Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920810011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892081001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892081001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-10
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis kn der Hauptexpedition oder den im Stntz^ bezirk »ad den Vororte» errichtete» AoS« pabestellen abgetzolt: virrteiiäyr>lch^4chO^ bei zweimaliger täglicher ZusleNuag in« Hans >t öchO. Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierleyädrtich k.—. Direkte täglich« ttreuzdandseuduag t»« Ausland: mnnallich 8.—. DieMorgen-Ansgab« erscheint tiglich '/,7Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentags b Utzr. Nedaciion und Erveditioa: Johannes,affe L Di« Ervedition ist Wochentag» uaunterbrochr» gedjjaet vo» früh S bi« Abend« 7 Uhr. Filiale»: vtt< Klemm'« Lorttm. (Nlsretz Hahlljb Universltatsstrah« 1. L-uiS LSsche. Katharinen str. 1«, pari, and KS«ig<vIntz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. §MN für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionsPreiS Die 6 gespaltene Pctitzeile 20 Psgf.' Rrclamen unter dem Redactionsstrich (4gO spalten) 50^, vor den Famlliennachrlchteü <6grspaiien) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis-» Verzeichnis). Tabellarischer und Zissernsa- nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nnr mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mlt Posibesürderung 70.-» Annahmeschluß für Znserakek Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Inserate stad stet« an di« ErpedttM zu richten. Druck und Verlag von C. Polz in Leipzig ^ ' M. Mittwoch den 10. August 1892. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntniachung. Wegen Ausführung des probeweise zu leaendcn Eisenrippen- orvhalts in der Kreuzung der Schütze»-. Wintergarten- und Maricnstrairc werScn die genannten Straße» vom 10. i»ss. MtS. ab wahrend der Dauer der Arbeit für alle» über -lese Kreuz»», hinweg,rchcnbkn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 8. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 14189. Or. Trvndlin. Stahl. Lckamltmachullg. Der von der Lagerhosverwaltung am 25. Mai d. I. ausgestellte, aus Frau Paulinc Sparig lautende Lagerschein Nr. 11058 über 3 Fässer Speiseöl, gez. ?. k. 1s 2/4., wovon noch 1 Fast gez. ?. k. 11 4„ gcw. 253,5 ste ani Lager befindlich, ist nach Anzeige de- Herrn Joh. Carl Serbe dem Letzteren verloren gegangen. Wir fordern den Inhaber des Lagerscheins hierdurch aus, sich mit demselben binnen 3 Monaten und spätestens bis zum 10. Oktober 1802 bei Verlust jeglichen Anspruchs an die Lagerhosverwaltung in der Lagerdos-Expedition zu melden. Ersolgt keine Meldung, so wird der Lagerschein für erloschen und unwirlsam erklärt und ein neuer Lagerschein ausgcfertigt werden. Leipzig, de» 5. Juli 1892. Lagerhos der Stadt Leipzig. Gether. Stockholz-Äuction. Mittwoch, den 31. Anglist d IS., sollen im Forstreviere Conncwit; von Nachmittags 3 Uhr an aus dem Mittelwald schlage in Abth. 15, 16 und 17 ca. 400 Haufen hartes, kleingemachteS Stockholz unter den im Termine öffentlich ausyaiigendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: aus dem Mittelwaldschlage im Ltreitholze an der neuen Linie hintrr der Ltalttwasjerkunst. Leipzig, am b. August 1892. Tc» Raths Forstdeputatlon. FrLuMige Dcrstcigcruttg. Das im Grundbuche auf den Namen der Erben Frauen Wilhrlmincn Friederiken verw. Hoffman», geb. Neubauer in Stötteritz, als: Frauen Marien Amalien verehcl. Wagner geb. Hosfmann, Frauen Marien Wilhclminen Friederiken verehcl. Fcrber geb. Hossmann, Frauen Minna'n Augusten verehcl. Große geb. Hosfmann, Frauen Bictoria'n Wtlhelminen Friederike» verehcl. Beyer geb. Hossniann und des Materialwaarenhäublers Julius Carl August voffiiiann in Stötteritz eingetragene, in Stötteritz, Hauptstraße Nr. 70 gelegene Haus-, warten- und Fctvgrnildstück Nr. 195 des Brandlatasters, Nr. 22 des Flurbuchs und Fvlium 71 des Grundbuchs für Stötteritz oberen Theils, geschützt auf 31200 soll an hiesiger AmtgerichtSstene Zimmer 206 den 17. Äugnst d. I., Vormittags 11 Uhr freiwilliger Weise versteigert werden. Die Versteigerungsbedingunqen sowie eine Beschreibung des Grundstücks und die sonstigen Unterlagen liegen aus der Gerichts- schrciberei des Unterzeichneten Amtsgerichts, Zimmer 207, zur Ein sichtnahme aus. Leipzig, am 11. Juni 1892. Königliches Amtsgericht, Abtheilung II. Steinberger. Äuction. In Len UniversitätSräuiucn des alten VonvtelS und der Poliklinik, Universitätsstraße Nr. 3, soll Freitag, de» 12. August dS. IS., von Vormittags 9 Uhr ab «lne Partie altes Mobiliar (Speisetafcln, Tische, Bänke. Regale, Thüren, Fenster rc.) meistbietend gegen Baarzahlung össentlich ver steigert werden. «DaS Verzeichniß der betr. Gegenstände nebst den Versteigerungs- bcdtogungen liegt im Universitäts-Nentamte zur Einsicht aus, auch kann das alt« Mobiliar Vormittag» von 10—12 Uhr besichtigt werden. Leipzig, am S. August 1892. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Eoncuroverfahreu. In dem Concursversahren über das Vermögen d«S Bauunter nehmers Franz Mahler zu WrißensclS ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters Schlußtermin aus den 10. Scbtember 1882, Vormittags 11V, Uhr vor dem königlichen Amtsgerichte hterjelbst Zimmer Nr. 7 bestimmt Die Schlußrechnung nebst Belügen ist zur Einsicht der Vethei- ligten auf der Gerichtsschreiberei »iedergclegt. WetßeaselS, den 4. August 1892. ' " Blume, Actuar, alS Gerichtsschrriber deS Königlichen Amtsgerichts Äus dem englischen Parlament. Aus der Thronrede und aus der Form, in welcher die Adreßberathung einqeleitet worden ist, ergiebt sich die Un gewöhnlichkeit der Hage. Die Thronrede bereitet auf die baldige Vertagung des kaum einberufencn Parlaments vor, und der Vertreter der Mehrheit verlangt ein Votum darüber, daß die gegenwärtige Regierung nicht das Vertrauen deS Landes besitze, alles Andere erklärt er für unerheblich. Trockener und geschäftsmäßiger kann man in der Thal die Schlußfolgerungen aus einer Neuwahl nicht ziehen, welche die Regierungspartei in die Minderheit versetzt hat. Aber es fragt sich, ob die politischen Verhältnisse gestatten zu sagen daß die Regierung da- Vertrauen deS Landes nicht mehr besitzt, und deshalb wird eS auf den Wortlaut der Adresse an kommen, um sie der Mehrheit annehmbar erscheinen zu lassen. Da« Land hat allerdings die größere Hälfte der Parlaments-Mitglieder auf ein Programm gewählt, das mit dem der Regierung nicht übereinstimmt, aber eS ist sehr zweifelhaft, ob e« mit dem Programm eine« Ministeriums Gladstone zufrieden sein wird, wenn dessen Ziele klar uild offen dargelegt werden. Daß Gladstone und die liberalen Abgeordneten von der vor dem ParlamentSgebäude versammelten Menge mit Jubel empfangen wurden, während die ^Vertreter de« bisherigen System« Kundgebungen de« Mißfallens hören mußten, beweist für die öffentliche Meinung deS Landes wenig oder nichts. Die große Masse bat von jeder politische Veränderungen, die vom Volke selbst a»S- gingen, mit Beifall begrüßt, die Enttäuschung ist aber bäusig nachgefolgt. Für die gegenwärtige Veränderung in England läßt sich kein irgendwie triftiger Grund geltend machen, cS haben sich Uiiterströmnngen Bahn gebrochen, denen inan vielleicht zu geringen Wcrlb bcigclegt halte, aber Anlaß zur Unzufriedenheit hat das Ministerium Salisbury nicht ge geben. Man kann nur sagen, daß eS den Bemühungen seiner Gegner gelungen ist, seine Stellung zn erschüttern, wie cS ja auch im Privatleben täglich geschieht, daß bewährte Kräfte andern Weichen müssen, die bereits ihre Unzulänglichkeit er wiesen habe». England hat unter dem Ministerium Salisbury auf socialem Gebiete Bewegungen durchgeniacht, die man als grünt stürzend bezeichnen kann. Der AuSstanb der Tockarbeiler in London, die Arbeitseinstellungen in Wales waren so gefährlicher Natur, daß die Lebcnsbedingungeu der Hauptstadt und weiter Gebiete Englands dadurch angelastet wurden. In die Leitung der Ge- chäste durch Salisbury fällt auch der Einbruch der unbeschäf tigten Arbeiter in die City von London, bei welchem Anlaß Raub und Plünderung in dem vornebiiisten Viertel der Welt stadt herrschten und die Polizei machtlos war. Wir erinnern '«rner an die Arbeitseinstellung der Londoner Postbeamten ind an die Rebellion einzelner Regimenter, die mehr als alle onstiaen Vorkommnisse des InselreichcS beweisen, daß der Geist des Aufruhrs in der britischen Monarchie die Oberhand zu gewinnen im Begriff stand. Und was war die eigentliche Ursache dieser bedenkliche» Erscheinung? Die Verschwörung der Iren gegen England, die Gewallthätigkeiten gegen die irischen Gutsbesitzer, die an Burke und Eavendish im Phönixpark zu Dublin verübten Morde, die Auflehnung gegen Gesetz und staatliche Ordnung ans der grünen Insel, die sich bis Anschlägen gegen London und die größte» Städte Englands erweiterten. Und gerade diese Partei deS Umsturzes hat in Gladstone ihren Vertreter gefunden, und ihm jauchzen die sogenannten Liberalen zu, um ihn alö Retter Englands von den Mißgriffen und Verkehrtheiten eines Salisbury zu feiern. Wahrlich, eine solche Begriffsverwirrung sollte man kaum für möglich kalten, und dennoch liegt sie vor und muß dem entsprechend vorsichtig bebanhclt werden. Denn nichts in der Welt ist schwieriger, als der Kampf gegen Jrrlhum und Verblendung, kein Gut de» Lcbenö wird mit gleicher Hart näckigkcit vertheidigt gegen alle Angriffe und bochgchaltcu als Pallavium, wie diese beiden Feinde der Wohlfahrt. Es gicbt ein gefährliches Sprüchwort, welches lautet: „Volkesstimme ist Gottes Stimme." Wer ist das Volk und wie gicbt sich seine Stimme kund? Ist cs vielleicht die Socialdemokratie, die wie ein Mann aus den ihr namhaft gemachten Candidaten schwört? Oder ist cS der Heerbann der Ultramontanen, der den von der Parteileitung bezeichnet«:» Mann wäklt, weil er auf dem Boden des katholischen Glaubensbekenntnisses steht und von diesem aus alle politischen Verhältnisse betrachtet und beurthcilt? Oder ist eS endlich die robe Masse, die einem Boulangcr huldigt, weil er das große Wort führt und auf dem Pserde Figur macht? DaS englische Wablergebniß ist ein bemcrkcnSwertheS Zeugniß dafür, auf welche Abwege die öffentliche Meinung geräth, wenn man ihr nicht sehr deutliche Fingerzeige crthcilt, wohin sie zu steuern hat. DaS hat das Ministerium Salisbury versäumt; cS hat geglaubt, sich mit moralischen Erfolgen begnügen zu können, statt auch einmal die materielleNntzaiiwendung daraus zn ziehen. ES bat die irische Verschwörer-Gesellschaft durch Nachsicht und Milde zu gewinnen gehofft, eS bat ihr alle nur möglichen gesetzlichen Bürgschaften dafür geleistet, daß sie durch gewissen lose Grundbesitzer nicht ausgebeutel werden kann, aber cS erzielte dadurch nur die Wirkung, daß die sogenannten Liberalen sich der irischen Frage bemächtigten, um ibrer Opposition gegen die Regierung einen Hintergrund ru gebe» Daß in Irland beute Ruhe herrscht, wird nicht ans Ncchnunc deS Ministeriums Salisbury gesetzt, sondern einer Partei gutgeschricbcn, die Irland ohne Nolh und mit aller Gewalt von England loSreißen will. Abgesehen von der irischen Frage ist die Gegenwart für einen EabinctSwcckscl sehr schlecht geeignet. Drei wichtige Fragen stehen auf dem Gebiet der auswärtigen Politik zur Entscheidung: die cgyptische, die indisch-afghanisch-chincsisch- russische und tie marokkanische. Auö verschiedenen Antentnngcn ist zu entnehmen, daß Gladstone alle diese Fragen von einem anderen GcsichlSpnncle beurtheilt alS Salisbury. Es stehen dabei wichtige Interessen Englands aus dem Spiel, die nicht nach Theorien sondern nach der Sachlage entschieden werden müssen. Sind nun alle die Abgeordneten, die auf das Programm Gladstone, soweit eS bekannt ist, gewählt wurden wirklich damit einverstanden, daß plötzlich diese drei Frage» anders behandelt und in entgegengesetztem Sinne entschieden werden, als eS das Ministerium Salisbury beabsichtigt? Auf die Beantwortung dieser Frage kommt eS bei Abfassung der Adresse auf die Thronrede wesentlich an, die Anbänger Gladstone's werden sich darüber schlüssig zu machen haben, ob sie auch in der auswärtigen Politik die Wege ihres Führers geben wollen, und dazu ist es wieder nolhwendig daß Gladstone fick über seine Absichten erklärt. Unter diesen Umständen wird die Adreßerörtcruna wahr scheinlich nicht glatt verlaufen, sondern die Partei SastSburyst wird sich gegen Veränderungen verwabren, die den englischen Interessen zuwiderlaufen. Ein Mißtrauensvotum ist bei solcher Sachlage leichter beantragt als crthcilt, die Be gründung muß so gehalten sein, daß sie dem gesunden Menschenverstände nicht ins Gesicht schlägt und daß die Opposition sich dadurch der öffentlichen Meinung empfiehlt Es ist ein cigentbümlicheS Schallspiel, daS England gegenwärtig der Welt darbictct; das Land befindet sich i» einer von den Wählern geschaffenen Lage, die auch die Sieger in dem Wahlkampfe nicht befriedigen kann. DaS Ziel jeder Neuwabl ist naturgemäß eine Verbesserung der beliebenden Verhältnisse, in diesem Falle liegt aber eine offenbare Verschlechterung vor. Den parlamentarischen Gewohnbciten der Engländer entsprechend, muß wohl oder übel ein Mißtrauensvotum zu Stande kommen, andernfalls wäre Großbritannien dem Spott der Welt preisgegeben. Zuerst Neuwahlen, dann rin Parla ment mit einer Mehrheit von 40 Stimmen und endlich eine Adresse, die sich mit der Politik der bisherigen Negierung einverstanden erklärt — daS wäre allerdings das Tollste, was bisher geleistet wurde. Unmöglich aber ist ein solcher Aus gang nicht. * Deutsches Reich. SS. Berlin, 8. August. Fürst Bismarck hat einmal, wir glauben während des französischen Feldzuges, die Bemerkung gemacht, wenn man einem Magyaren 25 aufzähle, aber gleich zeitig die ungarische Verfassung vorläse, so suhle sich der Ge prügelte als freier Bürger eines freien Landes und spüre die Hiebe nicht. Etwas AchiilicheS läßt sich zur Zeit bei unserer Demokratie beobachten. Unter dem allen EurS galten ihr die „Ossiciösen" als das Ucbcl schlechthin. In Parlament und Presse waren sic der Gegenstand fast täg licher Angriffe, ihre Existenz allein rechtfertigte das Ver- damniuttgSurtheil über das BiSmarcksche Regiment. Als Gras Eaprivi ans Ruder kam, war cs sein Erstes, zn erklären, daß der neue Enrs keine Ossiciösen habe, noch 'Haben werde. DaS Verspreche» ist nicht gehalten worden, vermuthlich weil cS nicht gehalten werden tonnte. Es hat ich nichts geändert, außer dem einen Punkt, daß die Regie- rungSfctcrn ungeschickter geworden sind. Selbst die unter Bismarck mit einem großen Aufwand von sittlicster Entrüstung als demoralisirend bekämpfte Praxis, daß die ossiciösen Artikel in verschiedenen Zeitungen untergebracht würden und man niemals bestimmt wisse: rühre» sic von der Negierung her oder nicht? — selbst diese Hebung florirt nach wie vor, wie erst dieser Tage die Bemerkungen eines HamburgeS Blattes zur Hcrrfurth-KrisiS wieder gezeigt haben. Aber die gut- müthigc Leulschfrcisiunizc und demokratische Presse bält sich an die Zusage Eaprivi's und spürt deshalb die Lfsioiösc» nicht. Gelehriges Fell! pk. Berlin, 9. August. Zur NuSstellungöfragc, welche seil Monaten die öffentliche Meinung Deutschlands bc- schästigt und »ach den letzten Nachrichten bereits ihrer Ent schcidung harrt, ist sür Deutschland unzweifelhaft von einer nicht nncrheblickcn Wichtigkeit. Die RcichSrcgicrung, sowie verschiedene Kreise unserer Groß-Jnduslrie verhalten sich gegen daS Projeet einer in Berlin zn veranstaltenden Welt- AnSstclluiig so kühl wie möglich, während außerhalb Berlins und dem Reiche nur wenige Stimmen öffentlich zu Gunsten deS Unternehmens taut geworden sind. Man wird sich also klar werden müssen darüber, ob Deutschland für alle Zeit auf die Veranstaltung einer großen Ausstellung in der Neichshauptstadt verzichten darf, ohne das Ansehen seiner Leistungen nicht nur auf gewerb lichein, sondern auch aus anderen Gebieten im In- und Aus lande bedenklich zu schädigen, oder ob die Sache diejenigen Anstrengungen wcrth ist, welche für alle Kräfte der Nation erforderlich sein werden, wenn die Veranstaltung von befriedigenden Erfolgen begleitet sein soll. Wie die „Bcrl. Neuest. Nachr." mittbeilcn, ist nnn in den nächsten Tagen das Erscheinen einer kleinen Schrift zu gewärtigen welche unter erschöpfender Erörterung der gedachten Fragen zu dem Schluffe gelangt, daß eine Ausstellung in Berlin noch vor Schluß dieses Jahrhunderts im Interesse Deutschlands alö eine dringende Nolkwendigkeit zu erachten sei, daß aber diese Ausstellung nicht eine Welt- Ausstellung, sondern zweckmäßig eine deutsch- nationale Ausstellung sein müsse, um auf freiem »»abhängigen Bote» der Welt eine Ncincultur tcnlschcr Lcislungojähigkcit aus allen Gebieten menschlichen Schaffens vorznsührcn. Die Broschüre verdient insofern besonderes Interesse, als der Verfasser derselben A. Haar mann, Generaldircctor eines großen montan-industriellen Unternehmens inHannoveruncWestsalen und zugleichVorsitzcndcr der Oönabrücker Handelskammer ist, die bekanntlich im Anfang des Jabrcö 1891 die Idee einer deutsch-nationalen Ausstellung in Berlin zuerst wieder in Anregung gebracht hat. Man darf also sagen, daß hier eine Arbeit aus be rufener Feder vorlicgl, deren Beachlung sowobl im Lande, als auch an maßgebender Stelle nickt abzuwcisen sein wird Bei der Tragweiic der fällenden Entscheidung wird man nur wünschen tonnen, dag vorab sowohl die nüchternen volks wirtschaftlichen, als auch die politischen und idealen Seiten der Frage allerseits in sorgsame Erwägung gezogen werten * Berlin,O.August. (Telegramm.) Der bcntige „StaatS- anzeigcr" bringt folgende Notiz: Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Staatsminister und Minister des Innern Hcrrfurtb die nachgesnchte Entlassung anS dem Staatsdienste mit Pension unter Belastung des Titels und Ranges als StaalSminister sowie unter Verleihung des GroßkreuzeS des Rotben Adlerordcns mit Eichenlaub und der königlichen Krone in Gnaden zu bewilligen und dem Präsi denten des StaatSiniiiisteriuniS Etaatöminister Grasen zu Eulenburg zugleich zum Minister des Innern zu ernennen. — Die Entwürfe des Handelsvertrages und des Marken- nnd MnsterschutzabkommcnS zwischen Deutschland und Serbien sind heute in Wien paraphirt worden. — Ter StaatSsecretair deS RelchsmarlneamtS Diceadmiral Hollmann ist nach Berlin zurückgckehrt. — Der Rückkehr deS Geheimratbs Kayser von seiner ostasri- kanischen Reite wird zum 15. August entgegen gesehen; vom 16. August ab wird derselbe wieder die Leitung der Colonial- abtvcilung des Auswärtigen Amtes au» den Händen seines bis herigen Vertreters. Baron« v.Nordenslycht, welch Letzterer zum Generalconsul in Capstadt ernannt worden ist, übernehmen. — Bor längerer Zeit wurde darauf hinaewiesen, daß die Lieferung von Conserven für die kaiserliche Schutz- truppe bislang fast ausschließlich ausländischen Firmen hat übertragen werden müssen, da von deutschen Firmen Angebote sonder barer Weise an maßgebender Stelle nicht Vorlagen. Wie wir er- fahren, sind nunmehr bei dem Gouverneur sür Deutsch-Lsiasrika, Frhrn. von Sode», so viele Offerten deutscher Tonservcnsabriken eingcgangcn, daß jedenfalls die Lieferungen in Zukunft vornehmlich deutschen Firmen zugewendet werden können. — Für den freiconservativen Abgeordneten v. Balan. der infolge seiner Ernennung zum Polizeidirector in Potsdam sein Landtagsmandat hat niederlegen müssen, findet am 26. August die Ersatzwahl im Kreist Schlawe-Rummcls- burg statt. Man halt eine Wiederwahl für gesichert. — Wie da» ComitS für die Sammlung zu Gunsten Bnsch- hofs's bekannt macht, sind bis jetzt insgesammt 39 480 11 eingegangen. * Oldenburg. 8. August. Der „Köln. Ztg." wird von stier berichtet: Der viel erörterte Rücktritt deS Eisenbahn- directorS Geb. OberrcgierungSratbS Bormann ist lediglich auf Meinungsverschiedenheiten mit dem Staatsministerium in Eisenbahnsachen zurückzuführen. * Halle a/L., 8. August. Wegen LandeSverrathS, begangen durch Verkauf von FortS-Plänen an einen Dänen im Jahre 1884, wurde der frühere Feuerwerks-Lieutenant H. Thomas zunächst zu 10 Jahren und bei erneuter Verhandlung zn I t Jahren Zuchthaus verurthcilt. Nachdem Th. von dieser Strafe 7 Jahre verbüßt hat, ist ihm der Rest auf dem Gnadenwege erlassen worden. — Unsere Bürgerschaft ist durch einen Plan deS Magistrats einigermaßen überrascht worden. Es handelt sich um Aufhebung des Bürgcr- rechtSgeldes und Herabsetzung des Wahlfähig-- keitScensus von 1050 auf 650 Einkommen. Noch ist die Cache nicht bis zu einer förmlichen Vorlage gediehen, aber die cominunalen Vereine und Kreise beschäftigen sich bereits in genicinschastlicken Beratungen; durch die angeb lich ans gesetzlichen Vorschriften beruhende Maßnahme würde ich die Zahl von wahlberechtigten Bürgern von ca. 7000 auf 19—20 000 erhöhen. Die dritte Abtheilung der Wähler schaft würde somit voraussichtlich eine starke socialdcmo- kratische Mehrheit bringen. (Franks. Ztg.) * 14reiz, 8. August. DaS „Gr. Tagcbl." macht heute die interessante und sür die eigenthüiiilichcii Verbältnisse unseres Ländchens charakteristische Mitteilung, daß „alle vor der fürstlichen LanvcSregierung zu verpflichtenden fürstlichen und städtischen Beamten und was dazu zu rechnen ist, die von derselben AnstcllungSdecret rc. erhaltenden Lehrer u. s. w. vorder zu geloben haben, baß sie weder einer geheimen Gesell schaft — dem Freimaurerbund — angeboren, noch in denselben cinlrctcn oder auch nur näheren Umgang mit dessen Mitgliedern pflegen wollen." * Erfurt, 8. August. Der CentrumSabgeordnete und Wanderredner Ilr. Lieber besprach gestern in einer bier ab- aehaltcnen Versammlung des „BolkSvereinS für daS katholische Deutschland" die Jenaer Rede deS Fürsten BiSuiarck. Wie der „Köln. Votksztg." von bier berichtet wird, sagte I>r. Lieber in dieser Rede u. A.: Der Vorwurf socialistischer Gesinnung treffe seil den Kaisercrlassen nicht bloS daS Ecntrum. Seit BiSmarck S „Racbczug" müsse die erste Ge legenheit benutzt werden zur Erklärung, daß wir (d. h. die Ultramontanen) Freunde des Reiches sind, wie eS durch Kaiser und Kanzler geleitet wird; „wir" werden uns niemals auf ans rcvvtutioiiairc Bahnen lenken lassen. Gegenüber dem ausgesprochenen Willen deS Kaisers bedeute der Hinweis Bismarcks auf die unflathige» Worte Götz v. Bcrlichingcn'S eine Auflehnung gegen Kaiser und Reich; wenn jetzt in Deutschland ein ReichSseind athme, sei es Bismarck. * L0»Vcrshn»sc», 7. August. Ter Fürst, der sich gestern nach Gehren begeben hat, vollendet beute daS 62. Lebensjahr. mit dem Prädicat ErccUenz und der Geh. Ncgierungöratb Hölzer zum slimuisührendcu Mitglicde des Ministeriums ernannt worden. * Tarmstadt, 8. August. In aller Kürze soll ein Erlaß wegen Neuregelung sür die Vergebung von öffent lichen Arbeiten des Staates veröffentlicht werden. Wie die „Frls. Ztg." hört, sollen die neuen SubinissioiiSbcLingnngen sich im Großen und Ganzen denen von Württemberg au- schließen. * Zpctcr, 8. August. In der Zeit vom k2. bis 15. Sep tember d. I. findet hier die Generalversammlung des Evangelischen Bundes statt. Oesterreich-Ungarn. * Wie», 9. August. (Telegramm.) Der Handels vertrag zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien und die Bichseuchcnconvention sind heute gleichzeitig abgeschlossen worden. Zugleich wurde die Declaration, wonach der am 1. Sepl. ablaufcnde Handelsvertrag und die frühere Vichseuchenconvcnlion bis l. Januar 1893 verlängert wird, unterzeichnet. — In Paris bildete sich ein Syndikat zum Ausbau des Donau-OdcrcanalS, an dessen Spitze die Firma Hallicr, Lctellier Fr^reS und Dietz-Monnin steht. Heute gingen 5 Seclionen Ingenieure nach Mähren und Schlesien ab. * Linz. 9. August. (Telegramm.) Der 3. Allgemeine Oesterreichische Katholikentag ist gestern Abend eröffnet worden, derselbe ist von über 2000 Personen besucht. Unter den Anwesenden befinden sich der Nuntius Galimberti, mcbrcre Kirchcnfürsten, der Statthalter Freiherr v. Puthon, niedrere LantiagSabgcordncte, die denlAen ReichSlagSabgcordnetcii I>r. Orterer, DreeSbach und I)r. Porsch, sowie Dcleairle österreichischer und deutscher Studentenverbindungen. Zum Präsidenten wurde Graf Sylva Tarucca gewählt. Der Nuntius Galimberti ertbcilte den päpstlichen Segen. * Pest, 8. August. Tie Wahlen sür den Gcmeinderath in Agram sind zu Gunsten der Opposition ausgefallen, weil die Frauen, welche durch Vollmacht daS Stimmrecht auS- üben, für die kroatische Opposition eingetreten sind. Frankreich. * Pari», S. August. (Telegramm.) Tie Minister waren heute Vormittag in Fontainebleau unter dem Vorsitz des Präsidenten Earnot zu einer Sitzung zusammen- getrelcn. Hem Vernehmen nach bildete der Zwisckensall im Eongo- gebiel den Gegenstand der Bcratbungcn. — Die Dynamit- Diebstähle der letzten Tage haben, wie man annimmt, den Anarchisten gegen 300 kg Dynamit in die Hände geliefert. — Wie verlautet, soll an Stelle deS von der Regierung ver botenen CongresseS der socialistischen Gemeinde vertretungen Frankreich« ein Eongrcß socialistischer Mitglieder der Municipalräthe slattfinden, welcher unter Anderem über die Versorgung der Greise und Waisu seit«»«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite