Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920802013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892080201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892080201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-02
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abo«»emrirtrprelD l» d« hauptexpedittoa oder de» im Stad^ bezirk »ad de» Vororte» errichtete» Au«, «»bestelle» «bgeholt: viert»IjäbrlIch^I«LO( bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Han« ^ d.üU. Durch dt« Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierteljährlich ^ 6.—. Direct» täglich» Kreazbandjeadaog tut Aullaad: maantlich . Li« Morgen-AuSgabr erscheint täglich '/,7 Uhr, di« Nbrad-Autgad« Wochentag« b Uhr. Morgen-Ausgabe. LeLartio« und LrvrLitiou: Johanne»,agr 8. Dir EN>ediÜ»n ist Wochentag» »nunterbrvche» »eLguet »on srilh 8 bt« Adeud« 7 Uhr. Filiale«: VK» tffemm's »orti«. Elf«» -aJA^ ünioersitätSstraß» ll. Lost» L-sch», K«k-«iimrstr. p«t. «ch E»»ig«vl«» 7. MMM EMlilLll Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeWftsverkehr. JasertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzelle 20 PsA Reclame» uater dem RedacttoaSsiAch^4g» spalten) Ü0^. vor den Familieaaachrichien (6 gripalria) 40^. Größere Schriften laut »user«pi Preis, verzetchoiß. Tabellarischer und Zistern!-» »ach höherem Tarif. «xtra-Beilagen (gefalzt), «ur mit d« g)ivrg«a.Au«gabe, ohne Postbesörderun- SO.—, wtt Postbesörderuug 70.—» Äanahmtschlllß fir Inserate: Sbeud-Autgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgr».Ausgabe: NachmUtag« «Uhr. Eon», und Festtag« früh '/,S Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» je eia» halbe Stuade früher. Inserate find stet« a» di» GzDedttta» »» richte». Druck »ud Verlag von L. Polz t» Leipzig. 3Sl. Dienstag den 2. August 1892. 86. Jahrgang' Amtliche Bekanntmachungen. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut dter erstatteter Anzeige: 1) Eine silberne ikylinderuhr mit Goldrand und Secunde, einem Desect aus dem Zifferblatt und mit dem eingravirten Zeichen „L." aus der Rückseite, am 24. vor. M.; L) ein MannS-Jackel von blau, und braun-tlkincarrirtem Stoff mit schwarzem Futter und Stcinnußknöpsen am 22. vor. M.; 3) rin MannS-Jackct, brauncarrirt, mit schwarzem Futter und Steinnußknöpsen, eine ebensolche Weste und ein» ttcuumgarn- liose, vom 20. bi« 21. vor. M.; 4) ea. NO Flaschen Wein, Champagner, „BockSbeutrl" und „IosrphShöser", am 21. v. M; 5) rin Leiter-Handwagen, vierrädrig, gelb gestrichen, mit neuer, grangestrichencr Bordersperrleiste mit einer Partie frisch- grwasckrner Wäsche in einem Hebrkorbe, als: 4 Handtücher», „l,. P. ge»., einer weißen Frauenhose, ,A. L." gez., Frauen, bemden, Taschentüchern, Kragen u., sowie einen Lrtnwandsack mit schmutziger Wäsche, al«: Frauen, und Mann-Hemden, Bett- Wäsche, Taschentüchern mit den Zeichen: ,A. ü.", „U. ll.", „L- L." und „IV.", am 25. v. M.; 6) 4 stück lebende Mänse, vom 23. bis 24. v. M.; 7) ein Ninder-Treirad, am 22. v. M.; 8l eine sogen. Fntzwiiide mit dem eingebrannte» Zeichen „O Xolta", vom 24. bis 26. v. M.; 9) «ine Busennadel mit einem Brillant zum Anschrcuben; zwischen Brillant und Gewinde ist ein Goidrädchen, zum Drehe» eingerichtet, angebracht: innerhalb de-letztvcrgangenen halben JabrcS; 10) ein vierrädriger, biaugestrichener Handwagru mit Kasten- und Lriteraufsatz, mehrfach mit „L. L." gezeichnet; seit 23. v M kttvaiae Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über deusDhüter sind ungesäumt bei uuserer lLruiilnab Ablheilung zur Auzeig« zu bringen. Leipzig, am 1. August 1892. La» Polizrianit der Stadt Leipzig. Bretschneider. Br. Äeckbriefs-Nücknahme. Der Schuhmacher Wilhelm Tähne ist ergriffen. Hierdurch ist mein Eieckbries vom 18. Juni er. i» Stück 31b de« Leipziger Tage- blatte- vom 22. Juni er. erledigt. 4. I. 34/92. Gloga», de» 29. Juli 1892. Ler Erste Ltaatsanwalt. Lismarck's Reben in Jena. Fürst Bismarck hat in Jena in Erwiderung auf die Be grüßung de« Prorector« Professor BrockbauS eine bedeutende Rede gehalten, die voraussichtlich nicht ohne Wirkung aus die zukünftige Entwickelung de« deutschen Reiche« bleiben wird. Der Grundgedanke, von welchem die Rede ausgeht, ist der, daß der ganze Weg, den wir seit dem Beginne unserer EinigungSbestrebungcn zuriickgelegt haben, da« Werk der Bor« sebung und von ibr vorher bestimmt worden ist. Der Redner zeigte an einer Reibe von Vorgängen, daß sie alle nötbig waren, selbst die Schlacht bei Jena babe Vorbeigehen müssen, um ein preußisches Heer in den Dienst de« nationalen Ge danken« stellen zu können. Wir haben e« hier mit höchst interessanten persönlichen Ueberzeugungen de« Fürsten Bismarck zu thun, die das Ergebniß eines langen arbeitsvollen und rbatenreichen Leben« find. Bismarck betrachtet sich als ein Werkzeug der Vorsehung zur Aufrichtung des deutschen Reiches, aber nicht als ein willenloses, sondern als ein seiner Aufgabe bewußte« und ihm volle- Vcrständniß ent gegcnbringcude« Werkzeug. Wir haben neulich an dieser Stelle der gleichen Auffassung deS Papstes in Bezug aus ColumbuS gedacht, die sich aber trotzdem sehr wesentlich von dem BiSmarck'schen Standpunct unterscheidet, weil Leo XIll. ColumbuS eine Nolle zuge- wicsen bat, die dieser in Wahrheit niemals beabsichtigt und durchgcführt hat. ColumbuS wollte nickt da« Ansehen der katholischen Kirche im Kampf mit der Reformation stärken und befestigen, sondern er folgte der Uebrrzeugung, daß man bei der Kugelgestalt der Erde auch m westlicher Richtung Ostindien erreichen wüste, ohne freilich zu abncn, daß auf diesem Wege Amerika entdeckt werden würde. Bismarck hatte schon als Bundestags-Gesandter in Frankfurt a. M. Klarheit darüber gewonnen, daß der ParticulariSmuS dem Eioheit«»Gedanken weichen und daß eine Auseinandersetzung mit Oesterreich voraaSgcben müsse, wenn das EinheilSwerk auf fester Grundlage errichtet werden solle. So weit war Bismarck bewußte- Werkzeug der Vorsehung, aber daß er die ganze Entwickelung, wie sie sich später vollzogen hat, vvrauSgcsehen habe, lehnt Bismarck ab. „Man kann überhaupt nicht Geschichte machen", sagt er, „aber man kann immer auS ihr lernen. Man kann die Politik eine« großen Staates, an besten Spitze man steht, seiner historischen Bestimmung entsprechend leiten, da« ist das ganze Verdienst, wa« ich für mich in Anspruch genommen babe. ES gehört allerdings »och mehr dazu: Dorurthcils- freiheit, Befcheidenbcit, Verzicht auf eigene Ueberhcbung aiS eine überlegene Intelligenz, die alles voraussetzt und bcbcrrjcht." Man kann hiernach sagen, daß Bismarck die Wahl der Vorsehung, welche aus ihn als den Vollstrecker ihrer Absichten gefallen ist, gerechtfertigt, daß er sich als ein tüchtige- unk wohlgeeignete« Werkzeug erwiesen bat. Der Unterschied zwischen der Auffassung, di» Bismarck vor. dem Wertbe seiner persönlichen Leistungen bat, und dem Unheil seiner Gegner, tritt packend in den ironischen Bemerkungen hervor, die er gegen die Einwendung erhebt, baß er seine Erfolge lediglich dem Glück zu verdanken habe Ec findet, daß seine Vorgänger in preußischen Diensten nicht so glücklich gewesen sind wie er. und er wünscht, daß seinem Nachfolger dereinst der gleiche Empfang in Jena beschieden sein möge, den er al- Quittung seiner Handlungsweise erlebt habe. Die Uebrrzeugung BiSmarck'« von seiner göttlichen Sendung bildet eia vrrsöbnendeS Moment in dem Streit der Meinungen, weil BiSmarck daraus nicht eine Glorificirung seiner Person, sondern vielmehr die Beschränkung seiner persönlichen Mitwirkung bei Erreichung de« großen erreichten Zieles, der Einigung Deutschland-, herleitet. Da« entspricht den Gruiibanscyauungen de« monarchischen Staate-, in welchem Jeder den ihm angewiesenen Posten nach besten Krifl« »»»füllen muß. wenn stch da» Ganz» dabei wohl befinden soll. BiSmarck ist aber rin entschiedener Gegner deS absoluten Staate-, in seiner Jenenser Rede sagt er aus drücklich, daß der heutige Zustand in Deutschland aus dem Zusammenwirken des monarchischen Willens mit den Ueber- rugungen de« regierten Volke- beruht. Er führt diesen Satz weiter auS mit einem Seitcnkicb gegen die Bureau- kratie, die ja durch die Presse corrigirt werten könne — wenn sie freier wäre. Dann aber faßt er seine Ansicht über die Aufgabe der gegenwärtigen inneren Politik in einen ckarsen Angriff gegen den lhcokratischeir^lbsolutiSmuS zu- ammen, den er in weniger schroffer Form schon beim Empfang der Süd» und Westdeutschen in Kissingen an- gctenlet batte. Fürst Bismarck erklärt eS für ein gefährliche- Experiment, beute im Mittelpunkt Europa« absolutistische» Neigungen zu stöhnen, gleichviel ob sie priesterlich unterstützt seien oder nicht, im letzteren Falle sei die Sache noch gefährlicher, weil man dabei leicht zu einer Verwechselung de« göttlichen Willen« mit dem Willen der Bureaukratie gelangen könne, de- GeheimrathS, wie sich BiSmarck auSdrückl. Wohin diese Bemerkung zielt» ist kar und bedarf deshalb keiner näheren AuSciiiaiidrrsctzung, aber e« ist werthvoll, zu erfahren, wie das Ideal de- heutigen Staates beschaffen ist, das BiSmarck im Busen trägt. BiSmarck denkt von unserer politischcn Befähigung sehr gering, er ist der Meinung, daß der Wähler fast immer eine unrichtige Ansicht von der Thätigkeit der Abgeordneten hat, aber die Schuld daran mißt er nicht dem Wäbler, sondern den Abgeordneten bei, der ihn im Unklaren über die wahre Sachlage laste. BiSmarck räumt ein, daß da- Parlament in der Vergangen heit manchmal zu sehr herabgedrückt war» und wünscht, daß es in Zukunft anders werden möge. Er wünscht eine Kräftigung der politischen Uebrrzeugung in der Lsfentlichcn Meinung wie im Parlament. Es scheint, daß die Muße, deren der ehemalige Kanzler genießt, seine Anschauungen über die Aufgabe des Parlament« verändert hat, da er zu beob achten Gelegenheit hatte, wie sich die Verhältnisse unter seinem Nachfolger entwickelt baben. Er ist »n der Ueber- zcugung gelangt, daß dem Parlament eine feste Mehrheit fehlt, um die ihm zukommrnde Autorität zu genießen. Bon großem allgemeinen Interesse war auch die Aenßerung des Fürsten, daß er als Kanzler stet« nach seinem Gewissen gehandelt babe und deshalb fest entschlossen sei, auch als Privatmann nach seinem Gewissen und seinem politischcn Pflichtgefühl zu handeln, entstehe daraus, was da wolle. Der Redner brach hier seine Rede plötzlich ab, weil eS ihm in dem geschlossene» Raume zu warm wurde, aber der Schluß seiner Rede war deshalb nicht minder wirkungsvoll. Es scheint, daß Bismarck durch die Huldigungen, die ibm überall auf seinem Wege begegnen, zu noch größerer Sicherheit über da« gelangt ist, was er zu thun gedenkt, und wen» er dabei der Richtung treu bleibt, die er schon in Kissingen befolgt hat, so kann das Reich daraus nur Nutzen ziehen. Acußcrungen, wie wir sie auS dem Munde de« Reichskanzler« in grund legenden Fragen in Kissingen und Jena vernommen baben, können nur dazu dienen, taS deutsche Volt über die Aufgaben aufzuklären, die eS zu lösen hat. In der großen Versammlung auf dem Markt hat Fürst Bismarck noch zwei Aussprüche gethan, die ebenso großes Aussehen wie Zustimmung erregen werden. Der eine AuS. spruch bezog sich auf die Kriege der Zukunft, die nur Vcr tbeidigungökriege sein dürften, der andere aus das Wesen der Ccntrumspartei. BiSmarck erklärte die Tendenz und Lciturr dieser Partei für nicht reichsfrciindlich und fügte hinzu, das er auf ein protestantisches Kaiscrthuni eingesckworcn sei Damit ist uns die Politik im Innern vorgezeichnct, und wir nehmen diese Anweisung als durchaus zweckmäßig und dem Bedür^nß entsprechend an. Wir dürfen niemals ver gessen, daß Deutschland seinem Wesen nach Protestantisch ist. Damit ist zugleich der Grundsatz LerTuldsamkeit in religiöser Beziehung verkündet. Tie Leitung muß protestantisch sei» und aus dem Geist des Protestantismus bcrvorgehen, im Ucbrigen kann in Deutschland Jeder nach seiner Fatzvn selig Werden. Deutsches Reich. n». Berlin. 3l. Juli. Bekanntlich besprach die „Nordd Allg. Ztg." dieser Tage abermals die Revision des kon servativen Programms und hob ausdrücklich hervor, daß der einzige Puncl, in dem sie von der „Krcuzztg." ab wiche, die Frage eine- „Judenparagraphen" sei. Be dem Kampfe gegen die „liberale Culturistik" und für die Zurückdrängling t.S nationalen Gedankens darf die „Kren; zcitung" mithin nach wie vor auf die Unterstützung der Rcgierungsorgane rechnen. Einen PassuS über die Huden im conservaliven Programm hält da« Blatt aber für nutzlos und gefährlich. Nur ans dem Wege der schon im Programm von 18?6 geforderten Beseitigung der Bevorzugung des großen Capital- körne hier die bessernde Hand angelegt wereen. Mit einem giftigen Seitenblick auf de» cbe- maligcn Herrn und Meister fährt die „Norde. Allg. Ztg." fort: „Wäre die couservativr Partei in den siebziger und achtziger Jalren in der Lage gewesen, die angeführten, in ihrem Programm ausgesprochenen Forderungen auch nur in bescheidenem Maße einer praktischen Verwirklichung entgegen zusübren, so hätte eine antisemitische Agitation demago gischen Charakter- schwerlich einen größeren Umfang an genommen." Warum in aller W:!t hat denn Herr Piudtcr dem Fürsten B smarck in den siebziger und achtziger Jahren Nicht Borsch-äge in dieser Rtchiung unterbreitet? O> Berlin, 1. August. Während der „Vorwärts" und andere socialdemokratische Blätter „Bravo!" Harschten, als I>r. Avcling in London den Schriftsteller Ferdinand Gillcs überfallen und geschlagen batte, heulten dieselben Blätter be der Nachricht, daß der fract ion-treu eKarlKaursky vom oppositionellen Han« Müller eine Ohrfeige ein- pfangen babe Cie bezeichnet-n obne Prüfung der Sache da« Betragen Müller'« al« bubenbaft. Nun haben die Fractionellen für ihre Wunde ein Pflästerchcn erhalten; dasselbe besteht in einem Beschluß einer Anzahl Züricher Socialistrn. Herrn Müller den Zutritt zu «bren künftigen Versammlungen Weist feiern und daS Wochenblatt „Volkstribüne" wird zu diesem Tage, 3l. August, eine eigene Lassallc-Nummer bcrauS- aebcn. Da der bisherige Sitzredactcur diese« Blattes, Schneider Timm, sich jetzt im Gefängniß befindet, mußte ein anderer beschafft werden. Die Wahl siel auf den bekannten Clavierarbeiter Schmidt, einen früheren Oppositionsführer. — Die Socialbemokraten in Zwickau haben beschlossen, am I. Oclober ein Parteiblatt herauszugehen, das wöchentlich drei Mal erscheinen soll. Die Socialdemokraien Magdeburgs, die bisher bei den Handlungsgehilfen kein Glück hatten, wenden sich nun an die Hausdiener, Packer und Conlorboten; sie werden aber auch hier wenig Gegen liebe finden. * Berit», 1. August. (Telegramm.) Tie „Norddeutsche Allgemeine Zcitung" meldet: Zum Generalconsul deS Reiches in Capstavt ist der bisherige Vortragende Rath im Aus wärtigen Amt Freiherr von Nordcnslucht ernannt worden. Ten erledigten Gencralcoiisulsposlen in Warschau wird der gegenwärtig mit der «ommissarischen Verwaltung des Gcneral- consulalS in Sofia betraute Legalion-rath Freiherr von Wangenheim übernehmen. — Die „Post" erfährt auS gut unternchfeler Quelle, in NegierungSkreiscn sei man mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs über die Pflichten deS Kaufmanns, betr. die Aufbewahrung fremder Werth- Papiere, beschäftigt. Der betreffende Gesetzentwurf werde ini Herbst dieses JahrcS dem Bundesrath vorgelegt werden. — Tie in Obcrschlesien zu Gunsten de- polnischen Sprachunterrichts in Umlauf gesetzte, an den Fürstbischof von Breslau, vr. Ko pp, gerichtete Petition hat, wie daS „Pos. Tageblatt" berichtet, folgenden Wortlaut: „Mit Rücksicht auf die traurige Lage unserer Kinder, welche in der Schule nicht einmal den Religionsunterricht in ihrer polnischen Muttersprache genießen, und mit Rücksicht darauf, daß seitens der königlichen KreiS-Schulinspection immer noch Verzeichnisse der zum Beicht- und Comiuuuionunterrichl bestimmte» Kinder den Herren Pfarrer» zugchen mit der Angabe, welche von ihnen der deutschen Sprache soweit müchtig seien, daß sie den vorgenannten Unterricht in der deutschen Sprache mit Erfolg genießen könne», halten wir uns für verpflichtet, im Interest« deS Glauben- und der Sitten unserer Kinder Ew. Fürstlichen Gnaden durch Beriniltelung unsere- Herrn PsarrerS gehorsamst Folgende! zu unterbreiten: Fürstliche Gnaden I Wir sind treue Staatsbürger, aber wir wollen auch unserem heiligen katholischen Glauben und unserer polnischen Mutterst rache treu bleibe». Wir bitten nur um unser heilige- Recht und erfülle» wir eine strenge Gewissen-Pflicht gegen unsere Kinder, wenn wir Lw. Fürstliche Gnaden gehorsamst bitten: Hochdiesclbcn wollen hnldvollst dafür eintreten, daß unsere Kinder in den Wahr- Heiken de« heilige» katholischen Glaubens nur in der Muttersprache unterrichte! und nur in der Muttersprache auf de» Empfang der heiligen Sacramente vorbereitet werden und daß al- nothwendige Vorbedingung eine- ersprießlichen ReligionS- bezw. Katechi-mu-- Unterricht- der Unterricht in der Muttersprache bezw. im polnischen Lesen in den Lehrplan der Volksschule wieder aus genommen werde." * AuS Schleswig-Holstein, 31. Juli, wird-der „Voss. Ztg." geschrieben: In der nationallibrralen Partei dieser Provinz Kat der Cartelgedanke sehr zahlreiche Anhänger, aber die Conservaliven der Stöcker'schen Richtung haben viel mehr Sehnsucht nach dein „schwarzen Carlel". Daß das frühere gute Einvernehmen zwischen Nationalliberalcn und Conservativcn nicht mcbr dasselbe ist, da- zeigen die Vorgänge, welche sich jetzt im Pinnebergcr Kreise abspiclen Nachdem der bisherige Äbg. PetcrS in Folge seiner Be rusung in daö ObervcrwaltungLgericht sein Mandat nieder gelegt und eine neue Candidatur abgelcbnl hat, stellt in diesen» Kreise eine Neuwahl zum Abgeordnetenhaus«: bevor. Nun schien eS eine ganz sichere Sache, daß der Vorsitzende deS nationalliberalen Vereins in ElmShor» AmtSgericktSrath Atbrccht, der Nachfolger kon PcterS werden würde. Seine Candidatur hätte entschieden dem Wunsche der Parteileitung entsprochen, und die Freunde des Herrn Peters schienen si- al« etwas Selbstverständliches zu betrachten. Nun aber ^ gt eS sich, daß dieser Candidatur von conservatirer Seite Opposition gemacht w-d, welche einen Hosbesitzcr T i m m nominirt hat, der auch aus rechtSnationale Stimmen rechnen ! inn. Die Herren Conservaliven lassen eS fühlm, ' sic l-ci der Landtagswahl den Ausschlag geben Scdr rüu .chlSvoll ist die Beseitigung der Candidatur Albrcchl jcdcn'alls nicht, und sie würde auch kaum versucht sein, wenn die Couservativcn glaubten, daß sic daö Bündniß mit de» Nationaltiberalen noch nöthig hätten. * Hamburg, >. August. (Telegramm.) Auf dem gestern in HauSbruch stattgcfundenen Sängerscst kam eS zu starken Ausschreitungen, wobei die aikfzestclllcii Zelte eingerissen und eine Anzahl Personen verwundet wurden Die Gendarmerie konnte erst, nachdem erhebliche Ver stärkungen eingekrosfen waren, Verhaftungen vornehmen * Essen, 1. August. (Telegramm.) In dem Stempel processe bekundete» heute die über dar Verhalle,, de-Angeklagten Ingenieur Bering vernommenen Zeugen, daß Bering eia strenger, gewissenhafter, vielbeschäftigter Man» war. * Lahr, 1. August. Auf dem badischen Feuerwehrtag sind über VXX) Feuerwehrleute anwesend. Ter Großherzvg besuchte die Feuerwehr-AuSstellung, spitter betonte er in einer bilde beim Festmahle sehr stark, im Siaatswcsen sei unbedingter Gehorsam nothwendig; sei auch die Verfassung wir sie wolle. * Ltrasibnrg, l. August. (Telegramm.) Gestern ist in Hagenau unter lcdbastcr Theilnallme der Bevölkerung da« erste Verband St urnen de» elsaß-lothringischen Landes verbände- abgekalten worden, an welchem sich fast stimmt liche Turnvereine der Neickslandc betllriligtcn. An den Kaiser und den Statthalter wurden ErgeLenheilStclegramme ab gesandt. Oesterreich-Ungarn. * Wien. 1. Ailgust. (Telegramm.) Ter Kaiser ver lieh'dem Minister Grasen Üuenburg, dem Vertrauens mann der Dcutschliberalen im Ministerium, die Gcbeiin- rathSwürde. Tie Wiener liberalen Blätter bemerken dieser Rangerhöhung, daß dieselbe nicht verfehlen werte nicht zu gestatten. — T:e hiesigen socialdrmokratisLcn Wahl verrmr werde» deu T-deSlag Lassalle « m ostrntattver den weitesten Kreisen der deutschen fortschrittlichen Parte lebhafte Befriedigung hcrvorzurufen. Frankreich. " Bari«, 28. Juli. Bei dendie-jäbrigen Flottenmanövern bandelt e« sich ta erster Linie um Erprobung de« System« der Küstenvertheidiguag. der stehenden und namentlich d« bewegliche» welche unter thcilweiscr Annabme deS Brisson'schcn ProgrammeS eit dem Vorjahre neu eingerichtet worden rst. Die Bertheidigung der Küsten ist in diesen Manövern vollständig den Seepräsecten überlassen, welche in FriedenSzelten bisher höchst selten ein klbststündige- üommando ausüden konnten. Die Abänderung von Marinegeschützen in Schnellfeuerkanonen ist keineS- wcg- ganz eingestellt, nur soll si« eingeschränkt werden. Da» neue SchneUfeuergeschütz der Flotte wird das lO-Lenttmeter-Kaliber haben, mit Verschluß nach dem System Eanet. Bet der Ab- änderung aus Schnellfeuer kommen außer dem 10»Eentimer- Kaliber auch noch Las von 14 und 16 Centimeter in Betracht. Ta- neue Modell scheint übrigen- noch nicht ganz sestgestellt z» ein. Während in den letzten Jahren nur »ine einzige Brigade Marine-Jnfanterie zu vier Bataillonen an den Manövern der Landarm« Theil zu nehmen pflegte, werden diese« Jahr vier solcher Brigaden, im Ganzen 16 Bataillone, Mitwirken, außerdem di« drei ährende» Batterie» Marine-Artillerie in Lorieut, mit einem Aut- rüslung-stande von zusammen 314 Ossfcieren, 8746 Maua und 742 Pferde». Unter den Opfern von St. Gervais befindet sich auch ein Major Bourdel der Marine-Jnsanterie, Commandeur des Detachements in Cayenne. Da die Leiche nicht cmsgesunden wurde, ist B. einstweilen ä la »uito eine- Regiment« seiner Waffe gesetzt worden. — Tie außer der Tour erfolgte Beförderung des Ober- quartiermessterS de BoiSdcsfre ist beschleunigt worden mit Rück- >chl aus die russischen Manöver, bei denen er als Führer der ranzösischen Mission austreten soll. Er behält einstweilen seine Function im Generalstabe. Aus Grund de« neuer» WchrgcsetzeS (Novelle) sind zwei Majore der Reserve-Infanterie zu Comman- deinen von Landwehr-Botaillonen ernannt worden. Üm die AuS- bildung der Osficiere des Beurlaubtenstandes zu fördern, hat der Gouverneur von Paris angeordnet, daß dieselben aus Ansuchen den Ucbungc» activer Lruppenkürpcr anwvhnen und dabei Commaiido- führen können und zwar soll die- wöchentlich einmal zulässig sein. Der „Avenir militaire" verhält sich ungläubig >u der Nachricht, daß in der Infanterie „Feeicompaantcu" ge. uldet werden sollen, und weist aus da« Gesetz vom 24. Juli 1873 hin, wonach eine derartige Organisation unzulässig sei. E» handelt ich zunächst wohl nur um einea versuch, der bei den Manövern des 1. ArmcecorpS seine Probe machen soll. Die Btllot'ich« Idee wird im Allgemeinen sehr kühl aufgeuommea. Belgien. Brüssel, 1. August. (Telegramm.) In der Angelegen heit der Ermordung de« Franzosen Poumayrac am Koto stusse erklärte die Negierung deS CongostaateS, die genannte Gegend gehöre nicht zum Congostaat, man müsse sich daher, wenn Angriffe vorgekommen seien, an die Eingeborenen halten. Die Meldung von der Ermordung eine- französischen Wachtposten am Kotoflusse sei vollständig erfunden. — Der Gcneralrctth des katholischen Arbciterhause» hat rin Rundschreiben erlassen, worin formell in Abrede gestellt wird, daß trotz der Erklärungen, welche vor einigen Tagen seitens katholischer Journalisten in einer Socialisten- vcrfammluiig gemacht worden sind, eine Gruppirung zwischen Socialistcn und «Katholiken stattgefundcn habe. „Die katholischen Arbeiter", sagt das Schreiben, „iönncu nichts gemein haben mit Leuten, deren Doctrin unvermeidlich zum Atheismus, zur Republik und zum CollectiviSmuS führt." Hierzu kann bemerkt werden, daß diese formelle Absage durch die Erklärung LeS CabinetSchefs Bcrncrt veranlaßt worden ist, welcher besagt, daß ihm weiter nicht« übrig bliebe, al- ab;udcr»kcn. wenn der Gcneralrath de« katboliscken Arbeiter- hauseS, welcher theilwcise auS katholischen Abgeordneten zusammengesetzt ist, sein OccupalionSsystem bekämpften, um das allgemeine Stimmrecht zu begünstigen. — E« kann ferner als bestimmt gemeldet werten, daß die katholische Arbeiter- parici dein Resormproject der Opposition zustimmt, welche ein Alter von 25 Jabren und eine zweijährige NufrothaltS- srist im Lande voraussctzl, um wablberechligt zu sein. — Eine Plenarvcrf.mmtung, in weicher sich die katholischen Arbeiter für daS allgemeine Stimmrecht, so wie die liberale Partei Janson es fordert, erklären sollten, ist auf einen späteren Tag anbcraumt worden. — Dom Cajsstain JacqueS, welcher die Missionen gegen die Sclavcnhandler am Tanganjika- See leitet, ist kicr folgende Nachricht cingelaufen: „Seit vier Monaten sind mehr als 10 000 Wahembe eingesangen und nach Udjiji befördert worden, um dort verkauft zu werden. Die von ihnen bewohnte Gegend ist in eine Wüste umge- wandelt." — Capitain JacqueS meldet ferner, er werde überall als Befreier empfangen, und verlangt neue Mittel, besonders gute Waffe», um den an Zahl überlegenen Feind mit Erfolg bekämpfen zu können. Schweiz. * Bern, I. August. (Telegramm.) Bei dem gestrigen Turnfest dielt BundeSrath Frey eine bedeutsame poli tische Rede, in welcher er sich für vollständige Auto nomie gegenüber dem Auslande auSsprach. Italien. * R-tl», 26. Juli. Französische Blatter hatten von einer Zunahme der Fahnenflüchtigen bei den italienischen Alpencomvagnicn gesprochen und ungünstige Urthcilc über die Bchanklnnz der Mannschaften in diesen Truppen- tbeilcn daran geknüpft. Eine bierauf bezügliche halbamtliche Berichtigung besagt: daß in jedem Sommer anläßlich der Truppcn-Zusammeuziebimgcn in den Alpen einige Fälle von Fahnenflucht sich ereignen, die aber höchsten« die Ge- saiumtz.ibl von zcln erreicht baden; daß die Fahnenflüchtigen meistens aus den Grcnzbezirken stammen und ihre Familien in Frankreich haben, weSbalb als Beweggrund der Wunsch, die letzteren aufzusuchen, und keineswegs üble Behandlung zu betrachten ist; daß iw laufenden Sommer bisher nicht mehr als fünf Mann, di« sich in solcher Lage befinden, fahnenflüchtig geworden sind, und daß die Zahl der nach Italien kommenden französischen Fahnenflüchtigen durchschnittlich doppelt so groß ist al» die der italienischen. — Die Besatzung und die Bevölkerung von Massaua sind am 8. d. M. Lurch ein kleine« militairische« Schauspiel erfreut worden. Die 4. Jägercompagnie brachte aus Keren die in dem Kampfe des 16. Juni bei Serobrtü den Derwischen abgeuommencn sechs Fahnen nach dem Coitimandoplatze. wo sie durch eine Jägercomvagnie mit der Musik und durch eine halbe Compagnie eingeborener Mann schaften, die zu diesem Zwecke aus Otumbo abcommandirt war, vor dem Commandanlurgebäuve am Hafen empfangen wurden. Viele Osficiere, Beamte und Einwohner wohnten der Feierlichkeit der. — Da« italienische Geschwader, welche« sich zu den ColnmbuDfeiirlichkiitsu nn.ch Eadir ds»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite