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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921114012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892111401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892111401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-14
- Monat1892-11
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A-o««eme»tSprei- R» da Hauptexpeditiim ob« den t» Stadt» bezirk und den Vororten errichteten >,»- gaoestellen abgeholt: vierteljährlich^«.^ bei zwetmaltaer täglicher Zustellung in» ü?au« >l b.SO Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: Viertels ädrltch ^l 6.—. Direct» tügltch« Kreuzdandsenduag in» Ausland: monatlich 9.—> Die Morgen-An»gab» erscheint täglich '/,7NH^ die Adend-Autgabe Wochentag» b Uhr. LeLaclioa und Lrpe-ituu: Johannelgaffe 8. Die Lrpedition ist Wochentag« nnnnterbroche» geöffnet von früh 8 dt« Abend» 7 Uhr. Filiale»: Ott» Ae««'» Lortim. (Alfred Habul» UniverfilLtS'lrab» 1« Laut« Lösche, Katharinenstr. pari, und KSnigS-latz K Morgen-Ausgabe. WgerIWMü Anzeiger. Organ für Politik, LocalMichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Jusertirm-preis Die 6 gespaltene Petitzeile LO Eg-' Reklamen unter dem Redactionsstrich («ge« spalten) bO^j, vor den Familie»aachrichleo (6 gespalten) «O-H. Gröbere Echrtften laut unserem Preis- verzeichniß. 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O. alle in der Nicolai- gemeinde wohnhaften, selbstständigen, unbescholtenen, verheiratheten und unverheirathet«» Hausväter evangellsch-lutherischen Bekenntnisses, welche da« LS. Lebensjahr erfüllt haben und welchen nicht in Folge von Lauf- oder Trauverweigerung oder au« anderen Gründen die Stimmberechtigung und Wählbarkeit entzogen ist. Wer fein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl auSüben will, hat zunächst mündlich oder schriftlich dazu sich auzumeiden. Die mündlichen Anmeldungen werden am 14., 15. und 15. Rodemder d. 2r».. an jedem dteker Taar vormittag» van II Uhr bis Nachmittag» S Uhr ohne Unterbrechung tu der Grprditton der Nicolaikirche, Nicolatkirchhos 4, vrdgcschod, entgegen genommen. v»i schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Tage und schon vorher an derselben Stelle bewirkt werden können, ist vor- u»d Zuname, Stand oder Gewerbe, Jahr und Tag der Geburt, sowie Wohnung de« sich Anmeldenden genau a»zugebea. Mr fordern dir stimmberechtigten Glieder unserer Gemeinde hierdurch aus, sich an der bevorstehenden Wahl, deren Tag später bekannt gemacht werdeu wird, zahlreich zu beiheiligen uud deshalb die Anmeldungen dazu, welche in der angegebenen Weise längsten« bi« znm IS. November d. Ir«, Nachmittag» S Uhr, geschehen muß. nicht zu versäume». Wir bemerken »och. daß in die Nicolaikirch« der östlich« und nördliche Theil der Stadt eingepsarrt ist »nd »n derselbe» folgend» Straßen »nd Plätze gehör«»: Au der ersten Bürgerschule, Buauftutplatz, vahnhosgäßche», Bahnhofstraß« von Nr. 1—1«. Blmneugafle, Böttchrraäßcheu, Brühl von Nr. SS—7? und 20- 80, Earlstraße, Dörneu- strab«. Dre»dn« Straß« von Nr. 1—SS, «gelinge, Felix- straß«. Friedrich Mraße. «artenftmße, G.Ü.rtfiraß., Gcmgensttaß«, Gewand gähchen, Goetheslrahe.Boidhahngäßchen, «ritmnoischer Stein weg. Grtmmatsche Straß« von Nr. 1—SS und von Rr. SO—»«, Hallesche Straße, Jnselstraße, Johanne», nasse von Nr. 1—>ü und S—18. Johaoui«plotz von Nr. 1—7, Kathartnenftraße von Rr. S—26, KöuiaSstraß» von Nr. 1—IS »nd 2—1«, kreuzstraße, Kupsergäßchen, Lauge Straße, Magaztagasse, Martenplatz, Marienstraße, Markt von Nr. 1—8, Au der Milchinsel, Mitlelsttaße, Naschmorkt, Neumarkt von Nr. 1—Sb, Rtcolaikirchhof, Ntcolaislraße, Mrnberger Straße von Nr. 2—24. Parkstraße, Plauenscher Platz, Plauensche Straß« 2, Passstraße, Querstraße, Nanstsche« Gäßcheu, Reichs- straßr, Strndnitzer Straße. Rttterstraß«, Roßvlatz Nr. 12—17, Roßstraße von Nr. 1—17, Salvmoustraße, Salzgähchen, Schillerstraß« von Nr. «—6, Schuhmachergäßchen, Schützeu- straß«, Tanchaer Stroß«. Ualversitättftraße.Wintergarieustraßk. Leipzig, am 7. November 1892. Dor Ktrcheiivorftan» »« Et. Rtralat. v. Hölscher. Ausschreibung. Die WegeherstellungS- und Pstasler-Arbeite» zur Erweiterung de« Nordsciedhoi«« sollen an einen Unteruedmer verdungen werden. Die Bedingungen und Kostenanschläge für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Berwaltung, Rathhau», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 6, au« und känuen daselbst ringrsehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrag» von 1 >l, welche anch tu Briefmarken etngesendel werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote find versiegelt und mit der Aufschrift: „Wrgeberstellung «nd Pflasterung ans dem NordsrtcShofe" versehen, ebendaselbst portofrei und zwar bi« zum 21. November Abend« b Uhr etneureichen Der Rath behalt sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung da Arbeite» und die Ablehnung sämmtltcher Au geböte vor. Leipzig, den 10. November I8S2. Der Natd »er Stadt Leipzig. Id. b066. vr. Georgt. Ltchoriu». Ausschreibung. Di» Klempner- und Schieserdeckrr-Artzette« ,u« Ps-rr-auS- bau für die Andreasgemeinde sollen vergeben werdeu Bedingungen und Angebotrsormulorc liegen im Bauburean des bauleitendeu Architekten Herrn R. Fitste», Haydnstraße 2, aus und könneu daselbst gegen Erlegung einer Gebühr von je 1 ^tl bezogen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt un» mit der Aufschrift „An- geböte für Herstellung der Arbeiten zum Psarrhausbau" bis um 16. d. M. Bormittag« 10 Uhr in unserer Expedition, Arndt- ahe 30d, eiuzureichen. Drr Strchrntzorftanp der Andrea»,auetatze. vr. pkll. Schumann, ?. Stock>!oh-Ä«ction. Rlantag, den LI. November d. IS., sollen im Farstrevtere Connewitz von Nachmittag S Uhr an aus dem «tttelmalbschlage in Abth. 1b. IS und 17 ca. ILO H«»fe» »arte». Nein gemachte» trockene» Stockhol, unter d«» tm Termin öffentlich autdängendeo Bedingungen „„d der übliche» Anzahl»», an Ort and Stell« meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mittelwaldschlage im Strritholze au da »«neu Linie, hinter der Statztwafferttmft. Leipzig, an 11. November 1892 De» Rath» Forsttzeputotio«. Liebertwolkwih. In Folge Berhetrathmig da jetzigen Jnbaberia kommt dl« Stelle da Lehrerin hiesiga Kletakinbrroewahranftalt Ende 1892 zur »riedtgnng. Da» Iahresgeholt dieser Stell« beträgt bei vollständig freier Station 300 Geeignet» Bewerberinnen, welch« bereit» t» ähnlichen Stellungen thättg grweseu sind, wollen ihr» Gesuche mit «tschrtstlichen Zeug- ntffen bi« UN« <«. Nabe«»»« l8Kr «cha etnretche». Per- sSnlich« Vorstellung «wünscht. LiebeUwolkwttz, am 12. November 1892. Da» «wratort»» st« Ktet«kt»tzrrb«wahra»ftalt ,t»t«»«s»M ' »asetbfl. Dtzck, vorfitzend«. Lekanntmachung, brn diesjährigen Christmarkt betr. Wegen de« am 17. December 1892 beginnenden Christmärkte«, auf welchem seilzubteten nur hiesigen Gemeinbemttgltebern ge stattet ist, verordnen wir hiermit Folgendes: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Christmarkt» »u erhalten wünschen, haben sich bi« Mittwoch, den LS. November diese» Jahre», bet unserem Marktinspector Rentsch (Naschmarkt 1, itl. Stockwerk) zu melden. Später eingehende Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine« Stande« und die Ausfertigung des Scheins hierüber sind 2b zu entrichten. Wird diese Gebühr nicht sofort entrichtet, so wird über den Stand ander- weit verfügt. 2) Wer einen ihm zugewtesenen Stand nicht spätesten» am 18. December besetzt bat, ist desselben verlustig, hat auch zu ge- würtigen, daß ihm für spätere Christmärkte Stände nicht wieder iiberwiesen werden, sobald er nicht eine» genügenden Behinderungs grund nachweist. 3) Der Aufbau der Buden aus dem Christmarkt« ist am 1«. December gestaltet, wogegen das Auapacken der Waaren nicht vor Mittags 12 Uhr de- 16. December beginnen bars. 4) Der Verkauf der Waaren findet bis zum 2«. December 12 Uhr Mitternachts statt, doch ist am 18. December, dcm in de» Christ- markt fallenden 4. Adventsonntag, der öffentliche Handel in Läden, auf Straßen und Plätzen erst nach beendigtem Bormtltagsgottesdienste, das ist nach 10V, Uhr Vormittag«, gestattet. b) Die Inhaber von Chriftmarktständcn dürfen nur ihre An- gehörigrn und solche Personen als Verkäufer verwenden, welche ständig tn ihren Dienste« oder hier wohnhast sind, und es werden alle Stände sofort etngezogen, an denen an»- »värt« wohnhafte selbstständige Personen, welch« nicht hiesig« Geincmdeiuitgliedcr find, als Verkäufer betroffen werden. 6) Wahrend der Dauer de« Christmärkte« (17. bis 24. December) bleibt den hiesigen Verkäufern von Töpfer- und Steiugutwaare» die Benutzung des Törpserplatze« wie zeilker gestattet. 7) Säiumtltche Buben und Stände, sowie die auf dem Angustu«. vlatz zum Feiihalten mit Lhrislbäumen benutzteu Plätze sind von den Inhabern noch am L4. December bis Mitternacht 12 Uhr zu räumen. Hierbei sowie bei den unter 8) erwähnten Arbeite» ist alle- die Ruhe der Ehristnacht stärende Geräusch zu vermeiden. 8) ES bleibt auch diesmal gestattet, die für de» Christmarkt be nutzten Bude« auf dem Markte noch am 2ö. und 26. December stehen zu lasst», E« haben ab« di, Miether sowohl al« auch die valeihee der Bude» dafür zu sorge». Laß sämmttiche Budeu nach Nnsräumuna da darin befindliche» Waaren sofort gut geschloffen, da« heißt, die Klappen zugeboizt, di« Thüren verschlossen oder ver- nagelt, sowie die Budenplauen nebst den dazu gehörigen Planea- stanaen beseitigt werden. 9) Sämmttiche Christmarktbuden, soweit dieselbe« nicht mit Ein willigung der Meßbudendeputatiou in der NeuiahrSmesst benutzt Waden sollen, sind am 27. December abzubrechen, und deren Fort- schaffung muß noch an demselben Tage erfolge», auch bi- Abends 8 Uhr beendet sein. 10) Ta« Legen von Trittbrettern vor den ans dem Marktplatze «ufgestellten Lhristmarktbuden ist nicht gestattet. 11) Der Verlauf von Christbäumen wird vom 17. December ob »uf dem Augustusplatze gegen ein Standgeld von 3 für jeden aleichinäßig großen Platz gestattet, jedoch unter ausdrücklichem Ver- vot de« Einschlagens vou Pfählen oder sonstiger Beschädigung der Oberfläche des Platzes. — Wegen Aufstellung der Christbäuine und sonst allenthalben ist den bezüglichen Anordnungen unseres Markt- inspectorS unbedingt Folge zu leisten. 18) Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften Waden mit Geld- straft bis zu SO ^ oder entsprechend« Haftstraft geahndet werden. Leipzig, am 27. October 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 1883S. vr. Georgi. Stahl. Schulinspector Majunke. ü. Erst vor wenigen Tagen war Beranlassung gegeben, auf den Gleichmuth hinzuweisen, mit dem der UltramoutaniS- muS die Zurückziehung der preußischen Schutvorlage, diese» letzten Ziele» seiner schulpolitischen Wünsche, hingenonimen bat. Der Vorgang war äußerst verletzend für den Kleri- kaliSmu», ja dieser schien vupirt, und von Rom ist mau gewohnt, daß e» Schläge nicht unerwidert und Niederlagen nicht ungerächt läßt — dennoch antwortete auf die Zurückziehung kein Kampfgeschrei und der kleine Theaterrorn, in den man sich au» Rücksicht auf die getreuen Masten hincinzurede» gcnöthiat sah, war alsbald verraucht, um einer in Deutsch land kaum erlebten Umschmeicklung des Tbroucs und seiner Räthr Platz zu machen. Jedoch nur Leute, die da« Cenlrum und — den neuen Cur» nicht kannten, mochten über diese» Verhalten erstaunen. Die Ultramontanen sind von jeher Realpolitiker, denen die Sache Alles, die Form wenig gilt, und die zudem die Gesetze der Entwickelung zu genau kennen, um nicht zu wissen, daß, wer sich au» Schwäche Knechtesdiensten unterzieht, unentrinnbar dabin gelangt, anch Knecht zu heißen. War die preu ßische Schulvorlage mit ihrer gesetzlichen AuSanlworttmg der Schule an dcu Klerus wünscheuSwerth als ein weithin sichtbares Zeichen der Unterwerfung des Staates und als Sicherstellung für alle Zukunft, so fiel der augenblickliche Verzicht auf sie doch nur sehr wenig in» Gewicht, wenn man nur tHais Schlich, auf dem Wege der Verwaltung, alles Wesentliche erlangte, wa» dem UllramontaniSmuS ,n dem Gesetze verschrieben werden sollte. Hierzu aber hatten die wohlunterrichteten Politiker des EeutrumS alle Aussicht, und sie waren nicht so thöricht, sich durch oppositionelles Gebühren die günstigen Chancen zu verscherzen; im Gegentheile empfahlen sie sich Tag für Tag als die treuesten und festesten, ja als die einzigen Stützen de» Kaiserthrons, im Gegensätze namentlich zu jenem „Rcichsfeinde Bismarck", der aus den Untergang der Monarchie hinarbeite. Jene Zuversicht, und vielleicht auch diese Speculation, bat nicht getrogen und auch die Erwartung hat sich erfüllt, daß im folgerichtigen Gang der Dinge dem Sieger die Zeichen de« Siege« nicht vorenthalten werden konnten. Herr Majunke ist Schulinspector geworden. Dieses Ereig- «iß bat selbstverständlich keine unmittelbar praktische, sondern eine symptomatische Bedeutung. Wir bezweifeln nicht, daß noch Hunderte von Nerikalen Schulinspectoren ebenso quali- ficirt sind, den Geist drr Abneigung gegen Preußen und da- Reich, sowie de« Haste« gegen d,r Protestanten in den Schul kinder» zu erwecken, wie der in diesen Künsten allrrding- vor allen Anderen ausgezeichnete ehemalige Redactcur drr .Germania" und Verfasser schmäblickister Scbandschriften über Luther, Preußen und da- Reich. Dem UllramontaniSmuS wäre gewiß auch nicht» daran gelegen, daß di« Schulkinder in drn schlesischen Orten HochkirL und Krridelwitz, über dir Herr Majunke al» Schulinspector gesetzt ist, einer exquisiten Verhetzung in staatlicher und consessioneller Hinsicht theil- hastig werbe». Den Ultrainontanen war c» vielmehr nur um ein Zeichen ihrer Macht zu thun, und daß die königlich preußische Re gierung dieser Forderung willfahrt, indem sie einen als leiden- schastiichcn Kämpfer gegen den preußischen Staat und die evan gelische Kirche bekannt gewordenen Manne Einfluß aus die Er ziehung preußischer Schulkinder einräumt —darin liegt die aller- dingS große und schmerzliche Bedeutung dieses Ereignisses. Der Slaal macht nicht nur seine Reverenz vor dem Geßler- hut, er dal ihn sogar selber ausgerichlet. Als auf dem Mainzer Katholikentag der Bischof Haffner den Kaiser und daS evangelische Volk ausforderte, gefälligst in den Schoch der katholischen Kirche „zuriickzukehren", da war ma» vielfach geneigt, dieses Ansinnen noch mchr naiv als dreist zu finden, wie mau cS auch häufig als Renomuiisterei belächelte, als bei derselben Gelegenheit ei» südwestdeutscher Kleriker ausrief: „Katholisch ist Triumpf." Ist aber ein Schritt, wie ihn die preußische Regierung jetzt in Schlesien gcthan hat, nicht ein Zeichen dafür, daß die kecksten ultramv»- lanen Herausforderungen ermuthigt und die ausschweisendsten römischen Hoffnungen auf eine nicht nur politische Allein herrschaft in Deutschland von staatlicher Seite genährt werden)' Es könnte sich schwer rächen, wen» man gleich- giltig gegen dieses Großziehen ultramootaner Gefahr bleiben wollte, weil daS letzte Ziel ultramontaner Bestrebungen uner reichbar ist und unier Anderem auch in Wrtteuberg iu kräftigen Worte» zurückgewiesen wurde. Tie neueste Thal der preußischen Negieruug ist aber mit diesen Worten jedenfalls nicht in Einklang zu bringea. Wer so bescheiden ist, sich an der Zuversicht genügen zu lassen, die römische Kirche werde den Protestantismus nicht aufsaugen können, der mag angesichts de« staatlich geförderten FortschreitenS de« UltramontaniSmu« ruhig bleiben. Wer aber nicht vergessen hat, daß diese Kirche, wenn sie in unserem Baterlande zu immer größerem Eiusluß gelangt,durch dir ihr inuerste« Wesen bildende Verneinung der geistigen Freiheit der evangelischen Kirche den Athen, zu benehmen im Stande ist, und wer ferner nicht außer Acht läßt, daß der UltramontaniSmu« der Todfeind de« deutjchen Nationalstaat«» war, ist und sein wird, den muß die osficielle Berliner Politik zur Zeit auf einer ab' schüssiaeu Bahn erblicken. Wir sollen rüsten, rüsten bi» znr Erschöpfung, weil der Dreibund angeblich nicht stark genug ist, und dieselbe Regierung, die der Nation diese Opfer zumuthct, stärkt gleich zeitig mit allen Mitteln eine Macht, die ungesckcut an der Untergrabung des Dreibundes arbeitet. Was nützte eS, de» schützenden Wall höher und immer höher zu bauen, wenn man die Zugbrücke niedcrläßt und den grimmigsten Feind mit abgezogener Mütze i» die Festung hinein complimentirt? WaS die MajunkcS au« ihren Schriften de» künftigen Soldaten und Bürgern über da« „evangelische Kaiser- thum" und die „Ruchlosigkeit Luther'» und seiner Lehre vortragen, wird die innere Festigkeit und somit die Ver- theidigungSsäbigkeit des Vaterlandes mehr schädigen, als neu ausgestellte Bataillone zu nützen vermöchten. In Bayern, um ein Beispiel anzusühren, ist e« ein gar nicht selten von den Gesinnungsgenossen de« neuernannlen Schulinspector beliebter Kniss, den Schulkindern einzuprägen, die deutsche Gesammtbrvölkerung sei, wie die bayerische, aus zwei Drittel Katholiken und eiucin Drittel Protestanten zusammengesetzt und an diesem „Factum" da« Ungeheuerliche eines protestan tischen ReichSoberhaupteS zu demonstrircn. Aufreizungen politischer und consessioneller Art in der Schule werden nach der Berufung de« bekanntesten Hetzers zu einem Echulauf- sichtSamt als etwa- angesehen werden, WaS durchaus in den Augen der preußischen Regierung nicht tadelnSwerth ist. Das Verdienst, einer solchen Auffassung Raum gegeben zu haben, reiht sich würdig an die andere» Großthalen des neuen CurseS. Politische Tagesschau. * Leipzig, 13. November. E» ist eine eigenthümliche Fügung, daß mit den Vor bereitungen zu einer Neuordnung des deutschen Heer Wesens Gerüchte von dem förmlichen Abschluß eines russisch-französischen Bündnisse- zusammensallcn Französische und russische Federn sind allerdings beflissen, dieses zuerst im Pariser „Matin" aufgetauchte Gerücht als unbegründet hinzustellen; so erklärt die „Gironde", ein Blatt, dem man Beziehungen zu Herrn Nibot nachsagte, „kategorisch", die Behauptung dcS „Malin" sei vollkommen unrichtig, und auS London wird telegraphisch gemeldet: „Ta Petersburger Berichierstatlcr des „Daily Telegr." meldet, er könne auS bester Quelle kategorisch die Ankündigung, es sei ein sranzösilch«russischer Bündnißvertrag unterzeichnet worden, al« unrichtig bezeichnen. Die russische Regierung sei niemals weniger geneigt gewesen, ein sörmlicheS Bündnih mit Frankreich zu schließen als jetzt, wo rin radtcalet Ministerium am Horizont sichtbar werde. UeberdieS sei »S durchaus gegen die russischen Ueberliesauiigen, einen Vertrag während eines Interregnum« im französischen Bus- wärtigen Amt zu schließen. Die klägliche Schwäche der französischen Regierung mit ihren ernsten Folgen, für welche sie verantwortlich sei, habe einen tiefen Eindruck auf den Zaren gemacht, dem tn einem demnächst erscheinenden osficiösen Artikel lebhafter Ausdruck gegeben werden würde. Ein internationales Bündniß gegen die Soäalisten und Anarchisten wad« in Petersburg gegenwärtig mehr Gunst finden al- ein Vertrag mit rin« Regierung, die so lange mit den Feinden da öffentlichen Ordnung liebäugelte." Trotzdem glaubt die „Boss. Ztg." aus Grund zuverlässiger Nachrichten versichern zu können, daß allerdings ein Vertrag zwischen Rußland und Frankreich zu Stande gekommen sei, und zwar durch Vermittelung de« Großfürsten Wladimir, den man gewohnt war, al« daS deutschfreundlichste Mitglied de« russischen Hofe« an- zusrhen. Da« deutschsreisinnige Blatt legt seiner Meldung allerdings kein besondere- Gewicht bei, denn eS schreibt: „Eine weittragende Bedeutung wird man der Abmachung vorerst nicht beizulegen brauchen, da angesicht« der bisherigen Haltung de« Zaren und der Eigenart seine« Charakters nichts unwahrscheinlicher ist, als daß er den Krieg ersehne oder aber für den Kriegsfall im voraus bindend« Verpflichtungen eingeh«, im Uebrigen aber kaum irgendwo ein Zweifel über die Wege besteht, dte da« Zarenreich bei einem Zusammenstöße zwischen Tentschlaod und Frankreich ginge. Darin hat auch der „Dalli, Tel." Recht, daß a dem Selbst- harsch« all« Reußen eine tief gewnrzelte Abneigung gegen den RadtcaltSom» da französischen Regierung und Volksvertretung zu« cilllairvortage vcn sormellen Abschluß erneo iündnisse« zu Werke gebracht habe, gegen das och unlängst der Zar eine unüberwindlich schci- ende Abneigung hatte. In den Streit um die Vor schreibt. Indessen der Zar kann sich gleichwohl zur Erfüllung des französischen Schncns nach einem geschriebenen vertrage veranlaßt gesehen haben. Denn wa- man Schwarz auf Weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen. Die Franzosen werden billig be friedigt und der russische Finanzmmister wird dte Gegenleistung vou der Paris« Bankwelt einzufvrdern suchen. Allein Anschein nach ist an dein vertrage das russische Auswärtige Amt in geringerem Grade betheiligt al« da« russische Finanzministerium, und ist das Blatt Papier, von dem so viel Aufhebens gemacht wird, nur be stimmt, die Abneigung der Rnssensreunde jenseits der Vogesen gegen die Ausnahme einer neue» Anleihe zu überwinden." Jmmcrhiu ist die Meldung auch für uns von einiger Be deutung deshalb, weil sie der Bcrathung des Reichstages über die Militairvorlage unmittelbar vorausgeht »nd den Militair- osficiösen jedenfalls neues Material zur Anpreisung der Vor lage liefert. Andererseits werden die principicllcn Gegner jeder Mehrauswcnbung für Heereszwecke die allerdings nicht serniicgende Vcrmuthung auösprcchcn, daß gerade die Militairvorlage den sormellen Abschluß eines Bi " ' ' - - - noc ner läge kommt dadurch ein neues verschärfendes Moment. Wir unsererseits warten zunächst ruhig ab, ob die Meldung de» „Matin" und der „Boss. Ztg." sich bestätigt. Jedenfalls wird man erwarten dürfen, daß die Regierung bei der Begründung und Bertbeidiguiig der Militairvorlage nicht nur die allgemeine politische Weltlage in möglichst offener Weise beleuchtet, sondern auch sveciell die Frage be antwortet, ob und wann eine weitere Annäherung Rußlands an Frankreich sich vollzogen hat und auö welchem Grunde die« eventuell geschehe» ist. Erst wenn da« Alles sich klar übersehen läßt, wird es an der Zeit fein, an die Beantwor tung der Frage zu gehen, welche Pflicht die neuen Verhält nisse der deutsche» Volksvertretung auserlegeu. Ganz Ungarn hat sich einem Freudentaumel hingcgeben über den Sieg der liberalen Ideen in der Kirchen frage und über die Ernennung Wekerle'fl zum Ministerpräsidenten. Wenn man den Dingen auf den Grund sieht, dann freilich will «S dem objektiven Beobachter so scheinen, al« ob der Verlauf der ungarischen Minister- krist« doch noch etwa- ganz Andere« zu bedeuten habe, als di« magyarische Presse zur Zeit annimmt. Ungarn hat seit dem Falle des Ministeriums Szapary mit einer in seiner parlamentarischen Geschichte neuen Thatsache zu rechnen; znm ersten Mal seit der Wiederherstellung der unga rischen Verfassung mußte ein Ministerium dem Velo, welche» der constitutionelle Monarch den Vorschlägen deS Eabinet« entgegensetzt, Weichen. So wenigsten« lautet der osficielle Bericht und das ist doch wohl der Sinn der Abschiedsrede de« Grasen Szapary im Club der liberalen Partei. Wohl liegt noch ein Schleier gebreitet über manche innere Vorgänge, und ein Räthsel vor allem drängt zur Losung. Der Monarch fürchtet die Entfesselung de« CuttnrkampfcS, wenn der Staat die widrigen Ehe- und Tanfstreitigkeiten durch einen entschlossenen Schritt, die Einführung oder doch eine Ankündigung der Civil- cbe beendigen will. Er weigert sick, seinen veranlwortlichen Rathgebern auf diesem Wege zu folgen — aber hörte man nicht auch, daß gerade Szapary derjenige gewesen sei, welcher gegenüber dem Drängen Csaky'S und Szilagyi'S, der Minister für CultuS und Justiz, für vermittelnde Schritte gestimmt habe? Wird nicht gerade Graf Szapary in den klerikalen Zeitungen, zumal im Wiener „Vaterland", als der gläubige Katbolik ge priesen, der sich nimmer auf die Bahn de« Kampfe« gegen die Kirche drängen lasse? Und seltsam — gerade dieser Mann der Vermittlung, dieser treue Sohn der Kirche mußte daS Opfer deS ConflicteS zwischen der Krone und dem Eabinet werden. Szapary soll gehen, und Csaky oder doch wenigstens Szilagyi vcrmulhlich bleiben. Mußte man nicht glaube», daß die Krone von ihrem constitutionelle» Rechte Gebrauch machen und den conservativ- liberalen Magnaten mit der neuen CabinetSbildiing betrauen würde? Niemand wird uns also glauben machen, daß der Bericht des Ministerpräsidenten vollständig, daß die von ihm angegebenen Ursachen dcS Rücktritts die wahren oder doch die ausschlaggebenden gewesen seien. Wenn die Krone in Ungarn stark genug ist, ein Eabinet zu Falle z» bringen, so müßte sie doch die Consequenz ziehen uud den Mann ihrer Gesinnung aus seinem Posten erhalten wollen. Aber das Umgekehrte geschieht. AuS diesem Grunde wird man Wohl die Ueber- zeugung hegen dürfen, daß andere tiefere Ursachen die Unzufriedenheit des König« von Ungarn Her vorrufen, und man wird in der Annahme nicht irren, daß diese Ursachen namentlich in der schwachen, unent schlossenen Haltung des Ministeriums Szapary gegen die äußerste Linke und gegen offen antidynastische Strömungen, wir sic in der Ernennung Kvssuth'S zum Ehrenbürger von Pest und bei der Bckräuzung ver Gräber Hentze'S und der im Jahre 1848 gefallene» Hon- ved« sich kundgaben, zu suchen sind. Nicht grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten über das Ehcrecht — die zwischen Kaiser Franz Joseph und dem Grafen Szapary niemals bestanden haben — sondern da- verletzte Herrschergefühl zogen eine Scheidewand zwischen der Krone und der jetzt verabsch icdeten Regierung. Darüber kann das geringschätzige Lächeln der magyarischen Parteihäupter nicht weatäuschen; sie haben nur jetzt mit großer Klugheit dafür gesorgt, daß der Streitfall au) ein anderes Gebiet hinübergelcnkt werde, auf einen Kampfplatz, aus dem sie sick) sicherer fühlen und der durch Auspflanzung veS liberalen PrmcipS eine entschlossene Sammlung ihrer alten Anhänger ermöglicht. Ihre Taktik ist ihnen von derselben Staalöklugbcit eingegeben, mit welcher sie Ungarn seit 25 Jahren regieren; aber da- Lob der Auf richtigkeit verdienen sie sicherlich nicht. Die Lage in Belgien bat sich seit der Kammereröffnung nicht wesentlich verändert. Von parlamentarischer Seite ist eine Verschärfung der VcrfaffungskrisiS sobald kaum zu be sorgen, da bi« zur Vorlegung deS AdreßentwurseS. womit die Thronrede beantwortet werden soll, parlamentarischer Waffenstillstand angesetzt ist und die Adresse selbst zu der Frage de« allgemeinen Stimmrecht» sich nicht ander« stellen dürfte al« die Thronrede, nämlich wesentlich ignorirend. Für den gestrigen Sonntag waren von den Volküverhetzeru in den größeren Städten de« Lanke», vorab in Brüssel, einig«
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