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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911110014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891111001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-10
- Monat1891-11
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Adend-Ausgade: die «lgeivaliene Petitzeile 40 Reciamen unter dein Redaclivosstrich >4gejpaltcn) l H, Fami'.iennachrlchten und Anzeigen verlorener Gegenstand« (ügespaltenj LO^. Gröbere Schritten laul unterem Preis verzeichnis» Tabellaritcher und Ziffrrntatz nach höherem Tarij. ——I—e—— «krtra-Veilagrn (gesalzt), nur mir der Morgen - Ausgabe, ohne Pojlvksördervng -St Wt—, mit Vostdelorderung -st 70.—. ^nnahmkschluß für Inserate: Abend-Allsgabe: Bormittag» 10 Uhr. Margen-Ansgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 8 Uhr. Bei den Filialen und Aiinadiilestelleu >« ein» halbe Stunde srnder. Inserate sind siel» an di« Expedttiao zu richten. » Dienstag den 10. November 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« Steuerpslichtigen der Israelitischen ReliqionSqemeinde zu Leipzig, welche noch mit Gemeindesteuern für das lausende Jahr im Rückstände sind, werden dierdurch ausaesordert, die rückständige» Beitrüge bis spätestens Len 14. Nsvemvrr ». I zu entrichten. Leipzig, den 6. November 1891. Ter Borstand der Jsraclltischen RcliztoiiSgemeinde zu Leipzig. Am 4. d. M. hat sich in einem hiesigen Gasthaus? die unten näher beschriebene Frauensperson durch Genuß von Bitterktcesalz eatieibt. Diesetbe hatte sich TagS vorher in dem Gasthaus« ein- gemiethrt und sich aus dem Annicldezellel „Wittwe ssiiunttt Horn" genannt, auch auf einem vor ihrem Tode geschriebene» Zettel sich denselben Namen beigelegt unter dein Hinzuiüaen, dass sie hier in Leipzig geboren sei, Anzehöiige nicht habe u»v jetzt von Michigan in Amerika hierher gekommen sei. Es ist un- bis jetzt nicht möglich gewesen, über die persönliche» Berhältnisse der Verstorbenen irgend etwas zu ermitteln und bitten wir nun, falls Jemand unS hierüber Aufschluß ja geben tm Staude sein sollt«, um schleunige Benach- Leipzig, den 6. November l89l. Da» PoUzeia«t »er Stadt Leipzig. II. 57S6. Bretschnridrr. Lösch. Beschreibung der Todten: Alter: 50—60 Jahre, Größe: 1P7 w, Haare: dunkel (grau rnelirt), Augen: Lunlel, Nase und Mund: gewöhnlich, Zähne: sehr defrct, Ainu: vorstehend, Gestalt: mittel. Die Kleidung bestand in einem graugrünen Kleid, einem rotb unt» schwarz, und einem grün- und schwarz-gestreiften Unterrock, riuem weißleinenen Hemd, graubraunen wollenen Strüinpsen, Leder- skrumpsbändern, rvlhbraimen Pulswärmern, Lederhatbschuben, schwarzen Handschuhen, schwarzem Sammelhut mit rothbrauner Feder und grauwollenem Umschlagetuch. Außerdem hat die Verstorbene einen Handkorb, ein weißleinenes Taschentuch mit gestickte» Ecken lohne Buchstaben) und «in Portemonnaie mit 3 ^ 65 ,4 bei sich gehabt. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: I) eine Kiste Mar-art««, 1? t-L schwer, signirt: „Phsoäor liVoit. ttuyemn,. K. ks. 1SSÜ1». End. krptmnb« d. I.: L) 4 dis L Stück PSkelschtnken, vom S. bt« 5. d. M.; ->) kt». 8K dx Rindfleisch in 2 Theilen, vom 4. bis 5. d. M.; 4) ein Winter Überzieher von dunklem glatten Stoff, mit dunklem Sammetkragen, einer Reihe schwarzen Hornknöpfen, getb- und weihgestreistem Mutter und Stoffhenkel, am 31. vor. M.; b) «ine braunwollene Frauenmütze. ein dunkelbrauner Filz- nuterroik, ein blaugedruckter tberrock, s Paar Strüiäpse, dunkelgrau, ein Paar Tauienstieseletten mir Gummizug, am 30. vor. M.: K) ein Jackct von dunkelblauem Stoff mit schwarzseidener Borde eingefaßt, einer Reihe schwarzen Hornknöpsen und rolh- und gelbearrirlem wollenen Futter, am 98. vor. M.; 7) ein Kammgarn-Jackkt-Auzag, dunkelbraun, gelbgestreist, mit hellrotb geblümtem Aermelfulter im Iackct, und einem Henkel mit der Firma: „E. Müller, Lindenau". am 2. d. M.j 8) ein Kammgarn-Jacket-Anzng, säst neu, Lunkrtblau carrirt, mit einem Henket mit der Firma: „W. Mann, Leipzig", am 2. d. M.; 9) ein Wintern brrzteyer, neu, von schwarzem rauhen Stoff, mit schwarzem Futter, Sammetkragen und Stoffhenkcl mit der Firma: „Heinrich Weigang", den 1. d. M; 10) ein Koffer von braunem Segeltuch, ca. 7b cm lang und llO cm hoch, signirt: „L8 20", darin: ein schwarzes Kammgarn- Jacket mit Weste, »ine dunkelblaue Kammgarahose, « Ober hemden „I-. L." oder ,F1. ii " gez.. di». Kragen. Taschentücher, Manschetten und Strümpfe, letztere ,ch,. L." gez., ein Paar »nmmizngstiekeletten, 8 Stück verschied. Lrapalten, «tue englische Grammatik re., am 3. d. M.: II) ein Vale», sianirt ,Fl. 144", enthaltend ein Stück gelben Satt«, 61 m lang und 61 cm breit und ein Stück LawlaS, 93 m lang, 70 cm breit, am 24. v. M.: 12) eine Reisetasche, verschlossen, bunt geflickt, mit perrrn- und Tamrn-Hemden, Schürze«. Taschentüchern und Strumpfe« theilS „11. 5G, tbeils „tt. 8cd." gezeichnet, am »0 v. M.; 13) ein Deckbett und «in Kopfkissen mit gelbem Inlett, im September d. I.: 14) ein HaudmagkN, vierrädrig, grün gestrichen, mit Sasten- aufsatz und langer Teichiei, am 3. d. M ; lö^ ein Wtuterübrrziehrr von bläulichem Stoff mit dunklem, rothgewürseltdm Futter, vom 25. bis 26. vor. M.; 16) rin Canarirnvogrl mit dunkler Haube, in »iuem defecten Bogrlbaner von Draht, am 24. vor M.; 17) ein Tack Kartoffeln, gezeichnet „k. kill er, I^iprsie", am 10. vor. M.: 18) et« Tisch» Viereckig, ohne Kasten, mit eichenholzartlq ge stricbener Platte oud gedrehten, nußbaumarttg gestriä-euen Füßen. am 3. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thüter sind ungesäumt bei unser« Triminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 9. November 1891. Da» Poltzetam» drr Stadt Leipzig. Brrtschneider. D. Erstatteter Anzeige zufolge ist der ledigen Auua Louts« Ar««Id von hier daS ihr von der uuterzeichnrtrn Behprde am 3. Juli 1880 ausgestellte Dienstbuch abhanden gekommen. Zur Verhütung v«a Mißbrauch wird daffelb« hiermit für uu- giltig erklärt. Leipzig, de» 5. Nevemder 1891. Da» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. l- 4415- Brrtschurtder. H. Der Staatsstreich tn Brasilien. E» wird immer klarer, daß Drodor» da Fonseca in Brasilien dieselbe Rolle zu spiele» entschloffen ist wie Balmaceda in Chile. Wie in Chile, so sind auch in Brasilien dir Ursachen drr herrschenden Unzufriedenheit und Aufregung auf finanzielle Schwierigkeiten zurirctzusiibren Tie Höh« d«S Goldagio- ist der eigentliche Sitz de- UebelS. und die thörichte Handlungsweise de- Finanzministers Ruy Bardos«, welcher plötzlich dir ganir Staat-schuld tilgen und alle« Papiergeld einziebrn wollte, hat die jetzige Krisis »Heils berbeigrsuhrl. tbeilS beschleunigt. Hierdurch gewinnt die sonst unverständliche Meldung vom 6. November, daß der Ci»stuß de- Präsidenten der Bank der Rcpublük, Mayring, der vorherrsche,^ ist, erst ihre BedeuNiog. Mi» dteser va»k steht r« »äailich i« Folge der radicalen d«ck Flo^ttzmchistrr« s»hr Übel, ihr Credit ist erschüttert, und ihr Zusammenbruch ist nur eine Frage der Hrik. Dadurch sinken auch die Ileder- zrifse des Präsidenten zum Tbeil ihre Crklänmg. Er bat ein Belo gebraucht gegen den Widerruf des Beschlusses, daß die Zölle in Gold bezahlt werden sollen, und ferner hak er dieses Recht mißbraucht, als dcr Senat mit Zweidrittcl- Mebrheik daS Gesetz angenommen balle, welches die Unver einbarkeit mehrerer BerwallungS- oder politischer Aemler in eine Hand seststelll. Die Zwcidriltcl-Majoritäl war erreicht durch die Ungiltigkcitöerltärnng der Slimme de- Bruders de- Präsidenten, Pacli da Fonsera, welcher zugleich Gouverneur und Senator ist, also ein Jnlcrcssc an kcr Ablehnung des Gesetzes halte. Berfassuiigsgemäs; verliert das Lelo dcS 'jrästdrnten einer Ziveidrittel-Mcbrbeil gegenüber seine Kraft. Deokoro da Fonseca beantwortete diese Abstimmung mit der Auflösung dcö Conzrcsscs, der Berkündung des KriegSrcchleS und der Uebcrnabme der Diclalur. Tie Bewegung, welche dcr Dictator jetzt mit Gewalt nicderzubalten sucht, war Wohl kaum ursprünglich gegen den Bcstano der Republik gerichtet, obwohl die össcutliche Meinung ich längst nicht mehr verhehlt, daß die Abschaffung dcr Monarchie keineswegs eine Berbcsscrung der Zustände berbei- gcführl bat. DaS Ucbcrwuchern dcö jesuitischen Einflusses und die Aushebung der Sclaverei Ware» allerdings Gründe .ur Unzufriedenheit, und ihnen verdankt Deotoro da Fonseca eine Erfolge. Ader die Herrschsucht dieses Mannes halZu- kände geschaffen, welche daS milde Regiment Don Pedro'S U. ehr schmerzlich vermissen lassen. Und so wird denn auch aus dcr Provinz Rio Grande wie aus de» südlichen Provinze» berichtet, daß man dort der Wiederherstellung dcr Monarchie mit Sehnsucht entgegeiisiebt. Nur iin Eenirnin des Reiches hält man an der Republik fest, aber auch mehr unter dem Drucke des Zwanges als aus Zufriedenheit mit den gegen wärligcn Zuständen. Es ist nicht möglich, aus den verschiedenen, einander widersprechenden Meldungen einen zutreffenden Schluß auf die zukünftige Entwickelung zu ziehen, aber das ist unzweifel haft, daß die republikanische Negierung bisher keine Sym- ratkie für sich zu erwecken vermochte. Dcr Thealerskandal vom Monat October, welcher sich bis zu förmlichen Straßen- kämpfe« zwischen Polizei, Mikilair und Bürgerschaft erweftert hat, ist als die Beranlaffnng der Zustände anzusehcn, welche ich seit jener Zeit entwickelt haben. Es bestand eine allge meine Mißstimmung gegen die aulokralischen Neigungen des Präsidenten, und dieser bat nichts gelban, um dcr wachsenden Aufregung entgegen zu wirken, im Gegcnthcil hat er seine bevorrechtete Stellung in einer Weise mißbraucht, welche die Bevölkerung zu der nabe liegende» Vergleichung mir den Zuständen unter dem Kaiserreiche geführt hat. In der Proclamation, welche Fonseca nach Auslösung k?S Eongressc« erlassen bat, tst die Notbwcndigkcit einer Revision der Verfassung ausgesprochen, welche unter Wahrung der Grundform dcS Staates als Föderativrepublik vorzunebmcn sei. Das muß eine schlechte Verfassung sei», die nach kaum einem Jahre ihrer Geltung bereit« dcr gründlichen Reform bedarf. Auch der Zusatz ist sehr befremdend, daß der Dictator nur solche Gesetze zurllckncbmen werde, welche sich legen daS allgemeine Wohl und gegen die Sicherheit der Regierung richten. CS sind damit offenbar die beiden Gesetze gemeint, welche Fonseca durch sein Veto abtchnen wollte, aber daß cs dahin kam, hat offenbar seinen Grund darin, daß der Präsident seine Stellung erschüttert fühlte und den Weg der Gewalt beschreitcn wollte, um sich an dcr Macht zu er halten. In Südamerika besteht gegenwärtig ein CbaoS, die be stehenden Verhältnisse sind morsch und bedürft» dcr Er Neuerung und Veränderung, aber dcr Weg, auf welchem sich die notdwendige Reorganisation vollziehen soll, ist noch nickt gefunden. Die Revolution in Brasilien vor zwei Jahren gab da» Zeichen zu emrr ganzen Reibe von Umwälzungen, welche seitdem in Süd- und Mittet Amerika slattgejnnden haben Weder in Argentinien nrch in Chile sind die neuen Zu stände so weit gediehen, daß sie als feste Grundlage der Zukunft erachtet werden können, und schon stürzt daS laum ausgrrichtete neue StaatSgebäudc in Brasilien wieder zusammen. Cs scheint, daß die zerstörenden Kräfte in Süd amerika stärker sind als die schaffenden, den» an Meldungen überUnruhrn fehlt es niemals, aber alle diejenigen Bedingungen, welche zur Befestigung des Bestehenden oder Entstandenen dienen können, sind noch unerfüllt. In Guatemala und San Salvador, in Uruguay, in Nicaragua und Costa Rica, auf Haiti — überall gähn cS, von allen diesen Seiten kommen Nachrichten über Kämpft und Umwälzungen, und zum Tbeil bestehe« Meinungsverschiedenheiten mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika, weil diese eS für ihren Berus halten, sich in die Streitigkeiten der mittel- und südamerika- nischen Staaten rinzuiutschen. Dcr Gedanke liegt für die Union nabe, daß» wenn Mittel- und Südamerika nicht im Stande sind, ihre Unabhängigkeit zu wahren, sie unter die Botmäßigkeit der Union von Nordamerika in dieser oder jener Form fallen. Amerika den Amerikanern hat einen viel deutigen Sinn, man kann darunter ebenso gut die Selbst ständigkeit der verschiedenen Staaten und ihr Zusammenhalten >n allen amerikanischen Angelegenheiten verstehen, als di« Vereinigung aller amerikanischen Staaten unter der Ober hoheit des mächtigsten Staate-. In drr brasilianischen Krage handelt eS sich jetzt darum, ob dir republikanische oder die monarchische Strömung dir Oberband behalten wird. So überraschend drr Sturz de- KaisertbnmS wirkte, so wenig konnte nach so langer Zeit eine Wiederherstellung der Monarchie erwartet werden. Der Zug dcr Entwickelung ist in Amerika entschieden dcr republikanische» Staatsform günstig, ja es bestanden sogar Befürchtungen, ob nicht der Sturz des KaiserthumS in Brasiliea eine republi kanische Bewegung in Spanien und Portugal nach sich ziehen werde. An Versuchen in dieser Richtung ha« eS in Portugal nicht gefehlt. ES ist aber ein alte«, historische- Gesetz, daß auf ein« Aktion stet- eine Reaclion solar, und wenn da« Kaiserlhum Brasilien in dem republikaniichen Amerika auch «ine Anomalie darsiellte, so war e- doch fest begründet, und in seiner geographischen Lage schien eine gewisse Bürgschaft sür seinen Bestand geboten. Leider suchten die maßgebende» Kreij« ihre Stütze m Einrichtungen, welcht in der Neuen Welt «ich» »»f dauernde Grltnog rech»» tonale». Drr KatholiciSimiS bat zwar in Amerika sich bedeutendes Gebiet erobert und wird auch dort voraussichtlich nock> lange Hcit eine maßgebende Rolle spielen, aber cS kommt ans die Form an, in welcher sich diese Macht Geltung zu verschaffe» sucht. Wenn die Interessenten de- KaisrrtbumS in Brasilien nicht eine andere Richtung einschlagen, wie sic von dcr Tkron- olgerin gewählt worden ist, dann kann dcr Wiederherstellung der Monarchie in Brasilien kein günstige-Prognostiken gestellt werden, wen» aber GlaubcnSsreihcil gewäbrl wird, dann werden sich Leute wie Foiiseca der monarchischen Strömung in Brasilien gegenüber kaum behaupten können. Leipzig 10. November. * Ter „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge wurde dcr Gouverneur von Deutsch-Ostasrika angewiesen, de» Corresponkenten Eugen Wolf da-Betreten de- dentschcn Schutzgebiete- ferner zu verbieten, die Berichte de- Wolf wären tbeils unwahren, tbeil» tendenziösen Inhalts und geeignet, die Autorität de- Gouverneurs zu schädigen, den Beamten und Eingeborenen gegenüber dadurch die Herr schaft zu untergraben und die Sicherheit und ruhige Ent wickelung dcr Eolonico zu gefährden. * Die Privatbriefe Moltke'S, welche jetzt an die Oesscntlichkeit treten, zeigen, schreibt die „Bresl. Zig ", mit welchem Eifer und welcher Auftnerksainkeit der Feltmarschall die politischen Vorgänge, sowobt aus dem Gebiete der inneren preußischen und dcntjchen Politik, wie auch auf demjenigen dcr auswärtigen Politik verfolgte, mit welcher Energie er sich sein Urlbcil bildete und zu den schwebenden Fragen Stellung nahm. Wie ein leitender Faden aber rieht sich durch Moltke'S Erörtcrungcn der Situation in Deutschland und in Europa dcr Gedanke, daß nur ein einiges Deutsches Reich unter Führung Preußen«, unter Ausschließung Oesterreichs, dauer haft gesunde Zustände verbürgen könne; nur auf Preußen sctzlc er seine Hoffnungen. * Ju Folge dcS kaiserlichen Erlasse- über dir Prostitution war bekanntlich von den Berliner Haus besitzern geplant worden, dem Kaiser ihre Wünsche bezüglich der Prostitution in einer Eingabe zu unterbreiten. Zu diesem Zwecke sinder nun eine von dem Bund drr Berliner Grundbesitzer auf Freitag, l3. November, in Kelle?- Fest- sälen rinberuseiie Versammlung statt, zu der sämmtlichr Hausbesitzer geladen sind. Den Bericht über die Entwickelung und jetzige Lage de« Prostitutions-Unwesens wird Stadtrath Or. Woeniger erstatten; über die Prostitution in Beziehung zum Berliner Gruntbesitz wird Herr Groß referircn, sodann wird die vom Bunde der Berliner Grundbesitzer dem Kaiser zu unterbreitende Petition vorgclegt werden. In derselben wollen dir Hausbesitzer den Kaffer bitten, dieStraßc» Berlins von dcrProstitution.dieserPestbeule, zu befreien und den Hausbesitzern die Mittel zu gewähren, ihre Häuser von dieser Seuche reinigen zu können. Von dem Central verband der HauS- und städtischen Grundbesitzer Vereine (VerbandSleiter I)r. Strauß) sind die sämmt lichen Hausbesitzer-Vereine ausgesordert worden: „ihren sämmtlichen Mitgliedern in geeigneter Weise auf das Strengste zu untersage», Personen, welche nachweislich der Prostitution ergebe» sind, oder denselben Vorschub leisten, in ihren Häusern Wohnung und Unterkommen zu geben oder dieselben dort unter irgend einem Vorwände fernerhin zu dulden; die Polizeibehörden ihres Ortes zu bitten, in zweifel haften Fällen über da- sittliche Verhalten von Personen, welche der Prostitution verdächtig sind, Auskunft zu ertbeilen. Es mag daran auch noch erinnert werten, daß auf dem Xlll. Vcrband-tage der Hausbesitzer in Köln eine Eingabe an den Reichstag, betreffend die gesetzliche Neuregelung des Prostitution-Wesen- beschlossen worden ist. * Au« Jena wird unS Folgende- geschrieben: Herr Ober- LandeSgerichtSrath Brückner, welchen der Bundesratb dem Kaiser als Mitglied des Reichsgericht- an Stelle dcS mit Schluß dieses Jahre- in den Ruhestand tretenden Reick-- gericktsratb Agricola vorgeschlazcn bat, war früher als Richter bei dem ApprUatwusgericht in Eisenach thätig, 1879 wurde er zum Richter am toüringischen ObcrlaudcSgcricht ernannt Bruckner ist auch Herausgeber der juristischen Zeitschrift! Blätter für Rechtspflege in Tbüringen und Anhalt. Uni daS Wohl der Stadt Jena Kat Brückner sich als Vorsitzender dcr hiesigen Sparcaffe sehr verdient gemacht. * Dcr Dermin sür die amtliche Zulbcilung auf die an geblich sicbeneinbalbsach gezeichnete russische Anleihe ist nunmehr abgelauft». An dem Tage war der CourS der An leihe an der Pariser MittagSbörsc bereit- auf 75.75, da- ist 4 Procent unter ZeichnungSprriS, gesunken. Da zugleich dcr Credit foncier ausgebört hat, die Stück« drr neuen Anleihe auszukauftn, die bestellte Caution aber nur sechs Procent beträgt, so ist mit Sicherheit anzunehmcn, daß viele Zeichner die Caution verfallen lassen und die Stücke nicht abnchmen werden. Die Pariser Banken werden dadurch in erneute Verlegenheiten kommen, au« denen sic auch die Anfragen de« Herrn Drcysuß an die Negierung über die Ursachen de« CourSrückganzcS nicht befreien werden. ES ist bemerkenswerlh, daß die „Nordd. Allg. Ztg." an hervor ragender Stelle schreibt: ES giebt eine Lpecialität, in welcher die Findigkeit deS fran Wünschen Geiste- der aller übrigen Rationen stets „über" gewesen ist — die Entdeckung deS Sündenbocks. Binnen zwei Wockien, llagt der „Figaro", Hai di« russische Anleihe sünszedn Fransen die fraazöslichen StaalssondS haben über zwei Franke» verloren Wer ist nun Schuld darau? Natürlich nicht das einfache Ber häitniß von Angebot und Nachträge — das wäre allzu einfach und natürlich. Schuldig sind gewiss« Leute; und diese Leute — die findige sranzösijche Logik kommt gleich auf die rechte Spur — sind ohne Frage Berliner, Berliner Bankier-, deren „hitzige" Manöver da» böse Resultat berbeigesührt haben. Freilich wäre es zu viel Ehre für die Berliner, wollt« man ihren Manövern allein einen solchen Triumph »uschreiben. Also weiter! Setzt sich nicht auch der Name Roth.schild auS zwei deutichen Wörtern zusammen? Jetzt Ist auch der Helfershelfer entdeckt. Dem „Figaro" genügt diese geniale Erleuchtung, um darau- flugs da- niedlichste Histörchen zu consiruiren. Baron Mohrenheim, erzählt er, erfuhr von der Sache, war von Rothschild'« Feindseligkeit überrascht, und smart galt es ihm als ouSgemacht, baß ei» Schrill gelhan werdrn müsie, „jede- Mißoerftaaduiß zu zerstreuen". Was thut nun der russische Botschafter? Er richtet »in« Depesche an seine Regierung. Dies» Depesche ^igt « tze», RtdG. Herr Ridat tst detrosft». s§erpler, wie er ist, eilt er'zum Finailzuiinister Nouvier. Der weiß Raid. Man muß „mit einem dcr Cdcss Lee- verdächtigen Dant- dmffcs" sprechen. Iliinöldig zu sagen, Laß das Haus Noidschilv ganz erstaunt war, sich der Ruijendaiffe beschuldigt zu scbcii und, «m ,eden Verdacht weil von sich zu weisen, tMvrt „solche Ordres gab, daß seine Jillcrvcnlion als eine Unterstützung belrachict werdcn mußte." Nun ist Alles wieder gut. Man weiß au dec Seine und Newa (der „Figaro" bat >a auch dort seine Leser!), woher die Baisse kam: inan weift auch, das; küuslig sür russische Auieche nur »och Hausse möglich — denn Rothschild wird sich doch nicht von Neuem dem Verdacht aussetzeu wollen. Für den „Figaro" aber giebis vielleicht noch einen kleinen Nebeliprostt. Der sürchtcrtickx Ab geordnete Drehsuß ist im Begriff, in der Kammer die „Bcslrasuug der Urheber der Baisse" zu beantragen. Wen» Rothschild nun ohne jedwede Furcht vor de» gähnenden Pforten des GesängnstjeS sich heule sein Liner schmecken laßt und gefeit gegen alle „Ver- däckitigung" noch seinen Molta nachjchtürst, so wird er gewiß des trefflichen Barbiers nicht vergessen, welchem er Lieft bekömmliche Seelenruhe zu danke« hat. * Dcr vtämischen Bewegung in Belgien wird in Deutschland immer noch zu wenig Interesse geschenkt Daß die Vtamcir zu den Säulen des lUtramontäniSmuS gehören, mag darauf von Einfluß gewesen sein, mehr indessen noch der Umstand, daß der Gegensatz dcr Vlamcn zu dein sranzösisch- wallonischen Elemente dcr belgischen Bevölkerung auf poli tischem Gebiete sich erst jetzt schärfer bcrauszubitdcn beginnt. Rieht nur für Kirche, Schule und Gemeindevertretung, auch sür Gericht und Parlament wird die vlämische Sprache sür die Bezirke mit vlämischcr Bevölkerung ge fordert. Dabei ist es nicht ohne Interesse, wahrzunei>mc», wie mit dein erwachenden Bewußtsein dcr eigenen Ratio nalilät sich die Erinnerung an die alte Stammesgeuieinschaft mit Deutschland wieder kräftiger geltend macht. Jüngst bereits wie« ein Bcüggcr Blatt auf den Unsinn der Revanche blätter bin, die iiick'1 müde würden, von dcr französischcn Bevölkerung des Rcichslandcö zu sprechen. Jetzt hat dcr vlämische Nntjonalverei» >» Brüssel Widerspruch erhoben gegen die Benutzung von Schulbüchern, denen deutschfeindliche Lejeslückc eingesügt sind. Dcr Widerspruch hat denn auch die Folge gebadt, daß diese Schulbücher sofort aus geschlossen wurden. * Die Gährung an dcr sranzösisch-marokkanifchcn Grenze dauert fort. Trotz dcr Bemühungen dcr algerischen Behörden, Conflicte zu verhüten, häufen sich die llebcrsälle und Raubzüge unter de» Stämme». Einer dieser Stämme vermochte kürzlich eine Heerde von loo.ooo Schalen nur da durch in Sicherheit zu bringen, daß er dieselbe aus algerische« Gebiet trieb. Andererseits beginnen die neuerlichen Wühlereien Bu-Amcma'S, dieses alten FeindeS der Franzosen, ihre schlimmen Früchte zu tragen. Um die Stämme an dcr al gerischen Südgrenze zu hecinflusftn und ;n fanatisircn, hat er unter einzelnen Ahtkeilnngen der ChambaaS, die man bis her sür treu kielt, eine ftindiiche Bewegung anaezcilclt, und versammelt um sich alle Unzufriedenen, alle Hitzköpfe und unruhigen Elemente. Eine Abtheilung der Tu areg- ist sogar im Süden von El Golöah aus getaucht, »in den nach Tunis ziehenden Karawanen den Weg zu verlegen. Alle diese Manövcr verfolge» den Zweck, die Communication zwischen Algier und Tunis einerseits und dem Süden andererseits zu unterbrechen und so den geplanten Durchbruch der Franzosen zu vereiteln. Mit Rücksicht auf die von den TuarcgS und CbambaaS bereit- unternommenen Raubziige haben die algerischen und tunesischen Behörde» Maßregeln zum Schutze der aus der Sahara kominendcn Karavanen gelroffen. — Die französische Regierung ver zichtet nunmehr, nachdem sie die parlamentarische Stimmung genau sondirt hat, auf die Ratification dcS Vertrage- mit Dabomev durch die Kammer und wird sich damit begnügen, denselben selbst zu ratificiren, wir die- schon bei den anderen, mit den Häuptlingen an der afrikanischen Ldüstc abge schlossenen Verträge» der Fall war. klebrigen« liegen keine Nach richten über eine bedrohliche Stimmung in Dabomcy vor und der Friede scheint daselbst noch immer ungestört Bei dieser Gelegenheit beschweren sich die radicalen Parteigruppen, daß die erwähnten Verträge abgeschlossen, den Mächten nolisicirl und mittelst DecretS de« Präsidenten ratisicirt wurden, ohne daß die Kammer darüber befragt worden wäre. Es wird ohne Zweifel eine Interpellation cingcbrachl werden, um fest zustcllen, welche Verpflichtungen Frankreich auf sich genommen hat. Jedenfalls werde» gewisse sinanzicllc Cvnscguenzc» un vermeidlich sei», für welche sich daS Parlament mit Reckst inleressirt. — Der Regent von An am, Nzuqcn-Thvng Hiep, bat sich nach Tonlio begeben, um dem General Gouverneur de Lanessa» einen Besuch ahznstatlen. Der General-Gouverneur gab aus diesem Anlässe ein großes Diner. Nguyen erklärte in einem Trinkspruchc. daß der anamitischc Hof dem von Frankreich uiilcrnommeiien civilisatorischen Werke wohlwollend gcgcnübcrstebe. Herr de Lancssan hat diese Erklärung mit Befriedigung zur Kcnntniß genommen. Selbstverständlich hat diese öffentliche Kundgebung de- sehr einflußreichen Regenten, der bisher al-' Gegner Frankreichs aalt, in ganz Cochinchina eine» lebhaften Eindruck gemacht. DaS Toiikin-Delta ist vollständig paci ficirt und die Seeräuberei im nördlichen Tonkin nimmt immer mehr ab. DaS Ministerium hat soeben im Einvcr ständnisse mit dem General-Gouverneur das Budget sür Tonkin scslgcstcllt, in welchem die Einnahmen folgendermaßen präliminirt sind: Einnahme» im Lande selbst 17 Millionen Franc-, Subvention de- Mutterlandes 17h, Millionen, Bei trag von Eocbinchina 6>/, Millionen, Beitrag zu den Heeres- auSlagen > Million. Tie Gcsamnit-Einnabmen belaufen sich somit auf 42 Millionen Franc-, eine Summe, die hinreicht, um allen Ersorderuisscn gerecht zu werden. * Die Mitglieder dcr FricdenSconserenz wurden in Neapel sehr berzlich ausgenommen. Viele Häuser sind ge flaggt. An den Mauern befanden sich vielfach Zettel inst den Worten: „Hoch der Friede und die Arbeit!" Heule findet ein Ausflug nach Pompeji, morgen nach dem Euf'aro- See statt. * Fürst Ferdinand von Bulgarien bat. wie dcr „Times" gemeldet wird, bei seinem jüngsten Ausflug nach dem unfern der makedonischen Grenze gelegenen berühmten Bergklostrr Rilo, wohl in einem Anfluge von Begeisterung, ein sehr unüberlegte« Wort gesprochen. Wie e» scheint, hatte ihn da» schöne Wetter verlockt, einen Spazier ritt di« »nf türkische« Gebiet an-zudehnrn und ans «ace»
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