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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911106025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891110602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891110602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-06
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» »« d» «» «ad»- tqtrt «G den Vororten errichteten Axt- gavesirllen ab geholt: vierteljährlich ^l4chO, »A zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« ^l 5.50. Durch die Post bezogen sür Deulschland und Lesterreich: vierteliädrlich >l S.—. Direcle tägliche «reuzbandsenduiig in« Ausland: monatlich ^4 9.—. Die Morgen-Au-gabe erscheint täglich '/,? Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag« 5 Uhl. Letzaclion und Expedition: AahannrSgassr 8. Lte ExpebMon ist ununterbrochen ge- Sssuet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt» ««»« a Sartt«. Mlfrr» Hahn). UaiversltätSsrraße 1, Laui« LSsche, Euchartneeistr. I«. part. und KöuigSplatz 7. Drack and verl^ von L. Polz tu Leipzig. Abend-Ausgabe. kWlgcr ^3«k. Anzeiger- §WN fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und GcschLftsverkchr. »ra»»^Un«aab«: di« Saas» alt»» MM» ll« LO-^, Reclame» unter dem RedacnouL- (4 gespalten) bO-^, vor de» gaurilie»- nachrichten (6 gespalten) 40/L. Abeud-AuSgab«: die Kgespnitene PetitzeU« 40^,Reclamen unter dem RedoctionSstrich 14 geipalten) I ^l, Familiennachrichlea und Anzeigen verlorener Gegenstände iOgespaltcn) 20^. Grüßc.e Cchristen laut unserem PreiS- verzrichnii». Tabellarischer und Zifsernsatz nach höherem Tarif. Extra-veila-n« (gesalzt), nur mit der Morgen.«»«gäbe. ohne PostbesSrderung ^4 60.—, mit Postbesorderung 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: Abend.Ausgabe: Vormittag« IO Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Fesltoqe 'ruh 9 llhr. Bei den Filialen und Auuabmestelleu je eine halbe Stunde früher. Iuserate sind fiel-.' an die Expedtltaa zu richten. j^reitass den 6. November 1891. Leipzig, 6. November. * Im Reichstag sind gegenwärtig folgende Mandate erledigt: 1l. Württemberg, bisher nalionalliberal ver treten, 1ü. Königsberg, bisher conservaliv, lt). Hannover, bis- her welfisch und 2. Oberfranken, bisher nationalliberal. * Bei Wiederaufnahme der Re ich StagSsitzungen stellt sich der Bestand der Fr actione» folgendermaßen: Deutsch- Conservative 67, deutsche RcichSpartci l9, Centrum lll, Polen 16, Nationallibcrale 40, Deutsch-Freisinnige 64, VolkS- partci 9, Socialdemokraten 35, bei keiner Fraclion 29. Der Reichstag zählt augenblicklich 393 Mitglieder; erledigt sind vier Mandate: l 1. Württemberg (Lecmann, natlib.), 10. Königs berg (Gras Stvlberg, cons.), lO. Hannover (Freih. v. Halc, Eeutr.) und v. Fcustel (natlib.) 2. Obcrfranken. * In der gestrigen Stadtverordnetensiyung wurde der Svndicu« Zelle mit 95 von 103 Stimmen zum zweiten Bürgermeister von Berlin gewählt. * Dem Bcrnebmen nach soll im nächstjährigen Etat für die Reichs-Post- und Telegraphen - Verwaltung wieder manche Verbesserung für die Beamtenschaft getroffen sein. So dürften wohl die Vorsteher der Postämter 1. Classe eine Aufbesserung ihres DurchschnittSzehaltS, das gegenwärtig 3900 beträgt, um 300 -e erfahren. Außerdem dürste eine große Anzahl von Ober-Assistentenstellen und Assistenten- stellen geschaffen werden, um dem AvancementSbedürfniß zu genügen. Nicht weniger wie 400 neue Ober-Assistentenstellen sollen geschaffen werden, um die ältesten Assistenten von längerer Dienstzeit zu befördern und 600 Stelle» für Assi stenten sollen neu eingerichtet werden, um die Anstellung der ältesten gegen Tagegelder beschäftigten Assistenten, welche in unentbehrlichen und vollen Arbeitsstellen dauernd ver wendet werden, zu ermöglichen. Des Weiteren sollen eine ganze Zahl neuer Stellen bei den Ober-Post- directionen sowohl wie bei den Post- und Telcgrapben- ämtern für di« verschiedensten Beamtenkategorien vorgesehen sein, so daß aus den jcdeSmal nachfolgenden ein Ausrücken möglich wird. Die Telegraphcngehilsinncn, welche bereits im Fernsprechwcsen beschäftigt werden, sollen jetzt etatsmäßig --gestellt werden. Mehr als 2000 neue Stellen sollen für llnterbeamte, darunter 500 sür Landbriefträger, wegen der Zunahme deS Verkehr« geschaffen werden, so daß eine große Zahl auS den gegen Tagegelder beschäftigten Hilfskräften feste Anstellungen erhalten dürste und neue Kräfte an Stelle der letzteren Beschäftigung finden werden. Kurz, trotz der knappen Mittel, welche gerade gegenwärtig überall vorhanden sind, dürfte auch im nächsten Etat sür die Post- und Telegraphen, beamten in möglichst weitem Umfange gesorgt sein. * Capitain z. S. Geiseler ist der Stellung de-Comman- danten von Helgoland entbunden und mit der Wahr nehmung der Geschäfte deS Kommandanten vorläufig Cov vettcncapltain Herbing betraut worden. * Der Berliner socialdemokratischen Opposition sind, wie unS ein Privattelegramm meldet, bedeutende Mittel zur Verfügung gestellt worden, welche e- ermöglichen, von Sonntag ab ein eignes Organ in Berlin erscheinen zu lasse: unter dem Titel „Socialdcmvkrat". Nedacteur ist Kampf meyer, früber Student der Philologie. Gedruckt wird das Blatt von Werner, welcher bereits wieder unter Beihilfe von »Genossen" eine eigene Druckerei errichtet hat. * Der Zusammenbruch des Bankhauses Hirsch feld u. Wolfs in Berlin hat nicht geringes Aussehen erregt Die Inhaber desselben waren wegen des fürstlichen Auf wandes, den sie machten, stadtbekannt. Man erzählt, daß die Kosten ihres HauSballS sich auf nahezu eine halbe Million im Jahre belaufen hätte». Ihr Kundenkreis setzte sich fast nur auS Angehörigen der beste» Gesellschaftskreise zusammen: Mitglieder des Kaiserhauses, Minister, hohe Osficiere, Ge lehrte, Kausleute. Sie alle büßen daS unbeschränkte Ber- trauen, daß sie der Firma entgegengebracht, mit dem Ver luste ihrer sämmtlichcn hinterlegten Gelder, und es ist nicht ausgeschlossen, daß dem Zusammenbruche deS Bankhauses noch Katastrophen in privaten Kreisen Nachfolgen werden. Bereits heute waren darauf hindeutende Gerüchte im Umlauf. Nicht geringe Entrüstung wurde darüber laut, daß bis zur Mittagsstunde ein Haftbefehl gegen die Geschäftsinhaber noch nicht ergangen war. Wie schon mitgctheilt worden, ist das später geschehen. Gegen die Solidität des Geschäfts sollen schon früber Zweifel aufgekommen sein. Es hat an Engagements noch aus der Gründerzeit her stark zu tragen gehabt, und Anspielungen, die vor Monaten in einigen hiesigen Blättern auf Gerüchte von der drohenden Insolvenz eines alten Bank hauscS gemacht wurden, sollen sich aus Hirschfclv L Wvlff bezogen haben. Es ist bekannt, daß damals von Seiten der Aeltesten der Kaufmannschaft sehr energisch gegen die Per breiter deS Gerüchts eingeschritten wart. Man bedrohte sic sogar mit Au-schließunb auS der Börse. Es wäre seltsam, wenn damals daS Gerücht sich wirklich auf eine Eventualität bezogen hätte, die jetzt Ercigniß geworden ist. An der Berliner Börse wurden am Donnerstag Gerückte umbcrgetragen, daß in Folge deS Aufsehen erregenden Zusammenbruchs der alten Firma Hirschfeld L Wolfs gesetzgeberische Maßnahmen gegen Mißbräuche im Börsengeschäft bevorstänke» Veranlassung dazu ist allerdings in hohen, Grad vorhanden * Die Ernennung deS Propstes von Stablew Ski zum Erzbischof von Poseii-Gnesen unterliegt zwar keinem Zweifel mehr, jedoch eilt daS in Pose» auSgegcbene Extrablatt, welches die Ernennung schon als vollzogen darstellt, den Ereignissen voraus. Vorerst muß, wie das „Posener Tage blalt" bemerkt, der canonische Prcceß über den zwischen der StaatSregierung und den, apostolischen Slubl rereinbarien Eandldatcn durchgcsührt werden, ehe der Papst die eigentliche Ernennung vornimmt. Diese wird möglicherweise erst lurz kor Beginn deS im Decembcr stallfintenden päpsllicheu Co» sistorium- erfolgen. * Wie Bräsig seinem Schulgenossen Hawcrinan», so ist auch Herr Richter alle» übrigen Politikern bezüglich finanz politischer Fragen in der .Fixigkeit" über. Indessen mit der .Richtigkeit" hapert eS bei ibm auch genau so wie bei seinem mecklenburgischen Vorbilde. Herr Richter hat jetzt schon auS gerechnet, wie groß der dcmnächstige Anleihebcdar für da« Reich und Preußen sein wird. Welche Zwecke er dabei verfolgt, ist nicht ganz klar, eS sei denn, daß er, nachdem sich ka- Publicum wieder etwas mehr den zwar geringer verzinslichen, aber sicheren inländischen Reichs- und SiaalSpapiercu zuwendet, das deutsche Capital lieber in türkischen, brasilianischen oder mexikanischen Werthpapieren angelegt sehen »iöchle. Wie falsch er aber bei seinem Bc- rechniingen operir», mag ein Beispiel zeigen. Herr Richter nimmt an, daß der Anleibebedarf, weicher für daS EtatS- jakr 1892 93 a»S der Foriführung der Nordostscccanalarbcilcn cnlspringt, dem vorjährigen gleichen wird, sich also »m 20 Millionen herum bewegen dürfte. Herr Richter irrt. Die bisherige» Arbeiten ain Nordoslseecanal haben die bewilligten Summen bei Weitem nicht zur Verausgabung gebracht. Der Verwaltung siebt »och ein so bedeutender Betrag sür die Fortführung der Arbeiten auS früheren Jahren zur Ver fügung, daß eS wahrscheinlich nur nölbig sein wird, in den Etat für >892 93 den zehnten Tbcil der von Herr» Richter in Aussicht genommenen Summe cinzustelle». Nahezu 20 Millionen fallen demnach schon wegen dieses einen Postens au- der Berechnung deS Herrn Richter heraus. Man wird daran erkenne», welcher Werth der Richler'schcn Gcsamml- rechnung bcizulegen ist. * Gegen den Borwurf, Emin babc seine Beamten- Pflicht verletzt, wendet sich die „Köln. Z."; sie meint, ibm komme ein solcher Charakter gar nicht zu. Wenn man ihn früher vielleicht als Beamten deS ReichScommissarS v. Wiss- mann habe bezeichnen können, so babe dies mit dem I . April dieses IabrcS aufgckört, nachdem daS Schutzgebiet von Ostasrika unter kaiserliche Verwaltung gekommen ist. Die Aufforderung an Emin, i» deutschen RcichSdienst zu trete», sei wohl, wie an genommen werten dürfe, gleichzeitig mit der an die Herren von Wissmann und vr. PelerS, also Ende Februar d. I., er gangen; Emin habe dieselbe wahrscheinlich »och gar nicht er halten und sie daher auch nicht annehmen können. * DaS von Herrn De. Arendt berau-gegebene „Deutsche Wochenblatt" veröffentlicht eine nachträgliche, auf die Emin- Pascka-Expedition deS vr PeterS bezüglickw Mittheilung, die einem Bericht des Engländers Capitain Bat cm an ent nommen sei» soll. Es heißt darin: „AIS vr. Karl PeterS und Adolf von Tiedemann in den Mu- monibergen lagen, damit beschäftigt, eine Brück« über den Tana zu schlagen, erhielten sie durch Wakamba eines Morgens die Nachricht, daß ein W-ißer in D'saaga angeloaat sei, der di« Wadsagga geschlage» habe und ebenfalls auf Ukamba Mumont zuziehe. Sie riechen erst aus Lap-tainlieutenaut Rust. ES hat sich nun herausgestellt, daß der damals von den Wakamba gemeldete Weiße, (lapitaln Batemaa,mtt einer große» engliict-en Expedition au-geschickt war, um vr. PeterS in Mamba abznsangen. Derselbe hatte zu diesem Zwecke 6 Osficiere, ISO Sudanesen, 80 Somali- und eine Reihe von Küslenioldaten, im Bonzen 1100 Mann unter sich und führte wet Maximkanoncn, vier Armstrong^eschütze, sowie eine Raketen- -attcrie. Er traf nuf der MombaSstraße ain Kiloluma-Wassersall ein, wo er die Spuren des deutichen Lagers sah. Tann folgte er nach D'sagga, wo er erfuhr, daß die deutsche Emin-Pascha-Expe dition gerade passirt sei. Unter dem Krupp-Hügel, wo Vr. PelerS die Wabsagga geschlagen hatte, hatte auch Eapitain Batema» ein Gesecht mit denselben. Er glaubte eine Woche hinter der deutschen Expedition zu sein, war in der That aber nur zwei Tagemarsche vo» derselben enlsernt, da sie in Mumont lagerte. Eines Morgens wurde die englische Expedition in Mumoni an «ine Flußslelle ge- führt, wo die Deutschen, noch Aussage der Eingeborenen, lagern sollten. Die englischen Osficiere glaubten, die schwarz-weiß- rolhe Fahne zu erkennen, und Warfe», ohne auch nur eine Ver- ständigung mit den vermeintlichen Deutschen zu suchen, ohne Weiteres 40—60 Granaten aus den Platz <?). WaS geschehen wäre, wenn die Engländer wirklich auf vr. PelerS gestoßen wären, liegt aus der Hand, verinnthlich würde die« den Untergang der deutschen Expedition nach erbittertem Gesecht bedeutet haben, da die englische Uebermacht doch zu groß war. Wir haben hier daS Gegenstück zun» späteren Auftreten Mr, Jackson'« tu Uganda; die englischen Osficiere waren unwillig über ihre Ordre, so Biele einen Einzelnen >agen zu sollen. Aber sie erfuhren, daß dies auf directe» Befehl de« LordS Salisbury geschehe, welcher damit dem Grasen Herbe» BiSmarck entgegenkam. Dies« Hetze wurde nach Angabe der englischen Osficiere in Scene gesetzt aus dtrecten in London geäußerten Wnasch des «hemaligea Elaal-secrelairS Grasen Herbert Bismarck. Wir geben die sehr sensationell klingende Mittheilung wieder, weil sie wahrscheinlich zu weiteren Erörterungen führe» wird. * Zu den liand elS politischen Verhandlungen wird aus München berichtet, daß entgegen anderweitigen Meldungen der Abschluß der österreichisch-italienischen Ver handlungen noch einige Tage erhe,jchen wird und daß e-, da noch einige Schwierigkeiten zu überwinden sind, nicht überraschen könnte, wenn sich die Erledigung, von welcher man indessen nach wie vor hofft, daß sie eine zufriedenstellende sein werte, noch weiter verzögern sollte. Damit hängt eS auch zusammen, daß man noch immer nicht mit Bestimmtheit sage» kan», an welchem Tage die Wieder ausnahme der österreichischen und deutschen Verhandlungen mit der Schweiz sowie der Beginn der österreichisch-serbische» Verhandlungen erfolgen werde und wo diese Verhandlungen stattfinden werden Man spricht jetzt allerdings wieder davon, daß dieVerbandlungen mit der Schweiz seitens Oesterreichs und Deutschlands und gleichzeitig auch die schweizerisch-italie nischen Verhandlungen in München werden geführt werte». Allein Gewisse» hierüber wissen selbst die zur Führung dieser Verhandlungen Berufenen zur Stunde nicht. * AuS München wird gemeldet: Ter KammerauSschuß hat den von der Regierung vorgelegten Entwurf einer Novelle zum HeimatbS- und BerebelichungSgescy, eine authentische Interpretation der letzteren und mit rückwirkender Kraft angenommen, und zwar unter Zuweisung dir außerhalb Bayerns verweilenden bayerischen Osficiere und Beamten, sowie der in Bayern angestellten Ausländer an bestimmte bayerische HeimalkSorte In Bezug aus daS EbclichungS acsetz wiesen der Minister deS Innern unk der Justiz daraus hin. daß daS neue Gesetz die bestehenden Schwierigkeiten ver meide. Alles klebrige entscheide der Richterspruch. Die weitere Berathung der Novelle ist aus den 11. d. M vertagt. * Inder bayerischen Abgeordnetenkammer kamen bei der Berathung teS Etats des Ministeriums de« Aeußer» die Abgeordneten von Staufsenberg und von Schaub wiederholt aus daS amerikanische Copy-Rigbt zurück. An dieser Frage seien deutsche, speciell Münchener Künstler und KunstverlegSr mit Millionen interesstrt. Die Ab geordneten verlangen, daß die Rcich-rcgierung baldigst bei dem Reichstage eine Vorlage Uber die Gewährung der Reciprociiät zwischen Deutschland und Amerika betreffs des UrkcbcrrechtS an Kunstwerken und Knilslproductionen ein bringe. MinisterCrailSbeim erklärt, dieRcichSregicrung habe in dieser Sache nichts versäumt Man babe anfangs den Anschluß Amerika- an die Berner Convention von >856 diScutirt, dieser habe sich aber als unmöglich berauSgeslctlt. Tie be züglichen Verbandlungen niit dem Schweizer BundcSratb leie» erst im Juni 1891 beendet gewesen. Jetzt erst könne die ReichSregicrung mit einer Vorlage an den Reichstag kommen. ES werde gewiß Alles geschehen, um die Rechte von Deulschen wirksam zu schützen An die bayerische Regie rung hätten sich die Interessenten niemals gewandt. Auf Grund der AuSschußverkandliiiigen sei aber ver dayerische Gesandte in Berlin angewiesen worden, die Sache zu ver folgen. Morgen wird der Finanzetat beratbcn. * Der »ach längerer Abwesenheit von Paris zurückgekchrte Fabrikant Eduard Groö, in Firma GrcS, Roman >L Eo. auS Wesserling, Schweizer Bürger, ist wegen Theilnahinc a» der Eiscnbahnseier in Bussang auS dem Deutschen Reiche auSgcwiescn worden. * » » * Im Falle deS MassenauStriltS der Altczechen wird der böhmische Landtag aiifgclöst werden. Die Neuwahlen sollen alsdann im Winter slatlsindcn. * In der letzten Sitzung deS österreichischen Ab geordnetenhauses trat der Präsident Smolka der Annahine entgegen, alS ob sein Schreiben an daS ComilS des in Rom tagenden FriedenScongresse- die an dem Congressc ibcil nehmenden österreichischen Abgeordneten ermächtigen würde, daselbst NamenS deS österreichischen Abgeordnetenhauses auf zutreten. Er sei lediglich in seiner Eigenschast al« Präsident deS HauseS, entsprechend den Bestimmungen des Friedens comilSS, zur Tlicilnahme eingeladcn und, da er dies der gleichzeitigen Session dcö Abgeordnetenhauses wegen habe ablchnen müssen, ersucht Worten, eine» Stellvertreter zu bezeichnen. Er babe demnach vi. Ruß als seinen Delegirken beftimmt und denselben crmächligl, dem FriedenScongresse seine Symyathien auSzudrückcn. * In Antwerpen hielt der dortige Deutsche Ber band am Sonnabend eine Versammlung ab. Dem Berichte der „Antwerpuer Zeitung" darüber entnehmen wir das Zolgende: ES erhielt daS Wort Herr DIrector vr. Müller. In beredten Worten, unter Anführung vieler oft recht komischer Beispiele, wies der Vortragende auf die leidige, noch immer bestehende Neigung des Deutschen hin, im AuSlande alS etwas anderes gelten zu wollen, als da?, was er Ist, ein richtiger Deutscher. In Paris giebt er sich al» — Oesterretcher oder Schweizer auS, in Polen schwärmt er mit sürS alt« Königreich, in Amerika bildet er sich schon nach drei Wochen ein, ein echter Amerikaner zu sein, wofür ihn der Pankee gründlich auSlacht. In Ungarn macht er die Magyarisirungswnll, ohne Zaudern mit und wahrend die slawiichen Ungarn, die Rnthenen, di« Slowenen und Kroaten, sowie die Rumänen sich oft geradezu mit Gewalt gegen das Magyarenthum wehren, nennt der Teuliche, wenn er Ha»S Schwarz hieß, sich Fekete IanoS, aus Ambrosius Neumann wird Nemänh AmbroS, aus Hunsdürfcr wird Hunsälvy »nd sogar a»S Bambcraer wird Vanivöry, aus Eohen Kun, au« Abraham Abränyi. Diesem vaterlandSlosen, verächtlichen Gebahre» sollen die vo» uns im Ausland« gegründeten Verbände entgegen treten, daS Bewußtsein de« DeutschlhumS fördern und da« Zusammen halten der Deutichen in der Fremde bewirken. Dann weiden wir erst eine Macht sein und dann wird man uns daS herrlichste, idealste Gut nicht mehr frevelhaft anzutastcn wagen, da» wir besitzen, unser deutsches Vaterland. Alldeutschland Hoch! Lauter, stürmischer Beifall dankte dem Redner sür seine begeisterten und begeisternden Worte, dt« aus einem patriotischen Herzen kamen und zu Herzen gingen Dle Versammlung stimmt» Hoffman»'- von Fallersleben herrliches alldeutsches Lied an: „Deulschland, Deutschland über Alle-!" In kurzen, markigen Worten brachte Herr Frosch ein Hoch auf den Fürsten BiSmarck aus, woraus die Versammlung folgendes Telegramm an den früheren Reichskanzler absandle: „Die zum erste» Male festlich versammelte Ortsgruppe Antwerpen des Allgemeinen Deutschen Verbandes huldigt Eurer Durchlaucht, eingedenk Ihrer unermeßlichen Verdienste um da« theure Vaterland und entbietet ehrfurchtsvolle» Gruß.' * In de» ZukunftSbofsnunaen der französischen Republik spielt die äußerste Linke aus naheliegenden Gründen keine besonders hervorragende Rolle. De»» eine Partei, welche theilS communistischen, tbeils anarchistische» Tendenzen sröhnt, ist natürlich weder für eine sociale Reform arbeit, welche nach Herrn de Freycinct den Kern der inner politischen Action von Regierung und Volksvertretung bilde» soll, noch für die Pflege der russischen Freundschaft, de» Anqelpiinct der auswärtigen Politik des Herrn Carnot und seiner Minister, zu gebrauchen. Die Republik in ihrer der maligen Gestaltung ist den linlScrtremcn Elementen nicht viel weniger verhaßt als das zweite Kaiserreich mit all' seine» „volksverräthcrischen" Praktiken, — wozu sich also an einer socialresormatorischen Flickarbeit betheiligen, wenn man so wie so den festen Entschluß gefaßt hat, bei erster Gelegenheit gründlichen KebrauS zu Hallen? Ilnd WaS die Russcnschwärmerei, die beute bei den tonangebenden Classen im Schwange geht, betrifft, so glaubt ma» im social revolutionaire» Lager der äußersten Linken denselben Zweck noch einfacher und bequemer ohne das Bündniß mit dem MoSkowilerthum erreichen zu können. Wozu wäre denn sonst die dicke Freundschaft der französischen mit den deutsche» Socialisten auSgeheckt und eingesädclt, wenn nicht zu dem Zweck und unter der ganz bestimmten Voraussetzung, daß daS aus socialrevolutionaire Kraftstücke dressirie deutsche Proletariat sür die französischen Genossen im psycho logischen Moment die Kastanien auS dem Feuer holen und sie bitten werde, zum Untcrpfanke dauernder beiderseitiger Brüderlichkeit »nd Interesscnfolidarität Elsaß-Lothringen sreundlichst in Rückempl'ang nehmen zu wollen. Daß die jranzösischen FreiheitS-, Gleichheit-- und BrürerlichkeilSaposlcl aus die Befriedigung ihre- RevanchebedürsnisseS ebensowenig verzichten, w<e die fchliininstcn Patriotenbündler, haben die Reden ihrer Wortführer auf rem römischen „FriedenScongresse zur Genüge bewiesen Freilich sind ihre Wege nicht die Wege der gegenwärtigen leitenden Pariser Kreise Deshalb erntet die Ankündigung der extremgesinnten Prcßorgane, daß die Reeonstituirung ber Fraction der intrasigenten Linken beschlossene Sach« sei, seitens der Presse der übrigen republikanischen Parteien nur sehr mäßige Anerkennung. Man fürchtet von dieser 85. Jahrgang. parlamentarischen Rchabililirung, und wobl nicht mit Unrecht, eine schlimme Bloßstellung der Republik nach Innen wie nach Außen, eine» Riß in die vielgepriesene compacte Einheit der Nation und daran» folgend eine Schmälerung des kaum erst errungenen internationalen Prestige». Vorläufig scheint die Parole auSgegeden zu sein, den angekündigten Scbachzug der Intransigenten dem großen Pnblieuin als ein ziemlich be deutungsloses Manöver zu bezeichnen, da» unvermögend sein wird, die vortbcilkasle Position der Republik irgendwie zu er- chütler». Bei der ungemeinen Ausbreitung deS rcvvlutionairen Geistes in Frankreich, namentlich in de» Großstädten und sonstigen Eenlren der Großindustrie, dürste aber eine der artig oplimistische Anschauung schon binnen Kurzem durch die Tbaisachcn Lügen gestraft werken, und dürsten die jetzige» Machthaber bald genug herauSsiiiten, daß ihnen die Zeit, auf ihren bisherigen Lorbeeren zu ruben, sehr knapp zngeiiicssen ist. * Bei der Beraibung des Budgets des KricgSministeriumö wurden in der sran;öfischen Deplltirtenkainnier an den Kriegsminister Freycinet mehrere Anfragen gerichtet über die Notbwciidigkeit, die EadrcS der Armee zu verdoppeln, um dieselbe» in Einklang zu bringen mit dem neuen Effccnvdesiaiide, sowie über rie Nothwendigleit, die active Armee und die Territorial Arnice zu vereinigen. Freycinet erwiderte, die endgiltige Organisation der Armee sei ihrer Vollendung nahe, iinmerhin müsse man aber noch warten, um ein allgemeines Gesetz über die Cadrcü verlegen z» können, wozu es vielleicht eines Zeitraums vo» 2 Jahre» bedürfen werde. Pcllcran klagte über die sür Truppciilraiisporle, »amcntlich im Jahre I87> auS- gegcbcncn Stimmen. Freycinet erwiderte, wegen der Trans porte i»i Iabre 187t sei der Proccß vor dem Staatörathe in der Schwebe, daS von einem seiner Vorgänger mit der EisenbahngcscUschast getroffene Abkommen könne er nicht aeccvtire». Der Minister vertbeitigte sodann noch de» gcgen- wärlm mit der Eisenbabngcicllschask bestehende» Vertrag. ie Sitzung wurde darauf aufgehoben. * Tic Durchführung des schweizerische» Fabrik gesetz eS geht nach den Berichten des BiliidcSratkeS ver- bättnißmäßig gut von Statte». Anfänglich befanden sich 2419 Betriebe mit 12 l 200 Arbeiter» unter dem Gesetze; gegenwärtig erstreckt sich dasselbe aus 4223 Betriebe mit 170 000 Arbeitern. Tie Durchführung erfolgt, wie nicht ander« zu erwarten, mit strengster Unparteilichkeit. So hat beispielsweise die Behörde stets dahin entschieden, daß Spaltungen von Betrieben. die zu dem Zwecke er folge», den Gesammtbetrieb dem Gesetze zu entziehen, nicht anzucrkenncn sind. Auch haben eS die Behörden abgelebnt, bei Beschwerden von Arbeitern den Arbeitgebern die Namen der Beschwerdeführer zu »cn»c», sondern eS ist stets »ur Mittheilung vo» dem sachlichen Inhalte der Be schwerde gemacht worden. WaS ken I l slünkigc» Normal- arbeitStag betrifft, so bewährt sich derselbe »ach den all- seitigen Erfahrungen sehr gut. Gesuche um Zulassung einer längeren Arbeitszeit sind verhältnißmäßig selten und werden stets sorgfältig geprüft. Die Einführung eines kürzeren, etwa lOstilnkigen Normal,nbcilStagcS hält der BundeSrath sür untbunlich und lucht ,»> Inlercsse der Ardeiler liegend. * Im Verlauf der Do»»erStagS-Sip»»g der inter parlamentarischen „FriedeiiScvnsereiiz" in Rom sprachen noch Mocorta, OdcScalchi, Imbriaiii lind PolSki. Die Confcrcn; gcncbinigtc cinsiininiig den Aiilrag des Spaniers Mocorta »nd vierzig weiterer Coiiferenzinitglieder, daß auch die Staaten zweiten Ranges auf allen diplomatischen Congrcssen vertreten sein sollten Sodann wurde noch die Debatte über den Entwurf, betreffend die Bildung eine« permanenlen Bureau», eröffnet, die Weilerderathnng jedoch aus morgen Abend vertagt. Imbriani, Hubbard und Ricard brachten Anträge im Sin»: der gestrigen Rede Imbriani's ein. * „Fansulla" schreibt: Weu» die Provocationcn Imbriani's andauern, wird die FricdcnSeonfcrcnz bald in eine KricgSversammlung verwandelt werden; alsdann würde» die Feinde Italiens behaupten lönnc», statt ein Pfand des Friedens z» sei», könne Italien nicht einmal einer platonischen FrieccnSni anifestalion die Sicherheit gewährleisten.—„Riforma" sagt in einer Besprechung deS Schreibens CriSpi'S an ein Breslauer Blatt: „DaS Plcbiscit, welche» Nizza Frankreich überlieferte, bat keine» höheren Werth, als jenes im Decembcr l85l Frankreich ausgezwiingcnc Plcbiscit, welches Napoleon« Staatsstreich heiligte, klebrigen» mögen gewisse französische Politiker zuvor in die Schule gehen, ehe sic sich berauS- nebmen, über NationalitätSrcchlc zu sprechen." — „Diritto" spricht sein lebhaftes Bedauern darüber an», daß so wenige französische Dcpntirten an der Fricdciisconscrcnz tbcit- nchmcn. Die Anslcht der französischen Tepnlirten, die clsaß lothringische Frage könulc in einer der Würde Frankrcich» scindlichcn Weise diScutirt werten, sei durchaus irrig und betlagenSwcrth. * Heute findet in der irischen Stadt Cork, den, Wahl kreise, den der verstorbene Parncll zuletzt im Unterhausc vertreten hat, die Ersatzwahl stakt. Damit schließt ein Wahlkampf, der seit den letzten Woche» in der irischen Wahlgelchichtc eins der böseste» Capitcl bildet. Die Straßen voii Cork sind fast täglich der Schauplatz widerlicher Kämpfe zwischen den Parncllitcn unk Anlipar»ellilcn ge wesen , Hunderte von Verwundeten haben den Kranken häusern übergeben werten müssen. Drei Bewerber ringen um den Sitz: John Rcdiiiond, der neue Führer der Parnelliten, Marlin Flavin, der von den Nalioiialistcu anfgestellt ist und vor Allem die Unterstützung der Pliesicrschast findet, endlich ein von den Conservaiiven auf- geslelller Bewerber, Capilai» Sarssiclt, eine in der Nach barschaft vo» Cork angesessene einflußreiche Persönlichkeit. Die Bevölkerung ist so erregt, daß der heutige Tag voraussichtlich noch heißer werden wird, als die bisherigen und ohne blutige Kämpfe schwerlich vorübergehk. Die Erbitterung zwischen Parnelliten und Anliparncllilcn ist aber nicht nur in Cork, sonder» überall im Lande aus» Höchste gestiegen, wie aufs Neue folgende Meldung beweist: London, 5. November. Healy hielt gestern in einer Sitzung des trffchen Nalionalverbandes in Dublin eine Siede, in welcher er sich in nenen, nicht wiederzugebcnden Schmähungen gegen Frau Parncll erging. Tillon besuchle gestern Watersord und wurde sehr feindselig empfange». Anläßlich seiner Abreise ciilspann sich eine furchtbare Schlägerei zwischen Parnelliten und Anti-
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