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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920311020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892031102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892031102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-11
- Monat1892-03
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Juni 187», sowie den Nach trag rum ReichShauSballS-Etat für 1892/88 (Erhöhung der Mittel für die Ebicagoer Ausstellung) den zuständigen Aus schüssen überwiesen und dem Ausschußbericht über den Ent wurf eine« CbeckgesetzeS zugestimmt. * Die Au-führungsvorschriftcn zur letzten Ge werbeordnungsnovelle, deren Haupttbeil mit dem 1. April d. I. in Kraft tritt, werden vom Bundcsratbe so gefördert, daß sie im Laufe deö MouatS März zur Ver öffentlichung gelangen werden. In erster Reihe kommen dabei die Bestimmungen über die Beschäftigung von Ar beiterinnen und jugendlichen Arbeitern in gewisse» FabrikationS- zwcigcn in Betracht. Auf diesem Gebiete sind bereits einige AuSsührungSbekanntmachungen vom BundeSrath gcnebmigt worden, andere befinden sich in den Ausschüssen. Hierher gehören die Bestimmungen für Walz- und Hammerwerke, Drahtziehe reien mit Wasserbctrieb, Glashütten, Steinkohlenbergwerke, Eichoriciifabriken, Zuckerfabriken, sowie sür die Montanindustrie in Obcrschlesien. Hiervon sind gänzlich neu die drei letzteren, die anderen sind Aenderungen bereit« bestehender Borschristen. ES sind jedoch noch einzelne Bekanntmachungen vorhanden, welche einer Umarbeitung gleichfalls unterworfen werde» müssen. ES dürfte dazu schon die Vorschrift de« 8- l39a Absatz 5 der letzten Gewerbeordnungönovclle nötkigen, wo nach alle diese vom BundeSrath zu treffenden Bestimmungen zeitlich begrenzt werken müssen. Es sind also noch ab- gcänderte Bestimmungen über die Beschäftigung der sugendlichen Arbeiter in Spinnereien mit einiger Bestimmt heit zu erwarten. Dazu dürsten sich vielleicht auch noch einzelne aus den Intustriellenkreisen selbst angeregte An ordnungen gesellen. Die andere Kategorie der Ausführungs- Vorschriften zur Gewerbeordnung hingegen, welche sich auf die Einrichtung und den Betrieb einzelner Bcriifszwcige bezieht, dürfte zunächst kaum einer Umarbeitung oder Erweiterung unterworfen werden. Nach dieser Richtung bestehen jetzt beispielsweise Bestimmungen für die Bleifarben- und Blei- zncker-, sowie für die Tadakfabrikrn. Diese Anordnungen entsprechen jedoch im Allgemeinen den in den 88- 120« ff. der letzten Novelle getroffenen Vorschriften über die Einrichtung der Betriebe, so daß man eine Aenderung derselben kaum i» Aussicht nehmen dürfte. Im fiebrigen werden nach dem l. April d. I. die 88- l20n ff. selbst auf diesem Gebiete Platz greifen. * Die „Rheinisch-Westf. Ztg." veröffentlicht eine Corre- spondenz au« FricdrichSruh, in welcher mit Bezug auf die Frage, ob und wann Kürst Bismarck in da« parlamen tarische Leben eingreife, Folgendes auSgcfllhrt wird: Dieselben Gründe, die de» großen Staatsmann zur Zeit zum Verzicht aus die Ausübung seine« ReichstagSmandals veranlassen, dürsten ihn auch bestimmen, einstweilen dem Herrenhaus« fern zn bleiben. „In Italien" — so äußerte der Fürst unlängst zu einem seiner hiesigen Gäste — „existirte früher ein Commando: „kncis teroes!" etwa entsprechend unserem „Gewehr zur Attacke rechts!" Diese (nein keroeo würde der Reichstag bei meinet» Erscheinen ausweisen; es würden einzelne Mitglieder sich gcnirt ühleii und die Parteien zum Theil durcheinander geralhen; die Situation erführe jedenfalls eine merkiichc Verschärfung. Müßte ich dann pflichtgemäß hier uud da meinem Nachsolger im Amte oppvnircn, sv wurde inan unter den obwaltenden Verhältnissen die Kritik voraussichtlich als gegen eine noch höhere Stelle gerichtet glauben. Eine solche Wirkung aber möchle ich aus einer nahe liegenden Rücksichtnahme thunUchst vermieden wissen, wenigsten« so lange, als mein Gewissen, meine patriotische Uebcrzeugung eS irgend gestatten. Wie lange die« der Fall sein wird, vermag ich nicht zu sagen; das wird von de» Verhält nissen, vom Gange der Ereignisse abhängen." Hiernach hat der Fürst La« Rcichstagsmondai nur übernommen, um äußersten Falls ii» vaterländischen Interesse an einer Stelle, an der er gehört werden »iub, das ganze Schwergewicht seiner Meinung, seines Patriotismus und seiner reichen Ersahrung zur Geltung bringen zu können, und wesentlich die gleichen Erwägunge» dürsten sür sein Erscheint» oder sei» Nichterscheinen iin Herrenhaus«; inaßgehend sein. Gott gebe daher, daß Staat und Reich der Angenbiick erfpart bleibe, welcher den greise» Ail-Reichrkanzler zwingen müßte, sein Tuscutnm zu verlassen und als getreuer Eckhard unter Hiniansetzung jeder anderen Rücksicht von der parlamentarischen Tribüne herab zum deutschen Volke zu sprechen. Die „Hamburger Nachrichten" halten den Gewährsmann der „Rbemisch-Westf. Zeitung" in dieser Frage für gut insormirt. * Bom l. April ab führen die Eisenbahnverwattungen in Baden, Bayern, einschließlich der Pfalz, Etsaß-Lotbringen und Württemberg die mitteleuropäische Zeit — M. E. Z.— auch für den äußeren Dienst ein. Diese Zeit wird mithin aus den sür« Publicum bestimmten Fabrpläticn und den StationSubren zur Erscheinung koiiimcn. Mit Rücksicht hieraus führt die Reichs-Postverwatlung zu demselben Zeitpunct die mitteleuropäische Zeit sür den gesaminten Po st bien st in de» Ober-Postdirecrionsbezirkeii Karlsrube, (Baten), Konstanz, Slratzdurg (Eis.) und Metz ein. Ebenso wird seiten« der Telegraphenanstalten im ganzen Umfange deS NcichS-PostgebietS vom t. April ab im inneren Telegraphendienst nicht mehr die niiltlcre Berliner Zeit, sondern ebcnsalls ausschließlich die »iittcleuropäische Zeit zur Anwendung gelangen, welche bei den Eisenbahn- Telegrapbenstationen schon jetzt im Gebrauch ist. * Der Eultuömmister Graf Zedlitz hat lie preußischen Arrztekammern veranlaßt, sich mit der Frage zu be schäftigen, od eine Erweiterung der DiSciplinarbcsug- nisse der Aerztekammern und die Einführung von ehrengerichtlichen Institutionen sür Acrztc angebracht sei. Daraufhin hat sich jetzt der Ausschuß der preußischen Aerzte- kammern mit der Angelegenheit beschäftigt; in der am 6. d. M. abgehallenen Sitzung entschied sich der Ausschuß, nach der „Deutsch, medic. Wochenschr." dafür, daß eine Er weiterung der DiSciplinarbefugnisse der Aerztekammern noth- wendig sei. Die Entscheidung wurde mit allen Stimme» bi« auf eine gefaßt. ES steht zu erwarten, daß die ärztlichen Standes - Vereine nunmehr zu der Angelegenheit Stellung nehmen werden, zumal sehr viele Aerzte mit dein Votum der Aerztekammer nicht einverstanden sind. * Der Provinrial-Landtag für die Provinz Schles wig-Holstein, welcher die Landgemeindeordnung mit allen gegen 2 Stimmen angenommen hat, ist geschlossen worden. * I»i Aprilhefl der „Deutscbcil Revue", Verlag von Eduard Trcweiidl in BreSlau und Berlin, wird der Brief wechsel der Fiikrcr der nationalliberalen Partei v. Bennigsen, Eduard Laster, Miguel rc. ii» Jahre l87»/7l mit den Ministern v. Mitlnacht, v. Hölter, Delbrück, dem Präsidenten Siiiifo» u. A. aus dem Nachlasse Laster s er scheinen, welcher nicht nur sür die »alioiialtibcrate Partei, öiiderii sür Jede» von hohem Wcrthc sei» wird, der die Geschichte der Kämpfe um die deutsche Einheit genau kennen lernen will. * Ter Großberzog von Hessen hat eine rubige Nackt gehabt. Tic gestern gemeldete Ab nab me der Trübung des Bewußtseins, sowie der Athmung und de« Schtuck- vermögcnS dauert a». Da« seit dem zweite» Tage der Er krankung eiiigelrcteiie AtbimlngSpbänomen besteht indessen »och fort, zeitweise bis zu AthmnngSpausen bis zu 30Sec»»den. Atkniungsuoth ist mit dieser Krantheilserscheinung nicht ver bunden. * Aus Altcnburg wird u»S geschrieben: Nach den bi-ber einaegaiigeiicn Nachrichten ist als sicher anzunckmen, daß i»i 2. Wahlbezirke, der die Städte des OstkreiseS mit Aus nahme von Attenburg umfaßt, als LanktagSabgeordneie ge wählt worden sind zwei Nationalliberalc fEommcrzienratb Donath-Schmölln und Eommerzienralh Sieber-Ronneburg), ein Liberaler (GasanstaliSverwatter Seysarth-Schmölln) und ei» Sociatdemolrat (Zeugarbeitcr Hültig-Gößnitz). Sieber- Ronneburg ausgenommen, gehörten die Genannten bereits dem vorigen Landtage an. * Bei einem Fesimabl, das der Präsident beS LandeS- ansschnsseS sür Elsaß-Lothringen am Dienstag gab, war auch der kaiserliche Statt kalter zugege». In Er widerung eines TrinksprucheS des Präsidenten führte er Fol gendes auS: „Der Herr Präsident hat in sreundlicheii Worten meiner gedacht. Ich sage chm dafür meine» ansrichligr» Donk und freu» mich, dabei hervorheben zu können, daß die von chm geteilelc Versammlung auch in diesem Jahre ihre Arbeiten rasch und sachgemäß eriedigt E« ist die« um so ersreuticher, al« sich in neuerer Zeit wieder Stimmen vernehmen lassen, welche behaupten, es sei eln Fehler gewesen, Elsaß-Lothringen parlamentarische Institutionen zu geben. Ich thrlte diese Ansicht nicht, wett ich meine, daß unser kleines Parlament sich wohl bewährt bat, und wett ich nicht zweifle, daß der LandeSausschuß sich wie bisher srcihailen wird von den Fehlern und Auswüchsen des Pariameniarrsmu«, als La sind: susiematische Opposition, Parttizwisligkeileu und Nehnliches. Aus Liese Weise werden jene Stimmen am besten zum Schweigen ge bracht. Indem ich den Arbeite» deS LandeSauSschusseS weiteren gedeihlichen Fortgang wünsche, trinke ich aus doS Wohl des Herrn Präsidenten Schlnmberger." - * - * Die „Wiener Ztg." veröffentlicht die Verleihung des HofrathStitelS an den Abgeordneten Dr. Hermann Hallwich „in Anerkennung der von ibm auf volkswirtb- schaftlichem Gebiete erworbenen Verdienste". Or. Hallwich hat in der letzten Session in ausgezeichneter Weise die Bericht erstattung über die Handelsverträge geführt. Im klebrigen ge hört er derGruppederstrammendeutschdöhinischcnAbgeorbnetcn an, war stets liberal und oppositionell. 86. Jahrgang * Die gegenwärtig in Petersburg stattsindenten Be preckungen zwischen dem General Gurko, verschiedenen ;cst»»gScom»iaildanteii, dem Kricgöminister und dem General tabüchcf betreffen, wie verlautet, die Erhöhung der Ver tbeidigungümiitcl iu den westlichen Gouvernements, die bessere Ausrüstung der Festungen, sowie die Vermehrung derselben. — Der Zar soll durch die neuerdings bei de» russischen Eisenbahnwesen gemachten Erfahrungen sehr niedergedrückt ein. — Im Gouvernement Kasan sollen Unruhen unter der dort ansässigen tatarischen Bevölkerung befürchtet werben. * Die englische Regierung erlitt im Unterhaus« eine kleine Niederlage, indem eine von ihr bekämpfte Vorlage mir 238 Stimmen gegen N9 zur zweite» Lesung zugelaffen wurde. — Wolfs wurde mit einer Mehrbeil von 2t4l Stimmen a» Stelle Eobains zum Vertreter von Ost-Belfast im Unter- Hause gewählt. Sein Gcgencantidal war ebenfalls ein Eon- scrvakivcr. Wolfs ist aus Hamburg gebürtig unk Thcilhaber der SchifsSbaufirina Harland >L Wolfs in Belfast. Es ist wobt das erste Mal, dasi ein naturalisirter Ausländer ins englische Parlament gewählt worden ist; Söbne von Aus ländern, wie Goschen und WormS, sind Mitglieder deS Unter Hause«. aber sie wurden in England geboren. * Die Lage in den englischen Kohlcndistricten ist seit Sonnabend nahezu unverändert. An einer Arbeits einstellung der zur Föderation gehörenden Bergleute ist kaum zu zweifeln, ebensowenig daran, daß man in Schottland und «LÜdwaleS weiter arbeiten wird. Die Preise sind zwar noch nicht gesunken, aber eine weitere Steigerung ist kaum an- zunchmcn. Der Bedarf au Hauskohlc wird wohl überall für die nächste Woche ohne Schwierigkeit zu beschaffen sein, manche Fabriken, zumal in Derbyshire haben allerdings ihre» Arbeitern bereits für nächsten Sonnabend gekündigt. Aber auch sie würde» weiter arbeiten könne», sobald sich die Berg leute von Durhain in diesen Tagen zur Annahme einer Lohn- crnicdrigung entschließen. AuS den heute bekannt gewordenen Ziffern kan» uia» ersehen, daß nur ganz knapp die nöthige Zweidrittelmehrheit derselben sich in letzter Woche sür einen Ausstand ausgesprochen hat. Von rund 56 000 zahlende» Mitgliedern deö Durkamcr Vereins stimmten nur 53 000 und unter diesen 40 000 für einen Streik; 13 000 waren dafür, ihrem Vorstand Vollmacht zu geben, mit den Gruben besitzern zu einer Verständigung zu kommen. Bei der Klein heit der Majorität bat darum der VcreinSvorstand eine neue Abstimmung ausgeschrieben, deren Resultat erst am Donnerstag bekannt werde», aber, wie gesagt, wohl zu Gunsten eine« Ausgleichs ausfaUcn wird. — Ei» Londoner Telegramm von „H. TB." erklärt sogar, eS sei alle Aussicht vorhanden (?), daß der Streik infolge gegenseiiiger Zugeständnisse gar nicht zum AnSbrnch konimen werde; eine optimistische Ausfassung freilich, welche vielleicht ebenso übertrieben ist, wie eS die Panik gewesen. * Au» Rom wird gemeldet: Die „Opinione" erklärt da« Gerückt sür vollständig grundlos, der König und die Königin beabsichtigten, mit einem unter dem Befehle des Herzog« von Genua siebenden Geschwader nach England zu segeln, um die zweite Tochter de« Herzog« von Edinburg für den Prinzen vo» Neapel zu werben. — Der „Popolo Romano" bezeichnet das Gerücht, der König habe bereits Decrelc unterzeichnet, F«ei»ll«ts»i. Schloß Erlenhof. 4s Roman voa O. Bach. SiaSdiuck vervelen. (Fortsetzung.) „Den — Baron Dornstedt?" fragte die Baronin erschreckt. „Wie kam Hertha zu ihrem Vater? Was hat den Mann hierher geführt?" Sie hatte versucht, kalt und ruhig zu sprechen, allein ihre Erregung klang doch so deutlich auS ihren Worten hervor, daß Riedel, seine große» Augen fest auf sie heftend, sehr ernst cntgegnete: „Was den Baron hierher geführt, gnädige Frau? Die Sorge um sein Kind und der Wunsch, wenigstens das Grab seiner geliebten Gattin besuchen zu können, da man eS ihm verwehrt, sie lebend wiederzuseben. Doch ein Höherer al- ich wird darüber richten! Jetzt gilt cs, da« Unbcil von dem Kinde adzuwenden, das vielleicht in diesem Moment schon auch die letzte Stütze verloren hat. Bereiten sie sich vor, Trauriges zu kören, Frau Baronin, da« Hau« de« Grafen Heldbcrg ist von schwerer Heimsuchung bedroht. Noch wölbt sich kaum der Erdhügel über die holde, zu früh Heimgegangene Tochter und —" Die Baronin war kreideweiß geworden, in ihren Augen malte sich namenlose- Entsetzen; eine bange Frage schwebte aus ihren Lippen, die sich halb geöffnet hatten, ohne zu wagen, das vrrhängnißvolle Wort auSzusprechcn. Einen Augenblick schwankte die koke Gestalt; ihre Hände klammerten sich an die Lehne des SophaS; ihre Blicke irrten verwirrt von dem Pfarrer zu Hertha hin, die noch immer regungslos dalag, wenn auch ecn leiseS Zucken der Glieder bew c«, daß La» Leben noch nicht ganz au« dem zarten Körper entfloben sei. Endlich fand die Dame den Muth zu den leise geflüsterten Worten: „Reden Sie, Herr Pfarrer. Sie martern mich mit den halben Andeutungen Bornstedt ist der — Todfeind meine« Bruder», — Sie sagten — er sei hier; mein Bruder bat Ursache, dem Gatten seiner Tochter zu zürnen, — sollte rin blutiges Rencontre —" Ueber da« Antl tz Riedel'S flog ein tief verächtliches Lächeln; mit einer unwilligen Geberde strich er die Haare au« der feuchten Stirn. „Sie irren, Frau Baronin", klang e« eisig kalt auS seinem Munde, „Graf Heldberg und Baron v. Bornstedt haben ein ander nicht mehr befehde«: der Tod EugenicnS hat die Herzen milder gestimmt. Baron Bornstedt ist von seinem Schwiegervater in Frieden geschieden, nachdem fic im „Fuchs bau", der jetzt ein Asckenhaufen ist, eine Unterredung gebabl hatten, die ich, Frau Baronin, augrbahat habe. Tiefer kleine Engel hier", er deutete auf Hertha, in deren bleiche Wangen I das Leben zurückkehrte, „hat das Werk vollendet; ibrcn süßen! Bitten konnte auch der strenge Sinn deS Grafe» Heldberg! nicht widerstehen. Das ernste Gespräch zwischen den beiden Herren duldete keine Zeugen. Hertha und Fräulein Schirmer mußten auf den Befehl des Großpapas das Gasthaus ver lassen, allein lange wollte sich das Kind wohl nicht von dem wicdcrgefundencn Vater trennen, wir haben eS nickt weit vom „Fuchsbau" von sprühenden Feuerregcn bedroht gr ünden. Nur durch die Gnade GottcS ist Hertha dem sicheren, mrchtbaren Flammentode entgangen, denn ringSnmkcr brannte und loderte eS auf, ei» grauenhaft schönes Schauspiel sür Di:, welche nicht den Muth batten, die Feuersäulcn zu durch brechen, um das Kind zu retten. Dem Ewigen sei Dank", etzte er inbrünstig hinzu, „daß e« meiner schwachen Kraft gelungen ist". „Da« Kind EugenienS war Ihnen Wohl theurer als mein Bruder?" klang es böbnend von den Lippen der Dame." Sie vergessen, daß mir sein Leben werthvoller ist, und ich noch immer nickt weiß, ob der Graf —" In diesem Augenblick trat I)r. Brenner in das Zimmer^ obne die Dame bemerken zu wollen, schritt er hastig auf Hertba zu; schnell batte er die Umhüllung von ihr genommen und genau die Brandwunden untersucht, die sie davongctragen. „Gottlob, eS ist kein edler Tkcil verletzt", sagte er boch- aufatbmcnd. „Hertha'« kräftige Natur wird den Schmerzen Widerstand leisten; so weit meine Kunst reicht, wird Alles geschehe», um sie herzustcllen." Es war kein allzu freundlicher Blick, der die Baronin dabei traf; sorgsam wie eine Frau nahm er daS kleine Mädchen, da» mit einem leisen Seufzer die Augen ausschlug, in seine Arme, indem er behutsam die frisch angcfcuchtetcn Tücher um Hcrtba'S Arme uud HalS schlang. Die Baronin batte dem Gebahren deS Arztes mit finsterem Blicke zugcsehen: jetzt näherte sie sich ibm, indem sie hock- mllthig sagte: „Ueberlaffen Sie mir die Sorge um Hertha, ich weiß was ihr nolh tbut." „Ich noch besser, Gnädige", erwiderte der Toctor scharf, „und ehe nicht der Graf heimaekehrt ist, Weiche ich nickt von diesem Platze. Wie und wo ist da- Feuer entstanden, Herr Pfarrer, wie konnte Hertha dabei zu Schaden kommen? Sehen Sie nicht gar so verzweifelt auS, Mann Gottes, den Verlust wird der Herr Graf bald verschmerzen und Menschen leben sind doch hoffentlich nicht dabei zu beklagen?" Während der Arzt sprach, hatte er da« kleine Mädchen auSgeklcidet und aus da« Bett gelegt: einen Stuhl hcran- schiebend, nahm er daneben Platz, während Ricccl, die Arme übereinander geschlagen, tiefernst vor sich binnstarrte. Arabella Sterna» hatte sich dem Pfarrer genähert; sic legte ihre ei-kalte Hand auf seinen Arm, indem sie erregt sagte: „Welche Bewandtniß hat c« mit Baron v. Bornstedt? Wo ist mein Bruder während de« Waldbrandc» gewesen? Ich will und muß Alle« wissen I Brrgrffen Sie nicht, Psarrrr Riedel, ebenso wie cs vr. Brenner vergessen hat, daß ich die Schwester Ihre« Brodhcrrn bin und mir jetzt da« Recht zu- ftebt, über Hertka'S Wobl zu wachen. Sprechen Sie, Ihr Schweigen bereitet mir Onal." In der Tbat batte da« Antlitz der Dame einen gequälten, verzerrten Ausdruck angenommen, al- ihre Blicke mit denen Riedel'S znsainmcntrascn. Ein sonderbares Leuchten ging auS den Augen deS Geist lichen. Schmerz, Zorn, eine stumme Anklage lag darin; uii- wittkürlich senkte die Dame die Stirn, als er leise, jede- Wort betonend, sagte: „Graf Heldbcrg hat man im Walde lobt gesunden, ein "brennender Baum ist auf ihn gestürzt, der wohl seinen Dod verursacht hätte, wenn ihn nicht schon vorher, kurz zuvor, eine meuckelmörderische Kugel in den Rucken ge troffen. Sie, Frau Baronin, und Ihr Herr Gemahl haben den Sieg über Baron Bornstedt davongctragen! Da« vor gestern auSaescrligtc Testament de- Grafen Heldberg. Vas den Vater Hertba « rechtlos macht, während eS Ihnen und dem Baron Sternau Macht über das fürstlich zu nennende Erbe Hertha'« giebl, ist durch den gewaltsamen Tod deS Erblassers rechtskräftig geworden. Baron Bornstedt konnte nur durch da« Leben des Herrn Grasen gewinnen, also jede Schuld seinerseits ist ausgeschlossen." „Baron Bornstedt war hier? Sie haben ihn gesehen, gesprochen, Pfarrer?" fragte der Doctor hastig. „Er war kurz vor dem Tode seiner Gemahlin bei mir. Vo» einem anstrengenden Ritt bis zum Tode erschöpft, suchte er im Pfarrhausc Rast; er wähnte seine Gattin bereits tobt; Baron Sternau halte eS sür gut befunden, dem Verzweifelten die Kunde — verfrüht zuzurusen. Ich fand Len Baron bei mir, als ich ahnungslos von meinem zweiten Kirchdorf, wo ich einem Sterbenden die letzte Ortung gegeben, heinikchrtc. Erst eine Stunde später — begreifen Sie, Doctor, war Eugenie in- Jenseits hinübergeschluminerl. Ich hielt auch den Grafen Hctbberg für unversöhnlich; heute, kurz vor seinem schnellen, unvermutheten Dode, hat er Len Gegen beweis geliefert." ,O, wenn er sich mit seinem Schwiegersöhne ausgesöbnt hat, muß noch vieles anders, gut werden", ries Brenner lebhaft. „Wenn nicht eben Alles zu spät wäre", warf Riedel seufzend ein. „Graf Heldbcrg S Mund ist ans ewig ver stummt; blicken Sie hinaus, der traurige Zug, der Len Schloßbcrg heraufkonimt, wird Ihnen beweisen, daß ich die Wakrhcil gesprochen." Die Baronin hatte während der Unterhaltung der beiden Herren in einer fieberhaften Erregung, bebend vor Zorn und banger Erwartung daS Zimmer verlassen. Die Worte Riedel'S hatten eine verwundbare Stelle in ihrem Herzen getroffen; woraus er gezielt, verrietb ihr da« eigene Gewissen, wenn sie auch nicht den ganzen furchtbaren Tmn zu erfassen und begreifen vermochte. Sie bot ihr» ganze WilleoSkrast aus, um ihre Haltung zu bewahren, als sie die näher und näher kommenden Schritte vieler Männer hörte, als laute« Wehklagen sich mit der ernsten Stimme deS Eapla» Bertram vermischte, der seine Befehle ertheilte, deren Bedeutung die Baronin nicht ganz verstand; sie war nicht im Stande, sich von dem Sitze zu er beben, auf de» sie, von den widerstrebendsten Empfindungen beseelt, hingesunken war. An die ganze, entsetzensvolle Wahrheit, die Riedel bereit« verkündet, wollte und konnte sie nicht glauben, eS schien ibr ganz unmöglich, daß Gras Heldbcrg, den sie vor wenig stunden gesund, frisch, kräftig vor sich gesehen, jetzt todt sei» sollte; daß nickt die Natur ihr grausame« Recht geltend ge macht, sondern ein scheußliche«, grauenhaftes Verbrechen diesen Leben-faden zerschnitten, den die Parze länger gesponnen. Schaudernd, von einem unheimlichen Gedanken durchzuckt, barg sic das aschfahle Gesicht in den Händen, als jetzt in dem Vestibül laut und deutlich der SchreckrnSruf erklang: „Unser lieber, gnädiger Herr Graf todt!" und gleich darauf der tactmäßige Schritt der Träger, welche die Leiche LcS alten Herrn auf einer Tragbahre hinaustrugcn, um sie in da« vor wenig Stunden verlassene Arbeitszimmer Heldberg'S nieder- zusctzen. Eie unterschied deutlich die verschiedenen Stimmen der Diener und Dienerinnen, die der Beamte» de« Gute«, die sich Alle bei dem Löschen des Brandes bclhriligt hatten; mit atbemloser Spannung lauschte sic, ob auch die Stimme ihres Gemahls laut werken würde, aber sie vernabin sie nicht. Man rief ibren Namen, Tbüren wurden geöffnet und zu- geworsen; sic sülilte sich wie a» den Boden gefesselt, die Glieder käme» ihr wie gelähmt vor. Erst als der Eaplan, dessen Antlitz vo» Rauch geschwärzt war, ans der Schwelle ibreS Zimmers erschien, als seine leise, vor Schmerz bebende Stimme flüsterte: „Frau Baronin — der Herr Gras" — um dann in heftigem Schluchzen abznbrechen, erhob sie sich müh sam; autvmatenhaft, langsam, selbst mehr einer Sterbenden, als einer Lebenden ähnlich, schritt sie über den weichen Teppich dem Ausgange zu, um vor der Leiche des Grasen mit einem Aufschrei, der nicht« Menschliches hatte, zusammen- zubrechrn. Als sie nach einer schweren Ohnmacht erwachte, verrietst nichts mehr, daß sich binnen wenigen Stunde» eine Tragödie abgespielt, deren Urheber unbekannt, wenn auch der Pfarrer Riedel, wie vr. Brenner, einen Verdacht hegten, den sie kau», auszudenke», noch weniger auszusprechen wagten. Al« dir Baronin, die man in ihr Zimmer gebracht batte, die Augen ausschlug, begegneten ihre Blicke dem kalten, un beweglichen Antlitze ihre« Genialst-, der ihrer stummen, angst vollen Frage, ohne mit der Wimper zu zucken, begegnete — bleich, kalt, wie ein Gebilde au« Erz, ibr gegenüberstand. Die beiden Gatten wechselten kein Wort; eine Secundc lang blickten sie einander sest in die Augen; in dem blutlosen Antlitz Sternau- zuckle eS aus. Arabella schauderte zu sammen, ihr» Hand» strickten fich abwehrrnd gegen ihr«»
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