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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921129016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892112901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892112901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-29
- Monat1892-11
- Jahr1892
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AbormemeirtSprer- ku der Hauptexpedtttou oder d«> t» Stadt bezirk uud den Vororten errichtet» Aus gabestellen ab»» heit: vterteliührlich ^4.«<X >et zweimoliger täglicher Znstellnng in» ^aus 5.50. Durch di» Bost bezogen sür Deutschland und Oesterreich: »terte>,äbrlich 6.—. Direct« täglich» Krenzbandieaduag tut Auslaad: monatlich S.— Di» Morgen ^lu-gabe erscheint täglich'/,? Uhr, di» Adead-Aurgab, Wochentag- 5 Uhr. Ned«r1ion «ad Ln>e-iNou: IehanneSgaffe 8. Dlt iknxditioa ist Wochentag- nnnnterbrochn» geöffuet 1 Morgen-Ausgabe. aMM. TiUtblalt Jnseettonrprer» Die S gespaUme Petitzeile 80 Psg) Reclameu alter demRedaction-strich (-ge spalten) S0>4, vor den gamilieanachrichte» (6 gespalten) 40^. Prößerr Schriften laut unser», Preis- verzeichaib. Tabellarischer und Ztsierosatz »ach höherem Tarif. tra-Bktlagc» (gefalzt), aar mit de» -raeu-Au-gabe, ohne Postbrsärdernna 60.—, mit Postbesürderuag 70.—» früh 8 dt» Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ännahvuschlnß für Inserate; Vbrad-Aa-gab«: vormittag» tO Uhr. Mor,»a»«n-gab«: Rachmittag» »Uhr. Sonn» und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet de» Filialea und Annahmestellen j» «tu» halb« Stund« früher. L»s«r»t« sind stet» aa di, Er-etztti»« »o richte». Ott« Kl»*« « «-rttm. («lfre» H«hn). UnIversitätSirraß« 1, Laut« Lösche. Kathariuenftr. Ich pari, nud K»,tg»»latz V. Organ fSr Politik, LocalgesiMe, Handels- «nd GeMtsmkehr^^ »Ntck uud Verlag vou P P«lt k» Leipzig. «»9. Dienstag den 29. November 1892. - 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Diebftahls-Lekaimtmachung. Gestohlen würben laut hier erstatteter Anzeige: l> eine »aldene Nemantairuhr (Tavonnett) mit Secunde, Fabriniummer 15687, rundem Schildchen aus der Rückseite und llnhängeudrr »«Idener Kette mit »aldene« Medaillau in Huf- eiseasorm und einem Glatauhiingrr, am 15. d. M.; 2) ein goldener Ring mit Brillant und ein Ring mit blauem Stein und schwarzer Emailleverzieruna, am 5. d. M.; 3) 1—8 Stück Lberhemde» mit Einsätzen, Kragen und Stulpen von weißem Ptqu-, gewaschen, ungeplättet, mit dem Zeichen IV. und mit verschiedenen Rummern versehen, am 22. d M.; 4) eine neue Hofe von schwarzwollenem Stoff, am 21. d. M,; 5) ein Winterübrrzteher von dunkelbraunem starken Stoff mit braunem Sammetkragen, silbergrauem großgewürselteu Futter und Kettchenhenkel, am 26. d. M.: 6) ein Utntrrüüerzteher von braunem glatten Stoff, mit einer Reihe Knüpfe mit verdeckter Batterie, grauem rothcarrirtea Futter, Stoffkragen und Ttoffdenkel, am 20. d. M.; 7) ein Winterüderztehrr von schwarzem FlocounSe, mit schwarzem Soinmetkrageu, 2 Reihen Knüpfen, buntseid. Aermel« und kletncarrirtem bunten Schooßsutter, am 21. d. M.; 8) rin Wiilterüberzirher, ziemlich neu, von schwarzem Cheviot, mit 2 Reihen Knöpfen, grau- und schwarzgewürseltem. halbseidenem Futter« und Stoffhenkel, am 19. d. M; 9) ein schwarzer Paletot — Mititatrmantel — mit 2 Reihen 'chwarzen Hornmöpsrn, dunklem Futter, 2 Stoffhenkeln und dem Zeichen unter dem Kragen roth gestickt, am 23. d. M.; ,sNlk»r, ein KNOdennderiteher von braunem Stoff, ein brauner herrrn'vaietot, eine schwarze Pelzmütze, eia dunkler gestreifter Verreu-Thawl. »tu Paar Gummischuh, mit der Nummer 73 versetz», am IS. d. M.; „ °a » rolher Plüsch -ud r fchmartüraune Perrücken, Ende vor. M ; 19) et« Packet »on blauem Papier, überschriebea ,A L L. rraull, l^ipeiL. 8viek«tr 90", darin 84 Stück wollene Damen» Kopihüllen von verschiedeuer Farbe »od Größe. 13 Stück wollene Kopftücher mit Wollspiyen, verschiedenfarbig, uud 8 Gestreifte tkonrerttücher vou Tricotstoff, am 21. d. M.; 15) et« Winterüherztrher, fast »eu, vou schwarzem pockigen Stoff, mit schwarzem, rothcarrirte« Futter, Dammcttrageu und ttettchenhenkrl. am 26. d. M.; mtt^ntcorri^^lltter^^kuöpf». Stoff. Henkel, am Sk d. M; 1b) ei, -Sinterst borzteher von braun», Stoff, mit «an »nd weiß carrirtem Futter, Stofflragen, HornkaSpfo» »nd Ketttheaheakel. am 2b. d. M-; 16) ein Deckbett oh« Uebarzaa, «U holl« »nd dunklroth g». streiftem Julei, ,chl l," gez., »m LS d. 17) ein grauer Lack, siantrt: ,,dlo 428 Hamburg blberti ch 0. vittrieh" enchaltend 1» Pf». -SaschfchWÜMMr, am 31. v. M.; 18) et» vaudwage», kein. Rerrlldrtg, mtt Letter» »nd Kasten, aussau. eisern» Stemm, und Sperrletste» und «tt blnne» «ustrich, am 2L d. M. iS) « Stück Pükelfchlnken «nd Rn» grüfzere Quantttül Prtmtadak, mittelst Stubruch«. »o« 2«. bi» 97. d. R. Rächt«. Ltwata« Wahrnrhmnnaeu über d» Verblieb der gestohlen» Gegenstände oder über den Thttter find »»»rsttnml btt nnserer Ertmtnal- Abihetlnng znr Auzeiae zu bring». »ig, am 28. Ro»»mb»r 1892. Da» Poltzeinmt de, Stadt Letpzt» «re« -retschnitd«». Zur Lekinupfung -er Trunksucht. * Ob die »ru«n, dem Bunde-rathe vorliegenden Gesetze entwürfe, dnrch welch« dir Mittel zur Deckung der für HerreS- zweckr geforderte» dauernden Mehrausgaben de» Reiche« ge« Wonnen werde» sollen, zur Annahme gelangen, ist noch ebenso ungewiß, wie da» Schicksal der Militairvorlage. Aber gewiß ist r», daß dir Frag« der Höbrrdrsteurrung de- Viere», de» Branntwein» und gewisser Börsengeschäfte auf der Tagr«orvnuug bleibe, wird, da di« Ansprüche au da« Reich, auch von milttairischeu Forderungen abgesehen, stetig wachsen und jene drei Strurrquellen al» die bequemsten sich darbirten. Und ebenso ist r« gewiß, daß auch »in« bedeutende Mehrbelastung de» Branntwein» der Branut- weiovöllerri nur geringen Abbruch thun wird und den allergeringsten dann, wenn auch da» Vier mehr „bluten" muß. Es ist daher ru beklag», daß die ReichSregirrung mit Rücksicht auf die großen Ausgaben, die der Reichstag in seiner kürzlich begonnenen Session zu erledigen hat, sich r»d schloß, die Frage der gesetzlichen Bekämpfung der Trunk sucht nicht wieder anzuregen. Sie ist dringlich, wie ehedem, uud wird immer dringlicher, je mehr mit »er wachsenden Mißstimmung in allen Volksschichten auch die Neigung zu dem „Tröster" Alkohol sich steigert, der von seinen Opfer» für wenige Stunden der Tröstung «in» »« Marke dt» Leben« zehrenden Preis fordert. Inzwischen gehen rund um un» her die Versuch« zur ge setzliche» Bekämpfung ver Trunksucht ihren Gang. Dieser Tage hat der volttwirthschaftliche Ausschuß de» österrei chischen Abgeordnetenhauses den Bericht über dir Regierung». Vorlage, „betreffend Bestimmungen zur Hintanhaltuog der Trunksucht", dem Plenum vorgelegt. Der allgemein» Theil diese- Berichte» bespricht die trüb» Folgen de« übermäßig» Genusses von alkoholischen Getränten, namentlich die schweren psychischen Störungen, die sich von der leichten Reizbarkeit, dem Jähzorne bi» zu Säuferwahnsinn, Säufersallsucht und Blödsinn steigern. Gerade die dnrch den Ulkoholi«muS hervor» gerufenen krankhafte» Veränderungen besitz«», wie «» m diesem Lheile de« Berichte» heißt, wir weuig andere, die Neigung, ich auf di« Nachkommenschaft Pi übertrag», woraos olgt, daß da« Umsichgreifen de» Alkohol>»mu» in einem fände die Degeneration der folgenden Geschlechter mit Sicher heit erwarten läßt. Daran» allein schon erklärt sich die Nothwendizkeit einer Actio« de» Staate» argen di« Trunk sucht. Der Bericht verweist in dieser Richtung auf da« Specialgekttz für Galizien und dlr Bukowina vom 19. Juli 1877, aus da» dring»»« verlang» mehrerer 8aod««»er- trrtung» zur Ergreifung legislativer Maßnah«» gegen dir NuShreituug dar „Lranntweiapeft", »ad auf di« Verschliß« de« sechstem »teruatmnal» Eougrefse» kürHygirtn, und De» graphie, welcher im September 188? in Wien tagte und mit der Alkoholfrage sich eingehend beschäftigte. Der von Seite der Regierung eingebrachte Gesetzentwurf entspreche sowohl den erwähnten allgemeinen Forderungen als auch den Er gebnisi» der eingehendsten Enquete Berathungen, und sei deshalb vom Ausschüsse acceptirt worden. Ter specielle Theil des Berichte» giebt eine Analyse der Bestimmungen des Gesetzentwurfes, die gewerblichen, stras- und privatrechtlichen Inhalts sind. Durch sie wird der Detailhandel mit Spirituosen in verschlossenen Gesäßen in Mengen von weniger als 5 Litern an eine Eoncesnvn ge bunden. Auf je üoü Einwohner einer Gemeinde kann eine Concession zum Ausschanke, auf je 1000 Einwohner, eine Eoncession zum Kleinverschleiß von gebrannten geistigen Ge tränken crthcill werden. Wer sich in Gast- oder Schankräumlich keiten, in welchen der Ausschank, Klciuverschlciß oder Handel mit derartigen Spirituosen betrieben wird, auf der Straße oder an sonstigen öffentlichen Orte» im Zustande offenbarer Trunkenheit befindet, oder wer an solchen Orlen einen Andern absichtlich in den Zustand der Trunkenheit versetzt, wird mit Arrest von drei Tagen bi« zu einem Monat oder an Geld von 5 bis 50 fl. bestraft. Dieselbe Strafe trifft den Inhaber oder Pächter einer Schanklocalität oder deren Stellvertreter und Beauftragte, welche an Personen, die sich im Zustande er kennbarer Trunkenheit befinden, oder an offenbar Unmündige, die nicht in Begleitung älterer Personen erscheinen, geistige Getränke zu eigenem Genüsse verabreichen; ferner Personen, die bei Verrichtungen, welche zur Verhütung einer Gefahr für das Lebe» und die Gesundheit Anderer eine be sondere Aufmerksamkeit erfordern, sich im Zustande offen barer Trunkenheit befinden. Die Vorlage verfügt ferner, daß Forderungen für die Verabreichung geistiger Getränke in Gast oder Echankräumtichkciten und auö dem Handel mit Spirituosen in Mengen von weniger als fünf Litern nicht klagbar sind, wenn der Ereditnebnier zur Zeit der Verab reichung eine früher« Schuld gleicher Art an denselben Gläubiger noch nicht berahlt hat. Wer sich sür eine solche Schuld eine Urkunde, insbesondere eine Ätchselerlläruug aus- stellen läßt oder wer anstatt der Baarzabtung für Spirituosen im Kleinhandel, An-schank oder Klrinverschleiß andere Sachen, insbesondere landwirkhschastliche Produkte anniinint, wird mit Arrest von einer Woche bis zu zwei Monaten bestraft. Gast und Sckankwirthe dürfen einen Betrunkenen, dem sie geistige Getränk, verabreicht haben, fall» sein Zustand eine Hilfe rr- forderlich macht, au» ibren Räumen nur daun Hinausweisen, wem» in tziurrichender Weise dafür Sorge getragen ist, da rr »ach Haus« geschafft wird. Di« Kosten dafür fallen dem Betrunken» zur Last. Wer während eine» Jahre« dreimal weg» Trunkenheit bestraft wird, dem kann von der politischen BezirkSbrhvrde bi» zur Dauer eine« Jahres der Besuch der Gast- oder Schankräumlichkeitrn srinr« Wohnsitze» und der nächst» Umgebung Untersaat werden. Dir Uebrrkretung diese» Verbote» wird mit Arrest von drei Tagen bi» zu einem Mnuate «d«r a» Geld von 5 fl. bi- 50 st. bestraft. Ferner wird der AuSschaak von Spirituosen von Sonnabend 5 Uhr Nachmittag» au, sowie an Sonn- uno Feiertag» während de» vormittäaig» ÜauptgolteSdienfieS untersagt. Da der AuSfchug mit der Vorlage sich einverstanden er klärt hat, s« wird dies« wahrscheinlich auch die Zustimmung de» Abgeordnetenhaus»« finden, wenn auch vielleicht nicht ohne Abänderungen. Wie diese aber auch au-fall» mögen, jeden falls wird Oesterreich oald im Besitze eine» Gesetzes sein, da» die Möglichkeit bietet, dem Ucderhandnehm» der Trunk sucht tiu« Dam« »tgezenzusetzen und zugleich dir Erfahrung zu mach», »d dieser Tamm genügt, welche Lücken er bat und welche unangenehmen oder schädlichen Folg» den er wünscht» sich beigesellen. Und auf diese Erfahrung ist ganz besonder« Gewicht zu legen. Jahrelange Erhebungen und Verhandlungen fördern nicht so sehr und führen dem Ziele nicht so nahe, wir eine Probe von nur mäßiger Dauer. Unsere socialpolitischen Gesetze sind sammt und sonders Versuche und Proben, die vou der Praxi» berichtigt werden müsse». Hat man sich resolut zu ihnen entschloss» unv dann di« Erfahrung gemacht, daß nian im Großen und Ganz» auf de« brschrittcnen Wege weiter gehen müsse, so sollt« man auch den Muth haben, mit gesetzlichen Mitteln einem Ueöel »tgeaenzutrcten, da« uns um einen großen Theil der Frücht« der socialpolitischco Reformgesetze bringt. Erste Grundbedingung eines Versuche« ist aber die, daß er nicht durch zweHchveidig« Maßregeln dir Resormsreund« adschrrcke und so lästige Fesseln schmiede, daß ein Mißerfolg, eine allgemein«Abneigung gegen weitere Versucht fast unausbleiblich erscheint. Da» hat unsere Reichsregierung verarsi», als sie zu der Ausarbeitung de- Gesctz-ntwurs» zur Bekämpfung de, Trunlfacht schritt, der fast alle Wett gegen sich hatte. L«rschärf« läßt sich leichter al« ermäßigen. Da« wird sich auch bei de« Bestreben gezeigt Hab», jenen Entwurf dem RiickStag« schmackhafter zu machen. Wa« atz«, der Reicksregierung nicht gelang, daran sollte de, N«ch»tng nicht verzweifeln. Er sieht wirthfchafllich» Rothftand in weiten Kreisen und weiß, daß der Nothstand r» dem schlimmsten Trostmittel zu greif» pflegt. Nud so in Toclri«ari»mu» verkommen ist doch hoffentlich di« Mehrheit der deutsch» Volksvertreter nicht, um mit einigen Radicat» ru behau»«», wer den Notbstand nicht au« der Welt schaffen könne, dürfe auch dem Notbleidenden den Weg nicht ad- schaeid», sich wirthschastlich, physisch und moralisch vollständig zu ruiniren. Und auch den seltsam» Schluß trau» wir nur wenig» unserer ReichStag-abgcordnrten zu, der Gesetzgeber, der da» Vier vertbcuern wolle, widerspreche sich selbst, wenn er der Schnap-völlerei ein» gesetzlichen Damm entgegen- »usrtz» suche. Der gegcoiheilige Schluß ist richtig Uud Gerade deshalb, weil die Höherbesteurroug de» Biere« auf der Tagesordnung steh» und voraussichtlich aus ihr tzleid» wird, sollten alle Parteien de» Reichstages, die auf den wirthschastlich,n, physischen und moralischen Niedergang weiter Volksschichten nicht spekulative Plä... bauen, sich vereinigen, um »hrerseit« »ine» Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Trunksucht au-zuardeit». Entsteht »in solcher Entwurf, dem rin« parlamentarisch« Mehrheit ge- sichert ist, so wird wohl auch bi« ReichSregierung zu einrr «rode mit demselben sich entschließ», die i« schlimmsten Fall« der v»lksdertretung »ck oculo, demonstrir» iana, baß noch höher» Dämm« ausgerichtet werde« müsse». Deutsches Reich. 8Z. Berlin, 28. November. D°s P r . d Reichstages, die Herren ^ >e!der, gestern „nd Hr. Vaumbach, wurde, w>1 , g ^i Potsdam Mittag 1 Uhr vom Kaiser de. in besonderer Audienz völlig über- und wohl aus und bat das fungsie Un"°hN^ Gefahr für überwunden gelte. Der Kaiser fpr ch I Weiter äußerte der Kaiser sein Becaucr.. darüber, daß t.e ersicn Fälle der Ebolera seitens der Hamburger Beb rde verbei,l.cht worden seien, '^f eme Anfrage d-- Prastd-nt» v. Lcvctzow „all, seinem Befinden erwiderte der Kaiser, daß er sich in der Wohnung de» Erbprinzen von Meiningen, dessen Räume nicht genügend gegen Zug g-sckützi seien, zwar einen stark» schnupf» geholt, aber dieses Ucbrl durch Anwendung seine« aewvhnlichcn Hau« völlig wieder vertrieben habe. Er sei wieder ganz W h und freue sich, der Einladung nach Pley Folge geben zu können, wo er einen prächtige» Auerochsen zu "lege hoffe. Der Kaiser schilderte alsdann d.e Reize der Jagd unv wünschte endlich den Herren gut» Fortgang der parla- mentarischcn Arbeiten. Au interessantem Stoffe fehle es ja nicht. Beim Abschiede reichte der Kaiser den Herr» wieder die Hand. Die vorzügliche Stimmuna de» Kaisers kam auch darin zum Ausdruck, daß er m launiger Weise die Herren mit dem Gruße: „Weidmann-Heil!" entließ Die Militairvorlage wurde mit keiner Silbe erwähnt. — Un mittelbar darauf wurden die drei Präsidenten von der Kaiserin empfangen, welche die Herren ebenfall» huldvoll begrüßte. Ihre Majestät unterhielt sich besonder» mit dem Präsident," v. Lesetzow über Kircheubaut» und gab ihrer Befragung Au-'druck übe, da» wohlaelungene Wittenberger Fest. — Die Audienz» dauerten ungefähr eine halbe Stunde, worauf die Herren durch dieselben Hoswagen, welche sie ab» geholt, nach dem Bahuyof zurück befördert wurden. Da» Staat»m>nistrrium trat heute Mittag unter dem Vorsitz de» Grafen zu Enlenburg zu einer Sitzung zusammen. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wurde dem vom CulluS- Commission zur Vorberathung der Steuerreform- gesetze gewählt und hat sich sofort constituirt. Sie besteht aus folaenden Herren: v. Bismarck, v. Buch, von Hammerstein, Hoeppner, v. Jagow, v. Kröchrr, Lamprecht, Graf Limburg (cous.); Schladitz, Stengel, v. Tiedcmann- Bomst, v. Zedlitz (freie.); Ennecceru«, v. Eynern, vr. Frird- berg, I)r. Kraus» l)r. Sattler, Schoos (ual.-lib.); Bachem, Herold, Graf HoeuSbrorch, v. Huene, Lieber, Sperlich, Wuermeling (Eentrum); Schroedrr (Pole); Brömel, Vr. Meyer (deutschfr.). Vorsitzender ist Freih. v. Huene, dessen Stellvertreter vr. Sattler. DaS Protokoll wird von den Herreu v. Buch, v. Bachem, vr. Frieddcra, Graf HoenSbroech und Wuermeling abwechselnd geführt. Die erste Sitzung der Commissioa ist auf morgen, Dienstag, Mittag 12 Uhr anberauml. v. ll. Berlin, 28. November. Wahrscheinlich am nächsten TonncrStag werden wir in der Stadtverordneten-Versamm- lung ein« sehr lebhafte Debatte über die ArbeitSnoth in Berlin Hab». Es handelt sich hier um die Anfrage der social- deinolratischm Stadtverordneten, „welche Schritte der Magi- strat zu thun gedenkt, um der für den kommenden Winter drohenden Arbeit-losigkeit entgcgcnzutreteo". Der Magistrat ist nun der Ansicht, daß zur Zelt noch keine Veranlassung vorliege, au» dem gewöhnlichen Nahmen der regelmäßigen Arbeit», wie sie der gegenwärtige Etat aufsührt, hinan»'zu geh». Schon jetzt eine für den kommenden Winter drohende große Arbeitslosigkeit anzuerkenncn und darauf hin mit außergewöhnlichen Vorschlägen und Aufforderungen zu komm», würde nach der Ansicht des Magistrate« weder den thalsächlichen Verhältnissen, soweit sie zu über- sehen sind, »tsvrechen, noch rationell sein, da von ander» Bedenken abgesehen, dergleichen Vorschläge und Aufforderungen nur e,n» noch größeren Zugang von beschäftigungslosen und anspruchsvoll» Nichtderliuern nach Berlin zur Folge haben und dadurch den hiesigen Ort-angesessenen nur die Arbeit»- gelegruheit und den AdbeitSvereienst schmälern würden. Sehr oft sei» dem Magistrat von den Arbeitnehmern Klag» darüber zu Ohren gekommen, daß erst kürzlich Berliner ^ ««gewanderte" Arbeiter d» eiaeutlich» -..«"» Arbeite» vorgezog» würden; der Magistrat U' b«the,l.gt,n städtischen Verwaltung«?,.«» angewiesen, »bwohl «io« derartige Unterscheidung oft im ^^-Fall« schwierig se>, dennoch, wo irgend thunlich. die . c b«t«" vor d« auswärtigen in erster Linie und vor- zugsweise zu beschäftigen. — So die Antwort de« Magistrat« auf die socialdemokrat.sch« Jutrrpellatto»; gleichzeitig har er der Stadtverordneren-Versamullung eine Nachweisung über ^en.g» Schritte zugels» lass», welche er ,m vorigen Winter gethan hat, um der drobend» Noth zu strue» 4)ir ^ b» I-dllsch» P-rk. und Gartendepitt-tio.^rd» m Angriff genommen uud 1066 Arbeiter städtllck» Ä "" buchend» Zeit; kj d!r ltadtisch» Ttr«ß»re>niquna wurden -i»- kommenden Notbstand dir Socialdemokraten nicht und so sollen die ArbeilSlosen-Versammlungen den Häuptern der Statt beweisen, daß sie da« Vertrauen der Arbeiter nicht besitzen. Die „Unabhängigen" haben für Freitag den 2. Decembcr eine Versammlung der Arbeitslosen nach der Brauerei Friedrichsbaiii ciiibcrufen; im Anschluß an eine Versammlung der Arbeitslosen in diesem Local nahm» bekanntlich die Febriiartuiiiulle ihren Anfang. (D Berlin, 28. November. Gute Lehren fallen gern auf harten, steinige», schlechte dagegen auf empfänglichen, frucht baren Boden. Wenn Liebknecht beständig erklärt. Jeder mann müsse seine Arbeitskraft auch innerhalb der Partei so hoch wie möglich zu verwerthen und den größtmöglichen Gewinn daraus zu erzielen suchen, und er, Liebknecht, würde ein Verbrechen an seiner Familie begebe», wenn er anders handelte — so lehrt damit Liebknecht, daß auch jeder andere socialdemokratische Führer berechtigt sei, die „gläubige Haiiimclheerde", die socialdemokralischen Arbeiter, zu scheeren. Und „wie die Alten sungen, so zwitschern nun die Jungen"; die jüngeren Agitatoren werden in ihren Forde rungen ebensalls immer anspruchsvoller. In den letzten Jahren wurde in Berlin sür ein Versammlungsreferat 5 bis 8 im Durchschnitt gezahlt, und nur Redner mit einem renom» mirten Namen oder einem Doctortitel erhielten 10 Zn jüngster Zeit häuften sich aber die Klagen über dir Ansprüche der Redner, die, wenn sie in einer kleinen Stadt eine Ver- samullung abhicllcu, außer freier Zeche noch 20 ^ verlangten. Wie eS in dieser Hinsicht in Berti» au«sieht, zeigt eine Notiz im „Vorwärts", welche lautet: „Zur Reserentensrage. In letzter Zeit mußten wir die Erfahrung machen, daß eine Reihe sich olS Genossen gerirender Personen, die in Versammlungen als Referenten austratrn, sich für die Vorlrage, die sie hielten, der- artige hohe Honorare bezahlen ließe», daß mau unwillkürlich zu der Annahme gezwungen wird, cS sei diesen Herren weniger »m da4 Interesse der Arbeiter, al« um ihren eigenen Vortüeil zu thnn. WaS soll man ». B. dazu sagen, wenn die Personen, die wir i,:S Auge soffen, sich für eine» kleinen Bortrag in einer Gewerkschafts versammlung 10 und darüber bezahlen lassen? Harmoniken derartige Proctiken mit dem altbewährten Grundsatz, daß jeder Genoss« in seiner Weise Lpser bringen soll? UnS dünkt, daß durch solch« Leute unsere Lache nicht gefördert wird. W. Zimpel, Gubrnerstraße 8." Nein, derartige „Practiken" hariuoniren mit dem ange führt» Grundsatz« nicht, wobl aber niit den Lehren uns Handlungen (Practiken) der Herren Liebknecht, Bebel uud zahlreicher anderer socialdcmokratischer Führer. — Im Januar soll Hierselbst ein Eongreß der Schlächtergesellen Deutschlands abgehalten werden. Eingeladen sind dazu auch die in Wurst- und Fleischconservru-Fabrikcn, Schmälze- reien und Darmschleimereien beschäftigten Arbeiter. Die Ein berufung des EvngreffeS ist von Berlin auS erfolgt. — Der socialdeinokraiische Tcpntirte Lasar gue, ein Schwiegersohn des verstorbenen Earl Marx, wird auf Aufforderung de« Geistlichen Naudet mit demselben nächstens in einer Kirche zu Lille über die Grundsätze des Socialismus öffentlich di-putiren. Die Socialisten werden vollzählig am Platze sein und ihr Sprecher wird einen Augenblicks- Erfolg erringen. Derartige Redctourniere fanden hier schon im Jahre 1877 statt, und zwar zwischen dem ReichStaaS- abgeordneten Most einerseits und rem Hofprediger Stöcker und dein Missionsdircclor Wangemaiin andererseits. Die größten Säle (Norddeutsche Brauerei re.) waren dann über füllt und viele Hunderte konnten keinen Einlaß finde». Wenn Most seine Rede mit den Worten begann: „Ich Hab' mir'S gir Ausgabe gestellt, wie Hutten, abzureißcn die heuchleriscke NaSke den Kutten!" spendeten ihm die Tausende von Zu- wrern tosenden Beifall; dasselbe geschah bei dem Schtuß- aye: „Macht Eure Rechnung mit dem Himmel, Pfaffen, denn Eure Uhr ist abgclaujen!" Solche Redetournicrr sind nur ein Schauspiel, erreicht wird dadurch nichts. * Berlin, 28. November. Der Wahlerfola, den der viel- berusene Rector a. D. Ahlwardt in dem NeichStagSwahl- kreise ArnSwalde-Fricdeberg errungen hat, berührt augen scheinlich und begreiflicherweise in Regierungskreisen sehr unangenehm. Die „Nordd. Allgei». Ztg." behauptet zwar, sie halte eS für „sehr gut und heilsam", „daß hier ein Vor gang in die Erscheinung getreten ist, der deutlich erkennen läßt, wohin die Reise auf der schiefen Ebene jedweder Demagogie geht", aber die weiteren AuSlaffungen deS Blattes lassen keinen Zweifel darüber, daß es eine heilsame Folge der Wahl keineswegs in naher Zukunft erwartet. Wörtlich heißt es in dem Artikel de- ossiciosen Blattes: „Nicht al» ob wir nun glaubten, das Fanal der ArnLwalder Wabl werde sofort Wunder wirken und eine Umkehr zeitigen, die rasch vergessen lassen würde, welchem Grad von Verwahrlosung sehe wichtige Leite» unseres öffentlichen Leben« anheimsallen sollten. Aber e» werden doch sehr weiten Kreisen unseres Volke« endlich die Augen ausgehen, nachdem ein Typus von der bedenklichsten Art nicht nur überhaupt zugelassen werden konnte zum Wettstreit um ein Mandat, wir da« zum deustchen ReichSlag, sondern auch im ersten Mahlgang seine Mitbewerber, den couservativen nicht ausgenommen, so »Leblich überlauiea sollte, wie die» di« Mablzahlea darthuu." An anderer Stelle wird sogar der Beforgniß Ausdruck gegeben, daß „daS Siegen der Radaupolittker" noch weiter gehen werde und bei weiter» Wahlen „noch ganz andere Geister au» dem Hintergründe austauchen". Den direct» uud indirectcn Urhebern der Candivatur Ahlwardt'« wird folgende- officiöse Zeuaniß ausgestellt: „Wenn al- Vorkämpfer jener Agitation, die in der Wahl Ahl« wardt'S zum Reichstage einen Triumph feiert, sich Angehörige der- senigen Bildungsstufen und GtsellschaslSschiqten producirteu, bei bene" Kenntnis, der Entwickelung der staatlichen und gesell schaftlichen Dinge, insbesondere auch bei un» um so mehr voraus- gesetzt werden muß, je mehr fl« Anhänger der monarchischen Ord nung zu sein behaupten, fo springt da« ebenso Bernnnftwidrigr wie Staattseindlich» ihrer AllheilinitteUheorie ohne Weitere» n di, Bugen. Daß diese Apostel auch außerhalb der Großstädte, m denen Radauversainiiilungen für Alle« zu haben sind, in dem , » und Grützen ihrer Propaganda finden, wie eS jetzt t« dem Arnswolder Fall zu Tage treten sollte, ist ein Beweis dafür, » welchem Grad« dir politische Erziehung bet na« »»rltckgeg.ag», ,st.« V. Berti«, 28. November. ,-...j,ramm.) Der.Reich»- anzriaer" meldet heute, daß der Kaiser dem Fürsten vou »"I altere Liaie d» Schwarze« «dlerorden und dem Fürst,» von Schwarzburg-Rudolstadt das Großkreuz de» Rotheu Adleror»«»» verlieh» Hai.
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