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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-13
- Monat1892-01
- Jahr1892
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Stablewski, ernannter Erzbischof von Gnescn und Posen, schwöre einen Eid zu Gott dem Allmachligen und All- wissenden auf da» heilige Evangelium, da», nachdem ich auf den erzbischöfliche» Stuhi von Gnesc» und Posen erhoben worden bin, ich Sr. königl. Majestät von Preuße» Wilhelm und AUcrhöchstdeiieu rechtmäßigen Nachfolger» in der Negierung, meinem Allcranadigsle» Könige und Landesherr», unlerlhänig treu gehorsam und ergebe» sein, Allcrhüchsldero Bestes nach meinem Vermögen befördern, Schaden und Nachthcil aber verhüten und de- sonders dahin streben will, Laß i» den Gemülhern der meiner bischöfliche» Leitung anvcrtrauten Geistlichen und Gemeinden di« Gesinnungen der Ehrfurcht und Treue gegen den König, die Liebe ^im Vaterland«, der Gehorsam gegen die Gesetze und alle jene Tugenden, die in dem Christen den gute» Unlerlha» bezeichnen, mit Sorgfalt gepflegt werden, und daß ich nicht dulde» will, daß von der mir untergebenen Geistlichkeit in entgegengesetztem Sinne gelehrt und gehandelt werde. Insbesondere gelobe ich. daß ich keine Ge- meinschast oder Verbindung, sei eS innerhalb oder außerhalb des LandeS, unterhalleu, und wenn ich erfahren sollte, daß in meinen Tiöcesen oder anderswo Anschläge gemacht werden, die zum Nach tbeil des Staates gereichen könnten, hiervon Sr. königlichen Majestät Anzeige machen will. Ich verspreche, dieses Alle- uni so nnverbrüch- licher zn balle», a>S ich gewiß bin, daß ich mich durch den Eid, welchen ich Seiner päpstlichen Heiligtest und der Kirche geleistet habe, zu nicht» verpflichte, was dem Eide der Treue »nd Ilnterlhänigkeit gegen Seine königliche Majestät entgegen fein könne. Alles d>eies schwöre ich, so wahr mir Gott Heise und sein heilige« Evangelium. Amen! Der Kaiser richtete, nachdem der Erzbischof von Gnesen- Posen den Eid abgelegt batte, an den Erzbischof folgende Worte: „Ich habe es für angezeigt gehalten, Sie, boch- würdiger Herr, bei Antritt Ihres Amtes persönlich zu empfangen »nd das feierliche Gelöbniß, welches Sie soeben abgelegt nnd mit Ihrem Eide bekräftigt haben, selbst ent gegen zu nehmen. Die Aufgaben, welche Ihrer harre», sind schwer, sie erfordern bei de» cigenthümlichen Ver hältnissen Ihrer Diöcesc in besonderem Maste Weis heit und Treue. Wenn ich Sie, hochwürdiger Herr, Seiner Heiligkeit dem Papste zur Berufung aus den erz bischöfliche» Stuhl von Gnesen-Poscn in Vorschlag gebracht und Ihnen nunmebr meine landesherrliche Anerkennung erlheilt habe, so ist dies in dem Vertraue» geschehe», daß Sic in Ihrem verantwortungsvollen Amte alle Zeit die Grund sätze bcthätigen werden, welche Sie als Ehrist und Unterthan mir, Ihrem Landesherr», und dem Staate, dessen Bürger Sie sind, schulde». Ich erwarte, daß es Ihnen gelingen wird, soweit dies Ihres Amtes ist, die Gegensätze zu versöhnen, welche bei -bindern eines Landes keine Berechtigung haben, und daß Sie in den Ihrer bischöflichen Obhut anver- lrauten Diöcesanen den Geist der Ehrfurcht und Treue gegen mich und mein HauS, d:S Gehorsams gegen die von Gott geordnete Obrigkeit, der Achtung vor den Gesetzen des Landes, sowie der Eintracht unter den Bewohner» desselben pflegen und nähren werde». Ich hege diese Erwartung mit um io größerer Zuversicht, da Sie diese Grundsätze selbst als die Ihrigen ohne Scheu verkündet und mir dadurch die Gewähr geboten haben, daß der Hirtenstab der Erzdiöcese fortan in einer festen, treuen und gerechten Hand ruhen wird. In diesem Sinne heiße ich Sic. hochwürdiger Herr, in Ihrem Amte willkommen und wünsche Ihnen zur Führung desselben den Segen GotlcS." * Tic „Norddeutsche Allgemeine Zcitting" ist in der Lage, sestzustcllen, daß die Meldung der Blätter, die Ansprache des Bischofs von Stablcwski bei dem Empfange durch den Kaiser sei ebenso wie die Antwort dcS Kaisers vorher verabredet und amtlich festgesetzt gewesen, unbegründet ist. * Die „N. L- C." schreibt: Der Reichstag bat heute seine Arbeiten vor überaus dürftig besetzten Bänken wieder ausgenommen. Der Diätenantraz hatte nicht vermocht, ein beschlußfähiges HauS zusammenzubringeii. Von deulsch- freisinniger Seite wirk die geringe Frequenz der meisten ReichSlaaSsitzuuge» mit Vorliebe auf den Mangel an Diäten zurückgefuhrt, unk nun war gerate zu einer Sitzung, welche diesem Mangel abzuhclscn beabsichtigte, nicht einmal eine beschlußfähige Anzabl von Mitgliedern zusammenzubringcn. * Tie „Verl. Polit. Nachr." schreiben: Tic i» der Presse umgehende Behauptung von angeblichen Meinungs verschiedenheiten zwischen dem iiiaiizmin ister Mi guel und dem Minister der öffentlichen Arbeite» von Berlepsch dürfte der thatsächlicheu Unterlage entbehren. Wenn daran erinnert wird, daß die Verstaatlich»»» der Privatbahnc» keine Einiiahmeguelle für den Staat sein sollte, so ist dies richtig. Es ist jedoch durch daS sogenannte Eisen- babnzarantiegesey das von den StaatSbahnen zu der Staats» raffe zu liefernde Mindestmaß an Einnahme» in Form der Verzinsung nnd Tilgung der Eisenbahncapitalschuld »ieder- gelegt, in letzterer Hinsicht allerdings in durch die aus dem EonsolidalionSprinciv sich ergebenden Consequenzen erheblich verdunkelter Form. Aber auch abgesehen von diesen gesetzliche» Grundlagen für die sinanzielle ^cite der Staatsverwaltung, stehen sich dabei die Interesse» rer Gcsammtbcit der Steuerzahler und drr Bcrkehr«interessc»lc» gegenüber. Dazwischen die richtige Mittellinie zu finden, aus welcher die bcrcchiigtcn Aiisordr- rungen beider Seiten sich berühren, ist die sür die Staats verwaltung sich auswerscndc Ausgabe. Auch würde mau fehl ehen, wenn man a»S einer Mitwirkung des Finanzministcr« ei den sür die Staatsbahnen wichtigsten Fragen aus eine enge siScalische Sachbehandlung unter Nichtberücksichtigung der volkswirthschastlichen Moment« schließe» wollte. Es wäre daS Zerrbild einer sachkundigen Finanzverwallung, wenn im Interesse vorübergehender Rücksichten, vor Allem auf Schwierig keiten bei der Balancirung eine« Etat«, Maßregel» wider sprochen werden sollte, von welchen cizie günstige Rückwirkung auf den Volkswohlstand »nd somit eine Hebung der dauernden Grundlagen der StaatSsinaiizwirlhschast zu erwarten wäre. Es liegt daher so wenig i» sachlicher wie in persönlicher Hin sicht ein Anlaß zur Beunruhigung vor. * Wie verlautet, ist e« unzutreffend, daß die Bau ordnung sür den Teltower Kreis wegen ibre- inateriellcn Inhalts aufgehoben worden ist. ES sind viel mehr formell-rechtliche Gründe entscheidend gewesen. Die Teltower Polizeivcrordnung ändert in zwei wesentlichen Piuiclen bezüglich der zulässige» Zahl der Geschosse und der bcbaiinngssäbigcn Fläche des Grundstücks die Bestimmungen der Berliner Bauordnung ab, welche durch BezirkSverordnung für den an Berlin grenzenden Tbcil der -kreise Teltow »nd Niederbarnim eingeführt ist. Die Kreispolizeivcrordiiung stellt sicb daher rechtlich nicht als eine Ergänzung, sondern als eine materielle Aeiidcrung einer von der böbeven Instanz erlassenen Polizciverordniiiig dar »»k widerspricht den Be stimmungen dcS PolizeigesetzeS vom ll März >8.',1, welches noch beute die G>m>dlagc de« PolizeiverortiinngSrechlS bildet. — Die „Krenzzeitung" bemerkt zu dieser Angelegenheit: „Die vom Landraib dcS Kreises Teliow, Skubcnra nch, erlassene und von der Regierung zu PoiSoam wieder ausgebobcne Bau ordnung für die Bororte batte, wie zur Genüge bekannt, lebhafte Widerrede hervorgeriisen Nach Aelißerungen der „Nationalzcitllna" und der „Kölnischen Zeitung" sollte auch Se. Mas. der Kaiser und König sicb über diese Bau ordnung mißfällig geäußert haben. Diese Melkung beruht offenbar auf Erfindung, dem, — wie das „Teltower KreiS- blatt" jetzt mittocilt »nd wie >.»S an maßgebender Stelle bestätigt ist — habe Se. Majestät gelegentlich der am Sonn abend im Grunewald abgcbaltencn Jagd auf Damwild, zu der auch Landralh Stubcnrauch mit einer Einladung bcekrie war, diesem Höchseinc Befriedigung über die Bauordnung zugleich mit dein Befremden über ibrc Wicdera»sbeb»»g aus gesprochen. Der Kaiser äußerte, daß die in dein Erlasse vor gesehene Fürsorge im hygieinischen, wie sociale» Interesse seinen Beifall habe Sc. Majestät bat dann eine sosorlige Berichterstattung über den Gang der Angelegenheit befohlen." * Die Unhaltbarleit des Standpuuclcs der Ii»psgegner wird zur Zeit aus das Ueberzeiigendste durch eine in dein englischen Landstäktchcn Bailey, da« fast von lauter fanatischen Gegnern der Kuhpockenimpsung bewohnt wird, auSgebrocheiic Blatternepidemie dargetdan. Nicht nur, daß die Krankbeit auS»ab»iSloö solche Personen befiel, welche die Impfung verschmäht batten, tritt sic auch i» den Häusern am bös artigsten ans, welche nur oder doch vorwiegend von »n geimpsten Personen bewohnt werden, während sie an Intensität umsomebr abnimmt, je stärker der Proccntsatz der Geimpften in de» betreffenden Häusern sich erweist. Ebaraktcristisch ist auch, daß, sobald die Impsgcgiicr fick, des bitteren Ernstes der ihnen drohenden Ansteckungsgefahr bewußt w»rdcn. sie »i bellen Hansen zum Arzte stürzte», der gar nickt genug Lvnipbe sür dir Schiiysuchenden beschaffen kan». * In preußischen RegierungSkreise» soll ma» de» durch daS neue Einkommcnsteiiergesrtz zn erzielenden Mehr er trag auf nicht mehr als 8 Millionen Mark schätzen Andere Schätzungen kommen allerdings z» einem höheren Betrag. Der Mcßrertrag wird jedenfalls allgemeiner Anschauung zu folge grössteiitbeils in den Städten, nickt auf dem Lande ans- koinmen Um so berechtigter ist die Mahnung, daß die Stadtverwaltungen sich hüten möge», die bequeme Gelegenheit zur Vermehrung der städtischen Einnahmen durch einfache Beibehaltung teS Zuschlags zur StaalScinkomineiisteucr in bisberiger Höhe zu benutze». Der gegenwärtige Zeitpnnel einer lür viele Schicksten der Bevölkerung durch schärfere Einschätzung bedeutend erhöhten Sttnerlesstiing wäre der denkbar ungünstigste, auch noch für die Eominunalvcrwal- tungrn erbökie Einnahmen z» erzielen. * Eine der ersten Vorlage», welche jetzt nach Wieder aufnahme der ReichSIagSsiyui'.gen auf die Tagesordnung kommen werden, wird der deutsch-schweizerische Han delsvertrag sein. Voraussichtlich wird dabei ein guter Tkeil der vor Weihnachten staltgehabten zollpolitische» Ver handlungen sich noch einmal wiederholen. Die inzwischen lautgewortenen Urtbeile sachverständiger Kreise haben die von Anfang an herrschende Anschauung, daß dieser Vertrag der sür Dtiitschland ungünstigste von allen sei, nur bestätigt. Indessen sicht er a» Wichtigkeit de» groß-» bereits an- genoniincnen HandelSvcrträgcii nack', »nd nachdem die letztere» einmal die Zustimmung einer ül ciivälligciidc» RcichSlagS- »ichrbeit gesunde» haben, wirk wolst auch der schweizerische Vertrag keinem unüberwindliche» Widerstand mehr begegnen. * Der Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses von Kocller ist, wie u»S ein Pnoattelegramin meldet, in seiner Heimatb, Kanlrcck i» Pommer», plötzlich au der In fluenza erkrankt und verhindert, der Eröffnung dcö Land tages bcizuwohnen. * DaS leitende socialdemokratischc Organ der „Vor wärts" erläßt eine beachtenSwerthe Warnung vor weiteren Arbeitseinstellungen in nächster Zeit. Er schreibt: „Durch UnierslütztingSgesiiche ist die denische Arbeiter schaft gegenwärtig sehr stark in Anlprnch genommen. Neben den Buchdruckern stebcn bekanntlich »och die Weißacrber, Handschuhmacher und Brauer im AuSstand. Diese Streiks erfordern Summen, welche eS „otbwendig machen, darauf hinzniveisen, baß etwa in einzelnen Berufe» projcctirtc Lohn- hewegniigen sür die nächste Zeit keine Anssichl ans den Sieg haben, sofern dazu die sinanzielle UnlerstützungSkrast der deutschen Arbeiter »i besonderem Maße in Rechnung gezogen werden müsste Die Arbeiterschaft muß jetzt schon allwöchent lich große Summen für die streikenden Arbeiter der oben erwähnten Gewerbe ausbringcn trotz dcS spottlchlccl,te» Ge schäftsgangs, der sür sic selbst E>nkomnieiiSvcr»iitlderuttg zu» Folge bat; mehr zu Ihn» ist sie vor der Hand, soweit sich das überblicke» läßt, außer Stande." * Bei der Zulassung des sogenannte» „Privatunter richts" im Polnischen, welcher bekanntlich von den an den Volksschulen in der Provinz Posen aiigeslellien Lebrcrn in den Sck'nlloealen ertbeill wirr, wurde vorauSgesagi, daß binnen Kurzem vo» polnischer Seite seine Einführung in den sch ulplan mäßigen Unterricht vcrlaugt werden würde. Es ist bereits so weit. Die angeordneten statistischen Erhebungen i» Betreff des „Privatunterrichts" geben dem „Kursier Poz nanski" in einer Eorrespondenz „Vom Dorfe" Veranlassung zn der Bemerknng, daß nach genauer Prüfung der Verbälttiisse m Lglicherweiic die Anordnung getroffen werden dürste, daß dieser Unterricht nicht mehr privatim, sondern schulplaumäßig crlhcilt werde, da man daS bisherige Ver hältnis; aus die Dauer nicht ertragen könne. Die Lcbrcr klagten über Mangel an Zeit für den Privatunterricht, »nd die nicht ain Sckmlorie wohnenden Kinder kehrten erst am späte» Abende von dein Unten »bk nach Hause zurück. Auck' die finanzielle» Opfer feie» sein groß; so gäbe es Parochic», i» welche» »>>»»—>«»»» ./7 jährlich für diesen Zweck aufgebracht würden. Dies sei eine sehr empfindliche Abgabe, welche von der Staatsbehörde füglich aufgehoben werden könnte, wen» dieselbe einige Stunden in anderen U »ic r r i ch lsgcgc u st ä n d e n des Lehrplan« — wie Geschichte, Geographie. Rechnen streiche» unk für de» polnischen Sprachunterricht bestimmen wollte. Da haben wir'S! Es fehlt blo- »och, wie die „Nat Zig." sehr richtig betont, der Vorschlag, die Zeit sür den polnischen Unterricht durch Beschränkung der Unter» ichissttiiiden im Deutsche» z» ge winnen. Früher war bekanntlich der Uittcrricht im Polnischen FeitiHetsn. Das geflügelte Nad. 9j Roman von Hermann Heinrich. V!»chdruS »erd»««,,. lFortsetzung.) „Selbstkuppelung?" fragte er. „Gewiß", antwortete ich. „Ja, Herr Ingenieur, daS geht ja nicht." „Geht nicht? Wieso?" „ES ginge schon, wenn wir'« mit lauter »»beladenen oder mit lauter beladenen Wagen zu lhun hätte». Aber wenn ein beladener »nd ein unbclatcner Wagen gekuppelt werde» sollte», ginge eS nicht." „Aber warum denn nicht?" frage ich lingebuldig." „Weil der beladene Wagen mit seiner Last immer einige Linien niedriger steht, als der leere." „Mir war, als ob mir Jemand einen Schlag versetzte. Ick nehme die Sache in Augenschein »nd finde, daß rer Mann Reckt hat. Wenn ein beladener mit einem unbeladencn Wagen verbunden werten soll, so ist die Sclbstkiippeliing unmöglich DaS beißt, sic ist überhaupt unniöglich. Ein ciüfack'cr Arbeiter ist eS, der mit drei Worte» mein ganze« Kartenhaus über den Hansen wirst!" „Seltsam!" sagte Amalie. „Aber D» darfst das nicht von der schlimmen Seite nehme». Jede Wahrheit ist dankcn«- wertb. Der Mann bat ein gutes Trinkgeld verdient" „Das Hai er auch erhallen Und nachher, als ick, einem Erliegen die Entdeckung mittbeile, sagt dieser: Nun ist eS mir erst klar, warum die Zeitschrift deutscher Ingenieure die Bei behaltung der alten Kuppelung fordert. DaS habe ich auch noch nicht gewußt. Aber ich werde die Scharte ausivetzc». Nickt eher will ich ruhen nnd rasten, als bis ick das Problem auf die eine oder andere Weise gelöst habe!" Er ries es »nt lauter Stimme und stampfte mit dem Fuße aus. Er sab wunkersckiön aus in diesem Ester, ein Vitb echter Männlichkeit Amalie nmschloß ibn stürmisch und ries: „So gefällst Du mir. Haue Alexander »ich! so gedacht, er hätte die Well nicht erobert!" Amalie erbat fick, bas Modell der Selbstkiippelung, ka nn» doch keine praktische Bedeutung mehr balle, als Geschenk. Sic wollte eS in ihrem Boudoir aujslellc» als immerwährende Erinnerung an da- hohe und ernste Streben de- geliebtesten Mensche» Dorner willigte gern ein und verließ lkiinalie mit den, Bewusstsein, seine Rolle gut »nt wirksam gespielt z» baden „Sind wir erst verheirathet", kachle er, io bedarf r« solcher -unstmiltkl nicht mehr. Eine Frau, die Smder zu erziehen und einen Mann zu ertragen hat, hat keine Zeit, sich um solche Dummheiten zn kümmern " In der Wohnung des Doctor Kemnitz sab eS sehr bnnt a»S. Leere und zum Theil gefüllte Reisclosfer standen umber. Wäsche, Kleidungsstücke, Bücker und Papiere lagen aus Tische» und Stühlen bunt durcheinander. Der Doctor stand mitten darin, mit dem Ordnen der Gegenstände beschäftigt, während sei» Diener nach seiner Anweisung die Koffer packle. Da klopfte eS an die Thur, »nd Dorner trat herein. „Was sehe ich, Herr Doctor!" rief er. „Sic wollen un- verlassen ?" „Ich rüste zur Reise", antwortete der Doctor ernst. „Aber bitte, treten Sie ein und nehmen Sie Platz." Dorner trat ei» und lehnte sich nachlässig aus eine» Sessel. „DaS ist eine schöne Geschichte", sagte er rcsignirt. „Wir, meine Braut und ich, habe» Sic Tag sür Tag erwartet, umsonst! Sic wissen, wie hoch Sie meine Braut verehrt und wie gern ich in Ihrer Gesellschaft bin. Gewiß, ich plaudere mit Niemandem lieber als mit Ihnen Stein und Stahl gicbt Funken und maiicher Funke de« Geistes ist durch unser Dcbatlircn geweckt worden." Ter Doctor präsentirte Eigarrrn. „Bitte!" Dorner langte zu, zündele sich die Cigarre an und fuhr fort: „Ich komme im Aufträge meiner Braut, Sie zu ersuchen, heule Abend unser Gast z» sein. Sie dürfe»« nicht abjchlagen, lieber Doctor" Doctor Kemnitz deutete ans die herliinliegenecn Gegen stände „Urlheilcn Sie selbst, ob e« mir unter diesen Umständen möglich ist." „Wo gebt die Reise hin?" „Ins Mittelineergebitl Ich beabsichtige das südliche Italien, Griechenland unk ki« Inseln in besuchen." „Der reine Wandervogel", sagte Dorner, inkei» er sich bebaglicki streckte »nv die Beine übcreinanderschlug „Mein Gott, lieber Freund, Sic haben hei dem iinmerwährenten Reise» doch eigentlich nichts vom Leben. Sie sollten sich verheiralhen und einen feste» Wohnsitz nehmen O. Sie können es sich nicht denken, wa« sür e»i Glück es ist, an der Seite eine« holden weiblickien WeienS feine Tage zuzubungen Wir werden in diesem Winter auch eine Reise nach Italien wagen, aber es wird die Hochzeitsreise sein " „So!" sagte der Doctor. „Ist es schon so weit?" „Ja. die Hochzeit wird noch vor Weihnächte» italtsinven Ich wollte sie noch bi« zui» Frühzahrc k>nau«sck,ieden. aber dir kleine Frau capricir» sich nun einmal darauf, in diesem Winter di« Reise nach Italien an der Seite ihre« Galten zn mache». Na und ich bin ihr Sclave, der reine Sklave!" Der Doctor sah ernst zu dem Inzmuur hinüber. Der großsprecherische Ton desselben, seine zudringlich vertrauliche Unterhaltung, sein ganze« anmaßendes Betragen verletzten ihn. „Das ist ja sehr erfreulich — für Sie", sagte er. „Und Sie werden bei unserer Hochzeit nicht gegenwärtig sein?" fukr Dorner lebhaft fort. „DaS wird eine Lücke in diescnl Fest bedeute», eine große Lücke Meine Braut wird untröstlich sein. Sie sollte» Ihre Reise ansschiebcn, lieber Doclor. Wir konnten dann vielleicht ein Stück de- Weges zusammen fahren. Ucberlege» Sic sich'S!" Er stand aus. „Ich will Sic nickt länger stören, obgleich eS ein Verdienst wäre, Sie vo» Ihrer Reise z»rückz»haltcn. Schake, daß Sie heute Abend nicht koinnic» können. Eine auserlesene Gesell schaft wird da sei»: der griechische Gesandte, Bildhauer Pro fessor Denbner, Geheimrath Starke, der berühmte Operateur, General von Wittelsbach, ein Freund de- verstorbene» Oberst- lieutcuanls, und noch viele Andere. Nu», ick, werde die Ent schuldigung sür Sic übernehme» und meiner Braut Ihren Gruß bestelle». Aus Wiedersehen, Herr Doctor!" Dorner ging nnd nachdenklich saß der Doctor inmitten seiner Koffer und Bücher Zweierlei war ihm llar, daß nämlich Dorner trotz seiner dringenden Einladung gar nichts an dem Besuche des DoetorS gelegen war, und daß der glückliche Bräuligam eine Freude darin fand, denjenigen, den er sür seinen Nebenbuhler hielt, mit der Schilderung seines Glücke« zu ärger». Und »och ein Drittes däiiimerte dein Doclor aus und gewann nach »nd nach eine teste Gestalt: er war im Begriff, »lit seiner Reise eine große Dummbcit, ja ein Unrecht zn begehe». Amalie war seinem Hetze» auf der vorjährigen italieni schen Reise lieb und werlh geworden Zwar hatte er die Vierzig bcreiis überschritten und geglaubt, über da« kcirath«- sähigc Alter hinan« zu sei»; aber da« Zusammenleben mit Amalie hatte ihm gcreigt. das; die Wissenschaft allem doch sein ganze« Denken und Fuhlen nicht an-füllte, daß es ein persön liche« Glück gab, vo» welchem er bisher so wenig genossen hatte. Mit dieser jungen Frau, deren Interesse n»d Ver- siändniß sür die Wissenschaft weit über da« gewöhnliche Maß hinausging, sür immer Üi»S zu sein, da« erschien ihm als der GipselpuncI des menschlichen «Glückes Zurückgekekr», fand er sie in dem Banne eines Mensche», rer be, dem Gegensatz zwischen seiner gefälligen äußeren Erscheinung und seinem inneren Unwerlhe der sarbcnhellen, aber hohlen und duftlosen Tulpe glich. Dorner - Bemühungen, durch prahlerische Reden seine geistige Bedeutung emporzuschrauben. Überzeugten den Doclor nieor und mehr, daß er die Liebe Amaliens nicht verdiene, »nd daß diese gemüthvolle und lies angelegte Natur unmöglich mit dem Ingenieur lange glücklich sein kisnnc Die Nachricht von der Verlobung an jenem Tage tras >kn wie der Bliy, und als er auö seiner Betäubung erwachte und seine Fassung gewann, da fühlte er, daß er tief unglücklich war und daß seine« Bleiben« in der Nähe der schönen und dem Unglücke gcweikten Frau nicht länger sei» könne. Aber der Besuch Dorner « am deuligen Tage zeigte ihm die Angelegenheit plötzlich von einer andern Seite. Uv. Kemnitz war überzeugt, daß Amalie in der Verbindung mit Dorner einer großen Gefahr entgegenging, und er wollte sic dieser Gefahr ruhig prctSacbcii In seinem Gefühle schmerzlich berührt, in seinem Stolze gekränkt, wollte er da« Feld ohne Kamps einem Gegner überlassen, der ihm gegenüber al« ein würdiger Gegner koch kaum gelten konnte DaS ist nicht die HaiiblniigSweise eine« Manne«, daS entspricht der Empsindlichkeit eine« eitlen Mädchen«. Amalie brachte ihm ein große« Vertrauen und eine unbegrenzte Hochachtung entgegen Die Zeit konnte kommen, wo sic seine« Rathe« bediirsi« unk nach dem Beistände de« Freunde« sich sehnte, der dann, anstatt als Mann und Freund seine Pflicht zu er fülle», mit verwundetem Herzen in de» Ruine» Griechen land« »mherirrtc. Wie schwächlich, wie lächerlich, wie kleinlich! Nein, er wollte aushallc» bi« z»m letzte» Augenblick, und wenn e« ihm nicht gelang, ra« Unheil vo» Amalie abzu- wende», so war c- kann iinnier noch Zeit, den Rückzug an- zutrcle» Der Entschluß wurde bei ihm so scst, daß er sofort dem Diener Befehl gab, die Sache» wieder a»Szupacken und z» ordne», da die Reise aufgeschobcn sei Eine Fröhlichkeit kam über ihn, wie sie »ur da« Bewußtsein, richtig gehandelt zu haben, »nd dir Hossining auf ein gute« Gelingen im Her»en de« ehrliche» Mannes erzeugen kan» Am Abend war die Gesellschaft bei Frau vo» Breidenbach bereit« vollzählig versammelt, als I>> Keiu»itz cintral. Sein Auslrelen war sicher und frei von >cter Befangenheit, welche ihn i» letzter Zeit in Amalien'« Gegenwart oft beschlichen batte. Die innere Fröhlichkeit gab seine» Mienen einen be sonder« liebenswürdige» Ausdruck Mil fröhlicher Verwunde rung wurde er vo» Aiiialic, mit Befremden von dem Ingenieur hegrlißt. „Welche Ueberraschung, Herr Doclor!" sagte Dorner. „Wir dachten Sie »n« aus Ihrem Koffer sitzend, zur Reise gerüstet" „Ich habe die Reise bi« nach Weihnachten ausgcschoben." ..O wie schön'" lies Amalie ..Und welchem glückliche» Umstande habe» wir diese Wandlung zu danken?" „Der unwiderstehlichen Bereblsanilcil Ihre» liebens würdigen Herr» Bräutigam«", cnlgegnele der Doclor mit verbindlichem Lächeln. „Die guten Grünte mußten den bessere» weichen." Dorner biß sich aus die Lippe Die Nähe de« Doctor« war ihm stet« unbehaglich; jetzt stieg ei» Mißtrauen gegen id» in seiner Brusi empor Amalien s Freude aber war eine offene unk herzliche Der Toclor wurde de» Herren vor- gestrlll, und bald war eine Unterhaltung im volle» Gange.
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