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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189210166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18921016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18921016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-16
- Monat1892-10
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1892
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UHo>mementSHretS t» h« Hanptrpvedttt-, od« de» «» vtaL»> tezlrt und de» Vororte» errichtete» L»S- «adeslellen «bgeholt: viertel jährlich ^44^0. bet »lveimRliaer täglicher Zustellung io» -au-» 5.50. Durch di« Post bezogeo für Deutschland »ad Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direct« täglich« Kreuzdaodsenduog tu< ilullaod: mooatlich -4l 9.—>. Li« Morgnuchlntgab« erschetm täglich'/,? Uhr, di« Abead-AuSgab« Wochentags 5 Uhr. Redartiou und Lr-e-Mou; Johaunesgafse 8. Die lkrpeditio» ist Wochentag» uauuterbrochei» geöffnet vvo früh 8 bi» Abend» 7 Uhr- /ilialea: ktt» Me»«'» Earti». <«lfrr» Haho), Uulversitätlktrab« 1, Loni» Lös«-. »atrarioenpr. 14. pari, und König-Platz 7. aMer.TWeblaü Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«sert1o«Apret- Dit «gespaltene Petitzeile NO Pfg. Nieelame» aater dem RedacttouSstrtch (4ge» spalte») 50^, vor de» gjamtlteuaaqrtchk» (S gespaltea) 40 Großer» Schrift«» laat »sserrm Press« verzetchlltß. Tabellarischer o»d Ztffernsatz »ach höherem Tarif. Eptta» Beilage» (gefalzt), »»r «rlt b«, Morgea-Ausgabe, oho« Poftbefördrrnng 60.—, m«t Poslbesörderuog ^l 70.—>. Annahmeschluß für Znserate: «b,»d»Aa»gab«: vormittag» 10 Uhr. Morg«»«Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. So»»« uud Festtag» früh '/^ Uhr. Bet de» Filiale» uod Aanahmrstelleo je ei»» halb« Stund« früher. Loserat« siud stet» a» di« Ertzetzttia» z» richte». Druck and Verlag vo» L. Polz ta Leipzig. .V 53«. Sonntag den 16. Oktober 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. GessenINche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den IS. Octader I8S2. «ach der gemeinschaftlichen Sitzung des Rathes und der Ltadtverardneten im Sitznngssaale am Nafchmarkte. Tage-ordnung: l. Bericht de» Bau- und Finanzausschusses über: Anbringung von Korkstein laden an die Kellersenster der Markthalle. II. Bericht des Oekonoinieausschusses über: a. Conto 12, Pos. 17 und 19 des diesjährigen HanshaitplaneS; b. regulativ- mäßige Entschädigung deS von dem Pautzmann'schen Grundstück zur Perbreiterung der Gartenstraße in Leipzig. Anaer-Crottendorf abzutretenden Areales; v. regulaliv- mäßige Entschädigung des von dem Wendelchen Grund- stück zur Carlstraße in Leipzig-Connewitz abzutretenden Areals; <1. regulativmäßige Entschädigung des von dem Lägel'schcn Grundstück an der ttirchstraße inLeipzig-VolkniarSdorf zur Straße abzutretenden Areals; e. Aushebuug des Beschlusses aus Per- einigung der Güter Connewitz und Thonberg uud Verlänge rung der Pachtverträge über Connennp, Thonberg und Stötteritz; k. Verkauf der an der Ecke der Frankfurter und König Johannsiraß« gelegenen Trenaparcelle Nr. 2089 0. HI. Bericht des Lekonymic- und Finanzausschusses über: Ankauf der Wacht- und Hcergeräthcbaracke Sir- 2 des Brand- versicherungscatasiers für Burgaue und Einrichtung einer Wohnung in derselben. IV. Bericht des Oekonomie«, Finanz- und SttstungSauSschusseS über Herstellung der tn dem Stadtgebiete der Flur Thonberg liegenden Stötteritz» Straße. V. Bericht deS GaS- und OekonomieauSschusseS über: Neulegung von Gasrohren, sowie Ausstellung von Tandelaberu in ver- schtedenen Straßen in Leipzig - Kleinzschocher und Gasrohr legung und Beleuchtungsanlage ans den der Immobilien, gesellschaft gehörigen Straßen in Stötteritz. VI. Bericht des Bau- und Lekonomieousschusses über: Erbauung einer Kirche aus dem Marktplätze in Leipzig-Neustadt und Abtretung deS erforderlichen Areale- an die Kirchgemeinde Leipzig-Neusladt-Neuschöneseld. VH. Bericht d«S Bau-, Oekonomie-, Finanz» und SttstungSauS- schusjeS über Parcellrneintheilung für dat Areal an der Schwägricheo-Straß« zwische» Mozart« uud tzaydustraß«. VIH. Bericht des Schul- und ÄauauSschusseS über: ». Erbauung einer Turnhalle sür die 22. BezirkSschule in Leipzig-Lindenau und Beschaffung des ersorderlichen Mobiliars; b. Umbau der Abortanlage re. im Grundstück der 22. BezirkSschule in Leipzig-Lindenau. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer Montag, den 17. Lctaher 18S2. Nachmittag» 6 Uhr, in tzerr» Sitznngssaale, Neue Börse, Tr. I. Tagesorduung: 1. Registrande. L Berichte de- Verfassung-- und Wabl-Au-schusse-, betr. ») die Wahl eine» Mitglieds an Stelle des durch Tod aus- geschiedenen Herrn Walther; b) Wahl eines Mitglieds de» Börfen-BorftandeS an Stelle des Herrn Wilhelm Schmidt; e) Abordnung von zwei Mitgliedern in den Bürfeu- Schatz»»nS-«uSschntz. 8. Bcrichle de- HandelsgcsetzgebungS-AuSschusseS über ») da- Ersuchen deS König!. Preuß. Amtsgerichts zu BreSlan, »inen HandelSgcdrauch im Buchhandel betr.; d) die Hu- ichrift der Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz, Verbesserungen aus dem Gebiet des Handels- und C»n- rurSrechtS betr.; o) verschiedene neuere Eingaben, die Sonntagsruhe im Handrlsgemerbe betr. 4. Berichte des Kramerstistungs-AusschusseS über ») die Anfrage de» Rath» der Stadt, Anschließung an die elektrische Br- leuchtungS-Anlage betr.; d) Las Gesuch des Pächters im Bamberger Hos, Herstellung deS Fußbodens de» Segel- haufkS betr. Hierauf nicht-öffentliche Sitzung. Lekanntmachung, die Anmeldung znr StrchenvorftandSwahl tn der Lutherktrchc betreffend. Nach 8 17 der KirchenvorslandS- und Syaodalordnung scheiden mit Ablaus deS Kirchenjahres aus dem Kirchenvorstande der Luther lirche folgende Herren ans; Tischlermeister Karl Förster, HandelSkammersecretär l)r. Gensel, Kaufmann Hehdenreich, Otto Keil (I. G. Salesskq), Schuldirector l)r. Sachse, Gustav Thieme (Thieme L Fuchs). Dieselben sind jedoch wieder wählbar. Demnach hat die Wahl von sechs Kirchenvorstehern stattzufinden. Stimmberechtigt sind olle selbstständige», in dem Lutherkirchfpiel wodnhasten Hausväter lHaushattungsvorständeievangeiisch-lutherischen Bekenntnisses, weiche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, verheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Worte- Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliche-, durch nachbaltige Besserung nicht wieder gebobcnes Acgerniß gegeben baden oder von der Slinunbercchligung bei Wahlen der politischen Gemeinde aus- geschlossen sind, sowie derer, welchen durch Beschluß der Kirchen inspcclion die kirchlichen Ehrenrechte ratzvgen worden sind. Alle, welche ihr Stimmrecht ausüben wollen, haben sich entweder mündlich oder schriftlich anzumelden. Mündliche Anmeldungen werde» io der Sacrtstei der Lutherkirche Freitag, de» 21.. und Sonnabend, de« 22. Orloder d. A. ununterbrochen von Bormittags 10 Uhr bis Nachmittag 5 Uhr ent- gegengenommen. Schriftliche Anmeldungen können im Pfarrhaus« der Luther kirche, Hauplmannsiraße 8, park., mit genauer Angabe de- I) Vor. und Zunamens, 2- Standes oder Gewerbe-, 3) Geburtstags und -Jahre- und 4) der Wohnung von beut« ab bis 22. Lciobtr, an diesem Tage aber nur bi- Nach mittag« 5 Uhr, abgegeben werden. Zum Lutbcrkirchipiel gehören nachstehende Straßen und Plätze Aleranderslraße, Bismarckstrahe, Colonnadenstraße, Davidslraye. Torotheenplatz Nr. 2 und 3, Elfterstraße Nr. l—65, Erdmannstraße Nr. 2—13, Franksurterstraße Nr 25—35, Hauvtmanuslraße, Hiller straüe, ausgenommen Rr. 6—10, Morschnerstraße, Mendelssohn straf,«. Moschelksslraße. Plagwitzer Straße, Promenadenstraße Nr. 23 bis 13, 26—44, Quaistraßc, Schrcbergäßchen, Schreberstraße, au« genomnien Rr 9, Sebastian Vachstraße, Seitenstraße, Westskraße Rr. I7--»S. 12-38. Wieienstraße. Tie stimmberechtigten Mitglieder der Luiherkirchengemeinde werden ersucht, sich an der bevorsiedenden Wabl recht zahlreich zu belheiiigen und sich deshalb rechtzeitig auznmeldrn. Leipzig, den 15. Oetober 1392. An vertretnng des Pfarrer» »l» Vorsitzenden 1>r. Grusel. Lekanntmachung. Die im alten Polizelgebäude, Naschmarkt 2, befindlichen Exve- ditionsräume des LuartteramteS, der Abthetluiig sür tztcwerbe- anmeldungrii und Arbeitsbücher, sowie der Adthcilnng für LtaatSaiigehürigkettS- und Bürgersachr» bleibcn wegen vor- zunehmender Reinigung Montag, de« 17. vctober d. AS., geschloffen. Leipzig, am 15. Oktober 1892. Ler Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprechi. Lekanntmachung. DI« Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen gesetzlich berusen werde» können, wird vom 17. bis mit 22. und vom 24. bis mit 26. dieses Monat» von Vormittags 8—1 Uhr und Nachmittags 3—6 Uhr in unserer Wahlgeschäftsslclle, Stadthaus, Obslmarkl 3, 3. Stock, Zimmer 151, zu Jedermanns Einsicht öffentlich ausiiegcn. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Liste, wobei die nachstehend abgedrucktcn gesetzlichen Bestimmungen maßgebend ind, kann innerhalb einer Woche, vom Tage der Auslegung an, also bis mit Montag, dr» 24. dieses Monats, entweder bei uns schriftlich oder i» der vordczcichneten Geschäftsstelle zu Protokoll Einspruch erhoben werde». Leipzig, am 14. Oetober 1892. Lcr Rath der Stadt Leipzig. It. 36. Vr. Georgs. Elauß. Gerichtsverfassung»^^ vom 27. Januar 1877. K. 31. DaS Amt eine- Schöffen ist «in Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8. 32. Unfähig zu dem Amte eines Schöffe» sind: 1) Personen, welche die Besähiguog in Folge strasgerichtlicher Verurtheilung verloren haben; 2) Personen, gegen welche das Hauptverfahren wegen eine» Ver brechens oder Vergehens eröffnet ist, daS die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aentter zur Folge haben kan»; 3) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung tu der Versüguug über ihr Vermögen beschränkt sind; 8. 38. Zu dem Amte eine- Schöffe» sollen nicht berufe» werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste da- dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste den Wohnsitz io der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 3) Personen, welche für sich oder ihre Familie Arnirn-Unlcr stützung auS öffentlichen Mitteln enipsangen oder in den drei letzten Jahren, von Ausstellung der Urliste zurückgcrcchnct, empfangen haben; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet sind; 5) Dienstboten. 8- »4. Zu dem Amte einer Schöffen sollen ferner nicht berufen werden: l> Minister; 2j Mitglieder der Senate der freien Hansastädte; 3) Reichsbeainte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 4) Staatsbeamte, welche auf Grund der LandeSgesetze jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 5) richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwallschast; 6) gerichtliche und polizeiliche Bollstrcckungsbeantte; 7) Rcligionsdiener; 8) Volksschullehrer; 9) dein activen Heer« oder der activeu Marine angehörende Militairpersonen. Die LandeSgesetze können außer den vorbezeichneten Beamten höhere Bcrwaltungsdeamte bezeichnen, welch« zu dem Amte eines Schöffen nicht berufen werden sollen. 8 84. DaS Amt eine- Geschworenen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8. 85. Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich alS Ur liste für die Auswahl der Geschworenen. Tie Vorschriften der 88- 32—35 über die Berusung znm Schöffen amte finden auch auf das Geschworenen-Amt Anwendung. Gesetz. Bestimmungen zur Ausführung dr» ScrichtSvrr faffungsgefrtzes vom 27. Januar 1877 rc.cnthaltriid vom 1. März 187V. 8- 24. Zu dem Amte eine- Schöffen und Geschworenen sollen nicht be rufen werden: 1) die AbtheilungSvorstände und Vortragenden Rälhe in den Ministerien: 2) der Präsident des Landesconsistorium»; 3) der Gencraldirector der Staalsbahneu; 4) die Kreis- und Amlshauptteute; 5) die Vorstände der EickierheitSpolizeibehörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der AmtShnuptinonnschasle» aus genommen sind. Israelitische Neligionsgemeinde. Der Confirmanbrn - Unterricht beginnt Donnerstag, den 20. d. M. Tie Besprechung wegen Festsetzung der Unterrichts stunden sür die Coufirmandinnen findet Montag, den 17. d. M., Nachmittags 4", Uhr im Synagogengebäude statt. Anmeldungen nimmt entgegen Rabbiner vr. porgee. Hierdurch machen wir bekannt, daß der diesjährige Schleizer Wiesenmarkt Mitttnach, »e« 2«. birst» ManatS, abgehalten wird. Schlei», den 14. Oetober 1892. Ler eta»tge«etn»kv«rftan». vr. Sturm. Der russisch-türkische Streitfall vor dem Ausschuß -er ungarischen Delegation. Der Delegirte Falk bat den Grasen Kalnok» gcnölbigt, seine Meinung über den russisch-türkischen Streitfall ;u äußern, was der Gras bei der Darlegung der politischen Lage rer dem Ausschuß der österreichischen Delegation absichtlich rer mieden batte. Graf Kalnvky bat zwar auch bei diesem Anlaß seinen Ruf al- geschickter Diplomat bewährt, aber seine Erklärungen lassen dock» keinen Zwciscl darüber, daß Lester reich Ungarn i» dicker Angelegenheit rollslänkig aus türkischer l Seite stcbt. Da- Hauptgewicht liegt in de» Worten: .BiSber bat die Angelegenheit keine Conscgnenzen gehabt, würde man ich jedoch cinmischen. so würde daraus eine große diplomatische Frage entstehen." Der Streitfall wird also auch ferner auf Rußland und die Türkei beschränkt bleiben und so lange keine europäische Bedeutung annebmcn, als Rußland nicht elbst eine solche Wirkung herbeizusübrcn entschlossen ist. Eine Konstantinopeler Meldung deS gerade nicht besonders zuver lässigen ,Standard" besagt, die Antwort der türkischen Re gierung auf die russische Rote oder Depesche, wie Gras Kal- ncky sie nennt, werde einfach die Versicherung enthalten, daß der Empfang StambuIow'S lediglich eine Handlung der Höf lichkeit gewesen sei und daß die Türkei keineswegs beabsichtige, von der ihr durch die Verträge vorgcschricbenen Politik ab- zuweicken. DaS klingt tbcilS kleinlaut, tbeils unterwürfig gegen Rußland, und dcSkalb glauben wir, daß der .Standard" auch in diesem Falle nicht gut bedient worden ist. Die ersten Nachrichten über den Inhalt der türkischen Antwort lauteten ganz anders; danach hat der Sultan jede Einmischnng i» sein Verhalten als Suzerän dem Vasallen gegenüber als unzulässig von der Hand gewiesen. DaS würde seinem Ver fahren in der maccdonischen BischosSfrage entsprechen, und deshalb und nach dem Ebaraktcr des Sultans halten wir die Meldung deS „Standard" für unrichtig. Rußland mußte von Anfang an wissen, daß sein Vorgehen gegen die Türkei in Oesterreich-Ungarn keine Billigung finden könne, und Graf Kalnoky bat sich auch im Ausschuß der österreichischen Delegation in diesem Sinne gcäiißcrt, indem er sagte: Oesterreich Ungarn wünsche sich im Orient nicht festznsetzcn oder eine privilegirle Stellung cinzuncbmen, sondern e» wünsche, daß die dortigen VolkSstämmc im Geiste und unter dem Schutze der Verträge sich selbstständig entwickeln und wirlh- schasllich aufschwingen. Diese Worte gewinnen jetzt nach den Acußerungen Llalnoky'S über den russisch-türkischen Streitfall eine erhöhte Bedeutung, denn sie reigen die gänzliche Un Vereinbarkeit deS russischen StandpuncteS mit dem von Oesterreich-Ungarn. Beide Großmächte halten mit Zähigkeit an ihren seit Jabrcn von ihnen vertretenen Anschauungen fest und werden sie voraussichtlich niemals ausgcbeu, bis ein Krieg oder sonstige unberechenbare Ereignisse eine Entscheidung herbeiführen. Es giebt keine Frage, welche an internationaler Bedeutung der orientalischen gleicbkäme, sie ist es, die das Vündniß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn geboren bal, und sie ist cS, die zu fortwährender Erhöhung kcS HcercS Budgets nölbigt. In dieser Beziehung herrscht in Europa ein Mangel an Aufrichtigkeit, der nur in dem Wunsche seine Erklärung findet, Rußland keinen Borwand zum Kriege zu liefern. Damit also Rußland seine Heeressäulen nicht nach der Balkanbalbinsel, nach Galizien und nach Ostpreußen in Bewegung setzt, läßt man Rußland ruhig gewähren und auf der Balkanbalbinsel ein Spiel treiben, daS allem Völkerrecht und aller Menschlichkeit Hohn spricht. Wenn cS auch sattsam bekannt ist, daß Frankreich Rußland bei diesem verderblichen Beginnen getreulich zur Seite siebt, so käme cS doch darauf an, den Versuch zu macken, auf diplomatischem Wege cinzu greifen. Europa ist cS müde, soweit cS der Sacke deS Friedens zngclban ist, sich fortgesetzt durch russische Um triebe in Bul garien in seiner Ricke stören zu lassen. Die Bulgaren sind durch die fortwährenden Mo»da»jchläge ans ihre Fürsten, Minister und Diplomaten aufs Acußcrslc gereizt, und sic finden für ihre Empfindungen bei alle» Wohlwollenden volles Bersländniß. Eine solche Aufmunterung, wie sie ihnen durch die Anfrage Falk'S und die Erwiderung Kalnvkv'S in der AuSschußsitzling der ungarischen Delegation vom 14. Oetober zu Theil geworden ist, mag ihnen wohl tbnn, aber sie rcickt nicht aus, um ihnen zu ihrem Rechte zu verhelfen. Und wenn dann der „Standard" Nachrichten verbreitet, die auch noch die Unterwerfung des Sultans unlcr den Willen des Zaren beweisen würden, so ist cS klar, daß heute der Zar die Bestimmung der Geschicke Europas in der Hand hält. DaS ist ei» Zustand, der sich im Jittcressc deS Wcll- sriedenS eine Zeit lang ertragen läßt, auf die Dauer wird er unerträglich, »m so mehr, als cö sich schließlich darum bandelt, Rußland die Wahl des günstigsten Zcilpunctcö sür den Versuch einer acwallsamcn Neuordnung der Zustände aus der Balkan Halbinsel a»hci»iz»stcllcn. Der Zar hält in der That die Entscheidung über Krieg »nd Frieden in Europa in der Hand, den» Frankreich schlägt erst los, wenn der Zar dazu das Zeickcn giebt. Diese Tbalsachc bat sür den Dreibund, man mag die Sache anseben, wie man will, etwas TemüthigciidcS, und wir haben uns deshalb auch nie mals mit der Auffassung befreunden können, daß n»S Bul garicn Hcknba ist. Wenn wir einem tüchtigen auswärts strebenden Volke, daS durch einen übermülbigen Feind i» seiner Entwickelung gehemmt »nd künstlich »iedorgebatten wird, unsere Snmpalbicn zuwcndcii, so ist das eine natürliche Regung des menschliche» GesüblS, die durch keine diplomatischen Erwägungen zurückgeträngt werden kann. Wird die Frage so gestellt: „Wollen wir uns wegen Bulgariens mit Ruß land entzweie» und ikm den Krieg erklären?" dann kann die Antwort nur „Nein" lauten. Aber cS giebt noch andere Mittel und Wege, um einen Druck aus Rußland aus zuübcn, als den Bruck; ein diplcmalisckcr Geiaiiniilschrilt, den der Dreibund im Verein mit England zur Regelung der bulgarischen Frage tbäle, würde Rußland darüber belehren, daß ihm nur Frankreich bei Ausführung seiner Balkan Politik zur Seite steht, aber nicht etwa aus Ucberzeugung, sondern lediglich in der Absicht, dadurch Rußland» Blindes genossenschasl im Kriege gegen Deutschland zu gewinnen. Deutschland ist nickt in der Lage, den erste» Schritt in dieser wichtigen Sacke zu >b»n, aber wenn rr von »äbcr bclbeiligter Seile angrrcgl würde, so zweifeln wir nickt, daß sich eine Form finden würde, um den angestrcbtcn Zweck zu erreichen, ohne dadurck den Frieden aufs Spiel zu setzen. Falk hat dasselbe Mittel cmpsoblen, da» wir an dieser Stelle be reits vor längerer Zeit in Vorschlag gebracht habe», nm in Bulgarien einen der Dauer fähige» Zustand ausznrickten. Der Sultan möge in seiner Eigenschaft als Suzerän Bul garienS den Prinzen Ferdinand als Fürsten dieicS Lande» anerkennen. Dadurch würde er de» Berliner Vertrag keines weg» verletzen, ebenso wenig wie da» eine andere Mackt ldiin würde, deren Vertreter den Berliner Vertrag „iitcr zeichnet habe». Die Signatarmäckle sind bei dieser Hand lungSweise keineswegs an DaS gebunden, was Rußland zu tbnn sür gut befindet. Daß zur Erreichung der Qualität de» Prinzen als Fürst von Bulgarien Einstimmigkeit der Signatarmächte gehört, ist eine Sache für sich, die sür die Anerkennung der einzelnen Mächte zunächst nicht in Betracht kommt. * Deutsche- Reich. «8. vrrltn, 15. Oclober. Eine „Versammlung evangelischer Männer" wird von der „Kreuzzeitung" angekündigt, und Zweck dieser Versammlung soll cS sein, zu den „Harnack'schen Angrisfc»" Stellung zu nehmen. Wen oder waS hat Professor Harnack denn „angegriffen", er hat sich doch nur vertbeidigt, als man ibn wegen angeblich ungenügender Bckenntnißtreue angriss. Wir sind nicht der Meinung, daß die Ursache der Auseinandersetzung vor da» Forum der politischen TagcS- pressc gekört, der es vor allem an Raum zur eingehenden Dar stellung tbeologisch-pbilosopbischer und ideologisch-historischer treitsällc mangelt. An die Stelle de» gründlich vorbereiteten, logisch entwickelten Schlusses tritt sonst da» Schlagwort und e» bleibt auch nicht aus, daß die ungebcuerliche Oberflächlichkeit schließlich dcrHcrrschast sich bemächtigt. „DaS Bckenntniß ist der Grund, ans dem unsere Kirche aufaebaut ist und aus welchem sie ihre Wiedergeburt durch die Reformation erhalten hat." Damit schien die Sache sür die „Kreuzzeitung" anfangs der Woche erledigt und das Hammcrstein'sche Blatt hatte seinen Spruch mit einer Gelassenheit vorgetragen, als ob r» im Besitze der Unfehlbarkeit sür die Verkündigung von Glaubens sätzen und die Abbaltung einer Versammlung nur an- gczcigt wäre, um diese Unfehlbarkeit zu bestätigen, nicht - etwa, um einmal im Kreise ernster evangelischer Männer die Streitfrage, welches Bckenntniß der Grund der christlichen Kirche gewesen sei, zu erörtern. Heute nun zieht daS dochkirchlichc Organ eine andere Schleußt seiner Bered samkeit im theologischen Streit, um die zum Ketzergericht Eingcladenen zweckmäßig vorzubearbeite». UnS interessirt an dem Artikel „Harnack und das Apostolicum" vorerst nur der Satz: „ES ist unmöglich, daß wir un- hier in eine dogmengeschichtliche Untersuchung cinlasien." DaS war cS aber, waS Harnack veranstaltet hat und wa« rr allen Theologen so dringend nahe gelegt batte, damit die gallische Herkunft de» Glaubensbekenntnisses in seiner gegenwärtigen Fassung cingcschen und damit allgemein erkannt werde, daß die Zeit der Apostel und daS erste halbe Jahrtausend »ach EbristuS einen anderen „Grund, auf dem unsere Kirche ansgcbaut ist", gelegt batten. Wenn die Kreuzzeitung" gerade dieser dogmenaeschichtlichen Unter suchung anSwcichen will, bat cS auch für die Vertreter der Harnack'scke» Schule keinen Zweck, auf eine Erörterung sich weiter einzulassen. Es wird somit lediglich darauf an- kommcn, wie weit sich größere Kreise der evangelischen Kirche dazu bcrgebcn, die Kctzerriecherei und KetzcrversolaungSsucht der Hockkirchlichen zu unterstützen. Zu einem Konstanzer Eoncil wird cs ja Wohl nicht reichen. Lc Berlin, 15. Oetober. In Köln hat am 12. d. M. eine Versammlung von Vertrauensmännern und Abgeordneten der rheinischen EentrumSpartci stattacfunden, welche sich in erster Linie niit den durch die neue Sclbsteinschätzung licrbcigcsübrten Verschiebungen in dem gemeindlichen und staatlichen Wahlrecht und mit der Frage be schäftigte, welche Stellungnahme zu der bevorstehenden Reform deS EommunalsteuerwcsenS au» dieser Ver schiebung für die EcnIruniSpartei sich ergebe. Au- den von verschiedenen Seiten cingeganaencn Mittbeilungen ergab sich nach einem Bericht der „Kölnischen VolkSzcitung", daß die plntokratische Zuspitzung deS Drciclasicnwahlshstem» durch die neue Selbstcinschätznng bei Weitem am schärfsten in den großen Städten, weniger in den mitt leren Städten, noch weniger in den kleinen Städten und aus dem platten Lande zu einer Verschiebung der bisherigen WablrcchtSverbältnisie geführt hat. lieber die Wirkungen der Sclbsteinschätzung auf die Verhältnisse de- LandtagS- WahlrcchlS konnten nur wenige Mitthcilungen gemacht werden, da zur Bcurtkcilung derselben meist noch die nöthigcn AnhaltSpimcle schien. In wie weit diese Ver schiebung >» den WahlrcchtSverbällnisici, zugleich eine Ver schiebung in den Parteivcrhältnisicn bedeutet, war noch nicht mit Sicherheit zu sagen. Hinsichtlich der Stellung zu der bevorstehenden Reform deS EommunalsteucrwcsenS war die Versammlung darin einig: keinen Schritt weiter in der Reform de» Gci»ci»destc»crwcsc»S ohne entsprechenden Schritt i» der Reform des Wahlrecht», so weit dasselbe auf dem Dreiclasiciiwablsystcm ansgcbaut ist, also sowohl de» commnnale» wie de» landtäglichen Wahlrechtes; nicht nur Wicdcrbcrstcllling de» frittieren Zustandes in der Vcr- Ibcilung de» EmslusicS der ersten, zweiten und dritten Wäblerclassen, sonder» gründliche Reform der Vcrtbeilnng dieses EiiislusscS in einem der modernen Entwickelung ent sprechenden Sinne; in erster Linie ganz erhebliche Ausdehnung der Wäblerzabl der ersten Elaffe; keinerlei EapacitätS- Wablreckt; Sicherung der vollständigen Lesfcntlichkeit der Wahllisten; geheime Abstimmung auch bei den EtadtrathS- und Landtagswablen; Abschassuna deS Rechtes der Bürger meister nach 8 > 3 der rheinischen Stäktcordnung, selbstständig und ohne alle Beschränkung nach eigenem Ermessen zu be stimmen. ob eine Stadt i» Wahlbezirke zu tbeilcn ist, und sodann die Anzahl und die Grenzen der Wahlbezirke, sowie die Anzahl der von einem jeden derselben zu wählenden Stadtverordneten scstzusetzen; gesetzliche Festlegung der Grundsätze aus diesem Gebiet. Ferner konnte der Vorsitzende als allgemeine Uebcrze»g»»g der Versammlung fcststcllen, daß, wenn im nächste» Winter im Anschluß an die Reform des EommunalstciicrwcsenS eine Reform de» Wahlrechte» nicht gesickert werde, sür abscbbare Zeiten eine Lösung dieser absolut dringlichen Frage in befriedigender Weis: nicht mehr zu erboffcn sei, daß darum die Reform de» Wahlrechte-, namentlich deS conimunalcn Wablrechtc», als unbedingte Voraussetzung für die Rcsorm re» communalen Steuer- wescnS binzustellen sei. — Manchen dieser Forderungen werden ancb andere Parteien nur zustimmcn können; jedenlalls ballen sie sich von Ueberschwänglickkeittn. wie der Einsübriing de» allgemeinen gleichen Wahlrecht» für Landtags »»k Eemmunalwablcn fern. Mil der Abwehr einer Verschärfung de» plutokralischcn Grundzugs unserer
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