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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920610019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892061001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892061001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-10
- Monat1892-06
- Jahr1892
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RDM M I» der H»uptexvkditio, od« dt» Im Steht- beiirk und de» Vororte» errichtete» Nu», gabestell«» abgeholt: viertrljLhrltch^Sckch bet twetmalta« tüglicher Zustellung tu« Hau« » 5.50. Durch bte Post bezogen für Deutschland »ud Oesterreich: virrtellährlich -4 g,— Direct« tügltch» Kreuzbandsenduog i»I Luslaad: «oaatltch 9.—. Li« Morgen-AuSgab« «scheint täglich'/,7 llhr, di« Adeud-Butgab» Woche»lag« 5 Uhr. Ledactioa »ud Lrpeditiou: J«t«n»eS««S« 8. Morgen-AnSgave. Dir rn>ed!kion ist get>g»et ve »»»ntrrbroche» :ith 9 btl Lbend, 7 Uhr. Filiale»: VR, «««»'» e»rtt«. (Riste«» Hatz»». UuiversltLUstrah« ». e-at» Lös»«. Kakharilleustr. Ich Part. ^ KS»igSplatz 7. npMtr.TagMM Anzeiger. LWN für Politik, Localgeschichte, Handels- «ud Geschäftsverkehr. Die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Neclame, unt« dem Redaütoalstrich <«go> spalten) 50-4. vor den Familironachrichir» («.gespalten) 40-4- Größere Kchrillen laut unsere» Preis- verzeichaiß. Tabellarischer »ad gifferosatz »ach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gesalzt), »ar mit brr Morgen. Ausgabe, oha« PostbesLrderuNK ^4 SU.—, mit Poftbesörderuog ^4 70c—. ^nnahmrschluß str Inserate: Ab«»d»Au«gabr: vormittag« 10 Uhr. Marge ».Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn, and Festtag« früh 9 Uhr. vei de» Filialen und Anuahmestelleu j» ei»» halb« Et»»d« früher. Inserat« such stet« an hch Gx>«ditto» W richte». Druck und vnlag ««» L. Pol» i» Leipzig Freitag den 10. Juni 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die LinlSsung der am 8V. diese» Monat» ^ „ , fälligen ZinScoupon« (mit Ausnahme derjenige», welch« zu den für 30. Juni 1892 grkündtgten Scheinen der Anleihe von 1876 gehören) und der durch AuSloosung zahlbaren Scheine der Leipzigers Stadtanleihen erfolgt bereit» vom IS. diese» Monat» ab bei unser Stadtcasse in den Stunden von S Uhr Vormittags s bi» 1 Uhr Mittags. Der »ach der Bekanntmachung vom 4. December 1891 für den SO. Juni 18SL grtundigte Tveil der Lripziger Stadtanlethe von 1876 gelangt dagegen erst vom 8V. diese» Monat» ab bei unserer Stadtcasse während der oben bemerkten Lossenslunden ^ zur Rückzahlung. Leipzig, den 8. Juui 1892. Der Rath der Stadt Leipzig Lekanntmachnng. Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Fortführung der südlichen vorfluthschlentzc sind vergebt». Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 4. Juni 1892. Der Rath dcr Stadt Leipzig. Io. 2718. vr. Georgi. Rüling. 776. De. Georgt. Mer. Lekanntmachnng. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordnclcu 1> v. 5234 schloffen, nach Maßgabe de» Plane haben wir be- L. -1. b7?b Fluchtlinien für diejenigen Straßen und Plätze im Sladttheil« Leipzig«Seiler. Hausen festzustellen, welche zwischen der Wurzener und Gartenstraßc und den Flurgrenzen mit Crottendorf und Stünz liegen, sowie für diejenigen Straßen und Plätze im Sladttheile Leivzig-Anger-Lrvtten darf, welche aus dem Thetle der Flur Crottendorf, zwischen der verlängerten Gartenstraße in Leipzig-Anger-Crottcndorf, der ltönigi. sächs. Berblndungkbahu, der Flurgrenz« mit Sellerhausen und der Eilenburger Eisenbahn liegen. Ferner haben wir mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossen, den seiner Zeit auSgelegt«, Bebauungsplan über Leipzig. L. V. 3460 Anger.Lrottendorf, ' xz ^ 46t^' "sicher durch die Bekanntmachung vom 4. December 1889 Id b822 Giltigkeit erlangt hat, dahin ab- zuändern, daß die Straße, welche die Parcelle Nr. 25 des Flur> buch» für Anger und die Parcelle» 7, 75, 83 bis mit 93, 101 bis mit 105, 117, 118,119 des Flurbuchs für Crottendorf durchschneidet, bez. berührt, statt wie früher 2» w, nun 23 w Breite erhalten soll, 'I' V K234 wir die» aus Plaa (aus welchem diese Straß« die Bezeichnung L erhalte» hat) dargestellt ist. Auch ist darin eine Abänderung getroffen, daß die Parcellen 103 bis mit 107, 118 bl- mit 119 des Flurbuch» für Crottendorf treffend, die Anlage eine« freien Platze« beschlossen worden ist. Dieser Bebauungsplan liegt in unserer Tiesdauvcrwaltung (Rath, hau», Zimmer Nr. 23, II. Stock) vier Wochen, vom Ablause des Tage» nach der Ausgabe der diese Bekannimachung enthaltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei deren Brriust schriftlich bei uns anzubriagen. Leipzig, den ». Juni 1892. Der Rath »er Stadt Leipzig. Aufgebot. Der Gutsbesitzer Eduard Rauer ln Emilienhof bei Schmilau, vertreten durch die Rechtsanwälte Justizrath Tvelle und I>r. Toelle hier, hat als eingetragener Etgenthümer deS Grundstücks Schmilau Blatt Nr. 7 das Aufgebot der aus diesem Grundstück in Abthci- lung III unter Nr. IS für die Handlung Heinrich tküstncr und Co. in Leipzig aus Grund deSBenrage» vom 4. November 1882 eingetragenen zu 5"/, jährlich verzinslichen Post von 1000 ^l Rest kausgeld beantragt. Die eingetragene Gläubigerin oder deren Rechtsnachfolger werden aufgefvrdert, spätesten» in dem aus den 6. August 18V2, vormittag» 9 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 4, anberaumten Nus gebotStermine ihre Rechte und Ansprüche anzumclden, widrigenfalls sie mit diesen ausgeschlossen werden und die Post im Grundbuch« gelöscht werden wird. Schneldemühl, den 25. April 1892. Königliches Amtsgericht. Das Krönungsjubiläum in Ungarn. Is 2841. Ör. Georgt. Redlich. Feldverpachtnng. Von der au der Gundorfer Straße gelegenen Parcelle Nr. 681 de» Flurbuch- für Leipztg-Lindenau soll ein 3 Hekt. 94,4 Ar — 7 Ack. 38 L.R. enthaltender Lheil zum Feldbau, mU Ausschluß jeder anderen Benutzungsweise, aus dt« 6 Jahre vom 1. Oktober 1892 bi« SO. September 1898 Sonuabend, den 18. diese» Monat», vormittag» 11 Uhr an NathSstelle, Rathhau«, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, an den Meist bietenden verpachtet werden. Die Versteigerung«. und LerpachwngSbedlngunaen nebst dem betreffenden Situation-plane liegen in der Geschäftsstelle unserer Oekonomte-Juspectioa, Iohannitpiatz 9, zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 7. Juni 1892. ^ Der Rath der Stadt Leipzig. lb. 2006. vr. Georgt. Arm rumbiegel. l Eckgebäud« an der — 'sind solgend« Mteth. Bekanntmachung. In dem der Stadtgemeinde Leipzig aeböria Markthalle — »urprinzstrade Rr. 1 räume, al«: 1) da» an der Bruderstrabe gelegene vrrkaufSgew-lbe 4 von 37,74 qm Flächengehait mit einem Nebenraum von 17F0 qm und einem tm Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 36,10 qm: 2) da« an der derselben Straße gelegene verkausSgewölbe v von 32,19 qm Flächengehalt mit einem größeren Nebenraum von lb,80 qm und einem kleineren von)2F5 qm, sowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 21,70 qm; S) da» an derselben Straße gelegen« VerkausSgewölbe 0 von 32,10 qm Mächenaehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter tm Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 21.70 qm; 4) da« an der Eck« der Brüder- ond Kurprinzstraße gelegene VerkausSgewölbe v von 56,30 qm Flächengehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter tm Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 45.50 qm sofort ans sich« Jahr« zu vermtethen. Miethgesuch« werd«» ans dem Nachhanfe, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, «ntgegengenommea. Leipzig, de, 8. Juni 1892. Der Rath her St«ht Leipzig. Kru« Georgt. umbiegel. Lirscheu-Verfteigernng. Di« diesjährige Nutzung von de« fiscalischen Kirsch-Bäumen an den Straße» der Amtsseraßenmeifterbezirke Grimma, Loldi» und Wurz«, soll arge» sosortig» Baarzahinng und »ntrr de» sonst vor- grschriob««» Bedingungen öffentlich versteigert wrrden M»»t»g, »e« 1». »iefe» M«««t», vormittag« 9 Uhr t» dp» LchwckwtrHschast zum Wlesenthal in Grimm», Nachmittag« '/F Uhr tm Gastbas »«» geldschlößchn zu llolditz, D1e«»»«g. de» »4. Plefe» Mo»«t», vormittag« '/.IO Uhr t« Gandos ,» Bor«dorf und ^9 . t» d« ^ - - - »a, am S. Ji ^HiGltche 8. Imst 18«. Etr»tzr»- ,»h »t»»««A«>. r Meyer'sche, Lchaukwirth- schaft z» Warzen. »»»«glich« V«t»»r»p«U«r«t. Die staatsrechtliche Stellung Ungarns, wie sie durch den Ausgleich deS JabreS 1867 geschaffen worden ist, hat durch das Krönungsjubiläum in Pest die Bestätigung als dauernder "ustand erhalten; daS verwickelte und ohne Beispiel dastehende erhältniß der beiden Staaten Oesterreich und Ungarn zu einander hat sich während deSZeitraumS von 25 Jahren allmälig eingclebt in die Gewohnheiten und Bedürfnisse dcr Bevölkerung -deS Doppelstaates, und wenn eS auch an Schwierigkeiten aus den Gebieten dcr Finanzen und deS Heerwesens niemals gefehlt hat, wenn mannigfache Reibungen daS gute Ein vernehmen gestört haben, so hat sich doch dcr Dualis mus als eine mögliche Einrichtung bewährt, nachdem sich alle Bemühungen, aus Oesterreich-Ungarn einen Einheitsstaat zu bilden, als vergeblich erwiesen halte». Deutschland konnte die Schöpfung des Grafen Bcust nur mit gemischten Ge fühle» betrachten, weil durch sie die schon ziemlich weit vor geschrittene Gcrmaniflrung Ungarns nicht nur zuin Still stand gebracht, sondern überhaupt unmöglich gemacht worden ist. In der Uebergaugszcit, die auS dem früheren in den gegenwärtigen Zustand überleitete, macble sich ein starker Gegensatz zwischen Magyaren und Deutschen bemerkbar, der Sturm der Leidenschaft wich aber nach und nach milderen Anschauungen aus beiden Seiten, und seit dem Abschluß deS Bündnisses deS Deutschen Reiches mit Oesterreich-Ungarn be steht ein gutes Einvernehmen zwischen beiden Nationen. Die Magyaren fangen an einzusebe», daß ihrer Berwallung noch große Mängel anhaften, daß die ComitalSwirlbschaft, die eine gewisse Aehnlichkeit mit dcr türkischen Pascha-Wirthschast hat, dcr Ausrichtung geordneter Zustände Hindernisse bereitet und daß auch die ungarische Justiz sehr der Verbesserung bedarf. Gras Szapary hat in dieser Beziehung einen kräftigen Anlauf genommen, um mit den alle» Mißbräuchen auszuräumen, und eS scheint, als ob ihm die Mehrheit deS Reichstages den sür die Ausführung seiner Pläne nöthigcn Beistand leisten werde. Die Vorlagen wegen Einführung der Goldwährung haben in Ungarn größeres Entgegenkommen gesunden als i» Oesterreich, und eS ist unzweifelhaft, daß die Bereitwilligkeit Ungarns, die Vorlagen anzunehmen, auch auf Oesterreich eine günstige Rückwirkung äußern wird. Die Thatkrast, mit welcher der österreichische Finainininister sein Ziel verfolgt, und die Schlagfcrtigkeit, mit welcher er allen Angriffen aus die Gold Währung entgcgentritt, gewähren eine wirksame Hilfe gegen die Widersacher der Neuerung, welche keine triftigen Gründe ihre« Widerstandes anzugeben wissen, eS sei denn, daß ihnen die Macht der Gewohnheit und die Bcsorgniß vor den Folgen der Neuerung als solche Gründe erscheinen. Jede Neuerung ist ein Wagniß, aber wenn man immer bloS den schlimmsten Fall annehmen wollte, dann würde überhaupt jeder Fortschritt unmöglich sein. In solcher Lage hat sich der bedeutuiiaSvolle Vorgang des 25 jährigen Jubiläums de- Kaisers von Oesterreich als König von Ungarn vollzogen, und alle Veranstaltungen, alle Kund gebungen des ungarischen Volkes bei diesem Anlaß haben gezeigt, einen wie hervorragenden Antheil an der Reorgani jation Ungarn« der Kaiser Franz Josef gehabt bat. Der Uber jede» Lob erhabenen Liebenswürdigkeit seiner Person, der sich stets gleich bleibenden wohlwollende» Art seines Wesens, dem zugleich gewinnende Freundlichkeit und besonnene Zurückhaltung eigen sind, ist eS gelungen, selbst die wider- strebenden Elemente des ungarischen Volle« sür sich zu ge winnen und sie dem seit 1867 bestehenden staatsrechtlichen Berhältniß geneigt zu machen. Nirgend» giebt e» ärgere Schreier ,n den europäischen Parlamenten al« Jranyi, Ugron und den Grafen Apponyi, damit können sich höchste»« die Italiener Jmbriani, Eavallotli und Varzilai Messen, aber an der Person de« Kaiser« Franz Josef findet kein ungarischer Abgeordneter etwa« auSzusetzcn, und mit der Veranstaltung glänzender Festlichkeiten zur Feier de« 25 jährigen Jubelfeste« dcr Krönung deS Kaiser« als König von Ungarn hat sich da- ganze Parlament einverstanden erklärt. Eine heikle Angelegenheit sind und bleiben alle die Vor gänge, welche an dir längst vergangene Revolutionszeit er innern. Namen wie Kossuth dürfen nicht genannt werden, ohne Rübe und Frieden in Ungarn zu gefährden, und beim Tod Klapka'S sind die gleichen Erscheinungen hervorgetreten. Die Ungarn brauchen sich aber nickt zu beklagen über ihren jetzigen Zustand; sie baden einen hohen Grad von Selbstständig keit, sie sind die verzogenen und verhätschelten Kinder der Ge sammt-Monarchie, die andere Reichshälfte dient Ungarn zur Erhöhung von Macht und Anseben und tragt obenein noch einen uaverhälliiißmäßig großen Theil der gemeinsamen finanziellen Lasten. Dabei lehrt sich da« ungarisch« Parlament so gut wie gar nicht an die Grenzen, welche ,hm der ÄeschäftSkrei« j der Delegationen zieht; >m Reichstage «Lrtigr» Angelegenheiten nSrtert, »lg samen Minister de« Auswärtigen für Oesterreich - Ungarn gäbe und als ob die Delegationen nicht alljährlich zusammen- Irätcn, um über daS Budget deS auswärtigen MinisteriumS zu verhandeln. Seit dcr Ausrichtung deS Dualismus hat Oesterreich-Ungarn noch keine große Umwälzung durchgemacht, weder an dem Kriege von 1870/71 war eS bethciligt, noch an dem russisch- türkijchcn Kriege von 1877/78, später ist der Dreibund in Kraft getreten, der sich ans dem Bündniß Deutschlands mit Oester reich-Ungarn entwickelt bat mit seinen glücklichen Wirkungen sür die Erhaltung deS europäischen Friedens. Ungarns Wiedergeburt hat sich somit unter de» günstigsten äußeren Verhältnissen vollzogen, und sie wird sich voraussichtlich unter der Herrschaft des Friedens noch ferner entwickeln. Vcrmuthungcn anzustellen über die etwaige» Folgen eines großen Krieges, an welchem Ocstcrreich-Unaarn bclhciligt ist, erscheint als ein vergebliches und nutzloses Beginnen ; wir wolle» hoffen, daß der Dualismus eine solche Probe überhaupt nicht zu bestehen hat. Waö geschieht, ist nvtbwendig, denn sonst würde eS nicht geschehen; dieser Satz bezieht sich auch ans verfehlte Werke, den» sie bahnen dem Besseren und Vollkommeneren den Weg. Alles, was besteht, ist der Veränderung unterworfen, auch Nom ist gefallen, obgleich cS die Welt beherrschte. Man hat Oesterreich daS Reich der Unwahrschcinlichkeiten genannt, andererseits yat man gesagt, daß diese« Reich gc schaffen werden müsse, wenn eS nicht bestände. Als der AuS gleich des Jahres 1867 zwischen Oesterreich und Ungarn Gestalt gewann, betrachtete man ihn kopfschüttelnd und reihte ihn unter die Versuche ein, in das österreichisch-ungarische Chaos Ordnung zu bringen; heute nach 25 Jahren denkt man darüber ander«, man bekennt sich zu der Meinung, daß dcr Dualis»,»- in Ermangelung von etwa« Besserem immer hin noch ganz erträglich ist. Die Ezcchen haben sich aller dings darauf berufen und die Errichtung eines König reichs Böhmen mit noch größerer Selbstständigkeit als Ungarn verlangt, aber diese- Verlangen hat bisher^ keine Befriedigung gesunden und wird sie auch voraussichtlich in Zukunft nicht finden, weil die Verhältnisse in Böbme» z anders liegen wie in Ungarn. Tie Deutsch incli stellen einen nicht unbeträchtlichen Procentsatz der böhmischen Bevölkerung dar, und dann ist auch die geographische Lage Böhmens zu berücksichtigen, die eine ,rdingtc Personalunion mit Oesterreich nicht gestattet. Hier liegt zugleich der Schlüssel sür die Schwierigkeiten der inneren Politik Oesterreichs; aber darüber steht dcr Presse eines bcsrcnndclen Staates nur ein sehr vorsichtiges Urtheil zu. ES ist in der Thal weit leichter, gute Nathschläge zu geben, als daS Richtige zu finden, wenn man selbst in der Lage ist, großer Schwierigkeiten Herr zu werden. Der Deutsche ist in dem Nationalilätenstreitc, welcher in Oesterreich tobt, Partei, und cS ist sür ihn selbstverständlich, daß er die Partei seiner Slamme-gcnossen vertritt im Kampfe gegen die Slawen; aber wenn man mitten in diesen verworrenen Zuständen lebt, so mag es schwer genug sein, einen Ausweg aus dem Labyrinth zu finden. * werde» all« »u«- »ß «s r«i»e» ß,«,i»- Deutsches Reich. 0. Leipzig, 10. Juni. Durch Berliner Blätter wurde die Nachricht verbreitet, daß die Verhandlung gegen die deS Hochverrat!-- angcklagten Clavierlehrer Kamicn, Schuh macher Ruff und Gemüsehäiidler Ne unt Haler in Berlin vor dem hiesigen Reichsgericht auf den 15. Juni angcsetzt ei. Diese auch in unser Blatt Ubergegangene Nachricht bestätigt sich »ach neuerlichen von un- eingezogcncn Er kundigungen nicht. ^ Berlin, 9. Juni. Die Heißsporne der hochkirchlich conservativen Richtung im Minden-NavenSberger Land haben sofort »ach dem Tode des Herr» v. Kleist-Rctzvw beschlossen, im NeichSlagSwahlkrciS Herford-Halle deu früheren Unler- richtSininister Grafen v. Zcdlitz-Trützschler als Candidaten auszustellen, sind aber bis heute noch nicht in die Lage gc kommen, ihren Gesinnungsgenossen mitzulheilen, wie Graf Zedlitz selbst über dicje ihm zugcdachte Rolle denkt. Wohl aber scheint inzwischen der Zwiespalt im Lager der NavenSbergcr Conservativen erheblich sich erweitert haben. Die „Neue Westfälische Volks-Zeitung", ein , cga» Stöckcr'schcr Richtung, verbraucht sehr viel Lungen kraft, um der conservativen Parteileitung in Berlin, »ament lich der Fraction des Abgeordnetenhauses täglich zu Gemüthr zu führen, daß »der allgemeine Parteikarren im Sumpfe wirklich stecken bleiben" müsse, wenn nicht so bald als irgend möglich und jedenfalls noch vor dem Herbst ein Parteitag die Klärung über daS Programm und d,e Taktik dcr Parte, hcrbeiführt. Nn» gebcrdct sich daS genannte Blatt allerdings derart, als sei im Minden RavenSbcrger Land nur Eine Stimme darüber, daß diese „Klärung" nach dem Verlangen deS extremen Stöcker-Hanimerstcin'schen Flügel- und nicht ander» erfolgen dürfe. Ja, e« wird sür jeden andern Fall sogar mit der Berufung eines besonderen Parteitage» in Westfalen und der Begründung einer „christlich-conservativen Partei" in dieser Provinz gedroht. Die „Bielefelder Post", da« nationalliberale Organ für Minden - Ravensberg, weist aber daraus hin, daß innerhalb der conservativen Partei in jener Landschaft nicht« weniaer als Einigkeit herrsche und daß gerade wieder beim Kampf gegen den letzten Schiilgesetzcntwurf sich gezeigt habe, wie viel be sonnene Männer e« auch im conservativen Lager giebt, die keineswegs mit den Heißspornen durch Dick und Dünn gehen mögen. Bestätigt wird ja da- Vorhandensein einer zwie spältigen conservativen Richtung auch durch die Wablzifscrn der letzten Jahre. Bei den Landtag-Wahlen in Hersord Halle-B>elefcld stimmten l885, wie 1888 etliche 30 freiconser vative Wahlmänner mit denen der liberalen Parteien gegen Stöcker, ebenso in Mindcn-Lllbbecke gegen die dortigen Can didaten Stöcker'scher Richtung, und bei den ReichStagSwahlen von 1890 klaffte ein offener Riß mitten durch die conservativr Partei in Bielefeld, wo gegen Herrn von Hammerstcin ein gemäßigt-conservativer Bewerber ausgetreten war. Da« von der „Neuen Westfälischen VolkSreilung" intonirte Vorspiel zu der Reich-laa-ersatzwahl in Herford-Halle, die Drohung mit einer Sclbstständigmackung der „ckristlich-conservativen Partei Westfalen«" (vermuthlich imGegensatz zur nichtchristlich- eonservativrn) kann nach alledem durckauß nicht im Sinne riuer besondere» Erstarkung dn Eonservativru überhaupt verstanden werden. Um so mehr verdient der Zuspruch der Bielefelder Post" beachtet zu werden, welcher die National- liberalen ermuntert und ermahnt, mit Aufgebot aller Kraft dem scheinbar übermächtigen Gegner fest cnkgcgenzutrcten. Die nationalliberale Partei Halle, wie in Erinnerung gebracht sei, den Wahlkreis im Jahre 1874 einmal im Besitz und ist seither stets die stärkste unter denen geblieben, welche den Hoch- conservativcn dort gegenüberstandrn. Bis 1881 waren die beiden liberalen Parteien regelmäßig nur mit einem gemein samen Candidaten in diesen Kamps gegangen j 1884, 1887 und 1890 hatte jede der beiden Parteien ihren eigenen Candidaten ausgestellt, wobei die Nationalliberalen 2500 bi« 3500, die Freisinnigen 1200—1500 Stimmen erhielten, während die Conservativen, so lange Herr von Klcist-Retzow candidirte, zusamuiengingcn und mit 8—10 000 Stimmen stets im ersten Wahlgang siegten. iS Berlin, 9. Juni. Unsere nculiche Meldung, daß Herr Bebel gesund sei und nicht von seinem Schwiegersohn Simon behandelt wird, sowie daß Herr Simon weder ein deutsches Abilurientcncxameli, noch eine mcdicinische Staats prüfung an einer deutschen Universität bestanden bat und daß Herr Simon deshalb nicht berechtigt ist, in Deutsch land als „praktischer Arzt" sich niederzulasscn, wird heute von dem „Ccntralorgan der svcialdcinrkratischcn Partei Deutschlands", dem „Vorwärts", bestätigt. Denn nichts als eine Bestätigung ist cS, wen» das Blatt erzählt, Herr Simon habe in Berlin und Jena studirt, au letzterer Universität den philosoplnschcn Doctortitel erworben und dann nach weiterem Studium in Zürich das schweizerische Staatsexamen gemacht, auf Grund dessen er in St. Gallen prakticire. Selbstverständlich verschwendet 'der „Vorwärts" bei dieser Bestätigung ein gut Theil deS reichen VorrathS seiner Schimpsworlc. Denn die Wahrheit haßt dcr „Vorwärts" noch viel mehr als de» „Bourgeois", daS kann Herr Singer bestätigen; und seit Herr Liebknecht, welcher allerdings — echt socialdcmokratisch — seinen Namen nicht nennt, das „Volksblatt" leitet, hat dieses „Centralorgan" sich redlich bemüht, nicht etwa sein Lcse- publicum zu belehren, sondern auf die möglichst niedrige Stufe hcrabzudrücken. Der Ton des Blattes ist längst dem Berliner Droschkenkutscher zu ordinär. Wir müssen darauf verzichten, mit diesem Blatte zu pvlcmisircn. Sollte aber Herr Simon nachträglich an einer deutschen Universität ein »icdicinischcS Staatsexamen machen, so werden wir nicht verfehlen, eS sofort milzutbeilen. Unsere Mit theilung, daß Frau Simon naturwissenschaftliche Studie» betreibt, bezeichnet daS „Volksblatt" als „bübisch", als „Schandnotiz" ic. Fürwabr, eine ganz eigenartige Auf fassung, deren alleiniges Eigenlhum wir Herrn Liebknecht gern überlasse». * Berlin, 9. Juni. (Telegramm.) Auf allerhöchsten Befehl soll fortan über alle Reibungen und Collisionen zwischen Osficieren und Civilpcrsonen dem Kaiser Vortrag unter genauer Darlegung des Sachverhalts erstattet werden. — Der socialdcmokralische Stadtverordnete Sabor legte infolge der gegen ihn wegen Betbeilignng an der Leichen feier Forckenbcck'S gerichteten Angriffe sein Mandat nieder. Es verlautet, auch Tutzauer und Höhne würden ihr Mandat aus gleicher Veranlassung nicdcrlcge». — Ucber die Kaiserbegegnung in Kiel wird der Köln. Ztg." telegraphisch a»S Berlin vom 8. d. berichtet: „Von Setten, die Gelegenheit haben, da» Zusammensein der beiden Kaiser in Kiel aus der Nähe zu beobachten, erfahren wir, dafi eS ebenso ungezwungen wie herzlich und zuvorkommend war. Ter Zar insbesondere war in der heitersten und liebens würdigsten Stimmung, und er gab davon zahlreiche Proben auch dadurch, das) er die Herren der kaiserlichen Begleitung durch längere eingehendere Unterhaltung auSzcichncte. Da« Wetter war unübertrefflich schön, die Pracht de» Kieler Hafens ist selten so grofiarttg zutage getreten wie an diesem auserlesenen PfingsldseiiStag. Ais die beiden Kaiser von einander am Abend schieden, waren sie einig in der Ueberzengung. selten einen so viel seitig begünstigten und vollans befriedigenden Tag verlebt zu haben. Die Annahme, daß der Zar auch noch die Nacht in Kiel zubringcn werde, die hier und da austauchte, beruhte auf einer Verkennung und Verwechselung der Thatsachen. Kaiser Wilhelm hatte allerdings keine fest« Zeitbestimmung wegen seiner Rückreise getroffen, daS prachtvolle Wetter hatte ihn bestimmt, auch noch heute in Kiel zu verbleiben, und er wird vorauSsichllich erst morgen früh wieder im Neuen PaiaiS eintresscn; sür die Tauer deS Aufenthalts deS Zaren waren aber von vornherein ganz feste Grenzen gezogen, die sich schon daran« ergaben, daß dcr Ausflug nach Kiel nur eine kurze Unterbrechung de« Kvpeiihagcner Aufenthalts bedeutete und dann die Rückreise von dort nach Petersburg schon sür die nächsten Tage festgesetzt ist. Die politische Tragweite deS ZarcnbesuchcS ist nicht zu überschätze», anderseits aber auch nicht zu gering anzuschlagen. Politische Verabredungen sind selbstverständlich auch diesmal nicht getroffen worden; die friedliche Bedeutung diele- Besuche» wird zwar durch die Reise des Großfürsten Konstantin Konstantinolvttsch »ach Nancy einigermaßen abgcschwächt, aber nicht ausgehoben. Bei dem Besuche de» Groß fürsten ist tn Betracht zu ziehen, daß die Russen dcr Fran zosen mehr denn je aus geldlichem Gebiete bedürfen und da» größte Interesse daran haben, jede Verstimmung des sranzösischcn Geldmärkte» z» verhüten. Der unerwartete Besuch deS russischen Großsürslen wird daher den Zweck gehabt haben, den franzö sischen Markt leichter sür die nächste russische Anleihe zu öffnen. Der Zarenbesnch in Kiel galt nickt solchen Rück sichten. Der Zar hat, wie uns versichert wird, ln Kiel wieder holt betont, daß seine Politik nur sriedltche Ziele verfolge, und da dt« Ziele de« deutschen Kaiser» sich seit seiner Thronbesteigung unentwegt tn der gleichen friedlichen Bahn bewegt haben, so darf man annehinkn, daß der persönliche Meinungsaustausch zweier Herrscher, die einander vertrauen, auch diesmal dazu betgetrogen habe» wird, dem Bestände und der Dauer de- europäischen Frieden» zu dienen. Wir fügen dieser Auslassung die Meldung der „N. Fr. Pr." aus London hinzu, daß der russische Botschafter daselbst auf das Bestimmteste erklärt habe, das Erscheinen deS Groß fürsten in Nancy sei ein eoup-cko-tstcr, dcr ohne Wissen und ohne Zustimmung des Zaren, sowie ohne vor herige Anfrage erfolgt sei." Ferner meldet uns ein wahrscheinlich verstümmelte», jedenfalls räthsclhastcS Tele gramm aus Petersburg: „Wie die „PeterSb. Dörsenzeituna" erfährt, wäre der Besuch de- Großfürsten Consiantin m Nancy unterblieben, wenn die französische Regierung den festen Entschluß bekundet hätte, anti-deutsch» Lund» I»b»u>», zu vr,hllte».'
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