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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920729011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892072901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892072901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-29
- Monat1892-07
- Jahr1892
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Tabellarischer und Ziffernlatz nach höherem Tarif. Extra «veilage» (gesalzt), nur mit her Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, m»t Postbesörderung 70.—» Jinnohmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Marge n-Busgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn, und Festtag« früh V,d Uhr. Bet den Filiale» und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Inserat, find stet« an die Gxtzeditis« zu richten. Druck und Verlag von L. P olz tu Leipzig. 38-t. Freitag den 29. Juli 1892. 88. Jahrgang- Amtliche Bekanntmachungen. Die Inhaber der al- verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten PsanVjchciue Nr. 595t, 6008, 6043, 6312, lat. V Nr. 58895, 6I9I0, 70522, 72043 77033, 81096, 87392, 94807, 96944, lut. v Nr 525. 10297, 10298, 29292, 48273, 52I4L, 52213, 53250. 56353, 71205, 71490, 78332, 79II»2. 83373, 84783, 88788, 94780, 95741. Int. L Nr. 4166, 4312, 4388, 4392, 10781, 14383, 15126, 20655, 25034, 29379, 3I31I, 34878, 37430 werden hierdurch aufgesordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Berfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugehen, widrigen falls der LethhauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder aus- geliefert und die Inhaber der Schein« ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 27. Juli 1892. Die Verwaltung des Leihhauses und der Tparcafse. Da« Dienstbuch der Marie Auguste Amalte Stolze au- Frankcnhausen, ausgestellt am 2. Januar 1882 vom Stadtrath« da- selbst, ist erstatteter Anzeige zusolge abhanden gekommen. Wir bitten, daS Buch im AusstndungSfall« au uns abzuliefern. Leipzig, dea 85. Juli 1892. Da« Polizetamt der Stadt vet-zig. IV. 4153. Bretschuetdrr. Adr. Lekanntmachung. Durch den Rath der Stadt ist dem Samariter-Vereine die Hälfte de- Reinertrages deS dahier vom Nem-Uorker Gesangverein „Arion" veranstalteten Eoncertes, im Betrage von 677 49 überwiesen worden, worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den »7. Juli 1892. Der Vorstand des Samartter-Veretn«. vr. AßmuS. Die Hinrichtung in Sofia. Am Mittwoch früh sind die vier im Proceß Beltschew zum Tode verurtheilten Angeklagten Milarow, Popow, Georgiew und Alexander Karagulow in Sofia gehängt worden. Die öffentliche Meinung steht in diesem Falle nicht auf Seiten der bulgarischen Regierung, sie würde sich befriedigter fühlen, wenn Milarow und Popow begnadigt wären und dafür der zu fünf Jahren Gefängniß verurtbeilte Karawelow den Tod erlitten hätte, denn er war Leiter und Verführer, während Milarow und Popow Verführte waren. Es sollte der Beweis geliefert werden, daß man nicht ungestraft an Ver schwörungen gegen daS Leben deS Fürsten und seiner Minister theilnehmen dürfe, und die Schnelligkeit und Sicherheit, mit welcher daS Urtheil vollstreckt worden ist, hat unzweifelhaft abschreckend aus etwaige Nachfolger gewirkt. Aber Gerechtig keit, die von unangebrachter Milde wie von Leidenschaft und Furcht gleich weit entfernt ist, pflegt doch dauernder und ein dringlicher zu wirken als eine Handlungsweise, welche diese Unbefangenheit vermissen läßt. DaS Schlimmste bei dein ganzen Proceß ist, daß die Thäter leer ausgegangen sind, ja daß die Personen der Mörder nicht einmal sestgestellt werden konnten, weil darüber widersprechende Zeugenaussagen vor liegen. DaS „Journal de St. Pötersbourg" hat erst das Wort ergriffen, um die von der „Swoboda" veröffentlichten Acten- stückc als Fälschungen rurückzuweisen, als es bereits zu spät war, um dadurch auf die Richter Eindruck zu macken. Auch ist die Ablehnung in einer Form erfolgt, die nicht besser gewählt werden konnte, wenn sie den Zweck baden sollte, die Richtigkeit der Veröffentlichung zu bestätigen. DaS „Journal" erklärt, daß die Mystifikation lächerlich genannt werden könnte, wenn eS sich dabei nicht um Todesstrafen bandelte, die ein Gerichtshof auf Grund von solchen Acten- stücken ausgesprochen hat, und um ein Volk, welche« einer solchen Negierung unter Hintansetzung alle« Rechte« und aller Verträge unterworsen ist. Auf der einen Seite wird die Behauptung für lächerlich erklärt, daß ein russischer Rcgierungscrlaß be stehen könnte, der den Prinzen von Coburg außerhalb des Gesetzes stellt, und auf der anderen Seite wird ausdrücklich gesagt, daß die bulgarische Regierung allem Recht und allen Verträgen zuwider ihre Macht ausübt. Die angeblichen Fälschungen würden ganz unbeachtet geblieben sem, wenn sic nicht genau dem Verlauft ent sprächen, den die Anschläge auf die Fürsten und hervor ragendsten Beamten Bulgariens seit jener Nacht genommen baden, in welcher Fürst Alexander auS Sofia entführt wurde. Die russische Gesandtschaft in Bukarest war stets als der eigentliche Herd aller Verschwörungen gegen dir bul garische Regierung bekannt, der Name Hitrowo wurde schon vor sechs Jahren al« der eine- Mannes genannt, der die Fäden zum Sturze der bulgarischen Regierung in seiner Hand vereinigt. Da- „Journal de St. PelerSbourg" irrt übrigen« darin, daß der UrtheilSsrruch gegen die Angeklagten in Sofia durch die Veröffentlichung der Actenstücke beeinflußt worden sei. WaS auS dem Tagetuche Milarow'S bervorgebt, daß nämlich die slawische WohilhäligkettS-Gesellschast in Tl. Peters burg da- Geld für die Erregung von Verschwörungen in Bulgarien spendet, reicht vollständig hin, um den Zusammcn- dang aller auf Untergrabung der Autorität der bulgarischen Regierung gerichteten Schritte mit der russischen Regierung darzukhun. DaS „Journal de St. PvterSbourg" erinnert die Zeitungen, welche die von der „Swoboda" veröffentlichten Actenstücke für richtig halten und darau« eiue Waffe gegen Rußland schmieden, an Treu und Glauben und an die Selbstachtung. DaS überschreitet Alles, was die russische Regierung bisher gegen Bulgarien verbrochen hat, sie verlangt Treu und Glauben und Selbstachtung, gegen die sie selbst durch offen kundige Handlungen seit sechs Jabren in der schnödesten Weise verstoßen hat. Bei jedem Anschlag gegen den Fürsten Alexander, gegen den Prinzen von Coburg, gegen Stam- bulow und Vulkowitsch führten die Spuren mit unfcblbarer Sicherheit nach Rußland, steiS waren die Schandthaten, die in Sofia und Konstantinoprl auSgesübrt wurden und zu BurgaS geplant waren, in Rußland beschlossen und vorbereitet — und jetzt apvellirt da« „Journal de St. PSlerSbourg" an Treu und Glauben und an Selbstachtung Eine so erbärmliche «nd hinterlistige Agitation» wie sie von Rußland seit sechs Jahren gegen Bulgarien getrieben wird, sicht bei spiellos da, und sie ist so klar und verständlich, daß eS keiner Actenstücke bedarf, um sie außer Zweifel zu setzen. Sollen wir Rußland vielleicht daran erinnern, wie eS im Jabre 1870 den Pariser Vertrag deS JahreS 1856 zerrissen bat, oder wie cö die Freihafcnstellung Batumö für erloschen erklärte'? Sollen wir es daran erinnern, daß cs Meiw trotz aegentheiliger Zusagen seinem Gebiet einverleibte, oder an die Art und Weste, wie es seine Herrschaft bis nach Bala Murghab in Afghanistan vorschob? Die Sendung des Generals KaulbarS nach Bulgarien schlug auch Treu und Glauben und der Selbstachtung in« Gesicht, sie sollte Zeugniß dafür ablegen, daß Bulgarien sich nach der russischen Herr schaft sehne, und sie sübrte den Beweis des GcgcntbeilS. Bulgarien bildet einen so wunden Punct in der russischen Politik, daß die russische Negierung Alles vermeiden sollte, ihr Schuldbuch über diesen Staat noch Weiler zu belasten, aber die Herrschsucht Rußlands und sein Uebermulh lassen es nicht zu. Tic Execution in Sofia war eine Handlung, die gleich der Hinrichtung Panitza'S der Welt zeigen sollte, daß Bul garien sich stark genug fühlt, um jeden Angriff gegen seinen Bestand und gegen seine Selbstständigkeit energisch zurück zuweisen, sie war ein Act der Norbwebr gegen russische Ge walt und die Antwort auf die russische Ausstreuung, daß in Bulgarien Anarchie herrsche. Es hätte im Interesse Bul gariens gelegen, daß die Richter in Sofia mit mehr Objec- tivität zu Werke gegangen wären, daß sie auf der einen Seile gegen Milarow und Popow Schonung geübt und auf der anderen Seite nicht vor der Person Karawelow'S Scheu an den Tag belegt hätten. Aber welches Volk ver möchte unter so schwierigen Verhältnissen, wie eS die sind, in denen sich daS bulgarische befindet, stets daö Nichtige zu treffen und sich von jedem Fehler frei zu halten? Die Stand haftigkeit, mit welcher Bulgarien sich allen Versuchen Rußlands gegenüberstellte, seinen Widerstand gegen einen übermächtigen Feind aufzugeben, hat den Bulgaren die allgemeine Bewunderung eingetragen. E« ist ein Beweis hoben MulbeS und großer Kraft, daß Bulgarien unter allen Widerwärtigkeiten der lebten sechs Jahre den Kops oben behalten und sich nicht zu unüberlegten Schritten bat binreißen lassen. Ein solcher Schritt wäre die UnabbängigkcitSerklärung gewesen, die ihm den Sctmtz des LebiiSherrn in Konstaiitinopel entzogen und diesen vielleicht in das feindliche Lager getrieben hätte. Heute genießt Bulgarien die Sympathie deS ganzen nichtrussische» Europa, wenn auch Frankreich nothgedrungen, um cs nicht mit Rußland zu ver derben, sich äußerlich aus dessen Seite stellen muß» Nach dem Aufsehen, das die Proccsse Panitza, Vulkowitsch und Beltschew und die angeblich apokryphen, von der „Swoboda" veröffentlichten Actenstücke in der ganzen Welt erregt haben, liegt die Annahme nahe, daß nun endlich in deni ZerstörungS- werk, das Rußland in Bulgarien betreibt, eine Unterbrechung cintrctcn wird. Der Beweis, daß die Actenstücke der „Swo boda" gefälscht sind, wird Rußland schwerlich gelinge», wenn es aber wirklich theilweise der Fall sein sollte, was wir be zweifeln, so würde dadurch Rußland- Schuld auch nicht um ein Haar geringer. Tie Entrüstung Europas über^da« schmachvolle Verfahren Rußlands ist kaum »och einer Stei gerung fähig und kann durch keine VertheidigungSversuche beseitigt werden. * Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 28. Juli. Der internationale Buch drucke rcongreß soll bekanntlich in Bern am 25. August stattfiuden. Die Tagesordnung ist folgende: Organisation eines internationalen Buchdruckerverbandes, Errichtung eines ständigen Bureau«, Gründung einer internationalen Witer- stanLScasse, Verkürzung der Arbeitszeit, internationale Regelung deS VialicumS, Ncgulirunz deö LchrlingswcscnS Beschickt wird der Cougrcß werden aus Deutschland, Ungarn, Rumänien, Frankreich, Luxemburg; die Anwesenheit englischer, italienischer Typographen soll ebenfalls sicher zu erwarte» sei». Als deutscher Tclegirtcr ist bis jetzt Herr Döblin, der Leiter des letzten Buchdruckerstreiks und einer der „Hauptmacher" im Unterstützungsverei» deutscher Bucheruckcr, angcmeldcr. Der rumänische und der sranzösische Telegirlc sollen anerkannte Wort führer der Sociaideinokratie sein und der ganze Congreß wird, daS ist zweifellos, aus eine Art Verbrüderung der revolutionären Elemente unter den Buchdruckern hiiiauölallscu. Die Gründung einer internationalen Wirerstanköcassc (Streik- casse) wird sicherlich beschlossen werden und die anderen Gegen stände der Tagesordnung haben in erster Linie den Zweck, „für zukünftige Kämpfe die Buchdrucker gewappneter zu machen". Der Congreß dürste die größte Beachtung verdienen, und daß dieser internationale, er wird ohne Zweifel die Streitlust und den WiderstandSgeist der Gehilfen ansachen, wohl an Friede und Ruhe im Buchdruckergcmerbe dürste aus längere Zeit hinaus nicht zu denken sein. — Der internationale Tabak - arbeitercongreß in Amsterdam, welcher für den 7. August in ,n Aussicht genommen war, ist bi« zum 4. September ver schoben Worten. Während früher die deutschen Tabakarbeicr die Absendung eines Delegirten für ausreichend dielten, scheinen sie jetzt anderer Meinung geworden zu sein; jetzt Hallen sie mit einmal die Absendung von mindesten- 8 Delegirten für nolbwenbig (Lachsen, Schlesien, Sübkeiilschlanv, Braun- schweig, Halberstadt, Berlin, Bremen, Hamburg); und 8 Tabakarbciter dürften sich wohl auch Aujang September zur Reise nach Amsterdam aufmachen. * Berlin. 28. Juli. (Telegramm.) Nach den hiesigen Blättern zugegangenen Melkungen hätte Gras Caprivi bereit« gestern dem Kaiser aus dem Wege von Spandau nach Potsdam über die Berliner Welt-AuSstellung Vortrag gehalten und hierbei hervorgehoben. daß die von den Bundesregierungen und den Industriellen erbetenen gut achtlichen Acutzerungeli erst zum kleinsten Tbeil Vorlagen. Die Entscheidung der Angelcgenbeit mußte somit hinau«- ges «hoben werden. — Der „ReichSanzeigcr" bringt e»ien Erlaß de« C ult u «minister-, welcher Belebrungen über da« Wesen der Cholera und da« wäbrenv der Ckolerazeil zu beobachtende Verhalten, ferner Anweisungen über die De Sin section bei der Cholera und Ratbschläge an die praktischen Arrztr wegen der Mitwirkung an den sanitären Maßnahmen gegen die Verbreitung der Cholera enthalten. — Aus Dar eS «alaam wird berichtet, daß nach Meldungen auS Tanga die Station Ugumbu von der im Vormarsch gegen den Kilimandscharo begriffenen Abtheilung der kaiser lichen Sckutztruppe ohne Zwischenfall erreicht und besetzt worden ist. Der Marsch wird fortgesetzt. Die Haltung der Bevölkerung jenseits des Ugumbu ist friedlich. — Das Staats Ministerium ist zur Zeit West voll- sandiger versammelt, als eS sonst um diese Zeit der Fall zu ein pflegt. Anwesend sind hier außer dem Reichskanzler die Minister Gras Euleiiburg, v. Bötticher, Herrsurlh, Freiherr v. Berlepsch, v. Schelliiig, vr. Miguel und Thielen und ebenso die Staatssecrelaire Freiherr v. Marschall, Freiherr v. Maltzahn und Vr. v. Stephan. In den preußischen Ministerien ist man namentlich im Finanzministerium und im Ministerium deö Innern niit den Vorarbeiten über die Steuerreform beschäftigt, die demnächst in ihren Gruudzügen der Beschlußfassung durch da« Slaatöministerium unterbreitet werde» wird. Daß bei der jetzigen Anwesenheit deö Kaisers nicht über die große Militairvorlage entschieden werden wird, folgt schon aus der Abwesenden des KriegsmiiiisterS v. Kaltenborn-Stachau, der augenblicklich seinen Sommer- aufcuthalt wie im Vorjahr in der Schwei; zubringt. Im nächsten Monat wird die größere Mehrheit der preußischen Minister ihren Sommerurlaub aiitrcleu. CultliSminister vr. Bosse, der sich zur Zeit zur Cur in Karlsbad befindet, wird das Bad am 1. August verlassen und sich dann zu mehrwöchiger Erholung nach Süddeutschland begeben; er wird erst Ende August in Berlin zurückerwartet. — Dem Reichstags-Abgeordneten Fabrikbesitzer CegielSki in Posen ist, der „Germania" zusolge, vom Kaiser gestattet worden, den ihm vom Papste verliehenen Titel eines Geheimen Kammerherrn zu führen und die mit dieser Würde verbundenen Auszeichnungen zu tragen. — Seit Kurzem sind sämmtliche BewachungSbeamte der preußischen Staatsbahnen mit Seitengewehren bewaffnet. Für diese Beamten gelten die über den Waffengrbrauch im Frieden erlassenen allgemeinen Bestimmungen. * Lugan, 27. Juli. In dem Wahlkreise Löwenberg- Greifsenberg glauben nunmehr die Conservativen in der Person des LankrathS v. Holleuffcr, der freilich mehr zur sreiconservativen Partei hinneigt, einen eigenen Candidaren gesunden zu haben; cs ist also, da die Freisinnigen den Redacteur vr. Eblers-BreSla», die Socialdemokraten den Genossen H. Keller aus Görlitz ausgestellt und die Klerikalen aus die Ausstellung eines eigenen Candidatcn verzichtet haben, nur noch die nationalli berate Partei mit ihrem Can- didatcn im Rückstände. Einige Blätter nennen als solchen de» Professor Kauf fmann in Breslau, der sich um die Bekämpfung der Schulvorlagc verdient gemacht hat. DaS „Hirschbergcr Tageblatt" dagegen, daS officielle Parteiorgan der schlesischen Nationalliberalen, erklärt eS für unwahr, daß Prof. Kauffmalin als Caudidat in Aussicht genommen sei. * Weimar, 27. Juli. Je näher die Feier der goldenen Hochzeit des GroßberzogSpaares kommt, um so lebhafter beschäftigt diese die verschiedenen Kreise. Hof-, Staats- und Gemeindebehörden, Vereine, Corpo- rationen, Künstler und Gewerbetreibende sind je nach den ihnen zufallenden Aufgaben in eifriger Thätigkcit. DaS amtliche Festprogramm ist noch nicht verkündet. Dock ist so viel bereits sestgestellt, daß am 5. und 6. October die Abordnungen der Gemeinden, Bezirke, Corporation«» und sonstige Vertreter empfangen werden; der 7. October bleibt für den Empfang der fürstlichen Gäste frei, wäh rend der 8., der eigentliche JuhiläumStag. der kirch lichen Einsegnung des bchen Jubelpaares und den an die religiöse Feier sich anreihenden Festlichkeiten deS großherzog- lichcn Hauses Vorbehalte» ist, am 9. October der große historische Festzug stattsindcn wird. Die JubiläumS- stiftung des LanrcS zur Begründung einer ausgiebigen Kranken und Gemeindepslege hat sehr ansehnliche Betrage ergeben, die noch sehr erbeblich durch einen Zuschuß der Großhcrzogin, welcher auf 500 000 ^ angegeben wird, ver stärkt werden. Die Kriegervcrcine deS Landes wolle» ihre schon lange erstrebte Vereinigung zu einem Landes-Ver band unter dem Protcctorat des GroßherzogS und als Zweig des deutschen KricgerbundeS mit dem goldenen Hoch zeitstage eintrcten lassen. * (4otl>a, 28. Juli. Eine aus gestern Abend nach der „Himmelsleiter" einbcrusene Versammlung unter dem Vorsitz res Herrn Merguct bat beschlossen, daß auch aus dem Herzogtbum Gotha eiue Begrüßung des Fürsten Bismarck durch seine Verehrer bestimmt stattsindcn soll. Ist c« möglich, so soll die Begrüßung am Sonnabend Nach mittag in Neudietendorf stattfiuden. Hält der Zug in Neudietendorf nicht an, so erfolgt die Begrüßung am Sonn tag Mittag in Jena. * ttarlsruhe, 27. Juli. Der „Badischen Correspondenz" zufolge sprechen sich, wie schon in Kürze gemeldet worden, die Gutachten der Handelskammern überwiegend wenig günstig über das Berliner WeltauSslellungSprojcct aus. Die Mannheimer Hankelslamnier befürchtet eine geringe Bc- rbeiliguiig der romanischen Staaten. Auf >50 Anfragen seien 66 Antworten eingcgangcn, davon seien t7 unbedingt für die Ausstellung. 20 dagegen, 29 für Beschickung, obgleich sie sich leine Vortheile davon versprechen Jm HeidelbergerKammer- tezirk sind i l für das Project, Cigarren- und Tabaksriten. Mühlen, Weinbandlungen, Zuckerwaarensabriken sind dagegen, weil kein geschäftlicher Vortbeil berauskommen würde. Die Psorzbeimer Handelskammer nimmt eine sympathische Stellung ein, ist jedoch nur für eine internationale AusstcUiiug bei aus reichender Finanzdotation durch Reich und Einzelitaatcn, da ein halber Erfolg von Schaden sei. In Lörrach-WaldS- kiit sind von 96 Firmen 39 für eine Bctbeiligung. Die Constanzer Handelskammer ist dafür, jedoch mit mindestens vierjährigem Zwischenraum zwischen Pari« und Berlin. Im Freiburger HandelSkammerbezirk versprechen sich von 42 Firmen 12 Vortkeile, >4 sind dagegen oder zweifelhaft; eS wird unbedingt eine hinreichende finanzielle ReichSunterstützung verlangt. Die Lahrer Handelölammcr steht noch au«. * Kiffingen, 27. Juli. Die bereit« kurz erwäbntezündende Ansprache, welche Herr Bankprästdral Eckart au-Mannheim am Sonntag bei der Kissinger Huldigung hielt, lautet auS- mhrlich: „Durchlauchtigster Fürst I Meine Damen und Herren i Ich bin von meinen Landsleuten in Baden beauslragt worden, einige herz liche Begrüßungswort« an Se. Durchlaucht zu richten. Ich denle, von den übrigen hier Anwesenden wird es mir nicht verübelt, wenn ich diesen ersten Gruß auch in ihrem Namen mit auSspreche. Es Mid aus meiner Heimath Frauen und Männer au- allen Gauen hierhcrgezvgen, aber nicht allein aus meiner Heimath, sondern auch aus der Pfalz, aus dem Breisgau, von den Höben des Schwarzwaldes und von den Gestaden des Bodensee«. Und warum sind diese Frauen und Männer hier erschienen? Sie wollen den Mann jehen, der so viel Großes für sein Vaterland gethan hat. (Beisall.) Sie wollen ihm danken aus vollem Herzen, sie wollen, wenn sie wieder »ach Hause gekommen, Denjenigen, die nur ungern daheim geblieben sind, erzählen, was sie gesehen und gehört haben. (Bravo.) — Die Thalen dieses großen Mannes aufzuzählen, halte ich für zwecklos, denn diese Thalen sind es gerade, die Sie heute hierher gesührt haben. (Beifall.) Wir Süddeutsche haben aber noch einen ganz besonderen Grund, dem Werke diese« großen deutschen Mannes unseren Dank zu zollen. Mein Heimathland er- innert sich, vor Allem aber das badische Oberland, der bangen Stunden^ die dem großen Entscheidung-kampse vorangegangen ind. Sie wissen, daß wir dort einen bösen Nachbar haben. Bei jedem Feuer, das in diesem Nachbarhaus« ent brannte, und deren hat es schon viele gegeben, flogen die ersten Funken in mein Heimathland. DaS französische Aus- fallthor ist jetzt Gott Lob für immer geschloffen, und dieser große Mann hat de» Schlüssel abgezogen (Beifall) und einem mächtig ge- wordenen Kaiser hat er ihn zur treuen Bewahrung in die Hände gegeben. Seit diesem großen Entscheidungskampse ist ein macht- volles Regiment in Deutschland erwachsen, von dem wir wünschten, daß es langen Bestand haben möge. Unsere Träume und Hoff- nungen sind durch diese» Mann in kaum geahnter Größe in Er- üllung gegangen! Zwanzig Jahr« hat dieser deutsch« HeroS an der Spitze der deutschen Geschäfte gestanden; im Innern und nach außen hat er unserem Baterlande Ruhm und Ehre vrr- chafftl (Beisall.) Was aber später gekommen ist, darüber wäre es wohl daS Klügste, zu schweige»; aber ich gehör« nicht zu den Klugen, und Diejenigen, die mich hierher gesandt haben, haben gewnßt, wenn ich einmal hier bin, daß ich nicht schweigen werde. Das, waS im Jabre 1890 geschah, und viel von dem, was später geschah, ist unserem süddeutschen Kops und unserem süddeutschen Herzen unverständlich (Bravo) und bi« zu dieser Stunde unverständlich geblieben! (Lebhafter Beifall.) ES gilt ei» alter Satz, der lautet: Norddeutschland besitzt den Kops, Sud deutschland da« Herz. Diesen Satz kann ich nicht ganz anerkennen. Bei dem Anblick diele« großen Manne« muß ich sagen, daß er von jeher gezeigt hat, wie man neben dem Verstand« auch Gemüth und Herz besitzen kann. — Wir in Süddeutschland ehren aber gerade deshalb den Mann, weil wir wissen, daß bei ihm nicht bloS der Kopf, sondern auch das Herz aus dem rechten Flecke sitzt. Wir tu Süddeutschland wissen aber auch mit dem Verstände zu rechnen, wir wissen Manche«, wa«, wie ich fast fürchten muß, daß inan e« i» Norddeutschland nicht so genau weiß, — wir wissen, daß cs in der Wellgeschichte nichts Selbstverständliches aiebt, sondern da» hinter jeder große» That auch ein großer Mann stehen muß (Beisall), und leider wissen wir auch, daß man sich nicht scheut, von gewisser Seite auS der eigenen Ration ihn zu verunglimpfen. (Zurufe.) — Gegen diese Art von Volksbelehrung und Bolkserziehung wollen wir aber beule einen energischen Protest Anlegen. (Lebhafter stürmischer Beisall). Ich denke, Ihr Beisall ist nicht blos für die Gegner ei» deutlicher Protest, er wird auch nicht der letzte sein. (Bravo.) Aber mit dem Proiestiren allein ist eS nicht gethan. Der Mann ist uns vorangegaiigen al« ein Beispiel der Pflichttreue und der heißeslen Baierlaiidsliebe. Sie sind mit mir einverstanden, wenn ich jage, wir wollen ihm danken; — da« wird ihm aber nicht ge- nügen; denn er wünscht auch, daß sein große» Werk, das er geschaffen und das einzig in der Wellgeschichte dasleht, erhalten bleibe! (Lang andauernder Beisall.) Ich glaube deshalb, wie auch mein Vorredner erwähnte, daß der heutige Ta^ nicht ganz seinen Zweck erfüllt hat, wenn ihm nicht da» Gelöbnis zur Seite steht, daß wir treu an diesem Werke sesthaltenl Dazu bietet sich aber Gelegenheit nicht nur für die Männer, iondern auch für die Frauen. Den «rsteren trau« ich aber mcht so ganz. Ich bin zwar mit dem gefeierten Manne damit einverstanden, daß bei einem Angriff von außen der turvr teutoniou» fortwährend seine »traft au-üben wird, aber ich fürchte auch den clnmor teutuiüeun, das Gezanke und die Parteisucht des deutschen Volkes, die uns schon Tacitus zur Freud« der Römer vorgehalten bat und die geeignet ist, tm Innern Unheil zu stiften. Es wäre an der Zeit, in diesem Puncte in uns zu gehen und bestrebt zu sein, daS mit allen unseren Kräften zu erhalten, was zu erreichen Biel« mit ihrem Leben bezahlt haben. Wir wissen, was die Erziehung für «ine Macht ist, wenn sie in den Dienst de» Vaterlandes gestellt ist. Mit Stolz blicke» wir aus di« Frauen, wenn sie mit der Erziehung den Zweck verbinden, in den Herzen der Kinder den gute» Samen zur Baierlaiidsliebe zu legen und die Kinder zu den Kriegsdenk- mäiern hinzuführen, wo Diejenigen bestattet liegen, die ihr Leben für das Vaterland eingesetzt haben. (Beifall.) Wenn das nicht mehr Hilst, so gebe ich jede Hoffnung verloren. Ter heutige Tag, die begeisterte Menge und die zündenden Reden werde» uns mit neuem frohen Muth beseelen. Ich lass« Alle- in dem einen Wunsche zusammen: Es möge eine gütige Vorsehung den Hauptimlarbeiter an dem deutschen Werke, — den ersten Kanzler de» neugeschaffenen Reiches — unS und dem Vaterlande noch lange Jahre gesund und frisch erhalten I (Langer stürmischer Beisall und Hochrnsen.) Meine Herren, es wollen noch Andere nach mir zum War!« kommen — obwohl eS nicht möglich, daß Jeder sprechen kann. Ich glaube, daß ich im Allgemeinen Das gesagt habe, wozu mich viel« Tausende beauslragt haben. Ich sage dem großen Manne nochmals den innigsten und unauslöschlichen Dank und bitte Sie, mit mir einzusltminen in ein tausendstimmiges Hoch ans den Fürsten Bismarckl" Oesterreich.Ungarrr. * Wien, 28. Juli. Gras Taaffe ist beute früh nack dem Hoslager in Ischl abgereist. — Wie bekannt, ließ sich Herr von Kallay, als er mit dem Reichssinanzministerium die oberste Verwaltung der occupirten Provinzen übernahm, dringend angelegen sein, die Orthodoxen von der vollständigen consessioneilen Unparteilichkeit der österreichisch-ungarischen Regierung zu überzeugen und sich in diesem Bestreben auch durck zeitweilige offene und verdeckte Angriffe seiten- der öster reichischen Klerikalen nickt irre machen, während er gleichzeitig der noch auS der türkischen Zeit stammenden, vom Kanstan- tinopler ökumenischen Patriarchate auch in der orthodoxen Kirche Boönien-HcrzcgowinaS geduldeten, um nicht zu sagen begünstigten Simonie energisch zu Leid« ging. Daß diese« Vorgehen de« „obersten Regenten" gute Früchte zeitigt und daß sich infolge besten ein entschiedener Stimmungswechsel der Orthodoxen zu Gunsten Oesterreich-Ungarn- vollzogen bat, sollte sich erst dieser Tage wieder klar erweisen. In Anwesenheit de« CbcsS der Landesregierung. General- Baron Appel, erfolgt« zu Dolnja-Tuzla die feierliche In» stallirung de« vom Kaiser zum dortigen griechisch-orthodoxen
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