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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920517012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892051701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892051701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-17
- Monat1892-05
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Diese starte, deren Erneuerung r« nur dann dedarf, wenn Ne ViUlg ausgefültt ist, ist bei Beginn der ärztlichen Behandlung aus dem Hauplbureau, Nicolaikirchlws 2, 1 Treppe, Zimmer Nr. 4, in den Dieaslslunden von 8—18 Vor» und 2—6 Uhr Nachmittag« gegen Vorzeigung de« Mitgliedsbuches tu Empfang zu nehmen. Leipzig, den 11. Mai 1882. Die OrtSkrankencasse für Leipzig und Umgegend. Albert Brockhau», Vorsitzender. Gesucht wird die ledige Fabrikarbeiterin Emma vcrlha vlnmentritt aus Leipzig. welche zur Fürsorge für ihren hier der öffentlichen Waisenpflege anheim gefallenen Sohn anzuhalten ist. Leipzig, den 12. Mai 1892. Ter Rath »er Stadt Leipzig Armcn-Amt, Abth. IV». X. R. IV». 1818. Hentschel. N. Diebstahls-Sekaillltimchuilg. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) galdrner Damenrin» mit 2 blauen und einem weißen Stein, am 10. d. M.: 2) eine silberne Nemontoiruhr mit Goldrand und ciselirter Rückseite, am 11. d. M.: 3) eine goldene Herren-Lstlindcrustr mit Schlüsselauszug und dem eingravkrten Namen „8Sbms", sowie mit anhängender kurzer galdenrr Sette, ein goldener Liraeiriaa mit roihem Stein und blumenartiger Gravirung. eine gakdrne Brache in Form eine« LpheublatteS und ein goldener Trauring, seit Mitte März d. I.; 4) eine gaidcne Brache und ein Paar galdrne Ohrringe mit weißen Steinen, am 22. December ».I.; b) eine Neffedecke von braunwollenem Stoff lenglische« Fabrikat), mit grünem and blauem Seidenstoff gefüttert, 1,75—1^5 w groß, «»sang März d. Az' 6) 12 Stack Meffingftidr, ca. 80 em lang (sogen. Läufer» Halter), am 11. d. M.; 7) IS Stück Margarine, je 1 Pfd. schwer, am 3. d. M.: 8) ein Zweirad mit stiffenreisen und der Firma „Vrunv Tirrxiedel" an der Mittelstange und der Bezeichnung „lüpsi» ll am Hinteren Schutzblech, am 3. d. M.; 9) 8 Stück Zwerghühner. rebhuhnfarbig, am 26. v. M.; 10) 2 Uoterdktte« mit schwarz-roth» und weißgestrcisiem Jnlei, am 5. d. M.: 11) ein WiNterüberzieher von bläulichem, gestreiftem rauhen Stoff mit Sanlinetkrageu, weiß und schwarz großcarrirteni Futter, einer Reihe übersponncuer Knöpfe und Ctoffhenkel, am 11. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimlnal-Abthetlung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 16. Mai 1892. Sa« Polizei»«» der Stadt Leipzig. Ja Stellvertretung: vr. Schmid. Br. Valuta-Regulirung in Oesterreich-Ungarn. Die Einführung der Goldwährung in Oesterreich-Ungarn ist am Sonnabend durch die Vorlage von sechs Gesetz entwürfen im österreichischen und im ungarischen Abgeordneten haus- eingeleitet worden, ein Vorgang, von welchem die „Neue Freie Presse" am Schluffe ihre« Leitartikels sagt : „Da» Abgeordnetenhaus wird und muß dir Vorlagen annehmen, wett sie das Wohl de» Reiche- fördern, zu einer kaum ge ahnten Bllltbe der Monarchie führen, da- Ansehen de» Staate» erhöhen, da« Kraftgefühl de« Volke« vermehren werden. Nur die politische Verödung kann rS erklären, daß die Valuta-Reform, dieser Traum einer ganzen Generation, nicht mit Stolz und Freude begrüßt wird. Die Gold währung Wird trotzdem da« schönste Denkmal der parla- mcnlarischen Arbeit sein, sie bedeutet di« Genesung und den Fortschritt, den Anbruch einer neuen Zeit, der socialen Klärung und frischen LcbcnSmutbr». Der heutig« Tag wird in der Geschichte Oesterreich» nie vergessen werden." Da» ist der Ton, wie er der Bedeutung der Sache ent spricht, und eS ist ein klägliche« ArmuthSzeugniß für die ver drossen und mißmuthig dreinschauenden Mitglieder der Rechten, wenn sie nicht« Andere« gegen den großen und entscheidenden Schritt der Regierung vorzubringen wissen, als daß man der Zurücklegung dieses Schritte» abgeneigt sei. Oesterreich- Ungarn steht heute vor dem Entschluß, der unleidlichen Papierwirthschaft ein Ende zu machen und die Gulbrn- zettel gegen baare Münze ein zu lösen Damit wird der Bevölkerung ein höchst werthvollcr Dienst erwiesen, die Finanzvrrwaltung wird auf feste Grundlagen gestellt und da» Ansehen de« Staate» erfährt eine ganz außerordent liche Steigerung, die auf seinen Eredit von günstigstem Einfluß sein wird und muß. „Baar Geld lacht", ist ein alte» deutsche« Sprüchwort, da» aber Oesterreich seit ge raumer Zeit nur dem Namen nach, aber nicht au- Erfah rung kennt. Warum sind die österreichischen Finanzen in e,orr weit hinter der 8eistuna«fLhigkeit und dem Reichthum de« Lande» zurückbleibenden Weise verworren und im Werthr berabgedrückt? Weil in Oesterreich nur Scheinwerthe, aber nicht wirkliche Werthe in Umlauf sind. Auf jedem öster reichischen Bahnhof wird der Geldcour» zu Rathe ge zogen, und e» muß erst eine Umrechnung in Papier- gülden vorgenommrn werden, bevor der TageSwerth aus ländischen Golde» und Silber» festgestellt werden kann. Daß dabei der Speculatioa ein ganz unberechtigter Ein fluß «iagrräumt und der nicht besonder« finanziell geschulte Reisende in Nachtheil versetzt wird, ist selbst verständlich. Ja Zukunft wird eine österreichische Krone 1 Franc« und S Eenlime» oder 8L deutsch« Reich-psennigr oder 10 englisch« Pence wertb sein. Da gilbt r« keinen Eour», der daran etwa« zu ändern vermöchte, e« sei denn, daß die Goldwährung nicht durchzudringra im Stande wäre, weil e« an vaarmittelu arbrache, um da« Papiergeld in den Staats- «aff« fufurt in Vaargrld amzusetzen. Diese Befürchtung hegt man angeblich in den Kreisen, wo man der Sacke mit Miß trauen begegnet, aber wenn dieses Mißtrauen stark gcnng wäre, um die Ablebnung der Vorlagen zu veranlasse», kann wäre den österreichischen Finanzen überhaupt nickt zu helfe». E» ist natürlich, daß man einem solchen Wandel de» be sehenden Zustandes, wie er in Oesterreich geplant wird, mit einer gewissen Beklommenheit entgegelisicht. Auch Mißstände leben sich allmälig ein, die Bevölkerung gewöhnt sich daran, richtet sich darnach und findet schließlich einen AuSweg, der den Druck, welchen der Uebclstand auSüdt, nicht mehr zur Wirkung kommen läßt. Nur aus diese Weise ist cs zu er klären, daß die Vorlagen für die Reform der Valuta im österreichischen Abgeordnelcnbause nicht die Aufnahme gesun den haben, welche ihnen zukonimt. Mag sein, daß sich auch die Parteien dieses Gegenstandes bemächtigen, um daraus für ihre Zwecke Eapikat zu schlagen, »der in der Haupt sache ist es doch die Macht der Gewohnheit, welche der segensreichen Neuerung den meisten Widerstand entgegensetzt. Der Zustand, welcher ein Land nölhigt, als HauptzahlungS- mitlel Papier auszugeben, ist unzwcisclbast krank, unk welche Eapitalverluste dadurch herbcigcfüdrl werten, ist unberechenbar. Im Iakre 1871 galt der teulsike Vereinstbalcr in Oester reich 1 Gulden 80 Kreuzer, also 30 Kreuzer über Len Ncnn- wcrlb, und alle Eoursschwankuiige», welche der österreichische Papcergulden seitdem durchgemacht hat, sind zum Nachlbcit des österreichische» National-Vermögen» auSgcsihlagcn. Der Bankier und der sonstige Geschäftsmann weiß sich darüber kinwegzuhelfcn, weil er seine Anstalten danach trifft, derselbe Geist wirkt auch aus viele Privalkreise zurück, aber die Summe aller dieser Benillbuiigen ist doch ein Fehlbetrag, der aus irgend eine Weise zum Ausdruck gelangt. Tic österreichische Leichtlebigkeit ist sprüa>wörtlick, cs gebt ein Zug durch die ganze Bevölkerung, welcher die Devise trägt: „Freut Euch des Lebens, so lang noch das Lämpchen glüht". InS Alltägliche übersetzt: „ES mocht nix." Diese Lebensanschauung, die sich über den Ernst des Lebens mit einer landläufigen Redensart hinwegsctzt, hat ihre sehr bedenkliche Seite, denn sic stellt den Lebensgenuß als daö allein Werlhvvlle hin ohne Rücksicht aus die Zukunst. Die Papierwirthschaft ist der Ausdruck dieser LebenS- ausjassung und sie bat sicher sehr unheilvollen Einfluß auf die Entwickelung der österreichischen Verhältnisse geübt. Darin soll jetzt eine Aenverung eintrrkcn, auch in Oesterreich-Ungar» soll Gold und Silber das HauptzahlungSmittel bilden, wie bei uns in Deutschland und in einem großen Thciie des übrigen Europa. Der Einfluß der Papierwirthschaft aus die Preise ist nicht zu unterschätzen; wo kaS Werthzeichcn eine so unscheinbare Gewalt hat wie in Oesterreich, da wird ihm auch die materielle Geltung nicht zugcstaude», die cö im Per kehr haben müßte, wenn ordnungsmäßige Zustände berrschtcn. Deshalb ist auch der Erekit in Oesterreich im täglichen Ver kehr, von geringen Ausnahmen abgesehen, gleich Null, wer nicht augenblicklich zahlt, gilt als zahlungsunfähig, eS sei denn, daß er nach der Vollöstiuime über bedeutende Mittet verfügt. Wir babcn im Eingang unserer Auseinandersetzung die „Neue Freie Presse" citirt, weil dieses Hauptcrgan der deutsch-liberalen Partei in Oesterreich da» volle Bewußtsein der Koben Bedeutung der Valuta-Reform für die Zukunft Oesterreichs besitzt und weil wir als Bundesgenossen Oester reichs diesen Ton kaum auS eigener Vcranlaisuiiz aiigcstinimt hätten in der Bcsorgniß, zu viel zu sagen. Oesterreich Ungarn ist bei richtiger Führung iciner Angelegenheiten sehr leislungS- säbig in jeder Beziehung, mililairisct» wie volkswirtbschastlich, in Wiflenschaft und Kunst, aus rem Gcbicle der Industrie und der gewerblichen Thätigkeit. Waö ihm zur Entfaltung seiner reichen Kräfte hindernd ,m Wege steht, sind die nationalen Ver schiedenheiten und Streitigkeiten zwischen den Völkerschaften slawischer, germanischer und romanischer Abkunft. Gerate zur Ausgleichung dieser Gegensätze wird die Einführung der Gold währung mehr beitragen, als c« die Bemühungen des Ministe riums Taaffe vermochten. Oesterreich Ungarn bedarf des Be wußtsein» der Zusammengehörigkeit, abgesehen von der Natio nalität seiner Bewohner. Diese Bedingung ist bisher lediglich durch die höchst loyale Ausübung der Pflichten erfüllt wor den, welche die Krone stets zur Richtschnur ihrer Hand lungsweise genommen hat; wenn diese Bemühungen durch die Uebcrzeugung unterstützt werden, daß die inatcricUe Wohlfahrt Le» Volkes durch zweckentsprechende finanzielle Maßregeln garantirt wird, so ist dadurch ein Gewinn von un berechenbarer Höhe für die Entwickelung Lcsterrcich-UngarnS gesichert. Unsere besten Wünsche begleiten unseren Ver bündeten auf seinem Wege zur Erreichung einer Finanzlage, wie sic den reichen und unerschöpflichen Mitteln der öster reichisch - ungarischen Monarchie entspricht, und wir Kossen, daß die Valuta-Reform ebenso die Zustimmung der Volks vertretung finden wird, wir die Handelsverträge sie gesunden haben. * Deutsches Reich. L.ll. Berlin, 16. Mai. In dem Lager der unab hängigen Socialistcn acht e» recht lebhaft zu; unter der Hand sind die Werner, Auerbach u. s. w. ungemein thätig, die Organisation auSznbauen und zu erweitern. Zu den Vereinen der Unabhänäigen in Berlin, Rixdorf, Halle, Iscr- lohn, Stuttgart und Dresden dürften demnächst auch solche in Leipzig, Friedenau und Ebarlottenburg kommen. Die Gründung de» Verein» in Leipzig wird am Sonntag den 29 Mai erfolgen. In Berlin sind bekanntlich die Schub macker zu den Unabhängigen übergegangen: auch die Klempner dürsten demnächst folgen. In ihrem Facü- vcrrin wird morgen der bekannte Unabbängige Maler Schweitzer über da« Thema „Hat da» arbeitende Volk zu demonstriren oder in parlamentiren?" sprechen Selbst verständlich wird Herr Lchweitzersich sehrscharfaczendieFraction und drSParlamentcln wenden. Auch beiden Müllern scheinen die Unabhängigen an Terrain zu gewinnen; Herr Werner bat bei ihnen gesprochen und eine Resolution in seinem Sinne ist zur Annahme gelangt. Die Gründung von Gesangvereinen ist von den Unabhängigen ebenfalls in die Hand genommen worden; der erste Verein „Frisch voran" hat bereit» da« Licht der Welt erblickt Ueber alle diese Vorgänge schweigt sich der .Vorwärts" selbstverständlich voll ständig au«; di« fraktionell« Socialdtmokratt« wird, wruu di« rbältnisse in Berlin fick so weiter entwickeln, die stärkste Einbuße an Gewalt über die Massen erleiden. Eigcnlbumlich berührt cö, daß augenblicklich die Bebel, Liebknecht, Auer und Genossen so wenig bervorlrelc». Wir glauben ja nicht, wie die Unab hängigen behaupten, daß sich diese Herren vor Auseinander setzungen niil ihnen fürchte», aber die Temperatur erscheint den Herren socialdeinokratischen RcichStagSabgeordiiclen wenig gcmiilklich »nd dcsbalb kalten sie cs wohl für das Beste, etwa» niebr im Hintergruntc ;» bleiben; jcdcnsallS siebt die Tbaisackc fest, daß Werner, Schweitzer, Auerbach »nd, wie die Fübrer der Unabhängigen sonst beißen, immcrbi» bc mcrkenswertbc Erfolge in der letzten Zeit erzielt habe»; das Totschweigen des „Vorwärts" ändert daran nicht da» Geringste. * Berlin, l6. Mai. (Telegramm.) Der „ReickS- anzeiger" tbcilt mit. der Finanzmin ister babc durch Ver fügung vom >3. Mai den Vorsitzenden der VcranlagungS- Ev m»i iss io neu bcmerllich machen lassen, daß diese aus die genaueste Befolgung der Vorschriften für das Ver anlagung» Verfahren bei eigener Veraiilworlunz hiiizliwirken babc» Auch soll vorzesorgt werten, daß von de» Slcuer- pflickligen bei Erörterung der Steuererklärungen clwa bean tragte. aber ebne genügenden Grund unterbliebene Bewcis- ausiiabmcu iiackgebolt werten. — Gegenüber der letzten HavaS Meldung", betreffend die angebliche Beth eiligung deutscher Kaufte ute am Sclavenbandel in Dahomey, wcist die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nach, daß cS sich bicr offenbar um regelmäßige Anwerbung eingeborener Arbeilcr für Expeditionen oder die Eongo-Eisenbabn hantle. Die Arbeiter würden als freie Leute engagirt. Vom Mai 1889—l89l wurde» aus Tabomey lOllä Mann verschifft, welche durch ihre Einschiffung dem Schicksale entzogen wurde», vom König von Dahomey als Fetischopfer abgeschlacktcl z» werden. — Die „Nordd. Allg. Zig." weist ferner daraufhin, daß die ungünstige» Melkungen über den Sultan zuerst in der Wiener Meldung der hiesigen „ A l l gem. Rcichö-Eorrespondenz" enthalten gewesen seien Letztere dürste auch über die Ver breitung der Berliner Nachricht durch „Reuter'SBureau" orientirt sein. Tie »Nordd. Allg. Ztg." fügt hinzu, nach ihren Informationen sei die ganze Jntrigue klar- gestellt und mit allen Detail» zur Kenntniß de» Sul tan» gebracht. — Ter Ministerpräsident Graf zu Eulenburg ist nach Eassel abgcrcist. — Durch die Ernennung de» bisherigen Polizeipräsidenten von Potsdam Vr. von Koseritz zum berzoglich-anbaltischen SlaatSminister und de» Landratbs v. Balan zu Scdlawc im» Polizeipräsidenten in Potsdam werden jetzt die beiten Abgeordnetensitze für den zweiten WablkrciS Merseburg sScl»vci»!tz und Wittenberg) und für den zweiten Wahlkreis KöSli» (Nummelsburg-Schlawe) erledigt. Herr v. Köstritz wird durch seine neue Stellung anhaltischcr Staatsbürger und ist dcsbalb nicht wieder wählbar. Er bat seinen Wahl kreis als conservativcr Abgeordneter seit dem Jahre 1885» ununlerbrochen vertreten, er war längere Zeit Landrath diese» Kreises und wurde im April 1890 Polizeitircctvr in Pots dam, als sein Vorgänger Wvlffgram lippischer EabinctS- miiiistcr geworden war Herr von Koseritz war zuletzt noch Mitglied der Eommissio» zur Bcrathung des Zcdlitz'schc» Vollsschulgcsetzentwurss und er gehörte zu den conservative» Mitglieder», kene» der Kaiser rechtzeitig den Wunsch mit- iheilte, eine Verständigung mit den Mittelparteie» kcrbei- gefübrt zu sehen Herr v. Balan, ein Sohn des verstorbene» langjährigen preußischen und tculschen Gesandten am belgischen Hofe, vertritt seinen Wahlkreis gleichfalls seit 1885 »nd dürste auch in seiner neuen Stellung wiedcrgcwählt werde». * Danzig, 16. Mai. (Telegramm.) Ter Kaiser verließ Voniiittag» 10 Ubr die Hacht „Hohenzollern" »nd fuhr unter dem Geläute sänimtlicher Glocke» auf dem fest lich geschmückten RegierungSdainpfer „Gotthils Hagen" in die Stadt ein. Die Danzigrr Gewerke bildeten auf beiden Seiten der reich beflaggten Wasserstraße Spalier. An der LandnngSstelle vor dem Langen Markt batte da» Oft'icicr corps der Garnison Ausstellung genommen, an deren Spitze der KricgSminister p. Kaltenborn Stacha», der beute srub bicr ciiigelroffen war, und der commantirende General des 17. ArmeecorpS General der Infaitteric Lentze. Ter Lange Markt und die Lange Gasse waren prachtvoll geschmückt. Zu beiden Seilen derselben bildeten die Schüler und Schüle rinnen der höheren Lehranstalten Spalier. Die erste Ebren-Compagine vom Grenadier Regiment König Fried rich l. (4. Ostpreußische») Nr. 5 war am Landungs plätze, die zweite vom Infanterie-Regiment Nr. >28 auf dem Langen Markt vor dem als Empfangshalle dienenden Börsciilocale am ArluShos aiifgeslcllt. Hier erwartete» der Ministerpräsident Gras Eulenburg, der Oberprästkeiil Staat-minister vr. v. Gohler, die Spitzen der Ewil- bebörden, die städtischen Behörden in corporv und da» Vor- steberaml der Kaufmannschaft den Kaiser, welcher in der Uniform des Lribbllsaren-Regiment» um lo>/, Uhr, begrüßt von dem brausenden Hurrab der Bevölkerung, erschien. Nach der Verstellung der Behörden begrüßte Bürger meister vr. Baumbach den Kaiser und reichte dem selben den Ehrcntrunk der Stadt, in 1857 er Slcinberaer Eabinck bestehend, in goldenem Pocal, der bei gleichem An lasse dem König Friedrich Wilhelm IV., dem Kaiser Wilhelm l. und dem Kronprinzen, nachmaligem Kaiser Friedrich, credenzt worden war. Der Kaiser trank, für den freundliche:, Empfang dankend, auf daö Wohlergehen der Stadt Danzig, die stet» blühen und ihm gleiche Treue wie seinen Boriakren be wahren möge. AlSdann folgte die Besichtigung de» RatkhaustS, woselbst junge Damen im Namen des Danziger Ralhe» einen Strauß überreichten, sowie die Besichtigung der Marienkirche, wo der Kaiser mit einem Fcstgesana begrüßt wurde. Beim Besuch der Marienkirche tbeilte der Kaiser der Geistlichkeit mit, er beabsichtige tiefen stattlichen Dom, gleich Friedrich Wilhelm IV, durch farbig« GlaSsenstcr zu schmücken. Sodann fuhr der Kaiser nach der Easerne der Lcibhusaren, wo ein Gabelfrühstück bei kein Osficiercorp» eingenommen wurde. Jubelnde Mengen füllen dir Straßen. Ta» Wetter war bisher schön, jetzt scheint Regen zu drohen. Au» der Provinz ist lrbbastrr Äuzua^— Ter „Danziger Ztg." zufolge ernannt« der Kaffer Herrn Baumbach zum Oberbürgermeister, den Vorsteher der Kaufmannschaft Damme zum Gebeimen Eomiiierzicnrarb.PolftcikircctorReiSwitzzlimPolircipräsidciiten, LaiidgerichlSdircctor Birnbaum zum Geheimen Iuslizratb und verlieb dein Vorsitzenden teS ProvinzialauSschusseS Graf Rittderg den reibe» Adler zweiter, dem Vorsitzenden de» Prvvinzial- laiidlagcS v. Graß de» Kronenordcn zweiter, dem Bürgermeister Hagemann, dem Ltadtratb Aorck, dem Stadtverordneten Bereu;, dem Stadlarchivar Bertling und Decan Stecgert den rolben Adler vierter Elaste. * Lübeck, 16. Mai. (Telegramm.) Der König von Dänemark kam beute auf dem Krondampser „Danebrog" zum Enipsang der Herzogin von Eumberland hier an. j. Gera, 16. Mai. AlS der dierseltige Landtag unlängst aus ThklieriiiigSz,Nagen gerichtete Petitionen und An- träge vervaiidctte, nahm da» Ministerium eine sehr reservirte Stellung ein, stellte aber eine allgemeine dauernde Gehalts erhöhung für alle Beamten in Aussicht. Thatsächlich soll denn auch dem Beschluss« des LandlagS, den Beamten mit einem Gehalte di« zu 800 Thalcrn eine TbcuerungSzulaae von ll/'/, zu gewähren, die Bestätigung versagt gebliehen sein Daß indessen da-ministerielle Versprechen eingelösr werden dürste, dafür spricht z. B. der Umstand, daß vom BezirksauSicdussr gutachtliche Aeutzernng über die Erhöhung der Minimalbesoldungen der Bolk-schullehrer ein- gesordert worden ist. Tiefer bat behuf- der erforderlichen Er hebungen in seiner letzten Sitzung eine dreigliedrige Eommissio» gewählt. * Göttingen» 16. Mai. (Telegramm.) Bei der heutigen Landtags-Ersatzwahl wurde laut amtlicher Feststellung an Stelle de» verstorbenen vr. Mytboff der Rechtsanwalt vr. Eckels (nationallib.) mit 242 Stimmen gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht ausgestellt. * Köln, >6. Mai. Der „VolkSzeitunb" zufolge ist Iustiz- ratb Hugo Sieger, Präsident de» Afnkaverrin» deutscher Katholiken, gestorben. * München, 15. Mai. Der hiesige preußische Gesandte Gras Eulenburg wird in den nächsten Tagen München verlassen und einen Urlaub anlrelcn. — Tie soeialistische Maifeier in HolzapselSkreuth verlief bei prächtigem Wetter in musterhafter Ordnung. * Nürnberg, l6. Mai. (Telegramm.) In der gestrigen Versammlung der Bolk-partei sprach Patzer- -Ltultgart gegen die beabsichtigte Reichsbiersteuer und für die wirksame Vertretung der süddeutschen Interessen gcäen da» sich breit machende Grvßp»cußentbum. Er krinsirte scharf Orlcrer'S letzte Auslassungen bezüglich der Zurück ziehung de» preußischen VvlksschulgcsctzcntwursS. lD RcgenSburg, 15. Mai. Die Socialdemokraten Bayerns halten hier am 26. Juni eine LandeSversamm- lnng ab. Aus derselben wird hauptsächlich über die Vor arbeiten und die Ausstellung der Eandidatcn für die Reichs tags- und Lanttagswatsicn bcralben und diScutirt werden. Im Iabrc 1881 eroberten in Bauern die Svcialdeniokraten den ersten Sitz (Nürnberg) durch Grillenbcrger. Dieser Kreis war vvrber tcutschfreisiiinig vertreten. Später agitirten dir Socialdemvkraten in München mit Geschick; sie nahmen 1884 dem Eentrum den Wahlkreis München II ab, der drei Iabre später vom Eentrum wieder zurückerobcrt wurde. Im Jahre 1890 siegten die Socialdemokraten in München! und N, außerdem kamen sie in mehreren Wahlkreisen (Erlangen- Fürth, Würzburg, Kronach) in Stichwahl. Bei den Land- tagSivahlen im Jahre l887 siegte in München ll da« Ecntruin nur durch die Unterstützung der Liberalen; in Fürth wurde ein halbsvcialistischcr VolkSpartcilcr gewählt. Diese Wahl wurde später cassirt. Be, den nächsten Land- lagSwablcn wollen die Socialdemokraten in Pafsau, RegeuS- bnrg, Würzburg und an anderen Orten Eandidatcn auf- slcllcn. OesterreichUngarn. * Wien, >6. Mai. (Telegramm.) Gegenüber den sich mehrenden Bedenken der Reich-ratbSabaeordneten betreff» der Valutaresorm bebauptet die ossiciöse „MontagS- Revlic", der Finanzminister würde die Vorlagen nickt ein» gebracht haben, wenn nicht die Mebr heil de» Parlament» dafür vollständig gesichert wäre. Andererseits ver lautet, die Polen verweigerten bisher jede Unterstützung einer etwaige» überstürzten Beratbung der Valutaresorm. * Prag, lO.Mai. In einem Schreiben, mit dem Rieaer die Bezeichnung zweier neuen Vertrauensmänner der Alt- czechen in der AbarenzungScommission für die aus getretenen Mallusch unk Zatka ablcbnt, protcstirt Rirger gegen die deutsche Auslegung der Wiener Vereinbarungen »nd erklärt, daß er sich nicht niebr berufen süble, Namens seines ganzen Volkes zu bandeln, und daß dir administrative Durchführung de» Ausgleiches zu bedenklichen Kämpfen führen müsse. *Pest, 15. Mai. Unter den Fabrikarbeitern iin Pest und Ofen herrscht große Aufregung und sie droben mt einem allgemeinen ÄuSstant, weil die Fabrikbesitzer an Stell« des bestehenden Ardciter-HilsSvereinS getrennte HilfScassrn für jede einzelne Fabrik errichten wollen, wodurch der HilsSverein gesprengt werden würde. Nahezu 20 000 Arbeiter nehmen an der Bewegung gegen die Fabrikcassc» Theil. Sämmtliche durch die Fabrikbesitzer eingclatenen Vertrauensmänner der Arbeiter haben sich gegen den Plan erklärt. Frankreich. * Pari», 15. Mai. Die klerikalen Blätter theilen mit. daß da» OomitS ckol'vuinnckolak'ranco clirSlieuuo vor drei Tagen seine Auflösung beschlossen habe und morgen seine letzte Sitzung ballen werde. Die Auslösung diese» Verein», der »»Icr dcni Patronate de» Eardinal-Erz- bischoss Richard den Sammelpunkt der klerikalen Opposition gegen die Republik bildete, ist die erste offenkundige Wirkung der päpstlichen Weisungen. Der Papst batte dem Erz bischof von Pari- besoblcn, die Auslösung de» Verein« zu veranlassen. — Der Bürgcrmristrr Ringol (Republikaner) ist zum Senator de« Departement» Pa« de Calai« gewählt worden. — Die von dem „OwitL nlödiscitnlre" de» 7. Arron dissement» in der Kirche „8alnt-Licrrv ciu gro» caillou" ge» plante Fabncnweihe wurde deshalb untersagt, weil die Fabnru- slangc als Knopf den kaiserlichen Adler trägt, in welchem Abzeichen die Behörden eine Herausforderung zur Auflehnung gegen dir bestehende Regierungssorm erblicken.
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