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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920226018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892022601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892022601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-26
- Monat1892-02
- Jahr1892
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kteu. i»„vn. v. tt.. U. 0. n IN.IV L o x»r. ,1 ü. U. »tUek JIiuk »i. AbourremeutSpreis I, der H-uptexpedittou oder den im Stadt» t-ezirk und den Vororten errichteten Aus- c;iibestellen abgeholt: vierteljährlich^! 4L0. ist jweimaliaer täglicher Zu stell,ng in« Hau» 5L0. Lurch di« Polt bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich >l 6.—. Direkte tägliche RreujbanLjendung inl Anllaud: monatlich ^4 3.—. Li« Morgen-Busgabe erscheint täglich >/,7 Uhr, di« Abach-Ausgab« Wochentag» - Uhr. Lr-aclion und Erpeditioa: I«tzanae»,affr 8. Morgen-Ausgabe LieLrpeditioa ist! ,«»ff»«t »m> ' aaanterbrochea ih 8 bt» «beutz« 7 UHL Filiale«: Ott» Slemm's Sortim. <«lfre» Universitältstrah« 1, Loui» Lösche, »athartnenstr. 14. Part, «d KS^chZplatz 7. 1VL. Amtliche Bekanntmachungen. Ruh- und Lrennkolz-Äuction. Mittwoch, den 2. März 8. A., sollen in den Durchforstungen d« «blh. 14e, L2o. 24» und 31cck de» vurgauer KorftreuierS ca. 97 Stück Eichen-Lchirrhölzer, » 71 . » Dchtrrstonge«. » 1572 » Aichten-Ltangen, 4—14 am Untrustärie und 2—10 m Länge, - 4V, Simtr. Birken- und I . 2 . «appeln- / Mollen, sowie - 158 sehr starke vichen-Durchforftungstzaufe« unter den bssentlich aushängende» Bedingungen und gegen sosortige tiezahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: Vormittag» 9 Uhr an der Leutzsch-Wcchrener Luppenbrücke, dicht an den Mititairschießständen. Leipzig, am 84. Februar 1892. De« Math» Korstdeputattou. aMerIGMatt Anzeiger. Organ far Politik, Localgeschichte, Handels- und Gcschiistsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionöstrich (»ge spalten) üO^Z, vor dcn Familiemiachrichteil (^gespalten) 40 ^. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzetchoib. Tabellarischer und Zifferasatz nach höherem Tarif. -rtra-ycilaacn (gefalzt), nur mit der Moryeu.Ausgabe. obne Poslbeförderang >t 60.—, mit Poslbksördrrung 70.—. Waldpflanzen-Verkauf. Bon dem städtischen Forstrevier vurga« können in diesen, strilhjahrr durch den Revierverioalter Herrn Oberförster Dietze in siorsihau« Burgau (Post Leutzsch) nachstehende Pflanzen zu den dtigesetzlen Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und gegen vorherige Bestellung bezogen werden, als: Stück- i°»i. MO 3000 1000 1500 lÜOO 200 3000 500 500 100 1000 200 300 I. r Eichen, tj-asrv. packuno. . . - - - zu Wild- remisen Weißbuchen, Ourp. detul» . . Amettk. Grauesche, krau, pudaoo. . Ahorn, Loer pl»l»uoickea . . . ilaltf. Ahorn, Leer calitormeuw . eschenbläit. Ahorn, Leer usguuäo. Birken, Letul» »ld» Eschen, kr»r. ereels. (AlleebLume) Linden, Tili» purvikoll» » Rolhellrra, Linus glutino» . . Buchenbüsch«, Lurp. dotul» . . . Ltndenbüsch«, Dali» purvikoli» . . II. Ficht», Ldie, «eow. , . Höh« tu Stück I2S—150 75-100 175—200 250—300 175—200 300-350 200—225 300-400 500-550 450—500 200-250 150-200 150-800 50 000 Ficht», Ldie, «ool». . . . 1^ 60— 70s— 20000 . - - . . . L 80- SO 2000 . - - I.Wahl A 100—125 — 50 2000 - - - II. . L 100-125 500 - - - . . 125-150 - 60 Leipzig, am 88. Februar 1892 De« Math» Forstlleputatton. Preis» für Hundert ^4 12 75 In Gemäßheit de» 8.1 der Vorschriften für die Ausführung von klnlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 mach» wir hierdurch bekannt, Laß der Klempnermetster Herr Ludwig Lippmann, Thomaskirchhof Nr. 5. jur Uebernahm« solcher Arbeiten bei «n» sich angemeldet und d» Lest» der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewteseu hat. Leipzig, den 88. Februar 1892. Der Math der Stadt Leipzig. X. 1110. vr. Gcorgl Wolfram «eg» Retntgang der Räum« d«s Leihhause« »«H der Spar- raßr swd dies« am Freitag, de« ck. Mir» ISO», fii» de» GeschästSvertehr geschlossen. Leipzig, den 25. Februar IW2. te» Math» Deputattau für Leihhau» und Sparkasse. Da» für Martha Made au» BreSIau Mitte Juli d. I. vom basigeu -gi. Polizei-Präsidium auSgeserttgt« Di»stbuch ist erstatteter ilazetg« zufolge Ausaug v. M. abhand» gekommen. Behuf» Verhütung »,» Mißbrauch wird die» hiermit bekannt gemacht. Leipzig, am 88. Februar 1892. Da« Volt»eia«t der Stadt Leipzig. M. »95. Bretschueider. I. Realschule, Nordstraßr 37. Mttwoch, den 8. Mär», früh 8 Uhr Aufnahmeprüfung Üiapier »ad Feber sind mitzubriugea. Vr. F. Pfalz, Direktor. Lram,Roß und viehmarkt zu Liebertwoltuvitz Mittwoch, den 2. MSr» 1882. Mdgade« »erd«« nicht erhoben. Der Gemeinderath. Dyck. Zur inner« polittfchen Lage. Der Präsident de» Reichstages von Levedow erinnerte in ter Reichstagssitzung vom 24. Februar an d,r historische Be Deutung diese« Tage«, an welchem vor 25 Jahren der Reich» lag de« Norddeutschen Bunde» eröffnet wurde. Nur sun Abgeordnete gehören beute noch dem deutschen Reichstage aw ivelchr au jenem denkwürdigen Tage schon in der RrichSver- ttetung erschienen: v. Bennigsen, Graf Hompesch, Richter, Hreiberr v. Stumm-Halberg undIreiherr von Unruh-Bomst Männer, deren hervorragende Mitarbeit an den parlamen tarischen Arbeiten ihnen einen Namen in der Geschichte sichert Der Partristandpunct kommt dabei nicht iu Betracht, e» wäre riu Zeichen von Beschränktheit und Engherzigkeit, wenn man nur solche Personen al« geschichtlich bedeutend zelten lassen wollte, dir bestimmt« politische Grund» (ätze zur Richtschnur ihrer Handlungsweise gewählt baden, s» entschieden wir auch den natiooalliberalrn Standpunkt siet« sestgehalteu haben, so wenig können wir un« virheblen, laß auch der fortgeschritten« Livrrali«mu«, welchen Richter vertritt, und der Eonservatilmu» de» Frrihrrrn v. Unruh» Bomst ihre volle Berechtigung im Streit der Meinung» baden. Nur im Mampfe der verschiedenen Bestrebungen kann die Entwickelung des Ganzen gedeihen. Di« Gegensätze, welchr die Schlagworte liberal und konservativ bezeichnen, stad im polittfchen Leben «othwendig, deua au« der Gegen überstellung der bewegenden und der erhaltenden Mriist« kann w- da« recht. Maß de« Fortschritt» »mtrmlt »erde». Ännatlmeschluk für Inserate: Abeud-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Morge»»Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. Btt de» Filialen und Annadmesielleo je eine halbe Stunde früher. Inserat» sind stet» an di« chrpedttioa zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig KreitaA den 26. Februar 1892. 8«i. Jahrgang Da» ist die gesunde Parteibildung, welche entweder auf liberaler oder auf konservativer Seite ruht, ungesund sind dagegen solche Bestrebungen, welche das staatliche Gebiet durch kirchliche Interessen bestimme» und durchkreuzen lassen. Die Kirche hat ihr besondere« Gebiet, welche- allen politischen Parteien gleicherweise offen stehen soll, sie ist neutraler Boden, ir soll die Sitten veredeln, dem Hrrzensbedürsniß Genüge verschaffen, der allgemeinen Menschenliebe die Wege ebnen, aber mit den StaalSinlerefsen hat die Kirche nicht- rn thun. Deshalb ist die CcntrumSpartei alS ein Pfahl >>n Fleische Deutsch lands zu betrachten, sie ist keine deutsche Partei, sondern sie dient internationalen Interessen, welche im Balican ihren Miltet- punct haben. Wenn wir heute in Deutschland noch nicht so weit in unserer staatlichen Entwickelung vorgeschritten sind, wie wir eS sein könnten, so haben wir da- der CentrumSpartci zu verdanke», in deren Bekämpfung wir unsere besten Kräfte verschwendet haben. Der sogeuannle Eulturkamps wurde als die Morgenrölhe der politischen Freiheit begrüßt, weil er die Hoffnung gebar, daß er Deutschland von den Fesseln der Kirche befreien, ihm den Vollbesitz seiner Kräfte wiedergeben würde. Da- liberale Deutschland lauchztc dcn ersten Regungen eine- Drange- z», welcher bestimmt schien, daö Land auf eigene Füße zu stellen, dem protestantischen Geiste, welcher allen EinbeitSbestrcbungcn stet- zur Grundlage gedient hat, die Unabhängigkeit von Noni zu sichern. DaS preußische Schulaufsichtsgesetz, dir ReichSgesctze gegen die Jesuiten und gegen dcn Mißbrauch der Kanzel zu politischen Zwecken erregten eine unerhörte Begeisterung im Deutschen Reiche, und die Thatkraft, mit welcher die Bedingungen sür die fernere Geltendmachung de- römisch-katholischen Einflusses in Pretchen formulirt wurden, die Anzeigepflicht, daS Gesetz über die Civilehe und über die Vorbildung der Geistlichen fanden im ganzen Deutschen Reiche rllckbaltlose Billigung. Da» war die Entwickelung bis zum Tode PiuS' IX. Dann trat ein anderer Gesichtspunkt in de» Vordergrund, die wirthschaftlichr Wohlfahrt de» Deutsche» Reickcö erschien wichtiger als die Befreiung von den geistigen Fesseln, die ihm da- Papstlhum anlegte, r< wurden Anstalten getroffen, um mit dem Valican Frieden zu schließen. Die Geschichte wird darüber noch ihr cndgiltigeS Unheil zu fällen haben, vH dieser Schritt richtig war. - In materieller Be ziehung mag er dem jungen Reiche genutzt haben, in ideeller hat er e» inn den Preis der Kämpf: gebracht, welche unter voller Krafläußerung de- deutschen Volke- und mit unzweifelhaftem Erfolge acht Jahre lang geführt worden sind. Dann kam die Periode der Preis- aeoung aller Errungenschaften, welche dieser Kampf gebracht bat von der Anzeigepflicht bis zur Vorbildung der Geist lichen, und heute sind wir Begriff, in Preußen die Volks schule an die Kirche auszuliefern. Der Reichskanzler hat erklärt, daß er auch in dieser Frage gegen den Strom .schwimmen werde, wie in der Frage der Suspension der Gctreidezölle. Wir stehen heute noch mitten in der Bewegung, welche die Vorlegung de« preußischen VolkSschulgesctzentwurfS in ganz Deutschland erzeugt hat, diese Bewegung ist getragen von dcn Vertretern der Wissenschaft, wie die Eingabe von 69 Berliner Professoren an den preußischen Landtag bezeugt, von dcn Vertretern der Städte und von der liberalen Partei ohne Rücksicht aus dir Fraclion, ja sogar von der freiconser- vativen Partei, sie verdient drSbalb die Bezeichnung frei willig und ursprünglich gerade so wie deutsch, und au» dem Streben nach Denk» und Gewissensfreiheit entstanden. Wir befinden un- heute in einer weiteren Erscheinung» form der Entwickelung, welche zugleich eine finanzielle, eine kirchenpolitische und eine sociale Seite zeigt. Die CentrumS Partei ist heute die zahlreichste im deutschen Reichstage, Be willigungen für Zwecke de» Heere« und der Marine hängen also wesentlich von ihrer Zustimmung ab. Da» ist der erste und entscheidende Grund sür da« Entgegenkommen der ver bündeten Regierungen, insbesondere der preußischen gegen die Wünsche de» EentrumS. Der zweite Grund »st dir Meinung, daß zur Unterdrückung der socialdemokratischen Bewegung da« Zusammenwirken von Staat und Kirche notwendig ei. Da« Bekenntniß der einzelnen ReligionSgcscll chaften wird dabei als ndbensächlich angesehen, die Haupt ache ist der religiöse Staubpunct. Wir können un- zu dieser Höhe der Anschauung nicht erbeben, wir halten den organischen Zusammenhang der deutschen Einheit inil der Entwickelung de« Protestantismus für so wichtig, daß wir un« mit den ZweckmäßigkeitSrücksichtrn, welche ans der Macht de« Papstthum- sich zu ergeben scheinen, nicht ab- finden lassen. DaS Deutsche Reich kann seinen protestanti schen Eharakter nicht verleugnen, und die Einheit kann erst an dem Tage als wirklich erreicht betrachtet werden, an welchem wir un- von den Einflüssen de» Papstlhum« voll ständig frei gemacht haben. Daß wir davon noch weit ent fernt find, bat die Ernennung StadlewSki'S zum Erzbischof von Gnefen-Posen überzeugend dargethan, und dieser Einsluß ist die störende Kraft, welch« unsere naturgemäß« Entwickc- lung hemmt. E« bleibt noch übrig, der socialdemokratischen Partei einige Worte zu widmen. Diese Partei ist ebenso ein ungesunder Auswuchs unserer politischen Entwickelung wie die EentrumS- Partei, und sie verdient den Namen Partei nicht, weil sie die bestehende staatliche und grsellsHastliche Ordnung zerstören will. Der Kampf gegen d,r Sociaidemokratcn ist ebenso ein durchgehender Zug der Entwickelung de« Deutschen Reiche-, wie der Kampf gegen die EentrumSpartei. Bi« zum Jahre >878 hat man geglaubt, mit Len vorhandenen Gesetzen zur Bekämpfung der Socialdrmokratir ansreichen zu können, dann haben . die beiden Mordanschläg« Hödel'- und Nobilina'« gegen den Kaiser Wilhelm I. ' den Erlaß eine« besonderen Gesetze« gegen dir Socialdemokraten zur Folge gehabt. Seit zwc, Jahren hat man ver- sticht, ohne diese« Gesetz au-znkommen und durch Arbeiler- schutzgrsetzr den socialistischen Lehren den Boden zu entziehen. Der Erfolg bat nicht den gehegten Erwartungen entsprochen, und well da» nicht der Fall gewesen ist, hat man einen engeru Anschluß an die Eentrum«partri gesucht» um im Verein mit dieser der socialdemokratischrn Bewegung die Wurzel» abzugraben. Aus diesem Wege ist man bei dem Entwurf de« preußischen BolkSschularsrtze« aagelangt, und diese a«, Bahn wird mit einer Eonsequenz »erfolgt, welche di« schwerste» Bwenkn» für »t, Zukunft erregt. Zu einem wirklich guten, gesunden und g«"lbl,chm L M- ' Leipzig, 26. Februar. . D« „R..»-.»!-!---" I am M-NW-» erschienen: er brachte d,e Rede ii^gvinzialland- Festmabl des brandenburgischeu 1"'. ' , iagS, welche wir bereit« >,,'kgetbe.lt d-'ben. ' verständlich, daß diese neue ^icbe stank der Erörterung sem wirk, '^besondere d,c^. SL iZ-' M viel Widerspruch gegen einzelne RegicrungSttiabregel». ^abresi, ist sahen beispielsweise die Eonservalwen sich besligcr Opposition gegen die Lank ge m eint-- L rtimi'g und die Handelsverträge, die Liberalen gegen den ^o"s,ck>ul Gesetzentwurf veranlaßt: und in welck'er Sliiittinmg - Cemkun. über S Jahr sein .wird- kann Nie,»and w'ffen In des, in emen, Lanke mit öffentlichen 6mr'cht.,ngen. w d unseren, braucht man nicht auSzuwandern. wenn ' a, >, ,l Rezicruiigsmaßregeln unzufrieden ist. Nach der prn'ß ctstn Verfassung, von w-lcker ter Kaiser ,n seiner "st«' Thron rede von, 27. Juni 1888 sagte, daß sie „eine gereckste und nützliche Vertheilung der verfchiedenen Gewalten i-.n EfaatS- leben enthält", ist e« da« Recht aller EtaalSangcborigen, durch die Wahle,,, durch die Presse, durch Vcrfanimlungcn aus denjenigen Gang der öffentlichen A»gelegcnl,e»en hinzu- wirken, welchen sie für dcn richtigen erachten; und eben,o verhält eS sich im Reiche. * Die „Berliner Börsen-Zeitung" bemerkt zur kaiser licken Rede u. A. Folgendes: Der Monarch meint. eS jtt jetzt leider Sitte geworden, an Allem, wa» seitens der Regierung geschieht, derumzunörgeln und herum- zumökelii. Die« war immer fo und seitdem eS eine Geschichte gievt, Hai noch kein Herrscher e4 zu Wege gebracht, allen Aspirationen zu genügen, allen Parteien z» Dank zu regieren. Man nörgelt auch nicht an den sicher das Best, anstrebenden G,danken de« Herrschers, srndern an den jeweiligen Maßnahmen Derer, welche zur Zeit da« Ohr d«S LandeSfürsten haben und ihm die Dinge, welchen gegenüber da« Volk sich zum Nörgeln veranlaßt sieht, in einer Beleuchtung darstellen, die vielleicht nicht ganz dein Geist« der Zeit und der geschichtlichen Eniwickelung deS Volte« entspricht. Auch kommt eS daraus an, in welchem Lager die Nörgler sind. AIS Fürst BiSmarck daö Lcdlagwort von dcn „ReichSnörglern ' erfand, waren eö beispielsweise andere Elemente, welch« unzufrieden waren, als Diejenigen, welche sich im Augenblick im Lande gegen die geplante Ileberlieserung der Schule an die Kirche wenden. Politische Anschauungen wechseln — dt« Treue gegen de» an gestammten Herrn wird von der Stellung der Bevölkerung zu ein- zelne» Regierungsmaßnadmen nicht einen Augenblick erschüttert Sie bleibt intact, sie ist „der Poi in der Erscheinungen wechselnder Flucht". Wen der Kaiser damit meinte, als er sagte, »< wäre bester, wenn die mißvergnügten Nörgler daS Reich verließen (er sprach vom Abschutteln des Deutschen Staube» von den Pantoffeln), ist ja nicht zu bezweifeln. Die Acußcrung kann aber leicht z» Mißver- ständnist'en sichre», den» nicht alle, welchen einzelne Regikrniigs- Maßregcln nicht zusageu, sind auch vaterlandslos in ihrer Gesinnung. Man tann seine Heimath zärtlich lieben und darum vielleicht erst recht an einzelnen Maßnahmen Kritik üben. Darin liegt ja der Beweis sür die Wahrheit der Behauptung auS kaiserlichem Munde, daß Deutschland allmälig auS den Kinderschuhen heraukwachse. Während ein in beschränkter Auffassung datzin lebende» Volk in seiner Qual verstummt, gab uns, um mit Tasto zu reden, ein Gott zu sagen, was wir leiden. Au» dem Kamps der Geister ersieht der leuchtende Funke. * Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe gab am Mittwoch Abend zu Ebren deS LandcSauSschusscS von Elsaß-Loth ringen ein Festmahl, an welchem die Spitzen der Behörden, die Mitglieder de« StaalSratheS und die NegierungScommissare beim LandeSauSschusse tbcilnahmcn. Der Statthalter brachte ein begeistert erwidertes Hoch auf den Kaiser au« und ergriff hierauf nochmal- da- Wort; derselbe erinnerte, wie schon gestern kur, mitgethcilt, daran, daß er vor einem Jahre bei derselben Gelegenheit die Hoffnung ausgesprochen habe, e« werde in abseh barer Zeit mögiich sein, zu normalen Zuständen zurück- znkehre». Es sei jetzt. Dank dem wohlwollenden, stet« regen Interesse de» Kaisers für daS ReichSland. sowie Dank dem ruhigen, leidenschaftslosen Urtheil des Reichskanzlers und Dank dem loyalen srcimülhigcn aus der Mitte des LandcS- auSschusseS getbancncn Schrille möglich geworden, die Wünsche der Bevölkerung zu erfüllen. Die Maßregel sei nunmehr gefallen, welche, wenn auch seinerzeit unvermeidlich, störend noch mehr auf da« Gcinlitb-lcbcn de- Volke« als auf da« BcrkebrSleben gewirkt habe. Wir werden, schloß der Statthalter, auch ohne Paßzwang unsere Grenzen ttl sichern und unser HanSrecht zu wahren wissen. Der LandeSauSschuß könne frei von Sorge und ohne Verstimmung an seine Arbeit geben. Dieselbe sei keine geringe; wichtige Aufgaben lagen vor. Im Anschluß au seine Rede brachte der Statthalter hierauf ein Hoch ans de» LandeSauSschuß und den Präsidenten desselben auS. Der Präsident I)r. Schluni- berger erwiderte dasselbe dankend und mit dem Wunsch, der Statthalter möge noch lange an der Spitze der Regierung oleiben. " o * Der westpreußische Provinzial-Landtaq beschloß gestern nnt großer Ma,or,tät. die Mittel für die westpreußische Ge werbe kämm er nicht mehr zu bewillige». Der Regie- ^ngScomm.ssar erklärte, daß er kein Interesse halte, für die Bewegung e,nr>,treten. Ferner wurden die bei der Fersenauer Entwässerung durch die strafbare Handlung des fruberrn Lande,d.rrclor- Vr. Wehr der ProvchzialhilfScasse verloren gegangenen >>0 08» einstimmig niedergeschlagen Dieselben sollen au« dem Reservefonds und dein IahrrSüb fchutz gedeckt Werden. .* Man berichtet au« Jena: Nachdem hier bereits eine Versammlung und der Verr.n für wisse» da« preußische Bolk-schuiaese, «r- katbolischen Mitbürger befriedigen, aber es gäbe doch auch protestantische Bürger, aus die inan Rücksicht nehmen sollte. Doch jedes Volk werde von dem verdienten Loos betroffen, und man müsse offen sagen, daß die Tinge sich nicht so schlimm entwickelt hätte», wenn die Protestanten nicht ge- chlasen batten. Die Religio» sei nickt dazu da, um da« Volk iin Zaum ^u ballen, die Religion dürfe nicht zum Poiizeibütlei dcü Staates degradirt werden. * * e- * Tein „Fremdenblatt" zufolge ist zwischen dem Landes Präsidenten der Bukowina Grafen Pace und dem Landes ballptmaii» Baron Wassilko, die sich infolge persönlicher -Zerwürfnisse ihre Zeugen gesendet hatte», ein den Ehren- bandet beseitigender gütlicher Ausgleich erfolgt. Die MantalS- niedericgtttlg von 15 deutsche», rnlhenischcn und polnische» LandtagSadgeortncten der Bukowina, welche erfolgte, um durch die Bcschlußunsäkigkeit teö Landtage« die Auslösung desselben nnt Laniit den Ablauf der Amtszeit des rumänischcn Landes hauptmanns Wassilko berdeizuführen, ist dagegen bis jetzt aufrecht erhalten worden. * In der gestrigen Sitzung de« ungarischen Abge ordnetenhauses wurde der Baron DesideriuS Banss» mit 243 Stimmen zum Präsidenten gewählt. Die Opposition — inSgesaininl 158 Abgeordnete — stiminte sür den früheren Präsidenten. DaS Resultat der Wahl wurde mit lebhaftem Beifall begrüßt. AlepiS Bocroß und Gras Theodor Andrassy wurden zu Vicepräsidcuten des Abgeordneten hauses gewählt. * Wie auS Bern geschrieben wird, hat der schweizerische Gcneralstab i» Folge des von italienischen Journalen angesichts der St. Gotthard Befestigungen erhobenen Vorwurfs, daß die Schweiz lediglich gegen Italien und nicht auch gegen Frankreich hin VcrlbeidigungSmaßrcgcln treffe, eine ossiciösc Erklärung über die Bedeutung der schweizerischen Forlisi- cationen veranlaßt. In dieser Kundgebung wirk als Haupt zweck dieser Befestigungen bezeichnet, das eidgenössische Staats gebiet gegen Concentrirnngc», Durchzüge und Zusammenstöße fremder Truppen zu sichern und die Grenze an jenen P»nctc,i zu schütze», an denen sich Actione» dieser Art vorberciten nno vollziehen könnten. So seic» alle Dcscnsw-Maßregeln ans die wirksame Wahrung der Neutralität der Schweiz gerichtet. AuS diesem Grunde sei die Gotthardstraße in ÄertheitigungS zuftand gesetzt und absperrbar gemacht worden und ähnliche Vorkehrungen solle» nun auch im Walliser Lande getrossen werden. Dadurch werden sür den Kriegsfall zwei HaupteinsallSpforlcir in die Schweiz geschlossen, druck welche die Sicherheit der Eidgenossenschaft bedroht werden konnte. Es erübrige nur noch, den Jura in Vertbcidi anngS zustand z» setzen, um da« ganze System dieser Forti- sicalionen abzuschlicßen. * Zu den Schmerzenskindern ter toryisnschen Negierung Englands gehört auch das Kürstcnthuin Wales. Dort ist seit Jahren nicht »ur eine Bewegung sür Homerule ähn lich der in Irland im Gange, scndcrn auch eine solche sür die Entstaatlichung der anglikanische» Kirche, der nur noch ein geringer Brnchthcil der wallisischeii Bevölkerung angehört. Unter Entslaatlichuung ist hier zu verstehe», wa« man anderwärts mit dem Ausdruck der „Trennung von Staat und Kirche" bezeichnet.Der engiischenSlaalSkirche ist fast die gcsaminte Bevölkerung von Wale« entfremdet, die gleichwohl zu deren Erhaltung nach wie vor besteuert wird, on dem Programm der liberalen Partei nimmt deshalb dir Enistaatlickung der anglikanischen Kirche in Wales einen hervorragenden Platz ein, und gleichwie im vorigen Jahre ist auch jetzt iin englischen Unterhausc ein darauf bezüglicher Antrag gestellt worden, lieber die Verhandlungen zdaS negative Ergcdniß derselben haben wir schon kurz gemeldet. D. N.) wird Lrr „Voss. Zla." berichtet: In der Sitzung de« Unterhauses lenkte Samuel Smith, liberaler Abgeordneter siir Flinlshire, die Aufmerksamkeit de« Hause« aus die Frage der Enlskaat- ilchung der anglikanischen Kirche in Wales. Er stellte den Antrag, daß, da die Kirche in Wale« ihren an geblichen Zweck, die religiösen Interessen de« Walliser Volke- rn fördern, nicht erfüllt habe, und nur einer kleinen Minderheit diene, ihre Fortdauer als Staats kirche in dem Fürstentbnm eine Anomalie sei und eine Ungerechtigkeit, die nicht länger bestehe» sollte. Der Antrag wurde von dem GeneralfiScat Balfour NaincnS der Regierung und der conservallven Partei ausö Eifrigste bekämpft und nach mehrstündiger Erörterung, in deren Verlause Harconrt Namens der Opposition dafür cintrat, mit 207 gegen 22«' Stimmen verworfen. Sechs liberale Unioiiistcii, darunter Ehambrrlain, stimmten mit der Minderheit sür den Antrag. In der vorjährigen Tagung betrug die Mehrheit gegen eine» ähnlichen Antrag nur 32 Stimmen gegen 47 jetzt. * Die Journale der französischen radikalen Partei greise» dcn Präsidenten Earnot hcslig an, welcher durch seine per sönliche Politik die Krisis herbeigcsübrt habe und dem neuen Cabinet seine eigene Politik an stelle derjenigen de« Parla ment« aufdrängcn wolle. Einzelne politische Kreise balle» nunmehr nur eine radicalr Combination mit Bourgeois oder Brissvn sür möglich. * Gutem Vernehmeu nach hat sich der Kaiser von Rußland gegen die voraeschlagenc Aufhebung des Ministerium- der VcrkehrSanstaltcn ausgesprochen. Als sür den fraglichen Ministerposte» in Aussicht genommen wird neuerdings der Prinz Alexander von Oldenburg genannt * Eine Meldung au- Sofia constatirt, daß dar frei sprechende Urtheil gegen Frau Karawelow und Gc uossinnrn daselbst einen fchr günstigen Eindruck hervorgerusen habe. Allgemein und ausnahmslos wird von dcn Inländern nicht minder al- den Ausländern die Unparteilichkeit und der Gerechtigkeitssinn de» Gerichtshosc« aiierkannt, welcher die hervorragendsten AdvcL'ten zu Bertdcidigcrn der Ange klagten bestellt und ein Urtheil gefällt habe, wie es von den Angeklagten und ter öffentlichen Meinung erwartet wurde. AuS diesen Tbatsache» gebe hervor, w't. grundlos die Ausstreuungen der russische» »nd frau zöstschen Presse sind, welche fortwährend behaupten, daß >n Bulgarien eine Regierung de« Schreckens herrsche und eine unparteiische Rechtsprechung nicht inögtich sei, nachdem die Richter unter dem Einflüsse Stambulow'S ihre-Amte« walten. Da« Er-ebniß de« eben abgesührte» Procrfle« lass«
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