Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920823018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-23
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis f» der Hauptexpedition oder den im Stadt« tezirk und den Vororten errichtete» Aus gabestellen obgeholt: vierteljährlich ^-4.50, bei ziveimaliaer täglicher Zustellung in- Hans 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel>äbrlich » 6.—. Dirccte tägliche Kreuzbandjendung in- Ausland: monatlich ^li 9.— TieMorgen-Ausgabe erscheint täglich '/,? Uhr, die Adeud-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. NeLarlion und Expedition: Johannesgaff« 8. Tie Trpedition ist Wochentag- nounterbrochea geöffnet voa früh 8 bi» Abeud- 7 Uhr. Filialen: ktts Klt«m» Lortim. (Alfred Hahu), UniverfitätLstrabe 1, LoniS Lösche. Laiharlaeustr. 14, pari, und Könlg-pla- 7. Morgen-Ausgabe. - > - ^ -- ------- > ,i Anzeiger. §>WN för Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. JusertionspreiA Die 6gespaltene Petitzeile 20 Reklamen unter dem Redaction-slrich (4gk- fpaUen) bO/H, vor den FamiliennachrichtrU (6 gespalten) 40/H. Gröbere Schriften laut nuferem Preis« Extra-Btil-ge» (gefalzt), nur mit dt« Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförder»», ^ 60.—, m«t Postbcsörderung 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Marge „-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn» und Festtags früh '/»9 Uhr. Bet den Filialen und «nnahineslelleu je eia» halbe Stund« früher. Inserat» sind stet« an die Srdeditiai» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz ka Leipzig. Dienstag den 23. August 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachuug. Unsere Bekanntmachung vom 18. Juni 1892 bezüglich der Sonntagsruhe tm Handelsgewerbe wird zu K 1 und X 2 dahin geändert» daß der Verkauf von Fletsch und Fleifchwaaren an den Sonn« und Festtagen mit Ausnahme der 1. Wcihnachts-, Oster- und Pstngstfeicrtage von V»6 bis '/,9 Uhr Vormittags und von 11 bis I Uhr Mittags nnd der Verkauf von Milch an allen Sonn- und Festtagen mit 'Ausschluß der Zeit von 9 bi- 11 Uhr Vormittag- unbeschränkt — stattfinden darf. Leipzig, Leu 20. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 6133. . vr. Georgs. Wolfram. Lekauutmachung. Der Rotz- und Vtehmarkt im Stadtbezirke Lctpztg-Vutriysch wird Montag, den 2». August diese» Jahre» abgehalten. Etwaige Gesuche und Anfragen sind au unseren Marktinspecior Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, Ü1. Obergeschoß, zu richten. Im Uebrigen bewendet es bei der durch unsere Bekanntmachung vom 24. December 1889 anderweit zur Kenntniß gebrachten Ve. stimmung in 8. 2 der hiesigen Vieh, und Schlachthofordnung vom 14. Juni 1888, nach welcher alle» Schlachtvieh von diesem Markte auSgrschlossrn bleibt. Leipzig, am 10. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 14009. vr. Tröndlin. Stahl. Lekauutmachung. Der diesjährige U. Rotz- und Biehmarkt tm Stadtbezirke Lripzig-Volkmarsdors findet TonnerStag, de» 8. September diese» Jahre» statt. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unseren Marktiuspector Rentsch, Naschmarkt Sir. 1, III. Stockwerk zu richten. Im Uebrigen bewendet eS bei der durch unsere Bekanntmachung vom 24. December 1889 anderweit zur Kenntniß gebrachten Besttin- mung in tz 2. der hiesigen Bich- und Echlachthofordnuna, nach welcher alle» Schlachtvieh voa diesem Markte auSgcfchlosseu bleibt. Leipzig, am 10. August 1892. Der Rat- der Stadt Leipzig. IX. 14010. vr. Tröndlin. Stahl. Lekauutmachung. Der diesjährige II. Lieh- und Lrammarkt im Stadtbezirk Leipztg-Liudenau findet am 20. und S1. August diese» Jahres statt. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unser» Marktiuspector Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, III. Obergeschoß zu richten. Im Uebrigen bewendet e« bei der durch unsere Bekanntmachung vom 27. December 1890 anderweit zur Kenntniß gebrachten Be stimmung in 8- 2 der hiesigen Vieh- und Schlackthofordnung, nach welcher alle» Schlachtvieh von diesem Markt« auSgrschlossrn bleibt. Leipzig, am 10. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX.14008. Vr. Tröndlin. Stahl. Diebstahls-Lekanutmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine Britlantnadel in Gold gefaßt — Rückseite zweimal gelöthet — am 16. d. M.; 2) eine goldene Tameu-Remontoiruhr mit Blumengravirung aus der Rückseite und der Gravirung „14./4. 1889" im Innern, sowie mit kurzer bandartiger silberner Kette mit Goldbeschiägen, eine goldene Brosche, gravirt ,ch). K." mit kleinem Kettchen mit S anhängcnden Kugeln, am IS. d. M.; 3) eine goldene Tauieii-Vhltnder-Remontoiruhr — halb- savonett — mit Secund», geriester Rückseite und anhäng. Ntckel- kette mit 2 Quasten, ein Tanienklridrock von grau-blau- und gelbcarrirtem wollenen Stoff, am 11. d. M.; 4) eine silberne (kylindrruhr mit Schildchen und kranzahn. licher Verzierung aus der Rückseite, sowie mit anbangender starker goldener Gliederkette und schwarzemaillirtem buchsörmigen Medaillon, am 1b. d. M.; b) eine silberne Lhltndernhr mit Secund« und dem ein- gestochenen Namen „ck. Krabbe.-,", am IS. d. M.; 6) ein Soiumernberzieher, dunkelblau mit schwarzem Futter, einer Reibe übersvonnenen Knöpfen und Stoffhenkei mit der Firma „k. .V 8tarke", am 13. d. M.; 7) 2 Unterkettrn, rtn Deckbett und 2 SopsNffen ohne lieber- jüg« — ein Unterbett mit rothem, die übrigen mit roth- und weiß- gestreiften JnlekS, — am 11. d. M.; 8) eine Waschwanne von Zink, mit Holzboden, am 10. d. M.; 9) ein Handwagen» Nein, vierrädrig, uagestrtchea, mit Latten belegt, am 12. t>. M.; 10) etnr Schweinsteule, die Hälfte eine» «ruSgeschlachteten »albe» und dir Halste eine» ausgeschiachteten Schweine», mit der Nummer 831 gezeichnet, am 18. bezw. 15. d. M.; 11) ein auSgeschiachtete» Schwein, mit dem Zeichen „V7. K. V." ud der Nummer 479 versehen, am 18. d. M.: I2> ein Rtnd-Htnterviertel. am 1b. d. M.: 13) eine Geige, ohne Bogen, — auf der linken Geste etwa« ?olitur abgerieben, — am 12. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei Loserer Lriminal- Obiheilung zur Anzeige zu bringen. leivzig» am 29 August 1892. Da» Poltzetamt b«r »ta»t Letpztg. Bretschnetder. R. Versteigerung. ToinierStag. »e« 25. Uugust 1882, vorm 11 Uhr sollen im Gastbau- zum Gosenschlätzchen zu L.-Enlrttzsch versch. kandwirthschast-geräthe, als: I Marqueur, 1 compl. Pstug mit Borschneider, 2 Paar Patent- Eggen, 1 Krimmer, 1 haken, l Kranligel, ferner 4 complete Pierdegeschirre, 6 Dtzd. Getretdesäcke, sowie 1 Brückenwaage mit Gewichten »eislbietend gegen Baorzahlung versteigert werden. Letpztg, am 22. August 1892. Ter Gerstht-oogzieher h,i« Sgl. «mtl grrtcht. Gtitllbick. Wegen Reinigung der Räume de- Leihhauses und der Sparcaffe werden dies« TienStag, den SO. August 1892 ür den Geschäftsverkehr geschlossen sein. Leipzig, den 22. August 1892. Tes Rath» Teputation sür Leihhaus und Sparkasse. Versteigerung von Zchmuckjachen. Die zum Nachlasse der Frau Helene Weißflog geb Lorenz, hier, gehörigen Schiuucksachcn, aus welche bi« jevl 2701 geboten worden sind, lullen im Gailfk» oder (tzinjrliien Tonurrotag. den 25. Aiiynst Vs. IS., Vormittags 11 Uhr. auf meiner Expedition, hier, Johannisgrabeu Nr. 8, I., gegen sosartige Vaarzahlnng versteigert werden. Ich bitte Refleclanten, sich hierzu aus meiner Expedition pünkt lich einfinden zu wollen. Altenburg, am 22. August 1892. Rechtsanwalt A. Gabler. Lieberlwolkwih. Der Privatmann Herr Christian Friedrich Pfefferkorn, am 21. December 1891 zu Liebertwolkwitz verstorben, und dessen Gattin Frau Johanne Friederike Pfefferkorn geb. Mauruff, am 29. April 1891 zu Liebenmollwitz verstorben, haben der hiesige» Armencasse ein Legat von 1S00 letzlwillig ausgcsetzt mit der Bestimmung, daß die Zinsen dieses Kapitals alle Jahre an rechtlich verarmte Familien oder Wöchnerinnen gezahlt werden und daß dieses Legat den Namen „Psefferkorn'sches Legat" erhält. Nachdem die Auszahlung diese- Legats am gestrigen Tage er folgt ist, bringen wir Liesen Beweis wohithätiger Fürsorge mit dem Ausdruck unseres wärmsten Tankes hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Liebertwoikwitz, am 20. August 1892. Ter Gcmeinderath. Dyck, Gcm.-Vorst. Die Friedlichkeit der Weltlage. Es wird berichtet, daß Kaiser Wilhelm bei seinen neulichrn Aeußerungen über die militairische Dienstzeit aus die gegen wärtige außerordentlich friedliche Weltlage hingewiesen und den Wunsch ausgesprochen babe, daß seine Worte weiter ver breitet würden. Die Friedlichkeit der Weltlage macht sich in der Tt-at überall bemerkbar, so daß selbst solche Vorgänge, die den Keim von Verwickelungen bergen, glatt und ohne Bedenken zu erregen verlaufen. Wenn sich entschiedene Unlust zeigt, die marokkanische Frage aufzurollen, wenn der Empfang des bulgarischen Ministerpräsidenten Srambulow durch den Sultan mit allen begleitenden Umständen so wenig Staub auf- wirbelt, wie es geschickt, dann müssen die den Frieden erhaltenden Kräfte in der Thal die Oberhand über kriegerische Gelüste errungen haben, es müssen Verhältnisse obwalten, die den Wortführer» gewaltsamer Veränderungen Schweigen auferlczen. In der Vertagung der Entscheidung über Krieg und Frieden aus unbestimmte Zeit liegt schon eine wichtige Bürgschaft für die Erhaltung des bestehenden Zustandes, wie die Erfahrung der letzten 2l Jahre gelehrt bat; denn während dieses Zeitraumes hat es sich niemals darum gehandelt, den Frieden dauernd zu begründen, sondern man war frok, wenn cs gelang, den Frieden von einem Jahr auf das nächstfolgende zu bewahren. Der Ausbruch des Krieges wurde immer nur als eine Frage der Zeit angesehen, Niemand glaubte, daß er überhaupt vermieden werden könne. Und dennoch hat sich aus diesem Aufschub des Entscheidungskampfes allmälig eindauernderZustand entwickelt, der unS in eine gewisse Sicherheit gewiegt hat. Der Durch schnitts-Staatsbürger hat sich an den Gedanken gewöhnt, daß die Beunruhigungen, welche sich auf die beiden letzten Jahrzehnte vertheilen, blinder Lärm waren ohne ernsten Hintergrund, denn sonst müßte eS doch bei irgend einer Gelegenbeit zum Kriege gekommen sein. Wer so urthcilt, übersieht aber, waS geschehen ist, um diesen äußersten Fall zu verhindern, welche Wirkung die kraftvolle Ruhe Deutschlands auf die Friedens feinde geübt hat und mit welcher diplomatischen Geschicklichkeit alle vorhandenen Streitfragen geschlichtet worden sind. Besonders groß war die Kriegsgefahr im Jahre 1875, als der berüchtigte Krieginsicht-Artikel der „Post" erschien, dann im Jabrc l87S unmittelbar vor Abschluß des Bündniß- vertragcS mit Oesterreich-Ungarn, später wieder im Jabre 1885 m Folge der Vereinigung von Nord» und Südbulgaricn ferner zur Zeit deö Schnäbcle-FallcS, endlich nach der Anwesen heit der Kaiserin Friedrich in Paris und zuletzt bei der Annäherung Rußlands an Frankreich, die in den Kronstädler Festen ibren Ausdruck fand. TaS sind die allgemein be kannten Thatsachen; was sich sonst noch hinter den Eoulissen ereignet bat, wird erst später in die Oeffentlichkcit dringen. Wir sind demgemäß zu der Bcbauptung berechtigt, daß die wiederholt auflrelenve Kriegsgefahr nur durch die Haltung der Friedensfreunde abaewcndet worden ist, irgend emc übel angebrachte Empfindlichkeit, ein Fehler in der Berücksichtigung der Ausschlag gebenden Kräfte und Thatsackcn würde mit Sicherheit zu einem verderblichen Kriege geführt haben, der im besten Falle mit dem Siege Deutschland«, aber erst nach schweren Verlusten an wehrfähigen Männern und auf allen Gebieten deS wirthschafllicben LcbcnS geendet hätte. Vielleicht wäre dadurch der politische Himmel eine Zeit lang erbellt worden, aber Kriege haben nur in den seltensten Fällen eine so durchschlagende Wirkung, daß sie einem dauernden Frieden die Grundlage gewähren. Ta« geschieht regelmäßig erst nach völliger Erschöpfung beider Parteien, wie nach dem 30jäbrigen und 7 jährigen Kriege, und nach den Freiheitskriegen der Jabre 1813 bis 1815. Wir könnten auch den letzten deutsch-französischen Krieg als Beispiel ansühren, wenn nicht die nachfolgende Periode nur einen bedingten, nämlich den bewaffneten Frieden nach sich gezogen hätte. Daß die Erschöpfung im Jahre l87l nicht aus deutscher, sondern lediglich auf französischer Seite vorhanden war, ergiebt sich aus der Geschichte deS Krieges. Leider bietet eine augenblickliche friedliche Strömung, wie sie gegenwärtig unzweifelhaft bcstebt, keine Gewähr sür die Zukunft. Sobald die Ursachen in Wegfall kommen, welche diese Strömung veranlaßt baden, gelangen auch die feindlichen Kräfte wieder zur Geltung. Wir leben in einer merkwürdigen Zeit; e« liegen zwei Anschauungen mit einander im Kampfe, die dynastische oder aus allen Ueberlieserungcn beruhende mit der neuzeitigrn» die nationale Einheit und Entwickelung al- Ziel anstrebendr Anschauung Die beiten Hanptvrrtreter der erstgenannten Arl, die internationalen Verhältnisse zu betrachten, sind Rußland und Frankreich auf der andern Seite stehen Deutschland und Italien als die träger deS NativnalitatSprincips. In diesen Rahmen scheint Oesterreich - Ungarn nicht hinein zu passen mit seiner vielgestaltigen, auS einer ganzen Reihe von Nationalitäten zusammengesetzten Bevölkerung, und dennoch ist es gerade Oesterreich - Ungarn, welche« den Beruf bat. eine unmögliche nationale Bereinigung widerstrebender Elemente nnler dem Scepter einer milden und gerechte» Re gierung zusammcnrufasscn. Unter der Herrschaft des wohl- wollenden Kaisers zzranz Josef stehen Deutsche und Magyaren, Ezechcn und Polen, Kroaten und Slawonier, Italiener und Slowenen, Rutbenen und Rumänier, Serben und Türken aber keine von allen diesen Nationalitäten, selbst die Deutschen nicht ausgenommen, bat sich bisher stark genug erwiesen, um die übrigen aufzusaugen und sich mit ihnen zu verschmelzen. Dadurch hat sich bei den Czechen ein feindlicher Gegen satz zu den Teutsch-Oestcrreichern heranSgcbildet. der aus eine Vereinigung der Ezechen mit Rußland al« letztes Ziel hin arbeitet. Andererseits ist Oesterreich - Ungarn durch seine slawische und türkische Bevölkerung zum Wettbewerber um den Einfluß auf der Balkanhalbinsel mit Rußland geworden. Rußland sucht diesem Einfluß dadurch die Spitze abzubreche», daß es die Nussisicirung aller seiner Volker mit Eifer be treibt. Es sucht nicht nur die deutschen Bestandtheile der Lstseeprovinzen durck da« Russenthum zu erdrücken, sondern es wiederholt die gleichen Bestrebungen den Polen, Nuthonen und Finnländern gegenüber. Es ist deshalb nicht richtig, von dein Panslawismus in Rußland zu sprechen, weil nicht eine Bereinigung der Slawen unter russischer Führung, sondern die Russtficirung aller übrigen in Rußland wohnen- den Völkerschaften geplant ist. Die Durchführung des NationalitLtSprincipcö ist bc- rechtigt, wenn die Angehörigen einer Nationalität neben einander wohnen nnd durch die vorangehende geschichtliche Entwickelung aus einander angewiesen sind. DaS ist bei den Deutschen in Deutschland und bei den Italienern in Italien der Fall. Dagegen hat Deutschland kein historisches Recht, seine deutschen StammeSangehörigen in Oesterreich oder in den russischen Ostsceprovinzcn für seine EinhcitSbestrebnngen zu reclamircn. ebenso wenig wie Italien befu st ist, Triest und Trient sür sich in Anspruch zu nehmen. Durch daS Recht deS Krieges ist die Wiedervereinigung des vor 200 Jahren geraubten Elsaß mit Deutschland im Jahre 1870 gelungen, die Ver hältnisse in Deutsch-Oesterreich, in den russischen Ostsee- Provinzen und in Triest und Trient liegen aber ganz anders, und eS wäre thörichl, an diese Gebiete denselben Maßstab anzulegen. So viel ist sicher, daß die Ursache de» nächsten Krieges nicht auf nationalem Boden zu suchen ist, sondern auf dem der dynastischen und Macht-Interessen. Ob dieser Krieg vermieden werden kann, weiß niemand, jedenfalls ist eö mit Freuden zu begrüßen, wenn cs gelingt, ihn von einem Termin aus den ankeren zu vertagen. Die Welt steht nicht still, die Verhältnisse verändern sich, oft im Widerspruch mit den Er wartungen der Machtbaber und der Völker, und deshalb wäre eS nicht unmöglich, daß die heutigen Bestrebungen der Friedensfeinde eines Tageö gegcnstandloS würden. E« gehört viel Klugheit und guter Wille dazu, um den Frieden unter den ihm täglich drohenden Gefahren ausrecht zu erhalten; 2l Jahre lang ist er bewahrt worden trotz großer Anstrengungen von feind licher Seite, ihn zu brechen — eS ist deshalb die Hoffnung nickt als haltlos von der Hand zu weisen, daß der vorläufige Zustand in einen endgiltigen umacwandelt werden kann. Der Friede auf Zeit ist zwar kostsiüclig, aber immer noch dem Kriege vorzuziehcn; gelingt e«, den Frieden dauernd zu befestigen, dann haben wir die schwerste Aufgabe gelöst. * Deutsches Reich. lü Berlin, 22. August. „Unbefangener" al» die ofsicielle oder sractionellc Socialdemokratie sind in der Eidesfrage die unabbängigen Svcialisten, deren Preßorgan die falsch: Aussage in folgende» Sätzen vcrtheidigt: „Eta Hamburger Staatsanwalt halte seine Ueberzeugung ansgeiprochen, einem Socialdemokraten käme eS, wenn eS sich um die Sache seiner Partei handle, auch nicht aus einen Meineid an. DaS Wort hat nun wie ein rothes Tuch aus die Führer der Partei- niehrheit gewirkt. Sie betheuern und beschwören, ihnen sei es Ernst mit ihrem Eide, gerade wie eS Herrn Liebknecht Ernst war mit ieinem Treu-Eid, den er im sächsischen Landtag geschworen. Das Alte« aber ist nicht», als eine elend«, erbärmliche Komödie, die nur ausgesührt wird, damit die moralischen Wicketkinder und Lugcndlämmer sich nicht entsetzen. Denn auch für diese muh ja Raum sein in der Parteiorganisation. Und die sorl- gcschritiencren, aukgcllärten Genossen, so caiculiren die Herren, werden ja doch merken, doh eS uns gar nicht so Ernst ist mit unserer moratischen Anwandlung. Thatsach« ist nämlich, und »war selbstverständlich« Thatsach«-, daß sür den kämpfenden Socialisten kein Grund besteht, seinen Gegner» Geheimnisse »u verrathe», deren Enthüllung seiner Sach« schädlich sein kann. Und ebenso, dah Derjenige, der dazu moralisch frei genug ist, ohne Weiteres bereit sein wird, in höherem Interesse feierlichst die Unwahr heit zu sagen. ES sind da« selbstverständliche Dinge für jeden aufgeklärlen Menschen, selbstverständlich auch sur unsere Gegner, die nie etwas Andere« vermuthet Hab«, and nie vermuthen werden, trotz allem Geschrei von der Moral und dem Anstand und der Heiligkeit de» Eide«, das jetzt auf einmal losbricht. Einem Socialdemokraten ist tetne Einrichtung der bürger liche» Gesellschaft heilig, und dir politischen Proceh-Comödien noch am allerwenigsten. Wir kämpsea mit allen Mitteln, die dauernden Erfolg versprechen — auch wenn uns Pharisäer darvd Jesuiten schellen wollen. Auf di«jammervolle Statistik des „Vorwärts", mir der er beweisen will, dah die Zahl der Meineide im umgekehrten Berbältnih sicht zur Zahl dn sociald«inakratischen Wähler (!), soll nicht weiter eingegange» werden. . . . Und was den Eid speccell als solchen anbelangt, so jteht doch wohl das Folgende fest: konsequente Socio.ist«» sind überhaupt nicht imStand«, den Eid anzuerkennen — nicht blos, well er ecu« notorisch bürgerliche Rechts- einrichtung geworden ist, sondern weil die Eidesleistung vor Allein mit dcr inneren Ueberzeugung im Widerspruch steht. Wenn Jemand vom Atheismus durchdrungen ist, und demgemäß nicht an „Gott, den Allmächtigen und Allwissenden" glaubt, dann kann er auch einem Schwur „bei Gott, dem Allmächtigen und Allwisieaden keine Heiligkeit im herkömmlichen Sinne beimesien. Der Schwur an sich kann einem überzeugten Atheisten nicht im Ge ringsten heilig sei». Es kommt lediglich daraus au, ob e- dem Zeugen zweckdteultch «rscheiut, dt« Wahrheit ^ ?"llen oder nicht. Sagt er die ^Wahrheit, so tbut er »last wegen der Heiligkeit des Eides, sondern um der Wahr heit Willen oder zur Vermeidung einer strafrechlichen Verfolgung, vce ihm nach bürgerlichem Gesetz ans einer falschen Aussage erwachsen tonnte. So liegt die Sache. Warum also entrüstet lhun über einen «taatSanwolt, der da bezweifelt, daß dem Socialisten der Eid heilig sei?! Machen wir unS doch die Erklärungen des Herrn Nomen zu Nutze! Nachdem es von jener Seite einmal ausgesprochen ""^den ist, daß Socialisten die Heiligkeit des Eides nicht anerkennen und darum unglaubwürdig sind, ist cs unsere Sache, das sernerc -Verhalten vor Gericht darnach einzurichten. Suchen wir die Richter und Staatsanwälte dahin zu drängen, daß sie nun auch die Kon sequenzen ihres von Herrn Romen gekennzeichneten Stanüpunctcs ziehen. Ist der Arbeiter unglaubwürdig und meineidssähig — nun gut, dann möge» die Herren von seiner Vernehmung und Ver eidigung überhaupt Abstand nehmen. Pflicht deS Arbeiters ist eS, die Richter vor seiner Vernehmung hierauf hinzuweisen oder zu tragen, wie sie über seine Glanbwürdigkeit iin Allgemeine» denken. - ^ der Richter den Arbeiter für unglaubwürdig und für fähig, einen Meineid zu leisten, dann darf er ihn gar nicht vereiden, sonst würde er ja den Meineid geradezu züchten, und das ist doch wohl nicht Alifgabe der Gerichtsbehörden! Weigerten sich die atheislüch-socialistischeii Arbeiter bisher, einen ihrer Gesinnung wider sprechenden Eid zu leisten, so konnten sie durch Haft dazu gezwungen werde» — jetzt öffnet sich ihnen auf Grund der Erklärung des Staatsanwalts Romen vielleicht ein Ausweg, um sich vou dem Erdeszwange^zu befreien." Dcr „Svcialdemvkral" hatte cö entschuldbar gefunden, wenn Jemand „im Interesse der socialtcmolratischen Partei" einen Meineid geleistet, der „Vorwärts" billigt es, wenn ein Socialdemokral, „um einen Kameraden herauszubcißcli", die Unwahrheit sagt, und zu diesen Beiden gesellt sich nun als Dritter der „Socialift". „Im Interesse der Partei" ist über haupt Alles erlaubt! Wie anlwortete doch Singer auf dem Parteitage zu Halle auf den Antrag, eine Untersuchung be treffs der von dcr „Eisernen Maske" al- Polizeispione Be- zcichnetcn einiuleilen, beziehungsweise die Bewc.se dafür bei- znbringen? DaS ginge nicht: wenn wirklich ungerechtfertigte Beschuldigungen in dieser Beziebung erhoben worden sein sollten, so würde das zwar zu bedauern sein, jedoch weit über dem Interesse deS Einzelnen stehe daSJnter- -sse der Part,i. 6. II. Berlin, 22. August. In der jüngsten Zeit haben die Herren Schroeder und Genoffen fortwährend >n ihren Ver sammlungen behauptet, daß die Zahl der Bergleute sich vermindert habe und die Löhne ganz bedeutend zurückgegangen seien. Der soeben erschienene BerwaltungS- bericht dcr Knappschaft» - BerufSgenossenschast gicbt recht interessante Aufschtüsie, was es mit den Behauptungen der socialdemokratischcn Apostel auf sich hat. In der BerufS- genosscnschast, welche sich in die Sectionen Bonn, Bochum, Clausthal a. H„ Halle a. S., Waldenburg i. Schl., Tarno- witz O.-Schl., Dresden und München gliedert, gab eS 1891 im Steinkohlenbergbau 358 Betriebe gegen 335 im Jahre 1890, 324 im Jahre 1889, 324 im Jahre 1888 und 339 im Jahre 1887. Es waren beschäftigt 1887 221 251 Arbeiter, 1888 227 862, 1889 242 228, 1890 261 216, 1891 281 618. Die anrechnung-fähige Lohn summe betrug 1887 173 040 520 -6, 1888 188 573 093 1889 212 483 692 1890 254 634 346 ^ und 1891 279 761 687 E- kamen also 1887 auf einen Arbeiter 782 1888 827 1889 881 .< 1890 974 1891 993 Aehnlich liegen die Verhältnisse im Braunkohlen bergbau. Die Zahl der Betriebe betrug 1887 466, 1888 406, 1889 475. 1890 439, 1891 541. Die Zahl der Arbeiter war 1887 29 832, 1888 30 526, 1889 31 687, 1890 34 640, 1891 38 190. Die anrechnungsfähige Lolmsumme betrug in den genannten Jahren 20410589 21 343081 23 187 588 ^!, 26 062 042 .ck, 30I86 0I7^e Auf einen Arbeiter kamen 684, 699, 731, 752 und 789 also auch wiederum eine Steigerung von 105 „ckl In den eisenerz-metallischen Gruben und Metallhütten war das Verhällniß Folgendes: Betriebe: 1887 S83, 1888 665, 1889 748, 1890 782, 1891 806; Arbeiter: 1887 79 620, 1888 83 040, 1889 85 096, 1890 85 732, 1891 84 430; anrechnungsfähige Lohn summe: 188? — 50 873577, 1888 — 55 219 589 -ck, 1889 --- 60 028 879 -ck, 1890 --- 63 877 581 , 1891 --- 64 120 030 ^e; aus einen Arbeiter kamen also 1887 633 --e, 1838 664 1889 705 1890 745 .ck, 1891 759 „ck Im Salzbergbau und in den Salinen liegen die Verhältnisse wie folgt: Betriebe: >887 58, 1888 64, 1889 54, 1890 53, 1891 79; Arbeiter: 1887 9680, 1888 10 183, 1889 10 174, 1890 10 749, 1891 10839; a»rechnu»gsfähige Löhne: 188? 8 890 041 1888 9 378 347 .ck, 1889 9 426 583, 1890 102509I2^c, 1891 10904050 aus einen Arbeiter kamen also 1887 918 ^, 1888 920, 1889 926, 1890 953, 1891 tOOO^k In den Betriebe »für andere Mineralgewinnnngen hat sich der Lohn des Arbeiters von 592 ii» Jabre 1887 auf 685 im Jahre 1891 gehoben. Im Ganzen stellt sick, dasDerbältniß nun wie folgt: Betriebe: 1887 1717, 1888 1742, 1889 1886, 1890 1892, 1891 2075; Arbeiter: 1887 346 146, 1888 357 582, 1889 375 410, 1890 393 830, 189t 421 137; anrechnungSfähige Lohnsumme: 1887 256 627 171 -ck, 1888 278 114 372, 1889 310 114 152, 1890 358960540, 1389 389030866; auf einen Arbeiter kamen: 1887 741 1888 777, 1889 826, 1890 901, 1891 923 -ck; eS bat also «ine Vermehrung de« Lohne« um 182 .ck stattgesunden. * Berlin, 22. Anglist. (Telegramm.) TerHandelS- und Zollvertrag zwischen Deutschland und Serbien nebst Muster- und Markenschutzabkvmmen ist in Wien vom deutschen Botschafter und serbischen Gesandten unterzeichnet worden. Tic Verträge sollen bereits am 1. Januar 1893 in Kraft treten.— Die „National-Zeitling" meldet ans Herford: Eine große Anzahl Deutscbsreisinniger deS Wahlkreise« Halle-Herford erließen eine» über den Kops der Partei leitung hinweg beschlossene Erklärung, daß sie die freisinnige Sondercandidatur sallen lassen und dem national- liberalen Eandidaten Dcliu« als den ibrigrn aus- stellcn. — Gutem Vernehmen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge ist seiten» dcr Unterricht-Verwaltung angeregt worden, ,m nächstjährigen Etat eine größere Summe zur Ausbesserung der Lage terBolkSschullehrer cinznstellen. — Ter „Post" zufolge würde dem BundeSratd bei Beginn der Sitzungen der Entwurf der Ausnahmebestimmungen» betreff«»-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite