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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892121001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892121001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 8565 fehlt, fehlerhafte Bindung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-10
- Monat1892-12
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Dabellarischer und Ztffernja» nach höherem Tarif. Extra-vetla-ea (gesalzt), aor mit de> Morgen-Ausgabe, ohne Postbefärderuug >l 60.—, mit Postbesörderullg 70.-. Annahmeschluß str Inseraler Abend-Anrgabe: Vormittag» 10 Uhr. Margen-Au«gabe: Nachmittag» »Uhr. Soun- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen nah Annahmestelle» je ein« halb« Stunde früher. Inserat« stad stet» an dia Ex-edtti«« za richte». Druck und Verlag von E. Polz ta Leipzig. «3«. Sonnabend den 10. December 1892. 88. Zchrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 11. December, Bormittags nur bis Vsv Uhr geöffnet. LxpeüMon ü«8 l'LrstzdiattLs. Amtliche Bekanntmachungen. Holzauktion. Dienstag, den IN. December d. I., sollen von Vormittags 9 Uhr an auf dem Mittclwaldschlage in Abth. 1» des Burgaucr Forstreviers, zwischen den Böhlitz-Ehrenberger Wiesen und der Fluthrinue ca. 180 starke Abraumhause« und - 250 starke Laughausen unter den im Termin öffentlich aushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: am früheren alten Forsthause bei Böhlitz- Ehrcuberg. Leipzig, am S. December 1892. De» Rath» Aorstdeputation. Nutzholz-Auktion. Donnerstag, den IS. December, d. I». sollen von Bor- mittags 9 Uhr an auf dem Mittelschlaawalde in Abth. 1» des vurgauer Forstrevier», zwischen den Böhlitz^Lhreuberger Wiesen und der Flutbriunr 77 Eichen-Kkütze vou 38—127 om Mittenstärke und 2— 9 w Länge, 39 Buchen- - - 25- 55 - - - S— 7 - 41 Rüstern- » 17— 70 - - - 8— 9 - 18 Linden- - 55— 69 - - 8—10 - 2 Ahorn- - - 18— 25 » - - 5- 6 - 36 Eschen» - 17 — 46 - » .2—9 - 5 Masholder- 23— 38 - - . 4— 7 - 2 Pappel- - 36 »chirrhSlzer - 21— 23 - * - 4— 5 * - u. unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft : am früheren alten Forsthause bei Böhlitz- Ehrenberg. Leipzig, am 2. December 1892. De» RathS Forftve-utation. Vergebung von Erd- UN- Masterarbeiten in Reichenbach (Vgtl.). Die zur Verlegung von Telegraphenkabeln ans der Strecke von dem Posthause in Reichenbach (Vogtland) durch die Zwickauer- und äuffere Zwickauerstraße bi« zuin Anschlutz an die Leipzig-Hoser Eisen- bahnltnie auf der Nordfeite der in der äußeren ijwlckaucrstrab« liegenden Bahnübersührungsbrücke erforderlichen Erd-, Pflasterung»-, Chaussirungs- und Bekiesnnglarbeitea — etwa 510 w Baustreck» — sind zu vergeben. Die näheren Bedingungen können bei der Ober-Postdirection in Lrivjig. Zimmer Rr. 258, sowie bei dem Postamte in Rcichen- bach mährend der GeschäflSstunden eingesehen, auch von dem ge nannten Postamt« gegen Entrichtung von SO ^ Schreibgebühren bezogen werden. Angebote sind mit der Aufschrift: „Kabelverlegung tu Retchcn- bach" versehen, verschlossen und portostet bi» zum 28. December d. I. 12 Uhr Mittag» an die Ober-Postdirection hier zu richten, bei welcher zu dielein Zeilpuncte In Gegenwart der etwa erschienenen Anbieter die Eröffnung der Angebote erfolgen wird. Die Arbeiten werden tm Frühjahr au-geführt werden, sobald dl« Erde stoststet ist. Leipzig, S. December 1892. Der Kaiserliche Vbcr-Voftdtreelar. Walter. Ausschreibung. Für da» zur Förderung und Hebung der hiesigen Messen zu errichtende Amt, welches insbesondere auch al» Auskunstsstelle für die Meßbesucher zu dienen hat. wird ein Vorsteher gesucht, der womöglich mit akademischer Bildung die erforderliche Kcnntniß der Handels, und Industrie-Verhältnisse im Allgemeinen, insbesondere aber der Leipziger Verhältnisse, Erfahrung in der Erledigung und Leitung der Geschäfte und Gewandtheit im schriftlichen wie im persönlichen Verkehr verbindet. Di« Höhe de- Gehalt» und di» sonstigen Bedingungen bleiben der Vereinbarung Vorbehalten. Bewerbungen sind bi» zum 15. Deeemher d. I. schriftlich bei unserer Kanzlet, Neue Börse, Tr. X. I.. einzureicheu. Leipzig, Ende November 1892. Die Handelskammer. A. Thteme, Vorsitzender. vr. Gensel, S. In der Zeit vom 6. bi- zum 1l. November dieses Jahres sind aus der Kirche zu Seegeritz bet Taucha mittelst Einbruch« zwei ', Meter hohe zinnerne Litarleuchter und da» zinnern« Taufbeck gestohlen worden. Es wird dies mit der Mittheilung bekannt gemacht, daß für Denjenigen, durch desseu Angabe» di« Ermitteiuug der Lieb, getiugt, von privater Seite eine Belohnung vou 10V Mark ausgesetzt ist. Leipzig, de» 7. December 1892. Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Groß Versammlung äss Lrrlliedsn ösrirksvsrsms IsSiprig-Ltaäl vonnorotag, cke» 15. voeemder 1892, Xdencks 6 Vkr iw 8»»l, äor 1. Ldkgoroahuis. TvUvmneäu«»», 1) IVablo». XL. Hierbei Wieck bemerkt, cka« um 7 vbr cker IVabluet kltr cki« stv» aptitar «io- tretkavckev Airgliecker ge»cdlc>««n iet, 2) Vereine- uock ütuockeeuogvlsgenksiten. 8) RovtwnogmdlsgnnL ckar LaaoevkNbrer äs« Leastkmeerain» uuck ckar Sterdeea—v. vr. Lenrlol. Die Beerdigung unseres verstorbenen Collegcn, des außerordentlichen Professors der philo sophischen Facultät Herrn vr. pti. Rudolf Feydel findet Sonntag, den 11. December, Nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause, Leipzig-Gohlis, Ulrich straße 2, aus statt. Für diejenigen Herren Collegcn, welche an derselben theilnehmen werden, stehen Wagen von V-2 Uhr an vor dem Augusteum bereit. Leipzig, am 8. December 1892. Der Rector der Universität. v. Bricger. Unberechtigte Einmischung und berechtigter Rath. * Der uns aus Rom zugegangene Artikel, den wir kürzlich veröffentlichten und der eineLockerung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Italien sür den Fall in Aussicht stellre, daß Graf Caprivi die Annahme der Militairvorlage durch Concessionen an das Centrum zu erreichen suchen sollte, Kal begreiflicher weise einiges Aussehen erregt. Bon vielen Seiten sind unS Zuschriften zugeganaen, die uns den Dank der Verfasser für die Aufnahme des Artikels aussprechen, von anderer Seite aber auch Briese, in denen Protest gegen den angeblichen Versuch eines italienischen Politikers eingelegt wird, „in innere deutsche Angelegenheiten sich zu mischen". In einem dieser letzteren Briefe wird ausgefuhrt, Deutschland habe sich nie in die inneren Angelegenheiten seiner Verbündeten gemischt und mit Recht habe Fürst Bismarck es als die erste Grundbedingung der Dauer unserer Bündnisse be zeichnet, daß jede der verbündeten Mächte sich sorgfältig jeder derartigen Einmischung enthalte. Nie habe er, so lange das Dreikaiser-Verhältniß bestand, der berechtigten Mißstimmung über die Behandlung der baltischen Provinzen durch Ruß land Ausdruck gegeben, nie dem Grafen Taaffe einen Rath bezüglich der nicht unbedenklichen inneren österreichischen Politik zu ertbeilcn versucht. Derselben Entbaltsamkeit habe sowobl Fürst BiSmarck als auch sei» Nachfolger sich Italien gegenüber befleißigt und deshalb dürfe Deutschland mit vollem Rechte fordern, daß auch Italien sich um seine und nicht um unsere innere Politik bekümmere und vor Allem jeder Drobung sich enthalte. Und als besonders ungehörig und zugleich als thöricht sei der italienische Versuch zurückzuweisen, Einfluß auf die Kirchen- und Schulpolitik Preußens und Deutschlands zu gewinnen und einem Friedensschluffe zwischen der Negierung des führenden deutschen Staates mit seinen katholischen Bürgern enigegenzuarbciten. Wenn auf irgend einem inneren Gebiete das Ausland nichts hinein zureden habe, so sei cs das Gebiet der Kirchen- und Schul politik, und wenn Preußen zu jenem inneren Frieden gelange, so werde das allen Verbündeten Deutschlands nur zum Vor theile gereichen. Vielleicht entschließt sich unser politischer Freund in Rom, dem wir diesen Brief übersendet haben, zu einer Antwort auf denselben. Da aber dieser Brief indirect auch gegen unS sich richtet und gegen unS den Vorwurf erhebt, wir hätten einem Ausländer eine unberechtigte und obendrein thörichte Ein mischung in unsere inneren Angelegenheiten gestattet, oder ihn Wohl gar dazu aufgesordert, so erlauben wir uns vorläufig eine Antwort aus diesen Vorwurf, den wir mit aller Ent schiedenheit zurückweisen. Höchst seltsam nimmt er sich im Munde eines Mannes aus, der von einer „berechtigten Mißstimmung" über die Be handlung der baltische» Provinzen durch Rußland und von der „nicht unbedenklichen inneren österreichischen Politik" spricht. Ist es ihm erlaubt und glaubt er sich berechtigt, m solcher Weise von der inneren russischen und österreichischen Politik zu reden, ohne sich dadurch einer unberechtigten Ein mischung in die inneren Angelegenheiten beider Mächte schuldig zu machen, so wird er es schon gestatten müssen, daß unser römischer Freund auch unsere neuere innere Politik als nicht unbedenklich bezeichnet und die Gründe dieser An sicht entwickelt. Oder meint der Herr Bricfschreiber, der Deutsche dürfe sich etwas berauSnehmen, was der Italiener sich nicht erlauben dürfe? Doch nein; wir wollen dem Herrn nicht Unrecht thun Er berust sich ja aus Bismarck, der ein Muster in der Enthaltsamkeit auf diesem Gebiete ge wesen sei. Aber übt er selbst diese Enthaltsamkeit? Nein. Und warum nicht? Weil er weiß, daß Fürst BiSmarck nur von amtlicher Einmischung oder von der Einmischung amt licher Personen gesprochen hat, nicht aber von den kritischen Bemerkungen der Presse und privater Persönlich keiten. Kritische Bemerkungen letzterer Art über die innere deutsche Politik hat Fürst Bismarck nie als unberechtigt zurückgewiesen, er hat sic im Gegentbeil stets fleißig studirl und als werthvolle Ergänzungen der diplomatische» Berichte angesehen, die ihm von Gesandten unv Botschaftern zngingen Er hat auch niemal« der deutschen Presse verboten, sich mit den inneren Angelegenheiten befreundeter und verbündeter Staaten in geziemender Weise kritisch zu beschäftigen. Er hat e« im Gegentheil stet» für ganz zweckdienlich gehalten, wenn die deutsche Presse eine solche Kritik und damit eine Pflicht übte, die er in seiner amtlichen Eigenschaft nicht üben durfte. Und eben weil der Herr Briesschreiber da weiß und in seiner Eigenschaft als Privatmann eS für durch aus erlaubt und ungefährlich erachtet, seine geehrte Ansicht über die innere Politik befreundeter und verbündeter Staaten offen auszusprechen, spricht er seine Ansicht über die russische und die österreichische innere Politik kühn wie ein Recke aus. Aber wie in aller Welt kommt er denn dazu, unserem römischen Freunde den Mund verbieten zu wollen und seine Kritik der inneren deutschen Politik mit entrüsteter Ver weisung auf die amtliche Enthaltsamkeit eine« Bismarck al« unberechtigte Einmischung zu bezeichnen? Unser römischer Freund hat nickt die Ehre, Minister oder gar Minister de« Auswärtigen zu sein, und wir haben die Ehre, weder ein anerkanntes, noch ein verkapptes officiöseS Organ zu sein. Wir und unser römischer Freund sind mindeste«« ebenso frei und unabhängig, wie der Herr Brief- sckreiber, und haben also genau dasselbe Recht, wie er, uns über alle möglichen inneren Angelegenheiten irgend eines Staates kritisch und mahnend zu äußern. Wir sind sogar noch unabhängiger, als der Herr Briesschreiber, da wir nicht von der fast komischen Auslassung besangen sind, ein nicht amtlicher Deutscher habe mehr Rechte und Pflichten, als ein nichtamtlicher Ausländer, der an der Erhaltung des Drei bundes genau dasselbe Interesse hat, wie jeder Deutsche, dem nicht die persönlichen Interessen des Papstes höher stehen, als die Sicherheit des Vaterlandes. Und als ein Deutscher der letzteren Art stellt sich der Verfasser des Briefes heraus, der uns und unserem römischen Freunde den Mund über die Folgen einer centrumssreundlicken preußischen und deutschen Politik ver bieten möchte. Es ist päpstliches Interesse, nicht deutsches, was dem Herrn Briesschreiber die Feder führt und ihn zu der komischen Inconsequenz führt, sich selbst zu erlauben, was er einem Anderen untersagen zu dürfen meint. Die eindringliche Vorstellung unv Mahnung unsere- römischen Freunde« könnte dazu fuhren, daß Gras Caprivi weniger an die Befriedigung des Centrums, als an die unheilvolle Rück wirkung einer klerikale» deutschen Politik aus den Dreibund, seine Festigkeit und somit an unsere eigene Sicherheit denkt. Diese Besorgniß erklärt die grobe Inconsequenz, und sie erklärt zugleich den kaum minder groben Irrthum, ein „Frieden der preußischen Regierung mit ihren katholischen Bürgern" werde allen Verbündeten Deutschlands zum Bortheil« gereichen. Ja,wenn Katholisch und Ultramonlan gleichbedeutend wäre, wenn nicht der deutsche Katholicismus beinahe vollständig im Bann des ultramontanen CentrumS stände und dieses nicht in der Papstfrage eine ganz andere Stellung einnähmc, als der überwiegende Theil des katholischen Italiens! Dann wäre ein Friede der preußischen Regierung mit dem Centrum wenigstens für Italien und den Dreibund nicht gefährlich. Aber wo und wann, geehrter Herr Briesschreiber, haben Sie in einer vom Centrum einberusencn Versammlung ge hört, daß Protest eingelegt worden sei gegen die lediglich einem rein persönlichen Wunsche des Papste« Rechnung tragende Forderung der Wiederherstellung der weltlichen Macht des PapstthumS? Haben Sie selbst den Muth, Protest gegen diese Forderung cinzulegen, oder gar den Muth, uns zu versichern, daß nach einem Friedensschlüsse mit dem Centrum, d. h. nach einer Unterwerfung der Staaten auch unier die Forderung der Aushebung de« Iesuitengesetze«, nach Wiederzulassung der übrigen Orden und nach völlig freier Hand des römischen Cleru« in den Schulen nicht die ganze katkoliscke und katholisch zu machende Jugend con- sequent und snstemalisch mit der Ueberzeugung erfüllt wird, cs sei die heiligste Pflicht, dem Papste wieder zur weltlichen Herrschaft zu verhelfen, und ein Frevel, den italienischen „Thronräuber" im Besitze seiner sacrilegischen Macht zu lassen? Können Sie das und wollen Sie das versichern und haben Sie nicht vielmehr die „löbliche" Absicht, nach dem ersehnten „Friedensschlüsse" im Verein mit de» frommen Vätern Jesu und den Mitgliedern der übrigen Orden nach Kräften dahin zu wirken, daß katholisch „Trumpf" in Deutsch land und der letzte Trumpf von dem ultramoiitan-katholischen Deutschland gegen das „räuberische" italienische Königthum zu Gunsten desselben Papste- auSgespielt werde, der mit den Feinden des Dreibundes gegen die Sicherheit seiner Theile conspirirt? Wir brauchen auf diese Frage keine Antwort; Ihr Brief ist deutlich genug, vielleicht gegen Ihren Willen. Und weil er daö ist, werden wir erst recht den Mund aufthun, um nach unserem Rechte und unserer Pflicht als unabhängige Deutsche die Lenker des neuen Curses auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die durch die weitere Verfolgung diese« Curses herauf beschworen wird: und gerade deshalb werden wir auch unab- bängigen, dem Dreibünde freundlichen auswärtigen Stimmen Gehör zu schaffen suchen, die vielleicht besser als diScrete amtliche Berichte die Lage der Dinge, die wirkliche Größe der Gefahr erkennen lassen. Gras Caprivi wird hoffentlich gleich seinem großen Vorgänger solchen unabhängigen Stimmen mehr Gewicht beilegen als vaticanisch beeinflußten, die in ihrer Sorge um die Privalwünsche de« Papstes der komischen Inconsequenz verfallen, als unberechtigte fremde Einmischung mit scheinbarer patriotischer Entrüstung unter Berufung aus BiSmarck rurückzuweisen, waS sie auf Grund der BiSmarcksschen Praxis sich selbst herausnehmen zu dürfen meinen. Deutsches Reich. »». Vrrlin, 9. December. Wie hoch beläuft sich die Ein buße der Brennereien nach dem neuen Steuer gesetzentwurf«? Die Antwort mag au« folgendem Rechen- exempel entnommen werden. Von der erzeugten SpirituSmeng« genoffen zuletzt rund 2 Millionen Hektoliter die Wohlthat de« niedrigeren Satzes der Verbrauchsabgabe. Davon entfielen rund l,5 Millionen auf da« ebemalige Gebiet der nord deutschen Steucrgemeinsckaft, für welche zum niedrigeren Satze 4.5 l auf den Kops der Bevölkerung hergestellt werden dursten. Dieses Eontingent soll jetzt aus 4 > ermäßigt werden. Für 167 OVO von den anderthalb Millionen Hektoliter ist also dann dir höhere Steuer zu entrichten Unter der Voraus setzung, daß die Differenz von 20 -F den Brennern voll zu Gut« kommt, würden ihnen demnach 20X167 »00 gleich rund drei und eine Drittel Million Mark von dem viel berufenen Millionengescheak verloren gehen. Al« „Reform" von irgend wie durchgreifender Bedeutung ist dies zum Mindesten noch nicht anzuerkennen. Der ursprüng liche Vorschlag des ReichsschatzsecretairS ging erheblich weiter. Er wollte zunächst ebenfalls das Eontingent um jene 167 000 ül vermindern, jedoch für die verbleibende ContingentSmenge von 1 333 000 kl den Steucrabstand vom höheren Satz um 5 vermindern. Aus anderthalb Millionen x 20 hatten die Brennereien bisher die Vergünstigung von 30 Millionen Mark. AuS 1 333 000 x 15 hätten sie künftig nur eine Vergünstigung von 20 Millionen gehabt. DaS wäre eine Minderung um volle 33^/z Proccnt gewesen. Der Bundes rath hat sich mit IN/« Procent begnügt. Für Süddeutsch land bleibt das „Geschenk" vollkommen aufrecht erhalten, es wird dort auf rund 10 Millionen berechnet. Das „40-Millionen- Geschenk" — insoweit eS eben ein solches ist — wäre also auf 36?/, Millionen herabgebracht. Daß die Brenner diesen bescheidenen Ausfall zu tragen im Stande sind, wird wohl nicht Gegenstand eine« Streites werden. ck! Berlin, 9. December. Sehr richtig hat der Abg. Alex. Meyer in einer Versammlung in der Provinz Sachsen bemerkt, daß die Entscheidung über die Militair vorlage beim Centrum und bei den Nationallibereleu liege. Ebenso richtig hat er hinzugesügt, daß die ReichSlags- abgeordneten die letzte Entschließung beider Parteien wohl auch nicht früher erfahren würden, als alle übrigen Sterb lichen. Der Zustand der Ungewißheit, in dem man sich bis Ostern befinden wird, hat natürlich viel Unbequemes an sich, und er kommt nahe an die Grenze des Unerträglichen, da die Regierung durch das Osficiöscnthum reichlich dafür gesorgt hat, daß dieser Zustand schon mehrere Monate vor der Reichslag- session begann. Dennoch muß eS dabei sein Bewenden haben, daß erst die endgiltige Entscheidung über die Vorlage auch endgiltige Entschließungen der parlamentarischen Parteien mit sich bringt, nickt nur der Nationalliberalen und Ultramontanen, auck der Conservativen und — wenn sie klug stob, auch der Freisinnigen Die CentrumSpartei spielt dasselbe Versteckensspiel wie im Jahre 1890 und sucht Ber- bindungSsäden, wo irgend es angeht; ihr ist die Vorlage nur Mittel zum Zweck» um die eigene Parteiherrschast wiederherzustellen. Gelingt es ihr, den Verbindungsstrom aus den Drähten der Mittelparlei auf die de« schwarzen Cartet« abzuleiten, so wird sie dafür voraussichtlich jeden Preis bewilligen, namentlich, w.nn eS unter erneuter Wahrung und Förderung der agrarischen Interessen sich ermöglicht, wozu jetzt alle Aussicht eröffnet ist. Der Ent schluß des Centrums ist aber insofern von Bedeutung, als er die gesammte innerpolitische Situation, vielleicht auf sehr lange Zeit hinaus, bestimmt, und wir haben den Eindruck, als ob auch Herr vr. Meyer zugeben wollte, daß au« jenem Entschluß sür die übrigen Parteien inSgesammt, also auch für die freisinnige, gewichtige Conscquenzen sich ergeben müssen. )-( Berlin, 9. December. (Telegramm.) Der Bundes» rath hat in seiner heutigen Plenarsitzung der Vorlage, be treffend den FreundschaftS-, Handels- und Schiff- sahrtsvertrag mit Columbien den Ausschüssen für Handel und Verkehr, sowie sür Iustizwesen überwiesen und den Ausschußanträgen wegen Wiebervorlegung de- Gesetz entwurf« gegen den Berralh militairischer Geheim nisse, sowie des Gesetzentwurfs wegen üraänzung der Be stimmungen über den Wucher an de» Reichstag zu ge stimmt. — Der „Reichsanzeiaer" veröffentlicht die Er nennung des OberlandgerichtSrathS von Pape in Köln zum ReichsgerichtSrath. --- Berlin, 9. December. (Telegramm.) Die „Kreuz- zcitung" veröffentlicht heute an leitender Stelle ein Nachwort zum conservativen Parteitag und läßt sich darin un gefähr wie folgt aus: Die conservative Partei habe jetzt ihr Programm in zeitgemäßer Weise uingestaltet, ohne mit ihrer Vergangenheit zu brechen. Dir Beschlüsse vom 8. December 1892 sind für die Zukunft der conservativen Partei von höchster Bedeutung. Die Partei werde nun hoffentlich immer mehr Anhänger auch in den Parlamenten gewinnen. Die Hauptsache, die Judenfrage, sei in durchaus befriedigender Weise gelöst worden, und was noch von Bedeutung sei, werde später noch erledigt werden. — Der „HanibH. Corr." erhält aus Berlin folgende Zuschrift, deren Bestätigung abzuwarten ist: „In militai- rischen Kreisen hat die Beweisaufnahme im Processe Ahlwardt mit ihren neuesten Ergebnissen ernsteste Auf merksamkeit erregt. Angesichts der jüngsten That- sachen und Erfahrungen neigt man allmälig der Meinung zu, daß künftighin die Herstellung von Gewehren nicht mehr Privatfabriken in Lieferungen zu geben, sondern den staatlichen Werkstätten Vorbehalten bleiben soll. Hinsichtlich der Löwe'schen Gewehre aber ist mit Bezug auf die sestgestellten Unregelmäßigkeiten in der Fabrik wie bei der Ablieferung von höheren Osficieren die Ansicht aus gesprochen worden, daß cs sich empfehle, sämmt liehe von Löwe gelieferten Gewehre demselben zu rück zu geben und dafür m den staatlichen Anstalten neue ansertigen zu lassen." — Dir „Bert. Ztz." meldet au- angeblich durchaus glaub würdiger (?) Quelle, daß Rector Ahlwardt auf Veran lassung des Kriegsministers wegen LandesverrathS und Hehlerei in Anklagczustand versetzt wird, ebenso der Rechtsanwalt Hertwig wegen Beihilfe. Die Unter suchung bezieht sich auf di« Weselrr Aktenstücke. — Die Zahl der Soldaten, welche bei den Uebungen im Frieden vom Hitzschlage betroffen werden, ist leiver eine nicht unbeträchtliche. T>er „Reicbsanzciger" schreibt: „Die Gesammtzahl der während der Monate April bi» September 1892 bei den 16 der preußischen ContingentS- verwaltuna angehörigen Armcccorp« von Hitzschlag befallenen Mannschaften betrug 198. Bon den Erkrankten starben elf. Im vorigen Jahre betrug die Zahl der wahrend de« gleichen Zeiträume« vorgekcmmcnen Erkrankungen l2l mit sechs Todesfällen. Auf die Zeit der Herbstübungen, die i» diesem Jahre besonders beißen Bionate August und September, entfielen 10« Erkrankungen mit sechs Todesfällen, gegen 55 mit zwei Todesfällen im Vorjahre." — Auf Antrag de- Herrn Grafen v. Mirbach- Sorqnitten hat am Sonnabend der conservative Verein in Ostpreußen die nachstehende Petition an den RrichSkanzlrr einstimmig und mit großem Beifall an-
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