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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911204023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-04
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Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ebne Postbelürderung >l M.—, mit Postbrsordernng ^l 7V.—. Ä.mrat,meschlat für Inseratr: Abend-AuSgabe: vormittags lO Uhr- Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- and Festtags früh S Uhr. Sei dev Filialen nnd Annahmrstellev je ein« balde Stunde früher. Inserate sind stets an dt« Expedit io» zu richten. 417. Krettag dm 4. December 1891. 85. Jahrgang, Leipzig, 4. December. * Zu dem auf der Werst dcS „Vnlcan" am 14. d. MtS. stattstndenden Stapellauf des zweiten Panzerschiffe- wird, wie die „Ostsee-Ztg." von zuverlässiger Seite erfährt, außer dem Kaiser auch Prinz Heinrich nach Stettin kommen. ÜS wird bestätigt, daß der Kaiser an einem vom „Bulcan" etwa zu veranstaltenden Festessen nicht theilnebmcn wird. Auck hat der Kaiser abgelebt,t, daß ihm zu Ebren von der Stadt ein Festmahl ausgerüstet werde. Ausgeschlossen erscheint eS nicht, daß der Kaiser selbst Einladungen zu einem Mittag essen ergeben lasten wird. * Bei dem gestngen politischen Diner bei dem Reichskanzler waren die sämmtlichen Minister und Ab geordnete aller Fraclionen, ausgenommen die Socialdemo kralen, zugegen. DaS Diner verlief in der angeregtesten Stimmung. Auf das mcbrscilig angeschlagene (Gesprächs thema über die Handelsverträge ging der Reichskanzler nicht ei». * Die „Post" bemerkt zu der von uns in der Morgen nummer mitgelbcilten Ansprache deö Kaisers an die Nccrnten in Potsdam: llnS ist der Wortlaut der Ansprache nicht bekannt geworden: doch können wir bestätigen, daß Se. Majestät dabei — wie wir schon einmal erwähnt haben — die Möglichkeit innerer Unrubcn berührt hat. * AuS Berlin wird unS Folgendes geschrieben: Der Reichstag weist in dem ganzen Verlauf dieser Tagungs periode außerordentlich große Lücken auf; er ist notorisch noch nicht einen einzigen Tag bcschlnßfäbig gewesen, was allerdings noch nicht zur Feststellung kam, weil noch keine Auszählung stattgefunken bat. Wenn aber auch die Ge schäfte nicht gerade gestört worden sind, so ist docsi der An- blick eines mitunter geradezu kläglich besetzten Reichstag be dauerlich und unwürdig In den beiden nächstfolgende», vor Weihnachten noch zur Verfügung stehenden Wochen beginnen nun sehr wichtige Verhandlungen, über die Börsenanträge, über die Haneelsverträge, voraussichtlich auch noch über einen Theil des ReichShauSbaltS, jedenfalls über den Gesetzentwurf, betreffend die Immunität der Abgeordneten. Es wird dabei auch an Abstimmungen und Auszahlungen nicht fehlen. Die Mahnung an die säumigen RcicsiSboten, jetzt eifriger als bis her an den Verhandlungen theilzunchmcn, erscheint dahek Wohl am Platze. * Die von dem bekannten sreiconservativen Parlamentarier Professor Delbrück redigirten „Preußischen Iabr- b ücker", deren Hauptmitarbcitcr bekanntlich Professor Heinrich von Trcitschkc ist, bringen unter der lteber- schrift: „Ill'.ßis vvlnnlrrb xuprom!» lox" folgenden bemerkenS- werlhcn Artikel: DaS Wort des Kaiser? „votunttvc re-st» »»pro»»» lox osto" hat eine Aufregung hervorgernl.m und eine Stimmung, wir können nicht sagen erzeugt, sondern zutage gebracht, die die schwersten Besorgnisse erweckt. Wir haben früher einmal ausgesiibri, daß es im Wesen einer starken Monarchie, wie wir sie in Denischiand haben und habe» wollen, liegt, daß auch die Subjectivilät des Monarchen »lii all ihren ZusäUigkeiten stark zur Geltung tvmmi. Wer die Anregung, die von einer solchen Persönlichseil ans dem Thron aus das ganze Staat-Sieben aoSgeübt wird, dantbar empfindet, muß es auch i» Kauf nehmen, wo sie eine Tendenz einschlägt, die ihm nicht znsagi. Jeder subicelive Wille aber erweckt Widerspruch, nnd wer die Auge» offen Hai. kann nicht verkennen, daß dieser Widersvruch im deutschen Volke stärker und stärker wird Die Behandlung der Schutsrage, die Unterschrift „eia volo zwjnhoo", die Rede in Düsseldorf, die Aiiiprachc an die Corpsi,„deuten in Bonn, das Telegramm an Herrn v. Helmholtz haben viel Murre» und Kvpsschüttelu üervor- geruseu. Das valnuUw ,-o^i« »n,,r«»nt lax aber hat gewirkt wie eine Kriegserklärung. ES ist ja ganz klar, daß eine Kundgebung damit nicht beabsichtigt war. Absolutismus oder anch nur Ver stärkung der inonarchiieiien Gewalt sind i» Deutschland so schlechter dings »nmöglich, dast Aiemand hier auch nur an eine Gefahr glaubt, gestchweige, daß sic wirklich bestände oder an allerhöchster Stelle der leiseste Schimmer einer solchen Absicht vorlägr. Man braucht sich dafür auf jene schönen, scierlicbeii Worte der ersten Thronrede des Kaisers gar nicht zu beruien. Dennoch hat jenes Wort eine» wahre» Sturm erregt. Die Presse rust die Vertassung an, fragt: wo sind die con- stitnlioiieUen Minister, und wettert gegen den Byzantinismus. Tie Beamten raunen sich mit finstern Mienen scharfe Bemerkniige» zu. Die Professoren siechten i» ihre Vorlesungen historische und staats rechtliche Betrachtungen ein, das, von je der Oterinane ein König»,um, aber kein unuinschränkieS gebäht habe. Die Geistlichen kahe» die Gelegenheit wahraenoinmen, am leiste» Soimlag zu predigen über teil Spruch, daß das höchste Gesetz der Wille Golles sei. Selbst die Ofticiüscii habe» in ihren verlegene» Ausreden gezeigt, das, sie im Grunde dasfclbe denken. Warum der Sturm, da es- sich doch that- iäckiüch nur uni ei» Wort, um durchaus nichts EoncreteS, kein» Absicht, keinen Plan, kein Symptom handelt, das irgend eiwns NeueS ahneii ließe? Wir wollen uns nickst scheuen, es auszusprechen: dir Auiregnng ist deshalb so groß, weil damst eine bereils vorhandene Stimmung zum Ausbruch gebracht worden ist. Man hat das zufällige Wort nur als de» Exponenten des subjektiven monarchischen Willens nntgescißi, dem inan sich rüstet. Widerstand zu leisten. Hier liegt siir die Zukunst eine Gefahr, die gar nickst ernst genug a. nominell werden kan». Zunächst muß diese Stiinnnuig den 'vccistsch monarchisch gesinnten Parteien zum Verderbe» gereichen. Ihnen traut man nick» z», daß sie willkürlichen lliiternebmiingen und Forderungen genügenden Widerstand enigeaenselle», und wendet sich lieber den Parteien zu, deren Kraft in der Opposition liegt. Jener ganze gebildete Mittelstand, der sich in Le» 70cr und täter Iabrcn um Kaiser Wilhelm den Alten nnd den Fürsten Bismarck get'chaart, die conservativen Parteien verstärkt, in zahlreichen Wahl kreisen den Ausschlag gegeben hat, wird sich ans dem politischen Lei en zurück icben oder zur Opposition übergeben. Die radikalen Eä'weiile aut e r Linken können die Oberhand gewinnen, n»d dann siebt der Vertassu»g. eonsliet vor der Dbiir. Nicht die sachlichen Strcitpuncie, man kann es nicht oft genug wiederholen, sondern allein die Wieder belebung des cvnststntioiielle» Maunstreiie» birgt die Gesabr der Zutun». Das Aufkommen einer dem Monarchen persönlich wider strebenden Stimmung „niß unser politisches Lebe» i», Innelsien vergüten. Es ist rin höchst merkwürdiger Seetcnznsiand, in dein sich unser Volk befindet. Ti« thaiiächiickie ileberliesenmg wie di« eonstitulionellc Doctri» stimmen darin überein, das, die Opposilion sich nicht gegen den Monarchen, sondern gegen die Minister richten toll. ES ist in diesem Augenblick gradezu umgekehrt Tie Minister sind anerkannt vorzügliche Männer, die kaum hier und da eine An- scckstnng erleiden. Dennoch ist das Volk in einer nicht blas miß» muthigen, sondern gradezu ausgeregt oppositionellen Haltung, die Conservativen. weil der »aiker zu liberal ist, die Liberalen, weil sie ein constitulionetlkS und kein persönliches Regiment wollen. Wa der Kaiser will und was de» eigentlichen Inhalt der gegenwärtigen Regierung bildet, Lars man vielleicht al» aufgeklärten Conservalismu« bezeichnen. Was das Volk argwöhnt und wogegen et tm Begriff ist, Front zu machen, dürfte man mit jenem AuSdrnck d«S vorigen Jahrhunderts den aufgeklärten Despotismus nennen. Welcher von beiden Begriffen die Oberhand behütt, davon wird da- Schicksal Deutschlands in der nächsten Epoche wesentlich abhängen. von den gegenwärtigen Ministern ist der CuituSminister derjenige, der mit einigem Misstrauen betrachtet werden muß. Nicht aiS ob Gras Zedlitz zu solchem Mißtrauen eine persönliche Veranlassung gegeben >ätie, aber die Art, wie sein Vorgänger aus dem Amt geschieden ist, wenn auch nicht völlig aufgeklärt, steht doch unter dem starken Verdacht einer Concession an den UlbramontaniSmus, und dieser verdacht muß daher seinem Nachfolger gegenüber wachbleiben, bis er ihn durch positive Thaten genügend widerlegt hat. * ES ist schon hervorgehoben, daß dir Erklärungen de- Herrn v. Caprivi zur Polenfragc am meisten zu Be- enken geeignet sind. Sie würden sich noch steigern, wenn sich bestätigen sollte, daß dem preußischen Abgeordnetenhaus« eine Novelle zum Ansiedelungsgesetz zugehcn sollte, welche die Bestimmung de- tz. l beseitigt, daß die Parcrllcn nur an deutsche Bauern und Arbeiter zur Vergebung gelangen ollen. Wir möchten vor der Hand in diesem Gerüchte nur den Niederschlag polnischer Wünsche erblicken. Aber daß auch unseren polnischen Mitbürgern der Appetit beim Esten kommt, darüber lasten die Betrachtungen der polnischen Blätter, vor Allem de- radicalen „Sonirc WielkopvlSki" ur Rede de- Herrn Reichskanzlers keinen Zweifel auf- ommcn. Am schärfsten giebt dem Tadel über die Schwenkung der Regierung in der Polenfrage die „Post" Ausdruck. Sie schreibt, eine bedauerlichere Erklärung als die wenig geschickte und unerfüllte Anerkennung des Nichtkönnens, vermöge der El,cf einer Regierung Wohl kaum ak^ugeben. Sie enthalte das Preisgebe» aller der unendlich muhfamen Arbeit und ihrer guten Erfolge, welche seit einem Deccnnium in der preußischen Volksschule in den polnischen IandeStheilen schon erreicht worden. Man braucht da- nicht wörtlich zu unterschreiben, aber der Kern der Ausführungen trifft da- Richtige. Der Herr Reichskanzler hat sich Herrn von KvSciclSki gegenüber ans Flottwcll und seine segensreiche Arbeit an der wirtbschastlichen Hebung PoscnS berufen. Nun, Herr v. Flottwcll ist der Organisator der Maß nahmen, die 1880 wieder ausgenommen sind. Die PrciS- gedung der Flottwell'schcn Politik aber führte zu dem Aufstand im Iabrc 1840 und 1848. Herr v. Eaprivi führte auch an, daß wir schon früher polnische Erzbischöfe in Posen gehabt. Ganz richtig, aber mit jedem derselben ist die preußisch« Regierung in Eonsliet geratken, mit dem nnfabigen und wankelmntbigen Erzbischof von Dunin sowohl wie mit seinen geistig bedeutenden und streitbaren Nachfolgern PrzylnSki und Graf LedochowSli, der mit wohlgefälligem Lächeln jetzt seinen gelehrigen Schüler ans den poscn-gnrfenschen BischosS- stnbl steigen sehen wird Wie wenig man in Preuße» früher die Ansprüche der Polen aus einen polnischen Erzbischof in Gncscn anznerkenncn geneigt war, erhellt schon aus der Tbatsachc, daß wenige Jahre nach der Wiedervereinigung PoscnS mit Preußen bei der Erledigung deö BischossstnhlS die Bcrnfnug des Prälaten von Droste, des späteren Erz bischofs von Köln, ans denselben ernstlich in Frage kam. Nur a»S opportunistischen Gründen entschloß man sich, doch die Zustimmung zur Wahl Dunin'S zu geben. * Zu dem Streite über die letzte Zusammenkunft zwischen Bismarck »nd Windtherst gebt der „Post" eine Mitthcilnng zu, die sie folgendermaßen einlcitet: „Wir be merken dabei, daß unser Herr Gewährsmann, für dessen Zuverlässigkeit wir bürgen können, seine Nachricht jedenfalls ans erster Hand bat". Dieser Gewährsmann schreibt der „Post" nun Folgendes: „Da die „Germania" behaupiet, die Unterredung deS Centrum- slihrerS mit dem Fürsten Bismarck sei, wie ave derartigen Unter redungen, nach g egenseitiger Sondirniig von beiden Seilen — in» sich keiner Ablehnung anszusctzen — abgehaltcn worden, so wolle» wir ihr initiheiie», daß uns aus bester Quelle bekannt ist, daß dies im fraglichen Falle nicht zutrifft. Herr v. Bleich- rödcr, dem dies seit Jahren gestaltet war, ließ sich damals bei dem Fürsten direct meiden. Als er vorgclassen wurde, meldete er Herrn 1>r. Windthorst an, der bereits draußen stand. Der „Figaro" ivußie damals inst erstaunlicher Schnelligkeit zu melden: Windthorst hat in dieser Unterredung »»erhörte Bedingungen »>«-« eovckition» exorbitante») gestellt." Er traf damit genau da? Richtige. Da Windthorst sich als Herr der par- lainentariichcn Situation fühlte, konnte er solches ja wohl. Er fand aber bei dem Fürsten nicht das geringste En tgege». kommen. Noch eine weitere Erinnerung an vr. Windthorst dürste gerade jetzt von Interesse sein. Am Tage vor seiner letzten Er- irankung sprach er einem Eollegen im Reichstage ganz positiv seine Ueberzeugung ans, i» einem Jahre werde Fürst Bismarck wieder am Ruder sein. Aus die Entgegnung, daß dies un möglich sei, blieb er sesl bei seiner Behauptung und vertheidigte sie energisch. * Die WahlprüfunstScoiiiniission dcS Reichstags hat die Unjziltigcrklärnng der Wahl dcS der conservativen Partei an- gebörigen Abgeordneten von Ocrtzen (Mccklcnl'nrg-Strclitz mit 7 gegen 5 Sliniinen beim Reichstag zu beantragen be schlossen. Der Grund liegt in der schon öfter erörterten Frage der RechtSgiltiakeit einer strelitzschcn Verordnung, welche die Abhaltung von Wahlversaminlnugc» an Sonntagcn unter sagt. .Hierr v. Oertzen hat in Stichwahl mit knapper Mehr heit (8078 gegen 8400) über einen freisinnigen Eandidalen gesiegt. Im ersten Wahlgany waren 0804 konservative, !>005, ketitschrcisiimige, 2000 »alionalliberale und 1087 social- dcmokralischc Stimmen abgegeben worden. Ter Wahlkreis war bis I88t mehrere Legislaturperiode» hindurch national- liberal vertreten gewesen, seitdem conservativ. * Der Forderung eines neuen Programms für die conservative Partei bat sich jetzt der conservative Führer im Königreich Sachsen, Abg. Freiherr von Friesen, an- geschloiscn und in einer Bersainmlnng in Meißen die Skizze eines neue» conserrativen Programms entworfen, welche die „Krcuzzciliing" veröffentlicht: Darin wird unter Anderem verlangt: Ausschluß aller Elcinciile vom Staatsdienst, der Schul nnd VollSvcrlrclung. welche nicht einem bestimmten christlichen Glaube,ishclennlniß angehörcn. Verschärfung aller Strafen wegen Vergeben» gegen dir öffcnlliche Ordnung ins besondere UnfäbigkcilScrklärimg für ein öffentliche» Amt bei allen Personen, welche öffenlstch den llinsturz der Verfassung und der mknarchtschc»Leitung als «in von >tme» zu erstrebendes Ziel hiu- stellen, gründliche Revision des Wahlgesetze», damit dasselbe nicht länger lediglich da- Ergehniß von in vielen Fällen ganz zu- cilligen Majoritäten liefert, sondern vor allem den natür lichen socialen und wirthschasklichen Kreisen eine Tbeilnabme an der Volksvertretung zu sichern ; nur Deutsche, welche einer bestimmte» christlichen Eonfession angcbören, dürfen als Richter oder Rechtsanwalt zugelassen werten; Bestrafung der ungerechtfertigten Einstellung der Arbeit im Falle der Nichtbeachtung der Entscheidungen der Schiedsgerichte; Verbot von Darlebn auf Grundbesitz in anderer Form als derjenigen amorlisirbarer Renten; Uuiaestallung dcS Erbrechts, um wirthschaftlich abgerundete Evmplexe in einer Hand zu er halten; Einschränkung der freien Verkäuflichkeit derselben. * Der Fischreichthum der Nordsee, welcher sür alle Uscrstaatcn einen in seiner Bedeutung für die Massen- ernährung der rasckanwachsendcn Bevölkerung immer klarer erkannten und gewürdigten wirtbschastlichen Factor bildet, ist wobt außerordentlich groß, aber keineswegs ein nnerschöpslicher, jedenfalls dann nicht, wenn bei seiner Ausbeutung, die obnebin mit jedem Jahr intensiver vor sich gebt, nicht nach rationellen und den natürlichen Daseins-, Gedeihens- und ReproductionS- bedingungen der Fische sorgfältiger als bislang angepaßlen Grundsätzen betrieben wird. Braucht man auch in ab» ebdarer Zeit noch keine Erschöpfung der Nordsee äschcrcigrünte zu besorgen, so wäre doch auch schon eine tbeilwcise Entvölkerung derselben vom volkSwirtbschastlichcn Standpnncte aus als Ealamität zu betrachten, weil »ur bei reichlichen Fangergrbnissen der Preis deS Seefisches niedrig genug bleibt, um ihm seinen Platz unter den MassennabrungS- Mitteln zu sickern. Die Festsitzung gewisser Sck'onregcln und Schonzeiten, Fangmethodcn rc. liegt datier im wohlverstandenen Interefse aller Nutznießer der natürlichen Schätze des McercS; das Ziel kann aber nur durch internationale Vereinbarung erreicht werten. England, welches den Löwenanthcil aus den Erträgnissen der Nordsecsischcrci zielst unk demgemäß auch das Hauptintcrcfsi an der befriedigenden sfösiuig deS vorgcdaclsten Problems nimmt, läßt daber den Plan einer internationalen Eonserenz aller Nordsecstaatcn bcbnss Vereinbarung allgemein bindender Grundsätze für Hand habung eines rationelle» FischercibetricbeS nicht aus den Augen. Eine erste, privatliche Anregung ging im Iabrc 1800 von der bochangesebenen Londoner Fischtiändlergiide aus. In, Juli 1890 fand eine auch von auswärtigen Delegirtcn zabl- rrich beschickte Eonserenz ,n London statt, aus welcher aber eine Einigung nickt erzielt wurde. Es stellte sich heraus, daß gerade betreffs der wichtigsten Puncte das vorliegende in formatorische Material tbeils so dürftig und lückenbaft, tbcilS so abweichender Deutung fähig war, daß von einer Benutzung des selben als Unterlage sür amtliche Verfolgung der Sacke keine Rebe sein konnte Dennoch verlies der damalige MeinnngS- anStansch nickt gänzlich im Sande. Er verlieb vielmehr dein wissenschaftlichen Stndium der in der Nordsee vorloniincndcn Fischarten, ihrer Daseins- und FortpflanznngSbedingnngen:c. ncne Anregungen, nnd ermutbigtc die Befürworter einer internationalen Nordseesischcreiconvention zu neuen Schritte». Ein solcher ist nun gegenwärtig in Vorbereitung. Die Londoner Marine Biological Association hat unlängst mit der Versendung eines EircularS an alle in der Nord- seefischerei engagirlen Gesellschaften deS Landes begonnen, in welchem dieselbe» anfgefordert werden, ihre in den letzten Jahren gesaininelte» Erfahrungen sammt den daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen nnd Wünschen actenmäßig zu bearbeiten »nb cinznsinden. Der Verein für MecreSbiotogie beabsichtigt, das so gewonnene Material nebst den anderweitig ihm zur Verfügung itebcnden Daten zu sichten »nd zu ordne», und auf dieser Unterlage die Grundzüge eines Reglements zu entwerfen, das den Ausgangspunkt internationaler Ver handlung und Beschlußfassung bilden könnte. Nach Erledigung dieser Vorarbeiten gedenkt dann der Verein bei der eng lische» Regierung nni einen Schritt zur Herbeiführung einer osstciellen Eonserenz der Nordsecstaaten behufs internationaler Regelung deS Nordseefischerei bet rieb eS vorstellig zu werde». * Wir hatten kürzlich mitgctbcilt, daß, wie der Prinz Albrccht zu Waldcck und Pyrmont bereits am 22. Februar 1890 entmündigt wurde, jetzt anch dessen Ge mahlin, die Prinzessin Marie, dom regierenden Fürsten von Waldeck nnd Pyrmont entmündigt worden ist. Hierzu ver öffentlicht der Prinz Albrecht zu Waldcck folgende Erklärung: Ilm einer inißversländllchen Anssnsinng der über meine Ge mahlin von dem Fürsten zu Waldcck verfügten Cnratel vor- znheugen, sehe ich nilch veranlaßt, unter Vorbehalt aller weiteren Schritte und Veröffentlichungen Hiermit schon jetzt zu erklüre», daß vor Kürzet» von mir jürsltichericits als Bedingung der Anstiebnng meiner Enratel ein Verzicht ans den Betrag von 2<>oo.M >>. n. meiner Apanage beaniprncht wurde mit der ausdrücklichen An drohung, daß sür de» Fall der Ablehnung dicicr Bedingung die sofortige Enraleiverfügung auch über die Prinz-fsin einlrcle» werde! Nachdem ich nun jene Bedingung abgelebtst, ist die angcdrohie Cnratel über meine Gemahlin, hiernach als Siraff für meine Renitenz, anSgefvioche» worden. Die hierdurch documeniirle Ans- sasfung von der Anwendbarkeit der Entiniindignng brauche ich wobt nicht näher zu beleuchten. * Herr Harmening macht immer weitere Fortschritte auf der Bab», dir schließlich nur in» socialbemvkralischc Lager führen kann. In einer dieser Tage von ibin ini Berliner Arbeiterverein gcbaltcnen Rede kam er zu dem Schlüsse, daß die Zukunft einer fortschrittlich-demokratische» Partei angeboren werde, voraussichtlich, daß sie socialpolitisch zu denken versiebe Das ist im Grunde genommen nichts Anderes als die alte Firma Singer, Bebel, Liebknecht und Genossi». Im klebrigen sind eS nickt die Weissagungen de» Herr» Harmening, die ein Interesse beanspruche». Vor Jahresfrist, als er in einer Berliner Versammlung zani ersten Male seine fortschrittlich deinokratisch-socialistischcn Z»k»nilßlrä»i»e znin Belten gab, erllärtc er stolz, daß er, wen» er einmal inS socialdemokralische Lager übergebe» sollte, sicher nickt allein konimen würde. * Der zum Nachfolger des gefallenen HanplinannS Frci- berrn v. Gravcnrcntb in Aussicht gcnoinmcnc Herr RochuS Schmidt ist. wie schon erwähnt, vom Malariasieber noch nickt lo weit bergestellt, daß er zur Leitung der Expedition in Kamerun bernsen werden kann. Statt seiner wird »unmcbr der hier eiiiaetroffcnc Ebcs der ostasiikanischcn Schntztrnppc, Herr Ramsa», die Leitung der Expedition übernehme». Er gehört zu den Herren, die bereits zeit mehreren Jahren in Ostafrika tbälig gewesen sind; er hat sich dort vielfach ausgezeichnet und vor Allem hat sich dort sein Körper den Strapaze» des Tropenklimas gegenüber gestählt erwiesen. Herr Ramsav hofft, in spätestens 14 Tagen die Reise nach Kamerun antrctcn z» können. * Die preußische General-Synode hatte am Mitt woch einen nicht reckst glücklichen Tag, sic batte mit Reckt erkannt, daß sie zu dem jüngsten kaiserlichen Erlaß über das Zuhälterwesen notbwendig Stellung nebmcn müsse, ^statt aber offen zu erklären, was ibrc Ansicht i» dieser Frage sei, beschränkte sie sich darauf, in einem einstimmig gefaßten Beschlüsse „durch den evangelischen Obcrkirchenratb an Seine Majestät die ebrsurästSvolle Bitte zu rickren. es möge ibm als Schutz- und Schirmherr« unserer evan- zclifchen Kirche gefallen, bei den zuni Zwecke der Bc- ämpsung der Prostitution zu fastenden Entschließungen ollste Maßnahmen abzuwehren, welche eine Verwirrung der sttlich-religiösen Anschauungen unteres christlichen Volkes im befolge baden müßten". Dieser Beschluß scheint sich in vor- 'ichtigcr Form gegen den Vorschlag der Easernirung der Prostitution zu wende». Die Gencral-Snnode bat zu einer Reibe weniger bedeutender Fragen Vorschläge gemacht, z. B. Verschärfung des tz. >8t des Strafgesetzbuches, schärfere Ucbcrwastung der Tbealcr, Einschränkung der Sckanklccale mit weiblicher Bedienung, Vermehrung dcS RettungSwcrkcS ür Gefallene u. s. w. * Ans Brcölau wird telegrapbirt: Gestern fanden weitere Zcngcnveriiebinungcn statt für de» bevorstehenden großen Socialisten-Proceß. Derselbe erscheint als Fort ctzung deS Gebeimbund-ProcesseS von 1887. Bruno Geiser, der Schwiegersohn Liebknecht s, ist als Zeuge nnd nicht als Angcschulkigtcr vernommen worden. * * Inder österreichischen Delegation dankte der KricgS- ininister dem Professor Bill roll, für seine Darlegungen, die durchaus richtig seien. ES werde Alles getba», nni im Kriegsfall den Verwundeten zu Helsen. Der Dclegirlc Oppen heimer beklagt den großen Procentsatz der Selbstmorde in der Armee. Der Minister verlangt eine kräftigere llnlrr- tützung der Gesellschaft dcS Rotbcn Kreuzes. * Der Tod deS FübrcrS der dänischen Linken,Ehristcn Berg, hat im Lager seiner Partei große Verwirrung hervor- zerusin, und wie Berichte aus Kopenhagen melden, sind bereits Reibungen eingetrctcn Msi Hörup als oberstem Führer lnd die eigentlichen Bcrgiancr nicht einverstanden, da dieser geborener Kopciibagener nnv daher den Großbauern im Folie tbing nicht sympathisch ist. Schon vor den Wahlen durfte die bisher über 10 Mitglieder zählende radikale (Kruppe auf 12 bis 15 zusainmciischniclzen, und cS hat den 'Anschein, als ob die verhandelndc niioderatc) Linie den »leiste» Zuzug erhallen würde, wäkrcnd andere 'Abgeordnete sist dem ocialistischen Flügel anschließen würden. De» Wahlen zum Fvlkclbiiig wird daber mit großer Spannung cntgcgengesibcn, und die Zerlabrcnbcit nnler der Opposilion dürste am incistcn dem so lange und so energisch bekämpften Ministerium zu Gute komme». * AuS Rom wird vom 1. December gemeldet: Die Dcputirtcnkammer begann heule die Bcralbung über die die Kirchcnpolilik betreffenden Interpellationen. Eavallotli sübrlc aus, in der österreichischen Delegation seien wichtige Erklärungen über die römische Frage gewechselt worden, deren Ernst mehr in demjenigen bestehe, was Graf Kalnok» babe verschweigen wollen, als in dcinjenigen, was er gesagt habe. Eavallotti erinnerte daran, daß am 21. Mai 1877 EriSpi als Präsident der Kammer und Dcprclis als Minister präsident den Dcpntirtcn Savini gebindert hätten, Hand- jungen der französischen Regierung betreffs innerer Fragen zu erörtern. Der Dclegirlc Zallinger habe dagegen die Stellung deS Papste- in Italien ungehindert erörtern können. Die Erklärungen des Grasen Kalnoly in der österreichischen Delegation seien um so bemerkenSwertber. wenn man dieselben mit den Erklärungen der sranzosische» Minister Ribot »nd Ronvier vergleiche, welche doch nickt Minister einer mit Italien verbündeten Nation seien. Er frage die Regierung, ob sie sist der Wichtigkeit dieses Zwischen salles bewußt sei, und was sic bicrbci ;n Um» beabsichtige. Eavallotli beleuchtete sodann die innere Politik deS Eabineis vom Standpnncte de» GarantiegcseycS a»S, Wetstein er die Eigenschaft eines StaatSgrnntgcsctzcö bestreiten müsse, nnd forderte alle liberalen Elemente zur Bereinigung aus. Iinbriani verwies an« daS Plebiscil der neapolitanischen Provinzen, welches die Einheit und llntbcilbarkeit Italiens scstgestetll habe, und fügte binzn, Italien sei sonach griind sätzlist berechtigt, seine Restle auf Trient und Triest wieder geltend zu machen. Der Präsident ermahnte Iinbriani, die Verträge nnd Gesetze zu rcspcctiren. Die Debatte wurde aus morgen vertagt. * Der französische Admiral Gervais, der bei Gclcgcnbcit der Kronitädtcr Flotlciizilsainmenkiinst zuerst bekannt geworden ist, bat, wie die heute vorliegenden Pariser Blätter melden, bei einem in Elierbourg i» diese» Tagen zu Ehre» russischer Ma>»icvfsicicre vom Miinicipalratlic vcranstaltcie» Banlct eine Rede gehalten, in der in ziemlich unverhüllter Weise daraus hingewicsen wurde, daß das sranzösisch russische Einvernehmen keineswegs einen friedlichen Ebarakler haben soll. „Während wir damals", äußerte Admiral GervaiS mit Bczicbnng auf die Kronstädter Flotleii- zusamnicnkniisl, „innerlich eifrig die beiden Wcrlc wiederholten, welche die Devise unserer Sck isse bilden: ..Ill»»»»r t'atriw', „Elirc, Vaterland", drang noch ein anderes Wort ans unserem Herzen nach unseren Lippen, ein nnendlick» süßes Wort: I7«i>,';rnnov! Hoffnung! Ist trinke ans das Wobl des LandhecrcS, das Wohl unserer Brüder, ans ihren Rubin!" Admiral Gervais ist also bescheiden genug, die ersten.KriegS- lorbern dem Landbecrc zu gönnen, als dessen Vcrlrelcr znvor der Brigadegeneral de Ebabrignac gesprochen batte. Im Hinblick auf die unablässigen „Verbrüderungen" der franzö fischen und der ruisilcbcn Nation batte General de Ebahngnac eine durchaus richtige Einpsindnng, als er in der Ein lritung bervorbob, das; die Gefühle, von denen die Bei tretcr der beiden Nationen bewegt wären, bereit- so oft an den Tag gelegt worden sind, daß cS kaum iiothwen- dig erscheint, sic nochmals z» proclamireii" Tiefe durchaus * richtige Erwägung verhinderte den französischen Gcnerah
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