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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920427012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892042701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892042701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-27
- Monat1892-04
- Jahr1892
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April laufenden Jahre« ausgelege» hat, Widersprüche gegen den selben ober nicht angemeldrt worden sind, so hat dieser Plan nun- mehr auf Grund 8- 22 des Regulativs, di« neuen städtischen Bnbaue und die Regulirung der Straßen betr., für rechtskräftig festgeslellt Leipzig, am 2L. April 1892. Io. 1918. Ter Nath her Stadt Leipzig. vr. Georgt. vr. Redlich. tvekanntmachung. Durch die - Neuuumerirung der Wurzener Strafte ist eine Aenderung in der Bezeichnung von drei Grundstücken, welche ihre Eingänge von der JuliuSiirafte in Leipzig-Neusellerhaujen uud Leipzig-Bolkinar-dors au« haben, erforderlich geworden. Wir haben dies« Umnumerirung in der uachersichtlichen Weise vorzunehmeu beschlossen: Bisherige Nr. Vrand-Kat. Neue Nr. Besitzer. 67 der Haupt strotze in Leipzig. Neusellerhaujen 68 der Haupt- strotze in Leipzig. Neusellerhausen 188 2 der Julius- sirahe in Lcipzig- Volkuiarsdocs Leipzig, am 22. April 1892. «bth. 8 46 2» der Juliu-ftratze 2o der JuUuSstratzr Hermann Weikardt. F. I. Barthel. L. F. Han». Io. 1280. Der Nattz der Stadt Leipzig. vr. Georgt. RiUiug. verdillgung. Die Ausführung der Erd-, Maurer-, verfteinung»- und Pfiafterardette» sür den Umbau de« Marlrauftadt-Grotzdüizig- Echkeuditzer LommunicattonsivegeS soll im Wege des schriftlichen Angebot« verdungen werden. Di» Blanquets und näheren Bedin- oiingen können bei der Unterzeichneten Bauverwalterei, Bahnhof- slratzc 17, II., eingesehen, auch von derselben gegen Erstattung der Hersiellungskosten bezogen werden. Angebote sind bi« zum 2. Mai Vs«. I». bei der Unterzeichneten Strotzen- und Wosserbon-Jnjpcclion, von welcher auch weitrre Auskunft crihsilt wird, »inzureiche». Die Auswahl unter den Bewerber», welche bi« zuin 14. Mai 1802 an ihre Gebote gebunden sind, bleibt Vorbehalte» und sind Angebote, aus welche bis zu diesem Tage ein» Mittheilung nicht erfolgt ist, ai« abgelehnt zu betrachten. Leipzig, am 28. April 1892. königliche Strafzen- Königliche und Wasferdan-Jnspection. Bauverwalterei. Königliches Gymnasium. Zur Nachfeier de» Geburtstage» Sr. Majestät des König» soll DounerStag, den 28. April, >0 Ubr eiu Actus abgehallen werden, für den Herr Oberlehrer Seklurteh die Festrede über- nommcn hat. Zur Thetinahme an der Feier ladet im Namen des Lehrercallegiums ergebenst ein Leipzig, au, 26. April 1892. vr kieburck Lteiitsr. V. Städtische Fortbildungsschule für Knaben. Die Aufnahme neu eintretender Schüler erfolgt Sonntag, den 1. Mai, Vormittag« ll Uhr tu der Aula der 11. Bürgerschule zu Leipzig-Gohlis, Aeutzere Hallesch« Straße 48. — Die erforderlichen Schulzeugnisse sind milzubringen.Dir. Dvtu«. Aufgebot. Im Grundbuch« von Halle a,S., Band 34. Blatt 1236, steht aus dem Haus« Breitcstratze Nr. 28 in der 111. Abtheilung 8 unter Nr. 4 aus dem Erbrecesse vom 20. März 1860 die Verpflichtung eingetragen, die Emilie Louis« stob« zu erziehen, zu untkrhalten und zu verpflege», so lange sie nicht tm Stand« ist, sich ihr Brod selbst zu verdiene»; diese Verpflichtung soll längst getilgt sein und jetzt zur Löschung gebracht werden. Aus Antrag der eingelrageueu Etgenthümeria des Pfandgrund stückes, Witiwr Wiihelmine Eichhorn geb. stöppchen zu Halle a/S, werde» die Emilie Louise Kob-, bezw. deren RechtSnachsolger, aus. gefordert, ihre Ansprüche auf di« Post spätestens im Ausgebotstermiu«, welcher aus de« 10. September 1802. vormittag« 0 Adr. an Gerichlsstelle, kleine Steinslratze 8, Zimmer Nr. 31, auberaumt wird, anzilMtlden, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen aus die- selbe ausgeschloffen und die Post im Gruudbuche gelöscht werdrn wird. Hall« a/S.» den 16. April 1892. Königliche» Amtsgericht» Adttzrtlugg VII. Oeffentliche Verpachtung. DaS der Kloster Berge'schen Stiftung gehörige, im l. Jerichow'schen Kreist (Etseubahnstation Magdeburg) briegene Gut Prester mit einem Gelammt-Flücheninhatte von 391,7321 b» soll nebst allem Zubehör vom 1. Jul» 1893 ab auf 18 auseinandersolgend« Jahre im Wege des Meistgebots ueuverpachlet werden. Zu dtejem Zwecke haben wir auf Montag, de» 27. Juni 0. I.» vormittag« 11 Uhr in unserem Litzungssaale, Tomplatz Nr. 4 Hierselbst, vor unseren Lommissarie», dem Berwolluugsrath Herrn Gedeimen Regierungs- ralh Schupp« und dem Justitiariu« Herrn Lber-Eonsistorialralh Nitze, Termin onberaumt, zu welchem Pachtlustige mit folgendem Bemerken eingelade» werden: Das Pachtgeider-Minimum ist auf 22 860 >4 festgesetzt. Ter Pochlbewerber hat spätesten« 8 Tage vor de» Bietung», tennine seine iaadwirthschaftliche Befähigung, Solidität und ein ver fügbare» Vermögen von 152000 ^l nachzuweisen. Darüber, ob der Vermögeusnacbwei« sür geführt zu erachten ist, wird seitens der Lommissarirn spätestens im Termin« mit Ansschintz des Rechtswege« befunden. Die Schließung de» Termin» erfolgt um 1 Uhr Nachmittag», sofern bi« dahin »in Metstgeboi erzielt ist. Dt» näheren Verpachtung«, und Bietungsbedingung»», sowie di« zugehörigen Verzeichnisse können in unserer Registratur beim Herrn stanzltiroih Koch während der Dienststunden uud aus dem Gute Prester bei dem jetzige« Pächter Herrn Jordan, welcher auch zur Irtlich«, Information bereit ist, eingesehen werden. Magdeburg, den 13. April 1892 Königliche« Prapiuztai^chul-Tolegtum. Graf Saudtffta. Daö Verhältniß Bulgariens zu Rußland wird, je länger es dauert, desto unhaltbarer. Für diese Thaisache bilden die Auslieferung der an der Ermordung Vulkowitsch'S betheiligten Personen von der türkische» Regierung an Rußland, ferner die Verhaftung Kuschelew'S und die Ünteredung deS bulga rischen Agenten Dimilrow mit dem russischen Botschafter Nelidow in Konstanlinopel sprechende Belege. Bulgarien wird von Rußland als rechtlos betrachtet und behandelt, und die Türkei leistet Rußland bei dieser Behandlung Tchcrgeu- dienste. Die bulgarische Regierung bewahrt diese» wahrbaft chmachvollen Vorgängen gegenüber einen erstaunlichen Grad von Ruhe und Selbstbeherrschung und erreicht dadurch wenigstens den moralischen Erfolg, daß sich ihr die Sympathien aller Völker Europas zuwende», während über die Gcwallthätigkcit und Hinterlist Rußlands nur eine Stimme herrscht. Die Mörder des bulgarischen Finanzministers Bellsmew, deS bulgarischen Agenten in Konstantinopel, Bulkowilsch. finden den Schutz der russische» Behörden, die bulgarischen Staatsmänner und Diplomaten sind also von Rußland vogelfrei erklärt, ihre Ermordung gilt den Rüsten als ein verdienstvolles Werk, und Bulgarien hat kein Mittel in Händen, um sich gegen olchen Frevel zu schütze». Wenn eS eine Solidarität der Interessen der cwilisirten Völker gäbe, wenn ein Völkerrecht in dem Sinne gälte, daß offenbare Gewaitlbaten einer Macht die gemeinsame Abwehr der übrigen Mächte sänken, dann könnte dieser unwürdige Zustand nicht länger bestehen, dann müßte endlich etwas geschehen, um ihm rin Ende zu bereiten. ES haben im vorigen Jahre zwei FriedenSconzreste in Rom stattgefunden, aus welchen das Lob des Friedens in allen Sprachen verkündet worden ist, aber die schreiende Miß achtung de« Völkerrechts und der östeutlichen Moral, welche durch Rußland an Bulgarien begangen wird, hat kein Wort deS Tadels oder der Abwehr gefunden. Wenn heute Stam- bulow oder Prinz Ferdinand von Coburg den Kugeln oder Dolchstößen von Meuchelmördern zum Opfer fiele», und den Mördern gelänge cS, die russische Grenze zu überschreiten, so würde sich keine Hand regen, um sie der verdienten Strafe >u überliefern. Bulgarien würde mau eS aber nicht verübeln können» wen» eS zur Verzweifelung getrieben, sich selbst Reckt zu verschaffen suchte. Der bulgarische Agent Dimitrow hat am Sonnabend allen in Konstantinvpel beglaubigten Bot schaftern Besuche abgcstattet und bei diesem Anlaß dem russischen Botschafter Nelidow die Frage vorgelcgt, ob die russische Regierung nicht bald den bulgarischen Emigranten ihre» Schlitz entziehen werde. Nelidow soll diese Frage verneint und ihr die Frage eiitgegeugcstellt haben, wann die bulgarische Presse ihre schroffe Sprache Rußland gegenüber ausgeben werde. Nack Lage der Verhältnisse kan» diese Nachricht sehr wohl aus Wahrheit beruhen, wenn sie aber wahr ist, so enthält sie nur einen neuen Beweis für den Uebermutb, welcher sich in der Handlungsweise Rußlands gegen Bulgarien aus jede Weise kuudgiebt. Rußland soll jede Rechtsverletzung gegen Bulgarien erlaubt sein, Bulgarien soll aber nicht einmal sich darüber beklagen dürfen. Rußland hatte es im Jahre l885 in der Hand, mit dem Fürsten Alexander seinen Frieden zu machen, wenn eS sich damit hätte begnügen wollen, aber Ruß land verlangt die unbedingte Unterwerfung Bulgariens unler seinen Willen, Bergleichsvorschlägc können nienialS auf Ruß landS Zustimmung rechnen. Unter diesen Umständen bleibt nur ein Weg übrig, um die internationalen Beziehungen Bulgariens auf eine sichere Grundlage zu stellen, und dieser führt zur Anerkennung des bestehenden staatsrechtlichen Zustandes in Bulgarien durch den türkische» Lehnsherrn. §lambulow hat unter Hinweis auf die Erfüllung aller internationalen Verpflichtungen Bulgarien», auf die Auslieferung der angeblichen russischen Anarchisten an Rußland, auf die Bezahlung der vo» Ruß land verlangten OccupationSkosten, überhaupt auf die loyale Haltung Bulgariens in jeder Beziehung den Sultan neuerdings um diese Anerkennung gebeten, cS besieht aber kaum Aussicht a»s Gewährung dieser Bitte. Und warum? Weil die türkische Regierung wohl nicht mit Unrecht befürchtet, daß Rußland die Anerkennung des Prinzen Coburg als Fürst von Bulgarien durch einen Gewaltschritt beantworten könnte. Dir Anerkennung des Prinzen seitens der Türkei zieht die Anerkennung der Mächte, welche de» Berliner Frieden unterzeichnet haben, nicht mit Nolhwendigkeit nach sich, sie ist überhaupt erst dann als vollständig an zusehen, wenn sämmtliche VcrtragSmächte sie ertheiit haben und ein solche» Zugeständnis; ist von Rußland niemals zu erwarten. Aber eS wäre doch ein Ereigniß von großer Be deutung für die grsammte Lage der Dinge aus der Balkan Halbinsel, wenn die Türkei sich zu einer solchen Handlung entschließen wollte, zu welcher sie gauz unzweifelhaft be rcchtigt ist. Abdul Hamid ist bei aller Festigkeit und Zähigkeit, die er bei vielen Gelegenheiten gezeigt bat, besonder« kürzlich in der Frage der Bestätigung der bulgarischen Bischöfe in Macedonie», doch sehr vorsichtig, »nd er wird deshalb voraussichtlich den Prinzen Ferdinand nicht eher al« Fürsten von Bulgarien an erkenne», als er der Zustimmung der übrigen Unterzeichner des Berliner Friedens sicher ist. Da« ist für Bulgarien sehr zu be klagen, aber ändern läßt sich daran nichts. Bulgarien bat die Wahl, sich für unabhängig zu erklären und dadurch aus de» Schutz seine- Lehnsherrn zu verzichten oder die Entwickelung der Verhältnisse ruhig abzuwarten. Wenn dann in der Zwischenzeit noch einige Mordtbaten gegen bulgarische Staats männer yinzogekomiuen sind» wenn vielleicht sogar Prinz Ferdinand unter den Kugeln von Mördern sein Leben auS- gebaucht bat, dann wird der Augenblick gekommen sein, in welchem Bulgarien von Protesten und diplomatischen Noten zu Thatcn übergeben wird. Die .Agrnce Balcanique" weiß von der Verhaftung eine« Armenier- in Rustschuk zu melden, welche einen Anschlag gegen da« Leben de« Sultan» und des Prinzen Ferdinand an den Tag gebracht baden soll. Die Bestätigung dieser Meldung vorausgesetzt, würde sie ergeben, daß die Vcr anstalter diese« Anschlag» die Jnrcresicn - Gemeinschaft zwischen der Türkei und Bulgarien durch ein allgemein verständliche» Errigniß beweisen «ollen. Beruht die Nach richt ans Erfindung, so kann sie nur den Zweck haben, den Sultan vor der Anerkennung deS Prinzen Ferdinand al« Fürst von Bulgarien zu warnen, weil ihm sonst da« gleiche Schicksal wie Bcltschcw und Vulkowitsch bereitet weiden könnte. Durch die Straflosigkeit dieser Thaten ist jedenfalls die Neigung zu weiteren Gewalttbätigkcikcn gefördert worden, und eS wäre gar nicht zu verwundern, wenn daraus neue Morde hcrvorgiugcn. Die Ungeheuerlichkeit dieser Aus artungen bat insofern auch ibrc gute Seite, als dadurch die öffentliche Aufmerksamkeit auf Dinge gelenkt wird, die man auf die Dauer im Interesse de« Völkerrechts nicht unbeachtet lasse» darf. Bulgarien hätte die driugendstc Veranlassung, die Einberufung einer inlernalionalen Conserenz zu betreiben, welche die verübten »nd geptantcn politischen Meuchelmorde zum Gegenstand von Verhandlungen machte, um ihre Ursache» zu ermitteln und Vorkehrungen gegen ikre Wiederholung und weitere Ausbreitung zu treffen. Freilich kan» Bulgarien in dieser Sache nicht selbsthankelnd auftrcten, weil eS dcrEigcu- chaft als selbstständiges S laatSwesen entbehrt, aber die Anregung dazu kann von ibm ausgeheii, und sie würde gewiß aus >ym- pakkischc Aufnahme zu rechnen baben, wenn cS auch den Interessenten überlasse» bleiben müßte, den Zeitpunkt sür die AuSsükruiig zu bestimme». Eö ist unmöglich, daß die friedliche» Staaten Europas auf die Dauer einem Zustande unthälig zuseben, welcher dazu bestimmt scheint, den Meuchelmord zum ^eruldelen Mittel für die Lösung politischer Fragen zu tempeln. Der diplomatische Verkehr ist im Lause der Zeit anders geworden, als er zur Zeit Talleyrank'S und Meiicr- nich's war. Fürst Biömarck hat ibm die Altribule der Offen heit und Ehrlichkeit errungen, daS genügt aber nicht, wenn auf der ander» Seile Mittel zur Anwendung gelangen, welche moralisch und völkerrechtlich unbedingt verworfen und vo» der Benutzung ausgeschlossen werden müssen. * polytechnische Gesellschaft. 11 Leipzig, 25. April. In der Sonntagsgewerbeschule der „Polytechnischen Gesellschaft" im Saale der 2. Bezirks- chule fand am gestrigen Vorinlrtag ein Schulart»«, verbunden mit einer Nachfeier de« Geburtslage« Sr. Ma,«stitt de» Königs Albert, tatt, der sich eine« zaylrrtcheu Besuches aus den Kreisen der Gönnen und Freunde der Anstalt erfreute. Wieder hatte es Herr Lch»ld*rector Pasemann trefflich verstanden, der Feier einen er- hebenden und nachhattisten Eindruck zu verleihen, und Manchem der jungen Handwerker, weiche gestern zum letzten Male da« ernste Schulheim besuchten, werden die goldene» Worte, die ihm bei seinem Auszug mit auf die Wanderschaft durchs Leben gegeben wurden, dauernd im Ohre klingen. Nach Gesang und Verlesung de« 21. Psalmcs wandte sich zunächst Herr Director Sack an die Zög- linge der Anstalt, »in ihnen in eindringlichen Worten den Werlh »nd Preis treuer Arbeit zu schildern. Wieder liege ei» Jahr rast- loser Arbeit hinter den Schüler». Aber sie empfänden sie nicht ais Last nnd Muhe, sondern ais Freud« am Vollbringen und Voll- brachten. DaS gebe »rast zu neuem Streben; darin liege das Segrnbringende der Arbeit, datz ihr stets die Freude am Getingen aus dem Futze folge. Gerade die Schule aber schasse diese Freude an der Lernarbeit, weil in ihr jede Stunde eine Vermehrung der Kennt- nisse bringe. Die Sonntagsichule diene dem Lebe», sie zeichne den Lebensweg des Einzelnen vor und lehre ih», datz er trotz ihrer Anleitung nur durch sich allein mit Portheil vorwärts koiniurn könne. Jeder sei aus seine eigene Krast angewiesen, Jeder selbst seines Glückes Schmied. Gute Leistungen würden »och heute im gewerblichen Leben gesucht und meist gut bezahlt. Das habe auch die Soiiiiiagrschule an rhren Zöglingen »n Laufe der Jahre erfahren. Immer mehr habe sich hie Schule unter der Gönncrschajt der Kobe» königlichen SlaatSrcgierung, der städtischen Behörden, zahlreicher einzelner Freunde hier »nd auswärl« gehoben, immer schöner sei sie unter der treuen Mithilfe der Lehrer eniporgcblüht, denen Allen er hiermit den Dank und Bille um sernereS Wohlwollen aus- sprechen wolle. Der höchste Tank aber gebühre Sr. Majestät unser», König Albert, dem Protecior der Gesellschaft, der der Entwickelung des valerländischen Gewerbes immer sein vollstes Jiitereffe geschenkt habe. Redner endigte mit einem Hoch auf den König, in welches die Anwesenden begeistert einstiinmlen. Dan» folgte» im Weiteren Derlauiation von vier Dichtungen auf König Albert von Hermann Pilz, Ansprachen der Schüler, Gesänge, Preisverlheiluiigen und im Mittelpunkt de« Ganzen die Festrede des Herrn Director Pasemann, die wieder tu schöner Form einen lchünen Jnhait kredenzte. In eindriglicher, mtt sortreitzender Red« führte der Leiter der Schule etwa Folgendes aus: Die Soiiniagsschule beschlicht heute da« 6.'!. Jahr ihrer Wirksamkeit. Das ist e>» Tag, den Galt gemach», lasset uns singen und fröhlich sein. Wir kommen von» Feste der Auierstekung, und die Osterglocken klinge» noch fort in unseren Herzen. - Um die Osterzeit weht die erquickende Luft eines neuen Lebens »m uns. In der alten Kirche trugen die Täuflinge bis zum heutigen Sonntage weihe Kleider, iveshaib er der „weigc Sonntag" heitzt. Quajimodogeniti wird er genannt, weit die Täuf linge in der Osterzeit gleichsam neu geboren erscheine». Di« schöne äutzeriiche Sitte ist geschwunden, aber der „weihe Sonntag" behielt seine liessinnige Bedeutung. Möge der Schule Ehrentag ihr die herrlichste Osterblume bringen, datz ihre Schüler Ostern immer feiern als Wicdergeborene in Lauterkeit und Wahrheil. Der heutige Sonntag ist aber besonders gehoben vom Wellenschläge vaterländilche» Fcstjubels. Der monarchische Sinn unseres Volkes feiert von den waldigen Höhe» des Erzgebirge- bi» zu den sächsischen Niederungen den Geburtstag seines Landesherr». Die Raule ist da» Wahrzeichen der sächsischen Fürsten seil Konrad dem Grützen, „ein bitter Kraut sür den, der « essen mutz, hält ober Leib und Seel' zuiammea Bittere Schicksale sind Sachsen nicht erspart geblieben, ja der Gang der sächsischen Geschichte war nur zu oft ein Gang der Passion. Es gehörte der zäh« Charakter de- Sachsenvoile« dazu, um sich siet» ne» und energischer ausrichten zu können. Nie zuvor aber hat ihm die Sonne de» Glückes in hellerem Glanze geleuchtet als unler der glorreichen Regierung König Albert'«. Wir leiern ihn diesmal mitten in einer social hochbeweqlen Zelt. Mit Neid und Scheelsucht schauen slawische und romanische Nachbarn auf uns, um Beunruhigungen zu schaffe». Der Arbeilsmangei ist fühlbarer geworden denn ;e, und die Klust zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erscheint wohl verdeckt, aber nicht ausgesüllt Man stetst sich aus sein gute«, aber auch aus sein angematzles Recht. Die Jugend wird pietätlos und trotzig Die Lehren der Schul« stnd ihnen Spott, da« Rech» eine alte Fabel, dir Wahrheit etn Kindermärchen. Das sind Abgründe, di« sich vor unsrrm Volke ausrichten. Was «Hut uns Noth? Ein namhafter Reisender bestieg einen feuerspeienden Berg »nd stand plötzlich, ehe er es ahnte, vor dem Krater. Noch einen Schritt, und er stürzte hinab in di« brodelnde Tiefe. Er stützte sich aber seft aus seinen Stab und wandrrle mit bebendem Heizen rückwärts. Rückwärts, rückwärts, heitzt auch die Parole sür unsere Zeit, rückwärts zum alten Glauben unserer Väter, zur Sitte, Pflichterfüllung, Berusstreue, Reinheit in Arbeit und Leben, zur Liebe zu Kaiser und Reich, König und Vaterland. Der Stab, an den wir uns dabei hatten sollen, heitzt Gotteszuversicht. An diesen Stab hält sich auch unler König dem dt» wetteren Gort« »nd Segenswünsche de« Redner« galten Nach dea gehaltvolle» Aussühruage» wandt« er sich a» dt« Zögling« und verkündete die Preisvertheilnngsergebnlffe. 10 Schüler er hielten Deerete der königl. KreiShaupttnannschaft, 30 Schüler die mündliche Belobung derselbe», 17 Schüler Ehrenzeugniffe und ver schiedene Reißzeuge und Bücherprämie». Allgemeiner Deutscher Sprachverein, Ztveigverein Leipzig. Theodor Fontane hat soeben im „Daheim" einen prächtigen kleinen Aussatz veröffentlicht: „Mathilde vo» Rohr". Was Fontane gtebl, ist immer voller Lebe»; seine Gestalten stehen un« greifbar vor Augen. Ein echter Künstler, zeichnet er un« mtt wenig Striche» ein erschöpfendes Bild eines Meiiichen. Er ist ein GreiS; Klarheit, Ruhe. Müde sind die schönen Früchte seines reiche» Lebens. Aber sei» Herz ist jung, seine Schöpfungen aihmen volle Kraft und üben dichterischen Zauber auf uns aus. Malhilde von Rohr war ein StislSfränlein, da« im ehemaligen Kloster zu Dobbertin lebte; Fontane hatte sie um die Zeit kennen gelernt, als er sich mit seine» ersten dichterischen Versuchen dervor- wagte. Man verbindet mit einem Stistsfräulein den Begriff des Steilen, gesellschaftlich Unbrauchbaren. Anders Mathilde von Rohr. Wie Fontane sie schildert, mutz man ihr gut sein trotz aller ihrer Schroffheit. Der Dichter widmet ihr folgenden kleinen Nachruf, aus dem sie uns lebendig entgegentritt. „Lin äußerlich nicht hervorragendes, aber innerlich tüchtiges Leben hatte aufgehört zu sei». Ihre vollste Würdigung hatte sie von der allen Domina von Quitzow ersahrrn, die von ihr zu jagen pflegte: „Es giebt nur eine Rohr" und immer voll Anerkennung jener Un- geichminklkeit und Einfachheit war, die zuletzt unser Bestes bleibt. Und einfach und natürlich waren schließlich auch noch die Au-sprüche, die sie wahrend ihrer letzten Kraiikdett zu Befreundeten that: ,/Immer erst das thu», was vor Gott recht ist: dann erst kommt die Rücksicht aus andere und die Liebe zu den Menschen." Und bei anderer Gelegenheit: „Nur nicht immer blos klug sein wollen; wer bin« klug ist, da zeigt sich« über kurz oder lang in abschreckender Gestalt, datz ihm daS Beste fehlt: die Wahrheit und die Güte. Und wo die fehlen, da kommt nichts z» Stande." — Sie war «ine richtige Lutheranerin, noch mehr ihrem Wesen aiS ihrem Bekenntnitz nach, und wutzte sich was damit. Da machte es denn eine» großen Eindruck aus mich, datz sie mir, kurz vor ihrem Tove, al« ich sie noch einmal in Dobberlin besuchte, mit Ergriffenheit sagte: „Ja, wir hoffen eiig zu werden, »nd ich hoffe es auch. Aber wenn dann so die Beängstigungen kommen, da habe ich doch schon gebetet, daß es vorbei sein möchte und wenn es auch ganz und gar vorbei wäre. Schrecklich zu sogen, aber die Seligkeilssrage beschäftigte mich tu solchen Augenblicken gar nicht mehr". So Font»»». Wie lebenswahr klingt das alle», wie einfach und natürlich. Was vcranlatzt nun den Sprachverein, sich mit Fontane und seinem Stistsfräulein zu beschäftigen? Fontane beherrscht die Sprache meisterlich. Wenn sich bei ihm ab »nd zu Wendungen finde», die vor der Grammatik nicht bestehen könne», dann beruht es nicht aus Unkenninitz, sondern aus Willkür, und die müssen wir dem Dichter Nachsehen. Klar und schmuck ist, was er schreibt, wie Perlen reihen sich die Worte, die Sätz« aneinander. Ein wohlihuciidcr Gegensatz zur gespreizten Unnatur der Sprache jo vieler von denen, di« sich Schriftsteller nennen! So kümitcu wir denn Fontane'« Schriften jedermann empfehlen. Aber der hinkende Bote komm» »ach: Fontane schwelgt geradezu in Areindwörtern, und zwar nicht bloS unnöthigen, sondern unieidiichen und aufdringlichen Fremdwörtern. Wir geben hier eine kleine Auswahl aus „Mathilde vo» Rohr". Die durch pikanten Eiprit ausgezeichnete Enkelin. Di« Eman- cipalion von dem tronischc» Machthaber Per Jntroductrur. Sie schnitt die Conversation mit der kaiegortschen Bemerkung ab. Er wars mir einen grotesk ernsten Blick zu. Ein fragwürdiger Iargo». Die Details. Die brillante Erzählerin. Das Einrücken nach der Ancicniiilät. Dje Kloster-Perlineiizien. Die Chancen des Siegs. Ei» principieller Streit lgemeinl ist etn Streit über grundsätzlich« Fragen). Oertlich nennt er localiter, Achtung Respect, hrrbeiholea cittren, Auseinandersetzung Debatte, Schützling Protest«, Abstecher Exeurs, Unbotiiiätzlgkcit Indisciplin. Er statuirt etn Exempel, er läßt die Kiinstei discret ziehen, eine liebenswürdige Natur ist bet ihm ein liebenswürdiges Naturell, und jemanden, der leichter zu behandeln ist, heitzt er trätabler. Da« alle» auf wenige» Seiten. „Mathilde von Rohr" ist für Frauen geschrieben; aber manch« Leserin wird ohne Fremdwörterbuch nicht wissen, wie sie Folgende- in« Deutsche übersetzen soll: Die Nomenclalur italienischer Formen; ein In iitterarischen Dingen vcrsirier Herr, der mit seiner Ironie die Gesellschaft tnttmtdirte; sie wußte sich durch Decidntthetl hervorzuihuii. Solche Abgeschmacktheiten können doch Leser, die ihre Mutter sprache lieb haben, nur abschrecken. Ja, glaubt Fontane, der artiges Kauderwelsch könne au ch n ur ein cm Ei nziaen gefallen? Man legt seine Schriften verstimmt aus dir Hand. Edler Wein in unsauberem Glase. Goethe und Gustav Freytag haben in ihren alten Tagen dt« ent- behrlichen Fremdwörter aus ihren Schriften ei,tsernt; Foatan« findet, je älter er wird, immer mehr Geschmack an ihnen. Hat er nicht einen guten Freund unter den „führenden" Schriftstellern, der ihn von der „Fragwürdigketl seines Jargons" überzeugen könnte? Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 25. April. (Verächtlichmachung von Staatscinrichiunge») Eine Htrafiache, die infolge der outzer- gewöbnlichen Länge der kürzlich beendeten NeichSiags-Seiiion säst zwei Jahre lang vertagt war, kam heute vor dem dritte» Strafsenat des Retchsgerichles zum Abschluß. Am 21. April 1890 ist der sorialdeinvkraiische Redakteur Max Schippet in Frirdrichshaacn wegen Vergehens gegen die öffentliche Ordnung (8.131 des Str.-G.-B.) vom Landgericht Chemnitz zu 9 Monaten Gefängnttz ver- urtheilt worden, und zwar wegen einer Wahlrede, di« er am 21. Januar 1890 im Feihschlötzchen zu Kappel vor riuer sehr zahl reichen Versammlung gehalten hat. Herr Schippet trat damals atS ReichslagscandlLat aus und ist dann auch später gewählt worden. Die ineriminirten Sätze seiner Rede sind vo» drei Polizisten, die der Versammiuna beiwohnten, notirt worden und, wiewohl sie nicht ganz in ihrem Wortlaute über- einstiinmtei,, vom Landgerichte als erwiese» srstgcstellt worden. Danach hat der Angeklagte sich ungesähr dahin ausgesprochen, datz di« Regierung nur die Interessen de« Grotzcapttaie« wahrnehm,, datz der Staat rin Ausbeuter sei, datz die Arbeiter autzer ihren eigenen Beiträgen auch die des Staates zu der Altersversorgung zahlten, ha sie die Steuerzahler seien, daß der Staat nur sür das Capital etwa» thue, aber nichts sür di« Arbeiter, daß er die Schutzzölle nur sür di« Fabrikanten geschaffen Hab« rc. Dea Staatszuschutz zu der Arbeilerveriorgiing, so soll der Angektagte insbesondere stffogt haben, zahlten auch di, Arbeiter, da« lei gerade so, al« wenn et» Räuber eine gekillte Börse raube uud dem Eigenthümer einen Nickel zurück- yeb«. Von den Gesetzgebern soll der Angeklagte gesagt haben, si« setzten di« Ausbeutere, nur fort. Da« Gericht stellt« lest, datz der Angeklagte Gesetz« und gesetzgeberisch« Etnrichlungro. also Ein- richlungen d>« Staat«« verächtlich gemacht bade. Di« Absicht der Verächtlichmachung erhelle schon au» dnn Vergleich« mit dem Räuber. Die behauptet«» Thatsach«» s«i«n erdichtet uud «steutlich vorgebracht morde». Ferner wurd« gesagt, dah d«r >».
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