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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-24
- Monat1891-10
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Abend-Ausgabe: die Lgespaltene Petitzeile 40 -L, R e c l a m e u unter dem Redactiousstrich <4gkspalte») 1 ^», Familieunachrichten und Anzeigen verlorener Gegenständ« lvgespalten) 20^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifferujvp nach höherein Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuna 60.—» mit Postbesörderuug 70.—. > o»»c> , Ilnnahmeschluß für 3nser«te: Abeud-BuSgab«: Vormittags 10 Uhr. Mo rge n-Auszabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halb« Stund« früher. Inserat« sind stet« an dt« Erpedtlt««» zu richten. »zs? 312. Sonnabend den 24. Octobcr 1891. 85. Jühlgllllch Amtliche Bekanntmachungen. Universitäts «Viblisthek. Da der Raum, in welchem die Einweihungsfeier am 24. October stattfinden soll, leider ein ziemlich beschränkter ist, kann der Eintritt in das Gebäude nur gegen Vorzeigung der Einladungs karte stattfinden. Leipzig, den 22. Oktober 1891. vr. Lredl. Bekanntmachung, die Zählung lcerstehrnder Wohnungen brtr. Wie alljährlich, soll auch in diesem Jahre am 1. November eine Zählung der leerstehenden Wohnungen und Geschästslocale durch unser statistisches Amt vorgenommen werden. Wir fordern demgemäy die Herren Hausbesitzer und Hausver walter auf, die ihnen zugehenden Formulare volliiändig und richtig auszusüllen und zur Wiederabholung nach 3 Tagen bereit zu Hallen. Leipzig, den LI. October 1891. Der Rath der Stadt Lei-zig. 8t. ä.. 2113/91. Vr. Georgi. 1)r. Hasse. 80 Mark Belohnung. In der Nacht zum Dienstag, den 20. dieses Monats, sind in der Echützenhaus-, Wurzner und Dorfstraße, sowie am Stünzer Weg de- Stadtbezirks Sellerhausen 26 Stück Glasscheiben an einer großen Anzahl Straßenlaternen muthwilliger Weise zertrümmert worden. Wir haben sür die Ermittelung der unbekannten THSter obige Belohnung ausgcsetzt und bitten, etwaige sachdienliche Wahrnehmungen ungesäumt zu unserer Kcnnlnitz zu bringen. Leipzig, am 23. October 1891. 0. L. 4362. La» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Wßb. Das von der Siadtpolizeibehörde Kamen; am 2. Februar 1888 für Therese Auguste titischte von dort ausgestellte Dienstbuch ist er statteter Anzeige zufolge im Monat Juli laufenden Jahres in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Behufs Verhütung von Mißbrauch wird solches hiermit sür un- giltig erklärt. Leipzig, den 20. Oktober 1891. Da» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. III. 5291. Bretschneider. P. DaS für Selma Bertha Dühler aus Wittgendorf am 2. Januar 1877 vom Gemeindevorstand zu Großporthen ausgestellte Dienstbuch ist in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Wir bitten, das Buch im Aussindungssalle an un» abzugcben. Leipzig, den 19. Oktober 189l. Da» Polizriaint der Stadt Leipzig. I. 4184. Bretschneider. G. pro-urtenbörse zu Leipzig. Die Sonnabend, den 31. October d. I., anstehende Produkten börse wird wegen des auf diesen Tag fallenden Rcsorinationö- sestcS aus Freitag, den 3«. Oktober, verlegt. Leipzig, den 23. October 1891. Die 2. Abthcilung de» Biirsen-BorstandeS. G. Schroeder, Bleyl, siellvertr. Vorsitzender. Börsensecretair. IsrMisihk DkligiMS-rMüd^s« kchjig. Anmeldungen zumEonsirmandcn-llnterricht nehme ich bis Ende dieses Monats entgegen. Di« Besprechuna mit de» Eonsirmandinne» wegen Festsetzung der Unterrichtszeit findet Donnerstag, de» 2V. d. MtS„ 4'/« Uhr. Nachmittags im kleinen Sitzungssoale des Cynagogengebäudes statt. Meinen privaten Religionsunterricht sür reifere Knaben, die eine Mittelschule besuchen, eröffne ich Sonntag, de» I. November» von IO—II Uhr Vormittags in der Erste» höheren Bürgerschule, woselbst ich auch Neuanmeldungen entgcgcunehmc. Rabbiner vr. karge». Zur internationalen Lage. „Hier ist daS Thor, welches der Hoffnung geöffnet ist", sagte der französische Senator und frühere Ministerpräsident IuleS Ferry bei Eröffnung der Eisenbahnlinie Epinal St. Maurice-Bussang, indem er des an diese Linie sich schließenden Tunnels gedachte, welcher Frankreich mit dem Elsaß verbindet. Brausender Beifall folgte diesen Worten und das Zeichen dazu gab der Milltair-Geuverncur von Epinal General Baraigne. Und der Vorsitzende der Tarif commission der Abgeordnetenkammer und ehemalige Minister M6line hirlt eine Rede, deren Inkalt durch die Worte ge kennzeichnet wird: „Unsere Vaterlandsliebe erlabt sich an Allem, was unser bewunderungswürdiges Heer dieser Grenze näher bringt." Was wollen alle Friedenskundgebungen französischer Minister, welche in den letzten Wochen mit unverkennbarer Absichtlichkeit sich gebanst baden, im Vergleich mit der packen den Deutlichkeit solcher Worte bedeuten ? IuleS Ferry galt in Deutschland stets als der Vertreter der Besonnenheit und Mäßigung gegenüber dem Chauvinismus eines Deronlöde, und doch ist sein Hinweis auf die Pforte der Hoffnung noch durch keine Rede oder Handlung Teroulöde'S üderboten worden. Mölme bat aus seiner Gesinnung gegen Deutschland niemals ein Hehl gemacht, er ist banptsächlich deshalb so eingenommen für die Abschließung Frankreich- durch Schutzzölle, weil er Deutschland dadurch finanziell zu schädigen hofft. Seine Vorliebe sür den neuen Tarif deckt sich mit seiner Kriegs last , und um die Wirkung seines AlarmruseS zu erhöhen, betont er auch noch die Mäßigung, die er sich auferlcge. Solche Reden bei solchem Anlaß müssen auf die leicht erreg baren Franzosen äußerst aufreizend wirken, sie sind so leicht verständlich, daß sie nicht ander« gedeutet werden können, als sie gemeint sind, und bereiten auf den Rachefeldzug mit unheimlicher Sicherheit vor. Phrasen wie die vom europäischen Gleichgewicht, von der Freiwilligkeit der friedlichen Haltung Frankreichs in Folge drr Wiederherstellung seiner Macht und seine« AnsebenS in der Welt verlieren Angesichts solcher Vor gänge ihre Scheinbedeutung, denn wie die wabrcn Gesinnungen der Franzosen beschaffen find, dafür ist die Armee, welche seit 20 Jahren organisirt worden ist, dafür ist das mit heißer Mühe angestrebte und erlangte gute Einvernehmen mit Rußland der beste Beweis. Aber e» ist nützlich, daß die wahre» <I«fiihle der Franzosen sich auch in entsprechenden Worten und Werken ausdrücken, daß nicht überall die Vorsicht befolgt wird, die wahre Meinung hinter glatten und mit besonderer Sorgfalt ausgewählten Worten zu verstecken. Man hat die Mailänder Zusammenkunft zuerst als ein wichtiges politisches Ereigiiiß darzustellen gesucht, bestimmt, in den Dreibund Bresche zu legen, dann kamen wieder Stimmen, welche der Begegnung jede politische Bedeutung absprachen und sie als eine bloße HöslichkeitSsorm erklärten. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Man weiß in Rußland sehr gut, daß Italien auS Ueberzeugung und aus wohl verstandenem eigenen Interesse ani Dreibund fcsthält, aber man kennt auch die Schwierigkeiten, mit welchen die Negie rung der Volksvertretung gegenüber zu kämpfen hat, und weiß, daß diese jede Möglichkeit, die FriedcnSzuvcrsickt noch zu erhöhen, mit Zustimmung begrüßt. Warum soll Italien nickt mit Rußland in gutem Einvernehmen leben? Haben dock Deutschland und Oesterreich-Ungarn sich auch redlich be müht, das gleiche Ziel zu erreichen. Nun ist es aller dings bekannt, daß die Russen besonders schlaue Diplomaten sind, und daß sie bei all ihrem Thun stets einen bestimmten praktischen Zweck vor Augen haben. Die Zusammcukunst in Mailand war den beiden anderen Mitgliedern des Drei bundes vorher als beschlossen angekündigt worden, damit wurde sie als völlig unverfänglich erwiesen, aber vielleicht war diese Mitthciluug nicht ohne Hintergedanken. Der Aus tausch von Höflichkeiten zwischen den leitenden Ministern zweier Großmächte hat stets einen politischen Beigeschmack, um so mehr, wenn dabei eine Macht von der Vergangenheit Rußlands dctheiligt ist. Rußland hat in internationaler Beziehung stets den kaufmännischen Standpunct fest- gehalten, das heißt ben, von welchem auS die Sache geschäftsmäßig betrieben wird. Ueber die Ziele, welche Rußland verfolgt, beachtet rS stets wohlbercchncteS Schweigen, eS nimmt stets die Miene des wohlwollenden Freundes an, behält aber seine eigentliche Meinung sür sich. ES kommt hier gar nicht darauf an, ob Rußland versucht hat, den Wortlaut der zwischen den Mächten des Dreibundes abgeschlossenen Verträge kennen zu lernen, wie von ver schiedenen Seiten berichtet wurde, denn dadurch wird nur das Mißtrauen ausgedrückt, mit welchem die öffentliche Meinung jede diplomatische Handlung Rußlands beurthcilt. Ter Grundgedanke aller auf die Begegnung in Mailand be züglichen Meinungsäußerungen ist der, daß Rußland damit einen anderen, wichtigeren Zweck verfolgt hat, als äußerlich zugestanden wird. Darin kann wobl etwas Wahrheit ent halten sein, und cS müssen die späteren Ereignisse abgewartel werden, um darüber zur Klarheit gelangen zu können. Was den unbefangenen Beobachter stutzig machen könnte, ist die Gleichzeitigkeit einer auf die Annäherung an Italien gerichteten Bewegung Frankreichs. Frankreich bat sich nicht darauf beschränkt, bei Enthüllung des Garibaldi-Denkmals in Nizza durch den Finanzministcr Nouvier erklären zu lassen, daß die Einigung Italiens das glänzendste und Hauptwerk Garibaldi s gewesen sei, sondern cs hat sich auch bereit erklärt, die Italien so lästigen Differentialzölle aufzuheben. Das hat in Italien einen sehr guten Eindruck gemacht und die Stimmung zu Gunsten Frank reichs sehr gefördert. Wir haben cS hier also mit einer com- binirten Bewegung Rußlands und Frankreichs zu thun, welche in ihrer Uebereinstimmung wohl kaum zufällig ist. Das Ver trauen der Verbündeten Italiens wird durch Liese Bemühungen nicht erschüttert, aber vielleicht ist eS doch nicht unan gebracht, öffentlich auf dieses Zusammentreffen hinzuweiscn, um nichts außer Acht zu lassen, was dereinst Bedeutung gewinnen könnte. Es sind schon so viele vergebliche Versuche gemacht worden, daS gute Verhältniß Italiens zu seinen Verbündeten zu stören, daß eS nicht überraschen könnte, wenn diese Ver suche in anderer Form erneuert würden. Wenn auch keine Aussicht vorhanden ist, an dem Bestellenden gegenwärtig zu rütteln, so ist doch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß dies in Zukunft geschehen könnte. Die öffentliche Meinung ist in Italien so wandelbar, die Unterstützung der Negierung durch die Mehrheit der Kammer hängt von so vielen Zu fälligkeiten ab, daß man nicht vorsichtig genug sein kann, um jeder auch nur von sernber sich ankündigcnken Wendung so gleich energisch cntgegcnzutreten. Es ist noch nicht lange der, daß die irredentistiscke Bewegung in Italien eine drohende Gestalt angenommen hatte, wodurch daS gute Einvernehmen zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn ernstlich gefährdet wurde. Seitdem ist CriSpi zum Rück tritt genötbigt worden, der seine volle Kraft eingesetzt hatte, um dieser Bewegung die Lebensadern abzuschnridcn. DaS ist ihm gelungen. Sein Nachfolger Rudini ist von Frankreich mit besonderer Sympathie als ein willkommenerer Leiter der italienischen Regierung begrüßt worden, aber Frankreich hat sein Endurtbeil davon abhängig gemacht, daß Rudini seinen Worten auch Handlungen folgen lasse. Rudini ist dadurch in eine schwierige Lage gekommen, er soll den Pflichten, welche er al« leitender Minister einer dem Dreibund angehörenden Macht aus sich genommen hat, gerecht werden, und er soll andererseits gegen Frankreich die Rücksichten nehmen, welche das stammverwandte Nachbarland von ihm erwartet. Dieser Erwartung könnte er als ausrichtiger Thcilbabcr am Drei bunde nur unter der Bedingung genügen, daß Frankreich aus seine Rachepläne Verzicht leistet. Dag dies nicht der Fall ist, zeigt unter Anderm die Rede Ferry» ia Bussang. * Leipzig, 24. October. * In der gestrigen Sitzung berieth der Colonialrath die Etatscntwürfe für Togo und Südostafrika. Die nächst« Sitzung findet Sonnabend früh 10 Uhr statt. Ti« Tagesordnung betrifft die zweite Bcrathnng der Zollordnung für Ostafrika und für die Missionsgcsellschaften zu gewähren den Zollbegünstigungen. Der Colonialrath wird am Sonn abend geschlossen. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, daß die Vorlage der Handelsverträge mit Oesterreich- Ungarn und Italien an den Reichstag voraus sichtlich in den ersten Tagen der zweiten Novemberhälfte er folgen würde. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt, die Behauptung der Zeitungen, daß das strasgerichiliche Verfahren gegen den Geheimen Rath von Bleichröder wieder aus genommen werde» soll, sei auf Grund von Informationen an maßgebender.Stelle als unrichtig zu bezeichnen. Aller dings habe infolge von an die Staatsanwaltschaft gerichteten Eingaben eine Prüfung des Sachverhalts stattgefundcn, die selbe habe aber zu irgend welchen strafrechtlichen Maßnahmen gegen von Bicichröder Anlaß nicht gegeben. * Der König von Rumänien wird dem Vernehmen nach am nächsten Dienstag i» Potsdam eintrefsen. Nach mittags ist dort große Festtafel, Mittwoch Gala-Oper. Für Dienstag oder Mittwoch Abend ist auch großer Zapfenstreich in Aussicht genommen. * Auf den letzten Artikel der „Hamb. Nachr." über die Einzelheiten beimRücktritt des Fürsten Bismarck wird in der „Straßb. Post" eine Erwiderung veröffentlicht, in der eS heißt: Die „Hamburger Nachrichten" streben seit mehr denn Jahres frist mit allen Mitteln danach, die öffentliche Meinung zu der Ansicht zu bringen, daß die ganze Verantwortung für das Aus- scheiden des Reichskanzlers Fünlen Bismarck aus dem Dienste dem Kaiser zufalle, der den Fürsten gegen dessen Wunsch und Willen „entlassen" habe. Diese Darstellung, welche seitens der „Hamburger Nachrichten" theilS in Auseinandersetzungen ml boo, theils in gelegentlichen Bemerkungen zu anderweitigen Aus lassungen erfolgt, halte» wir für wahrheitswidrig, und nur aus diesem Grunde haben wir dagegen Front gemacht, so ost sich uns ein Anlaß bot. Ob Las Ausscheiden des Fürsten aus dem Dienste für Kaiser und Reich ein nothwendigcs, glückliches oder unglückliches Ereigniß war, um alles Das handelt es sich in dieser Darstellmig gar nicht. Wenn wir das erörtern wollte», so kämen wir auf ein ganz anderes Feld und zu Auslassungen, die den Rahmen von ZeitungSauseinaiidcrsctzungea weit überschreiten würde». Hier kommt nur die Frage in Betracht, ob Fürst Bismarck, wie die „Hamb. Nachr." es fortgesetzt behaupten, auS dem Dienste „entlassen" worden ist, obwohl er zu weiterer Mitarbeit mit dem Kaiser bereit war. Und diese Frag« verneinen wir. Aus weitere Einzelheiten in dieser Frage einzugehen, möchten wir heute noch vermeiden. Wir möchten der „Straßburger Post" bemerken, daß sie, indem sie einfach Behauptung gegen Behauptung stellt, die Sacke nicht um einen Schritt weiter bringt. Wer sür seine Behauptung die Glaubwürdigkeit in Anspruch nimmt, der muß sie auch beweisen können, daS aber hat das genannte Blatt bis jetzt nicht gethan. * Die „Straßburger Post" bezeichnet die Berliner Meldung, daß der commandirende General des t5. Armer- corpö, General der Infanterie von LewinSki II., seinen Abschied einrurcichen gedenke, als ein vollkommen unzu treffendes Gerücht ohne thatsächlichen Hintergrund. * Nach den „Hamburger Nachrichten" dürften die an maßgebender Stelle gefaßten Entschlüsse hinsichtlich der Ein führung der zweijährigen Dienstzeit den gesetzgeben den Instanzen schon innerhalb Jahresfrist untcrbreilel werden. Es wird nn Weiteren dargelcgt, daß die Einführung der zweijährigen Dienstzeit von denjenigen Parteien, welche diese Forderungen bisher vertreten haben, auS partcitaklischen Gründen im regierungsfeindlichen Sinne verwcrthet werben dürste. * Die gestrige Sitzung der württembergischen Kammer der Standesherren erössnete der Präsident Fürst von Waldburg-Zeil mit einer Ansprache, i» welcher er mit warmen Worten des hochscligen Königs Karl und seiner der Wohlfahrt des Landes gewidmeten Regierung gedachte. In der Kammer der Abgeordneten widmelc der Präsident von Hohl dem König Karl gleichfalls einen warnicmpfimdcne» Nachruf. Die Kammer der StandeSberren wählte eine Commission von fünf, die der Abgeordneten eine solche von siebzehn Mitgliedern zur Bcrathung einer Adresse an König Wilhelm. * Eine Meldung der „Polit. Corresp." aus Berlin be tont, daß der Ausfall der Schweizer Volksabstimmung über den neuen Zolltarif aus die Fortführung der handels politischen Verhandlungen der Schweiz mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn schon deshalb keinen nachthei ligen Einfluß üben könne, weil die bisherigen Verhandlungen bereits auf der Basis dcS neuen Tarifs geführt wurden. Die Verhandlungen mit der Schweiz seien lediglich wegen des Beginnes der Verhandlungen mit Italien unterbrochen worden und wert:» sofort nach Beendigung der letzteren wieder ausgenommen werden. Der Umstand, daß die Volks abstimmung in der Schweiz die erhebliche, ein Drittel der abgegebenen Stimmen übersteigende Minorität gegen den neuen Zolltarif ergeben habe, lasse erwarten, daß die Schweiz nunmehr eine weitere, zu scharfe Accentuirung der schutz- zöllnerischcn Bestrebungen unterlassen werde. * Ter „Politischen Correspondenz" wird auS St. Peters burg geschrieben: Der Pariser Correspondent der „Times" spricht neuerdings von der Existenz eines französisch- russischen Alsianzvertrages und er will sogar wissen, daß dieser Vertrag >n nächster Zeit Gegenstand officieller Erklärungen seitens der französischen Regierung sein werde. Dem gegenüber muß seitens Ihres Correspondenten auch beute wieder, wie schon bei dem ersten Austauchen jener Meldung, auf die Thalsache hingewiesen werden, daß ein solcher Vertragsabschluß absolut unmöglich war, weil während deS Aufenthaltes der französischen EScadre in Kronstadt gerade diejenigen Personen, welche die diesbezüg lichen Verhandlungen batten führen können, von St. Peters burg und Pari» abwesend waren. Die Anwesenheit der fran- ösischen Flotte siel bekanntlich in die Zeit, wo der Zar durch eine Reisen nach Moskau, Finnland und Dänemark in An spruch genommen war, Herr von GierS weilte auf seinem Gute in Finnland und sah sowohl den Admiral Gervais al» auch den französischen Botschafter Laboulaye nur für wenige Augenblicke, Baron Mohrenheim befand sich auf Urlaub in CautrrclS und Herr de Laboulaye war bereits von seinem Posten abberufcn worden, während sein Nachfolger, Graf Montebello, in der russischen Hauptstadt nicht vor drei Monaten eintrefsen sollte. Admiral Gervais selbst, den man übrigens in seiner Stellung unmöglich mit einer derartigen Mission be trauen konnte, weil dies mit der diplomatischen Tradition und mit der Stellung der beiderseitigen Botschafter im Wider spruche stünde, war ganz und gar von den ossicicllen Empfängen und den mannigfachen Veranstaltungen zu Ehren der franzö sische» Flotte in Anspruch genommen. Aber auch seit den Kroustädter Vorgängen bat sich an dieser Situation nichts geändert. Der Zar weiit in Kopenhagen, Herr v. GierS in Italien, der Graf Montebello in Frankreich, und all die Gründe, welche schon im Juli gegen die Wahrheit der vom Pariser „Times" - Correspondenteii in Umlauf gesetzten Gerückte sprachen, haben auch heute noch ihre Geltung. Man kann aber noch hinzufügcn, daß eine formelle französisch-russische Allianz gar nicht in der Absicht der russischen Regierung liegt, welche die vollste AcliouSfreiheit als die Grundlage ihrer gegenwärtigen Politik betrachtet, und daß wahrscheinlich auch daS französische Cabinet einen geschriebenen Vertrag nicht für wünschenöwerth hält, der an Stelle der freien Neigung drückende gegenseitige Verpflichtungen setzen würde. Wenn man bedenkt, wie verschieden die NegierungSform beider Staaten, ihre socialen Einrichtungen und ihre internationalen Interessen sind, dann begreift man Wohl, welche Unzukömm lichkeiten sich aus einem solchen Vertragsabschlüsse ergeben nnd welche Conflictc daraus entstehen müßten. Da« gegen wärtige herzliche Einvernehmen, welches ein vollständiges und unzweifelhaftes ist, erscheint vollkommen ausreichend, um die Negierungen beider Staaten mit dem absoluten Vertrauen zu erfüllen, daß Rußland und Frankreich einander gegen jeden Angriff beiftehcn werden. Es finden sich allerdings hier wie dort gedankenlose Leute, welche unausgesetzt den Abschluß eines formellen Bündnisses verlangen; aber der Einfluß der selben ist ein zu geringer, ui» die maßgebenden Kreise zur Unterzeichnung eines Vertrages zu bestimmen, durch welchen nur die nervöse Unruhe, welche ganz Europa beherrscht, ver mehrt und der Ausbruch eines internationalen CouflicleS be schleunigt werden könnte. * AuS Konstantinopel verlautet, Nelidow dringe in den Sultan, Beweise seiner Neutralität-Versicherungen zu geben. Die Pforte solle gezwungen werden, die Abberufung deS britischen Geschwaders ans den türkischen Gewässern zu verlangen. * Die norwegischen StorthingSwaklen nähern sich ihrem Ende. Der Sieg der Rechten in Ehristiania ist durch eine Niederlage in der Provinz ausgewogen worden; das Amt Norddronlheim bat vier Nadicale in das Storthing entsendet. Von 71 gewählten StorlbingSmännern waren bis her 52 radical, 12 moderat, 10 konservativ, von den übrigen 40 Mandaten batte früher die Linke nur 3 und die Rechte 37 besessen, durch das vorerwähnte Ergehniß steigt die radicale Partei auf 56 Mandat-träger; zu der absoluten Mehrheit von 58 unter 114 Mandaten fehlen ihr demnach nur noch zwei; da aber jene drei schon früher radicalcn Wahlsitze städtische sind, wird die Rechte dieselben jetzt kaum erobern und die Mehrheit sür das Mini sterium Steen wäre also wahrscheinlich fertig. Welche Ziele diese Linke verfolgt, hat am 20. d. M. zu Kopenhagen ein radicaler Storthingsmann auf einem Feste erklärt, welches die dänische Demokratie den »ach Rom zum FriedenScongrcß durchreisenden drei norwegischen Deputieren gab; auf dem Fest erklärte der norwegische Hauptredner Herr Ullmann, in einer demokratischen Verfassung dürfe der König nicht mehr bedeuten als die GallionSsigur am Vorderthcil eines Schiffes. * Gestern fand unter dem Vorsitz der Königin ein spanischer Ministerrath statt. Der Conseilpräsidcnt EanovaS del Castillo verbreitete sich deS Längeren über die Weinzollfrage und über die protectionistiscke Tendenz Frank reichs. Ricke, der von der französischen Regierung zum Studium der Frage an Ort und Stelle hierher gesandte Telegirte, zeigt sich den spanischen Wünschen geneigt. Der selbe besuchte die Weinbauregionen der Halbinsel und gewann die Ueberzeugung, daß der große Alkoholgehalt der spanischen Weine in der Natur derselben und nicht in dem Zusatze deutschen Alkohols liege. *DieWablcn in Chile verliefen in der größten Ordnung. ES ist daS erste Mal in der Geschichte dieses Landes, daß die Neckte der Wähler nicht beschränkt werden. Scnor Mantincz, Melckor und Torro, drei Führer der conservativcn Partei, unterlagen bei den Wahlen. Die sich liberal nennende ver einigte Partei zählt in der Dcputirtenkammer eine Majorität von dreißig Abgeordneten. Auch der Senat verfügt über eine liberale Majorität. Man giebt sich der Hoffnung hi», daß ein Mann von hochherziger Gesinnung als Präsident er wählt wird und bessere Beziehungen mit den Vereinigten Staaten hcrgestcllt werden. Die conscrvative Partei brachte nur zwei Senatoren durch. Eine Berufung von politischen Gefangenen an den obersten Gerichtshof wegen ihrer Ge- sangenbaltung wurde dahin entschieden, daß dieselbe nach dem chilenischen Gesetz unzulässig sei. Die Junta hat jedock, die bestehenden Gesetze aufgehoben und bestimmt, daß alle Gefangenen innerbaib 24 Tagen zur Aburtbeilnng vor Ge richt gestellt werden müssen. Alle wegen Gesetzübertretungcn unter Balmaceda Verhafteten werden nacheinander zur Ab- urtheilung vor Gericht gestellt werden. * Aus Shanghai liegen über San Francisco Einzel heiten über den Ausstand in der Provinz Fukien vor. Nach dreitägiger Belagerung nabmen 2000 Aufständische die Stadt Thema ein und lödteten alle Gefangenen. Social-emotrratijches. — Magdeburg, 22. October. Zu gestern Abend war durch den stellvertretenden Vertrauensmann der soctaldemokratischr» Partei, Herrn Laakau, eine Versammlung einberusen worden, um den Magdeburger Delegirten Gelegenheit zu geben, Bericht über den Parteitag in Erfurt zu erstatten und die Gründe, die sie zum Austritt auS der Partei veranlaßt haben, klarzulegen. AIS Redner traten die Opposition-Mitglieder Schulde und VStg« auf. Die Versammlung verlies sehr stürmisch. Al» Schul»« ». L. sagt», er fühle sich nach dem «u»trttt au»
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