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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921014011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892101401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892101401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-14
- Monat1892-10
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Ri tz« Hanptexpeditloa oder den i» Stad^ dejirk »nd den Vororten errichtet»« A»t» gabesiellra abgeholt: vierteljährlich 4^ bet jweimoliaer täglicher ZiifteUnnq in» HaX -»l S.üü. Lurch die Post bezogen für DrntfchlnX uud Oesterreich: viertel,Shrlich 6.—. Direct, täglich« KrenzbandseablUlg tx >u1l«ud: mouatlich ^4 ffc—> Li» Morgeu^lutgab« erscheint täglich '/,? Uht^ di» >dend-Uu4g»b« Wochentag» b Uhr. Rrdartion uni Lr,eiiti-u: I»t»a»e»«qfi« 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» «b»ad« 7 Uhr. Filialen: Ott» «e««'« Lortl«. lAlfreh Haha)» Universttätöstrab« 1, Laut» Lüsche. -atharinenstr. 14» pari, und -Soigspla- 7. Morgen-Ausgabe. dM.TaMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. JrrsertiorispreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Ncdactionsslrich l-tgt- spalten) 50vor den Famillennachrichlca (6 gespalten) 40 chröpere Schriften laut unserem PreiS- verzeichaib. Tabellarischer und Ziffernsah oach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit ter Morgen-1'luegabe, ohne Postdesörderuilg 00.—, mit Poslbesörderung 70.—- Ännatsmeschluß für Inserate: Abeod-BuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen.Auägabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- und Festtags früh ',«0 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen ,e ein» halbe Stunde srüher. Luftrat« sind stets an die Erpr»ttiou zu richten. Druck und Verlag von tz. Polz in Leipzig. 528. Freitag den 14. October 1892. h 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachuuß. A« Abend de» «. krtoker ist »er angrblich in Lster- burg aufhältlich gkwescue Arbritrr Wilhelm Arudert zu Fuß hier »liarrciit. hat in drr Hrrberge zur Hrtiuath II.» Vtneisenaustraße IV, übernachtet, und am nächste» Morgen unter Mitnahme seiner Lachen da» Ltadttrankenhaus ausgesucht. Nachdem dort Ansang» sein Zustand al« ei« desorgiitß- erregendrr und insbrsondere als choleraverdächtig nicht »»gesehen werden konnte, hat sich durch die bactrriologischc Untersuchung später ergebe», dak Nenbrrt an der asiatischen Eholera rrerantt und offenbar schon krank hier zugereist ist. Lie erforderlichen Maßnahmen wegen LcSinfieirung de» letzten Nachtquartiers des «rnanntrn, Eontrole drr Haus bewohner u. s. w. find sofort getroffen worden. VS ist »n hoffen, daß auch dieser zweite Fall de» Vor kommen» von astatischer vholera in unserer Ltadt, nachdem wettere verdächtige Erkrankungen nicht bekannt geworden sind, vereinzelt bleiben wird. Leipzig, den IS. October 18112. Ler Nath »er Ltadt Leipzig. Hetzier. Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die Fahrbahn der Mechlerftratze auf deren Ausdehnung von der äußeren Halle'schen Straße bis zur Blumenstraße, sowie die Fahr- bahn der Blumenstraße, von der Flurgrenze Leipzig^utritzl'ch bis zur Mechlerstraße, mit Ausnahme der Straßenkreuzung, in das mgenthum «nd in dir Verwaltung der Sladtgemeinde übernommen haben. Leipzig, de» 5. October 1892. Ter Rath der Ltadt Leipzig. Io. Ü1SÜ. tzeßl»r. vr. Redlich. LekanvtmachilNß. Wegen der vornahm« von Lchleußenbau-Lebeiten wird vom 14. diese» Monat» ad dl« Molttestratz« z« L -Plagwitz auf der Streck« zwischen der Earl Heine- und Lrbmannstraß« wäh- rrnd der Dauer der Arbeiten für affen durchgehende« Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am IS. October 1892. Der Nath der Ltadt Leipzig IL. 18373. Heßler. stahl. Offene provisorische Lthrerliellen. Za Ostern 1893 sind an unseren städtischen Volksschulen eine größere Anzahl provisorischer Lehrerstellen zu besetzen. Bewerber, welch« die Wahlsähigkeitsprüsung bestanden habe» oder noch im Lause diele» Jahre« zu bestehe» gedenken, werden aufgesordert, ihre Gesuche nebst Zeugnissen bi« zum 28. dss. Mts. bei un« einzu- reichen. Der Gehalt für die provisorischen Stellen beträgt 1350 >l, für die ständigen Stellen 1500—3600 «tnschl. Wohnung«, entschädigung. Leipzig, am 12. October 1892. Der Schulansschutz der Ltadt Leipzig. Walter. Lehnert. Lekaiinlmachung. Die feierliche Einweisung des Herrn Pastor Martin Pacht au» Mldensels wird von der Vorgesetzten Ktrcheiibchürde am Lonntag, den I V. Oktober d». A».. vormittags 9 Uhr im Betsaale zu Leipzig-Neustadt vollzogen werden. Die Mitglieder der hiesigen Kirchengemeind« laden wir hierdurch freundlichst ein. Leipzig-Neustadt-Ncuschünefeld, de« 13. October 1892. Der »trchenvorftand. Dietrich, stellvertr. vors. Lekanntmachnng. Der Tonffrmanden-Unlerricht beginnt in hiesiger Parochie gemäß Verordnung der König!. Superinlendentnr Montag, den 17. October. Lonntag, den IS. October, Nachmittag» 4 Uhr findet für sämmtiiche Eonfirmanden eine Eröffnun,»a«dacht in der Kirche statt. Eltern und Angehörige, deren Mitanwesenheit erbeten wird, werden ersucht, dir Plätze zu Seiten de« Schiffe» etnnchmen zu wollen. L..Plagwitz» den 13. October 1892. La» Psarramt das. H. Schmidt, ?. Die Lage in Frankreich. Als das Ministerium Loubet die Geschäfte übernahm, ging die allgemeine Auffassung in Frankreich dabi», daß Loubet für das neuconstruirte Cabinet nur teu Namen brr- gebe, während Freycinet nach wie vor der eigentliche Minister präsident bleiben werde. Ein Minister des Innern bat nun aber doch eine sebr exponirtc Stellung, weil da- BereinS- und VcrsammlungSwescn sowie alle Aussianks-Angelegenheiien zu seine», Geschäftsbereich geboren. Ter Ausstand in Car maux hat ihm ebenso schwere Sorge bereitet, wie die Feste in Nancy und der Arbeitercongreß in Marseille. Gegenwärtig babcn die Dinge in Carmaux eine Gestalt angenommen, daß die Regierung entweder mit fester Hand eingreisen oder ihr Unvermögen, Ordnung zu schassen, zugcstebcn muß. TerPräfect des Tarii'DkparlcmentS halte ein Verbot öffentlicher Kund gebungen erlassen, durch welche die Wicderausnabme der Arbeit verhindert wurde, cs ist aber dem Abgeordneten Baudiil gelungen, die Aushebung bieseö Erlasses bei Loubet durchzusctzen, weil durck baS Verbot von Arbeiter-Ansamm lungen die öffentliche Sicherheit gefährdet werde. Durch solche Schwäche schadet die Regierung ihrer Autorität, und cs ist nur in der Ordnung, daß der Prüftet des Tarn- Dcpartcuientö in Folge der Unzuverlässigkeit dcS Ministers Loubct sein EntlassungSgcsuch einzereicht hat. Unter Eonstans wären derartige Borkommnisse unmöglich gewesen; der wußte, was er wollte, und hielt an Dem fest, waö er verfügt batte. Davurch batte er cS dahin gebracht, daß man vor der Regierung Achtung hatte und ihren Anord nungen willig Folge leistete. Heute ist wieder der srühcreZustand der balbenMaßregeln eingetreten. Unter der Herrschaft des Anar chismus, der sich vor einigen Monaten in Paris »i sehr bedenk licher Weise bemerkbar machte, war der Negierung das Heft fast auS den Händen geglitten, und wenn eS nicht gelungen wäre, den Hauptschuldigen zu entdecken und unschädlich zu machen, so stände Paris wohl noch heute unter dem anarchistischen Schreckens - Regiment. Die Dauer und der Umsang der Arbeitseinstellung in Carmaux mit allen begleitenden Um ständen, wie der Mordanschlag auf den Director Humblot und die Versammlung der Frauen der Ausständigen, zeigen eine so bedrohliche Form, daß die Regierung mit größter Thatkraft einschreiten müßte, um ihr Thun vor den Kammern rechtfertigen zu können. Loubet ist aber so wenig der rechte Mann zur Ueberwindung solcher Unordnungen, daß er sich durch den Präftcten des Tarn-Departement» überflügeln und in Schalten stellen läßt und dennoch hofft, vor dem Parlament damit bestehen zu können. Ja, wenn da« Parlament gleichbedeutend mit der Hand voll Socialiften wäre, die darin Sitz baden, dann konnte Loubet wohl auf Billigung seiner Schwäche rechnen, wie aber die Sache liegt, ist das keineswegs der Fall. Man wird cS ibm auch mit Recht zum Bvrwurf machen, daß er den Maire von Marseille ohne jede Zurückweisung der Acuslcrung gelassen hat, daß die heutige Gesellschaft vom guten Willen des Prolclariats abhänge. Derartige Aussprüche, wenn sic von amtlicher Seite erfolgen, dürfen nicht ohne schärft Ab lehnung bleiben, weil sonst die Grundlage verloren gehl, auf welcher die gesetzliche Ordnung ruht. Außer der Stellung des Ministers des Innern und Präsidenten dcS EabinetS ist aber auch noch die dcS HandclsministerS Roche erschüttert, weil er sich erlaubt bat, gegen die extremen Grundsätze der neuen Schutzzoll Politik aufzutreten und mit der Schweiz ein vorläufiges Abkommen zu treffen, welche« billigeren Anforderungen entspricht. Die Sckuyzöllner der Richtung Mölme sind aber gegenwärtig so mächtig, daß Roche mit seiner Rede in St. Etienne vielfach angestoßen hat und auf ernste Kämpfe im Parlament gefaßt sein muß. Auch der Finanzministcr Rouvier ist Gegenstand von Anfeindungen, weil er sich der Aushebung der Pariser Abendbörsc wieer setzte, um nicht hinter London, Wien und Berlin zurnckzn- stehen. So viel Zündstoff reicht vollkommen' hi», um in Pari- eine Ministerkrisiö zu veranlassen, aber cS liegen auch noch andere Gründe für eine solche vor, und darunter ist der keineswegs günstige Stand der Finanzen der wichtigste. Wann hätte man jemals gehört, das; irgend ei» französischer Abgeordneter zusammciigezählt hätte, waö Frankreichs KriegSrüstungen seit dem Jahre 1870 gekostet haben? Der Abgeordnete Eochery bat sich als Berichterstatter für daS Kriegsbudaet dieser Mühe unterzogen und heranögerechnet, daß Frankreich seit jenem Jahre lü Mil liarden 368 Millionen für HecreSzwccke verausgabt bat. DaS klingt wie ein momento muri in Anbetracht der slcis vorhandenen Einigkeit über die Verwendung dieser Mittel und wie eine Mahnung, nun endlich Einhalt zu thnn mit dem Uebermaß an KriegSrüstungen. >,bcndiaen Kaminer- W.r geben e.ncr v°rauS„chtl.ch ebr l b nr.gen sea^ ^ session in Frankreich entgegen, welche inneren, sondern auch niilauSwarllgen.lg ? - ^ alS die Sachlage erheischt, be,chaft>gen r"^ «uf^^^ Grenze stehen die kir-henpol.tischen "ragen, K ru di- rKede» de« Grasen d'Ha..„onv'l,e "ndkesVarc. Mackan zur Erörterung vorbereitet sind- aus Zeit mit der Republik .st dadurch rmog .cktt, aoer nur unter der Bedingung, daß die ^udUk ^ llmständcn gewachsen zeigt. Auch der lapl neuester Zeit älmlichc Anwandlungen gehabt dalcn. wohl durch die anarw.st.scbei. ^UNckag-.n'Par ddn^ die Ereignisse in Earmaur und Mar,e.leb« nht ' " mögen. Ganz so ft-sk wie vor Knrrcm .st wr die Sache der Republik n.cht mehr, dcm. d e > d Wiederherstellung der Monarchie wird Wieder als offe be^Tü^auswärtige Politik wird der allgemeinen Erörterung eröffnet durch die bcal'siä'tigte JnterpeUat.on » ^ a''gchl.ck Wasscnlicfcrunaen einer dcntjchcn Fn-ma m -lvudah a, d,c Truppen dcü Königs Bcbanzm von -v-bomcw ^"er die Stellung BöbmenS rc,p. der Ezccben und der Olalicncr zum Dreibund de» Gegenstand der Meinungsaugerung bild..n und hierbei wird auch die Zoll- und Wlrtbschallspo >ttk bell werden. Bei der Berührung wird eS aber auch bleiben, ein gehender wird man sich mit dieser Frage erst beschaNigcii, na - den. die ander- erledigt ist , ^ daS gestehende M.ms-nun, bleiben oder einem neuen weichen soll. Tie französische-cammer bat schon manches Ministerium gestürzt, da« sie besser be halten bälte, aber in diesem Falle liegt wirklich E rund zur Unzufriedenheit mit der Amtsführung Loubet S vor. ES „t kaum möglich, daS Ministerium dcS Innern mit geringerem Verständniß sür die Bedürfnisse der Bevölkerung zu ver- walten, als eS von Seiten Loubet'S geschehen ist, und das wird auch in der Kammer unzweifelhaft zur Sprache kommen. Die Verhältnisse haben sich seit gern Sturze Boulanger's zwar verändert, der Zug nach Festigkeit der Zustände hat sich bei viele» Anlassen bemerk- har gemach», aber so weit geht die Rücksicht auf d,e Forderungen Rußland- in diesem Punct doch nickt, um unzweifelhaft unfähige Minister in ihren Stellungen zu belassen. Loubct ist kein tüchtiger Minister dc- Jnnern, sonst gäbe eS keinen AuSstand mehr ,n Carmaux und der Maire von Marseille wäre längst seiner Stellung entsetzt. Vermuthlick hätten auch die Feste in Nancy unter einem geschickteren Minister de« Innern einen anderen Ver- lauf genommen, und Herr Liebknecht würde sich wahrscheinlich auch größere Zurückhaltung aufcrlegt haben. Jetzt sind die Zustände im Innern Frankreich« wieder etwa so, wie sie vor dem Amtsantritt Ccnstant'S warcn.und man sehnt sieb nacheincm Manne zurück, der die innere Verwaltung mit fester Hand lenkt. Eine solche Wendung können wir auch von nnscrm Standpunkte nur wünschen, der die Aufrechterhaltnng de« Frieden» zum Ziele hat. * Deutsches Reich. »s. Berlin, l3. October. Ob es verdienstlich ist, IN dieser mit brennenden politischen Angelegenheiten überlasteten Zeit ohne augenblicklichen Zwang weitere priiicipieU wichtige Fragen zur Erörterung zu stelle», soll hier nicht untersucht werden. Jedenfalls hat der „Hann. Conr." eine sebr über flüssige Leistung an« Licht gestellt, indem er die Abschaf fung der Stichwahlen bei den preußischen Land» tag »wählen diScutirtc und empfahl. Daß diese Einrichtung im Reiche mit vielen Unzukömmlichkeiten verbunden ist, ist „schon oft beweint und viel beklagt", aber irgend etwas weniger Anfechtbares a» Stelle der Stichwahlen vorzuschlagc», ist dis zur Stunde noch Niemandem gelungen. DasSuchen nach einem besseren Modus bleibt aber immerhin löblich, da beim Reichs tagswahlrecht tatsächlich ein Nolbstand besteht. Im Lande Preußen ist dies aber durchaus nicht der Fall, und wir ver mögen uns auch nicht zu erinnern, daß von den zahllosen Ausstellungen, die an dem preußischen Wahlrecht gemachl worden sind und gerade jetzt mit besonderem Nachdruck ge macht werden, auch da« Institut der Stichwahlen betroffen worden ist. Von einem „Anreiz zu unnatürlichen Bündnissen" kann hier auch nicht wohl die Rete sein. Bei einer die Zahl zwei übersteigende» Mehrheit von Candidaten wird, wenn i», ersten Wahlgangc kein Candidat die absolute Mehrheit der Stimmen der Wahlmänncr erlangt hat, die Abstimmung zunächst in der früheren Weise mit der einzigen Modification wieder- holt, daß keinem Candidaten die stimme gegeben werden kann, auf den im ersten Mahlgang keine oder »nr eine Stimme gefallen ist. Ergicbt auch die zweite Abttimmung keine absolute Mehrheit, so fällt in jeder der folgende» Ab stimmungtii derjenige, welcher die wenigsten Stimmen batte, anS der Wahl, und daS wird so lange svrtgesetzt, bis sich die absolute Mehrheit auf einen Candidaten vereinigt bat. D e Wahl verläuft mithin, ganz abgesehen davon, daß sie nicht direct vollzogen wird, ganz anders als die Stichwahl bei rer NcichstagSwabl. Die einzelnen Mahlgänge haben hiniercinantcr statlzusindeli, »nnwralischc Abmachungen können schon dcSbalb nicht Wohl stattsindcii. Im Reiche bat man acht, vierzehn, auch achtzehn Tage Zeit zu „mogeln", wie ein Socialdcmokrat sich ansgcdrnckt hat, bei den raschen Entschließungen, vor welche die preußische» Wablinänncr ge stellt werden, wird cS sich aber in der Regel nur um örtliche und persönliche Erwägunge» bandeln, die einen Wahlmann bestimmen, wenn er an Stelle des von ibm in Aussichl ge nomnicnc», aber ausgefallenen Candidaten einen andern zu wählen hat. Der Fall, daß der Wahlmann gezwungen ist, entweder sich der Wahl zu enthalte» oder zwischen zwei Candi dalcn zu wählen, die beide zu seinen Gegnern gebären, ist ja auw hier nicht auSgeschlosscii. aber er kommt weit seltener in diese Lage alS der RcichstagSwäblcr, und das Stichwahlen Uebel ist deshalb jedenfalls weit geringer als da« der relativen Mehrheiten, taS übrigens Machenschaften unter gewissen Um ständen auch nicht ausschlicßt. Cs ist gar kein Grund vor Händen, diese Fraae mit der nothwendig gewordenen Reform dcS preußischen Wahlrechts zu verquicken, lieber die lctzlc.e verlautet jetzt mit Bestimmtheit, daß die Negierung geneigt ist, die durch den Verzicht aus die Rcalstcuerii entstehende Verschiebung durch eine Bestimmung auszubcbeii, wonach der gcsammlc Betrag der veranlagten Rcalstcucrn bei dcr Classi- sicirung der Wähler mit in Anrechnung zu kommen hal. Bleibt »och die Beseitigung der durch die Reform der Ein kommensteuer herbcigcführten Unzuträglichkcitcn. ^ Berlin, 13. October. Tic CentrumSpartei thut sich immer viel darauf zu gut, daß gegen ihre» Wider spruch im Reichstage gegenwärtig nichts Positives ge schaffen werden kann, und in der Tbat liegt in dieser An- nähme die Wurzel ihrer mächtigen Stellung. Indessen sink doch Vorbehalte und Einschränkungen gegen diese» Satz angebracht. Bon Majoritäten für positive Ziele gegen das Centrum kann allerding» bei der stet» verneinenden Haltung der ravicalen Parteien kaum die Rede sein. Aber, und das kann, um die Ueberhebung deS Centrnms einigermaßen zu dämpfen, nicht oft genug hervorgehobc» werden: Ohne die Mitwirkung der Mittclparteicn, zum Mindesten der Frei conftrvativcn, in den meisten Fällen aber auch der National- liberalen, kann ebenfalls nichts Positives in der Gesetzgebung deS Reichs geschehen. Die keutschconservativ Ilerikalc Mehr beit im gegenwärtigen Reichstag ist eine so äußerst knappe und setzt nicht nur die völlige Geschlossenheit des CentruiiiS. sondern auch die Unierslützung durch vcrlctiiedene kleine Gruppen, Polen, Welsen, Elsässer, voraus, daß sie in den »leisten Fällen versagen wird. Wer möchte ;. B. versuche», ans dieser höchst unzuverlässigen und schwankenden Mehrheit die neue Militairgefttzgednug ausznhaucn? Ans die Anhängsel de« CciilrninS, vielleicht mit Ausnahme der Polen, ist in einer solchen Frage doch nicht zu rechne», und im Centrum selbst hebt sich schon deutlich ein oppvsilionellcr Flügel ab. Wo bleibt denn da die Mebrheit ohne die Mittelparteicn? Und auch die Freieonservaliven allein thnn cS nicht, wenn man nicht «in solche« Werk auf ein ganz windiges und zufällige« StimmcnUbergcwicht gründe» will; cö slnv auch die Nationallibcralen dabei nolhivendig, trotz ihrer verringerten Anzahl ebenso uncnlbchrlich wie das Cenlruni. Und so wird es bei den meiste» wichtige» Ans gaben der ReichSgcsctzgebuiig sei». Da« möge maii nicht übersehen bei der Rücksichtnahme, die man gegenwärtig in so überreichem Maße dem Cenlruni zuwcndcn zu müssen glaubt. — Ter Chef dcS GencralstabeS der Armee Generalliemenant Graf von Schli essen, General-Adjutant de« Kaiser«, hat einen dreiwöchigen Urlaub angctretcn. — Verschiedene Blätter haben bezweifelt, ob ein so starkes Recrutencontingeiit, wie in der Militarvorlagc i» An sicht genommen wäre, auSgchobcn werden könne, ohne dabei aus „Krüppel »nd Untaugliche" znrückzngrciftn. Diesen Zweifeln gegenüber werden in der Müiichener „AUgcm.Zlg." die Zahlen wiedergegcbc», welche die Uebersichl der Crgcb »isse de« HcercS-CrgänzungSncschästS, die dem Reichstag zuletzt zngcgaiigen ist (vom October l89l für da« Jahr 1890), hierüber enthält. In den Liste» wurdcii im Ganze» l 176 166 Personen im Alter von 20 Jahren und F-nilletsn. Die Glashütter „Mückenplage". Vor einigen Tagen stand in verschiedenen sächsischen Zeitungen die Mittheilung, daß sich in Glashütte und Um gegend Myriaden kleiner grüner „Mücken" zeigten. Diese Mittbeilung gab mir Veranlassung, den Herrn Bürgermeister von Glashütte um nähere Angaben und, wenn möglich, um Uebcrsendung einiger drr fraglichen Thiere zu ersuchen. Herr Gustav Lindig, Lehrer an der deutschen Uhrmachrrschule in Glashütte, war so freundlich, die Erfüllung meiner Bitte zu übernehmen. Genannter Herr schrieb mir, die Mückrnplage sei etwa am 20. September ausgetreten, habe gegen acht Tage an« gehalten und sei am 23. und 24 September am ärgsten ge wesen, am 7. October seien nur noch einzelne Exemplare zu finden gewesen, von denen einige mir ubersrnvrt wurden. Wa« ich von vornberein erwartet hatte, fand ich beim Oeffnen de» ringeschickten Schächtelchen» bestätigt: e» bandelt« sich weder um Fliegen, noch um Mücken, sondern um ge flügelte Blattläuse oder sog. „Neffen"; ich halte die betreffende Art für Audi, di^sieL« 1^, die Kohl blatt lau». Die Kohlblattlan» ist, wie alle Blattläuse, nur rin kleine», t«rtr»9«s»ct von höchsten» 2 nun Länge. DieFärbuog,di« übrigen« zahlreichen individuellen Schwankungen unterworfti, ist, er scheint braungrün, und auf dem Hinterleib«: treten dunklere Ouerbindeu auf. Die Vordersliigcl haben am Bortcrrand einen verwaschenen dunkeln Fleck. Die Bewegungen der Thiere sind langsam. Alle Blattläuse haben in ihrem Gang etwa« Gravitätisches; sie stelzen daher, bedächtig Bei» vor Bc(n hebend. Ihr Flug ist eigentlich mehr passiv, gegen den leisesten Lustzug vermögen die zarten Flügelchcn niätt anzu- kämpscn, die geringste aufstcigende Lustbcweaung entfuhrt eie Tbierchen in die beträchtlichsten Höhen. Auf den Ei«- und Schneefeldcrn der höchsten Alpen hat man Blattläuse be obachtet: natürlich keine dort geborene«, sondern vom sausten Luststrom hinausactragcn. Tic Blattläuse, so verächtlich sie den meisten Leuten auch erscheinen mögen, sind eine sehr seltsame und bochintereffanle Jnscctrnsipp«. Zunächst wissen „diese gölllicken Gestalten" den größten Tbril deS Jahres hindurch „Nichts von Mann und Weib". Ihre Vermehrung vollzieht sich nickt »ach dem gewöhnlichen Lauf drr Dinge. Im Frühjahr erscheinen auS Eiern, die, durch Harle -schacen gegen die Unbilden der Witterung geschützt, irgendwo in Rindenrisfto der Bäume, an dürrem Laub, vielleicht sogar in den Nestern drr Ameisen überwintert haben, Blattläuse, die allerdings als weibliche Individuen ihrer Organisation nach bezeichnet werden muffen. Meist sind sie ungeslügelt und haben am sechsten HintevlcibSringc jederseitS einen kleinen stabsörmiaen Anhang, dieSattröhren oder Honigtromprten. Im Innern beherbergen di« Tyierchen zwei schlailchsörniige Eierslöcke oder richtiger Keimstöcke, in Lenen die Nachkommenschaft sich ob»e männliches Zulhun entwickelt. Dir Blattläuse vermcbren sich während des größten Thcils deS Jahres durch sag. Jiinaseriizengung oder ParlhenogenesiS, und ma» nennt die weiblichen, auf diese Art sich fort- pflanzenden Individuen „Ammen". Diese Ammen bringen zur Welt, und sie sind fleißig bei diefti» Gejchast, und da die Jungen binnen weniger Etunden die sortsetzen, so läßt sich denken, daß nicht viel ^jeit dazu gebort, aus einer einzigen Iungsern-BlattlanS eine zahlreiche Colonie zu bilden. Leute, die viel Zeit und gerade nichts - zu ihn« batten, baden ausgerechnet, daß von einer einzigen BlattlauS-Amme die gegen90 Kindern da«Leben schenkt, in der fünften Generation etwa süns Millionen Stück Nachwuchs vorhanden sein würden. Nu», es ist Gott sei Dank, auch in diesem Falle dafür gesorgt, daß di- Bäume nickt in den Himmel wachsen: die Thiere sind von empfindlicker Con- stitutiou, bei Kalte und Nasse pflanzen sie sich nicht fort, und kalt eine solche W.Iterung länger an. so geben sie massenhaft zu Grunde. Aber auch Hitze und Dürre können sie nicht ver- tragen, so dag also die Chancen eines fröhlichen Dasein« sür fie mcht besonder- günstig liegen. Dazu kommt noch, daß sie einen anderweitigen Keim de« Verderbens in sich tragen, den» oben ^rNn7':" ^'tt- 2" swd sie in'de'r Tbät''a..ch „durch und durch voll Sug.gkeit" und haben zahlreiche Feinte b.S herab zum Marienkäftrcken, die sic begierig fressen. Spekulativere Kopse ,n der Thierwell sre.lich w.sftn diese süße Quelle auSzubelite», ohne sie zu verstopfen. DaS sind die Ameisen. „Die Blattläuse", sagt der alle Lin»,'-, „sind die Milchkühe der Ameisen." Zwilcken beiden Jnscclcn herrscht eine innige Freundschaft, und dieselbe bcrubt ans der allersichersten und allerbesten Basis, beide Betbciliglc an dem FrculidschastSbund haben nämlich ihren schönen Vortbcil von der Sache. Tic Ameisen, sonst ihren Mitgeschöpsen gegenüber just nicht die rücksichtsvollsten und zartesten Pcrsönlickkcitcn, sind gegen die Blattläuse von einer geradezu rührende» Zärtlich keit. DaS kann Jeder leicht beobachten. In nnscrm Gärtchen dinier dem Hause steht ein Fliedcrstrauck. Ende Mai oder Anfang Juni sehen seine jungen Triebe au-, als ob Jemand Caviar oder Graupen mit Schuhwichse daran geschmiert hätte. Da- ist eine in höchster Blüthe stehende BlattlaiiS- colonie und zwar von der Sorte, welche die Wissenschaft alS äffkiü «irunkmoi bezeichnet. Die Sache intcressirt uns und wir beaugenscheinige» sie näher, indem wir »nS da bei noch einer Lupe bedienen. Da sitzen sic, dickt an einander gedrängt, alle mit dem Kopf nach derselben Rich tung , nach der Spitze deS Zweigleins zu. ihre Frcßwcrk- zeuge, z„ einem Saugrilsscl »mgebildet, eingcsenkt in die Weichtbeile der Pflanze. Nickis vermag sie in ihrer saugenden Beschaulichkeit zu stören. Unter nnscren Auge» hringcn sie Kinder^ zur Welt, — rührt sic nicht: all' ihr Ick ist nur aus- Saugen concentrirt. Und dazwiscken, sieb, treiben sich verschiedene Ameisen herum. Wir vorsichtig sie geben, man
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