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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920329027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-29
- Monat1892-03
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»«KI « oabtstellk oei »wei I» dir Haapkxprdtsiou oder den im Etodt» «nb de» Vorork» errichtete» Vor« en abgehvlt: vierkIsSbrltch^IS^Ü. zweimal,arr täglicher AnireUung in« «1 ^ SLÜ. Durch di« Post bezogen sür utichtand »ad Lesterretch: vierln,udrlich S.— Direct» täglich« Kreuzdandjendmig in« >u«la»d: «»nätUch ^l v — Die Morgea-Aurgab« »»scheint täglich'/,? Uhr, dt« Abe»d-Vutgab« Wochentag« b Uhr. redactio« und Erveditiou: Lsts»ue««aAe S. Di« Lnwdition ist Wochentag« anuntrrbroch»» geäffnit von früh 8 bi« Lbead« 7 Uhr. Abend.Aiisgabe. Filiale«: Vit» Kl»»«'« Lorti«. (Alfred UiivrrsitütSstraß» h, L,«i» LSfch«. «athartnrnstr. 14. Part. u»d Kö»i,«platz 7. HMerIlUMM Anzeiger. Organ für Pslitik, Localgeschichte, Handels- und GeWftsvttkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petttjeile SO Psg. Reklamen unter dem RedacAo»«strich («go» iPallen) öO«Z. vor den Famili«»«ch»ichk» l<> geipalten) 40>ch. Nrdherc Schritte« laut a»t«r«» PretS- «rzeichmft. Tabellarischer und gisf«»I»tz muh HSHec»» Tarif. Extra-vellngen (gefalzt), «», mit d«r Morgen--lutgabe, ahne Postbei»rdern»g aa-, mit Vostbesorderun« 70.-. A«nitzmeschl«ß siir Inserate: Ub»»d<Nn«gabr: Vormittag« IO Uhr. vt»r-r»-Bu«gabr: Rochmikag« 4lche. Sonn- und Festtag« früh » Uhr. Btt d« Filialen und Annahmestelle» j» eiu» halbe Stunde früher. Lusergte sind stet« an die Uktzetzttt«« zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig ^-162. Dienstag den 29. März 1892. 86. Jahrgang » « Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle man das Abonnement auf das li. Quartal 1892 baldgefälligst erneuern. Der Abonnementspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 Mk. 5V Pf., incl. Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 Mk. 5V Pf., durch die Post bezogen 6 Mk. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition r Johannesgasse 8, die Filialen: Katharmenstratze 14, Kömgsplatz V und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 4 Mk. 50 Pfg. sür das II. Quartal 1892 — abgeholt werden: Arndtstraste 3L Herr L. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlung. Peterskirchhof .4 Herr Hlux >lertd, Bllchbinderei. Beethovenstraste 1 Herr Ddeoü. ketor, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. Äle88lie, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Ttraste U Herr Lrnst Llros, Colonialwaarenhandlung. Löhrstraße IL Herr Muarä lletrvr, Colonialwaarenhandlurlg. Tchüitzenstrahe 5 Herr ^ul. 86dümi( den, Colonialwaarenhandlung. Marfchnerstraste 0 Herr kau! 8edrelder, Drogengeschäft. Westplatz 32 Herr N. Olttrled, Cigarrcnhandlung. Nürnberger Ttraste 45 Herr Ll. L. Udreedt, Colonialwaarenhandlung. Horkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. öaukv, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Ttrahe 35 Herr V. Lllütvr, Cigarrcnhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Rodert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr R. lleder, Eisenbahnstraße 5. - Connewitz Frau Rlseder, Hcrmannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr N. (Ftlit/nunm, Zschochersche Straße 7 a. - Gohlis Herr DK. Rrltrsedv, Mittclstraße 5. . Reudnitz Herr >V. Ruxmann, Marschallstraßc 1. - Lindenan Herr Rü. R. Rüller, Wettiner Straße 51. - - Herr Uerud. IVeder, Mützengeschäft. Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr R. llüntsed, Neitzenhainer Straße 58. Jur Lage. * Im preußischen Abgeordnetenhaus» nahm gestern, wie on gemeldet, vor Eintritt in dir Tagesordnung der neue inisterpräsident Graf Eulenburg da» Wort zu folgender Erklärung: Meine Herren! Der Mittheilung, welche Ihnen über Prrsonalveränderungen im SlaatSministrrium zugegangen ist, möchte ich Folgendes hinzufiigen: Die Bereinigung der Remter de« Reichskanzlers und des Präsidenten des preußischen St aatSministeriu mS bringt, wie nicht erst in neuerer Zeit erkannt worden ist, ein Maß von Arbeit und Ver antwortung mit sich, welche- die Kräfte auch des leistungs fähigsten Mannes vorzeitig ausziireibc» geeignet ist. Dazu kommt, daß die Stellung des Reichskanzler- eine freiere wird, wenn dieselbe von Zwischenfällen unabhängig wird, welche allein preußische Angelegenheiten betreffen. Wenn diese Erwägungen dazu geführt haben, daS Amt des Reichs kanzler- von dem des Ministerpräsidenten zu trennen, so ist dadurch, daß der Reichskanzler Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Mitglied des preußischen Staats- iiiinisteriumS bleibt, Fürsorge getroffen, daß die einbeitlichc Leitung der auswärtigen Angelegenheiten und da« bisherige gegenseitige Verhältnis de- Reichs und Preußens nicht beein trächtigt wird. Was sodann den Ihnen vorgelegten Gesetz entwurf über die Volksschule angeht, so hat die Erörte rung im Hause und im Lande scharfe Gegensätze hcrvortrcten lasten, welche sich bisher unvermittelt gcgenüberstehen. Auch die Berathunaen Ibrer Eommission haben zu einer Verständigung nicht geführt (Widerspruch recht« und im Centrum), und die Aussicht, daß sich eine solche werde erreichen lasten, nicht er öffnet. Da unter diesen Umständen ein befriedigendes Er- gebniß nicht zu erwarten ist (Widerspruch recht« und im Centruni) verzichtet die königl. Staats regieru n g aus die Fortsetzung der Beralhung de« Gesetzentwurf« (lebbafter Beifall link«. Zische» recht«) und behält c« der weiteren Erwägung vor, wann und in welcher Weise inner- balb des durch die Verfassung gegebenen Rahmens auf die Angelegenheit zurückzutommrn sein wird. (Beifall links. Zischt» recht«.) * DaS große Ercigniß des Tages ist, so schreibt die „Natioiialliberale Correspondenz", die Erklärung de« Ministerpräsidenten Grasen Eulenburg im Ab geordnete »banse. Der neue Vorsitzende de« MinistcrrathS rechtfertigte die Trennung der beiden Aemtcr de« Reichs kanzlers nild des Ministerpräsidenten in ähnlicher Weise, wie cS am Sonnabend Graf Caprivi im Reichstag gclhan, mit der übermäßigen Arbeitslast und mit der Befreiung von Zwischenfällen, welche lediglich auö inneren preußischen Anaelegcnheitc» hervorgcben. Die nothwendiae ii»iere Ueber- einstiuiniung in der preußischen und ReichSpolilik werde dadurch gewahrt, daß der Reichskanzler Minister der aus wärtigen «»gelcgenbeilen und Mitglied des preußischen StaatS- ittinislcriumS bleibt. Wichtiger war der zweite Tbeil der Erklärung deö Ministerpräsidenten Uber den Volksschul gesetz ent Wurf. Er betonte, daß die Erörterungen über diese Vorlage im Abgeordnetenhaus! wie im Laude scharfe Gegensätze hätte» hervortretcn lassen, welche sich bis her unvermittelt gegenübergestanden. Auch die Berathnugen der Commission hätten zu einer Verständigung nicht gesübrt und keine Aussicht ans eine solche eröffnet. Da unter diese» Umständen ei» befriedigendes Ergebniß nicht zu erwarten sei, so verzichte die Negierung ans die Fortsetzung der Beratbung dieses Gesetzentwurf-. Sie behalte sich weitere Erwägung vor, wann und in welcher Weise auf die Angelegenheit zurück- znkoiiilneil ist. E« war ein überaus bedeutsame« Kennzeichen der Lage, daß diese Erklärung bei den Conservativen »nd dem Ctlitrum mit fortwährendem Zischen, Lache» und Murren ausgenommen wurde, während auf der Linken lrbhaftsr Bei fall ertönte. Bei jenen Parteien wurde die Form her Er klärung überaus schroff gefunden und die Stimmung ist dadurch noch mehr verbittert worden. — Heute wurde im Abgeordnetenhause die Einbringung des NachtragSctatS für den neuen Ministerpräsidenten erwartet. Die Vorlage dürfte am nächste» Donnerstag oder Freitag aus die Tagesordnung gesetzt werden und man erwartet dabei eine große Verhandlung über die hochpolitische» Vorgänge der letzte» Tage. Bin 8. April spätestens wird daS Abgeord netenhaus Ferien nehmen. * Es sind anscheinend begründete Gerüchte verbreitet, daß der StaatSsecretair LeS Rclchöaiiits des Innern und Vice- Präsident des preußischen SlaatöministeriuinS v. Boetticker, von seinen Aemtcrn znrücktrctcn und daö erledigte Ober präsidium in Heffen-Nassau übernehme» werde. Andererseits wird auch behauptet, daß der Landwirthschastöminister v. Heyden und der Minister des Innern Hcrrfurth in nächster Zeit zurücktreten und der Ministerpräsident Graf Eulenburg eines dieser Portefeuilles übernehmen werde. Damit würde auch die Wohnungsfrage sür den neuen Ministerpräsidenten erledigt. * Die „National-Zeitung" schreibt: Der Ministerpräsident Graf Eulenburg hat sich heute neue dem Abgeordnetenbause vorgcstellt und unter lebhaftem Beifall der Linken, heftigem Widerspruch und Zischen der Rechten und des CentrumS den VolkSschulgeseheiitwurf zurückgezogen, in dem er völlig dahinaestellt sein ließ, wann und wie rin neuer Versuch gesetzlicher Regelung de- Bolk-schulwesen- gemacht — In dem gegenwärtigen Abgeordnetenhaus iS gemacht Hause wird )ie Conser- würde. — Bn dem gegenwärtigen Abgeordneten!»»» es nach unserer Ueberzeugung nicht geschehen. Die vativ-Klerikalen schäumten vor Zorn wegen der Form, in welcher der Verzicht auf den Zedlitz'schen Entwurf erfolgte: in der That war eS die schärfste, dir gewählt werden konnte. Die Freunde de« Entwurf- batten gehofft, daß man ibn nur stillschweigend würde liegen lasten. Inzwischen sind neue Gerüchte über Veränderungen in der Regierung im Umlauf. Es heißt, daß vrr Land- wirthschaslS Minister von Heyden zurücktreten und daß der Ministerpräsident Graf Eulenbur^ das landwirthschaftliche Portefeuille übernehme» werde. Herr von Heyden, der auS der conservativen Landtag«-Fraction hervorgegangrn ist, stand von allen Mitgliedern deS Ministerium« dem Grasen Zedlitz am nächsten. Ein andere« Gerücht wird von einem parlamentarischen Berichterstatter verbreitet, welcher schreibt: „In parlamen tarischen Kreisen trat heute mit großer Bestimmtheit die Nachricht aus, daß noch weitere Veränderungen innerhalb deS preußische» StaatöininistcriuinS bevorstehen; wie gemeldet wird, tritt Herr von Bötticher von seinen Aemtero als Bicc- präsident deS Staat-ministerilimS und StaatSsecrrtär deS Reichsamts deS Innern zurück, um da« Oberpräsidium der Provinz Hessen-Nassau zu übernehmen." * Der „K.-Ztg." wird auS Berlin gemeldet: In politischen Kreisen zweifelt man nicht daran, daß der Direktor deS «I ' ß ! i iSf Feuillotsn. Schloß Lrlenhof. Roman von O. Bach. (Schluß.) XVl. A«üd>iia »ertole». Baron Sterna» batte sich, nachdem ihn Nora verlassen, mühsam au» seinem Stuhle erhoben. Seine Lebensgeister waren erschöpft, seine Thatkraft er lahmt. Wie in einem Kaleidoskop zogen vor seinen brennenden Augen die Vergangenheit wie die Ereignisse deS heutigen Tage« vorüber und unter der Wucht derselben fühlte er sich und seine Willenskraft erdrückt. Schwerfällig wendete er sich nach seinem Schlafgemach, um die Ruhe zu suchen, aber vergeben- schloß er die Augen WaS er heute erlebt, was heute zur furchtbaren, ihn ver nichtenden Wahrheit geworden, konnte er nicht fassen, nicht überwinden, und von seinen eigenen Gedanken gefoltert, ver ließ er, nachdem er sich kaum niedergelegt, wieder daS Lager, um in heftiger Erregung im Zimmer auf und ab zu gehen. „Woher hatte Nora di« grausige Wahrbeit ergründet?" fragte er sich immer wieder. „Wer batte ihr den Abgrund gezeigt, an dem er und seine Familie hinwandelte; wenn ein unglücklicher Zufall auch Anderen verrieth, was ihm heute Pfarrer Riedel und Paula Schirmer in klaren, ernsten Worten gesagt, wa» in blutiger, nur allzu deutlicher Schrift vor seinen eigenen Augen al« unumstößliche Wahrheit ge schrieben stand?!" Paula und Riedel batten ibm gelobt, da« Gebeimniß zu hüten, wenn er sich ihrem Willen unterordnete, da« beißt, wenn er Hertha freigab und ibr die Rechte, die ihr erst in einigen Monaten gebührten, schon jetzt einräumte und zu gleicher Zeit auch Felicie Dupreti« al« die rechtmäßige Ge- mablin seine« SobneS anerkannte und ste der Gesellschaft, die zur Verlobung gekommen war, vorstellle. Paula Schirmer, di« den Pfarrer Riedel von Erlenbos au« kannte und sich nach seinem Aufenthalte erkundigt batte, hatte zu ibrer Ge- nuglbuung gekört, daß der geistliche Herr in Berlin lebe. Nachdem ste dir Gefahr erkannt, in der Hertha schwebte, suchte sie den Pfarrer auf, um ihm daS Gebeimniß anzuver- trauen, da« sie seit acht Iabren mit stch herumtrng, da« sie damals der Sprach« hrraabt und ihr auch jrtzt noch in drr Erinnerung ein solches Grauen einflößte, daß ihre Gesundheit davon bedroht war, weil sie bisher Niemanden gefunden, dem sie schildern durfte, was sie erlebt, gesehen, gehört; denn ibr Geständniß, ihre Aussage bedroble nicht »nr de» Verbrecher selbst, sondern warf einen blutigen Schein auf die Familie des Gemordeten, der die Ebre seines Namens über Alles hochgcl,alten, der über jedes Glied seines Hauses gewacht und lieber freiwillig in den Tod gegangen wäre, ehe er ge duldet, daß eiu Schatten auf Len reinen Glanz seines Hauses fiele. Paula Schirmer hatte auf den Wunsch Niedel'S ihre Erlebnisse ausgeschrieben. Mit einer seltsamen Enipsindung hatte er auch auS den Händen Paula'ö, die er hochschätzic und achtele, die Papiere in Empfang genommen, die ihm den notorische» Beweis lieferten, daß Rudolf Sternau nicht mehr da« Recht besaß, seine Hand nach dem Besitze Hertha'« auSzustrecken, da ihn ein festes und unlösliches Band mit Felicie Dupreliö verknüpfte, die er, wie der Trauschein bewies, vor fast vier Monaten gehcirathet hatte. Paula batte, in richtiger Erkcnntniß der Verhältnisse »nd de« Charakter« Nora'S, jene Papiere dem u»S bekannte» Kästchen entnommen und sic sicheren Händen anvertraul. Um Nora zu täuschen, batte das Fräulein ganz unwichtige Schriften unter den Schmuck gelegt, die auch richtig von der Baronesse, die sich der Papiere Felicien'S bemächtigen wollte, entwendet worden waren, sammt Kasten und Juwelen. Nachforschungen befürchtend, beeilte sie sich jedoch, dir erjolglo« entwendete Kassette drr jungen Frau wieder zuzustellen. Tbeilweise war Felicie eingeweiht wo-den in die zu ihrem und Hrrtha'S Glücke entworfenen Pläne der beiden Ver bündeten; die junge Frau überließ sich willig der Fübrung der beiden trefflicke» Menscken, ohne erst genau nach den Mitteln zu forschen, die ste anwrnden mußten, um den alten Sternau zu der Anerkennung der Ehe seine- Sohne« zu zwingen. Auch Hertha wurde der richtige Sachverhalt, der sie bi« in« Innerste verwuudet hätte, nicht Nar gemacht. Ihr reine«, holde« Haupt sollte nicht von dem Scheine eine« schweren Verbrechen« beschattet werden; sie durfte nicht wisse,,, daß die Hand, die sie so oft in der ihren gehalten, die töttliche Waffe auf da« gebeiliate Haupt de« Großvater« gerichtetl Mochte sie auch eine Ahnung drr Wahrheit be schleichen, volle Gewißheit, die ihr die muhe, den Frieden ihre« jungen Leben« rauben konnte, brauchte ihr nicht zu werden, wenn e« nur den Freunden gelang, ste au« den ge fährlichen Hände» zu befreien, die sich nach ihr und ihren Rcicbthllmern anSstreckten. Paula hatte Riedel eine genaue Schilderung der Katastrophe gegeben. Baron Alfred v. Barnstedt war an jenem Morgen die vo» ihm gewünschte ziemlich lange Unterredung mit seine», Schwiegervater bewilligt worden, in der er dem alten Herr» sein ganzes Herz geöffnet und auch den Einfluß geschildert hatte, den der Baron und Arabella Sternau auf sein häusliches Glück auSgcübt, wie er den Vcrrath Arthur Stcrnau'S in den Sterbestunden Engenien's bitter anklagtc. Bei der Unterredung der beiden Herren, die zur Ver söhnung geführt, hatte Paula mit Hertha das Gasthaus »Zum Fuchsbau" auf Befehl Heldberg'S verlassen; daö Kind war in der Nähe de« Hauses, in dem cS den Vater wußte, geblieben. Paula hatte sich, um nicht Lauschcrin zu werden, etwas tiefer in den Wald gewendet, wo sie Hertha, die ja genau die Wege kannte, erwartete, nachdem das Kind vom Vater Abschied genommen. Weshalb Baron Bornstedt früher, als man gedacht, den kleinen Gasthof verlassen, ohne Hertha wiedergcsebcn zu haben, wußte Paula nicht; erst Riedel konnte ihr dafür den Cvmmenlar geben, der in einem Befehle deS Grafen Held- berg lag, der ei» Rencontre der beiden feindlichen Männer, Sternau und Bornstedt, gefürchtet hatte. Aber dafür war Paula Zeugin der vcrhängnißvollen Begegnung deS alten Hcldbcrg mit Sternau geworden. Der Letztere war nur scheinbar in die nahe Stadt ge fahren; er hatte Bornstedt den Tag vorher gesehen, die Zu- sammenkunft der Heiden Männer erfahren. Sternau wollte den verhaßten Rivalen a»flauern; ihm war drr Schuß zn- gedacht, der den alten Heldberg getroffen, nachdem er in hef tigen ungeschminkten Worten seinem Schwager die Nieder tracht seiner Handlungsweise vorgeworfen und ibm deutlich seine tiefe Verachtung, wie den Entschluß, sein Testament z» Gunsten Bornstedt'- ändern zu wolle», ausgesprochen hatte. Dem lauschenden, an seinem verborgenen Ruheplabe sest- gebannten Mädchen war kein Wort deS bcftigen ZwiegesprächS entgangen. Heldberg batte seinem Schwager verächtlich den Rücken gekehrt und ohne seine VerkheidigungSgründe an- zuhören, den Heimweg angetreten; aber kaum war der alte Herr ein paar Schritte gegangen, da krachte hinter ihm ein Lchuß, von der Kugel seines Schwagers durchbobrt, brach er »odt zusammen. Gleich daraus schlug eine Helle Flamme dicht hinter dem Gasthof« „Zum Fuchsbau" auf; da« dürre Gra«, da- von drr Sonne dürr gewordene Laub, aufgespeichertr! Holzstöße boten dem rasch um sich greifenden Elemente Stoff; im Walde lohte und glühte eS. Der Verbrecher hoffte durch den Brand die Spuren seines Verbrechen« vernichten zu könne»; er hoffte, daß man die Leiche deS Grafen Heldberg, vielleicht auch die Bvrnstedt's und Hrrtha'S verkohlt, unkennbar ausfiiiden würde; allein die Nemesis waltete, wenn auch erst spät, ihres Amtes, und die Zeugin jener SchreckcnSscene trat in dem entscheidenden Momente auf, wo der Verbrecher dir Früchte der blutigen Saat zu ernten im Begrisse war. Sternau hatte den erdrückenden Beweisen seiner Schuld gegenüber nicht zu leugnen vermocht! Paula war bereit, die von ibr ausgezeichnete Aussage zu beschwören, wie Riedel beschwöre» konnte, daß Bornstedt sich mit seinem Schwieger vater versöhnt habe. Sternau sah sich so in der eigenen Schlinge gefangen, eS war zu plötzlich, zu überraschend über ihn gekommen, er hatte keine Zeit zur Verstellung gesunde», und Felicien'S Gegenwart, die ihm durch Riedel vorgelcgten Urkunde», welche bewiesen, daß seine Pläne in Betreff Hertha'« scheitern mußten durch die Schuld und den Leichtsinn Rudolf », trugen dazu bei, ihn fügsam zu machen. Ter Baron ging mit schweren Schritten in seinem Zimmer auf und ab; das Helle Licht der GaSkrone that seinen Augen weh, und doch fürchtete er sich vor der Dunkelheit, dir er seit ^enem verhängiiißvolle» Tage ängstlich vermied. Seine erhitzte Phantasie malte ibm SchreckMe vor, dir ihn zurückschaudern ließen vor der Zukunft. Drr Angstschweiß trat auf seine Stirn; er machte wahrend dieser kurzen Nacht alle Ouaten der Verdammten durch; wie rin blutiger Rrbel legte eS sich um sein Auge. Eiu paar Minuten stand er regungslos da, eine namenlose Furcht beschlich ihn; er, drr sonst >eder, auch der größten Gefahr keck und surchtlo« in« Auge gesehen, bebte zusammen, als sein lauschende« Ohr einen langsamen, schlürfenden Schritt vernahm, der leise über de» Teppich de« Nebenzimmer« glitt; ehe er zur vollen Besinnung gekommen, daß es nicht nur ein Spiel seiner Phantafir, sondern Wirklichkeit war, öffnete sich die Tbür seine« Zimmer« und seine Gemahlin betrat langsam und feierlich dir Schwelle, die glanzlosen, irren Auaen krst aus ihn richtend. Bei ihrem Eintritt wich er unwillkürlich mehr und mehr zurück, al« fl« leise, tonloö, die magere» Hände gegen ihn au-streckend, sagte: „Der Tag Le« Gerichte« ist gekommen. Kain hat seinen Bruder Abel erschlagen. Fürchte Dick nicht vor d«» irdischen Richter, Artbur, er darf nicht rrjahrrn, wa« Du «than und daß ich eS gewußt, als Du damals heimkehrtest. 'ie Blutthat lag aus Deiner Stirn geschrieben, aher ich
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