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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189401064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-06
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1894
- Autor
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VezugS-PreiS U tz» Han»t»z»»ditt»» »de» d«» i» 8t»dt »qttk mW de, voroNn, erricht»«», N»4- aabenellen abgeholt: oiertel^drttch^44^0, bei zwonnakia« täglich» Z«ft»ll»»g in« Hont » ÜLO. Durch die Post bezogen fite Dnttschland and Ornerreich: viertel,Ldetich L—. Direkte täglich» Srrazbandieuduag in« Lu-laad: awaattich 7ckv. DieMorgen-Aosqab» erschein« täglich ff,7 llht« di« Ade»^»u»gad« Wochentags ü Uhr. LrLarliov v«t LrveLktio»: Jatzanne«,afle 8. Dieikrveditioa istWocheorag« unaaterbroche» grdgnel »o» früh 8 di» «de»»» 7 Uhr. /lliale»: vtt» Le»»'« Larti«. Mlfre» H«h»x Uaiveriitätssrraß« t» e.»t« Lösche. Uatborineastr. 14. pari, uad Könta«vUch 7. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. e VlnzeigenPrei- die Sgffpaltenr PaitzeUe 70 Ps^. Reciame, unter dem 0irdartion»tzrlch (4g«» Walt») bv^, vor dcn KamiUeniahrichtrn (k gespalten. 40-<fi Größere Schriften laut »»irre» Vrri«- verzrrchntß. Tabelloriicher and Ziffanfntz nach hadere» Tarif. Ertr« Beilagen (gesal^), nur «tt de. Morgen - Ausgabe, ebne Posldesürderung ^4 W-—, »lt Postdesordernng ^ä 70.—. Tinnalimeschluk für Anzeige«: Ade»d-«ll-qobe: Bonnittag« >0 Uhr. Worgrn-Ausgabm Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr- Lei den Filialen and Aunadmesielle» je «in« halbe Siunde srüder. L»zet«e» sind ft,t« an di« z» Achte». Drnck,»d Verlag T d»l» k» Leipzig. ^-lO. Sonnabend den 6. Januar 1894. 88. Jahrgang. Wegen de» Hohen Nerziahrrtager fällt die heutige Abend «A»i»gabe an». Zur gefälligen Belichtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den V. Januar, Vormittags nur bis VsN Uhr geöffnet. LxpeMIov «tes ^elp/lser Vasedllltles. Uicolaiaymnaffum. AnMeltziingen für hir Lstera«f»»h«e nehme ich am 1',.. 16. uad l7. Januar Vormittags von h,ll bi« ',,1 Udr in meinem Dienstziauner (Köuiassttaße SO. pari.) entgegen. Gleich bei der Anmeldung erbitte Ich mir eine Geburt«»riuade, den Impfschein und dir letzte Schulreafur. Di« nächst« Ostercensor ist spätesten» bi« zum Sl. März aachzultesern. Dir Prüfung für Lchfta findet Montag, »r« L. Mär,. Vormittag« vvo 8 Uhr ad. statt, die Busnah«rhrüfuiig für dir übrigen Eiasien Möntag» den 2. Ahrtl, ebenfalls von 8 Ukr ab. Leipzig, 29. Decemder 1893. vr. Ott» «acmmel. Bekanntmachung, hir Au»rlh«ng der Ostern I>«»4 fchutpfltchlig werdenden Sinder betrcffr»o. Zu Ostern 1894 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dadin da« 6. Lebensjahr erfüllt haben. Außer die>eu können aber auch solche Kinder Ostern 1894 mit Aufnadme finden, welche bi- zum SO. Juni 1891 da« 6. Lebensjahr vollenden. Alle diese Kinder, die gesetzlich schulpflichtigen sowohl wir die znletzt erwähnten Kinder, dasern diese schon Ostern 1891 in die Schuir rintreten sollen, sind demnächst zur Schule anzumelden uud zwar bei dein Lirector der Schule, in deren Bezirk sie wohnen. Eltern und dez. Erzieher, welche zur Bezahlung von Bürger» schulgrld vermögend sind, haben ihre Kinder in eine Bürgerschule zu schicken, dalern sie in einem Bürgerschuibezirkr wohnen. Dir Anmridnngru haben für jämmtlichr hiesige Volksschulen in der Zeit vom 8. bis 1V. Januar I8S4 BarmiNags Ist dis 12 Uhr and Nachmittags 2 di» 4 Uhr zu erfolgen. Bei der Anmeldung ist für jedeS anznmeldendr Kind eine sianbcZ. amtliche AeburlSbescheinigung oder da« vom Standesamt beglaubigte Fami iien-Slamm buch, sowie rin Impfschein und außerdem für alle der christlichen Religion ongcbörenden Kinder auch ein lailszeugniß, dafern durch da« etwa vorgclegtr Familien-Stammbuch die Taufe Vicht »ocdgewieien ist, iowie für die Kinder von solchen Dissidenten, welche keiner Religiondgesellschast augehören, eine schriftliche Er» slärnng darüber bcizubriugen, in welcher Rellgionslehrr tlrs« Kinder tmterrichtet werden sollen. Die Eltern nnd dev Erzieher solcher Kinder, welche, wenn auch nach idrem Aller fchuwstichlig. doch wegen Kränklichkeit oder sonstiger körperlicher nnd geistiger Gebrechen einer Schule nicht oder nicht rechtzeitig zugesübrl werden können, werden hierdurch aosgesordcrt, hierüber unter Beifügung eine« ärztlichen Zeugnisses binnen obiger Frist Anzeige au un« zu erstatten. Leipzig, am SO. December 1899. Der LchulauSschutz der Stadt Lci-,i>. Walter. Lehnert. II l. Nealliliult. Anmeldungen für die Osterauinahmr erbitte ich mir am 12. bis 20. Januar Vormittag« zwischen IO und II oder Nachmittag» zwiicheu S und 4 Udr. Bei der Anmeldung sind vorzuiegra: der Geburt«- oder Taufschein, der Impfschein und da- letzte Schulzeugniß. Leipzig, am ü. Januar 1891. r. klselrvr. Bekanntmachung des Beipziger prlvatschuUkhrtrvtreins, Aiikiahmr von Schülern rmd Schülerinnen betr. Im Ausirag de« vorgenannten Verein« ersuchen die Unterzeichneten, dir ihre» Schiiten Ostern 18S4 zozolShrcahea Kinder daldtgft nnuirlden zn walltn. Die im IKrrin vertretenen Knaben- und Mädchenschulen ent. sprechen den städtischen Realschulen (dez. mit Progvinnasiaiclasien) und döheren Mädchenschulen und sind außerdem iml Elementar- Nassen verbunden, in weich? nach den gesetzlichen Bestimmungen ökinder aufgeiivinmen werden, di« vor dem 1. Juli da« 6. Jahr vollendet laden. Die Mädchenschulen haben Einrichtung und Lehrziel der öffent lichen höheren Mädcheii'chuten; sie sind also, mit Einschluß der Elemcntarcloffen, zednclossig. Die berechtigte» Knabenschulen führen ihre Zöglinge vom Beginn de« süiulojiichilge» Alter» bi» zu der durch das Geietz vom tü Februar 1884 für die vssenuichen und prlvalr» Realschulen vor- geschriebenen Reifeprüfung, so daß ein Knabe bei normalen Aniagen bereits im volleiideien Id Lebensjahr eine abgeschlossene Schulbildung und den Besitz de« Areiwilligeiizeugnisle« erlangen kann; zugleich bereiten sie für die entsprechenden Elasten der öffentlichen höheren Lehraoslallen vor. In, Interesse der Einheitlichkeit der Bildung, zur Erleichterung der Lern- unk Lehrarbeit nnd zur schnellen und sicheren Erreichung der Schnlzieie ist e« wünsche,i»wertd, daß auch der Privotschule dir Sinder mäglichst mi» Veg»»« de« schulpflichtigen Altera zugesnhrt tverden. — Tie Unirrzeichneren find zur Entgegen- nähme von Anmeldungen und zur Erlbetlung ieder aewümchten Au»kuoft täglich (ander Sonntags» zwischen 11 und V,1 Uhr bereit. Dir. Vr 8 Barth, Berechtigte Realschule mit Elrmentarclasskn (Onerstraßr 19). Dir. W. Met; (Teichmann'sche Schule, ?städchenabih.). Höbrre Diärchenichiile mit Leleeia- »nd Seminarciaffen (Bahuhos- slrotze, Frege'icheS Grundstück. Frrniprecher 9kr. 20. Dir. vr Nath (Teichmann'sche Schule, Knadenadlh), Berechtigte Rraischule mit Proopmiiekial- und Elemcntarciasten (Ecke Lee NnwersilSt«- und Schillerstraße), Fernsprecher Nr. 2ÖZ9. Dir. De. Wtltc« Switt, Smtti'iche Tüchterschulr (Au der Pleiße 4l. Dir. Ve. Schnftrr, Prvghmnaflum mit Rcaijchulclassen (Stdonten- straßr ö9). Dir. O Toller, Berechtigte Realschule (llentralslraßt 1). Nealgymnalium. Die Anwrldungrn zur Oiler'Alisiiahme erbitte sch mir Montag den lü- bi« SoanabenL den 20. d. M täglich zwischen 11 und 12 Udr in «eiurr Watz««»», Zeitzer Straße 10, 1. Milzubriugra sind Geburtsurkunde, Daus- oder Eonfirmalionsschein, Impfschein nnd leptr Schulcensur; die Lsttr-Eensur ist späieslen« bis zum 21. März nachzuliesern. Die Anfnahwr-Prüsung findet Montag, den L, März, früh von 8 Udr an. statt; Feder und Papi« Pud mitzubringen. Leipzig, de» ü. Januar 1891. vr. I. C. Böttcher, Reetor. Köniytiöiks Lehrerseminar )N Borna. AnmrldttNDkN für die diesjährige Aufnahweprüsung nimmt die unt«zeichnkle Leminarkireetio» bi« »uni 28. Januar dss. I. ent gegen. Briznbr agen sind: de« Taulzeuaniß. der Wiederimpüchetn, di» Schuleeasurea. ein anssährliche« drzti. Geinndbeitt-Zeugniß uad ei» vom Ange-neldeten verfaßter Leveadlaus. Tie Zeit der Prüfung wird briestich mikgeldrilt. Bvrn«, den 2. Januar >894. Die Känigltche Se«iu»rdirkrli«n. ülai. Populürevortrageübervolkswohlfahrtslehre. 0. Tie Welt der Arbeit und de« DerkebrS und da« GesellschastSlebrn der Menschen ist ebenso wie da« Leben der Pflanzen und Thicrr und der Laus der Gestirne von gewissen Bedingungen abhängig und wird von der Idee der Ordnung und Gejetzoiäßigkeit beherrscht. Es ist kein blinder Zusall, welcher dem einen Volte Wohlstand und Sem anderen Entbehrung zu Tdeil werben läßt, wir erkennen vielmehr bestimmtcUrsockcn und Wirkungen verwirthschafklichenErscheinungen. DieMenschen würden glücklicher und einträchtiger leben, wenn unter ihnen dir Einsicht in die wirtbschastlichen Tinge nnd :n da« Wcsee; der Production. Verlkeilung und Eonsunikion der Güter mehr verbreitet wäre. Tic Entstehung der Ncicktbümer, der Um laus de« Gelte«, die Ursachen der Berlehrostvckungen unk Handelskrisen berühren uns weit unmittelbarer, alS die Ent stehung der Pflanzen und die Ursachen der «Sonnenfinsternisse nnd Gewitter, aus die wir keine» Einfluß haben, während die Menschheit gegen den Mißbrauch teS EapitalS nnd ErcditS, gegen das Prokuciren ohne Absatz, gegen s i leck'te Geschäslösührung und unmäßiges Bcrzcdren sich recht gut selbst schützen tan» Es wäre schon viel gewonnen, wenn nur erst Jedermann daS Vorhandensein einer Wissenschaft vom Volkswohl anerkennen und dieselbe ii» täglichen Verkehr mit zn Ralhe ziehen wollte, wie er dir Physik, Chemie, Astronomie und andere Wissenschaften hei Naturerscheinungen zu Ratde zieht. Zu diesem Zwecke sollte an recht vielen Orten wcniasteo« der Versuch einer Popularisirung der VolkSwirtbschaflStrbre gemacht werten. Im Dresdner Verein.Ovlkswodl" bat der Vertreter der Nationalökonomie an der Technischen Hochschule einen solchen Versuch für diesen Winter unternommen und an lO Lonmag- abenden 10 unentgeltliche populäre Vorträge über Bolks- wohIfakrtSlehre angekündigt, an welche sich demnächst auch Besprechungen über die darin behandelten Fragen anschließen sollen. Zwei Vorträge sind bereits im December v. I. ge halten worden. Der erste Vortrag behandelte daS Snbject der Volts- woblsahrtSledre, den Menschen, als ein bedürftiges, geselliges und vervollkommnung-säbige« Wesen. Der Vortragende führte au-, daß die Bedürfnisse der Eruäbrung, Kleidung, Wohnung. Erwärniungrc. nach und nach immer mekrveredelt, verfemen nnd verallgemeinert werden und daß wir durch natürliche Bedürfnisse und persönliches Interesse zunächst zur Befriedigung Misere» eigenen materiellen LcdcnSbrdars» angelrieben werden, daß aber in den Cullurmenschen neben dem Triebe der Seldsterbaltung auch der Gemeiusinn, die Fürsorge für Andere sehr bald lebendig werke und daß au« der ArbeilStbeilmig und ArbeilS- Vereinigung nach und nach ein geordnetes Wirthschafts- und GescUschaftSlebea entstehe. Zur Befriedigung unserer Be- dürsnissr brauchen wir Güter und Dienstleistungen. TaS sind die Object« der VolkSwohlsahrtSlehre, welche den Gegen stand de« zweiten Vortrags bildeten. Der Vortragende beleuchtete in diesem zunächst die Bc< griffe »Gut, Werth, Vermögen, Reichtbum". Er bezeichnet« al« „Gut" alle» .Dasjenige, was zur Befriedigung mensch licher Bedürfnisse geeignet ist". Werth im Allgemeinen sei die Fähigkeit von Dingen oder Leistungen. Bedürfnisse zu befriedigen, ,bre Brauchbarkeit zu wirtbichasllichen Zwecken. Man unterscheid« GebrauchSwerlb und Tauschwerlh und ver stehe unter Werth ii» volk-wirtbschastlichen Sinne in der Regel den Tauschwend einer Sacke, d. i. ibrr Kau'krast oder die allgemeine Befähigung, andere Güter zu kaufen und über fremde Dienste zu verfügen. Vermögen sei ei» Vorralb von Gütern. Vermögen habe, wer etwa- vermag, wer Mackt über wirtbsckaftliche Güter hat. Reickidum envlick sei em große) Vermögen oder «in großer Vorrath von wirtbschaft- lichrn Gütern. Vei der näheren Crörlerung dieser Begriffe betonte der Vortragende, daß zu den Gütern und R«>chldümerii einer Person und auch eine« Volke« nickt etwa dlo» materielle Dinge^ sondern auch Dienste und döberc geistige und moralische Genüsse gehören. Die VolkSwirtbschaslülehre der Zukunft müsse al« VolkswoklfabrtStrdrr aus gefaßt werden und den Mrnscheu als rin Ganzes begreifen, der nicht blo« leibliche, sondirn auch geistige, sittliche und religiöse Bedürft,,sie befriedige» wolle une nickt allein durch Hunger, sondern auch durch Liebe zum Erwerb, zur Brrtbeiinng nnd zur Verzehrung von Gütern qe- «nrbrn werde. Auck der Reichtbum eine« ganzen Volkes bestrde nicht etwa blo- in Gold unk Silber, in Gebäuden und Feldern, Möbeln und VcrzebrungSgezcuslänten. sondern auch io der Lrde,t«kraft. Leistuog«sahigkeit, Kunstfertigkeit, Bildung uud Sittlichkeit der Bewohner eines Landes. Wichtige Güter der Menschheit, dir den dochsten GebrauckS- wertd ßaben, seien unentarUlichc Nakurgabeu, wie Licht, Sonnen wärme, frische Lust, Wasser, Naturgrnuß, ferner öffentliche Straßen und Plätze. Wald und Feld, öffentliche Museen, Kirchen u. s. w. Neck wrrlhvoller seien die inneren mensch lichen Schätze der Freude an der Arhcil, de» FaniilienglückS, beö Seelenfriedens, wodurch auch der Erwerb und die Vcr» ideilung der äußeren Reichlbllmer mächtig beeinflußt werde. Der Reichthum und Gütergedrauch eines Volke» müsse, um vollkommen zn sein, auch die Leichtigkeit, Sicherheit, Freibeil mid innere i>re»digkeit des GemeßenS in sich schließen nnd deSbalb stet» Rücksicht aus die Mitmenschen nehmen, die mit uns io Gesellschaft und Verkehr leben. Es sei für die VolkS- wodlsabrt schädlich, wenn einzelne Bemittelte ober Unbemiktelte durch unmäßiges Genießen öffentliches Aergerniß erregen. Der Ncichihum dürfe nicht verbittern, sondern müsse ver söhnend und verbessernd wirken. Der Kernpunkt der socialen Frage sei ein vernünftiger, gemeinnüyiger Gebrauch der erworbenen Güter und ein harmonische- Zusammenwirken aller VolkSkreise. Deutsches Reich. 8L. Vcrti», 5>. Januar. Dem Bauernftaud widerfährt jetzt alltäglich die Ehre, von den aristokratischen großgiund- besitzenden Dirigenten der Agrarbewegung als Fundament von Thron und Vaterland gepriesen zu werden. Dieses zutreffende Unheil auS dem Munde von Grundberren au» dem preußischen Osten bekundet eiaea großen Fortschritt. Die Vorfahren haben über diesen Punct ander« gedacht, und e» ist vielleicht nicht Aanz unzeitgemäß, eine der vielen Stellen auS den Schriften (srnft Moritz Arndt'S anzufübrcn, welche sich mit dem Gegenstand beschäftigen. Auch Arndt erblickt im Bauernstand die Grundlage des Staat», und daß er kein Manchestcrmano gewesen, beweist folgender Ausspruch; .Die wcisestcn Völkcrstifter und Gesetzgeber SeS AlterlbumS baden ihre Slaalc» ans Ackcraesetzc gegrinrdek. DaS wußten sie. daß sie Natur und Glück nickt so binden konnten, daß der Geschwinde mit dem Lahmen, der Starke mit dem Schwachen, der Kluge mit dem Dumme», der Faule mit dem Fleißigen durchaus eine gleiche Bahn de« Glücks lausen mußte; aber dabin baden sic gestrebt und daS haben sie zum Tbcil erreicht, daß wenigstens ein großer Kern ihres Volkes durch die Verfassung selbst in einen, gewisfcn tüchtigen und millclmäßigen Zustande dcS ungefähr gleichen Wohlstandes erhalten wurde." Arndt nun schreibt in feinen .Erinnerungen aus dem äußeren Leben", nachdem er die Beeinflussung der schwedischen Verwallnug in Pommern und Rügen durch de» Adel sestgeslellt: .So ist eS denn geschehen, besonders seit dem Schluß deS siebcnjährigcn.Kriege-, sei« den Jahren 1760 bis in dir von 1790 hinein, daß der Bauernstand nicht nur allcnlhalben mit ungemcsscner Dienstbartcil belastet, sondern durch Verwandlung der Dörfer in große Pacht- und Ritter güter endlich srdr zerstört worden. Diese Wutb deS so genannten Bauernlegen« (quasi caslratio) berrschte nicht blo« bei den einzelnen Besitzern vomRiltcrstanke, sontern ergriff auch die Verwaltung de? lwmauil und der Güter der Städte und Stifter, wiewohl die Bauern, welche in den letztgenannten Besitz» n gen noch übrig sind, nickt mit ungem es s euer Willkür behandelt und mißhandelt werden dursten. Kurz, für da« schwedische Pommern galt noch um 1800 der Lickitenberaischc Scherz in seiner vollen Bedeutung einer hübsche» Preisfrage: Eine Salbe zu erfinden zur Einschmic- runz der Bauern, damit sie drei-, viermal im Jabrc ge schoren werden können. Diese Gräulichke» balle ich mit an gesehen, nnd sie batte mich emrört. In Rügen war noch in meinen Tagen cine Menge Dörfer verschwunden, »nd die Bewohner der Hcfc waren alS arme bennatblose Leuic eavongelrirben. so daß, die srübrr Knechte gehalten ballen, nun selbst auf de» großen Höfen wieder als Knechte nnd Mägde dienen mußten. Ja, cS gab Edcllcule. welche große Törscr ordentlich auf Speculatio» kauften, Wohnungen und Gärten schleiften, große prächtige Höfe baute» »nd riese dann niit Gewinn von 2l» 000 und 20 000 Tbalern wieder verkauften. Tie» veranlaß!« an mehreren Stelle» söruilickc Bauernausruhrc, welche durch Soldalencniscutungen nnd Einkerkerungen gedämpft werden mußten". An einer andere» Stelle ruft Arndt au«: ,O schöne» Land meiner Heimatb, wer wird die zer störte» Bauer» in Dir wieder erschaffe» V Weber soll ein WiedrrdrrsleUrr kommen ?" Ob Arndt, wenn er noch lebte, von den ostclbischen adeligen Leitern de« Bunde« der Land winde die .Wiederherstellung" erhoffen würbe? Schwerlich, denn — und hierin liegt da« Zeitgemäße dieser Erinnerung — auch beute blüht daS Bauernlegen nn Osten, dieses Unter- wüblen de« .Fundament« vo» Thron unv Vaterland". U Vrrll«. 6. Januar. Nach der letzlrn Nachwrisnng der Rechmlngsergebnisst der B e r u s « g e n o f f e n > cd a s t r n sind iväbrenk deS Jadre« 1892 in dem nnsallver- stchrrnugSpslichligen Gewerbe auf >OOY versicherte Personen durchschnittlich 5>,01 r n t f ch 8 d > g n ng « p s l i ck t i g e Ver - letzungen vorgekommen. Die einzelnen Gewerbözwcige sind dabei natürlich sedr verschieden beldciligt. Die höchste Promillezabl a» solchen Verletzten weist die Brauerei und Mälzerei auf, nämlich llsilL Jbr folgen die Bayerische Holzindustrie: mst N,2',. vir Spedition, Speicherei und Kellerei nni 10,2l, da» Fubrgewerbe mit lo.llt, der Bergbau mit 9,85, dir Rheinisch-Westfälische Hütten- unk WalzwerkSindustilc mir 9,81 und die Norddeutsche Holz industrie mil 9.10. Die geringste Promillezabl an Verletzten dal die Tabakindustrie mil 0,55» aufzu» eisen. Jbr voran geben dir Seikenindustrir mit 0,78» die Bekleidungsindustrie mir 1,k»I, die Keramik mil l,67, die Bnchkruckrrei mil >,7H »nd der Straßenvabnbetrirb mit >,98 Verletzten. Man wird sich bülen müssen, aus Grund dieser Zadlen allein einen Vergleich zwischen der llnsallgefabr der einzelnen Ge- mcrb«;wriqe anzuflcUen, da die jährliche Arbeitszeit in den letzteren nicht die gleich« ist. Erst wenn riese Arbeitszeit fest- geflillt und aus rin rinhrttliche« Maß zurückgesühet wäre, würde sich da- Derbältniß der Gefährlichkeit der einzelnen Berufe unter einander ermitteln lasten. Jerech läßt sich aui Grund dieser Zablen wobt dir Behauptung rechtfertigen, daß die eigentlichen großen Industriezweige, wie Eisen-, Textil-, Leder. Zucker-, chemische u. s. w. Industrie, nicht die größte Unsallgcsabr bieten. * Vcrltn, 0. Januar. Wobi in Folge de« Leipziger SpioncnprocesseS sind, wie der .V. Z." gemeldet wird, neue Bestimmungen getroffen worden und sofort in Kraft gelrelen darüber, wie die Pförtner, Bureaudirner »e. bei den Eentralsitzr» der verschiedenen Behörden mit fremden Personen zn verkekren unk sie zu dedandcln haben. Sv muß neuerdings Jeder, der z. B daS Gebäude de« Ober- commandoS der Marine oder daS de» ReichSmarineamteS mit irgend einem privaten oder ossiciellcn Anliegen be tritt , sich vollkommen über den Zweck seines Be suches bei den betreffenden Pförtnern anSweisen, seine,i Namen nennen oder eine Legitimation ausweiseo können, ehe ibm rin weiterer Eintritt in da» Gebäude gestaltet wird. Hat ein befriedigender Ausweis stattgefunden, so wird der Znlritt zn den verschiedenen Decernaken freigegeben, der Pförtner setzt aber die wenercn Burca.itiener und Ordon nanzen in den Metdezimmern mittelst Telephon» oder elek trischen Klingelzeichens davon in Kcnnttiiß, daß .rin Fremder" daS Treppenhaus, die Corrivore :c. betreten dal. — Vrrlin, 5«. Jannar. (Telegramm.) Graf Mon- teil, der sranzösischc Unterhändler, ist wegen der Kamerun- Abgrenzurig hier cingrlroff'en Ebenso von Algier zurück- tebrend der russische Kriegsminister Wannowski. -» Berlin, 5. Januar. (Telegramm.) Die Straf kaminer de- kiesigen Landgericht» verhandelte deute (wie schon in einem Thcilc der Auflage des letzte» At-enddlattrS gemcikcl worden ist. D. Red.) gegen Gwcß Dresden und drei Buchhändler wegen Beleidigung de» Reichskanzler«, de gangen durch die Veröffentlichung dcS politischen Bilder bozenS .BiSmarck in Berlin". Der Staatsanwalt beantragte gegen Gloeß 1 Monate, gegen die »origen An geliagtcn je I Wochen Gefängniß Tee <>Krichtsho^ertanrtte gegen Gloeß aus lOO .L Geldstrafe, eventuell lo Lag? Ge sängniß, die Übrigen Angeklagten wurden s > eigrspr vchen. Bor Beginn der Verhandlung wurde die von Gloeß beantragte Vorladung deSFürffcn Bismarck als Zeugen ans einen Brief Schweninger'S Wege» Kranlheil des Fürsten als unausführbar rrtlärt. Ferner lchnle der Gerichtshof die beantragte Per- horresciniug de» Gerichtshofes wegen Befangenheit, weil einzelne Richter Juten, oder denselben verwandt oder nahe stehend seien, ab, ebenso die beantragte Unzuständigkeit. Hieraus verhandelte die Straslanimer noch den zweiten Fall gegen Gloeß und nenn Bnchbändler wegen Beleidigung des Reichskanzlers, begangen durch einen pvlitilchen Bilder bogen „Inden-Abc". Der SiaatSanwal« beantragte wegen der Unflälbigtei! der Beleidigung aeacn Gloeß 6 Monate, gegen die Buchhändler 1 Wochen Gesangniß. Der Gericht» bos verurtbcille aber nur Gloeß wegen Fahrlässigkeit zu LO Geldstrafe uud sprach die klebrigen frei. — Au« Hostreisen verlautet nach dcn .M. N N.", der Kaiser bade zu dem fteisprechende» Urlbeff im Procrß von Angoulönir scherzend bemerkt: „Diese Fraiizoffn arbeiten dock, immer pvur le rvi cke kru»se!" — In den preußischen Etat pro 1894/S5 ist abermal»: eine Summe für die Nack reg u li ru n g der planmäßig rrgnlirten Ströme und zwar in beträchtlich höherem Betrage als für daS lausende Etatjahr auSgeworfen. E« banrrlr sich dabei neben der Coireetnr einiger Unirrschätzungen de« Bedarsr« bei der erstmalig,-» Bemessung der Bausummr vor Allem uni die fernere Durchbildung der Ncgulirung von Elbe und Oker. Was i» dieser Hinsicht noch nolbwentig s ist. ivird in einer besonderen Denkschrift näher dargelegl werden. Dagegen ist, wie osiieiös geschrieben wird, von der Ausstellung eine» feste» Ban- »nd Finanzplaneö abgesehen worden, weil außer teil Schwicrigleilen, welche in dieser Hinsicht gerade die Natur der bier iu Rede stehenden Wasser hauten mit fick, bringt, schon die Finanzlage feste Ver pflicktungen für längere Zeit verbietet. — Im Januarkef'i der „Preußischen Jabrbückrr" schildert rin ungenannter Verfasser ans dem Fürstriilbum Hobenzollern unter dem Titel „Ein katholische» Kloster" die Wir! samkri« drSvirlgrrühmten Bcned ictiner-Kl oster» Bcuron Die geistige Aimvsphäre, die ein solche» Institut wie diese« Kloster heutzutage über seine ganze lliiigebung verbreitet, scheint dem Verfasser eine lebendige Warnung gegen die Zulassung weiterer Klostcrgründungcn zu sein. * Hamburg, 4. Jannar. Die „Berliner Börscn-Zeitung" schrieb kürzlich: „Um AuII» den zu erregen, mißbraucht wieder irgend ein Anonym»« da» Inten-sie, daS man überall der Vefton de» Fürsten Bismarck enlgegenbringt DaS „Reue Wiener Journal" weis, Autziig» aus einer demnächst ericheiiienbcn anonymen Broschüre zn dringe», weiche Rüdere« über d,e Beziehungen des Fürsten zu den „Hamburger Nachrichten" »nlholirn lall. Belm Durch- irsen der RuScuge sind wir über die Natoetül überrascht, mir der ütmiicke Sing» aw „Enthüllungen" aus den Markt gedrochr werde» Erfindungen und Sombiualioneu mit Drelftig kelt gepaart, al» das stellen sich diese sogenannten Tagebuch-Aus zeichnungen dae. Die Hamburger Nachrichten" werden »S am Ende gar nicht der Milbe wer», finden, diele Speenlanon m»f die Neugterde grdüdreno zu kennzeichne». Auch wir widmen dem Machwerk nur diese Zellen, um eben die Bemerkung daran zn kaupsen, baß e« sich uin »in ganz untergeordnete» Elaborat handelt." Die „s>amh. Nachr." geben diese Auslassungen an hervor- ragender Stelle »nd bemerken dazu: „Dir haben in der Thal keinen Grund, iuiS mit diesen „Ent hüllungen", die thriiS Erfindungen find, tdeil» Eetbftver- sländiichcs enidaiten, deionderS zn befassen." DaS „Leipziger Tageblatt" hatte da« Machwerk gar nickt erst erwähnt. * Bückevurg, L. Jannar. (Telegramm) Ter Kaiser bat sich mit deni Fürsten Georg deute Vormittag zur 9aad nach Schloß Branrshos am Bückeberzr begeben. E« herrscht Frost bei heilerem Himmel.
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