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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920816013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892081601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892081601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-16
- Monat1892-08
- Jahr1892
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Tabellarischer und Zstferasas nach höherem Tarif. «rtra«Vellage» (gefalzt), nnr mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung 60—, mit Postdesördernng ^l 70.—»^ ^nnahmkschluß siir Inserate: Abend-Aulgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Lei Len Filialen und Annahmestellen j« tln« halbe Stund« früher. Inserat« sind stet« an di« GLP»»iti«N zu richten. Druck und Verlag von ik- Polz t» Leipzig. ^-«7. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. In unserer Bekanntmachung vom 14. Mai vor. I, betreffend die für den GroßdandeiSverkaus der städtischen Nerkaussvrrmittler festgesetzten Mtlidrftmcngcn, sind letztere sür Kartoffel» aus 250 KL, für Gurken auf '/, Schock festgestellt worden. Dem hervorgctretene» Bedürfniß entsprechend, werden diese Mindestmengen dahin abgeänderl, daß die VerfausSvermittler vom Datum dieser Bekanntmachung an berechtigt sind, Frühkartoffeln bis zu 50 ks, Einlegegurken bis zu 3 Schock herab zu verlausen. Im Uebrigen verbleibt c« bei den ob»n sür Kartoffeln und Gurken bezeichnten Mindestmengen. Leipzig, am 12. August 1892. Ter Rath »er Stadl Let-rig. Irr. 3416. l>r. Tröadlin. Lindner. Lekanutmachung. Die beiden Obergeschosse und da« Dachgeschoß de« rechten Seitengebäude» im städlischen Grundstück Universitälsstraße Nr. 20 sollen TanuerStag, den 18. ds. Mt«.» Bormittag« 11 Uhr im Saale der Alten Waage. «alhariiienstraße Nr. 1, II. Obergeschoß, auf den Abbruch versteigert werde». Die Versteigerungsdeüinguiigen liegen von jetzt ab bei der Hoch- bauverwaltung unseres BauamlS zur Einsichtnahme aus. Tie Besichtigung des abzubrechenden GebäudetheileS kann am 16. und 17. d«. Mt». Bormiltage von 11—12 Uhr ersolgen. Leipzig, den 4. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. De. Tröndiin. Krumbiegel. Viebstahls^Zekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein goldener Ring, stark, mit geschliffenem rothe» Stein, am 10. d. M.: 2) eine silberne tlylinderuhr mit Secunde, abgegriffenem Goldrand und den Nummern I8V08 und 17855, sowie mit an hängender Rickellette, am u. d. M.; 3) eine tsmbakue Chltuderuür, aus 4 Steinen, mit durch brochener Platine, eine silberne Ankeruhr, ans 15 Steinen, mit neu angesertigtem Gehäuse, eine abgetragene Cyltuderuh», aus 4 Steinen, mit Secunde, am 4. d. M.; 4) eine goldene Tamennhr mit schuppenartig genarbter Rück, seite, goldenen Zeigern, mit den Nummern 41021 und 16047, dem Zeichen „0. II." und mit anhängender kurzer znieisträngiger gol dener Netto mit 3 Kugeln, vvni 4. bis 9. d. M-; 5) et» Mannsjacket «nd eine Weste von grün- und braun kleincarrirtcm Stoff, eine Hose, grau-, weiß- und braungestreist, ein schwarzer Fraiirn-Wintermantel mit Stehkragen und einer Reihe schwarzer gemustcrlcr Knüpfe, ein Fra»c»-W>»ter)ückct von schwarzem Stoff mit Sammetkragen und einer Reihe Perl mutterknüps«, vom I. bis 6. d. M.; 6) ä Stack Damast-Tascltücher — Blumen- und Sternmustcr — mit dem Zeichen ,,8. tl. bezw. „dl. 8.", 1h Stück Daniaft- Tischtücher niit dem,. Muster und dem Zeichen „8. L", 18 Stück weitze Lcrpiettc», theii« Damast, mit und ohne Muster, gez. „8. L." zum Thcil im Monogramm, 8 Stick Betttücher, in blauem Monogramm „8. X." gez., S »ritzlkiNktie Trckbett- übcrzüge und ein Kopskiffeiiüberzug mit ebensolchem rothe» Monogramm, SS Stück Haudkücher, „II. 4." gez., 4« Stück gemusterte Handtücher, in blauem und rothem Monogramm „8. X." gez., am 29. vor. M.; 7) 2 Mctatlverzterungen, Delphin« darstellend, von Zink und Nlckelguß, seit Mitte vor. M.; 8) eine kleine nrusilb. Remoiitairuhr mit Fabriknummer 54059 oder 540->4, mit dem «ingekritzeiten Namen „8ruvo käagler" und anhäiigender Haarkette mit goid. Schieber, „8. K." gravirt, am 7. d. M. Etwaig« Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Lhäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal- «dthcitung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 15. August 1892. Da« Palizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Br. Stambulow's Sendung. Seit der Ernennung zweier bulgarischer Bischöfe m Maccdonien hat sich das Verhältniß zwischen Bulgarien und der Türkei immer entschiedener nach der Richtung einträchtigen Zusammenwirkens zur Erreichung deS gleichen Zweckes ent wickelt, den Frieden aus der Balkanhalbinsel ausrecht zu erhalten. In demselben Maße, wie die Entsremdung zwischen Rußland und Bulgarien zugenommen hat, sind di« Beziehungen der Türkei zu Bulgarien inniger geworden, nicht in dem Sinne der systematischen Verfeindung mit Rußland, sondern in dem Streben, die Balkanhalbinsel unabhängig von fremden Einflüssen zu Hallen Rußland ist immer bemüht gewesen, einen feindlichen Gegensatz zwischen der russischen und der österreichischen Politik auf der Balkanhalbinsel als vorhanden darzustellcn, aber rin solcher Gegensatz wird nur durch die russischen Eroberungsplän« erzeugt, er verschwindet, wenn Rußland der natürlichen Entwickelung der Balkanstaaten keine Hindernisse bereitet, wenn eS nicht bemüht ist, durch seine Einmischung Unruhe und Berwirrung zu stiften, an deren Stelle Ruhe und Friede herrschen könnte». Di« beiden Hauptacbielr sür russische Wühlarbeit aus der Balkanhalbinsel sind Bulgarie» und Serbien, Rumänien eignet ich dazu nicht, Griechenland steht ohnehin nicht auf freund chaftlichem Fuß mit der Türkei, und Montenegro ist voll tandig unter dem Banne Rußland». Wenn ei also den russischen Umtrieben gelänge, Bulgarien seinen Wünschen gefügig zu machen, dann wäre die russische Herrschaft über die Balkanstaaten begründet, und Oesterreich - Ungarn und Rumänien würden sich vergeblich bemühen, da» gestörte Gleichgewicht im Bunde mit der Türkei wieder herzustellen. Daher die ununterbrochenen Bemühungen Rußland«, den Prinz», Ferdinand au« Bulgarien zu entfernen und die seidigsten und tüchtigsten Männer de« Lande«, wie Stambulow und vnlkowitsch, au« dem Wege z» räumen, denn Beltschew ist, obwohl er gleichfall« zu diesen Männern gehört, nur da« Opfer einer Verwechselung mit Stambulow geworden Durch di« Hi»richt«n> der bei der Ermordung Beltschew « 16. August 1892. Dienstag den betheiligten, vom Kriegsgericht vcrurtbeilten Angeklagten ist etwaigen Nachfolgern Karagulow's, Popow'S ^u»b Genossin zum Bewußtsein gebracht worben, welche« Schicksal ihrer wartet, wenn sie sich zur Vollstreckung der russischen Politik in Bulgarien hergeben sollten. Gnade kann Leuten gegen über nicht walten, welche die Existenz Bulgarien« in Frage stellen, die Pflicht der Selbstcrhaltung gebietet den bulgarischen Behörden, mit der größten Strenge vorzugchen, Milte würbe fast dem politischen Selbstmorde gleichkonimen. Da« ist die Sachlage, welche die Sendung Stambulow'« nach Konstantinopcl veranlaßt bat; sie war bestimmt, die Schlußfolgerungen au« der vorliegenden Thatsache zu ziehen und der Welt zu zeigen, daß vollkommene Uebereinstimmung de« Vasallenstaat«« mit seinem Lberherrn herrsch«. Die Herzlichkeit und Zuvorkommenheit, die der Sultan beim Empfange de« bulgarischen Ministerpräsidenten gezeigt hat, beweisen, daß die Zeilen vorüber sind, in welchen der Sultan alö der geborfamc Diener Rußland« erschien, und Alles über sich ergeben ließ, wa« i» St. Petersburg beschlossen worden. Auch bei der Regelung der DardaneUenfrage hat Abdul Hamid nur den lhatsächlichen Verhältnissen Rechnung getragen, nicht aber in sklavischer Unterwürfigkeit gegen den Zaren auf Rechte ver richtet, deren er zur Gelte,idiiiachiuig seiner Unabhängigkeit bed«»f. C« ist ein historisch wichtiger Vorgang, daß der Sultan die Anerkennung des Prinzen Ferdinand zur rechten Zeit in Aussicht gestellt, daß er sich nicht auf nichts sagende Redensarten und Ausflüchte beschränkt bat, die nur seine Abhängigkeit von Rußland dargcthan hätten. Abdul Hamid bat ein mannhaftes Wort gesprochen, alS er seine Entschlossenheit ausdrücklc, den günstigen Augenblick sür die Anerkennung des Prinzen Ferdinand benutzen zu wollen. Der Unterschied zwischen sonst und jetzt springt in die Angen Auck^ als die Anerkennung der Vereinigung von Nord- und Süd-Bulgarien in Frage kam, versuchte der Sultan seine eigenen Wege zu geben und sprach die Anerkennung aus eigenem Antriebe ohne Rücksicht auf Rußland anS. Aber damals war der Einfluß Rußlands aus die Türkei stärker als heute, Rußland verwandelte die endgiltige Anerkennung deS neuen Verhältnisses in eine solche auf Zeit, und dabei ist cs geblieben. Die E,»Verleihung OstruniclicnS in Bulgarien hat bisher nicht stattgesunden, die Herrschaft Bulgariens über die türkische Provinz wird nnr stillschweigend geduldet, staats rechtlich ist noch das Verhältnis in Kraft, welches durch den Berliner Frieden vom 13. Juli 1878 festgestcllt wurde. Tie Erklärungen des Sultans beim Empfange Stam- bulow's werden in ganz Europa, besonders aber in Rußland das größte Aufsehen erregen, denn sie sind der beste Beweis dafür, daß Rußland mit seiner Politik der Gewalt und Hinterlist in Bulgarien nicht nur nichts erreicht hat, sondern daß seine Aussichten heute dort schlechter stehe», als sie beim Beginn des russisch-türkischen Krieges im Jahre 1877 standen. Bulgarie» bildet zwar heute nicht mehr eine» Tbcil der türkischen Besitzungen, aber das Verhältnis! zwischen beiden Staaten ist besser, als es jemals unter der türkischen Herrschaft war. Bulgarien ist durch die staatliche Trennung von der Türkei zu einer Entwicklungsstufe gediehen, die eS als türkische Provinz niemals erreicht hätte. TaS erkennt Abdul Hamid rückhaltlos an, indem er Stambulow zu der Art und Weise beglückwünscht, wie er die Angelegen heiten Bulgariens verwalte und leite. Abdul Hamid ist unbefangen und vorurthcilSloS genug, ui» einzusehcn, daß der heutige Zustand der Balkanbalbinsel für ihn weit günstiger ist, als der vor dem letzten Kriege mit Rußland. ES vcrrälh staatSmäiinischen Blick, daß der Sultan treue und aufrichtige Bundesgenossen auf der Balkanhalbinscl verdrossenen und widerwilligen Ilntertbancn verzieht. Für die Sympathien, die er heule Numänicn und Bulgarien und allen andern Balkanstaaten znwcndet, die mit ihm ei» freundschaftliches Verhältnis uiiterhaUeii wollen, hat der Sulla» die besten Beziehungen zu Oesterreich Ungarn an Stelle der Abhängigkeit von Rußland cingetauscht, und kann dcöbalb die Versuche Griechenlands, Eandia zu erwerben, mit Gleich giltigkeit behandeln. Der Einfluß der mit Oesterreich- Ungarn einverstandenen Türkei ist beute ans der Balkan- Halbinsel der maßgebende, während Rußland ans die Anzettelung von Verschwörungen und die Erregung von Uinsturzbewcgungen in Bulgarien und Serbien angewiesen ist — ein klägliches Zcugniß für die Ansprüche Rußland« ans die Herrschaft der Balkaiihalbinsel. Prinz Ferdinand von Eobnrg ist heute der Schützling der Türkei; der Zcitpuncl seiner Anerkennung durch den Sultan ist zwar unbestimmt, aber die Absicht, sie im günstigen Augenblick auszusprechc», ist vom Sultan erklärt worden, und diese Absicht hat sogar durch die Bemerkung noch eine hos niingSvollc Bestätigung erfahren, daß der Sultan Stanibulow die bevorstehende eigenhändige Verleihung eines hohen Ordens ankündigte. Der Triumph, den Stanibulow in Konstanlinopcl ge feiert hat, ist zugleich eine schwere moralische Nieder lage sür Rußland, da« nicht nur die Früchte sechsjähriger Bemühungen um die Schutzhcrrschast in Bulgarien vereitelt sieht, sondern es sich außerdem gefallen lasten muß, daß seine wichtigsten Claaisgeheimiiiste in dein bulgarischen RegierungSorgane „Swvboda" seit Wochen der Lessentlich- keit preisgcgebe» werden. Die Hinrichtung der Bernrtbeillcn deS 19. Juli und das Ergebniß der Reise Stambulow's nach Konstantinopel vereinige» sich mit der Veröffentlichung der russischen Aclenstückc in der „Swoboda" zu einem moralischen und thatsächlichen Mißerfolge, wie ihn die russische Politik seit langer Zeit nicht erlebt hat. * Deutsches Reich. 6.U. verlt«, 15. August. Daß die Mitglieder des Unter- stützungSvrreinS deutscher Buchdrucker, also die so genannten Berbändler, in denjenigen Druckereien, in denen sic die Mehrbeit haben, oder anck nur über eine» nenncnSwcrlbcn Bruchtbeil der Gehilfen verfügen, einen geradezu unbeschreib lichen Terrorismus aus die Nichlverbändler auSübe», ist be kannt. Jeder Druckereibesitzer, der Berbändler und Nickt» verbändler beschäftigt, kan» davon ein Liedchen fingen; wenige Monate, und aus einer sogenannten gemischte» Druckerei sind alle Nichtverbändler verschwunden. Wiederbolte Versuche sind deshalb schon i» Berlin gemach» worden, die Nichtverbändler zu organisiren, bi« jetzt leider ohne Erfolg. Augenblicklich sind wiederum derartige Versuche im Gange, und diesmal scheinen dieselben zum Ziele zu führen: eS wird sich zunächst um einen sogenannten geselligen Verein handeln. Wie e« in dem Aufruf zur Gründung dieses Vereins heißt, ist mit »den zieldewußlen" Eollegcn in Folge ihres andauernd widerlichen GcbahrenS nicht zu verkehren". Tie Berbändler sind übrigen« sehr stark mit dem internationalen Buch- druckcrcongreß beschäftigt, und ein Genosse aus Berlin hat bereit« eine ganze Anzahl Anträge eingebracht, von denen zweifellos d.efer der wichtigste ist: „Der Kongreß wählt ein Bureau zur Leitung der Tarifbewegungen mit Be rücksichtigung der speciellen LandeSverhältnissr." Die Beitragöleiitung für de» internationalen Buchdrucker verband soll nach dem Vorschlag der Berliner Genosse» eine freiwillige sein. Mögen auch über die Formen deS inter- nationalen Verbandes die Ansichten der Genossen weit auö- emandergehen. darin sind Alle «Deutsche, Oeslerreichcr, Fran zosen, Spanier, Italiener rc.) einig, daß die Schaffung eines solchen Verbandes angestrebt werden muß, und darin liegt die große Bedeutung des bevorstehenden CongresscS. ^ Brrlin, 15. August. Die unabhängigen Socia- l> stc». die sich jetzt fast in allen größeren Städten von der socialdeniokraNschen Partei abgczweigt haben, sind entschlossen, den nächsten internationalen Socialisten- respective Arbeiter-Eongrcß, der im Sommer 1893 zu Zürich stattfinden soll, nicht zu iguoriren, sondern vielmehr durch Dclcgirte zu beschicken. Aus dem Eongreß sollen diese Dcle- girteii für die Zulassung auch der anarchistischen Vertreter von Arbeitergruppen cintrcten. Der „Socialist" schreibt be treffs deS EongresseS u. A.: „Wir gehen auf den internationalen socialistischen Nrbeiter- Üongrcß. weil wir vom Princip deS Internationalismus durchdrungen sind: weil wir den Classenstaat bekämpfen, der durch die ölonomischen Berhältniss, den grüßten Theii des „Volkes" in dcineriidc Knechtschaft schlägt; und drittens, weil wir Arbeiter ver treten. Wir beneiden Diejenigen nicht, die sich der traurigen Aus- gäbe unterziehen müsse», irgend etwa« gegen unser« Zulassung zu sagen oder zu ihn». Aber weiter! Damit nicht genug! Wir werden mit aller Kraft dafür eintreten, daß auch Diejenige», die icko» längere Zeit vor u»S die Wcit»igrbijde de« „politische»" Kampfe« sür die Arbeilerclasse zu zerstören unternommen haben, die gemeinsam mit mi die Llassciigesevschaft unterniinirei, und befehden, die gemeinsam mit uns gegen die autoritäre Richtung innerhalb des SocialtSm»«, die den POizelnen unterdrückt, statt ihn zu heben und z» kräftigen, aiikä'iipicn: wir werden dafür eintreten, daß d'ese Genossen, mögen sie stch nennen, wie sie wollen — der Name bedeutet nicht«, das Wese», dl« Wirklichkeit alles — nicht draußen bleiben, wen» c« sich um das Wodi und Wehe der Arbeiter handelt, zu denen sie genau so gut gehöre» wie wir. Bei dieser Gelegenheit wollen wir eS aus- sprechen: Je mehr die „Socialdemokralen", die der Meinung sind, außerhalb der „Partei" gäbe eS keine Arbeiter mehr, welche also „Arbliterclassc" und „socialdemokralische Partei" identificiren, in dem Berg des Parlamentarismus verschwinden, in de» sie nicht allein durch Herrn von Vollmar, sondern auch durch ander» Rattenfänger von Hameln gelockt worden, um so kraftvoller und enger werden sich die Gruppen der Arbeiterklasse, die nicht „DiSciplin", sondern „Tolldarität" auf ihre Falme geschrieben haben, aneinander schließen; über kleine Mcinung-disterenzen werden sie sich verständigen, weil sie eS wollen; sie werden keine Meinung unterdrücken, weil sie nicht herrschen wolle»; auf den Trümmern der ehedem revo lutionäre» focialdemokratischcn Partei wird die Ber- svhnang aller Schattirungen de- zielbewußte», kampf- müthigen Proletariats stattfinden!" Tie Unabhängigen werden dem Eongresse folgende The mata unterbreiten: 1. Tie Anwendung der Parlamentarismus und deS allgemeinen Siimmnchls sür die socialcslische Arbeiterfrage; die für die Be freiung der Arbeiter einzufchlagende Taktik und die Mittel zu deren Verwirklichung. 2. Das Klcinbllrgerthu», und der SocialiSmnS. 3. Die GcweeliHasien und der Socialismus. 4. Die socialistischc Weltanschauung und die verschiedenen Reli- gionsbckenntnisse. 5. Tie Stellung und Forderungen der Arbeiter bezüglich des Militarismus. Ferner werden die unabhängigen Socialisten beantragen, folgende Resolutionen auf die Tagesordnung zu setzen: X. Es beschließt der internationale socialtstische Congreß, daß die Socialisten aller Län der eine etwaige Kriegserklärung beantworten werde» mit einem Aus ruf des Volkes zur allgemeinen Arbeitseinstellung. 8. Besonders empfiehlt der üoiiareß den Arbeitern die Ein stellung fcder Arbeit für den Fall, daß in ihren Lander» ei» Krieg zum Ausbruch kommen sollte. Die Resolution /V war von den Holländern in Brüssel gestellt, die zu 8 dagegen ist aus dem Eonareß der inter nationalen Arbeiter-Association im September 1868 ein stimmig angenommen werden. * Berlin, 15. August. (Telegramm.) Der Kaiser wird in Anerkennung der von den Osficiercn, Unterosficiereii und Mannschaften der Sckutzirupve für Deutsch-Ostafrika in den Gefechten gegen die Wabebe bewiesenen Tapferkeit, Entschlossenheit ui d Umsicht den weißen Ossicicren die Krieger» Verdienstmedaille erster Elaste, ferner vier farbigen Unter- vfsiciercn und neun Soldaten die Kriegerverdienstmedaillc weiter Elaste verleihen. Für bewiesene Tapserkeit im Gefecht ei Ipuli erkalten vier Soldaten die Kriegerverdienstmedaille zweiter Elaste. — Der „Reichsanzeiger" meldet: Im hiesigen königl. Schlosse sinket am 17. August Vormittag« 1l>/« Uhr dir feierliche Nagelung und Weibe und im Anschluß daran im Lustgarten die Ucbergabe der dem Filsilierbataillon und dem berittenen Gardereziment verliehenen neuen Fahne» statt. — Der Wirkliche Geheime LegalionSralh Hr. Kaiser hat. der „N.-Z." zufolge, die Geschäfte der Eolonialabtheilung wieder übernommen. — Das „Eolonialblatt" veröffentlicht die vom Reichskanzler genehmigten Beschlüsse der Evmmission für einheitliche Schreib- und Sprachweisc der geo graphischen Namen in den deutschen Schutzgebieten. — In der Militairvorlage erfährt die „M. Z": „Nachdem der preußische Kriegsminiiler von seinem Urlaub zurückg,lehrt ist. wird Li« «»geleczendeil der neuen Milit-levorlage in ichnellercn Fluh kommen Di« kaiserliche Entscheidung darüber ist i>. der allernächste» Zeit zu erwarten. Di« Gegner d«r zwei- jährigen Dienstzeit sind letzthin wieder eitrig an der Arbeit gcinesen, um Liese Neuerung, von der sie eine Lockerung de« testen GesügtS unsere» deutichen Heere« besürchten, zu hinter- treiben. Sie haben indessen nach Allem, wa» verlaute«, ohne Lrsolg gearbeitet, obwohl sich tu ihren Reihen sehr emstukreilhe und angesehene Milüatrß befinde». Da aber 86. Jahrgang Gegenseite sSmmtliche Persönlich keiten stehen, welch« di« amtliche Verantwortlichkeit zu tragen haben, nämlich der Reichskanzler, der Kriegsminister und der Ehef des GeneralstabeS, so konnte die kaiserliche Entschließung von vornherein nicht zweifelhaft sein. Gegenwärtig handelt eS sich wohl ledigckch noch um di» Frage, ob di« bereit- fertiggescellte Militairvorlage " ^ erst im Lause de« nächsten Jahres an den BundeSroth und Reichltag gebracht werden soll. Nach was glaubwürdig verlautet, wird die noch ausstehendc . ümticheidung i» llebereinstimmung mit der Ansicht deS .neichSkanzlerS zu Gunsten der unverzüglichen Einbringung der Vorlage auSfallen. Dafür sprechen auch die eifrigen Vorbereitungen zur alsbaldigen Erschließung »euer Einuahinequellen für das Reich." — Unter der Ueberschrift „Der Mehrbedarf de« Elches und der Tabak" veröffentlicht die Münchener „A. Z." einen be»ierke»Swerthen Artikel zur Frage der Ver mehrung der ReichScinnahmen. Derselbe lautet: „Es unteriieat keinem Zweifel mehr, daß wiederum, wie vor etwa andenhalb Jahrzehnten, die Frage der ausgiebigen Vermehrung der Reichseinnahmen zu einer brennenden geworden ist. Tie heutige Lage der Dinge ist von jener der siebziger Jahre dadurch verschiede», baß nicht blot der Bedarf des Reiches an sich, sondern gleichzeitig auch noch die Ziele der Staat-- und Eommunalsteuerreform die Verstärkung der Reichreinnahmen geboten erscheinen lassen. Zunächst liegt es ja aus der Hand, daß das Reich, wenn nur dessen eigener Bedarf in Betracht gezogen wird, in sehr einfacher Weise sich eine anfednlich« Ver mehrung der eigene» Einnahinen zu beschaffen vermochte. Es be dürfte nur der Aushebung der sog. Franckenstein'ichen Ciausel und der sonstigen ans die Ucdcrweisung von Reichseinnahm»» an die Ecnzclstaatcn bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen. Abgesehen von politischen Gegengründen, auf die hier einzugehen nicht nöthig ist, erheben aber alle Einzelslaaten aus finanzpolitischen Erwägungen unbedingten Widerspruch gegen rin solche- Vorgehen. Möge man von der UeberweijuilgSpolilik wie immer denken, Tdaisachc ist, daß ste i» da» gcjammte deuilche Finanuvejen viel zu tief eingedrungen lli, alS daß deren Beseitigung i» absehbarer Zeit erwartet werde» könnte. Ain wenigsten ist die» »n gegenwärtigen Zcilpunetc der Fall, Lader aröfttc deutsche Staat sich anschickt, die ehemals bedeutungsvollste Stütze des Staatshaushalts — die Objcctsteuern — abzudrechen, und voriugSweije aus die Personalbesteucrung sich zurückzuzichen. Wenn die Objectsleuern, die alS staatliche Sleuern in der That sich über lebt haben, den Conimuiialverbänden überwieien werden, ist weniger als je daran zu denken, daß der deutsche EinzelsiaatShaushalt der Ucberweisnng von Reichseinnahmen entbehren könne. Durch eine Correclur der Neberweisung-politik oder — was im Grunde dasselbe ist — durch eine ausgiebige Verstärkung der Malriculorbeiträge ist also die Vermehrung der ReichSeinnahiuen, welche der erhöhte Reichsbedarf und — füge» wir hinzu — die Nolhwendigkeit einer Vermeidung fortlaufender AuichenSaufnehmcn eriordert, nicht zu erreiche». Es bleibt nichts Anderes übrig, als die eigenen Aeichseinnahmen zu vermehrend An eine R e i ch s e i n k o m in c n st e u e r ist in drm Augendlicke, in welchem der grüßte Emzclstaat die Perjonalbesienerung in vollstem Umfang sür die staatliche Besteuerung auSznnüyc» im Ber,-.ge ist, nicht zu denken Es kann also nur von einer Vermehrung der auch nach der geschichtlichen Enwicklnng dem Reich vorzugsweise an gemessene» indirecten Steven, die Rede sein. Daß dabei der Tabak i» erster Reihe genannt wird, ist selbstverständlich. Im Vergleich mit Le» Eimicihmen, welche unsere Nachbargrobstaaten aus dem Tabak ziehen, ist die deutsche Tabakbestruerung auch nach der Reform von >879 noch sehr leistungsfähig. Ter Urgrund dieser Erschelnuiig liegt in dein Umstand, daß wir bei dem Tabak »och da» Stifte», derMateriatbesteuerung, d. i. der Besteuerung des Rohstoff», nichl de« Fabrikate», beibehalten haben. Es war bei allen wichtigen Verbrauchsdrstcuerungen ehedem ein Grundsatz der preußisch-deutschen Finanzpolitik gewesen, die Steuerschraube beim Rohstoff und nicht beim Fabrikat einzusetzen. Es hat lange ge dauert, bi» man sich beim Branntwein und beim Zucker von der Leistungsuiisähiakeit des letzteren System» überzeugt hat. Aber man hat sich überzeugt, und mau wird sich unseres Erachten» jetzt zunächst beim Tabak de- Gleichen zu überzeuge» Hobe». Roch aber wird es daraus ankommen, vorder eine Strömung mit Entschieden heit adzumeise», welche daraus abzielen könnte, nach englischem Vor bild die ganze Tadakbesteuernng mittelst der Technik der Verzollung unter Verbot de« heimische» Tabakbauet zu verwirklichen. Die Steuertechniker und die Verirrter des überseeischen Handel» werden diesem System sehr gewogen sein ; allein wir sollte» meinen, dir große Mehrheit de» dculschenVolkes müßte mit allerEntjchiedenheit gegen «inen Act der Gesetzgebung Einspruch erheben, welcher der deutsche» Land- wirthschast einen werthvoilcn und namentlich demklein- bauern reichliche Arbeitsvcrwerthung ermöglichenden ProductionSzweia mit Gewalt entrelßen würde. Auch vom Standlpunct unserer GesammIvolkSwirlhschast wären gegen ein System, welches die Versorgung unseres gesaminten TabakoedarsS dem Ausland überwiese, schwere Bedenke» zu erheben. Wir glauben deshalb bestimmt, daß trotz der begreiflichen Wünsche der Steuer- lechniter und Tobak-Großhandler die unausbleibliche Tabaksteuer- resorm, welche das Verlassen deS Maierialsleuersystems als erste Voraussetzung deS Gelingens Hai, nicht wird umhin könne«, den Grundsatz der Fabrikatbcsteiierung oder, wie eS in der neu zeitlichen Sprache der deutsche» Rcichsstcuergesetze lauten würde, der „TabakverbraiichSabgabe" anzunehmen. Tie leistungsiähigsle Form der Verwirklichung einer Fabrikatbestenerung ist dao Monopol. Wir müssen aber nach den Erfahrungen de» Jahre» 1882 bezweifeln, ob Deutschland sür di« Einführung des Tabakinonopols schon reis ist. Hiernach erwächst die Ausgabe, andere Form«., der Tabaksabrikatsteuer in Er wägung zu nehmen, welche mit der freien private» Tabaksabrikatio» und mit der Fortdauer des heimi schen Tabakbaues vereinbar sind. Eine solche Form bietet die amerikanische Fabrikalsleuer unter ber Voraussetzung, daß bei uns der heimische Tabakbau wie i» de» Bereiniglen Staaten durch aiigemessciic Bestimmung der Zollsätze ausgiebigen Schutz findet. So weit wir die Anschauungen in den deutschen fteuertechnlschen Kreisen zu beurtheilcn vermögen, wird e- namentlich daraus aiiloininen. die maßgebende» Kreise davon zu überzeugen — „nd wir theilen selbst diese Ueberzeugung in vollem Maße —, daß das amerikanische System auch bei uns unter jener Gewährung voller Freiheit an de» Tabakrslanzer möglich ist, wie sie in den Vereinigte,i Staaten besteh«. Ter in ber Tabak-Snq»tte von 1878 enthaltene Bericht der nach ben Vereinigten Staaten entsendeten deutschen Commission zur Untersuchung der dortigen Tabak- bestcuerung enthält schätzbares Material zur Miirtheilung der aus die Einführung einer Tabaksabrikatsteuer vezüglichen Fragen. Seitdem find nahezu anderthalb Jahrzehnte verflossen: der Ueoer- sluß der Einnahmen, deren die Union zu ihrer eigenen Verlegenheit sich eesrru», hat zwar eu einer Herabsetzung, aber nicht zur Aus- Hebung der dortigen Tadakiabrtkaisteuer geführt. Obwohl anfangs viel bekämpft, scheint sie scsi „il der nvrdamerilanischen WirihschasiS- und Finaiizpoiitik verknüpft. ES schien» «nS sehr angemessen, wenn man die nächst« Zeit dazu benutzen würde, um wiederum mittelst Nachschau an Ort und Stelle den Bericht der Commission von 1873 einer Revision z» unterziehen. Wäre dabei ber neuen Eommiifion von vornherein das Ziel einer deutsche» Tabaksabrikat-Be st euer« »gal« Leitmotiv ihrer Nachiorfchunaea mitgeaeden, so würden diese sich voraussichtlich als besonder« sruchtk« erweisen."
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