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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892120201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892120201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-02
- Monat1892-12
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Ulb0Nmeme<tApreiA ff» Nr Hnuptrxpedttton vd« den t» Etabw bezirk und den Vororten errichtete» Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^4ch0; bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierteljährlich S.—. Direct» täglich, Krenzban-jeadung ins Ausland: monatlich -/< ».—> LieMorgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7Uhr, dir Sbend-Ausgabe Wochenlog« b Uhr. Redaction und Lrveditiou: Johannesgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: cito Klemm« e-rtim. <«lfrrh Hatz»). Uaiversitättilraße 1, . Louis Lösche. Katharlneusir. 14, pari. und Köaigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. JuserttouSpretS Die 6gespaÜene Petitzeile SO ffleclamen unter demRedactionsstrich (4ge« spalten) 50-L, vor den Famitieanachrichte» (6 gespalten) 40^. Gröber» Schriften laut unserem Preis« verzelchnib- Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Veilage« (gefalzt), »ar m» Nh Morgen «Ausgabe, ohne Poslbefördernag utl 6V.—, mit Postbesörderung 70.—. Änuahmeschlnß fnr Inserate: Abend'Ansgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Au-gab«: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/F Uhr. Vet de» Filialen und Annahmestellen je eta« halbe Stunde früher. Lnsrrats sind stets a» di» Er-eDttto» zu richten. Drnck »nd Verlag von E. Pol» in Lekpzkg« .H «15. Freitag den 2. Dccember 1892. 8«. Zahrgang Lekanntmachung. Wir sehen nnS genötbigt, folgende von uns getroffene Anord nungen in Erinnerung zu bringen: 1) Kindern unter lv Jahren ist der Zutritt zum städtischen Museum überhaupt nicht, Kindern üder 10 Jahre nur in Begleitung von erwachsenen Personen und unter deren Führung und Verantwortung gestattet. 2) Jede Verletzung, Verunreinigung oder Verunzierung des Museumegebäude« im Inneren wie am Aeußeren, sowie der darin aufbewahrten Kunstjchätze ist, Schädenansprüche und nach Befinden strafrechtliche Verfolgung Vorbehalten, bei 15 Geld» oder entsprechender Haftstraf« verboten. Die Eltern und Erzieher fordern wir dringend auf, vorstehende Anordnungen zu befolgen, dieselben auch den ihrer Obhut unter stellten Kindern allen Ernstes rinzuschärseu. Leipzig, am 23. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 4998. vr. Georgi. Größe!. Lckauntmachung. Die Herstellung und Pflasterung der Wege bei Erweite rung des Nordfriedhoss ist vergeben. Die unberücksichtigt gelassene» Bewerber werden ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, am 30. November 1892. b3c-o Der «ath der Stadt Leipzig. Id. 1796 vr. Georgi. «ff. Lpe. Steckbrief. Gegen den Bauunternehmer Andrea» Bauer, früher in Plag. Witz wohnhaft, und den vormaligen Delicateffenhändler und späteren Kellner Heinrich Müller, früher in L.»Reudnitz wohnhaft, weicht slch verborgen halten, ist di« Untersuchungshaft wegen in Gemein» jchaft verübten Betrug- verhängt. Es wird ersucht, dieselben zu verhaften und in da- nächste Amts» gerichts^Sefängniß abzulieferu, auch dem Unterzeichneten behuf» der Abholung hiervon Nachricht zu geben. t Leipzig, den 30. November 1892. Der Untersuchungsrichter bet de« König!. Landgericht. Tobias. Wegen Reinigung der Räume de« Leihhauses und der Spar kasse werden diese am Freitag, de» 3. Decembrr 1893, für de» Geschüstsvertehr geschloffen sein. Leipzig, den 24. November 1892. De» Natb» Deputation für vethhan« «nd Spareaffe. Nutz- und Lrennholzauction. Mittwoch, den 7. Decrmber d. I-., sollen von Vormittags 9 Uhr au im Nttterwrrder, in der Nonne und Probstet des Eonnewttzer Forstreviere»: 13 Eichea-Klötze vou 19—50 om Mittenstärke 25 « « . bl—110 « « 4 Weißbuchen» . 23—39 » - und 7 Eschen« « » 21—33 » » 2/1—8,b w Längt, 2 Rüstern« » » 23u.27 « » sowie 5 Ellern» » » 18—29 » 1 Pappel-Klotz - 29 - 10 Eschen» und Eichew-Schirrhölrer unter dru im Termine öffentlich auSHLngeuden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung, ferner: 5 Rmtr. Eichen-Rutzscheite, gegen sofortige Vaarzahlung au den Meistbietenden vertäust werden. 102 « « vrennscheite, 3 - Erlen- u. Ahorn- dgl.» 35 Hanfe» Abraum- und 12 » Lchlagreifltg Zusammenkunft: Plagwitzer Straße, zwischen der Elster« und Fluthgrabenbrücke, im Nttterwrrder. Leipzig, am 23. November 1892. De» Natb» Forftdepatatton. Ausloosung der Lörsenbau-Anleihe. Bon unserer 4 "/»igen Anleihe sind bei der notariell vollzogenen Auslassung dt« Nummern ISS; 3b6; 728 ; 787 gezogen worden. Dieselben werden den Inhabern mit der Aufforderung gekündigt, den Lapttalbetraa gegen Rückgabe der Schuldverschreibung und der dazu gehörigen ZinSleistr bei der Allgem. Deutschen Lredtt-Austalt am 31. December d. I. in Empfang zu nehmen. Leipzig, de» 1. September 1892. Die Handelskammer. «. Thiemr, vr. Gens.l, S. Vorsitzender. 4°/°ige Anleihe der Handelskammer zu Leipzig. Die nenen Lonponbogen unserer 4* <>igen Anleihe (für die ZinStermine vom 30.,6. 1893 bis zum 31./12. 1902) werden gegen Einreichung der alten Zlasleiste vom 1. Januar 1893 ab an der Loupoucass« der Allgemeinen Deutschen Eredlt-Aostalt ausgegebeu. Leipzig, den 1. December 1892. Die Handelskammer. «. Thirme, vr. Geusel, S. Vorsitzender. Verdingung. SS Glück Doppelfenster an» Kiefernholz sollen bi» so. De cember 1892 beschafft »erden. Bedingungen »tuzusehen Baracke >. Stube 23. Angebot« versiegelt abzugeben bis b. December 1892 an Lommando Ist. (König!. Sächs.) Infanterie-Regiment Nr. 134. Sparkasse in der Parochie Sckönefeld »« Veipzig-Nendnttz. Grrnzstratze Nr. S. Wegen Zinsenberechnung und Abschluß der Lauten werden Sparbücher in der Zeit dom 1». »t» 31. December 1892 nicht expedirt. Für Ein» und Rückzahlungen ist der 17. December der letzte Expeditionstag in diesem Jahre. vom 2. Januar 1888 ab werde« wieder täglich früh von 8 bis 1 Uhr Spareinlage» ,ngenommen und Rückzahlungen g,leistet. Letpz«g.R»»d»ttz, 22. November 1892. Lobart Ltabart, Direktor. Die Stadtverordnelenwahl. * Wir leben in einer stürmisch bewegten Zeit. Die friedlichen, idyllischen Verhältnisse von ehemals, welche nur selten die Wogen der öffentlichen Meinung koch geben ließen, sondern Jeder mann gestatteten, in stiller und froher Beschaulichkeit daS Leben zu genießen, sind, wie cs scheint, unwiederbringlich dahin. Heule durchzittcrt der Kampf um daS Dasein, der Streit um die Macht in Staat unk Kirche, um die Erhaltung oder Vernichtung des Bestehenden säst alle Böller, und man weiß nicht, in welche Bahnen der Kampf noch einlenken, welchen Ausgang er nehmen wird. Alle Bürger haben unter solche» Umständen die Verpflichtung, Thcil zu nehmen an diesem heftigen Ringen der Bedürfnisse und Gegensätze der Gegen wart, Theil zu nehmen an de» beißen Kämpfen in Staat und Gemeinde, und Derjenige, welcher sich dieser Berpflichtung entzieht, unterliegt mit Recht dem schärfsten Tadel. Bon Zurückhaltung und Neutralität kann schlechterdings nicht mehr die Rebe sein, sondern Jeder muß nach seiner gewissenhaften Ucberzeugnng einer der großen Parteien sich anschließen, die mit leidenschaftlicher Energie um den Erfolg ringen. In letzter Linie sind eS zwei Parteien, die hart aus einander' stoßen — die Ordnungsparlei, welche das bestehende Gute aufrecht erhalten und weiter entwickeln will, und die sociale Umsturzpartei, die Alles umwirft und die ganze Well nach ihren radikalen GleichheitStbeorirn neu ausbauen will. Der politische und sociale Kampf hat sich in den letzten Jahren in ganz besonderem Maße auch auf daS Gebiet der Gemeinde übertragen. Während man vor nicht langer Zeit bei den Eommunalwahlen in Deutschland noch nicht viel von der Existenz und der Wühlerei der social- demokratischen Partei merkte, ist da« nun wesentlich anders geworden, und wir sehen, daß diese Partei mehr und mehr die Gemeindewahlen als Agitalionsmittel benutzt, um für ihre Zwecke daraus Capital zu schlagen. Ueberall hört und liest man, daß eigene socialdemokralische Candidatenlisten auf gestellt werden, und hier und da hat eS die genannte Partei, durch daS dichte Beisammensein größerer Arbeitermaffcn be sonder» begünstigt, auch erreicht, daß „Genossen" in die Ge nie,ndecollegien gewählt wurden. Der hauptsächliche Grund dieser Wablerfolge war Uneinigkeit, die Gleichgiltigkeit und Träg- heikder Wähler der Ordnungsparteien, die sich durch die im Ge heimen betriebene rührige Agitation ihrer Gegner überrumpeln ließen. Zu den nord» und mitteldeutschen «tädlen, in denen schwächere und stärkere Minderheiten von Socialdemokralen ihren Einzug in die Stadtverordneten - Collegien gebasten haben, geboren Hamburg, Berlin, Magdeburg, Gera und Apolda. In Sachsen giebt eS unseres Wisse»« nach keine städtischen Collegien mit socialdcmokratischen Mitgliedern — sollten wir uns irren, so sind wir gern bereit, den Jrrthum zu berichtigen —, aber in den Dörfern in der Nähe der größeren Städte, wo eine zahlreiche Arbeiterbevölkerung wohnt, sind vielfach Socialiften zu GemeinderathS-Mitgliedrrn gewählt worden. Auch bei der socialdemokratischen Partei kommt der Appetit beim Essen, und so erleben wir es seit zwei oder dr« Jahren, daß sie mit aller Kraft bemüht ist, bei den Stadt- vcrordnetenwahlen in Leipzig Erfolge zu erringen. Solche Wahlen stehen wieder unmittelbar vor der Thür, und unsere socialdemokratischen Gegner sind rüstig an der Arbeit, um den nächsten Montag wenigsten» einige der Ihrigen durchzu drücken oder, wir sie zu scherzen belieben, „einige Hechte in den Karpfenteich" unseres Ätadtverordneten-Collegium» zu bringen. Es läßt sich nicht in Abrede stellen — und wir können nur auf daS Dringendste wünschen, daß alle ordnungs liebenden Bürger sich da- recht ernstlich gesagt sein lassen —, daß die Verhältnisse in unserer Stadt in Bezug auf die Ttadtverordnetenwahl in neuester Zeit von Grund au» sich geändert haben. Gerade darauf bauen die Socialdemokratcn bei dem von ihnen inscenirten Communal-Wahlfeldzug. Durch das rapide WachSthum der Bevölkerung und der wahl berechtigten Bewohner, daS sich namentlich auf die so genannten unteren Claffcn erstreckt, durch die Einver leibung der vielen, stark socialdemokratisch angehauchten Vororte ist die Liste der zur Stadtverordnetcnwahl be rechtigten Bürger so bedeutend angeschwollen, daß sie beute über 22 000 Namen solcher Berechtigten enthält. Man braucht nur 4—5 Jahre zurückzugreifcn, um sestzuslellen, daß damals etwa nur die Hälfte von Stadtverordneten- wählrrn vorhanden war. Ohne Zweifel hat zu dieser enormen Vermehrung der Wählerzahl der nachhaltige Eifer beigctrage», mit der die Leitung der socialdcmokratischen Partei in den letzte« Jahren bemüht war, die „Genossen" dazu zu bringen, daß sie sächsische Staatsbürger wurden und damit die Be dingung der Erlangung de» Wahlrechte» erfüllten. Diesem Eifer haben leider die Ordnungsparteien bei Weitem nicht daS gleiche rühmliche Bestreben entgegengesetzt, und daher kommt eS, daß man heute noch Hunderte und Tausende von Anhängern der antisocialistischen Parteien antrifft, die am nächsten Montag von den Wahlurnen fern bleiben müssen, weil sie das sächsische StaatSbürgerrccht nicht besitzen und deshalb nicht in die Wählerlisten haben eingetragen werden können. Wir sollten meinen, cs müßte jedem dieser minderwertbigen Bürger dies Bersäumniß, das er begangen, da» Unrecht, dessen er sich dadurch gegen da« Vater land und ihre Mitbürger schuldig gemacht hat, die Schamrötbe auf die Wangen treiben. Aber leider hat man sich in vielen Kreisen daran gewöhnt, da« bürgerliche Gewissen zu unter drücken, und eS für rin weit größere«, vor der Gesellschaft und den Freunden nicht zu rechtfertigendes vergeben zu halten, einmal am Gcattisch, m der Oper oder im Gewand- Haus zu fehlen. All« diese Umstände bringen es mit sich, daß wir «uch bei der diesmaligen Stadtverordnctenwabl wieder auf eine sehr beträchtliche Vermehrung der Zahl der abgegebenen socialdemokratischrn Stimmen uns gefaßt machen müssen. Die Socialiften pflegen überdies in Folge deS löblichen Eifer«, von dem sie in Betreff der Ausübung der ihnen ein- aeräumten staatsbürgerlichen Rechte durchdrungen sind, ein Eiser, der trauriger Weise den Ordnungsparteien immer noch abgeht, Mann für Mann an den Wahlurnen zu erscheinen. Brachte r« die socialdemokratische Eandidatc» liste vor einem Jahre schon auf über 4000 Stimmen, so werde» vou Denjenigen, welcht di« Verhältnisse genau kennen, diese-Mal sicher an die 6000 socialdrmokratische Stimmen erwartet. Da- ist bei im Ganzen 22 000 Wahl berechtigten gewiß ein hoher Proccntsatz, der, wenn die Ordnung-Parteien nicht aus der Hut sind und sehr zahlreich an der Wahl sich dcthciligen, möglicherweise rum Sieg führen kann. Würde zum Beispiel, wie eS früher oft dagewesen, nur die Hälfte der Wähler ihr Wahl recht ausübrn, so wäre, das ist unsere unumstößliche Meinung, der socialdemokratische Wahlsieg fertig. Cs muß, um das zu verhindern, eine viel größere Wahldelheiligung stattsinden. Wir wollen dankbar an erkennen, daß die Crkcnntniß dieser Nothwendigkeit sich schon bei den letzten Stadtverordnelenwahlen unseren Bürgern aufgedrängt bat; zwischen 70 und 80 Procent betheiligtcn sich damals an der Wahl. Zum Mindesten muß ein gleiches Berhältniß diese- Mal wieder stattsinden, damit der Ansturm der Socialdemokratie aus unsere Stadtverwaltung zurückgeschlagen werden kann. Unsere Bürger müssen sich unbedingt von dem Gedanken leiten lassen, daß die Stadtverordnetenwablen in der heutigen Zeit ganz dieselbe Bedeutung haben und in Folge dessen genau dieselbe ernste und allgemeine Berücksichtigung beanspruchen, wie die Wahlen zum Reichstag und Landtag. Zum Glück für die Sache der Ordnung sind die sie ver tretenden Kreise der Bürgerschaft einig aus dem Kampsplatze erschienen, so daß der socialdcinokratischcn Eandidatcnliste nur eine einzige Liste der vereinigten Ordnung-Parteien ent- gegenstekt. Es wird, wie wir hören, zwar noch eine dritte Liste erscheinen, welche wir kurz als die Liste MeloS be zeichnen können, sie fällt jedoch schwerlich besonders in« Ge wicht und dient hoffentlich nur dazu, der weitaus haßten Zahl der Anhänger dcrOrdnungsparleien diePflicht einmütbigcn und energischen Handelns noch mehr einzuschärfen. Daß eine gemeinsame Eandidatcnliste dieser Parteien zu Stande «kommen ist, bat zwar einige Müde bereitet, indessen eS al sich gezeigt, daß in einem großen Theilc unserer Bürger schaft nach wie vor der patriotische Gedanke in aus reichendem Maße lebendig genust ist, um gegenüber der socialdemokratischrn Gefahr einig zu sein, und alle etwaigen Bedenken und einseitigen Interessen zurücklrcteii zu lassen. Wir dürfen die Erhaltung deS CartelS der Ord nungsparteien in unserer Stadt als die erste schöne Frucht der diesmaligen Stadtverordnetenwablen freudigen Herzens betrachten find sind auch überzeugt, daß die OrdniingSparteien im Zeichen dieser Einigkeit wieder, wie in früheren Jahren, siegen werden. Welche Bedeutung ein Sieg der Socialdemokratie für unsere Stadt und insonderheit für den Geldbeutel der Steuerzahler haben würde, da- darzulegrn wird die Auf gabe eines weiteren Artikel- sein. Deutsches Reich. 8«. Berlin, 1. December. Die Möglichkeit, daß Herr Ahlwardt in den Reichstag eintrrten könne, sowie die Tbat- sachc, daß der Reichstag bereit- l l Anträge ans Einstellung vonStrafvcrfahren gegen Abgeordnete (sämmtlich wegen Beleidigung) angenommen bat, veranlassen die „Köln. Ztg.", dem Parlament für die Zukunft eine geänderte Praxis in Bezug auf derartige Anträge zu empfehlen. Kennzeichnender Weise wird auch in der deutschfreisinnigen Presse dem Reichs tag der nur schlecht verhüllte Wunsch entgcgengetragen. Ahlwardt und nur diesen ander- zu behandeln als seine Borgängcr. Dem Kölnischen Blatt liegt diese Ein seitigkeit ferner, cs wünscht die Beseitigung eines all gemein empfundenen UebelslandcS. Den vorgeschlagenen Weg zur Abhilfe wird der Reichstag aber kaum be treten, und wir wüßten auch nicht, wie er da« Abweichcn von einer mehr als 25jährigen Hebung begründen konnte. Läßt sich der Reichstag herbei, in den Falle», wo eS sich nicbt um gemeine Verbrechen handelt, in eine Prüfung des Sach verhaltes einzutrctcn, so wird eS unmögliai sein, immer u»b in allen Fällen den Schein von Parteilichkeit zu vermeiden, und daS wäre von Ucbel. Die Abhilfe läßt sich ohne andere Unzukömmlichkeiten nur auf dem Wege der Gesetzgebung berbci- filbren, indem nämlich, wiesckon oft vorgcscklagcn,die Berfassungs- Bestiuilnuiig über die Immunität der Rcichstagöabgcordnctcn geändert wird. ES ist nahezu allgemein anerkannt, daß die geltende Bestimmung Eonsequenzrn gezeitigt ha«, die der Ge setzgeber nicht wollte. Daß dir für gewisse Bergehen that- sächlich vorhandene Straflosigkeit der Abgeordneten dem RechtSbewußtsein des Volkes widerstreitet, ist gleichfalls iemlich allgemein anerkannt. Die NechtSuiigleichheit ist ui» o crasser, als die Abgeordneten schon krast der ihnen ver fassungsmäßig zustebcnden unbeschränkten Redefreiheit in der Lage sind, sich ungestraft an der Privatcbre zu vergreifen. So lange e» möglich bleibt, sich auch der Verfolgung wegen außerhalb der AbgeordnetenthLtigkeit verübter Beleidigungen ,u entziehen, so lange ist ein doppelte« Privilegium in Bezug auf diese Strafthat für die Abgeordneten vorhanden. — Berlin, l. December. Als der Amerikaner Poultney Bigclow wiederholt die Dreistigkeit hatte, den Fürste» Bismarck zu verunglimpfen, und die noch größere Dreistig keit, sich als Interpreten der Ansichten und Absichten des dcutscheil Kaiser« aufzuspielen, kam es nicht selten vor, daß freiwillige und andere Gouvernementale ihren Lesern die Ungezogenheiten und Albernbeiten de- Amerikaners in einer Weise servirtrn, die man kaum ander« als eine billigende bezeichnen konnte. Daß an diesem Versabren der Respcct vor dem politischen Verstände und der Sachkcnntniß de« Herrn Poullnry Bigclow unbethciligt war, geht au« dem Unheil hervor, welche« die „Nordd. Allg. Ztg." au« Anlaß der Besprechung eine« neuen Bigelow'scheo Buche- (das sich allerdings nickt mit deutschen Zuständen zu besaffrn scheint) fällt. DaS Blatt schreibt vo» den politischen Bemerkungen deS Herrn, es möchte sie „am liebsten al- eine besondere Art von amerikanischem Humor betrachten, der mit Bezug auf europäische Dinge, für die ihm daS Verständniß abgebeu muß. weil dir Vorbedingung einer genügenden Kcnntniß der That- sacheu fehlt, sich den Eingebungen einer ziemlich frriwaltrodrn Phantast« überläßt." Nun also! V Berlin, 1. Decembrr. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung deS Ahlwardt-ProcesseS beantragte der Verlheidiger des Angeklagten die Vertagung der Berhand- lung und die Vorladung weiterer Zeugen. In einem schriftlich überreichten Antrag machte der Angeklagte geltend, daß er physisch wie geistig außer Stande sei, den Verhand lungen mit der nöthigen Aufmerksamkeit zu folgen. Der Staatsanwalt wies darauf hin, daß ein ganz beispielloser Verschleppung« an trag vorliege. Nach kurzer Berathung des Gericht-böses wurde der Vertagungsantrag abgclehnt und beschlossen, ll von den vom Angeklagten genannten Zeugen vorzuladen. Berlin, 1. December. (Telegramm.) In in» und ausländischen Prcßorgancn wird wieder viel von an geblichen Neiseplänen de« Kaiser« im nächsten Jahre gesprochen. Hierzu erfahren wir von zuverlässiger Seite, daß jetzt solche ReisediSpositionrn für da« nächste Jahr noch gar nicht getroffen seien. Alle entgegengesetzten Nachrichten beruhen aus Combination. Auch über eine Nordlandsfahrt ist nock nicht« bestimmt. — Bekanntlich bat König Humbert alle befreundeten Hose benachrichtigen lassen, daß er seine im April nächsten JabrcS stattfindeiide silberne HochzeitS- feicr in aller Stille begeben werde. Demgemäß hat der Kaiser von der anfänglichen Absicht, der Feier mit seiner Gemahlin beizuwohne», Ach st and genommen. — Die „Nat.-Ztg." schreibt: Die „Kreuz ztg." beschäftigt sich mit der nach ihrer Ansicht höchst üblen Lage der — National-LlberalenI Und die- nach dein seit einem Jahre im conseruativen Lager tobenden Kampf Aller gegen Alle, und angesichts drS nur mit Zittern und Zagen von der äußersten Rechten erwarteten conservative» Parteitags. Die National- Liberalen sind ja bei dem Besitzstände, den die Wahlen von 1890 ihnen oiigciviescn, zur Zeit nicht gerade politische Millionatre. Aber wenn die „Kreuzztg." die Lage dieser Partei unbefriedigend findet, so kann man nur auSrufen: „Daß Gott erbarm'I Der Bettler Jru» schilt den Krösus orm." — Wie der „Schles. Zeitung" mitgetbeilt wird, bat der Minister des Innern sick nunmehr eiitscklossen, das Nacht- wachlwesen indenStädlen mit königlicher Polizei verwaltung, ausgenommen Berlin, am 1. April 1893 noch nicht auf den Staat zu übernehmen. Vielmehr soll das Nachtwachtwescn in den erwähnten Städten provisorisch auch über den bezeichncten Termin hinan« nock bei den be treffenden Stadtverwaltungen verbleiben. Veranlaßt ist diese Entschließung ganz allein durch den Mangel an Sckutzmannmaterial, der so groß ist, daß die Durchführung der im klebrigen fest beschlossenen Uebcr- nahme de» NachlwachtwescnS der Städte mit königlicher Polizciverwallung auf den Staat nur nach und nach zu ermöglichcn sein wird. lieber die Verwendung der nach dem Polizcikostcn-Gcsetzc von den Städten mit königlicher Polizciverwaltuug vom 1. April 1893 ab zu zahlenden Bei träge zu den Ausgaben dieser Verwaltung, „insbesondere auch zur Vermehrung der Landgendarmerie behufs Ausdehnung der Thätigkcit derselben aus die zu Landkreisen gehörigen Stadtgemeinden und behufs Verstärkung derselben in den Vororten der einen eigenen Kreis bildenden Städte mit cominunalcr Polizciverwaltuug", wie eS in dem Gesetze heißt, steht die Entschließung de« Ministers des Innern noch immer aus. Sie wird, wenn nickt eher, in dem Entwurf« de« StaatShauSbaltSetatS für 1893/94 bekannt gegeben werden. — Die Militair Posten auf den Höfen der Gefängnisse werden vom l. Januar 1893 ab eingehen; dafür sollen die Gesangenen-Aufsehcr mit Revolvern ausgerüstet werden. — Vor Kurzem ist daS stellvertretende nichtständige Mitglied des NcichSversicheruiigSamtS a»S dem Stande der land- und forstwirthschaftlichcir Arbeitnehmer, Dahte au« Friedrickshagen bei Berlin, gestorben. In seine Stelle rückt gesetzmäßig der zweite Stellvertreter rin. Da aber dessen Stelle bei dem großen Umfange der Arbeiten deS RcichSvcrsichcruiigSamlS eine baldige Wicdcrbesetzung fordert, so ist die bayerische Regierung, auf deren Vorschlag der Verstorbene berufen worden war, ersucht worden, rin neues stellvertretendes nichtständiges Mitglied aus dem Stande der land- und sorftwirthschaftlichen Versicherten io Vorschlag zu bringen. — Auch die fürstlich Lipppescke Regierung hat jetzt an den BundeSratb den Antrag gerichtet, zu beschließen, daß die säninitlichen Ticfbaubetricbe deS FUrstenthuwS Lippe vom l. Januar 189.3 an au« der Tiefdau-Berufögcnossenschafl auSscheidrn und vom gleichen Zeitpunkte an dir Unfall versicherung dieser Betriebe durch den Staat Lippe erfolgt. — Eine Mittheilung der „Frkf. Zeitg.", von der die „Nordd. Allg. Ztg." sagt, sie stamme „offenbar au« unter richteten Kreisen", kündigt betreff« der bevorstehenden Re organisation der preußischen Staatsverwaltung an, dag die elf Eiscnbahndircctionen aufgelöst und an deren Stelle drei Gcneraldirectioncn mit den Sitzen in Berlin, Brombcrg und Köln gebildet werden sollen. Die Befugnisse der BetriebSämtcr sollen bedeutend erweitert und diese selbst in BelricbSdirectioncn umgewandelt werden. Die Reform solle mit dem t. April 1894 in Kraft treten. — Der Oberpräsident Achenbach hat durch Erlaß vom 28. v. M. daS von der Berliner Stadwerordneten-Versammluna festgesetzte Gehalt für die Stelle de- Bürgermeister» auf 1500»^! und für die vacant werdende Stadtrathsstell« auf 7000 genehmigt. * Schwert«, 30. November. Die Negierungen von Meck- lenbnrg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz beantragten beim Landtag, daß die Militairgerichtsbarkeit auf Preu ßen übergehe. * Hambur«, 1. December. Zur RcichStagSwahl im Wahlkreis Arnswa lde-Frirdebrrg schreiben die „Ham burger Nachrichten": „Die ArnSivalder Wahl läßt keine andere Deutung zu, al- die, daß Las Vertrauen, welches Regierung und conservative Partei dort bisher genossen haben, nicht mehr besteht. Diese Thotsache kann aus der Politik, die der neu« Lurs »ingeschlagen hat, erklärt werden; aber e« ist nicht btos die VertranenSaufkündigung, di« in Betracht kommt, sondern auch der Umstand, daß das entzogeen Vertrauen dem Rector Ahlwardt zugewendet worden ist. Wir halten die antisemitisch« Agitation für praktisch erfolglos und für nachtheilig. Aber auch wenn man sich aus den Standpunct Der jenige» stellt, dt« dies» Agitation aus Jnstinct oder Leidenschaft
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