Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940108027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894010802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894010802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-08
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VezugSPreiS ^ HEk Hanptexpedittoa »de» den Im Etabt» »«irt »nd deu Bororten errichteten Au», „destellen «bgeholt: viert«I,ädrli»^4.aO. «imaliger täglicher Zu»,IInn, in» b,»4 >» KLO. Durch die Voll de»»«» für L»»1fchl«»d und Oesterreich: viertel,idrtich . Direct» täglich« Dreu-banblendung i»t >utl«ud: monatlich 7.50. Lnevkor^n-Uadgeb« rrlchetnt «»glich'/,? Uhr. die >de»d.>u»gade Wochentag« S Uhr. Xer«rNo» »nL Ln»edition: Ls-annrSgaG« 8. Die lkrpedition ist Wochentag« annntertzroche» geöffnrt von früh 8 bi« Abend« 7 Utzr. Filialen: r«, Me»»'« Esrtt«. (Alkretz Haß«)» Universitatssirah« 1. r««i» Ltzschs, Kettzerkaenftr. I«, vort. und »Snia«vlatz V. Abend-Ausgabe. eipMer TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AazeigenPreiS -ie bgespaltme Petitzeile 20 Pfg. Neri,me» unter de«Redacitonrstrich (4g»> spalten) Ü0-E, v»r den Familien aachrtchlea (S gespalten) «0^. Größer, Schriften laut onjerrm Preis- Nerze,chuiß. Tabellarischer und Zifiernsatz nach höherem Tarif. Extra-Veilagr« (gefalzt), «nr mit de. Morgen-Aulgad» . ohne Postdesörderuaq ^ öO —, mit Postdesirderung ^1 70.—. ^naalnneschlok fir Anzeigen: Ndrnd-Au«gabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Slachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,V Uhr Lei den Filialen und Annahmestelle» je rin« holde Stunde srüher. >nzri,t» sind stets an dt« Gxpetzitisn zu richten. Lrvck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. ^9 13. Montag den 8. Januar 1894. 88. Jahrgang. <^W«W»W»W»»MWW Entgegnung. Die .Leipziger Neuesten Nachrichten" schreiben in einem Leitartikel vom L. Januar d. I.: „DaS Buch de» Herrn Blum" (da« Deutsche Reick zur'Zeit Bismarcks) „ist m den „Hamburger Nachrichten" rum Tbeil sogar sekr ab schätzig kritistrt worden". Diese Behauptung entspricht nickt den Thatsachen. Dir „Hamburger Nackrickten" baben sich nur einmal über mein Werk kritisch ausgesprochen, indem sie meine Darstellung der Entlassung desFürstrn Ii«marck gegen die „Kölnische Zeitung", der sie „Legrndrobildung" vorwarscn, als im Ganzen richtig i» Schutz nahmen Da« schmückende Beiwort „abschätzig", welche« übrigens wohl nur bei Steuer-Simplen Ausnahme in den deutschen Sprachschatz gesunden bat, kann daher auf diese Kritik keine Anwendung finden. Die „Münchner Neuesten Nachrichten" schreiben am nämlichen !». Januar: „Fürst Bismarck ist, wir wir au« bester Quelle erfahren, über die Publication vr.Han« Blum'« „Da« Deutsche Reich zur Zeit PiSmarck's" wenig erfreut. Davon, daß die Miltbeilungeu l)r. Blum'« iu diesem Buche in directcn oder indirectcn Zusammcnbanz" — die „beste Quelle" de« Münchener Blatte« scheint zum Schaden für ihre grammatikalische Bildung schon von Sexta ab- aegangen zu sein — „mit dem Fürsten stehen, oder daß der Letztere gar al« der eigentliche Autor diese« Werke« zu be trachten sei, kann gar keine Rede sein. Im Gegenthcil bat Für st BiSmarck bereits mehrfach Gelegenheit ge nommen, Einzelheiten de« Buche« mit aller Entschieden heit zu deSavoniren." Man kann schwer iu so wenigen Zeilen, wie in den vorstehenden der „besten Quelle" de« Münchener Blatte«, soviel Unsinn zusammen- drängen. Fürst Bismarck besitzt mein Werk fast seit de». Tage seine« Erscheinens in der letzten Novcmberwvche und hat mir seinen Dank für die ihm in den, Werke bethätigte „wohl wollende Gesinnung" in einem eigenhändig unterschriebenen Briefe vom S.Dccember au«gesprochen. Ta« Unheil de« Fürsten beruht, wie vielleicht selbst der „ersten Quelle" de« Münchener Blatte« bekannt ist, auf eigenster Prüfling und kann durch Schmähsucht und Reclame nicht beeinflußt werden Welche hohe und seltene Gunst der Mittbeilung und Förderung für mein Werk ich dem Fürsten BiSmarck danke, babe ich in der Borrede zu meinem Werke ausgesprochen, zugleich aber auck, daß damit der Fürst nickt entfernt für irgend eine« meiner Worte auck nur al« „Mitarbeiter", geschweige dcnn al« „Autor" verantwortlich sei. Die „beste Quelle" dcbauplet also durch die gegentheilige Unterstellung eine wissentliche Unwahrheit. Dasselbe tbut sie durch die Behauptung: „Fürst BiSmarck habe bereit- wiederholt Gelegenheit ge nommen, Einzelheiten deS Buche- mit aller Entschiedenheit zu deSavoniren." Diese „beste Quelle" de« Münchener Blatte« — vielleicht sieht sick dasselbe in Zukunft doch nach einer noch besseren um — behauptet ferner: „Wie e« mit der angeblichen „Durchsicht" der Druckbogen solcher Werke im Allgemeinen Fürsten durckürichrn zurückerhalten, und trotzdem sei da« Buch „unter dem Nimbus der Inspiration durch den Fürsten" er schienen. Obwohl e« Sache de« vr. Busch ist, auf diese« „kleine, wohlverbürgte Beispiel" der „besten Quelle" zu ant worten, so bin ich doch auch über diese Sache soweit unter richtet, daß ich sagen kann, diese« „Beispiel" ist eine so fette Mastente, daß sie den Neid der Saurengurkenzeit erregen wird. Aber wat soll diese« „kleine Beispiel" überhaupt hier? Wer bat dcnn bis jetzt von „angeblicher" „Durchsicht" der Druck bogen meines Werke« von Seiten des Fürsten Bismarck ge sprechen? Wer sind diese Angeber? Außer der „beste» Quelle" de« Münchener B,a:te» nur einige «brnso bedentlicke „Quellen". Und daraus ist ihnen sowohl von FriedrichSrub als auch von mir in der „Braunschweigischen LanteSzrinmg" die Antwort gcworken, daß sie ihre Behaupiungrn au< der blauen Luft greifen. „WaS speciell die Arnim-Frage" (auck ein schöne» Deutsch!) „anlangt, so hört man" — eS wäre reckt interessant zu Horen, wer der „man" ist — „daß per Fürst bei einer ivortscyung der Polemik taS große ihm zur Bcrsügtuiz stehende Material über de» Grafen Harro Arnim vciössent- lickcn will." Die „beste Quelle" des Münchener Blattes batte das taum von sich gegeben, als die „Hamburger Nach richten" am 0. Januar schriebe»: „Wir glauben kaum, daß der Fürst trn Berus in sick sübleu würde, mit dem Sohn de« Grase» Arnim den Kampf fortzusüdren, den er vor 20 Jadrcn dem Baler gegenüber Hai führen müssen." So traurig steht eS um diese „beste Quelle". Und solcher Quark findet Ausnahme in großen Blättern! Leipzig, 7. Januar 1804. Iw. Hans Blum. * An diese Erklärung de» Herrn Iw. Bliii» fügen wir eine Aii-lass»»z in der Münchener „Allgem. Zig." über die „Arnini-Frage". Sic stammt von einer Seile, die nickt nur m>l der Umgebung de« FUrslen BiSmarck i» reger Berbinduug sieht, soureru auck schon früher Gelegen heit hatte, die Entwickelung >e»er Frage genau zu verfolgen. Bekanntlich hat Iw Blum aus Sr»e >80 seines BuckeS „Das Deutsche Reich zur Zeit BiSmarck's" zur Erklärung der Verzögerung, wclckc i» den im Jahre 1878 mit Frank reich schwebenden Verhandlungen über die Zahlung der Kriegsschuld cingetrclc» war, gesagt: „Da entdeckie BiSmarck plötzlick den Grund dieser ausfallenden Stockung. Gras Arnim Halle nämlich >» Gesellschaft mit dem Baron Hirsch in Pari- ein geheimes Spcculaticn» geschäsl unternommen, dessen Gelingen daraus beruhte, daß die letzte Milliarde nicht srüher als nach dem Vertrage vom 2'.». Juni 1872 getilgt würde, und dieses glänzentc Geschäft scheiterte, wenn der neue Vertrag zu Slande kam." Gras Arnim-Schlagenlhin, der Sohn de- verstorbenen Botschafters, hat daraus bekanntlich »ntcr dem 8. December an den Fürsten Bismarck eine» Brief gerichtet, in welchem er von dem Fürsten Rechenschasl wegen dieser Behauptung verlangt. Dazu bemerkt nun der Gewährsmann der „Allgei». Ztg": ,ZUrst BiSmarck hat cö »ul Neckt niitcr seiner Würde gehalten, auf ein i» solchem Tone gehaltenes Schreibe» eine Antwort z» geben, »nd Gras Arnim verösseullicht da« Schrift, stück nunmehr in einer Reibe von Zeitungen, welche trotz de« darin enthaltenen Maßes von Haß und Bosheit sich den Ab druck nicht versagen. Ob Gras Arnim ini Jnleressc seines ValcrS handelt, diese Dinge dem Getächiniß der Mitwelt wieder zu erneuern, da- zu ermessen ist seine Sache. Daß der ver storbene Betschaftcr i» zahlreichen Fälle» die lluwabr» heit gesagt hat. ist tbeilS durch dir Gerichtsverhand lung c» erwiesen worden, tbeilS durch ihn selbst später eingestanden; eS wäre von einem pietätvollen Sohne jedenfalls klüger, daran nicht zu rüliren. Wenn Gras Arnim sich in seinem Schreiben an den Fürsten BiSmarck darauf berust, daß Letzterer eine solche Behauptung bereits >m Jahre >878 in einem Bericht an de» König auSgesprocken »nd diesen Bericht im Jahre >870 veröffentlicht babe, so genügt e», daran zu erinnern, daß diese Veröffent lichung mit ausdrücklicher Genehmigung des hochsrlige» Kaiser« erfolgte, der sie schwerlich erlheilt baben würde, wenn er nicht von der Richtigkeit des Jnbalk« überzeugt gewesen wäre. klebrigen» sinken sich S. INI weitere Bezugnadmen aus die Verbindung deS Grasen Harry Arnim mit dem Baren Hirsch, so ;. B. daß er die Versetzung nach Kon stantinopel erbat, als Baron Hirsch dorthin übersicdeln wollte, und bald darauf die Versetzung rückgänig zu macken suchte, weil die Ucber- ledelnng de« BarenS Hirsch unterblieb. Daß Gras Arnim >m legitimistlschen Sinn« auf den Sturz von Thiers hin arbeitete, welchen Fürst BiSmarck mit großer Müde zu halten uckte, ist notorisch; die damit verknüpften intimen Vorgänge lud a»S mancherlei Gründen bisher in der Qcffenllichkcit nur wenig erörtert worden." politische Tagesschau. * Leipzig. 8. Januar. Der Reichstag stebl bei seinem Wiederrnsammentritt vor der bedeutsamen Tbaisacke, daß die Verhandlungen über einen HaiiVrlsvrrNiig mit Russin»», soweit die Posiiioneu de« Zolltarif« in Frage komme», zum Abschlüsse gelangt sind. Noch sind die heikle» Materien der Vertragsdaurr, sowie der autkeutischk» Elassificaliv» der Waarcn zu regeln, so daß dis zur Unterzeichnung de- ScklußprotvkvllS noch einige Wecken vergeben töiinen. Bis tabii: wird hoffentlich die Klärung terinnerc» Verhältnisse weilcreFortschrille gemacht haben. Schon jetzt ist öS klar, daß die Iciteuschastlicbe Agi tation gegen den russischen Handelsvertrag nickt im Stande gewesen ist, an de» Stelle, die in letzter Instanz daö c»t- scheitende Wort z» sprcckcn hat, die Ucberzeuguug von der Noll,Wendigkeit zu erschüttern, ans dem bcsckrillene» Wege weiter zu geben. Auch die Gerückte, daß der NcichS kanzlcr von Seite» deS preußischen Staat-mini steriumS oder einzelner Mitglieder dieses Collegiums nur eine sehr laue oder gar leine Unterstützung in feiner VcrlragSpolitik sinke, haben sich als irrig erwiesen, seitdem ker Reichskanzler eS über sich gewonnen bat, kaS preußische Minislerinm um greisbarc Beweise der Uebereinslimmung zu ersucken. Die Folge dieses Schritte- zeigt sick au den Wir kungen des Erlasse« dc» Grase» Euleuburg: rie Förderung der Opposition gegen die WirttischaslSpolilikdcrRcichSrcgiening durch activc Beamte bat ausgebört, und wenn auck der Widcrstanv der Agrarier selbst natürlich sortdanert und sogar einzelne neue Elemente rccrutirt, so scheint doch andcrcrsriis auck in den Kreisen von Handel n»r Industrie die Einsicht auf- zustcige», daß die Freunde der HaiidelSveriräge ini Lande ebenfalls die Pslicut haben, ibre Stimme laut und vernehm lich für da« zu erheben, wa« sic sür eine Bedingung gedeih licher Entwickelung, ja ihrer Existenz erachten. Es ist dabei sehr bemerkcnSwertb, wie selbst in Blättern, die de» „neuen EurS" grundsätzlich befehden, die Meinung durchbricht, die Annahme t:S so heftig bekämpften Vertrage- mit Rußland im Reichstage sei nickt nur möglich, sondern sogar wahr scheinlich. Man darf wohl annclmicn, daß auch die nunmehr vom Reichskanzler selbst angekündiglc Maßregel der Aushebung deS Identitätsnachweises die dem deutsch-russischen Abkommen günstige Strömung verstärken wird. Ob die weitere Zusage des Grase» Eaprivi, dir Währung-frage noch einmal einer sachverständigen Prüfung urilcrziebe» z» lassen, das beige Sehne» der Agrarier nach internationaler Doppelwährung etwas beschwichtigen wir d erscheint uns zweifelhaft. Dagegen muß man erwarte» daß bei diesem Projeele Alle« vermiede» wird, was die feste Grundlage unseres CredilcS irgendwie erschüttern oder auch nur anlasle» könnte. Weit umfassender als im Reiche kann die Absicht der Regierung, der notbleidenden Lantwirlhschaft z» Helsen, in Preußen zur AuSsüdrung gelangen; sür den auf den 1V. d. MtS. rinberusrnrn Landtag sind ja auch bereits umfassende agrarische Reformen angekündigt. ES steht damit ein sehr interessanter Versuch bevor, sür die durch Umwälzung der Production und des Verkehrs aus dem Welt- lnarkle geschaffenen Zustände in unserer deimrscheu Lairkwirtbschasl neue n»d adäquate Formen der WirtdsckaslS- orkiruiig in organischer Fortbildung de- Bestehenden zu inden, wie sic ui der Industrie »nd im Handel zum The» ckon erlangt sind, zum andern Tbeile aber sich augenschein lich anbabncn. Vater dieser neuen OrganisativnSpläne ist der preußische Fiuaiizminister Ist. Miqucl, der damit aus eine kräftigen Schultern eine writcrc große Ausgabe nimmt »eben rer Sicuerrcsorin in Preußen und Len Finanzpro- jerlen im Reiche. Die Stimmung, die in in der frauzüsischr» Presse sich kundgiebt, liefert kcu Beweis, daß die Worte, die der Präsi dem der Republik am NcujahrStage beim Empfange des diplomatischen Corps sprach: „DaS vergangene Jahr bleibt unseren Erinnerungen erhalten. Frankreichs ibcuersler Wunsck ist, daß das begonnene Jabr alle unsere Hoffnungen ans da» Ge deihen und aus dieWohtthateii tcsFrietcne und der inleriiationalen Eiutrackl befestigen möge", vielleicht seine eigenen Ansckalningen, nickt aber die der großen Mebrzabl seiner Landsleute zum Au-krnck brackte». Dcn» wenn diese auck i»i All gemeine» wegen der bci ihnen obwalleiidenZustände leine Ursache zu freudige» Gefühlen haben, so rühr« dock ersichtlich anch ein srbr großer Tbeil der melancholischen Verstimmtheit, von der sic zur Zeit bederrsck'l sink, von der Enttäuschung der, die ihnen der AuSgang der großen, dem russischen Ge schwader iin Octrber veranstaltete» Festlichkeiten bereitet. Dcnn den formellen Abschluß eine- Schutz- und Truy- dündnisseS mit Rußland haben sic bi» bente nicht gebracht und werden sie anch voraussichtlich in Aukunst nickt bringen. Damit aber entfällt jede Hrsiuung aus die Wietcrerobernug Elsaß-Lothringen». Mit der von Herrn Carnet lundgegebe,,«» Gciiugtbuuiig über die Befestigung der iiilernalionaieu Emtrackt steht auck die fort gesetzte Hetzerei der sranrösisckeii Presse gegen Italien, so wenig ritterlich da- auck gerade in diesem Augenblick ist, i» schrillem Mißklang. Die Sacke gewinnt aber noch einen sekr bitteren Beigeschmack, wenn da» Gerücht irgend eine tbat säcklicke Unterlage hätte, da» von einer Uiitei Nützung der Unruhen ans Sieilicn durch sranzösischc Waffenlieferungei! wissen will. Sollte sich dieses Gerücht bestätigen, so läge sür E »gl a» d wegen der Bedeutung, die gerade Sicilien für seine Stellung im Mittelineer bat, ein weiterer Grund vor, mit der Ver stärkung seiner Flotte nickt weiter zu zögern. Man will freilich neuerdings wissen, daß gerade die Seetüchtigkeit der neuesten sranzösischcn Panzerschiffe zu wnnschcn übrig lasse und daß da« sranzösischc Torpedowese» sehr in. Argen liegt; aber es ist auch andererseits kein Geheimnis), daß die zahlreichen älteren englischen KiiegSschisfe sür den Ernstsall so gut wir »nbrauckbar sind und daß auch der englische Secuiaii» sür die subtile Waffe deS Torpedos nicht gerate geschaffen ist. Seit die Unruhe» ans 2tcU«c» a»«gebrochen sind, ist beständig von de» dortigen ..brrsoi cki I.avorrrtori", den Arbeitrrvrrbänden. als der eigentlich treibenden Mackt der ganzen Bewegung, die Rede. Der Vater der Fasci ist der Social iS mns. Wenn auch einige von ihnen schon früher als Wäblerrcreine bestanden, so wurden sie doch durch BoSco, dcn bekanntlich letzter Tage in Palermo ver- bl Äuf und nieder. Roma« von Edwin Heinz. iM» Nichie «c'.lk-altkn) (Fortsetzung.) ,E« ist mir zu thrner", wandt« Trübe ein. „Wir müssen Schleusten Herstellen, Straßen bauen, da« kostet »nS noch einmal acht Mark." „Nicht ganz", entgegnete Runge. „Die Muinpcudorser Chaussee ist fiScalischeS Eigentbum und ra muß der Staat einsprmqen. Ich habe da- besser bedacht, c« kommt ans Schleußen» und Straßenbau etwa S .« auf den Meter, da rnach» l4 .14 uk 7S -s" rechnete Trübe. „Ganz richtig", sagte Wildenhain, aber Sir vergessen, da» da« Areal so groß ist, daß sie Ihren Bauplan beliebig a»s- strllen können und daß sie acht Ecken an der Chaussee be kommen. Jeder Eckplatz dort bringt aber sicher 2L—80 Mark; die anderen gewiß 18—20 Mark. E« wäre mir lieb, wenn Sir sich entschieden." ,E« ist ein gewaltige« Stück Geld 160 000 Mark, freilich e< kann auch etwa« daran verdient werden." „Und bald", fiel Ludwig Trübe in« Wort. „Sekr bald", bestätigten Wildenhain und Runge. Al« Trübe immer noch zögerte, gab ihm Runge einen kleinen Stoß. „Willst Du Juliu« «der nicht? Ohne Dich können wir e« nicht machen." „Wie sind denn die Zablung-bedingungen?" „Sie sind nicht schlecht", antwortete Ludwig. „Wilden Hain will l5 000 baar, 40 000 in Wechseln und das Andere kann stehen bleiben." „Ich mache e« ganz leicht. Die Wechsel nehmen wir erst ans sechs Monate, bann können wir sie nock verlängern. Wenn Sie bauen, trete ich noch mit den Wechseln zurück und proloagire sie aus ein Jahr. Dann haben Sie dcn Bau heraus und können sich die erste und zweite Hnpotbek suchen und meiner Schwägerin Schuld abstoßen. Damit da« leichter ist, lassen wir den Plan vermessen und thrilen ihn in Bauplätze, so daß lauter «inreln» Bauplätze und einzelne Htzp»ch«r«u »«rtzra. Da» k»sl«t zwar m»a« ««hr, doch macht sich die Sache dann sehr leicht und Tie habe» leichteres Banen und noch leichtere» Verkaufen " Da« leuckteic Trübe ein. „Jetzt will ich nur Ihr Wort", fuhr Wildenhain fort, und nach dem Kaufvertrag da« haare Gelb und die Wechsel. Zahlen Sit mir nach Tische 8000 an, da bin ich zufrieden. TaS andere machen wir nächste Woche. Es ist jetzt gleich l Uhr. Ter Rechtsanwalt ist nock in seinem Bureau. Voll macht meiner Schwägerin habe ich. Es ist also Alle» im Lotbe." Trübe sträubte sich nicht mehr. „Ich habe 4000 bci niir, ich kann sie gleich bezahlen und wenn Runge und Ludwig das andere Gelb schaffen, so könnten wir auch mehr anzalilen." „Ist ja uickl nölbig", meinte Runge. „Ich muß Dich sogar bitte», meinen Theil bi« nächste Woche auSzulcgen, ich muß erst mein Crcbitbuch kündigen." „Wir zahlen nur 8000 entschied Ludwig. „Sie nehmen die eine Hälfte, Runge und ick die andere. Jeder Bauplatz gehört un« gemeinschaftlich. Ihnen zur HLlfle, von uns jedem zu einem Viertel." DaS war zwar elwa« Neue», aber Trübe hatte i», Stillen schon einen Verdienst von 120 000 .L ausgerechnet und schlug deshalb ein. „Die Detailkarten sind beim RechtSanwalt, wir brauchen nickt erst nach den Scheunen zu gehen, aus den Karten können Sie die Lage genau ersehen." Sie machten sich auf den Weg. Al» sic auf die Straße traten, stand eine Gesellschaft junger Männer mit hochrotbcn Gesichtern vor der Thüre. „Guten Tag Onkel!" sprach einer Trübe an. „Guten Tag, gute» Tag!" entgegnete eifrig Trübe, ebne sich i» ein Gespräch einzrilasscn. Er eilte seinen Freunden nach. „DaS war doch Willy," bemerkte Runge sich umsehend zu dem »achkommcndcn Trübe. „Ja. er war eS." „Müssen wieder einen guten Frühschoppen gemacht haben. Sahen sebr bierselig a»S." lind lllpian sagte ;» Willy: „DaS war doch Tein Onkel, wo wollte den» der einmal bin?" „Und der schöne Wildenhain war dabei", fügte der Baron hinzu. „Ich weiß nicht, wa« er gemacht hat," wehrte Willy ab. Damit war da« Gespräch «rledigt. ssc . . Am Nackmiltag gegen vier Ubr stieg Marie die drei Treppen zu Eckart'S Wohnung binanf »in Käthe Hendrich zu besuchen. Sic klingelte. Frau Knglcr machte ihr ans. „Ist nicht bei Ihnen ei» junges Mädchen, die im abge brannten Hause gewohnt hat", fragte sie. Frau Kiigler bejahte, blickte aber nichtsdestoweniger Marie von unten bis oben an, da sie nicht wußte, was sic von der feinen Dame Kalle» sollte. „Ich wünscke sie zn sprechen", erklärte schließlich Marie. „Ich bi» eine Freundin von ihr." Frau Knglcr niacklc Platz und ließ sic eintreten. Es sab reckt ärmlich an«. Ei» aller halb zcrsallener Kleiverschrank stand auf dem Vorsaale und am Ende desselben bemerkte man binter einem bald zugezcgcnen Vorhang aus Kattun ein Bett. Die Wolmung batte mir zwei Zimmer vornhcrauS, »ach dem Hof hinan- ging die Küche, eng und tlein, sodaß Frau Kuglcr darin kein Bett ansstellen konnte. Sie schlief deshalb ans dem Vorsaal. Tie zwei Zimmer vornhcrauS batte sie gewöhnlich rermiclhet.daS eine an Eck- rt, das ankere stand leer. Es war wirk lich leer, wenn man nicht eine alle Commote, eine» Tisch und wenige Slüble aus der Zeit, wo Fra» Kuglcr noch jung war, als für ein möblirlc« Zimmer zu geringe Ausstattung gehallen Kälte. Ein Bett febltc. Da« batte der frühere Zimmerherr selbst besessen. Frau Kugler öffnete Eckart's Zimmer. Auck hier berrsckte äußerste Dürftigkeit, dieselben Möbel wie im Nebenzimmer, nur noch ein Bett mit buntem llebcrzug und ein wurmstichiges Bücherregal mit einigen Büchern, Noten »nd Mannscriptc». Aus einem Stuble am Fenster saß Käthe »nd starrte hinan». Marie »rat ei». Einige Sceniiten blickte sie Kätbe an, kann ging sie ans diese z». „Käthe, gute Käthe", sagte sie und legte ibre Arme um das bleiche Mädchen Käthe erschrak. Sie wandte sich um, doch konnte sie nicht gleich die Angekommcne erkennen. „Ich binS Kalbe, ich bin« Marie". „Ach Tn bist - Marie? Wie kommst Du denn hierher Wir haben uns lange nicht gesehen. lieber ein Jahr nicht. WaS machst Du denn?" „Darnach frage nicht Kätbe. Vor allein was machst Tu? Kann ich Dir irgend wie belsen?" „Mir kann Niemand besten", schluchzte Kätbe und brach in Weinen aus, „Niemand, niemand . . Ob meine Marie!" i „Berudige Dich Kind, was ist denn nur passtrt, daß Du I Dich so aufrrgst. Der unglücklich« Brand . „Ack Marie . . und »ein . ., nein, ich sage eS nicht..." „Sprich eS ruhig an-, ich weiß Alle», man hat eS mir vorln» erzählt. Dein Kind ist verbrannt?" In wildem Schmerze riß sich Kälhe loS und gin^ mit schwere» Schritten ihrer selbst kaum mächtig in der Stube hin und bcr. „Ja, tobt ist eS, tobt, verbrannt. Mau hat heule meine herzige Meta gesunden, — verkohlt, verbrannt z» Asche . . die gute Frau Kugler hat eS mir erzählt. Nun ist eS mir gleich, nun könne» eS Alle wissen, daß cs mein Kind war, daß ich die Mutter war, nun ich meine bcrzige Mela verloren habe. Was kümmert mich die Welt. Ich habe sic nicht mehr, die me», Trost war, sie. die ich so sebr lieb hatte. Oh meine Meta, oh mein süßes liebes Mäkcken". Käthe warf sich au die Brust ihrer Freundin und weinte, weinte. Frau Kaigler bat der Scene stliini» zugcscben. Sie war cinundsiebzig Jahre alt geworden und hatte viel erlebt, aber einen so grenzenlose» Schmerz nock nickt. „Laß mich, Marie, laß mich mit meinem Schmerz allein. WaS babe ich »och auf der Welt. Keine Eltern, keine Ge schwister, kein Kind.. vH., oh.." Marie versuchte sic zu trösten. Schließlich wurde auch .Käthe ruhiger. „Wollen Sie uns nicht ein wenig Kaffee kecken, Frau Kuglcr", bat Marie. „Wir könne» kann ruhig die Lage be spreche». Behalten Sie nur die Käthe noch ein wenig hier. Nun bitte geben Sit, inachc» Sic etwas Kaffee". Frau Kugler licsvn die Thränen über die Backen. Aber sie ging nickt. „Warum gehen Sie nicht, gute Frau?" drängte Marie. „Ach, mein liebes Fräulein, wir haben weder Kaffee noch Geld im Hause." „Kein Geld, also seit gestern nicht» gegessen? Hier", da- mit schüttete sie de» Inhalt ihres PorlemonnaieS, einige Geldstücke »nd Silbcrgelt, aus den Tisch, „hier ist vorläufig etwas. Nehmen Sie nur, cö ist ehrliches Geld. Ich brauche es nicht. Gehe» Sie, geben Sie . . ." Zögernd »ahm die Alle ei» Markstück „Nein, nebmen Sie Alles. Ich gebe eS Ihnen sür Kätbe. Gebe» Sie, holen Sie auch etwa» zu essen Bier und eine Flasche guten Wein. Kätbe muß sick stärken und Sie anch!" Frau Kugler schob da« Geld zusammen und nahm e«, aber sie ging noch nicht. (Fortsetzung folgte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite