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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911107017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891110701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891110701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-07
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Nbo««emeutAhrrki8 I» der Haerptexpeditton oder de» im Stadt- dmtrf uad de» Vororten errichtete» Aut- »abestrllen ab geholt: vierteljährlich^ 4.S0, bei zweimaliger täglicher Zostellnng in« Han« » 5L0. Durch die Post bezogen für Deetschload und Oesterreich: vierteljährlich > S.—. Direct» tägliche Krcuzbandsendnag twb Ausland: nlonutttch ^ 9.—. Di» Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/.7 Uhr, dt« Abend-Ausgabe Wocheutags 5 Uhr. Ledirlion und Lrvkditioa: JohanneSgaffe 8. DK Expedition ist unuuterbrocheu ge öffnet vo» früh 8 dis Ade»d« ? Uhr. Filiale»: vtt» Mo»«'» Lonim. tAlfre» Haha). Universttatssrraß« 1, Loui« Lösche. Jathnrineeistr. 1s, pari, und Käuigsplotz? Druck «ud Verlag vo» L. Polz i» Leipzig. Morgen-Ausgabe. clpMr und TaaMM (l Anzeiger. Organ für Politik. Localgcfchichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. JnsertionsprerS Dl o rgen-Ausgabe: die 6gespaltene PetA- »eile 20-^, Reclamen unter dem RedattionS« strich (s gespaltenl 50 vZ, vor den Familirn- »achrichlei: (6 gespalten) 40^. Abend-AuSgabe: dir ilgespaltene Petitaeile 40 ^ Reclamen unter dem Redaelionsstrick» is gespalten) l ^li, Familiennachrichten and Anzeigen verlorener Gegenständ» ltlgeipaltrn) 20 <, Größere Cchristen laut unserem Preis- verzeichuiß. Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höherem Tarij. »rtra-Beilagcn (g'Uljt), nur mit den Morgen - Ausgabe , odne Poslbesördenrng 00.—, mit Postbesordermtg 70.—^ Iinnatimeschluß fir Inserate: Abend-BuSgabe: vormittags 10 Uhr. Marge n»Ausgabe: Nachmittags s Uhr. Conn- und Festtags srüh 9 Uhr. Bei den Filialen und Aiiuabmeslellen je rin« Halde Stunde früher. Inserat« sind slers an di« Er-rdttto» zu richten. ^- 367. Sonnabend den 7. November 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 8. November, Vormittags nur bis v Uhr geöffnet. Lxpeilltlttil <1«>8 l'.TLBl»! ritten. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Das 10. Stück de« die-jährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Lachsen ist bei unS eingegangen und wird di« zum 24. »lese» Monat» aus dem Rathhaussaale zur Linsichtuahme össentllch auShänge». Dasselbe enthält: Nr. 87. Verordnung zur weiteren Ausführung des Reichs- gesetzeS vom 89. Juli 1890, betreffend die Gewerbe» aertchte; vom 7. Oktober 1691. Nr. 38. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtag betreffend: vom 12. October l89l Nr. 39. Berordnung, die thierärztliche Untersuchung der nach dem Schlachthose in Bremen bestimmten Wiederkäuer und Schweine betreffend; vom 10. October 1891. Nr. sO. Verordnung, den Titel und Rang technischer Beamter bet der Staatseisenbahn-, der Straßen- und Wasser» bau-, der Hochbau-, der Berg» und der Forst-Verwal- tuug betreffend: vom 27. October 1891. Leipzig, am s. November 1891. Der Math drr Stadt Leipzig. vr. G eorgt. Krumblegel. Bekanntmachung. Die Gesuche um leihweise Ueberiaffung von Garderobe- und Decorattons-Geaenständen aus dem Inventar de- Stadltheater« habe» sich mit der Fett so sehr vermehrt, auch sind zuweile» dir entliehene» Gegenstände so unpfleglich benutzt worden, daß wir genölhigt find, von der ferneren Verleihung der erwähnten Gegen- stände völlig abzusehen. Wir haben daher beschlossen, Gesuch» der vorbezeschnetcn Art künftig nicht mehr zu genehmigen, wa» hiermit wiederholt bekannt gegeben wird. Leipzig, den S. November 1891. Der «ath drr Stadt Leipzig. Ia. 751. vr. Georgi. Wilisch, Aff. Die Inhaber der von unserer I. und ll. Annahinestklle als ab- danden gekommen angezeigten Quittuiigsscheine über die Spar bücher Ser. 11 Nr 86716 und Ser. II Nr. 145018 werden dier- dlirch ausgesordert, dieselben Innerhalb 3 Monaten uad längstens am 8. Februar 1892 l>!> dir unterzeichnet« Anstalt zurückzuaeben oder ihr Recht daran zu beweisen, widrigenfalls der Sparcassen-Ordnung gemäß den an- enieldeten B-rlusllrägcrn nach «rsolgter Beeidigung ihrer Anzeige ie Bücher auSgehändigt werden. Leipzig, den 5. November 1891. Die Vermattung de» Letdbause» und der Eparcaffe. Zur Eröffnung des Reichstages. Am 17. November nimmt der Reichstag seine im Juni unterbrochene Tbätiakrit wieder auf. Diese Thatsache gicdt Anlaß zu einem Rückblick aus die seitdem verflossene Zeit und zu drr Frage, ob sich die Hoffnungen erfüllt babcn, welche zur Zeit der Vertagung des Reichstages bestanden. Wir müssen diese Frage leider verneinen, und zwar hauptsächlich nach vre» Richtungen bin. Die internationale Lage erscheint beule trotz aller gegentbeiligen Versicherungen weniger günstig als im Sommer, unsere Kolonie in Lstasrika bat durch den Untergang der Expedition ZelcwSki'S eine» schweren Schlac erlitten, und die Ernennung de- Herrn von StablewSkr zum Erzbischof von Gnesen-Posen ist eine Maßregel, welche ernste Bedenken hcrvorrust. ES kommt hinzu, daß die Zunahme der Verbrechen gegen das Leben, das Eigevthum und gegen die Sittlichkeit in bedrohlichem Maße zur Erscheinung getreten ist, und daß drr Zusammenbruch bedeutender, als solide geltender Bankinstitute, wie Schnöckcl und Hirschseld L Wolfs, das Vertrauen aus die Sicherbeit deS Besitze» schwer erschüttert hat. Daß hohe Getreitcpreisc auch nicht zur Verbesserung der Lage beitragen, bedarf keines Worte». Es liegt dem Reichstag ob, die Gründe der veränderten Lage zu untersuchen und fcstzustellcn, waS zu geschehen hat, um wieder in andere Babnen einzulenken. Der Hauptfehler scheinl un» darin zu liegen, daß bei wichtigen Enischeibungen zu viel Werth aus Eingebungen und Empfindungen gelegt worden ist, statt den Rath von Personen einrudolen, welche durch ihre Vergangenheit und durch ihre Stellung in der Lage sind, guten Rath zu ertheilcn. Wir lassen hierbei dir auswärtige Politik vollständig außer Betracht. DaS ist ein Feld, aus welchem die perfönlicke Ein wirkung de» Souverain- sehr stark ins Gewicht fällt, unter den heutigen Verhältnissen sogar fast allem maßgebend ist. Natürlich ist jeder Jrrtbum in dieser Beziehung verhängniß- voll, weil er der Absicht dessen, der ibn verschuldet, entgegen zum Kriege führen kann, aber andcrerfeit« bleiben ernste und redliche Bemühungen, den Frieden aufreckl zu erhalten, nicht ohne Erfolg Nur eine Bemerkung glauben wir nicht unterdrücken zu sollen, daß die kühle Erwägung auch aus dem Gebiete der auswärtigen Politik den Eingebungen de« Augen blick«, und wenn sie der begabtesten Naiur enlspringen. vor» zuziehen ist. Die Politik ist eine Kunst, welche neben der Begabung zu ihrer Ausübung auch erlernt werden muß, ein von Begeisterung getragener Wille allein genügt nicht, um das Richtige zu treffen. D«e öffentliche Meinung hat sich mit voller Ucberein- stimmung dahin geäußert, daß unsere Eolonialpolirik ,n Ost afrika nicht zweckmäßig war. Wir sind au« einer Ueber- raschang in die andere gestürzt worden, ohne daß dakür aus- rricheade Gründe geltend gemacht werden konnten Wir sind überrascht «norde» durch da» Abkommen mit England vom 1. Juli 1890, wir haben die gleiche Empfindung gehabt, als Baron v. Soden ;»m Gouverneur ernannt wurde, und wir ind bisher noch okne Aufklärung über die Gründe, welche die Ernennung deS EorvettencapitainS Rüdiger z» seinem Stellvertreter veranlaßt habe». Dieser gesummte EutwicktlungS- proccß bedarf dcr näheren Darlegung dcr Gründe, welche dir verbündeten Regierungen bestimmt haben, in der erwähnten Weise vorzugche». Obne Kennt,,iß dieser Gründe ist man zu der Annahme geneigt, daß wir auf dem falschen Wege sind. Wir kommen zu der Ernennung des Herrn v. EtadlcwSki um Erzbischof dcr Diverse Gnesen-Poscn. Im gcsammten iberalen Lager und wohl auch bei der Mehrzahl der Eonser- vativen herrscht nur eine Summe darüber, daß dcr Eruannlr nicht die geeignete Person ist, um den consessionellen Frieden in der wefentlich von Polen bewohnten Provinz Posen auf recht zu erhalten oder wiederbcrzuflellen. Die Rücksicht auf eine so starke Partei wir daS Eeniruni im Reichstage und im preußischen Landtage ist unzweifelhaft Ausschlag gebend gewesen für diese Ernennung, und sic ist ja zunächst ein» preußische Angclcgeiibeil, die aber sehr fühlbar auf dir Reichsangelegenheilen zuriickwirkt. ES kan» für die Neich»- politik nicht glcichgiltig sein, wie sich die Polilik der Einzelstaaten der römische» Eurie gegenüber ge staltet. Wir verfolgen diese Vorgänge in Preußen, in Bayern, in Baden mit der gleichen Aufmerksamkeit wie unsere engeren LandeS-Angelcgcnheiten. Nimmt koch auch ganz Deutschland lebhaften Antbeil an dem Ergebniß drr ächsischen Landtagswahlen. Wenn bei uns Socialdcmokraten in den Landlag gewählt werden, so intcrcssirt das Deutsch land in demselben Maße wie ein gleiches Ergebniß für die RcichStagSwalsten. Die Kirchenpoliuk Deutschlands beginnt Wege emzusck'lagen, auf welchen die liberale Partei der preußischen Regierung nicht mehr zu folgen vermag. Wir haben bereits unsere schmerzlichen Empfindungen geäußert, als daö Gesetz über die Vorbildung dcr Geistlichen der katholischen Kirche außer Kraft gesetzt wurde, und wir können die Er nennung deS neuen Erzbischof» von Gnescn-Posen nur in demselben Sinne ausfassen. Auch die am 17. November wieder beginnende Dhätig- keit deS Reichstags bringt uns eine große Forderung für Militairzwecke. Wir halten diese Forderung angesichts der bedrohlichen internationale» Lage für notbwendig, und an der Bewilligung dcr für die Zwecke der LandeSvertheidignuz be anspruchten Summe ist nicht zu zweifeln, aber wir halten eS angesichts der nach unserem Dafürhalten gemachten Fehler in der auswärtigen wie in der Colonial-Politik für unerläßlich, daß diese Fragen im Reichstage zur Sprache gebracht werden, und daß die ReichSvertrekung ibr Unheil über diese beiden Seiten der Polilik rückhaltlos abgiebt. E» ist augenfällig, daß die staalScrhallcnden Par teien im Deutschen Reiche ihren letzten BlulSiropfen für die Erhaltung dcö Reiche» zu opfern bereit sind, aber eS ist selbstverständlich, daß dies unter dcr Voraussetzung richtiger und zweckmäßiger Handhabung der Gesammtpolilik geschieht. Wir können u»S nicht mit einer glänzende» Außenicite be gnügen, wir babcn vielmehr ein unveräußerliches Recht daraus, daß nur der küble Verstand die letzte Instanz für unsere Beziehungen zu den auswärtigen Mächten bildet. Die Handelspolitik des Deutsche» Reiche» begrüßen wir als eine Bürgschaft für die gcdribliche wirtbschafilichc Ent wickelung de» Reiches, wir tonnen unS nickt mit dem Ge danken befreunden, daß dcr dem Abschluß nabe Vertrag mit Oesterreick-Ungarn unseren freundschaftlichen Beziehungen zu diesem Reiche Eintrag thun könne, wir halten vielmehr das Zustandekommen deS mitteleuropäischen HantelSbünd- nlsse» für eine Lebensfrage der beibeiligten Staaten. Daß dadurch manche Einzel»Interessen geschädigt werken möge», kann unS nicht von der Hauptsache ablenkcn, welche die wirtbschaslliche Wohlfahrt deS Dreibünde» darstcllt. Dcr sicherste Maßstab für den Werth dcr in dcr Vor bereitung begriffenen Handelsverträge ist die Haltung, welche Frankreich ihnen gegenüber zeigt. Man ist sich in Frankreich bewußt, baß Deutschland die Initiative zu einer wirtbsckastlichcn Tbat ergriffen bat, welche geeignet ist. die scbutzzöUncriscbr Bewegung Frankreich« labm zu legen. Die Meinungen über die Wirkung der französischen Bewegung gegen Deutschland und seine Contrabcntcn sind in Frankreich selbst gctheilt, aber so viel ist aus der bisherigen Entwickelung der Sache zu ersehen, daß Frankreich es vorzieht, aus seinem bisher kundgcgebenen Staudpuncte zu verharren DaS Er- gebniß dcr beiderseitigen Anstrengungen ist adzuwarlcn, wir vertrauen, daß e» sur Deutschland und seine Verbündeten günstig sein wird. * Leipzig, 7. November. * Anläßlich der Erörterungen über die Veröffentlichung de» jüngsten kaiserlichen Erlasses werden in dcr Münchener „Allgemeinen Zeitung" die folgenden, zum Dbeil neuen Mittheilungen über da» Verhalte» de» Fürsten Bismarck zu den Erlassen in der Arbeiterfrage vom vorigen Jahre gemacht: .Fürst Bismarck ist mit der vom Kaiser genommenen Initiativ« nickt einverstanden ge wesen, weil er diese als zu weit gebend und für die Sacke selbst dadurch nachtbeilig erachtete. Ter Fürst Hai kann den ibm vorgelegten Entwurf selbst umgearbeitet, und er selbst erst bat die inIernationaleArbeilerschutzconferenz in diesen Entwurf bineinaebracht, weil er hoffte, die Eonseren; werde ab- sckwächrnd wirken unk Wasser ans den brausenken Wein sein Als er dann die Erlaffe dem Kaiser überbracktc, bat Fürst Bi-marck den Monarchen wiederholt, sie in das im Kamin brennende Feuer zu Wersen, weil er sich von der Wirkung nicktS Gute» versprechen könne. Der Kaiser lehnte dies a - und vollzog die Schriftstücke. Eine ministerielle Gegen zeichnung der letzteren war wohl von Anfang an nickt vor gesehen. Ter Kaiser betrachtete die Erlasse als Ausfluß seiner eigenen höchsten Initiative, und Fürst Bismarck bat diese Auffassung wobl um so mehr getbcill, als die Gegen Zeichnung eine über die kaiserliche Initiative hinausgreifende ministerielle Wirkung gehabt baben würde." * Gegenüber den Berechnungen eine« osficivsrn Eorrr- spondenten des „Pester Lloyd" über die Wirkungen des Auf treten« des Fürsten Bismarck im deutschen Reichstag, wenn drrseth» sich a» di» Spitz« drr Opposition Hegen de» deutsh-österrcickischenHandel Sv ertrag stellen würde, chrcibl die .Allgemeine Zeitung": WaS die Perlon deS Fürste» BiSinarck cmbeiangt, so will eS »nS scheinen, als ob das Register der Argumentationen des Autors doch ei» nicht »ubedenkiiches Loch habe. Wir kenne» die Ent- schiießmigeil deS Fürsten nicht, nebmen jedoch au» guten Gründe» an, dast der Fürst selbst bis heule noch gar nichts beschlossen hat, sondern seine» Entschluß von Lein Inhalt der Perirage abhängig inachrn wird, sobald der letztere autbentlich zur öffeniiichc» liciinimfj gelangt ist. Wir traben die Ueberzeugung, Las Fürst Bismarck >ich Lurch die Aussichten eine» größeren oder geringeren Erfolges nicht abhalten laste» wird, in den Reichslag zu gehe», falls er glaudl, daß der Inhalt dieser oder anderer Vorlagen ihm die Pflicht dazu auserlegt. Ob er dann 60 Stimme» oder 200 auf sein Bolom vereinigt, kann für den Staatsmann nicht in das Gewicht fallen, welcher uns Jahre hindurch die Recht» der Krone und die Hccrcs- retorm in Preußen mit alleiuiger Unterstützung von IS conservcniven Abgeordneten unter de» deutbar ichwierigileu — persönlich uud ge- chaftlich ichwierigileu — Verhältnisse» vertrete» und dadurch die Zulunit Preußens und Deutschlands gesichert hat. Glaubt er diese letztere gefährdet, so wird er nicht zögern, am Ende seiner politischen Lauf bahn ebenso mit allen »rüsten für sie einzutrelen, wie er es mit voller Entschlossenheit am Anfang derselben geihan hat. Einstweilen möchicn wir daher alle Berechnungen und Prophezeiungen für gewagt erachten. * Der preußische Finanzminister hat in einem beson deren Erlasse die RegierungSpräsidenlen angewiesen, darauf zu achten, daß bei der Feststellung der nächstjährigen GcmeindebauShalte auf eine tbunlichste Herab setzung dcr Gemeindesteuern entsprechend der aus dcr Selbsteiiischätzung zu erwartenden Erhöhung der Steuer veranlagung biiigewirkt werde. * Wie im letzten Abendblatt berichtet worden, ist dcr nach längerer Abwesenheit gestern von Paris zurückgclelnle Fabrikant Eduard GroS, in Firma Gros, Roman Eo. aus Wesserliug, Schweizer Bürger, wegen Tbeilnahine an der Eisenbahnfeier in Bussang au« Elsap-Lotbringcn aus- gcwiesen werden. Die Maßregel wird in Deutschland all gemein gebilligt werden: ein Ansländer, welcher an franzö sischen Revanche-Demonstrationen Theil nimmt, Kat tciue» Anspruch daraus, in Dcntschlauv unter dem Sckmtz dcr deutschen Gesetze seine Geschäfte zu betreiben. Der andere Theilnehmcr an dem Bnssanger Feste au« Elsaß-Lolbringen, Dreyer, ist deutscher ReichSangehöriger: ibm soll bekanntlich das Ehrenamt als stellvertretender Handelsrichter entzogen werden. * In dem Bezirk Molkbeim in Elsaß ist dcr General major Freiherr Roedcr von Diersburg mit 16 von 75 wirklich abgegebenen Stimmen in den Landesausschuß czewäblt worden. ,n, Metz wurde dcr Eandidat dcr gemäßigten Einlicimischeii, Lauigue, mit 22 von 28 Stimmen in den Gemcinterath und LanteSauSschuß gewählt. In den übrigen Bezirken wurden die bisherigen Abgeordneten wicdcrgcwählt. In Saarburg wurde der Notar Titsch ncugcwählt. » » » * Die „FriedcnSconferenz" in Rom hat durch daö gemeldete Auftreten dcr Abgeordneten Jmbriani und Hubbard bereits einen kriegerischen Ekarakicr angenommen, und wen» sich Präsident Biauchcri nicht alle mögliche Mühe giebt, kann eS auck noch zu Schlachten kommen. Vorläufig dürste, wie der .Pol. Eorr." au« Roni gemeldet wird, die Schaffung eine« ständigen interparlamentarischen EomitöS der Fricdcnö- consercnz au dem Widerspruche vieler, insbesondere der deutsche» Abgeordneten scheitern; an Stelle eines einzigen EomilciS sollten parlamentarische Friedens-EomitLS dcr Emzelstaaten treten. Wie eS gestern auf dem Eongressc zuging, zeig! folgender Drabtberickt: Rom, 5. November. In der heutigen Sitzung brach Jmbriani abermals irredenlistische Erklärungen vom Zaune. Tie Ber- theidiger der Humanität bekämpfend, betonte er, daß keine HumanitatSrücksicht Jto ien abhaltcu könne, die ihm gehörenden unveräußerlichen Gebiet«, über welchen fremde Flaggen wehen, nötdigensaNS gewalgam zn nehmen. Dem Vorsitzenden, welcher wie gewöhnlich vergeblich opponirte, rief er unter allgemeiner Heiterkeit zu: „Sie fürchten nur, daß meine Worte sie svrtreißen könnten, zu verrathen, daß sie meine» Ltandpuuct lheilcn, wie alle Patrioten." Bei so bewandten Umständen werden wobl zuerst die öster reichischen Abgeordueten die Eonserenz verlassen müssen. Es zeigt sich jetzt aber, daß die süus Mitglieder der deutschen Nalionalpartei des österreichischen RcichSratheS Recht batte», als sic ihre ursprüngliche Anmeldung wegen de« Bongki'schen Briefes in Betreff Elsaß-Lothringen» zuruckzogen. Daß auch von den „»»erlösten Provinzen" Trcnto, Triest und Dal matien geredet werden könnte, daran batten sie damals wahr scheinlich gar nicht gedacht. Jedenfalls kann nian aus die weiteren „völkerversohuenben" Debatten dcr Versammlung in Rom gespannt sein. * Die Beamten deS britischen Ministeriums de« Innern, so sagt die .Birmingham Post", waren die letzte Woche mit einer selten verkommenden Arbeit beschäftigt. Sic stellten nämlich alle in Kraft befindlichen englischen Gesetze, welche sich aus die össentliche Sittlichkeit beziehen, zusammen. DaS Blatt schreibt weiter: „Kaiser Wilhelm will die Reform, welche er in dieser Be ziehung in Deutschland einzuiühren gedenkt, namentlich aui die englische Gesetzgcbuiig gründen, wie er selbst in dem eigenhändigen Schreiben, welches er an die britische Regierung geschickt hat, sagte. Tie Abhandlung der Justizbeamten de« Ministeriums des Innern ist ein langes Schriftstück und behandelt oussührlich beispielsweise die Bestimmungen der sog. AmendentS-Aet» zum Ertminal-Geietze und di» Bestimmungen über össentliche Hauser. Am letzten Freitag wurde die Arbeit vollendet. Noch erhaltener Genehmigung de» Miatslers des Inner» wird sie nach Berlin ab- gejchickl werden." * Der spanische Marineminister Böranczer bat infolge eine« Streite« mit einem Journalisten seine Entlastung ge nommen. Der Ministerpräsident Eanovo« dcl Eastillo wird eiosttvriien das Marineministerium überuehmen. * Nach einer Melkung deS .Standard" aus Kairo kommen fortgesetzt Nachrichten von der ezyplischen Grenze, denen zu folge die Derwische Borräthe an Proviant und Munition ansammeln zu einem Zuge unter der Fübrunz deS Mahdi. * Wie der .Time«" au- Santiago gemeldet wird, bat der General Georg Moutt di« Eanbtvatur für dir Präsi dentschaft angenommen. * lieber die Vorgeschichte deS in Bra silie » auSgebrochenen Eonslictcö verlautet: Der Präsident Deodoro Fonscra batte zweimal von seinem Vetorechte Gebrauch gemacht, da» erste Mal gegen da« Gesetz, durch welches die llnzuträglich- keit der Uedcrnahme mehrerer Verwalluugö und polnischer Aciuter ausgesprochen wird, das zweite Mal bei dein Wider rufe des DcrrctS, daß die Zölle in Golk bezahlt werden sollen. Im Senate wurde daraus die Absliniuiiing über da« entere Gesetz wieder vorgeiiomiilc», welche-, wenn dasselbe zwei Drittel der Stimmen für sich gehabt hätte, unverzüglich, trotz der Ereeulivgcwalt und trotz de« Veto» deS Präsidenten, hätte vollstreckbar werden könne». DaS Veto behielt jedoch mit einer Stimme Majorität die Oberhand. Die Abstimmung wurde indessen sofort ange- lochten, weil dcr Oberst Panlino Fonseea, ein Bruder de« BuiideSpräsidenten und Gouverneur eine« der Staaten, mit gestimmt hatte. Derselbe hatte insofern ei» Interesse an dcr lblcbniiiig de« Gesetzes, als er zugleich Gouverneur eine« Staate« nnd Senator war. Man beantragte daher die llngiltigkcitSerkläruiig seines Volums, die mit großer Majorität angenommen wurde. Tie Anhänger des JncompatibililätS- Gcsetzcs hatten also 29 gegen l l Summen, d. i. zwei Drittel drr Stimmen, wie sie vo» der Verfassung verlangt werden, um ein Gesetz trotz dcö Veto» des Präsidenten rcchtSgillig zu erklären. *Dem .R'euter'schcn Bureau" wird aus Rio de Janeiro von gestern gciucltct, die allgemeine Lage sei unverändert. Der Entschluß de« Präsidenten Fonseea, den Eougrcß auszu lösen, sei durch eine unerbehlicke Meinungsverschiedenheit zwischen dem Eongreß und dem Präsidenten über die Frage der Prärogativen de« letzteren hervorgerufen. Dem Präsi- denle» sei vom Eongreß dcr Vorwurf gemacht worden, daß er sich die Macht eine« SouverainS anuiaßc. An« den Pro vinze» liege keine R'>r>1,rickZ vor, aber Alle« scheine anzudculeu, daß die Dietalur Fvnseea'S keinen Widerstand sinken werde. — lieber Paris eingcgangenc Meldungen be sagen, die Neuwahlen fäir den Eongreß würden in dcr Kürze slatlsindeii, dcr ncugcwähltc Eongreß solle, unter Wahrung der Staatsform einer Födcralivrepublik, eine Revision dcr Verfassung vornehmen. Die Regierung sei entschlossen, alle monarchistischen Kundgebungen zu verbieten. Alle Gegner der Republik sollten vor eine Eommission ge stellt, summarisch durch dieselbe abgcurtheilt uud dcportirt werden. Lolonialpolitisches. * Pari«, 5. November. AuS Leopoldville wird unter dem 15. August gemeldet, daß der Lieutenant vvn Latitulc vo» dort ausgebrvchen ist. um sich mit der Expedition van Kerkove zu vereinigen. Die Bereinigung soll m Tjabbir slatlsinden. Ter Sulla» ist geneigt, den belgischen Oisiciere», welche sich »ach den Quellen de« Nil wenden wollen, 2<iOO Leute zur Verfügung zu lellen. Zwischen Weiß und Lein sra» wüsche» Administrator Brazzaville, Talisier, habe» Belhandluiigen slaltgesunde» bezüglich der belgischen Eingriffe. Man glaubt au einen Ausgleich der beiden Regierungen i» Europa. * Lissabon, 6. November. Gras DaupiaS, der Inhaber der Teiglidv-Eviiipany-Eharrer, giebt »u» zu, daß seine Versuche, eine Gesellschaft zu bilde», volluäiidig gescheitert sind. In Folge dessen sei er gewillt, auf di« Eoneesscon zu verzichten. Ter Gras gab jedoch Lei» Anjuchkn der vvrtugiesijchen Regierung »ach, dieses zu unterlasse». Sie versprach ihm, die Charter zu seinen Gunsten zu andern. besonder« betreffs dcr Bestimmungen, weiche sich aus die Nyassa-Bahn beziehen. Ter festgesetzte Termin sür dir Organisation der Gesellschaft, wie die zu hinter legende Eautivn wurde reducirt, letztere ans 10 Evntos Reis. Tiefe will der Gras aus seinen eigenen Mitteln beschaffen. Er hofft nun beim zweiten Versuch mehr Glück bei der Beschaffung des Kapitals von 500,000 Pid. Sterl. zu baben. Man besürcheet ledoch, daß der Grat uch abermals gelauscht sehen werde, wenigstens was den Londoner Markt betrifft, wenn die Regierung nicht noch andere Bestimmungen abäudert. Tie königliche Ei-iwilligung wird der modiffcirlen Eoncessiv» in wenigen Lagen ertheilt werden. Buchdrucktrlitwtgung. * Berlin, 5. November. „Ter Zusammenhalt unter dcr Berliner Eollegknschast ist ei» ausgezeichneter , so lrininphirt heule der „Vvr- würls" und führt zum Beweise an, das; jetzt Hereit-S 46 Finnen mit 915 Gehilfen „die Angelegenheit in sür die Gehilfen ganstigcin Sinne" entichieden hatten. Tie Tbalsache an sich ist richtig, eS fragt sich nur, welches dieser „günstige Sinn" ist. lind da stellt sich denn in Wahrheit die Sache ganz anders. Allerdings hat eine Reihe — tlieilweise schon erwähnter — größerer Buchdruckereien sich mit de» Gehilfe» verständigt, so neuerdings die „Voisische Zeitung", die „National-Zeitung" — aber diele „Bersiandigung" beruht aus einer Lohnerhöhung von 2—3 Prve., hier nnd da »och höher kiS zu dem Höchstbelrag von 7'§ Proc.; eine Ermäßigung der Arbeitszeit ist dagegen von keiner einzigen rößeren Druckerei bewilligt worden, mit Ausnahme der emokratischen „Bolkszeitung", weiche den Neunslundentag aber erst zum l. Januar rinsühre» wird. Diese Lohnerhöhung hatten die Berliner Gehilfen aber billiger haben können, ihr Verlreter hätte nur dem Angebot drr Pnncipaivertreler aus Lohn erhöhung von 7', Procent von vornherein zuslimnien solle», dann wäre TaS, wa» jetzt mit großer Muhe in einige» Berliner Druckereien zum Theil erreicht ist, voll und in ganz Tentschianü erreicht ge wesen. Für die „Siegeszuversicht" der Berliner Gehilfen fvricht recht drastijch auch der folgende Umstand: Einem diesigen Auch- druckereibesitzcr ist, wie derselbe mitlheiite, von Herrn Dödlin, der Seele der ganzen Gchilfenbewegung, der Vorschlag gemacht worden, nur die verkürzte Arbeitszeit zu bewilligen und diese Bewilligung geheim zu halten: es solle dann kein Gehilfe von ihm abgehem Ties« Zumuthung ist ohne Weitere- zurückgewirjen worden. ^rbtitcrbewcguiig. * Pari», 5. November. Tie Kohlenarbeiler im Bassin von EscarpelleS haben eine Versammlung abgebalten, in welcher sie ihre Absicht kundgaben, sich der Bewegung im Tevarlement Pa ke Calais anzuschliegeit. Sonntag wirb eine Vcrsaminluiig im Roosl - Warendi» adgedalten werden. Wenn die Arbeiter dieses Theile» des KohlenbezirkeL mit denen von ToriguicS im Ein vernehmen sein werde», wird eine Abstimmung sür oder gegen den allgemeinen AuSsland erfolgen, wie schon vorher im Departement Pas de Calais. Ta- Resultat der Abstimmung soll in der General- Versammlung vom 15. November bekannt gegeben werden. — Eine Meng» ausständiger Arbeiter ließ sich beim Bahnhof LavinoiS zn Au-schreilunaen gegen etwa 30 Arbeiter binreißen, welche sich zur Arbeit begaben. Dt» Gendarmerie sah sich zum Etnschrettea ge» nöthigt.
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