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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920321021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-21
- Monat1892-03
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Du rs^rvtt nlcit! «»»rer Lr« v»r. de- ,'t« »icü »ael» itLeHUxe! d»r Lü <j«o bu ll sied ?rat- t»s ?okÜLr<1ell »Qvsv dUedm uv»1 8upv«v- rei«« »teum» I.00-1^bL. l«rücks2 vrv I.Ä, 4», Vrk- Ztilek 2.V0 du >ro 8tüeL 1.60 uv vro?5aira d« ?ou1»r<1«ll , mvLv Ke»- » jrLtieuucb, k 1,7b -2^0 4. » T'Avdeu prv -?0>täLwM l"; lu^veeu»- l»eo (18 2) «1er »<1o1pli Voer- »rtruä Voer- .vln Lodleo': . iv S) ..t>rol»»«vr M0«!NL0ll-. V0ll V, V0V lrl«»- l8,3- ..llobeo- rvweu. »oll Qorklellt-cr»« u* u»cb V ^eiwllr-. ^vvul»- voll «O». »re. »rc. w!r L dsur« aal >r»»»»ed1lt. tu 6vr teM- u Usdeo. »o et» uiedt äea ar LrSSullnx ll ptlexr. Vis «»vrrrxllRporr «rviu, srv»H ^okuof»« ia äer L^p-ter » d»ÜllUUeb» vert-kirm». 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Ueirveditioa ist Wochentag» »»««terbroche» ^ffaet «m früh 8 bi» Abend» ? Uhr. Filiale«: Vtt» AK««'» e»rtt«. (Slfre» Haha). lluiversitätSstrah» Leni» Lösche. «iatharinenstr. 1», hart. u»d «kä»ig«platz 7. Abend-Ausgabe. Z U7. llpmer TWeblaü Anzeiger. VW« für Politik, LocalgeMte, Handels- «nd Grschiiftsverkehr. Montag den 21. März 1892. JrrsertionspreiS Dir kgkspaltene Petttjeile 20 Pfg^' Neclamen unter dem Redactionlftrich (»g«« spaltenl SO^, vor den Famllieauachrichleu ib geipalten) 40^. chräfiere Schriften laut uujerem Prei». verzcichniß. Tabellarischer und Ziffer»!atz »ach höher«, laris. »rtra-veltag«, (gesaltzt), »,r «it d« Morgen«Ausgabe. ohne PostbesSrderuag 60—, mit Posldesvrderuug ui A). —. Jinuahmeschlnß für Inserate: Abead-AuSgab«: PormUtag« 1v llhr. Margea-AuSgab«: Nachmittag» »Uhr. Sons« und Festtag» früh v Uhr. Bei den Filialen und Aunahmeslell« je «tu« halb« Stunde srüher. Jnserit» stud stet« a» di» «rnoN«-» zu richtt». Druck uud «erlag voa <k. Pol» tu Lelpzi, 86. Jahrgang Zur Krifis in Lerlin. * Der Stand der Krisis ist immer noch unverändert, doch dürfte in den nächsten Stunden eine Entscheidung zu erwarten sein. Wir haben schon in der Morgcnnummer gemeldet, daß der Reichskanzler Graf von Eaprivi am Tonntag Morgen vom Kaiser nach Schloß HubertuSstock besohlen worden und nach dort adacreist sei. Nach einer unS soeben anS Berlin zuaebenden Fernsprechmeldung ist der Reichskanzler gestern Abend um 6 Uhr von HubertuSstock nach Berlin zurllckgckehrt und hat sich derselbe heute früh S Uhr zu dem Staatsminister von Boetlicher begebe». E» steht demnach die entscheidende Klärung wohl unmittelbar bevor, und wir könne» im Jnteresic unseres Baterlande« nur lebhaft wünschen, daß sie zu Ungunsten de« von den extremen lsonservativen unterstützten Klerikalismus auSfallen und der Alp, der bisher Millionen treuer und loyaler deutscher Herze» bedrückt hat, von ihnen fortgcnommen werden möge. Wenn der preußische BolkSschuIgesctzentwurf fällt, so bleiben zwar immer noch eine Menge unersreulicher Dinge übrig; ein Anfang zum Besseren ist dann aber gemacht und die Patrioten baden nicht mehr in dem Maße, wie seither nöthig, sorgenvoll in die Zukunft zu schauen. Wir verzeichnen nachstehend wieder eine Reihe ton Meldunzen und Preßstimmen zur Krisis: * Die „Kölnische Zeitung" meldet anS Berlin: Bon der Erkältung des Kaisers, von welcher derselbe bc- sallen war, ist ein hartnäckiger Katarrh zurückgeblieben, dessen rasche gründliche Heilung nach Ansicht der Aerzle nur durch eine Luftveränderung zu erzielen ist. Die Acrzte wünsche» ka» Verbleibe» deS Kaisers in HubertuSstock in möglichster Ttille bis mindestens Mittwoch. * Berlin, IS. März. An den Cbes des EivilcadinetS l)r, Lncanus ist heute, so meldet daS Depeschen-Burcau Herold, die Meldung gelangt, daß der Kaiser, entgegen seiner ur sprünglichen Absicht, bereit- Montag Abend von HubertuSstock wieder in Berlin cintrifft. * Von parlamentarischer Seite wird unS a»S Berlin geschrieben: Die KrisiS ist »och immer in der Schwebe. Gestern Abend verlautete in parlamentarischen Kreisen in bestimm tester Weise, daß der Kaiser, ganz entgegen seiner ursprüng lichen Absicht, den Aufenthalt in HubertuSstock unterorechen und Montag Abend in Berlin eintreffrn werde. Es wurde erzählt, daß diese Mittbeilung dem Chef des CivilcabinetS, Herrn von Lucanus, zugegangen sei. Heute Vormittag ver lautete wieder, daß der Kaiser zunächst nicht nach Berlin käme, dagegen den Reichskanzler telegraphisch zu sich berufen habe In der Thal ist Gras von Caprivi heute Mittag nach Hu- bertuSstock gefahren und bis zur Stunde noch nicht nach Berlin zurückgekehrt. Wie wir erfahren, hatte der Reichskanzler vor seiner Ab reise den Präsidenten deS AbgeorduelenhauscS, Herrn v. Köller, zu sich beschieden und conserirte mit diesem längere Zeit, lieber den Inhalt dieser Unterredung war nichts zu ermitteln, da Präsident v. Koller auch allen Anfragen von Abgeordneten gegenüber sich ablehnend verhält. Die parla mentarischen Geschäfte erleiden für den Augenblick durch die .Krise keine Verzögerung, da man überein gekommen ist, bei der Berathunq des CultuSetatS die Abwesenheit des verant wortlichen ÄinistcrS zu ignoriren. Allerdings hatte Abg. Eugen Richter die Absicht, in der gestrigen Abendsitzung da« fehlen deö Grasen Zedlitz bei der Berathung de« EultuS- etatö zur Sprache zu bringen und den anwesenden Finanz- minister l)r. Miguel wegen der Ministerkrisc zu interpellircn. ES bedurfte großer Anstrengung von Seiten »ationalliberaler Abgeordneter, Herrn Richter von diesem Borgeben zurück- zuhalten, welche« vielleicht eine „pikante" Scene im Adgeord- neienhause herdcigesührt, im Uedrigen aber peinlich gewirkt hätte und auch nicht gerade politisch klug zu bezeichnen gewesen wäre. Daß Graf Zedlitz aus seinem Entschlüsse bcharrt, wird von keiner Seite mehr bezweifelt, »nd es fragt sich nur noch, wer sein Nachfolger wirb. Denn eine baldige Klarheit ist in dieser Beziehung sehr erwünscht, da im Landtage noch vier Gesetzentwürfe, welche vom EultuSmiiiifter überreicht sind, der Erledigung harren. DaS BolkSschulgesetz gilt als gefallen, ader tbcil- weise ist die Meinung verbreitet, daß man vielleicht ein Schul- dotationSzesetz aus der Vorlage „btrauSschäle»" könnte. Es bleibt indcß fraglich, ob, wenn die Regierung damit einver standen wäre, die MehrheitSparleien, die Eonservativen und bas Eentrum, welche in hohem Grade anfgcregl »nd ärger lich sind, nicht bemüht wäre», die Durchführung dieser Absicht zu verhindern, und ferner, ob sich noch die Zeit finken ließe, da der Landtag höchstens bis Pfingsten zusaiilinendleiden soll. Wie jetzt zuverlässig bekannt wird, stand daS VvlkSschul- gcsetz in der Sitzung des Kronratds am Donnerstag nicht auf der Tagesordnung, und Gras Zedlitz batte die Absicht, vom Schlosse aus direct in die Sitzung der Commission in daS Abgeordnetenhaus sich zu begeben. Erst kurz vor der Verabschiedung der Minister kam der Kaiser auf daS Schul gesetz zu spreche». Der Kaiser zeigte sich von der Bewegung in, Lande, von den Petitionen der Universitäten und der städtischen Behörden, von der Aufregung in allen gebildeten Kreisen völlig unterrichtet unv erklärte mit der größten Be stimmtheit, daß eine Vorlage, welche so sehr die gebildeten Kreise, die gemäßigten Politiker und die Vertreter der Wissen schaft gegen sich habe, niemals Gesetz werden dürfe. Er ließ sich über den Fortgang der commiffarischrn Ver handlungen berichten und dezeichnete eine Wetterführung dieser Berathung als zwecklos. Es ist erklärlich, daß Gras Zedlitz darauf nicht mehr für angezeigt hielt, sich in die Commission zu begeben, vielmehr sein EntlassnngSgesuch cinreichte. Die Befriedigung über diese Lösung ist allgemein, man fühlt sich wie von einem Druck befreit und man hofft ans eine allgemeine Besserung der politischen Lage. Der Ucder- muth der „Kreuz>eitung»"-Junker ist verflogen, dafür äußert sich der fanatische Haß der Herren v. Hammerstein und Stöcker in der stärksten Weise in den Artikeln ihres BlattcS. (Wir sind »ur gespannt, wahrzuiichmcn, wie lange noch unsere sächsische .^reuzzeitung", unsere Collegin in der Post straß«, sich im gleichen Fahrwasser bewegen wird. Die Red. d. Leipz. Tagebb) Gar zu gern möchten sie eine „schwierige Lage", wo allgemein eine Förderung der Verhältnisse con- statirt wird, gar zu gern wollten sie den Grafen Caprivi bewegen, ebenfalls auf seiner Entlastung zu bestehen »nd die Ministerkrisc zu einer Kanzlcrkrisc zu erweitern. Das ist de» Herren nicht geglückt. Graf Caprivi bleibt i»i Amte und seine Berufung nach HubertuSstock hat lediglich den Zweck, über die Persönlichkeit deS neuen CultuSministerS Klarheit zu schaffen. Vielleicht schon die nächsten Stunden werden jeden Zweifel beseitigt haben. * Bo» anderer Seite wird uns geschrieben: „In nicht geringer Aufregung befand sich am Soiinadcnd Berlin, inimcr positiver tauchte die Nachricht aus, der Kaiser sei plötz lich von HubertuSstock zurückgekehrt. Obgleich diese Nachricht sich schon dadurch widerlegte, daß Prinz Heinrich um 4^ Ubr Nachmittag« vom Stettiner Bahnhof »ach HubertuSstock adacreist war, so wurde sie doch ziemlich allge mein geglaubt. Aus unsere an allererster Quelle eingczogene Nachnckt wurde u»S zwar das Gerücht als vollkommen un- degründel bezeichnet und u»S ein Haufen Briefe gezeigt, die soeben a» daS Gefolge deS Kaisers nachgeschickt werden sollte». Trotzdem erhielt sich das Gerücht von der erfolgten Rückkehr des Kaiser«; hier und da wollte man sogar wissen, der Kaiser weile bereit« in Berlin Zur Zeit ist über die Nilckkedr de« Kaiser« noch nicht« Bestimmte« bekannt; der Kaiser bedarf etwa« der Schonung und Ruhe und darum dürste sich der Aiiseiithalt i» HubertuSstock wohl etwas auStebiicn. Was die MinistcrkrisiS selbst andelangt, so ist e« zweifellos, daß der Reichskanzler Graf von Caprivi bleibe» wird. Graf Caprivi hat, wie wir be stimmt versichern können, ein Enttassungsgesuch ein- gereicht; dasselbe ist sehr kurz, militairisch gehalten; bei der Drinission deö Grafen Caprivi ist immer der Umstand in Betracht zu ziehe», daß Graf Caprivi nicht nur Minister präsident, sondern auch, »nd zwar i» erster Linie, Reichs kanzler ist und für alle technische» Frage» eines einzelne» Minister« nicht in vollem Maße verantwortlich gemacht werden könne. (Ganz recht. Aber die Dinge liege» in diesem Falle doch etwa« anders. Gras von Caprivi ist für den BolkSschulgesetzentw'.irs bekanntlich in einer Weise eingetreten, daß ein Scheitern dieses Gesetze« ihn in erster Linie mit trifft, »nd ob er beim Verbleiben im Amt keine Verminderung seines staatSmännischen AnsebenS erlitten haben wird, da« muß die Zukunft lehren. Die Rcdaction.) Da aber Graf Caprivi Ministerpräsident bleibt, so ist die hier und dort bereit« erörterte Frage nach seine», Nachfolger vollkommen überflüssig; richtig ist zwar, daß sehr eingeweiht« Kreise den Grafen Waldersee al« den kommenden Mann be zeichnen. Die Demission de« Grafen Zedlitz soll, trotzdem sie noch nicht angenoinnien ist, entschieden sein, und über die Person seines Nachfolgers dürften ebenfalls dir Zweifel nicht mehr gitß sein. Der gleich zurrst genannte Chef de« C'vil- cabinct«, von LncanuS, dürfte de» Grafen Zedlitz ersetzen." * Die Münchener „Allgemeine Zeitung" schreibt Unsere Annahme, daß der Kaiser daS EntlaffungSgesuch des Reichskanzlers nicht annebmen werde, beruht wesentlich aus dem Umstande, daß die Krisis de» Monarchen unvorbereitet getroffen hat. E« dürfte sich einerseits ebenso wenig ein brauchbarer Reichskanzler finden, der die Politik deö Grafen Caprivi weiter führt, wie cS andrerseits dem Monarchen nicht erwünscht sei» kan», sich jählings und unvorbereitet vor eine politische Wendung gestellt zu sehen. Nach der eine» wir »ach der anderen Richtung braucht der Kaiser Zeit zur Ent schließuug, und man wird somit in der Aiinabmc nicht fehl gehen, daß er diese ihn überraschende KrisiS, soweit der Reichskanzler in Betracht kommt, für jetzt beigelcgt zu sehen wünscht. Inzwischen deuten verschiedene Anzeichen daraus hin, daß i» Berlin große Bemühungen angewendet werden, den Grasen Caprivi zum Bleiben zu bestimmen, namentlich aus all den amtliche» und politischen Kreisen, welche unter der Furcht leben, daß, wen» auch nicht die Rückkehr de« Fürste» Bismarck, so doch vielleicht eine Rückkehr seine« Einfluffr« zu gewärtigen sei» könnte. Wie sehr man sich bemüht, auch die öffentliche Meinung in diesem Sinne zu bestimmen, be weist ei» Telegramm des „Wölfischen BureauS" von heute Nachmittag, welches Folgendes besagt: ,L» hikiigen politische» itteisen kerrscht vielfach die Aaffaffunq vor, daß e« Ausgabe des Reichskanzler» sei, wenn er gleichzeitig preußischer Minisierpräsldcnt sei, die Kauzlerstelluag nicht vom Au»- gana einer Specialsrag« i» Preuße» abhängig zu machen." Da« Beste a» der Verbreitung dieser seltsamen Auf fassung dünkt u»S, daß das Reich dabei für 3l Worte l -F und 55 -s an Telcgrapbengebührcn einnimmt. E» giedt „preußische Specialsragen", die sehr wohl den Ministerpräsidenten, „auch wenn er Reichskanzler ist", — was wir übrigens ein für alle Mal als eine unzer trennliche Doppelftclliina ansehea, denn welche Position würde wolil rin Reichskanzler gegenüber einem preußischen Ministerpräsidenten habe»! — zu Falle bringen können. Wenn Graf Caprivi z. B. mit der Landgemeindeordnung gescheitert wäre, so wäre das eine daS übrige Deutsch land weniger derübrendc „preußische Specialsragc" gewesen, die dennoch sehr leicht hätte zu seinem Rücktritt führen können; bei dem Volksschulgesey aber handelt e« sich doch um nickt mehr und nicht weniger al« um die Fundamental- linien der Caprivi'schcn Politik, welche für da« Reich genau die »änilichcn sind, wie für Preußen, und sich aus die „Ver söhnung" deS CeiitrumS und der Polen richten. Diese zu nächst allerdings in Preußen praktisch wirksame Politik greist um so mehr in das Reich über, als die Gegenleistungen de- Ccntrums und der Pole» wesentlich im Reichstage zu erfolgen habe». ES ist ei» offenes und aus RegierungSlrriseu >u- gcstandenc« Geheinliiiß, daß die VersöhiiiingS Aclion deS Reichs kanzlers zum nicht geringen Theil die der nächsten RcichStagS- sessio» zugcdachte große Militairvorlage zum Gegenstand bat. Aber selbst, wenn Die« und Aehnliche« nicht in Frage stände, wird e« immer für da« Reich von vitalster Wichtigkeit sein, wenn der preußische Ministerpräsident, der zugleich Reichskanzler ist und sein muß, klerikale Politik treibt und, wie eS geschehen, sich mit seiner ganze» Persönlichkeit und Entschiedenheit im Parlamente für solche Politik eiusctzt. Da scheint eS denn dock, anSgeschlosseii, daß in diesem Falle der RcickiSkanzler dem versinkenden Ministerpräsidenteu, wenn er nicht länger „gegen den Strom" zu schwimmen vermag, das rettende Tau halten soll; wir sind der Meinung, daß derartige ofsiciöse RettungS- und BcschwichtigiiugSvcrsuchc, wie daS obige Wvlffsche Tele gramm sie enthalt, der Sachlage wenig angemessen sind und im Pudlicum auch so dcurthcilt werde». Wir glauben sogar, daß Graf Caprivi selbst dieser Ansicht sei» dürste, auch wenn er, dem Wmische deS Kaiser« folgend, im Amte bleibt. * Die „FraukfurterZeitilng" meldet: Wenn auch die formelle Entscheidung der Ministerkrisis wegen der Ab wesenbeit de« Kaisers vielleicht noch eine Woche hinauS- acschoben wird, so ist da« Resultat derselben doch heute schon so ziemlich klar. Der C»lt»«i»iuister Graf Zedlitz wird gehen. Eö hat nicht an Bemühungen gefehlt und vielleicht werden sie auch noch fortgesetzt, ihm da« Bleiben in irgend einer Form zu ermöglichen. Da aber da« Volksschulgesetz nach Feuilleton. Schloß Lrlenhof. Ns Roman von O. Bach. »tachkiva »«rdetka. (Fortsetzung.) Was Hertha zu dem sonderbaren Wesen ihm gegenüber zwang, ahnte Bredow nicht. Wie konnte er wissen, daß Nora mit dem weichsten Ton, der ihr zu Gebote stand, in einer vertrauliche» Stunde der Cousine ihre Liebe zu Bredow gestanden, wie sie mit ausleuchtcndc» Augen ihr Glück ver kündete, daS sie t» der Gegenliebe de« schönen, interessanten Manne« gefunden, der so ganz dem Bilde entsprach, daS sich Nora, wie sie errothend meinte, von ihrem zukünftigen Ge mähte entworfen. Mil rassinirter Grausamkeit entrollte sic vor dem unglück lichen Mädchen daS Bild der Zukunft in so glänzenden Farben, daß Hertha »ur mit Aufbietung ihrer ganze» Kraft z» lächeln vermochte, während daS Herz vor Leid und Schmerz auszuckte. Wie hatte sie den jungen Mann geliebt l Wie ein Halb gott war er ihr erschienen und nun hieß eS, Verzicht leisten aus da- erträumte Glück. Nora allein hatte eS gesunden und nimmer, nimmermehr durfte er ahnen, daß sie auch nur einen Moment gehofft, er könne sie lieben, sie zur Gefährtin seine- Lebens Wahlen. Manchmal regte sich in ihr der Gedanke, Rudolf « Wer bung anzunehmen und dadurch Bredow zu beweisen, daß sie nicht ihn, sondern einen Andern liebe, aber ebenso entsetzt wich sie davor zurück, ihr Geschick mit dem Rudolfs zu ver knüpfen, ein Ehebündniß ohne Liebe, ohne Vertrauen zu schließen, und während sie in dem einen Moment den kecken Miilh Rudols'S zu neuer Bewerbung ansporntr, wie« sie ihn im nächsten Augenblicke stolz und kalt zurück und nährte da durch seine glühende, alle Dämme durchbrechende Leidenschaft, die Allein und Allen Trotz bieten wollte, um daS junge spröde Mädchen zu besitzen, das ihm unerreichbar blieb, so lange e- ihm nicht gelungen war, die Hindernisse zu beseitigen — so oder so! Hertha batte wochenlang mit sich und ihren Empfindungen gekämpft, ehe sie den Weg zum Pfarrer Riedel aefundcn, aber als er jetzt, die beiden Hände ihr enlaege»streae»d. daS edle Antlitz von echter Freude verklärt, über die Schwelle seine« kleinen EmpfangSsalonS schritt, nur den lieben Besuch zu begrüßen, da fühlte sie, daß jie hier an die rechte Stelle gekommen Hier hoffte sie Verstandniß zu sinder, für ihre «chmerzrn, von dem geistlichen Herrn erwartete sie die Lösung der Zweifel, die sich ihr immer wieder ausdrängtcn, wenn sie eine Wahl treffen sollte zwischen dem Ungehorsam :gen die Wünsche und Befehle ihre« Großvaters, dem sie llcs verdankte, und der Stimme ihre- Herzens, die ihr die Verbindung mit Rudolf Sternau als ei» Verbrechen gegen sich und die heiligen Gebote der Liebe und der Pflicht hiiistelllc. Riedel blickte prüfend, besorgt in da« zarte, bleiche Mädchengestcht, nachdem er Hertha liebreich aus- Sopba gezogen und sich neben ihr auf einem Sessel niedergelassen halte. Wie sie ihrer Mutter glich, wie doch jever Zug in dem schönen vergeistigte» Antlitz ihn an Eugenik Heldberg er innerte! Zärtlich nahm er die kleine», bebende» Hände in die seinen, indem er leise sagte: „Endlich sehe ich Sie wieder, Hertha! Sprechen Sie, Kind, wa« bekümmert Sic? Sehen Sie in mir den besten Freund, wie den geistlichen Bcrather. Was fehlt Ihnen? Schütten Sic Ihr Herz aus, was eS auch sei. Sie sollen bei mir Trost, wenn möglich Hilfe finden." „Dem Freunde will ich meine irdischen Sorgen, dem Priester meine seelische» Leiden vertrauen", sagte sie leise, während sie die blaue», in Thränen schwimmenden Auge» zu ihm erhob. „Darf ich Ihnen Alles, Alles sagen?" „Alles, Kind", entgegnete er weich. Sprechen Sie, Hertha, fühlen Sie sich im Hause Ihrer Verwandten nicht mehr glücklich? Will man Einfluß auf Sie gewinnen? Ihnen, ehe Sie Ihre volle Freiheit erlangt, die Flügel stutzen, damit Sie im Fluge gehemmt werden? Ich glaube, Arthur Steruau genau zu kennen. In einem Jahre sind Sie mündig, seine Macht dort dann auf, daS vergessen Sie nicht." Hertha schlug dir Augen zu Boden; sie wußte nicht recht, wie sie dem Freunde DaS verkünden sollte, was ihre Seele am meisten bewegte. „Muß man vie Befehle, die riu Verstorbener gegeben, befolgen? Ist cS eine Sünde, gegen diesrlven zu bandeln?" lispelte Hertha. „Wenn sie vernunftgemäß sind, so ist eS Pflicht, ihnen nachzukommen", klang eS ernst von den Lippen de« Geist lichen „Darf man eine Eh« schließen, ohne die zwingende Macht der Liebe?" fuhr das Mädchen schüchtern fort. „Die Liebe girbt der Eb« die echte Weihe; aber um in der Ebe daS wahre Glück zu finden, bedarf eS nicht der stürmischen. Alle« überflutbenden Leidenschaft, sondern eine« wahren, tiefen Gefühls, da», mit Achtung verknüpft, oft jene heiße Empfindung überdauert, die wir gewohnt sind, Liede ,u nennen", entgegnete Riedel, indem er seine großen Augen fest auf dir leicht zusammenzuckende Gestalt de- jungen Mädchen« heftete. „Dars ein Mädchen auch daun einem ungeliebten Mann als Gattin angeboren, weil e» die Pflicht, der Gehorsam, Zamilicnverbältiiisse gebieterisch fordern, wenn cS die eckte, beiße, leidenschaftliche Liede für einen Andern, dem sic nicht angehörcn kann, im Herzen trägt?" fragte Hertha tonlos, während ein glühendes Roth sich über ihren Hals, über die Wangen ergoß. Riedel batte sich bei den letzten Worten der junge» Dame rasch crboben; einen Moment ruhten seine Blicke voll Schmerz an der zarten Gestalt, die niedergebeuat, wie erdrückt von dem Geständniß, den Kopf gesenkt, dasaß. Sanft ließ er seine Hand über den blonden Scheitel gleiten, al« er antwortete: „Nein und tausendmal nein! DaS Herz deS WeibeS ist ein Heiligtbuni, daS undefleckt bleiben soll von Reue und Sünde; eS ist aber auch ein Bor», aus dem die Quelle der Liebe unaufhaltsam fließe» soll zum Heile und Glücke Derer, über die er sich ergießt. Ein Herz, daS sich der Liede erschlossen, dars nur dem angchören, dem eS zujauchzt, in dem eS seinen Beherrscher gesunde», aber nimmer mehr den Kampf ausnehmen mit kalter Pflicht gegen beißeS Glück, denn der Moment kommt, wo eS die Leere empfindet, wo cS sich in Sehnsucht nach dem verlorenen Paradiese aus zehrt oder sich von Neuem jener Empfindung erschließ«, die zum Berbrechen wird, wenn sie nicht Dem gilt, dem man Treue und Liede gelobt." Eine kurze Pause war eingetreten. Hertba'S Herz klopfte zum Zerspringen, al« sic sich zu Riedel wendend fragte: „Ist cS Sünde, einen Mann zu lieben, der unS nicht wieder liebt und eine Andere zum Weide begehrt?" „Liebe kann niemals Sünde sein, aber die Würde und der Stolz eine- edlen Frauenherzens muß siegreich au» dem Kampfe hervorgehen, denn ein solches Gefühl macht un« unrinS mit u»S selbst und kann nur zum Elende sühren. Hertha, der geistliche Beratber bat Ihnen die Fragen, die Sie beunruhigt haben, nach Pflicht und Gewissen beantwortet, der Freund bittet Sie, ihm zu sagen, wa« man von Ihnen verlangt, und wem dieses junge Herz entgegrnschlägt." Sie konnte de» herzlichen Worten und warmen Blicken deS Geistlichen nicht widerstehen, und nach kurzer Zeit wußte Pfarrer Riedel Alle«, wa« die Seele Hertha'» bewegte und bekümmerte, nur den Namen de« Geliebten hatte sie verschwiegen. Der Gedanke, Hertha mit Rudolf Sternau verbunden zu sehen, war ihm ebenso unerträglich, wie eS ihm bedenklich erschien, den, junge» Mädchen offenen Widerstand gegen Sternau - Absichten anzurathen. Er kannte den alte» Baron genau genug, um ihn »n Hinblick aus Hertha zu fürchten. Die Habsucht, der Geiz, die Charakterlosigkeit Sternan'S war unberechenbar, und wenn sich seinen schlauen Plänen Hindernisse in den Weg stellten, dann — Riedel schauderte eS — wich er vor keinem Mittel zurück, um eS zu beseitigen. Hertba war durch das Testament deS Großvaters bis zu hrer Mündigkeit vollständig in den Händen Sternau'S; diesen Zeirpunct aber wartete der Baron nicht ab, wenn hertba sich dem Heirathsprojectc widcrsetztej er gab seine Macht eveiiso wenig, wie das fürstliche Vermögen Heldberg'S reiwillig a»8 seinen Händen, eher — Riedel seufzte tief und schwer auf. Die gefährlich« Lage, in der sich daS ihm so theurc Mädchen befand, war ihm plötzlich klar geworden; eS bandelte sich dabei um die Zu kunft, »i» da« Leben Hertba'S! Die ganze Vergangenheit, in der Baron Arthur v. Sternau eine döse, verdächtige Rolle i» dem LebcnSdrama der Eltern Hertba'S gespielt, rollte blitzschnell an seinem geistigen Auge vorüber. Eugenik war den schlauen Plänen Sternan'S zum Opfer gefallen, sie war in der Blüthc der Jahre gestorven, Bornstedt war der Heimath, seinem Kinde entzogen, nach dem er ein verfehlte« Leben beklagen mußte, und Gras Heldberg? Riedel schüttelte sich, als müsse er ein häßliche», gefähr liche« Insect vertreiben; wie aus vei» Nebel bervortrrtend, tauchten die Gestalten des Baron« und der Baronin v. Sternau auf, wie sie ihn« an dem verhängnißvollen Tage, der dem Leben deS Grafen Heldberg ein Ende gemacht, erschienen waren, und dazwischen schwebte die anmntbige Gestalt Hrrtha'S, welche die Gattin de« Sohne« jener Beiden werden sollte, die mit dieser Hciralh den letzten Stein zu dem Gtkäude legen wollten, daS Lug und Trug, Verbrechen und Sünde aufgebaut batte. Hertha durste den Sohn Arthur Sternau'S selbst dann nicht heiratben, wenn sic ihn geliebt hätte. Hertha, die Tochter EugenienS v. Heldberg, da« Kind Alfred s v. Bornstedt, der für seine geringe Schuld übergenug gesüßt, durste nimmermehr den Namen Sternau tragen. Der geistliche Herr sah sich plötzlich Verhältnissen gegen- übergestellt, denen er sich mit all seiner Klugheit, mit all seiner Güte nicht gewachsen fühlte, denn weder er, noch sonst Jemand hatte da« Recht, die Macht zu beschränken, welche da« Testament de« Grafen Heldberg dessen Schwager eingcräumt batte. Niemand konnte und durste für Hertha eintrrten, so lange die Handlungen Sternau'S legal waren, und er seinen Verpflichtungen gegen sein Mündel, die zu gleicher Zeit eine nahe Verwandte war, scheinbar nachkam Eine Ebe zwischen Hertba und Rudolf wäre in «»deren Verhältnissen sebr naturgemäß gewesen, unter den vorliegenden aber war sie eine Unniöglichkrit, und doch durfte Riedel Hertba nicht zu einer ganz energischen Ablebnuna ratheu. Biel schneller, als wir c« wiederzugeben vermögen, waren alle Bedenken durch den Kopf Riedel« gezogen, wihrentz
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