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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920126027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892012602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892012602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-26
- Monat1892-01
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HlWOUNt ME WlvsßN Nß stora. irkel n uoä Ose i« b.il«e»i^r Lvüuiliwe sexnl Uhr uhattr, traße. des Jahres- Neuwahl tc- deS für die ^tclwl» uns > sind wieder > 6) Fahnen- leister. dsr g -eburtstagc eschmaichine ntl. bekomm: d. chcmischc. Anne-Lieic? nnde u. Bef. ruver besten m ipeciellere gelesen und hollem Vol len. <1. >. leldt: rr. elmell. Bayerischer Gruß ». Lvlä INI 2. Fel». JhrerFrnde. syr. H. Gr. Stelle. >. z. r„. ges. ll. erb. s. liegt! L. Uh» rlsges Zkl'Z >st„sz,lat;>. itrl. : vor dem Alttwo, Ii. 7. Im »II» 7l.I.c 6. V. llavier »») emps. sich >, I. rech, . sortirt" - übertrifii »heit »es 4Slück7^. -de. k d« L-t>t»> ditto, l»«d«»t» l«cktt m»d de» Vororte» «richtete» «X. Ladestelle» «bgeholt: viertellührlich^lL^Ü, let zweimaliger täglicher Zustellung in» . xm» 5.50. D«ch die Post bezogen s,-.r putschla»d und Oesterreich: wertet,udrtiet, L—. Dir«» tiglich» ltreuzdaudsrnyuag i»S LuSlaid: m»»atllch ^ 8.—. Die Pkorgen-AuSgobe «scheint täglich '/,7 Uhr, di« »dald'Undgao« Liochentag« b Uhr. Abend-Ansgabe. Lkdortio» und Erpediti»»: I»h-»»e«,-Ge 8. Die Lrpedttio» ist Wochentag» nannterbrochen »» stütz 8 bi» «buch» 7 Uhr. Filialen: Ltt, »le«« s S-rtim. tSlfre» H-d«), UnwerslUUostrag» 1, L«ui» Lösche. Lattz«rme»str. 1t. patt, »nd Länigsplotz 7. tMM.TWtblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. R«cl«m»i> unter dem RedacttonSstrich <4g«» spalten) 50>H, vor de» Familienuachrichrra (6 gemalten) 40-^. Größere Schristea laut unterem PreiS» verzeichnib. Tadellarischer und Zißernsatz nach höherem Taris. tTptra-Beilagen (gesalzt), nnr mit der' Morgen-«ueaade. odne Pojtdesordernog 60—, mit Postdesordernag 70.—. Änuall«eschlnß für Inserate: Abrnd-AnSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge n »Ausgabe: Nachmittag» 4 UheI Sonn- und Festtag» früh 8 Uhr. Bei den Filialen und Aiinaymestrüe» st et«' hold« Stund« früher. , Australe sind stets an di« zu richte». Druck >r»d Verlag von L. Polz t» Leipzig ^«48. Dienstag den 26. Januar 1892. 8V. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Realgymnasium. Zur geneigten Theilnahme an der Mittwoch, den 27. dirscS ViouatS, vormittag» 11 Uhr in der Aula unserer Schule zu veranstaltenden Frier vrS Geburtstages Sr. Majestät »rS Natstrs ladet im Rainen des LehrercollegiumS ergebenst ein Leipzig, am Sb. Jannar 1892. Ulenel, Rector. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuch» aus de» Rainen Varl August Palijch, Restaurateur in Wachwlh, eingetragenen Gruudstücke, alS: n. Fol. 174 des Grundbuches für Wachwitz, Nr. S44, 244a und S44l> des Flurbuches, nach letzteren 3 Iiu 59,9 u groß, be stehend in Gebäuden lWirthschaftS-, Küchen-, Concertsaal, AussichtS-, Stall- und Echennengebäude), Park, Thiergarten, Feld, zum RestaurationS- und Oekonomiebelriebe eiugerichte», bekannt unter dem Namen „dcr Wachbrrg", geschätzl aus 7V 420 ^l, b. Fol. 164 de» Grundbuchs für Wachwitz, Nr. LSI und 222 deS Flurbuchs, nach letzlerei» l Im 78,0 u groß, bestehend ia Wiese, «irkeiliiiedcrwaw und Feld, geschätzt auf 3500 e. Fol. 182 de« Grundbuch« sür Wachwitz. Parcellen Nr. 22b und 20b des Flurbuches, nach letzterem 37,8 u groß, von welchen erstere sich alS Bauland eignet und letztere einen Treppenaufgang bildet, geichätzt aus 1500 ^4, 6. Fol. SOb des Grundbuches tür Wachwitz, Nr. 226 e des Flurbuches, nach letzterem 2,0 n groß, Weg, geschätzl auf 600 ^4. die unter o und >1 gedachten Grundstücke als ein gemein» schaflliches Ganzes auf 2400 .St geschätzt, e. Fol. 100 des Grundbuchs sür Rochwitz, Nr, 192» des Flur- duches, nach demselben l,l u groß, Weg, geschätzt aus 300 -E, k. Fol. 107 des Grundbuchs für Rochwitz, Nr, >90» und 191 des Flurbuches, nach letzterem ü0,9 » groß, bestehend in Weg und Wald, geschätzt ans 880 .M, und k Fol. 69 des Grundbuchs für Niederpoyritz, Nr. 87 des Flur buches, nach letzterem 30,3 » groß, bestehend zum Ttzeil aus Grasnutzung, Feld- und Felsenhalde, geschätzt aus 400 iellea an hiesiger Genchsstelle, Landhaus,'trotze Sir, 25, ll., zwang«, weise versteigert werden und cs ist »er 10. Februar 1882. Vormittags 10 Uhr, als Berstcigerungstermi» anberaumt ivordea. Dresden, am 21. Januar 1892. Käuigl. Amtsgericht, Abttzeilung 1b. Or. Neubert. Säuger. Leipzig, 26. Iauuar. * Bei dem gestern zu Ehren des Königs und der Königin von Württemberg im königlichen Schlöffe ilättzehablen Diner toastete Se, Majestät dcr Kaiser aus seine hohen Gäste, Er heiße die Majestäten willkommen und danke für ihren Besuch am hiesigen Hose, Se Majestät der König sei kein Neuling in Berlin, er sei seit lauge mit der preußischen Armee verbunden und daß man ihn hier nicht vergessen habe, beweise der gestrige Empfang. Er heiße die Majestäten nochmals willkommen und trinke aus deren Wohl, Se. Majestät der König erhob sich sofort zur Antwort und sagte, er danke sür den Toast auf ihn und auf die Königin, er danke für den herrlichen und herzlichen Empfang, welchen ih«r» Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sowie die Bevölkerung bereite! baben Se, Majestät der Kaiser habe richtig bemerkt, daß er kein Neuling i» Berlin sei. die schönsten Jahre seines Lebens gekörten der Zeit an. in welcher er aus das Engste mit dcr preußischen Armee verbunden war. Dieser «Kitt mit der preußischen Armee sei zuglcick, ein festes Band zwischen dem würtlembcraischen und preußischen Bolkr, Er trinke auf das Wohl Ihrer Majestäten deS Kaisers und dcr Kaiserin. * Aus Berlin wird uii« gemeldet: Die FrühstüclStasel bei der Kaiserin Friedrich zu Ebrcn deS württem- bcrgischcn KönigSpaareS fand beute Mittag l2>/z Uhr stall. Um 2 Uhr begaben sich dcr König von Württemberg und der Kaiser nach Potsdam, wo die istajestäten im Easino des Leibgardebusarc» Regiments speisten. Die Abendtafel wird i» Berlin iu den Gemächern der Königin Ebarlotte abgebaltc», * Die „Nordd, Allg, Ztg," tkcill über die Erkrankung deS Prinzen Hcinrilb Folgendes mit: Se. lönigl. Hoheit der Prinz Heinrich ist nach hierher gelangten Nachrichten an einem leichte» Influenza-Anfall erkrankt und konnte des halb am gestrigen Nachmittag nicht aus Kiel nach Berlin kommen. Es ist deshalb fraglich geworden, ob sowohl der Prinz wie auch seine erlauchte Gemahlin zum kaiserlichen GcburlSkage in Berlin anwesend sein werden. Nähere Nach richten werben jedoch aus Kiel noch hier erwartet, * Der Kaiser besuchte Sonnabend Abend, wie schon gemeldet, den CultuSminister Grasen Zedlitz, nachdem er diesen vorher zum Bortrag im Schloß empfangen hatte. Dcr Kaiser blieb in der Wohnung des Ministers, wohin auch die Abgcorduelen Graf Douglas und v. Ben da, sowie der Minister Miguel beschicken wurrcn, di« nach Mitternacht. Die Unterhaltung soll, wie der .M, Z." berichtet wird, haupt sächlich das Schulgesetz betroffen baben, Tie Stellung der Eonscrvativen, wie sie Herr v. Buch im Abgeordnelenhause ent wickelte, gicbt übrigens dcr Regierung eine sichere conscrvativ- klcrikale Mehrheit sür ihre Borlage obne jede wesentliche Abände rung; es fragt sich Lader nur, ob sie ein Gesetz von dieser Wichtigkeit unter Ausschluß aller liberalen und gemäßigt- eonscrvativen Elemente der Pollsvertretung, lediglich durch eine im günsttgsten Falle 240 Köpfe zählende Mehrheit tnnter 433 Abgeordneten) bewilligt zu sehen wünscht. Davon dürfte auch in der oben crwähnlcn Abendunlerhallung beim Grafen Zedlitz die Rede gewesen sein. * Der „Kölnischen Zeitung" wird auS Berlin von gestern telegraphisch gemeldet: >kn Abgeordnetenkrrisen sprach man heute von dem Gerüchte, Minister Miguel, der der heutigen Sitzung nicht bciwobnte, habe sein Abschiedsgesuch eingereicht. Wie wir von zuverlässiger Seite hören, hat in der Tbat Minister Miguel in der Mitte vo riger Woche sei» Abschiedsgesuch cingereicht. Dasselbe ist aber inzwischen bereits vom Kaiser ab^elehnt worden, Herr Miguel Kat in den Berathungcn deS >LlaatSministcriumS gegen wesentliche Bestimmungen des BolkSschulgesetzciitwursS seine erheblichen Bedenken geltend gemacht. Er hat daun aller dings die Eingabe, in dcr dcr Gesetzentwurf dem König zur Ge nkhmiglliig seilen« des StaatsministcrinmS unterbreitet worden ist, mit unterzeichnet, aber die Hoffnung ausrechlerbalten, daß im Abgeordnetenbause eine derartige Veränderung deS Ent Wurfs erzielt werden würde, daß er damit sich einverstanden erklären könnte. Angesichts der Ausnahme, die dcr Entwurf indessen bei allen gemäßigten Parteien gefunden, hat er den obenerwähnten Schritt gctban. Ter Kaiser bat ibn aber ge- beken, seinen Rücktritiscntschluß mindesten« noch so lange aus- zusckieben, dis zu übersehen ist. zu welchem Ergebnisse die Äeratbungcn oer Eommission führen werden. Freilich an gesichlS der Erklärungen des FractionsrednerS der conscrvalivc» Partei, Herrn v. Buch, ist geringe Aussicht vorhanden, daß dieselbe sich zu einer Bcrstäntiguog mit der »ationalliberalen Partei beguemrn wird, * Die .Nat.-Lib, Eorr." schreibt: „Die Situation hin sichtlich deS BolksschulgesctzeS sieht sebr trüb auS, Während noch bis in die letzten Tage anscheinend zuverlässige Angaben von starken Bedenken eines großen Tbeils der con- servativcn Partei gegen die wichtigsten principiellen Be stimmungen der Borlage verbreitet waren und das Zustande kommen deS Gesetzes nur unter wesentlichen Einschräiikungeii und Abänderungen zu erwarten stand, kann nach dem heutigen Auftreten des RamcnS der ganzen conservativcn Partei sprechende» Redners kein Zweifel mehr bestehen, daß die Rechte entschlossen ist, die Borlage mit Haut uud Haaren binunterzuwürgc» und daß dcr Bund mit dem Eentrum hierüber so gut wie fertig ist. Es scheint der ganze Regierung« druck in dieser Richtung ausgebotcn worden zu sein, und die Boraussctzung, daß wenigsten« bei einem Theil der rouser valiven Partei noch ein Rest von Rückgrat vorhanden sei, hat sich als vollkommene Täuschung erwiese». Sie sind alle einig, von Stöcker und Hammcrstei» bis Rauchhaupt und Limburg-Siirum, und die preußische SlaatSschule wird es bi« in ihr «Knochengerüst spüren " * Die ossiciösen „Berliner Politischen Nachrichten" suchen sür den Bolksschulgesetzentwurs in folgender Weise Stimmung zu machen: „Wenn in der Presse vielfach die Behauptung ausgestellt ist, als ob der dem Abgeordnelenhause vorliegende Entwurf eines BolksschulgesctzeS auch nach der Richtung der Schulaufsicht die Einwirkung der kirchlichen Organe aus die Schule zu verstärken geeignet sei, so beruht die Annahme aus irrthümlichcn BorauSsetzungen. Zunächst berührt der Entwurf die durch das SchulaussichtSgescy ge regelte Materie überhaupt nicht. Der Regierung ist daher das Recht gewahrt, mit der Schulaufsicht die ihr dazu geeignetst erscheinenden Personen zu betrauen, obne dabei in irgend einer Weise an die Geistlichkeit gebunden zu sein. Es ist wahrscheinlich, daß vonullramcntaner unbhochkirchlich-conserva- tiver Seite der versuch unternommen werden wird, die Be wegungsfreiheit der Regierung in diesem Puncte zu Gunsten dcr Geistlichkeit zu beschränken. Sodann enthält gerade die Bestimmung, an welche die Befürchtung verstärkten Einflusses dcr Geistlichkeit anknüpst, durch die wesentlich erweiterten Befugnisse des Krcisschulinspcctorö in sich schon das Eorrccliv Hegen eine solche Einwirkung. Den» wenn jetzt schon in den lchwierigen Fällen die verantwortliche Wahrnehmung der Kreisschulinspeeloren durch Superintendenten oder Erzpricsler sich als unthunlich erwies, so wird in dem Grade, als tieKreiS lchuliiispeetion an Bedeutung gewinnt, die Möglichkeit neben amtlicher Wahrnehmung der Geschäfte derselben eingeschränkt. Die KrciSschullnspcction im Hauptamte ist aber, selbst wenn sie einem Manne au« dcr Geistlichteil anverlraut wird, vo» dem kirchlichciiOrganisniusganz losgelöst. I» Bezug aus dicBesetzung dcr Stellen ist die Regierung tokanu auch keineswegs aus die Geistlichkeit beschränkt, wie denn ja auch thatsächlich ein er beblicker Theil der jetzt im Hauptamte sungirendcn Kreis schulinspectorcn auö dem Kreise dcr Lebrerschast, derjenigen an höheren Unterrichtsanftalten wie der an Volksschulen, hervorgcgangen ist. Nichts spricht dafür, daß in dieser Hin sicht eine Aenderung beabsichtigt wird. Im Gegenlheiie lassen manche Anzeichen daraus schließe», daß für die Kreis- schulinspeelivn vornehmlich auf die hervorragendsten Kräfte auS der Lehrerschaft selbst gerechnet wird." * In mililairischen Kreisen Berlins glaubt man, daß demnächst der Eommandant de« allerhöchsten Hauptquartiers und dieiistlhucnde Gencraladjutant des Kaisers, Gcneral- liciileuant v. Wittich, au« seiner bisherigen Stellung auö scheiden wird, um eine Hobe Eommandostelle im Heere einzu- nchiiic». Nach dem kürzlich erfolgten Ausscheiden de« General lieulenanlS v. Sobde sind Gras «chlieffcn I. der Eommandant von Berlin, v. Krosigk, der Iospectcur der 1. Eavallerie- Divisio», und v. Wittich die dicnstältesten GenerallicuteoantS, deren Berufung in die Stellung eines commandirrndcn Generals zunächst in Frage steht. Herr v. Wittich gehört dem Heere seil dem 1. Ma, I8L5 an; al« Commandeur der >2. Infanterie-Brigade in Brandenburg war er auSrrsebea, dem damaltgen Prinzen Wilhelm regelmäßige kricgSwiffen- schaftlicbe Borlcsungen zu balle», und diese Borträge hat er »och bi« zur jüngsten Zeit beim Kaiser fortgesetzt. Zum dicnstthuenden Generaladjutanlcn wurde er de, der Thron besteigung des Kaiser« ernannt. * Die katholischen Arbeitervereine sollen einer durchgreifenden Umgestaltung unterzogen werden. Bo» hervorragender katholischer Seite bat man längst er kannt, daß die Socialdemokratie wesentlich von der Gewerk schaftsbewegung getragen wird, und daß namentlich die Fach vereine die Stützpunele der socialdemokratischen Agitation sind. Die katholischen Arbeitervereine sollen daher den Fach- vereinSinteressen die allergrößte Aufmerksamkeit widmen und die Bildung von Werkgenoffeiischastc» (Fachscctioncn) ist in Aussicht genommen. Der katholische Arbeiterverein in Aachen hat bereits 6 sogenannte Werkaenossenscbastcn eingerichtet i Weber, Spinner, Appreteure, Nadler, Bauarbeiter und Metallarbeiter). Das erzbischöfliche Generalvicariat in Köln. dem diese neuen Statuten nnterbreitet wurden, hat sich mit dieser Umänderung vollständig einverstanden erklärt und die Umänderung weiterer Arbeitervereine nach dem Aachener Muster durste bald vor sich gehen. Weiter ist ferner »« de» wesentlich uingcstalteten katholischen GeseUenvereincn die Errichtung von Arbeitsnachweise- bureau«, von Bildung von besonderen Eommissionen für Rechtsschutz und Unterstützung vorgesehen. Diesen Eommissionen sind sehr umfassende Aufgaben zu- gewiesen, sie sollen deu Mitgliedern deS Vereins bei ihren berechtigten Ansprüchen behilflich sein durch Abfassung von Eingaben an die Behörden, sür die Wahl tüchtiger Arbeiter- Vertreter in den Versicherungsanstalten sorgen, die vorkommenden Streitigkeiten, sei es wegen «krankcniinter- stützung oder von den Berussgenosseiischaslen zucrkannten Renten oder Invaliden- und Altersrente», die Geltendmachung dcr berechtigten Ansprüche der Mitglieder aus Koste» der Bereinscassr übernehme» u. s. w. Alle diese beabsichtigten Aenderungen haben die Zustimmung dcr Hobe» Geistlichkeit erhalte». Es wird sehr interessant sein, zu erfahren, ob die so wesentlich umgestaltetcn katholischen Arbeitervereine mit den socialdemokratischen Fachvcrcinen nun die Eoncurrenz auSbalten können. * Dcr t;. I»5ck dcr GewerbcordmingSnvvclle vom 1. Juni I89l gicbt dem BnndcSrathe die Belugniß, bezüglich der Sonntagsruhe Ausnahmen für diejenigen Gewerbe zuzu- Fruilletsn. Mein Chenille-Äffe. Erzählung von I. Osterloh. Warum ich eS so lieb und Werth halte diese« kleine, miß gestaltete Gebilde im buntfarbigen Röllchen, dieses Ungeheuer, wenn auch nicht auS .Schwefel und Feuer", wie das Aenncken im „Freischütz" singt, sondern auS Draht und Ehemlle, welche« mit seinen Perlenaugen nichtssagend und doch beredt zugleich mich anblinzelt: warum ich es einem Kleinode gleich sorgsam wieder verschließe, wenn ich eS hcrvorgeholt, um mir immer und immer wieder eine der glücklichsten Stunden meines Lebens in« Gedächtniß zurückzuruseu, dies will ich in kurzen Worten meinen Lesern erzählen in der Hofsuuug, daß auch sie meinen kleinen Chenille-Affen lieb gewione» und eine solche „Affenliebe" mir nachfühlen können. Wenn die Jahre auch schon längst hinter mir liegen, in denen ich mit brennender Ungeduld auf da« Anzüuden deS Ebristbaumr« gewartet, bei welcher Gelegenheit ich mir jedr-mal mit großer Regelmäßigkeit beim Herbriholen meiner kleinen, für Eltern und Geschwister heimlich gearbeiteten Geschenke auS ihren Verstecken im dunklen Hintcrzimmer eine tüchtige FeirrtagSbrausche holte, in großer Hast den Wäsch schrank, dcr leider au« hartem und nicht aus weichem Holze gemacht war, nicht beachtend; wenn sich auch schon manches graue Haar unbemerkt im Lause der Jahre eingeschlichen — daS Herz war jung geblieben, und ich konnte eS nicht ver- kchmerzen, daß mir kein Weihuacht-baum brennen sollte am Tage der allgemeinen Freude. — „Die un« geliebt und die wir liebten, die kühle Erde hüllt sic rin —" draußen auf dem Friedhofe lag unser WeihnachtSglück tief eingeschneit; zudem war schwere» Leid und langwierige Krankheit bei un« "»gezogen und hatte seit Jahren schon jede Festfreude unmög lich gemacht. Aber diesmal halte sich doch endlich so Viele» zum Besseren gewendet, hoffnungsvoller konnten wir der Zukunft rntgegensrhen — nein, die-mal ging e» nicht ohne Cbristbaum ab, und richtig, noch einen letzten großen Anlauf und ich hatte meinem guten Manne einen solchen abaeschmeichelt und die Erlaubniß zum Stollenbacken dazul War da« eine Freude! Wußte ich denn nicht zuversichtlich, daß, wenn einmal ein Ebristbaum angebrannt sei, eS auch unter demselben nicht leer bleiben würde; und wie fürsorglich batte ich schon wochenlang vorder durch leise aogedentete Wünsche meinem Manne die Müde der Auswahl Armer Geschenke für mich zu erleichtern gesucht — arm, dir«»al war dir Weihuacht»angelrgeoh«it uu richltDM Atchrwaßrr, »ud wa« da« Stoll-ubacken betraf, so beschloß ich, eine recht große, mit dem Auge dcr kindlichen Liebe bemessene Stolle an mein alles Mütterchen in die ferne Hcimatb zu sende». War doch Mütterchen da« Einzige unserer Lieben, welches uns Gott noch übrig gelassen; mußte e» mir nicht recht schwer fallen, dasselbe auf lange Zeit zu entbehren, weil wir nur durch längeren Aufcntbalt im Süden die gewünschte Wiederherstellung sür meinen lieben Lebensgefährten finde» konnte», und eine lange Trennung voraussichtlich war ? Wohl flogen Briefe und Zeichen der Liebe fleißig von Ort zu Ort und wehrten dem Heimweh, welches zuweilen sich einzuscbleichen suchte, de» Einzug in« KindeSherz, alljährlich am Ebristsest aber, da waren doch Wohl die Tbürcn zum HerzenS- kämnicrlein nicht ganz fest verschlossen, mehr denn je weilten die Gedanken in der Heimath »nd gipfelten schließlich in dem brennenden Wunsche: Könntest Du Deine Mutter doch nnr aus einige Stunden bei Dir baden, ihre welken Hände streicheln, ihr in die lieben Augen blicken, wie unaussprechlich glücklich würdest Du sein! So ungestüm das Herz aber auch nur einen Angcublick bei dem Gedanken an solch ein Glück gepocht, so schnell mußte e« wieder zur Rübe gezwungen werden. Nein, dieser Wunsch war unauS südrbar. Lag nicht mehr denn eine Tagereise zwischen uns'? Kannte ick» nicht Mütterchen« Abneigung gegen Eisenbahn führten'? War eS nicht strenge Winterszeit, in wclcberdie Gute oft wochenlang ibrZimmer nicht verließ, und bätte die schüchterne zag hafte Frau eine solche weite Reise überhaupt gewagt'? Rein, ccn Wiedersehen lag unter solche» Verhältnissen ganz im Be reiche de« Unmöglichen, darum beschloß ick, alle aufkcimrnden Wünsche energilck zu unterdrücken, dafür aber meiue ganze Liebe an Mütterchens Stolle auSzulassen. Die beste Zutbat war mir noch nicht gut genug für dieselbe, und größer hätte sie auch noch sein können. Schließlich schien sie gut geratbcn zu sein; schon auSgcküklt wurde sie in einer Kiste woblver- packt, adressirt, gesiegelt und der allen Köchin zur schnellste» Beförderung aus die Post vertrauensvoll übergeben. Nun konnte ich getrost dem Weihnachr-scste entgegensetzen, und eS kam schneller heran, als ich gedacht Unter allerlei wirtbschaftlichcn Obliegenheiten gingen die Tagesstunden >m raschen Lause vorüber, und kaum war dir Dämmerung herabgrsunke», als mir von lieber Hand mein jahrelang >o heiß ersehnter WeihnachtSbauni im hellsten Lichlerglanze entgegenstrahlte Ia, aber wa« ist denn da«? Srbc ich recht'? Unter dem Baum ist r« dock leer? Hat mein Mann seine Geschenke vielleicht unter dem Tischtuchc versteckt ? Nein, diese- liegt tadellos glatt auSgebreitct, und kein Släubchen darauf zu sehen — geschweige denn ein Gegenstand! Halt, da blickt auS den Zweigen deS Tannenbaumes etwa» Bunte« heraus! Sollte wein Mann zwischen diese» seine Gaben versteckt habe»? Nach Art ei»er erfahre»» Iäger«fra» pürsche ich mich vorsichtig an den Baum heran, leise biege ich die Zweige auseinander — da glotzt er mich an mit seine» boshaften Augen, dcr kleine Affe ans grün und rotber Chenille, um den HakS trägt er eine «schelle und drohend hält er mir eine Ruthe entgegen. Lieber Leser, eS giebl im Menschenleben Augenblicke —, Du nickst, Du weißt daS schon selbst'? Run gut, solch ein Moment ist eS, als Zorn und Empörung mich zu ersticken drohen und ein Tbränenstroin mein Olcsiwt überstuthet. — Mir, der liebevollen Gattin diesen Spott! Dies der Lohn für meine unermüdliche Pflege und geouldigc Fügsamkeit in alle Launen meines Gestrengen! Und was soll ich mit dem nutzlosen Tinge aiifangcn, da« auf der GotteSwelt zu nicbtö Anderem da ist, als mich zu ärgern? Etwa meinen Kunstsinn am Anblicke dieses Affen bilden, meinen Geschmack durch seinen Besitz läutern'? Hatten denn meine zarten Andeutungen vor dem Christfest bezweckt, der Großmuth meines MauueS gerade ein solche« Werthobject zu entlocken'? Der ganze Jammer des mcnsch lichen Daseins ergreift mich plötzlich, die Sehnsucht »ach meiner fernen Heimath und nach dem treuen Muttcrberzcn kommt mit tiefem Weh über mich; ick kann den Anblick des Lichier- baume«, der mein ganzes Elend so grell beleuchtet, nicht mehr ertragen und beschließe, mich in die dunkelste Ecke des entlegensten Zimmers zu flüchten, vorher aber den nicht« würdige» Affen noch dadi» zu befördern, wohin er gehört: ins Pleffcrland in Gestalt des brennenden Ofens. Eben greife ich nach ihm, um ihn von seiner Höhe herab- zurrißen, da höre ich Peitschenknallen und Pferdegetrappcl vor den Fenstern. Erstaunt über diese ungewohnten Tone, halte ich einen Augenblick in niemein Thun inne und will eben schon wieder nach dem Affen greisen, da ertönt die Stimme meines Mannes neben mir. „Macke Dich fertig, wir wollen jetzt zur Stadt fahren; ick, will Dir noch mehr brennende Cbristbäuine zeigen." Wieder ein neuer Hokn! Jetzt zur Stadt fahren, am heiligen Abend, wo ein Jedes zu Hause bleibt; mit solchem Kummer im Herzen und so verweinten Augen, um Christbäume zu sehen; halte ich nicht schon heute an dem einen genug'? Mil schweigen der Verachtung will ich das Zimmer verlassen, mochte der Affe bleiben, wo er wollte; ich ging ja dock fort, denn mvrgeii wollte ich meinen Koffer packen und mich anS Mutterber; flüchten, das stand unwiderruflich fest. Da ergreifen mich urplötzlich mehrere Arme, Wersen mir den Pelzmantel »m, setzen mir die Kapuze auf, schieben mich zur Thür hinaus in den Wagen hinein, in welchen. Decken und Fußsäckc liegen; mein Mann pflanzt sich als Escorte recht behaglich „evcn mir Arrestanten auf, und fort gebt « im schlanken Trabe hinein in die kalte Winternacht. Anfänglich mache ich di« Luge» zu, dem, si« schmerz» mich -a, so se^c. und ich will auch gar nicht sehe», was um mich berum vor gebt; nach und nach aber tbut mir die Kälte a»t, sic lindert mein Augcnweh und besänftigt meine aufgeregten Nerven, und bald kann ick, mich nicht satt genug sekcn an dcr Pracht deS Sternenhimmels und des Glanzes, den er auöstrahlt. — Ja, so müssen die Sterne geleuchtet und gefunkelt haben in der Nacht, da nnser Heiland geboren und die Hirten ihr Hosiannah i» der Höbe sangen! DaS ganze Wunder und dcr ganze Zauber dcr Cbristnackt gebt in meinem Herzen auf; ich gebe mich ihm mit voller Seele hin und bin meinem Manne doch recht dankbar sür solch schöne Fahrt zu außcrqcwöhii- licher Stunde! Eben will ich ihm verstohlen unter der Decke die Hand drücken zum Zeichen meiner Versöhnlichkeit; drückt er die meine wieder — na, dann ist die Angelegenheit mit dem Affen vergesse», dann wollen wir wieder gute Freunde sein, da lenken plötzlich die Pferde statt links zur inner» Stadt recht» ein. „Kutscher, wohin fahren wir denn; dock, nickt zum Bahnhof?" — Keine Antwort, »ur ein undeutliches Brummen und energische« Peitschenknallen. „Ich will Dir « nur gestehen, liebes Kind, ich erwarte beute nocb Besuch vo» auswärts; ein junge« Mädchen will das Weibnachtssest bei uns verleben; »un streng: einmal Dein Köpschen an und ralhe, wer eS ist!" Ein junges Mäkckcn? Wieder eine neue BoSbeit meine« Onälgcistcö, der beute in solchen unerschöpflich ist, und a» dessen klarem Verstände ich überhaupt ein wenig zu Zweifel., ansange. Besuch zum Christfest, wo Jeder bei de» Seinigcn zu Hause bleibt, noch dazu bei dieser Kälte! Und gar cm >ungcö Mädchen? Ia, das kalte mir gerade noch zu meinem Glücke geschlt. Nicht wahr, so ein vergnügungssüchtige« Ding, welches immer unterhalten sein muß, imincr Zerstreuung verlangt, das Unterste zu oberst kcbrt, das hätte mir gerade i» meine stillcHäiislichkeit, in welcher Alle« »ack dem Schnürchen acht, gepaßt. Wie kam mein Mann nur aus diese Idee? — Wenn nur der Mond, mein alter Freund, sprechen könnte; der würde mir gewiß vcrralben Kaden, welches Gesicht im rasch daher eilenden Eiscnbahiizugc sich jetzt erwartungsvoll an die vcr eisten Fenster drückt; aber auch dcr bleibt stumm und bläst sein rundes Bollmondsgesichl nur noch mehr aus, als wolle er sagen: Wenn ick Dir's auch verratbe, Du glaubst eS mir doch nicht! — Halt, warum wird eS mir jetzt plötzlich so beiß ums Herz, so schwarz vor den Augen und schwindelnd im Kopse? Bin ich denn neulich nicht gerade dazu gekommen, als mein Mann, sich unbeobachtet glaubend, ein Brieschen au« der Tasche zog und eifrig darin las? Ersah ich aus dem zer knittert bei «Leite geworfenen Couvert nicht deutlich, toß die Aufschrift mit verstellter Frauenband geschrieben ? Hatte mein Mann ia der letzten Zeit nicht eigenhändig niedrere Briese in den Briefkasten gesteckt, dabei immer cm so desangeneSWese» zeigend ? Mrt Blitz^ßhueü« durchzuckt »ich jetzt der Gedanke: Leu»
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