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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920602011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892060201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892060201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-02
- Monat1892-06
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ft» d«r Haupteppedtlio» ad« de» i» tqkt und d« v»r«tr» »rrschtett» N»«- aabestelle, ,b,,tz,lt: vierleliihrUch^I-llKI »ei z»«imaligrr täglich«! Zuftellnug m< Hau« 8GL D«ch dt« Poll bezog«» für DsntschlmG «md OetzrrrAch: vtrrret,ährlich ü.— Dirert» tägUch« Rrensbandjend»»- 1>D mmmürch d.—, Die Morgen-Ausgab« erscheint täglich'/,? Uh^ di« Ldend-Au-g«-« Wocheotngt b Uhr. Ledarttm» »- Lrpeditto»: 2»hen»»e»«aG« Dt« Erprdittou «ft «ochrutag« nnnaterbroche» von früh 9 b«S «be»d« ? llhr- FUiale»: vtt» ««»>»'» e-rlt«. («f«» H«tz»)z llntversitüt-stratz» ». L«»t» Ltsch«, Rathnrtnenstr. 14, Mit. «» »»i«Idl«tz 7. ^°27S. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, die vrrmteth««- »«n »ühtzcllen im Kühlhaus« de« städtisch«» Tchlachthafr» drtr. Diejenigen Fleisch«!, welch« gegenwärtig Zellen im Kühlhaus« des städtische» Schlachthofes ermiethet haben »nd gesonnen sind, dieselbe» vom lä. Juli ». o. ab aus ein weiteres Jahr zu ermiethen, haben ihre »«suche bi« r«nnabend. den 18. Juni, Nachmittag« S Uhr an die Direction de« städtischen Vieh- und Schlochthvie« während der GeschäitSstunden, Vonniltags von 8—18 Uhr und Nachmittags von 8—8 Uhr, rinzureichen, beziehungsweise mündlich anzubrinaen. In derselben Zeit werden auch Gesuche von noch nicht im Be. sitze einer Rühlzeu« sich befindenden Fleischern entgegengenomnien, damit diese bei der Vergebung srei werdender Zellen berücksichtigt werden können. Di« Vergebung der fr«i werdenden Zell«a «rsolgt der Neide d»r Anmeldungen nach. Leipzig, de» Lö. Mai 18SL. Der Math d«r Stadt Lri-ztg. Or. Georgi. Hengst. Morgen-AusgaVe. MmMrIa-MM Airschen-Vcrpachturlg. Di« diesjährig« Nutzung der Niidrrauer Airschenplantag« (über 900 Stück tragend« Bäume vorzüglicher Sorten) soll Mittwoch, den 8. Auni h. A., vormittag» 11 Nhr im „Waldschlößchen" zu Nöderau, unter den zuvor bekannt zu gebend«« Bedingungen, meistbietend verpachtet werden. Auswärtigen Bietern ist nachgelassen, ihr« Gebote auch schriftlich beim Unterzeichneten Bureau einzureichen; diese Gebote müssen jedoch spätestens Vormittag« 8 Uhr genanuteu Tage« au Bureau stelle «ingchen. U»«t»ltch«» AhtheiluliaS-Ziigctlteur-vurrau Utefa, am 28. Mai 1892. Gefunden oder al» -rrreulo» angemeldet resp. abgegeb«n wurden in der Zeit vom 18. bi« 9l. Mai 1892 folgende, zum Theil auch schon früher gefundene oder von verübten Diebstählen herrührcnde Gegenstände: ein Geldbetrag von 1» ein Portemonnaie mit 8 und solche mit geringeren Beträgen, eine golvknr Tamemihr, 4 Rlrmmrr, darunter H >«>»«««, s goldene Ringe, - Trau» ringe, darunter ein aravirter, «in« goldene Brosche, 8 ver schiedene Torallen »Armbänder, ein silberner Armreif, ein Loraklenkettcheu, «tu Manschetlenknopf, rin Medaillon mit Uhrschlüssel, eine Denkmünze, ein Lotterie-Loos, «in Leih bausschein, «in Fächer, eine Dos«, einige Spazierstöcke, mehrere Schirm«, 9 neu« Zahnzangen, ein Sammetbeutel mit einem Portemonnaie, «in Paar Damen- und ein Paar Herrenhand- scliuhe, rin Perlenkrag«», eine schwarz- und weißcarrirte Weste, 8 Kinderschürzen, ein Paar neue Kinderschuhe, rin neuer größerer Knabenstiefel, eine Plllschdecke, «ine Velocipedtasche mit Inhalt, mehrere Schlüssel, eine Blendlaterne, «in Faß Bier, eine Peitsche, eine Wagcnkapscl, eine Plane, ein Sack mit Kälberhaarrn, ein frische« Kalbfell, ein zugeflogener Lanarieuvogel, «ine Lachtaube, et« zweirädriger Hand wage«. Zur Ermittelung der Eigenthümer wird die» hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, de, 81. Mai 1892. Da» Polizei»«« der Ltadt Lethzig. In Stellvertretung: vr. Schmtd.Ml. Lekauntmachu«-. Die Erd- »ud Ma«rcrarbeite« für die Katholische Rotb- kirchr und für da» vincrntiu-stift in Leipzig sollen im Wege der Submission veraeben werde». Bedingungen rc., sowie Zeich- nunaen sind gegen Hinterlegung von 3 auf dem Baubureau der Architekten Kratz är Meurer, vaherische Strafte 42 b, zn ent- nehmen. Angebote aus Ausführung dieser Arbeiten sind versiegelt bis zum 9. Juni 1892 mit der Aufschrift: „Katholische Nothkirche und BiuceutiuSstist Leipzig" an da» Katholisch« Pfarramt Leipzig abzugebeu. Leipzig, den 81. Mai 1898. Laderl 8«dmlttw»„, Superior und Pfarrer. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactiousstrich l4ge» spalten) äO/H. sor de» Fainilieunachrichle» lb gespalten) 40/4. Größere Schriften laut uajere« Prrlt« verzeichuiß. Tabellarischer und glfserasatz »ach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gesalzt). nur mit der Morgen-L usgabe. ohne Poslbesörderuug 60.—, mit Posldejvrderuug Gl7l1—. Ännahmtschluß f2r Inserate i Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 lldr. Marge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Aiiiiahmeslelleu j« eins halb« Stund« früher. Inserat« sind stets an di, Expedttto» zu richt«,. Druck und Verlag von E. Polz i, Leipzig Donnerstag den 2. Juni 1892. 86. Jahrgang Zur Stellung der Lentrumspartei. Die Winkelzüge der EentrumSpartei gehören zu den traurigsten Zeichen unserer Zeit, und es ist eine der un- erquicklichsten Ausgaben der liberalen Presse, in diese dunkelste Stelle unsere- politischen Leben- Licht zu bringen. Die Centrum-partei gcberdct sich in neuester Zeit, als ob da« Wohl und Wehe de- Deutschen Reiche« von ihr abhingr »nd al« ob st« di« Bedingungen für Bewilligungen auf dem Gebiet« von Heer und Flotte vvrzuschreiven babe. Da« Eentrum verweigerte die Forderung für den Bau der Corvette L, nachdem der Zedlitz'schc Entwurf ciueS preußischen BolkSschulgesctzcS zurü^erogen war, und die bäuerischen Abgeordneten Ortercr und Dauer erlaubten sich einen Eingriff in dir amtliche Tbätigkeit de« preußischen Ge sandten in München, Grafen Eulenburg, indem sie seinen Bericht über di« durch den Zedlitz'schen Entwurf erzeugt« Stimmung einer unbefugten Kritik unterzogen. Seitdem sind die Verweigerung de« kirchlichen Begräbnisses des Ober bürgermeister« von Berlin v. Forckenveck und die Magde- burger Katholiken»Versammlung mit dem Huldigung« lelegramm an den Kaiser hinrugetrrten, au« welchen Tbat- sacheu hervorgeht, mit welchem Uebermuth da- Erntrum seine gegenwärtige Machtstellung im deutschr« Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhaus! au«nutzt. ES ist bezeichnend für den Charakter der CentrumSpartri, daß Dinge, wie dir Verweigerung de« kirchlichen Begräb nisse« für eine hervorragende Persönlichkeit und die Besetzung dcS erzbischöflichen Stuhle« in der Diöces« Gnesrn und Posen, lediglich nach politischen GesichtSpuncten brurtbrilt werden, obwohl beide- EuItuSangelegenhritrn siud, welche unter ge sunden staatlichen und kirchlichen Verhältnissen mit der Politik gar nicht- gemein haben Bon der Seile de- kirchlichen Bekennt- mssr- betrachtet, ist es bi-brr Urdung der katholischen Kirche ge wesen, daß sie bemüht war, Personen von öffentlicher Bedeutung, die entweder al- Feinde der Kirche oder al« Vernachlässige,: ibrer kirchlichen Pflichten galten, wenigsten« im Tode der Kirche »urückzugewinoen. De-Halb dir häufige Benutzung von SLwäcbezostäadrn Sterbender, um ihnen Bekenntnisse abzuprrff«,. dir sie in gesunden Tagen und im Stande voller Zurechnung-kähißkeit niemals gemacht hätten. Um di« rwistz, Seligkeit yorcksnbeck'« hat sich kein Geistlicher » seiner Sterbestunde gekümmert, weil er als ein unversöhn licher Feind der Kirche galt, sonst würde er ja nicht Mit glied de» Gericht-Hofe- für Kirwe»-A»gclcgenbeiien gewesen ein. Aber selbst angenommen, daß die katholische Geistlich keit die Ucbernahme diese« Amts dem Oberbürgermeister von Forckenbeck als schweren Fcbler angcreck'net hätte, so gestattet doch das Gebot der christlichen Liebe nicht, ihm diese» Fehler bis über taö Grab nachzutragcn. Die Nutzanwendung auS diesem Falle für die Katholiken lautet: Wenn ihr euch am öffentlichen Leben delheitigt, so dürft ibr da« nur in dcni Sinne khun, daß dadurch die Macht der Kirche erkühl und befestigt wird, ibr gebt aber der kirchlichen Gnadcuiiiiltel verlustig, wenn ihr euch durch eure Vaterlandsliebe verleiten lasset, die Interessen des Staat« zu fördern, in welchem ibr lebt, falls sic mit denen der Kirche in Streit geralben. TaS ist eine so verderbliche Lehre, daß sie vom Staate niemals anerkannt oder auch nur geduldet werden könnte, den» ihre Konsequenzen führen zur Unterdrückung de« Staat« unter die Kirche unk wir kommen aus diesem Wege zu Zuständen, wie sie unter Kaiser Friedrich ll. bestände», der die Bvßjabrt nach Canossa anlrat. TaS ist die weltgeschichtliche Bedeutung de« Protestantismus, daß er die Interessen von Staat und Kirche auScinanderbätl, und wenn die protestantische Orthodoxie sich von diesen Be strebungen anSzunebincn sucht, so bar das aus dem Grunde nicht viel aus sich, weil in protestantischen Staaten das Staatsoberhaupt zugleich der suuuniw upi-wvzmz, der höchste Geistliche de« Staate« ist. Die Bereinigung der höchsten staatliche» und kirchlichen Gewalt in einer Hand ist von ent scheidender Wichtigkeit, weit Pfiichten-Collisivnen der Bürger solcher Staaten in kirchlicher und politischer Beziehung nicht cintrclcn können. Nun ist cS leider eine Folge der geschichtlichen Ent wickelung, daß Deutschland eine kirchlich gemiscble Bevölkerung enthält, daß eine nach Millionen zählende Masse sich zum katholischen Glauben bekennt n»t dieses Bekcnntniß bei den Wahlen zum Reichstage zum Ausdruck bringt. Wenn das allgemeine Stimmrecht der Wahl von Abgeordneten der Lentrumspartei besonders günstig ist durä' die Möglichkeit, die Masse der katholischen Mäkler den Weisungen der Geist lichen gefllgia zu machen, so zeigen doch die Ergebnisse der Wahlen in Preußen und Bayern, daß auch indirccte Wahlen sich für die Zwecke der CentrumSparlei verwertken lassen. Aus den Vorgängen der neuesten Zeit ist leider zn sebc», daß wir auf kirchenpolitischem Gebiet nicht weiter kommen, daß vielmehr die Vertreter der Interessen der katholischen Kirche mit unheimlicher Consequenz und mit kochst vcr- derblichem Eifer an der Arbeit sink, ihre frühere Macht nicht nur wieder berzustellcn, sondern sie »och zu er weitern. Solche Erörterungen mögen vorläufig wirkungs los sein, zwecklos sind sie sicher nicht, denn die Klarstellung der Sachlage kann für eine Partei nicht willkommen sein, die c- liebt, sich als die Hauptstütze des TbroneS hinznstellen. Bei ibren Huldigungen für da« SlaatSoberbaupt verschweigt diese Partei leider, daß ibre Haupttbätigkeit daraus hmauSläukt, die Grundlage des deutschen SlaatSlebcnS zu untergraben. In der Magdeburger Versammlung haben 4000 Katboliken ibren Staudpunct unter Führung von Schorlemer-Alst dabin zusammengesaßt, daß sie die Zurück zichung de- Zedlitz'schen BolkSschulgesctzentwurfS beklage», die Zulassung der Jesuiten in Deutschland und die Wiederher stellung der weltlichen Herrschaft des Papstes fordern. Die letztgenannte Forderung hat mit den kirchlichen Interessen de« dculichcn Reiche« gar nicht« gemein; ob der Papst zugleich weltlicher Herrscher eines TbeileS von Italien ist oder nicht, bcrübrt die kirchlichen Interessen deS deutschen Volkes i» keiner Weise, eS wäre sogar LandeSverrath, wenn durch die Bemühungen deutscher Katholiken ein Krieg entzündet würde, um dein Papste zur Wiedereinsetzung in seine Macht als weltlicher Herrscher zu verhelfen. Wir erkennen leider auS der ganzen Sachlage, daß der Krebsschaden, an welchem da« Deutsche Reich seit seiner Wiedergeburt leidet, die EentrumSpartei, sich noch heute trotz de« EultnrkampseS und dcS Friedens vom lO. Mai >887 einer KampseSfrischc erfreut, wie sic nur einer auswärts strebenden Partei eigen ist. Windthorst ist tobt, Schorlemer- Alst ist wieder anf dem Kampfplatz erschienen — daS ist bc zeichnender als Alle«, was sonst über die Stellung der EentrumSpartei in der Gegenwart gesagt werden kann. DaS deutsche Volk muß sich wie zu Lebzeiten Lutber's gegen die Uebergrisfe der katholischen Kirche vertbeidigcn, als ob wir keine Reformation und keinen 30 jäbrige» Krieg überstanden hätten. Man ersieht daran«, daß selbst die Mißbräuche der Geistlichkeit tief eingewurzelte religiöse Anschauungen nicht zu beseitigen vermögen und daß der Gläubige für Irrtbümcr mit derselben Ausdauer einstcbt, wie für ewige Wahrheiten, deren Werth ihm nicht faßbar ist. E« wird in unserer schweren Zeit, wo wir durch den Unverstand der Masten von den schlimmsten Gefahren be droht sind, so viel von Religion gesprochen, man bemüht sich, die Streitigkeiten der Bekenner verschiedener Formen de« christlichen Glauben« unbeachtet zu lasten, sie machen sich aber trotzdem so sehr bemerkbar, daß c« nicht möglich ist, sie als nicht vorhanden zu betrachten. WaS von protestantischer Seite geschehen konnte, um volle Duldsamkeit gegen anders gläubige Christen ru üben, ist geschehe», aber nur mit der Wirkung, ihre Begehrlichkeit nach Machterweiterung zu steigern. WaS wir verlangen, ist klar und deutlich, so daß e« die Cenlrum«männer bei einigem guten Willen verstehen müssen. Wir wollen volle Glaubensfreiheit und außerdcn, Unabhängigkeit der geistigen Entwickelung de« Volks von dogmatischen Vorschriften und Glaubensartikeln Wir wolle» ferner Trennung der Religion von der Politik. Die staatlichen Interessen können wohl die Unterordnung der kirchlichen Interessen nötbig machen, aber nicht umgekehrt. Tie Schlichtung diese« Streite« ist leider in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. * Deutsches Reich. «. Berlin, 1. Juni. Mit vollem Rechte wendet sich die »Post- gegen die .Frankfurter Zeitung-, welche durch trndrnftöse Berichte über Reibereien zwischen Militair und Eivilpersonrn Stimmung argen die Armee at< solche z» mache» sucht. Da- Frankreich sehr wohlgeneigt« demo kratische Organ wird anfgcsordcrt, sich auch in solchen Dingen ^ an seinen französischen College» ein Beispiel zu »ebiiien, da in Frankreich Alle«, was die Armee betriff», hoch und heilig gehalten werbe. Die .Post- Kälte binzusügen dürfen, daß die .Franks. Ztg." und die gesinnung-verwandte Presse, die ibr »act'betet und nachdruckt, für Exccssc französischer Militair- personell, wen» sie nicht todlzuichweigen sind, eine Objcc- tivität und Rachsicht dev UrtbeilS besitzt, die der Gier nnv llcbcrtreibungSsuchk, mil der sie äbnliche unliebsailie denkschc Vorkommnisse aufgreift, die Waage bält. Solches äreiben kan» nicht scharf genug gcbraiibmartk werden. Slrcnge Verurlbcilung, strengcrc als sie ihnen die „Post" angedeihen laßt, verdiene» aber jedenfalls auch die Ausschreitungen vvn Mililairpersoilen, namentlich von Osficicren. Cs klingt kenn dock> zu schlecht untcrrichlct und zu tolerant, wenn da« Blatt sagt: .Cs mag ja Vorkommen, daß ci»mal ein Jünger des Mar« sich einem Bürgersmann gegenüber etwa« zu Schnlben kommen läßt.- C« ko in m t vor und ist nament lich in letzter '-teil, besonder« in Sütkkiitschland, wiederholt vorgckonliiien: und wenn wir cinräiimeil müssen, das; die Mililairvcrwallnng nicht in der Lage ist, solche Vorfälle gänz lich zu verhüten, so muß es doch besreindcii, wenn die „Voll" ihrer Feststellung nicht da« Verlangen nach niiiiachsich'.-gster Bestrafung folgen läßt. Beleidigungen von Bürgcr», wenn sie von Offieiercn ausgehe», sind unter dem GesichtSvluiet einer Schädigung der Institution der Armcc z» betrachten. Cs ist einmal Tbatsache undiur unS eine sehr begreifliche Ibalsachc, kaß Angriffe von Ojsicicrell ans Bürger überall, »ainciillich aber im Süden und Westen, eine tietgeheiidc Erbitterung Hervor rufen. Der Vergleich mit tem oft nicht niinder weit geheil te» .Slurciiiciiult- trifft nicht zu, denn diesem wird in der Regel der mildernde Umstand de« jugendlichen lleberinnths bewilligt, während Ausschreitungen von Ossiciercii als Anö- 'lüffe deS HochinniliS cmpsnnkc» werten. Beides i» viele» rällen gewiß Nicht mit Unrecht. Cö ist die unendlich wichtige xragc der Popnlaritäl der Armee, die hier in« Spiel kommt. Der Ossicicr besitzt vermöge seines Bildungsgrades da« Ver ständnis für riesen Umstand, läßt er ihn außer Acht, so ver sündigt «r sich gegen die Interessen des Vaterlandes, dem er avgcbört, und mußte an« diesem GesichrSpuncte de-, d. h. vcr- urtkcil, werten. Wenn dir .Post" der .Franks. Ztg." ins Gewissen redet, ss «Hut sie recht; sic sollte aber ihre Mah nung »och auf andere Kreise auSdcbnen. * Berlin, l. Juni. Tem BundeSratb ist eine im Nci ck>Se isenbahna nit auSgearbeitete TenIschrift zugegaiigen, betreffend Ergänzung der Bestimmungen des Bc- triebS-Negleuient« für dir Eisenbahnen Deutsch lands, welche bauptsächlich die Beförderung von Patronen auö Wach« Pulver betreffen. An der Hand dcS Antrages eine« Fabrikanten, Patronen aus einem von ihm bergestellten neuen ranchschwachen Pulver unter den Bedingungen, die für Patronen auö Seeuril und mehreren anderen Slvssen besiehe», zur Eisenbahn- bcfördclung zuzulasscii, habe» eingehende Unlersnchuiigeii i» dieser Richtung stallgcsunden. Sie haben ergeben, daß dieses Pulver an Gefährlichkeit vem feinkörnigen englischen Büchsen Pulver entschieden Nachsicht, da e« außerordentlich schwer, oft fast unmöglich sei, eine größere Menge auf einmal zu entzünden. Ein Entzünden oder Explvdiren des Pulver« sei selbst dann nicht zu befürchten, wenn in der Näbc eines Wagen«, der das in Holzkistcn oder Fässer verpackte Pulver entbalte, Feuer auSbrcche. Die königlich preußische technische Deputation für Gewerbe bat erklärt, daß sie i» Anbetracht dieses günstigen Ergebnisse« der Versuche leine» Anstand »ebme, die Zulassung dcS neuen Pulver«, da« au« einem Gemenge von chlorsaurcm Kali, Carnanbawach« und Hexenmehl fLneopodiuin) bestelle und als Wachspulver zu bezeichnen sei, zur Eisenbabiibefördcrung unter den beantrag ten Bedingungen zu empfehlen. DaS ReichSeisenbabnaint hat Anlaß genommen, bei dein BundeSrathe einen Antrag in dieser Richtung z» stellen, welcher eine der Angelegenheit ge mäße Abänderung und Ergänzuiig des Betriebs Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands bezweckt. Der Zeilpunct, mit welchem diese Anordnung in Kraft treten soll, ist vor behalten worden. — Fürst Bismarck hat aus Anlaß des Ablebens des Oberbürgermeisters v. Forckenbeck ein Schreiben an den Bürgermeister Zelle gerichtet, in welchem cs heißt: Hch bedoure, das, »leine Gesundheit mir nicht gestattet, meine ansrichtige Tlieilnatmie an dem Ausscheiden meine« langjithriaen Mitarbeiter« in der Politik au« seiner sür Berlin so erfolgreichen amtlichen Thäligkrtt Ausdruck zn geben. — In den Nachrufen, welche Forckenbeck gewidmet worden, befindet sich auch mehrfach der Hinweis auf die bald nach der Thronbesteigung Kaiser Friedrich'« erfolgte bobe Ordensauszeichnung, welche unter besondere» Umständen stattfand. Der Hergang ist nach der „Münchener Allg. Zlg." authentisch folgender gewesen: „Kaiser Friedrich legte dem FürstenBtSmarck, al« dieser zm» Vortrag »ach Lharlvttenburg kam, eine Liste beabsichtigter Ordensverleihungen vor. Aus der List« stand auch Forckenbeck, welcher im Januar 1887 eigen« iu den — alsdann ausgelilsten — Reichstag gegangen war, um gegen die Septennatsvortage zu stimmen, obwohl er sonst an den Sitzungen selten oder nie Aiithetl nahm. Dieser Vorgang hatte auf Kaiser Wilhelm I einen so verstimmenden Eindruck gemacht, dich in der Thai fortan keine Einladung an den Oberbürgermeister zu den Hof- festen u. s. w. mehr erging. Fürst Bismarck glaubte dem nach de» Kaiser Friedrich daraus aufmerksam mache» ru müssen das, dle beabsichtigt» gleichzeitige Auszeichnung der dafür in dos Auge gefassten Persönlichkeiten doch ein« Frage von voliliiitier Tragweite sei, welche der vorherigen Erörterung im Staatsmtnisie- rium nicht entzogen werden könne. Der Kaiser erwiderte, ihm lieg« namentlich an Forckenbeck. Fürst Bismarck versprach, am nächsten Tage darüber zu berschten. Der Kaiser geleitete ihn, wie er bl« in die letzten Tag» seiner Krankheit stet» getban bat, bi« an dle Tbür. reichte ihm dort die Hand und richtete auf den Fürsten dabei einen antzerordentlich wehmuihSvollen Blick, von welchem Fürst Bismarck ipäler erzödlt bat. das, er ihn zeitlebens nicht vergessen werde. Auf der Heimfahrt beschäftigte der Gedanke, wie es möglich sei. dem Wunsche de« Kaisers zu entsprechen, ohne der Sache »in« politisch« Tragweite zu geben, de» Kanzler unausgesetzt. Schon batte er da« Ebausjeebaus passirt, als ihm der Gedanke kam, di« Auszeichnung mit der Hits«, action sür die überschwemmten Landesthftle in Verbindung zu bringen, an deren Spitze Forckenbeck aus Wunsch der Kaiserin vor Kurzem getreten war. Fürst Bismarck hieß den Wagen umkehren, fuhr wieder nach Lhartottenburg zurück «nd ließ sich beim Raiter melden, der den Vorschlag sofort acceptirt» and dem Fürst« mit einem Blick unaussprechlicher Befriedigung und Dankbarkeit Li« Hand drückte. — Der Präsident de« Nciä,Sverfiäicrunq«amtS I)v. Bödiker bat seine Tbeilliabme an de» Verhandlungen de« demnächst in Hamburg zusamincittrctciidkn deutschen BerusS- genossenschaslstagc« zugrsagt. Außer den bereits »iit- geihcilten Gegenständen der Tagesordnung wird aus dem Gcuossenschaststage voraussichtlich noch eine aus die Chicagocr WellauSstellung bezügliche Fra^c zur Erörterung komuien. A»S bernfsaciicssciischasllicheii Kreisen ist angeregt worden, auf dieser Ausstellung den Umfang und die Bedeutung bezw. die Wirkungen der socialpolitischcn Gesetzgebung Deutschland« in geeigneter Form zur Darstellung zu bringen. Diese Frage ist bereits anf die Tagesordnung der Sitzung des geschästS- sührenteii Ausschusses der BcrusSgcnosscnschasten in Ham burg gestellt, die vor den Verhandlungen des GenossenschastS- tageS jtattsindet. — DaS französische Blatt „Le Solcil- berichtet am 20. Mai von einem, wie e« dem Blatt erscheint, sehr merk würdige» Plane, welcher dem KriegSininister unterbreitet worden sei. Es bandelt sich um die Bildung von Cavallerie- Regimentern auS eingcl> orcncn Elsaß - Lotbrinaern, welche ihre Hcimalh verlasse» haben, um in französische Kriegsdienste zn treten Diese Regimenter sollen einen großen Nutzen versprechen, weil sic, i»i Fall eines unmittelbaren Aus drucks der Feindseligkeiten, so wie keine andere Reiterei ge eignet zur Rcrognoseirung sein würden. So die Meldung de« .Solcil-, zu der die „Post" bemerkt: „Wir sind keineswegs der Meinung, daß aus diese Art von An zapfungen, ,n denen »ns immerfort mit einem baldigen Angriffs kriege von französischer Seile gedroht wird, viel Rücksicht zu nehmen sei. Wir sind dergleichen allznsedr gewohnt. Im vorliegenden Fall möchte man aber doch fragen, ob er auch weiter nicht» ist, al- eine der gewöhnlichen liebenswürdige» Neckereien. Sollte eS in Frankreich nicht eine Partei geben, der eS sehr unbequem ist, daß die Kriegs gefahr in Folge des russischen NolhstandcS einznschlafen scheint'? Sollte diese Partei nicht Bedacht nehmen, den KriegSeiser immer wieder anznschü ren, um einer lickreundeten Partei in Rußland, die von ähnlichen Absichten erfüllt sei» mag, unter di« Arme »u greisen? Nebenbei darf ma» nicht vergessen, daß der „Soleil'* * ein orlcanistischcS Lrgan ist, der den KriegS- hossnlliigen zugcldan Ist, nicht blos aus Revonche-Äurst, sondern in der Erwartung, baß bei einen Krieg die republikanische Regieruug, wie sie jetzt besteht, a»f jeden Fall e.»S rbbekommen würde." — Dem Vcriiebiiicil »ach dürste» in der nächsten Zeit verschiedene BcrgwerkSinicrcsseutenkrcisc sich wiederum mit der Frage der Bcrgwcrksst euer-Aufhebung bezw. mit der Beralbung von darauf bezügliche» Eingaben beschäftigen. Bekanntlich ist in der Auseinandersetzung des „ReichsanzrigerS" über die eventuell einzuschlagcndcn Bahnen sür die weitere Steuerreform erwähnt worden, daß bei der Wahl eine« be stimmten Rcformmodu« auch die BergwerkSsteucr mindestens vollständig uiiigestaltet bezw. wesentlich ermäßigt werden könnte. — Der Ausschuß dcS Allgemeinen deutschen Ver bandes beschloß in^seincr gestrige» Sitzung, den Gcsammt- vorstand zu einer Sitzung aus den l t. Juni einzuberufen, in welcher zu der Frage der Berliner Weltausstellung Stellung genommen werden soll. * Potsdam, l. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser kielt im Lause des heutigen Vormittag« Parade über die Potsdamer Garnison ab. Die Kaiserin-Königin Wil- belmine, die Königin-Negentin und die Edinburger Herrschaften wobitten derselben in offenen Vierspännern bei. Der Kaiser eommandirtc, der Kronprinz und die Söhne de« Prinzen Albrecht stanken im Gliede. DaS Präsentircn erfolgte unter de» Klänge» der holländischen Nationalhymne. Bei dem zweimaligen Vorbeimarsch führte der Kaiser persönlich da« Garde-d» Corps-Regiment vor. Nach der Parade findet im Neuen Palais ein Paradedincr statt. Da« Kaiserpaar und die hohen Gaste wurden vom Publicum enthusiastisch begrüßt. * Kiel, 1. Juni. (Telegramm.) An zuständiger Stelle ist von einer unmittelbar bevorstebenden Ankunft Kaiser WilbrlmS nicht« bekannt. Die Aacht „Hobenzollern" liegt seeklar. — Zu der am 29. d stattsindenden großen See- reaatla de« taiscrlichc» ?)achtclubS hat der Kaiser sein Erscheinen in Aussicht gestellt. * Hamburg, 3l. Mai. Prinz Heinrich von Preußen crössnetc persönlich die beutige Sitzung der 27. Jahresver sammlung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger durch eine längere Ansprache. * Posen, 3l. Mai. lieber die Polen und dir Schule wird der „Schief. Ztq." von hier geschrieben: Die gesammte Volksschule, ganz bk>o»bers aber die niedere, ist und bleibt »eben den übrigen Maßnahmen der Slaatsregterung derjenige Factor, welcher die deutsche Eulturidee am kräftigsten und nachhaltigsten zu fördern im Stande ist. Wenn dem jetzt zur Offensive ubergegangenen Polo- »isiiius von irgend einer öffentliche» Institution des Staates eine einschränkende Grenze gezogen werden kan», Io wird diele Institution in erster Linie die Schule sein. Tie gernianisirciide Wirkung de« deutschen NnsiedclnngsiverkeS soll keineswegs unterschätzt werde», aber sie wird erst nach Jahrzehnten in die Erscheinung treten. Und außerdem darf nicht übersehen werden, daß die polnische Pro paganda eisrtg an, Lüerte ist. durch eine rührige genossenschastliche Ansiedelungsthätiglkit da« verlorene Terrain zurückzuerobern. Ohne Frage wird ihr dies bi« zu einem gewissen Umfange auch gelmgen. Die Arbeit der Schule an der nochwachsenden polnischen Generation, das mit der deutsche» Sprache und Literatur de» polnischen Kindern eingeimpste deutsche Wesen ober vermag keine Einwirkung im späteren Leben, weder Familie, noch Kirche oder Gesellschaft, ganz z» zer stören. Dieser dauernde Erfolg der Schule muß darum auch als die letzte Uriache des KampseS gegen da« bewährte System betrachtet werden. Eine gründliche Aenderung dieses Svstems in der Schule ist natürlich da» Erst«, was man fordern zu müssen glaubt. Der Ansang soll mit der obligatorischen Zulassung des polnische» Sprachunterrichts gemacht werden. Trotz offenknndtgcr Beweist will sich die polnische Petzpresse von der Entbehrlichkeit der polnischen Sprache in der Volksschule nicht überzeugen lassen; wie au einem Jahrhunderte alten Dogma hält sie an dem Vourtbeile fest, das polnische Rind vermöge den ihm dargebotenen Stoff ohne die polnische Sprache nicht geistig zu durchdringen, e» werde nur mechanisch abqerichtet. In Schulischen wendet die polnische Presse nachgerade »ine Üampiesweise an, die Kart an die Grenzen des Erlaubten streift. Durch nicht« be wiesen« Behauptungen, Entstellung von Ldatiache». öffentlich» Braud- markung, Aufbauschung geringfügiger Geschehnisse — Alle» muß dem »inen Zweck« dienen, di« große Malst in Bewegung zu erhalte»; Neuerdiug« wird auch gegen di« polnischen Lehrer zu Feld« gezogen, welche den simultanen Lehrervereinen in der Provinz Posen al« VNt«lt»d«r »„gehören. R» soll durch dies» Mltglledschosl «», U»z
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