayerischen Regierung abhängig machen". Tic Zeit wird kommen, daß die Regierung den Aus schuß jeder Zahlstelle einer freien HilfScaffe, jeden Ver trauensmann einer centralisirten Gewerkschaft als nicht concessiouirten Agenten re. bestrafen wird, wenn die Gesell schaft, i. e. die Krankencasse oder Gewerkschaft sich außerhalb Bayerns befindet. Nach der Vollmar'schen „Post" will die bayerische Negierung dasselbe Spiel mit auswärtigen Gewerk schaften treiben, das die preußische Regierung mit der Organisation der Buchdrucker trieb. Als Gründe für diese überraschenden Vermutbungen gicbt das Socialistrn- blalt nur an, daß die oberfränkische Kreisregieruiig von der Filiale des deutschen TischlervcrbandcS in Bayreuth die Gcncbmigung zum Betriebe einer Versicherungsgesellschaft forderte. Nun die socialistische Partei „vorerst" im bayerischen Landtage unvertretcn ist, fordert deren Organ von der Kammer ein Amendement deS bez. Gesetzes nach der Richtung, daß die Verbände der Arbeiter unter Verwaltung derselben zum Zwecke der Durchführung und Ergänzung der Reichsvcrsicherung der Arbeiter und zum Zweck der Wahrung der gewerkschaftlichen Interessen der Arbciterclassc diesem Gesetz nicht unterstellt sein solle». Eine solche Bestimmung müsse dem Gesetze cin- verleibt werden, eine ministerielle Erklärung genüge hier nicht. Wenn nicht, dann „werden die Socialiften auch diesen Hieb zu pariren verstehen." Daß der bayerischen Regierung fern gelegen hat, mit der Acnberung des Polizei-SrafgesetzbuchcS zust Arbeiter- HilsScaffcn zu treffen, darf vorneweg alö sicher angenommen werden, um so größer ist dabei die Uebcrrascbung, daß Herr von Fcilitzsch sich als Socialistentödter on müsse auf spielen wolle. Niedlich wie immer in socialistischen Aus lassungen sind die Ausdrücke, wonach das bayerische Staats- miiüsterium aus Münchener Polizeidircctoren a. D. bestehe (alle ?) unv das eine bayerische MinisterstcUe ein „Ruhe posten" sei. Herr v. Lutz war 2t Jahre hindurch dieser Auf fassung nicht! Jedenfalls dürfte auch der socialistische, von Angst dictirte Einwurf i» der Kammer diöcutirt werden. Leipzig, 14. Oktober. * Die nationalliberale Fraction des Reichstags bat durch den Tod dcS Aba. Friedrich v. Feustcl einen schweren Verlust erlitten. Ter Verstorbene, Bankier in Bayreuth, gehörte seit langen Jahren den verschiedensten öffent lichen und Ehrenämtern an; er war u. A. Mitglied deS Zoll- parlamcnts und seit l877 des Reichstags als Vertreter von Bay reuth. Die Liebenswürdigkeit seines Wesens, die Treue, milder er seinen politischen Uebcrzeugungen ergeben war, die Hingebung au seine» parlamentarischen Berus sichern ihm ein ehrendes und srenndlicbcs Andenken bei Allen, die ibn gekannt. In weite ren Kreise» hat er sich auch durch die Förderung der Wagner'- sibcn Festspiele i» seiner Heimalhstadt bekannt gemacht. Fcustel war im Jahr l824 geboren.— Der Wahlkreis Bay- reulb war seit 187 l ununterbrochen nationalliberal vertreten. Bei den vorjährigen Wahlen wurden 6925 nationalliberale, o»7l deutschfrcisiiiiiige und l>02 socialdcmokratische, in der Stichwahl 0008 nationallibcrale und 7897 dcntschfrcisinnige Stimmen abgegeben. * Es kommen immer neue Fälle vor, in denen Staats anwälte und Gerichte die Immunität von ReichStagS- abgeordnetc» während der großen parlamentarischen Ver tagungen anzuerkenncn sich weigern. So hat jetzt wieder das Amtsgericht zu Gera die Fortsetzung des Verfahren- >zegen de» Abg. Wurm beschlossen und dies in einem Schreibe» an den Angeklagten folgendermaßen begründet: „'Auf Ihre Eingabe vom l t. September, die Untersuchung gegen Sie Wege» Uebertretung teS Gesetzes, daS VcreinS- nud BersammlungSrccht betreffend, wird Ihnen andurch er öffnet, daß Ihre Ansicht, der Artikel 8l der Bersassnng deS Deutschen Reiches verbiete die Einleitung einer Untersuchung wider Sie wäkrend der Dauer der jetzigen RcichötagSperiode, von uns als stichhaltig nicht angesehen werben kann, da der angezogene Artikel nur davon spricht, daß ohne Genehmigung Leo Reichstages kein Mitglied desselben während der Sitzungs periode Wege» einer mit Strafe bedrohten Handlung zur Unter suchung gezogen werden kann, der von uns auf den 15. Sep tember anberaumt gewesene Hauptverhaiidlungütcrmin aber in eine Sitzungsperiode, i» welcher der Reichstag thatsächlich zu- sammciigcwese» ist und Sitzungen desselben stallgcjunten haben, nicht gcsallcil ist." Der Reichstag bat bekanntlich wiederholt Resolutionen beschlossen, welche diese Auffassung für irrig erklären. Ter BundeSrath hat dazu Stellung noch nicht genommen. Die iicucrdiiigs veranstalrctcn wiederholten langen Vertagungen des Reichstages, statt förmlicher Sessions schlüsse, machen die Frage zu einer principiell und praktisch wichtigen und dehnen die Immunität der RcichStagsabae- ordncleii erheblich über den bisherige» Umsang aus. ES zeigt sich, daß Staatsanwälte und Gerichte sich in ihrer Gesetzcsauslegiiiig durch solche Resolutionen des Reichstags nicht immer leite» lassen, und cö ist zweifelhaft, ob sic die- auch bei Zustimmung des Bnndesraths thun werde». ES wird wobl nur eine Abänderung und genauere Formulirung deS in Rede stehenden VcrsaffniigSartikelS übrig bleiben. Jedenfalls ist der jetzige Zustand cincr widerspruch-vollen und ulisichcrii Handhabung des in Rede stehende» Privilegs im Interesse einer klaren und unzweideutigen Rechtspflege zu bedauern. * Dev geschäft-führende Ausschuß deS Verbände- der deutschen Berufsgen offen schäften hielt am O.d. M. in Berlin unter Borsitz dcS Rcich-tagSabgcordiicten Noesicke eine Sitzung ab, in welcher zunächst milgetheilt wurde, daß für das Amt eines nichtständigen Mitgliedes deü RcichSvcrsichcrnligSamteS an Stelle des ausgcsckicdenrn Eommerzicnrathes Rocsicke der Brauercidircctor Bernhard Knoblauch fast einstimmig von allen gewerblichen Bcrussgeiicffcnschaften gewählt worden ist. Bei dieser Gelegenheit wurde auf die Uebelstände hingcwicscn, die sich ans der geringen Zahl der nichtständigen Mitglieder de- RcickS VersicherungSamteS ergeben. Die gewählten Vertreter der Bernssgcnosscnschaften sind durch dieses Amt schon jetzt überbürdet, und ihre Arbeitslast wird noch eine größere werden, da ja das ReichöversicherungSamt seine Thatiakeit als NevlsionSinstaicz für oie Invalidität-- und Altersversiche rung erst begonnen hat. Die gesetzgebenden Factorcn werden nunmehr ersucht werden, baldmöglichst durck eine Abänderung des Gesetzes eine Vermehrung der Mitgliedcrzabl herbei- zuführen. Zur Durchführung mehrerer Beschlüsse des im Juni in Müncken stattgefnndenen BernfSgenoffen- schaftStageS wurden Lommissioncir gewählt, insbesondere eine solche zwecks Ausstellung von systematischen Grund sätzen für die Veröffentlichung der Berichte der Be auftragten, wie solche auch seitens der betreffenden Re gierungen für die Berichte der Fabrikinspeetoren erlassen worden sind. Ferner für die Ausstellung von Normal-Unfall- verhütiiiigS-Borschristcii bebufs Herbeiführung gleichmäßiger Bestimmungen für die gleichartigen Gefahren in allen gewerb lichen Bcrussgenossenschaftcn. Der Vorsitzende berichtete ferner, daß der an die preußischen Acrztekammern und außer preußischen ärztlickcn Stantcsvcrlrctuiigc» gerichtete Antrag wegen Bildung von Sachverftändigen-Eolleaieii zur Abgabe von ärztlickcn Obergutacklcn in Fragen der Unfallversicherung allgemein Anklang gesunden hat und daß eine Lösung dieser Frage im Sinne deS Verbandes zu erhoffen sei. * Die Aussichten der jungen Juristen in Preußen werden immer »och nicht besser. In der Zeit vom l. October 1890 bis dahin 1891 sind von den Assessoren angestellt worden als Richter 175, als Staatsanwälte 18, zur Ver waltung der Eisenbahn sind 16, der Steuer 10, der Land- wirthschast 9, der Militairjustiz 6 übernommen, und 6 sind gestorben. Ferner sind durck Anstellung als Notare in der Rheinprovinz bczw. Uebernahme in das Auswärtige Amt, in die Eommunal, Provinzial-, Staats-, Kirchen-, Bergvcrwaltung und in das NeichSversicherungsamt im Ganzen ausgeschieden 67 Rechtsanwälte wurden 44. Es sind aljo von dem vorig jährigen Bestand der Assessoren mit 179l nur 85l verbraucht worden, so daß 1440 verblieben sind. Die Assessorprüfung habe» im Laufe des Jahres 49l Referendare gemacht, von welchen 108 Anwälte geworden und 1l außerdem auSgeschicdc» sind, so daß 877 Assessoren neu hinzugetreten sind. Es sind demnach wieder 28 Assessoren mehr als October 1890, nämlich I8l9. Wie lange es heute bis zur Anstellung als Amts richter dauert, erzieht sich aus Folgendem: Von den An gestellten haben die Prüfung abgelegt 1883: 1, 1884: 7, 1885: 57, 1886: 85, 1887: 22, 1888: 9, zusammen 175. * Aus Weimar, 18. October, wird uns geschrieben: Das mit Spannung erwartete Ergebniß der heutigen Land- tagSwahl (eines Vertreters der Höchstbesteuerten im ersten Verwaltungsbezirke des Großherzogthums) ist das, daß der bisherige Vertreter, Herr Baurath Kohl hier (nat-lib), mit großer Majorität wiedrrgewählt wurde. Es ist dies Ergebniß um so ersrculicker, als Herr Kohl der einzige Eisen bahn-Fachmann in unserem Landtage ist und als solcher, ganz abgesehen von seinen trefflichen sonstigen Eigenschaften, sebr oft ein gewichtiges Wort wird auSsprechc» können. Der Deuschfreisinn brachte eS aus knapp — 2 Proccnt aller ab gegebenen Stimmen. * Eine Vermehrung der Landtags-Abgeordneten Münchens, wie solche nach dem LandtagSwahlgcsetz und nack dem Ergebnisse der Volkszählung vom Jabre 1890 zu lässig ist, wird nach einstimmig gefaßtem Beschluß des Magistrats bei der StaatSregicrung i» Anregung gebracht. Die Zahl der Abgeordneten Münchens soll von sechs auf elf erhöht werden. Bürgermeister l)r. v. Wibcnniayer, welcher diesen wichtigen Antrag stellte, sübrte in einer eingehenden Begründung aus, das jetzige Verbällniß entbalte eine Unge rechtigkeit zum Nachtbeil der Stadtgemcinde München. Rath Scyboth machte darauf aufmerksam, daß auch bei den ReichS- tagSwahleu eine im Verhältnis; zur Zahl der Bevölkerung zu geringe Anzahl Abgeordneter gewählt werde. * In Wiener diplomatische» Kreisen wird positiv ver sichert, der russische Minister von GierS treffe ehestens in Berlin ein. GierS erklärte, derselben Quell« zur Folge, Rud'ni und Nigra gegenüber, Rußland denke nicht daran, der Bannerträger französischer Rachegcdanken zu sein. * Der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, hat einen vierzehn tägigen Urlaub angetrelen und wird sich zunächst nach Deutschland begeben. Der englische Botschafter in Wien, Sir Paget, hat einen zweimonatigen Urlaub an- getret.'n und ist nach England abgereist. * Nach einer Mitlhcilung von gut unterrichteter Seite theiste der italienische Ministerpräsident di Rudini dem französischen Botschafter Billot mit, daß der Präfect von Safsari, welcher die jüngsten feindlichen Kundgebungen gegen Frankreich duldete, zur Disposition gestellt sei. Der italienische Ministerpräsident habe ferner eine Untersuchung bezüglich der von dem Botschafter Billot zur Sprache ge brachte» Mißhandlung französischer Pilger auf der Bahn strecke von Vcntimizlia angeordnct. * AuS Nom wird von gestern tclcgraphirt: Zu dem heutigen Diner im königlichen Schlosse war auch der dies seitige Botschafter in Paris, Graf Mcnabrea, geladen. Der italienische Botschafter in Wien, Gras Nigra, verbleibt 2 T ge als Gast des Königs in Monza. Der Ministerpräsident di Rudini wartet in Mailand die Rückkehr deS Prinzen von Neapel ab. — Der russische Minister dcS Aeußcrn, v. GierS, ist heute Nachmittag ts« Ubr von Mailand nach Pallanza ab- gereist. Der Ministerpräsident di Rudini begleitete denselben zum Bahnhose. Der russische Botschafter von Blauaali ist nach Eomo abgercist. — Wie der „Tribuna" anS London gemeldet wird, soll ein Besuch des Königs und der Königin von Italien, sowie dcS Herzogs von Aosta in Begleitung des MarineininisterS in London zum Frühjahr beschlossen sein. * Der Bürgermeister von Brüssel, Bnl S, Kat dem Evrrc- spondenten des „Herold" in Paris eine Unterredung gewährt, in deren Verlauf der letztere den Bürgermeister um Be stätigung seiner Rede zu Marseille bat. Buls erwiderte, daß mehrere Journale auf der Behauptung beständen, es existirc ein geheimer Vertrag zwischen Belgien und Deutschland. „Lassen Sic mich Ihnen sagen", bemerkte der Bürgermeister, „daß meine Erklärungen zu Marseille rein spontan waren; nichts zwang mich, daS Wort zu nehmen , „ ...... gl , . , .. . dauern-wcrthcii Bcforgiiiffe verscheuchen wollen, welche zwischen den beiden Nationen entstanden waren und die nur der Auf richtigkeit unserer Beziehungen zu einem befreundeten Volke schaden konnten." * Der gestern unter dem Vorsitz deS Präsidenten Earnot gehaltene französische Ministcrrath beschloß, die DiS- cussion betreffs der Reform der GcrichtSkosten unter der Voraussetzung zu acceptiren, daß ein spccicllcS Gesetz über die Reform der Getränkcorduung votirt werde. Der Minister der öffentlichen Arbeite» unterbreitete dem EabinetSrath die Erklärungen, welche er der Budget-Eommission bezüglich der Erleichterung deS Eilgut- verkcbrs vorlcaen werde. Außerdem legte er den Entwurf eines DecretS zur Reorganisation deS technischen Eisenbabncomitös vor. Dieses Eomitö wird sich mit den BctriebScinrichtungen, der Unterhaltung und de» Verbesserungen dev Eisenbahnen zu befassen habe». Dasselbe wird auch mit der Ermittelung der Ursachen der EisenbahnuiisäUe betraut werben und sich mit den Vorsichtsmaßregeln zu befassen haben, welche zur Verhütung von UnglückSfälle» geeignet erscheinen. Dem Lomitö soll im klebrigen auch die Untersuchung aller das Eisenbahnwesen betreffenden Erfindungen obliegen. * Wie den Pariser Abendblättern aus Konstantinopcl gemeldet wird, ließ der Sultan bei dein Empfange dcS neuen französischen Botschafter- Cambon die Musik der Gardetruppe» die Marseillaise spielen, welche bisher in der Türkei verboten war * Der römische Correspondent deS „Daily Graphic" be richtet über eine mit Giers gepflogene Unterredung, im Ver laufe welcher Letzterer sagte: Ick bin unermüdlich gewesen in meinen Anstrengungen, de» Frieden Europas auf recht zu erhalten. Der Zar schaudert bei der bloßen Erwähnung des Wortes „Krieg". Ich kann Sie versichern, nicht ein Bataillon wird für AngriffSzwcckc von ciiiem Ort zum andern verlegt, sonder» lediglich um das Reich in die Lage zu versetzen, einen Angriff von außen im ersten Augenblick zurückruschlagcn. Viel ist über die Festlichkeiten in Kronstadt gesagt worden, wenn Admiral Gervais irgend einen Eindruck mitgenommen hat, so ist cs der, daß Rußland Frankreich zu keiner übereilten Handlung verleiten werde. Ein Krieg würde populär in gewissen Kreisen Rußlands wie Frankreichs sein, aber beide Regierungen und persönlich der Zar »nd Larnot hegen die Uebcrzeuguiig, daß die große Mehrheit der Bevölkerung in beiden Landern gegen den Krieg ist. * Am 22. und 28. November findet zu Eeraing bei Lüttich eine außerordentliche Versal» ml» »g der belgi schen Bergarbeiter statt. Hauptgegenstänke der Tage- ordnung sind die Manifestation am >. Mai 1892, die Reorganisation der Bestrebungen zur Erlangung dcS allgc meinen Stimmrcchtö, Berathimg der Statuten dcS inter nationale» Bundes der Bergarbeiter und Vorschläge für den nächsten Loiigrcß zu London, sowie Propaganda gegen die „Blutsteuer", hauptsächlich durck feindselige Manifestationen zur Zeit der LooSziebung der Militalrdicnstpslichtigeii. * Der Emir von Buchara ist auf seiner Reise zum Besuch deS Zaren in Usun Ada eingctroffen und wird in wenigen Tagen in Petersburg erwartet. Sei» Gefolge besteht aus 22 Personen und er führt reiche Geschenke mit sich. Für ihn selbst werde» Gemächer in der Rcservehälfte deS Wintcrpalastc« vorbereitet. * Italienischen osficiöscn Mittheilunzcn znfolge ist der Besuch v. Gier- als Beweis der freundschaftlichen und friedlichen Gesinnungen des Zaren gegen Italien unv folglich gegen den Dreibund aufzusasicn. Der Besuch des russischen Staatsministers sei aus ausdrücklichen Wunsch dcS Zaren erfolgt. Von den Mailänder Blättern besprechen den Besuch der „Corriere della sera" und der radikale „Eecolo". Der „Lorrierc" schreibt: Ter Besuch sei den Kanzleien von Wien, London und Berlin seit Wochen bekannt. Er erwecke keinen Verdacht, sondern werde al- sricdlicheS Symptom freudig begrüßt. Die verbündeten Staaten wüßten übrigens, daß das Haus Savoyen Verträge zu halten verstehe. Der radicalc „Secvlo" fragt, was Gier- in Monza ver handelt haben könnte, und spricht die Hoffnung aus, daß Europas Friede nach den Feste» von Kronstadt und Nizza und diesem letzten sicherlich günstigen Ereignisse keine Gefahr mehr laufen werde. Die hiesige „Tribuna" sicht die Zusammenkunft eben falls als ein wcrthvolleS Friedenspfand an und bestätigt die Möglichkeit einer flüchtige» Berührung wirthschaftlicher An gelegenheiten. — Tic „Opinione" legt dem Besuch dcS russischen >, MinistcrS des Aeußern eine concrete politische Bedeutung nicht ^ bei, erblickt in demselben jedoch ebenfalls ein Zeichen der ^ zwischen den Höfen von St. Petersburg und Rom herrschen- ^ den herzlichen Beziehungen und der friedlichen Gesinnungen, welche in St. Petersburg auch dem Dreibünde gegenüber obwalten. * Die „Politische Corrcspondenz" meldet aus Konstan tinopel: Die geistlichen Mitglieder dcS Patriarch en- ralhcS habe» sich für die Wahl dcS Metropoliten von Heraklea, Monsignore Gbermaiios, zum Patriarchen ausge sprochen, wahrend die weltlichen Mitglieder die Wabl dcS Exmctropolitcn Joachim begünstigen. Zwischen dem Patri archat und den griechische» Kausleute» ist wegen der Wahl der Delegieren in den Palriarchenrath ein Zwist auSgebrochen, der eine Vertagung der Sitzungen verursachte. * Von serbischer Seite wirk der „Politischen Corre- sponde»;" an- Belgrad bestätigt, daß thatsächlich eine Jn- labuliruug in der Höhe von zwei Millionen Dinar bei den serbischen Eivilgcrichtcn auf die privaten Liegenschaften des Königs Milan durchgeführt worden sei. Es versteht sich aber von selbst, daß eine derartige Belastung einzig und allein nur den Privatbcsitz des König- Milan treffen kann und daß kein Staats- oder Krongul von demselben berührt wird. Tic Negierung stehe demgemäß dieser finanziellen DranSaction gänzlich ferne und trage weder irgend eine Garantie für dieselbe, »och könne ihr daraus irgend eine Verpflichtung erwachsen. Nachdem König Milan dem Throne entsagt und sich auch verpflichtet hat, seine» Aufenthalt im Auslände zu ncbmc», liege cs aber auch vollständig außerhalb deS Bereiche- der Regierung, ihm bezüglich der Gebahrung mit seinem privaten Bcrmögen Ratbscylägc zu crtbcileu. * Ein Individuum, welches dem Fürsten Ferdinand einen Drohbrief zugesankt hatte nuv nach Belgrad geflüchtet war, wurde verhaftet. Oesterreich verlangt die Auslieferung dcS Mannes, da derselbe ungarischer Unterthan ist. * Die letzten Nachrichten a»S Kreta conslatircn ein wei teres Fortschrciten der Beruhigung; 500 Flüchtlinge hätten neuerdings Amnestie verlangt, der Gouverneur sei geneigt, dieselbe zu bewilligen. * Nach einer Meldung der „Times" au? Singapore baben den Nachrichten aus Shanghai vom October zu folge die fremden Gesandten dicVcrhandlnngen ab gebrochen. Unerhebliche locale Unruhen ausgenommen, ist die Ruhe nirgends gestört worden. * Der Gouverneur dcrcrythräischcnEolon i c, General Gandolsi, ist nach Massauah abgereift, um die Neu- organisirung durckzufübren. Die „Italic" veröffentlicht in zwischen einen von der afrikanischen Untersuchung- Lommission erstatteten zusanlniciisasscnten Bericht über ihre Beobachtungen in der erylbräische» Eolonic, welcher einige allgemein ge haltene Vorschläge über die künftige Ausdehnung und Ein richtung des italienischen Gebietes in Afrika enthält. Die Vorschläge der Lommifsio», die fick über die Hauptsache, die Frage der LolonisationSfähigkeit des Hinterlandes von Massauah, nicht näher ausspricht, bewegen sich in folgender Richtung: Die Besetzung habe sich auf das Dreieck Maffauah- Asmara» Keren zu beschränken, doch sei auch Agordat festzuhallcn, um die Derwiscye von einem Einbrüche in italienisches Gebiet abzuhaUen. In den zu räumenden Gebieten — cS wäre dies die Mareb-Linic — seien Residenten zu belassen, vorläufig Snbaltern-Officicre, denen eine kleine Anzahl Soldaten bcizugeben wäre, die sich im Falle eines Angriffes aus die Hauptmacht, auf das bczcichnete Dreieck, zurückzichen könnten. Da die Macht der Derwische im Sinken begriffen, sei es wichtig, jene Stellungen zu behaupten, deren Besitz den Handel ans den, reichen östlichen Sudan nach seinem natürliche» Ausgangspunkte, dem Hafen von Massauah, leiten könne. Schließlich spricht der Bericht für Einführung einer Eivilvcrwaltung. Eine solche ist, wie uns ein römischer Drabtbcricht meldete, in Aussicht genommen; die Vorschläge wegen Einschränkung der Occupation dürften dagegen in Rom weniger Berücksichtigung finden, nachdem der NeguS Mcnclik sich immer feindseliger gegen die Italiener stellt. Marine. * Berlin, 13. October. S. M. Kanonenboot „Hyäne", Com- mandant Eapitain-Lieutenant Plachte, ist am 12. October d. I. in Bonny eingetroffen und an demselben Tage nach Kamerun in See gegangen. Mililairisches. f Dresden, 13. October. Dir vor der hiesigen kSnigl. Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige statt- gesunden«! diesjährigen Herb st prüsun gen zur Erlangung der Be rechtigung zum einjäbrigen Freiwilligcndiciist habe» solgendeS Er gebnis; gehabt: Zur Prüfung waren überhaupt 28 Anmeldungen eingegangen, hierunter 2 Gesuche um Zulassung zu der erleichterten Prüfung nach K. 89, 6 der deutschen Wcbroronung; drei An meldungen wurden jedoch vor Beginn der Prüfungen zurückgezogen. Bon den 18 aus Grund der Prüiungsvrdnuug >Anlage 2 zu 4. 91 der Wehrordnungi Geprüften baben 9 die Berechtigung erworben, dagegen mufften 9 zurückgewiesen werden, und zwar 0 wegen un genügenden schriftlichen und 8 wegen ungenügenden mündlichen EramcnS. Den beiden zur erleichterten Prüfung zugclasjcncn junge» Männern ist von der königl. Obcrrecrutiruiigsbchörde die Be rechtigung zum einjährigen FreiwiUigendienst auf Grund des Aus falls Vieser Prüfung zuerkannl worden. * Im „MMairwochenblatt" wird die Frage der zwei- oder dreijährigen Dienstzeit einer erneuten Besprechung unter zogen. Das Blatt schreibt, baff die Frage, ob es möglich sei, den Recruten in zivei Jahren zu einem brauchbaren Fetdsoldatrn zu er ziehen, so wie sie gestellt worden, allerdings wohl überall eine de-
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