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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892111101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892111101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-11
- Monat1892-11
- Jahr1892
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AbonuementsPreiS K der Haupteppedltioa oder den im Stadt» bezirk und den Vororten errichteten Au», gab,stellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50. bet zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« b.bO. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Lesterreich: vierleiiährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandjcnüung in« Ausland: monatlich ^<t 9.— Tie Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7Nhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. NeLartion und Erprditiou: IohniilirSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi« Abeud« 7 Uhr. Filialen: Ltt< Klemm'« Sortiiu. «Alfred Hahn), Universitatsüraße 1, Louis Lösche, Satharineuslr. 14, hart, uod König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Drgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels, und Geschäftsverkehr. 577. -^reitaLtz den 11. November 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Leklttllltmachulig. Da« geräuschvolle Hcrunterlassen von Rollläden an Geschält«, locale», sowie da« heftige Ausziehen und Fallenlassen der Jalousien an Privatwobnungen ist schon wiederholt Ursache de« Scheuwerden« von Pferden und in Folge dessen von Unfällen geworden. Zur Vermeidung derartiger Vorkommnisse wird hiermit ange ordnet, das, da« Aufziehen und Heruntrrlassen von Rollläden und Jalousien an öffentlichen BerkehrSräumen stct« langsam und unter Vermeidung jede« «nnütlitgen Geraffels zu erfolgen hat. Zuwiderhandlungen gegen diese Borschrist werden mit Geld strafe dt» zu 60 Mark oder Haft dt» »u 14 Tage» geahndet werden. Leipzig, am 24. Oktober 1892. Der Rath und da« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. IX. I80Ü0. vr. Georg«. Bretschnetder. Stahl. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnung des Königlichen Ministeriums ües Innern vom 24. October 1884 werden die den Husbrschlag im Stadtbezirke Leipzig ausübenden Schmiede, welche seit dem 1. December 1891 die in der AuSsührungSvcrordnung zu dem Gesetze vom 16. April 1884, die gewerbsmäßige Ausübung des Hufbeschlage« betreffend, erwähnt« Prüfung bestanden und hierüber ein Diplom erhalten haben, oder von der tandständischen Commission in der Oberlausitz prämiirt worden sind, hierdurch ausgcsordert, davon bis zun« 25. November 1892 anher Anzeige zu erstatten, damit Name und Wohnort der Betreffenden deröyenllicht werden können. Di« bezüglichen Unterlagen sind Naschmarkt Nr. 1. l. Ober- geschah, Zimmer Nr. 4, einzureichen. Leipzig, de» 7. November 1892. VI. 4696. Der Rath der Ttadt Leipzig. Or. Georgi.Kaffelt. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume unserer Wasserwerks- Verwaltung in Leipzig.Reudnttz, «argaretheuftraffe Nr. 8, bleib« dieselbe» Sonnabend, deu IS. Dies«« Monat«, für de» Verkehr mit de« Publicum geschloffru. Leipzig, d« T. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. «. Eit le. V8VV. vr. Georgi. ltchoriu«. Bekanntmachung. Dt» Wählerliste zur Ergänzunglwahl de« Thomasktrcheuvor. stände« ist zur Einstcht auSgelegt am Freitag, den 11. und Sonnabend, den 12. November in der Airchenerpedttion, Thomaskirchhof Nr. 88. Leipzia, den IO. November 1892. Der Wahlausschutz für die Thomaskirchgemeinb«. I). Pank. Bekanntmachung, di« RtrchenvorftandSwahl im Lntherkirchfpiel betreffend. Für da« Lutherktrchsptel stad nach der Bekanntmachung de« Kircheuvorswude« vom IS. October 1892 s,ch« Ktrcheavorsteher zn wählen. Dt« Wahl soll Freitag, den 11. Novembrr 18S2, im veichthause der Lutherkirche von vormittags 1v Uhr bis Nachmittags L Uhr (ohn, Unterbrechung tu d»u Mittag», stunden) stattfinden. Stimmberechtigt sind Diejenigen, welch» aus Grund rechtzeitiger Anmeldung in die Wählerliste ausgenommen sind. Die Wahl hat zu erfolgen durch persönlich zu bewirkend« Ab- gab« eine« Stimmzettel«. Jeder Wähler kann sein Wahlrecht nur tn eigener Person ausüben. Jeder Wühler hat sech« Gemeinde- Mitglieder, welche dem Lutherktrchsptel aagehören und mindesten« 80 Jahre alt find, noch Taus, und Famttieanameu, Stand- oder Beruf genau zu bezeichnen. Wir fordern hiermit di« stimmberechtigten Gemriadegiieder auf, ökn 11. November 18V2 innerhalb der obengenannten Stunden ihr Wechlrecht auszuüben und ihr Augenmerk auf Männer von gutem Ruf», bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Leipzig, den 1. November 1892. Der Sircheuvorftand der Lutherktrche. Hau» von Sehdewttz, Pfarrer. Der Streik der LaumwoUspinner in Lancashire. ». LI. Am Sonnabend, den 5. November d. I., sind 75 OVO Arbeiter der Baumwollspinnerei in Lancasbire in den Ausstand getreten. Es ist dies gerade die Halste aller in der Baumwollspinnerei Englands beschäftigten Arbeiter. Eng. land besitzt 50 Millionen Baumwollspindeln. die von 150 000 Arbeitern bedient werden. Mil der Halste der Arbeiter muh auch die Hälfte der Spindeln feiern. Im Jahre 1877 verhielt sich die Gcsammtzabl der Spindeln des europäischen Eontinent« zu der Großbritannien« wie 1 : 2. Dies Berbältnih wird sim schwerlich geändert haben, so daß gegenwärtig '/, aller Baumwollspindeln Europa- außer Betrieb gesetzt sein dürste. Ohne Zweifel wird die deutsche Baumwollspinnerei für die Zeit de« Ausstande« mit Auf- trägen reichlich versehen werden. Bon den 75 000 streikenden Arbeitern der englischen Baumwoll-Spinnerei sind sicherer Schätzung nach nur 12 500 eigentliche Spinner. Auf 2000 Baumwollspindeln kommen nämlich in England 6 Arbeiter, darunter l Spinner. Von den übrigen 5 Arbeitern sind 2 auf die jugendlichen Gehilfen (Andrehcr oder Äufstccker) de« SpinncrS und 3 ans die männlichen und weiblichen Arbeiter an den BorbereitunaS-Maschinen ru rechnen. Der Anlaß diesc- Streik« ist schon bekannt. Die Arbeitgeber hatten beschlossen, den Lohn um 5 o/» herabzusetzen, die Arbeitnehmer hatten be schlossen, die Herabsetzung de« Lohne« mit Niederlegunz der Arbeit zu beantworten — und so sieht denn England da« in einer seiner blühendsten Industrien verkörperte Capital zur Hälfte brach liegen. Veranschlagt man die Anlagekosten einer englischen Baumwollspindel aus 20 so ist gegenwärtig «ine in Grund und Boden, Gebäuden und Maschinen jeder Art festgebannke Summe von 500 Millionen Mark zur Schaffco«lostgkeit verdammt. E« ist da« nicht der erste Streik der Baumwollspinner von Lancashire, vielmehr hat dies« Industrie fortwährend ^raßartig«, »erhmread« LuSständ, «letzt, so lange dort di« Maschine die Baumwollspindel in Bewegung setzt, und das ist seil dem Jahre N68 der Fall. Aber gar oft haben in letzter Zeit deutsche Volkswirthe der Well verkündet, daß endlich der ewige Frieden über Englands Baumwollspindeln aus- gegangen sei. Es ist kein Zweifel, die Gewerk^Vereine haben zur Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung des Arbeit«, lohne« in England viel beigetragen, die ArbeitSstrcitigkeilcn und ihre Folge, die Streiks, aber haben sie nicht annähernd in dein Maße vermindert, als dies ihr wissenschaftlicher Vor kämpfer Prof. Brentano in München in seinem „ArbeitS- Vcrhältnisj" an ilmen gerühmt bat. Seit einigen Jahren ver anstaltet Mr. Burnelt, der Arbeitcr-Eorrespondcnt (will sagen Vortragender Rath in Arbeiter-Angelegenheiten) dcS englischen Handelsministeriums, statistische L'lnfnabmen über Anzahl und Verlauf der Streiks in Großbritannien. Im Jahre 1888, dem ersten von ihm statistisch behandelten Jahre, sah Groß britannien 50!» Streiks, von denen 155 auf die Baumwoll- industric entfiele». Ter größte Streik, den die Baumwoll- industrie (Spinnerei und Weberei) in Lancashire bisher gesehen bat, ist der des Jahres 1878. Es streikten damals in Lancasbire 800 000 Arbeiter 9 Wochen lang. Von ungefähr gleicher Ausdehnung wie der gegenwärtig ausgebrochene war der Streik dcS JahrcS 1871 in der Baumwollindnstrie zu Oldham, dieser neuen Hauptstadt des arbeitSiiibrigcn Lancashire, die daS altebrwürdige Manchester längst im industriellen Eoneurrenz-Kampf besiegt und ihm als Altcn- tbeil das EommissionSgeschäft, den Absatz der Garne und Webwaaren, überlassen hat. Damals waren 35000 Arbeiter 1 Woche lang ausständig. Schon bei dem ältesten dieser ge nannten Streiks, dem des Jahres 1871, standen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in geschloffenen Verbänden gegenüber. Unter den Arbeitern der Baumwollindustrie bilden die Spinner als LwalgiUnatscl'LLsoeiLtiou ok opeiativo botton- »pinuors und die Weber als umulgumutocl ussociution ok cotton veuvorn riesenhafte und so stramm organisirte Gewcrkvereine (Irucks-Dniona), wie sic keine andere Industrie Englands in gleicher Vollkommenheit besitzt. Ihnen treten die Spinnerei- und Weberei-Besitzer al« eine einheitliche Association entgegen. Der Grwerkvereir, l.er Spinner — mit dem vir eS bet dem diesmaligen Streik allein zu lbun haben — hat wie auch die Association der Arbeitgeber seinen Sccrctair und überdies ein trefflich eingerichtetes Bu-eau. Bei kleinen, die Gesanimtbeit der Arbeiter nicht berührenden Streitfällen zwischen Arbeiter und Arbeitgeber entscheiden die beiden Secretaire, die zu diesem Zwecke zusammentreten, und nur, wenn sie sich nicht einigen können, geht der Streitfall an die Ausschüsse der beiden Vereinigungen. Ist bei dieser gegen- festigen Berathung (vosrä ok concilikttion) keine Ver ständigung möglich, so bleibt nichts als der Streik übrig. Sind aber Fragen aufgetaucht, die die All gemeinheit der Arbeiter und Arbeitgeber betreffen, so treten die beiderseitigen Ausschüsse ohne vorhergehende Ver handlungen der Secretaire sofort zusammen. Dieser ver einigte Ausschuß ijoint cvmmittos oder Ilourä ok eoneiliation, d. h. Einigung-tammer genannt) seht auch die Höhr der Löhne fest. Diese festgesetzten Löhne gelten so lange, bi« sie von der Einigungskammer erhöht oder erniedrigt werden, oder bis, falls die Parteien in dem EinigungSvcrsahrcn sich nicht verständigen können, der AuSgang des Streiks daS Recht des Siegers offen bart. Einen Schiedsrichter (arbitrutor) mögen die Baumwoll- spinner von Lancasbire nicht mehr anerkennen. Sie be haupten, damit schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. So ist daS aus Arbeitgebern und Arbeitern zusammengesetzte ComitS, bei welchem übrigens der Sccrctair der Arbeitgeber den Vorsitz führt, eben nur eine EinigungStanimcr und kein Schiedsgericht. Aber auch da« bloße Einigungs-Verfahren hat schone Früchte gezeitigt. E« bat sicher manchen Ausstand seitens der Arbeiter und manche Aussperrung seitens der Arbeitgeber vermieden. Aber wenn Brentano in seinem im Jahre 1877 erschienenen „ArbcitS-Vcrbältniß" die Erfolge der SchiedS- und Einigungskammern in so rosigem Lickte darstcllte, wenn er zu wiederholten Malen, wie z. B. Seite 161, ferner Seite 160, 265, 268, sick dahin auSspricht: „Kein Beispiel eine« Mißerfolges läßt sich gegen die Mundclla'schcn oder Kcttle'schen SchiedS- und EinigungS- kammern geltend machen", so wurde sein Glaube an den Berus der EinigungStammern gleich in den folgenden Jahren durch zahlreiche und große Arbeitseinstellungen, z. V. die der 300 000 Baumwollarbeiter im Jabre l878, und, waS weit mehr sagen will, durch den Zusammenbruch der von dem Fabrikanten Muntella im Jabre >860 für daS Strumpfwirker- und Handschuhiuachcrgcwerbe von Rottingbaui begründeten SchiedS- und Einigungskammer sckwcr enttäuscht. Diese erste große EinigungSkammer, deren Geschichte und Statuten bei Brentano S. 148 slg. auSsübrlich behandelt sind, gab die Anregung zu zahlreichen andcrweiten Grün dungen und ist allgemein als eine ganz außerordent liche Errungenschaft, al« die Krone der gesammtcn GewerkorreinSbewegung aufgefaßt worden. Möge das Loarcl ok coueillation, die Einigungskammer der Baum- Wollspinner Lancashire- hei diesem Streik nicht auch dauernd zu Grunde gehen! Die Herabsetzung des Arbeitslohnes um 5Proc. konnte nicht stattfinden ohne Abhaltung einer Sitzung der Vertreter der Arbeitgeber und Arbeiter. Aber die Eini gung ist auögeblirben. Die Spinnerciarbeitcr haben sich — io scheint es — nicht davon überzeugen können, daß der Unternebmergewinn ihrer Arbeitgeber so weit gesunken sei, daß eine bprocentige Lohnherabsetzung am Platze sei. Sic leben nämlich der Ueberzeugung, daß die Höhe des Lohnes sich nach dem Unternehmergewinn richten muffe. Zum Zweck der Ermittelung dcS letzteren wird in dem mit bandels- statistischem Materiale reich auSgestatteten Bureau des Gewerk- vcrein- sorgfältig Buck geführt über den Preis der Baumwolle und den Preis des Garnes. Die Zahl, welche die Differenz zwischen beiden darstellt, heißt margim. Für die Baum wolle kommen 5, für daS Garn 1l Claffcn in Betracht, woraus sich eine Reihe von margim, crgiebt. Zugleich cxistirt ein „Normalpunct" für die Löhne der Spinncrei- arbester. Sache der Einigungökammer ist eS nun, zu be stimmen, wieviel Procent unter oder über dem Normalpunct die Löhne je nach dem jeweiligen Stande de- Geschäfte» zu normiren sind. Es handelt sick also lediglich um dir Be stimmung von so und soviel Procent Erhöhung oder Er niedrigung und je »ach der Lage de« Geschäft« «erden b, c»-- ö u»>" Faden« bestimmt, d. b. sur l Ha k viel " Aber eS be- Meter bekommt der Ep.nner so und ^ v, L « ^ kommen nicht alle Spinner dens >» ^„^ pst wird vielmehr bei .^ussteUliiig der - ^ Schiwkln, sowie Hadl der vom Einzelnen zu beanssiä g - berücksichtigt, die stärker-oder schwächere Drehung ^^.L^„.,',rei!. jcke Ilm dies zu erreichen, wird gewacht. Eine einzelne Maschine emgeschatzt nnb s Hewerkoercin so dcraillirrc Festsetzung der Lohn ^Mllienen Spindeln der Arbc.t-r bei e.ncr Industrie, d.e 50 U.omn zählt, ist nur dadurch möglich. Lpindcl» sich VcMcb über 15000 Spin- L KL gleichen Tage und zu gleicher Slnnb- abgejUinn', Laute- auch diese Entscheidung der Gewerkoere.nler >->r den Streit, so wird am nächsten «Loiinabcnd, Nachmittag zwischen - 6 Ubr ein. nochmalige geheime Abstimmung m °U n Bezirken dcS DistrictS oorgenommen. Me Instanzen Hai?«» diesmal für den AuSstand ff-st«"'"'- D" Arbeit ruht und Niemand weiß, wann und unter welck c Bedingungen sie wieder aufaenommcn werden wird, ^e Spinner bleibt während dieser Zeit k-mcs>oegö Lbnc lcd« Einnahme. Aber die Unterstützung, welche lhm der Oew-r verein der Spinner angedechen lassen muh. erreicht nicht rin Drittthcil seines sonstigen hohen Verdienste«. S'in Lohn beläuft sich nach den Forschungen deö Leipziger VolkSwirtheS von Schulze-Gävernitz („Ter Großbetrieb, cm wirthschastlicher und socialer Fortschritt". Le.pz.a, l892) auf etwa 40 Schill, pro Woche, d. h. 98 Psd. Sterling oder I960 Mark im Jahre, da er bei den in Lancashire üblichen Fabrikfericn (Olclfium valces) nur 49 bi« 50 Wochen im Jahre arbeitet. Die Unterstützung, welche ,bm der Gc- werkverein zu gewähren hat, beträgt >m Falle de« Streik« 15 Schillinge pro Woche, bei sonstiger Arbeitslosigkeit (auver der durch Krankheit verursachten) 13 Schillinge pro Wvche. Dafür hat der Spinner an den GeNwrkvcrei» eliien fort laufenden Beitrag von wöchentlich 1 Schilling abzusühren. Gegen Krankheit ist er nicht bei dem Gewerkverei», ,ondern bei'einer freien Hilfseasse (b'riülläl^ nvvlstx) versichert. Da auch in England ein Arbeiter bei 15 Schilling pro Woche ohne große Entbehrungen leben kann — die männlichen Weber in Bradford verdienen kaum so viel —, andererseits aber die Unternehmer ihre Spinnereien au« finanziellen und auch aus technischen Gründen nicht zu lange außer Betrieb lassen können, so entscheiden über den Ausgang des Streiks in erster Linie die Mittel der Gewerkvereinseaffe. Deutsches Reich. tzH. Berlin» 10. November. Nachdem dem BundcSrath vom ReichShauShaltSetat für 1893/94 auch die Etat« der Schlltzgebiete, dcS Auswärtigen AmtS, dcS ReichSschatzamIS, der Reichsschuld, der Marinevcrwaltung, sowie der Etat für daS preußische NeichS-Militair-Eontingent und die in preu ßische Verwaltung übernommenen Eontingcnte anderer Bundes staaten zugegangen sind, fehlen nur noch die Etats der bayerischen, württcmbcrgischen »nd sächsische» Contingcnlc. Der gcsammte Etat soll dem Reichstage nicht, wie vorher angenommen wurde, erst nach Neujahr, sonder», ebenso wie die Militairvorlage, alsbald nach seinem Zusammentreten überreicht werden. — Zugegangen ist dem BundcSrath ferner eine im ReichSeiscnbahnamt auSgearbeitctc Denk schrift über eine Abänderung der unterm 7. April dieses Jahre» beschlossenen VcrkcbvSordmmg für die Eisenbahnen Deutschlands. — In der am Montag staltgchadten Sitzung der vereinigten Ausschüsse für das Landbeer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungswesen stand nicht die Militairvorlage, vielmehr die Novelle zum MilitairpciisionS- gescy zur Berathung. — Gestern waren die AuSschllffe für Zoll- und Steuerwcscn und für Handel und Verkehr zn- sammengetreten und bcriethen Vorschriften für die steuerfreie Verwendung von undcnaturirtem Branntwein zu Heiz-, wissenschaftlichen und gewcrblichenZwccken, sowie Besliiliniuiigc» über das Ausspülcn und Auslangen von Braiinlwcingcbindcn mid den Entwurf einer neuen Anleitung rur Bestimmung de« EstractgcbaltS von Branntweinen. — Auf der Tagesordnung der heutigcn Plenarsitzung des BiindcürathS, welche >2 Nummern umfaßt, stehen u. A. die Novelle zum Invaliden- fondSgesctz, die Novelle zum Reichsbeamten.Cautivnsaesctz sowie der Bericht des JustizauSschuffes über die in der vorigen Session vom Reichstag gefaßten Beschlüsse betr. Prüfung der ReichStag-wahlen. " * dnlin, lO. November. Die in Straßburg ab- gcbaltcne Katholikcnversammlung verdient insofern Bc- achtung, als sie den Versuch bedeutet, den Einfluß des EentnimS auch aus das Reichsland auSrudehnen. Die "'^ländischen Zettungen. in erster Lime die klerikalen. N rechen sich >n diesem Sinne au«. Zunächst wird durch ^ -^"«verein« fgr das katholische Deutsch! and die ultramontane Agitation in alle Volksschichten ac- ttagcn werde.,, u»l «me straffere ParteidiScipli» herbei,usühr?n " -lsaß.lotbr.ng.sche., Reichstags manda rn 7 >n den Händen von Geistlichen Es kann keinem ^ ^"deren Parteien einfach an die W nv gedrückt werden, fall« si« nicht rechtzeitig engere JttfeMökSPtAU' Die 6 gespaltene Petitzeile 80 PsK' Reklamen u»ter dem RedacttonSstrich (4gt« ipatten) öO/ij, vor den Famitieuaachrichte« (6gejpalten) 40/E. Größere Schriften laut unjerem Preis- verzetchuiß. Tabellarischer und Zissernjatz nach höherem Tatts. Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderuug 60.—, mit Postbrjörderuag 70.—. Annahmeschlvß für Inserate: Abeod-Au-gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgeo-Lu-gade: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag- srüh '/,9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmeslelleu je ein« halb« Stunde früher. Inserat« siud stet« an die Expedttlsa zn richten. Druck und Verlag von <k. Pol> ia Leipzig. 86. Jahrgang I>. Brrli», >0 November. (Telegramm.) Die „Berliner Börscnzeiiung" schreibt: „Ptit begreiflicher Reserve rcgistriren wir die uns von sonst gut unterrichteter Seite zutzchciike Mit theilung, daß in maßgebende» Kreisen die Möglichkeit der Umarbeitung der Militairvorlage erörtert wird, seitdem bei der Negierung kein Zweifel darüber obwaltet, paß keine Mehrheit im Parlament zu erreichen ist, da daS Eentrum bei seiner ablehnenden Haltung ernstlich zu verbleiben gedenkt Die Umarbeitung wurde sich dann unter einem Nachfolger deö Grasen Eaprivi vollziehen und vielen Einwendungen Rechnung tragen. Man dar) gespannt daraus sein, ob die Stimmen, die für Umarbeitung rcsp. Zurückziehung der gegenwärtigen Vorlage einlreten, obsiegen werden." — Eine össeittlichc Versammlung, von den Unab hängigen cinbcruseii, sank gestern Abend in Joels Saal in der AiidreaSstraße statt, um die Haltung der socialdcmo- kratischen Partei in den letzten Jadren z» besprechen. Unter den 500 Theilnebmern gehörten ungefähr die Hälfte der fraktionellen Partei an. Die Ausführungen dcS Referenten beschäftigten sich namentlich mit de» lctztjabrigen Geschäfts berichten der socialdemokralischcn Partei. Einige gractionellc suchten die Vorwürfe der Unabhängigen zurückzuweiscn und namentlich den scharf angegriffenen Parlamentarismus zu verthcidigcn. X. Berlin, lo. November. (Telegram in.) Die italienische Regierung beabsichtigt sür ihre Bot schaft ein eigenes Gebäude in Berlin zu erwerben und ist zn diese»! Zweck mir Herrn von Blcichröder wegen dcS ihm gehörenden Hauses Wilhelmstraße 64 in Verhand lung getreten, welche noch nicht zum Abschluß gelangte. Der jetzige Botschafter bewohnt vorläufig die Wohnung seines verstorbenen Vorgänger- Grasen Launay, Wilhelmstraße 66. — Die Mittheilung der Wiener „Politischen Eorresponbeiiz" auö Athen, daß der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland die Absicht hätten, ru der im Januar statt- sindenden Vermählung der Prinzessin Margarclbe von Preußen hier einzulreffen, begegnet in hiesigen Kreisen die mit den Verhältnissen am Hofe bekannt sind, ernsten Zweifel». (Bert. Tagebl.) — Eine von nnS nicht erwähnte Mittheilung der „P.sener Zeitung", daß der Kaiser die Zustimmung zur Einbringung der Militairvorlage dem Grafen Eaprivi nur mit ver kühlen Bemerkung erthcilt habe, „sehen Sic zu, wie weil Sie damit kommen", wird sür falsch erklärt. — Schlecht erfunden war sie jedenfalls nicht. — Prinz Johann überreichte, wie auS Kopenhagen ge meldet wird, nach seiner Rückkehr auS Deutschland ein in herzlichen Worten verfaßtes Handschreiben des Kaisers a» König Christian. — Di« Kaiserin Friedrich befindet sich auf der Rückreise au« Italien nach Berlin und wird in der nächsten Woche hier eintreffen. — Der kaiserliche Commissar Hauptmann v. Francois sandte günstige Berichte über die Südwestafrikanische Siedelung ein. DaS SiedelungS-Syndikat erhielt bekanntlich gleichfalls durch vr. Dort« einen ersten, Erfolg verheißenden Bericht au« Windhoek. — Nach den von der „N. A. Z." an berufener Stelle eingezogencn Erkundigungen entbehrt die Nachricht, daß der deutsche Vertreter in dem VerwaltungSrath der türkischen Staatsschuld, Geh. LegalionSralh Lindau, abderufen sei, jeder Begründung. — Wie die „N. Pr. Z." vernimmt, ist der GerlchtS-Rssessor vr. Frhc. v. Speßhardt al« Hilfsarbeiter ia das Auswärtige Amt eingetreten. Krhr. v. Speßbardt wurde zuerst als Gerichte- Assessor mit der Verwaltung de« neuerrichteten Beruf-consulats Basel betraut und dann nach dessen Besetzung durch Consul v. Bary mtter Ernennung zum Viceconsul zur cvinmissarischen Leitung de« Generalconsulate« Äntwcrpeu berufen. An die Spitze de« letzteren ist iu neuerer Zeit grhr. v. Lamezau au- Petcrtburg gekommen. — Der neu ernannte österreichisck-ungarische Botschafter Gras Szoegyenyi stattete heute dem Reichskanzler Grasen Eaprivi und de», Staattsecretair de« Auswärtigen Amte« sein« Antrittsbesuche ab. — Die Regierung bat auf die wiederholt vorgetragcnen Wünsche der Markt- und Meßhändler Rücksicht genommen und verfügt, daß ein Theil der aus Anlaß der Cholera- grfahr auSgesallenea Herbstmärkte nachträglich ab- gchalten werde. — DerParteitag der conservativen Part ei wird, der „Köln. Ztg." zufolge, am 8. December abgchaltcu werden. — Zum bayerischen Mitglied« der ReichS-Ra yon-Eom- mission hat der Kaiser aus Vorschlag des Prinzregentcn Luitpold von Bayern den Major Färinger vom baue- rischen Ingenieur - CorpS ernannt, während er den Major Schmentnger von dieser Stellung enthoben hat. Ter Vorsitzende der Reichs - Rayon - Commission, welche^ endgittig Uber die Beschränkungen, denen die Benutzung de- Grund- rigenthum« innerhalb des Rayons der dauernde» Be- festigungrn unterliegt, zu entscheiden hat, ist der Lirector de« all gemeinen KriegS-Departement- Generalmajor von Goßler; Mit glieder siud rin preußischer und eia bayerischer Ingenieur- ossicier, sowie der sächsisch« und der würUembergijche Militatrbevoll» mächtigte. T Potsdam, > 0. November. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute Nachmittag 4 Uhr 45 Minuten mit dem Erbgroß- hcrzog von Oldenburg von der Wildparkstarion aus mittelst ExtrazugS nach KönigS-Wusterhausen gefahren. Die Rückkehr von dort erfolgt morgen Abend. * Hamborg, 10. November. Zur Veröffentlichung der Militairvorlage schreiben die „Hamburger Nachr." unter Andern,: „Nichts außer dem Wunsche, mißliebige Kritik so lange al« rnöglich zurückzuhalteu, sprach sür die Geheimhaltung einer Vorlage, deren Text und Begründung sür die Ein bringung im Reichslage, also sür die Oessentlichkett, bestimmt waren, und bei der aus Verschwiegenheit nicht zu rechnen war, weil eS hundert oder mehr Mitwisser gab. Geheimnißträmeret iu derartigen Regierung»sachen ist eine Versuchung, vor der sich »in erfahrener S»aat«mann jederzeit hüten wird. In Verfassung«. st"t'u vflichtmaßig, und tn absolute» au« Utilität«rückiichten doch nach Möglichkeit, vermeidet man Gesetze, ivelche von der Bevölkerung, die unter ihr leben soll, aus di» Tauer «tcht al« zweckmäßig erkannt werden. Ueberrasckungeu und Ueberrumpelungen der Parlament» od», d« s»,st zu sregeudeu KLcperschastr, Uune» msaientan« »h«.
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