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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940117027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-17
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Die Morgen-LuSgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. LrLartion und LrpedMo«: JohanneSgaffe S. LieLrvedMon ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend- 7 Uhr. Filiale«: eil« Klemm » Larti«. <«Ifre» Hatz»), Universitätsstrab« 1, Laut» Lösche, «athariuensir. 14, pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. iWMrTilgMillt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Vnz«ise«'PrKi» die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4ge<- ipalten) SO^z, vor den Aamiliennachrichieu (6 gespalten) 40^. Kröherc Schritten laut unserem Preis- vcrzeichnitz. Tabellarischer und Ziffern!«- »ach höherem Tarif. tSptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeiärderuag .ai M.—, mit Posidesorderung 70.—. Anuahmeschtuk für Anzeige»:. Abend »Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morge o-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Soun- und Festtags früh V,0 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet» an die Srpeitttsw zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig ^?3«. Mittwoch den t7. Januar 1894. 88. Jahrgang. politische Tagesschau. * Leipzig, 17. Januar. Die Thronrede, mit der gestern der Kaiser den preußischen Landtag eröffnet hat, ist, wie der Telegraph bereit» gemeldet bal. schweigend angebört worden, nicht der geringste Bei fall wurde laut. DaS ist begreiflich, den» daS, waö über die Lage der preußischen Finanzen gesagt wirk, kann nicht zu Beifall reizen, und was die Thronrede über die beab sichtigte Errichtung von Landwirthschastöka »imerii und ihren Zweck sagt, bekundet zwar die Absicht der preußischen Regierung, der Landwirtbschafl zu helfen, läßt aber noch kein sicheres Urthcil darüber zu, inwieweit und wann diese Absicht rcrwirkiicht werden wird. Desbalb sind auch die Urtbcilc der conscrvativcn Presse über die Tbronredc und speciell über den die Maßregeln zur Beseitigung der die Landwirtbschafl bedrückenden Uebelstäude betreffenden Passus sekr reservirt. Die ..Kreuz-Ztg.« sagt z. B.: .,D>r erkenne» das Bestreben, aus gesetzlichem Wege den Versuch e,rundlicher Hilfe für die Landwirthschast zu unternehmen, dankbar an. Aber freilich darf nicht vergessen werden, daß diese Versuche langjährige Arbeit voraussetzen und auch dann nur langsam reifende Erfolg« erhoffen lassen. Schon seht aber heißt eS, Schaden abwehrcn und das Gute fördern, um die Landwirthschast durch die augenblicklich bedrohliche Lage für eine bessere Zulunst lstndurchzurctten. Es kann daher nicht Wunder nehme», daß die van der Thronrede in Aussicht gestellten durchgreifenden Reform- v!an« weniger lauten Beifall als Las stille Seufzen der Hoffnung aus eine befferc Zukunst bei de» gespannt zähmenden Landboten t-rvorriesen." Vielleicht werden die Urtheile bestimmter durch den an scheinend officiösen Commcntar. Len die „Berl. Polit. Aachr." den kurzen Angaben der Thronrede über die unter der Beilülse der LandwirthschaftSkammern berbeizuführende» Reformen zur Verbesserung des ländlichen CredirwcscuS und zur Beseitigung der Uebclstänte übermäßiger Verschuldung nnd ungeeigneter Schuldforuien heute folgen lassen. Dieser Eommentar lautet: „Man wird in der Annahme nicht sehl'gcheu, daß in der Be gründung zu dem Gesetzentwürfe über die LäiiLwirlhjchastckaminern tue Ärundziige des gesetzgeberischen Planes wenigstens in all gemeinen Umrissen angedenlet werden solle». Der eine leitende Gedanke des ganze» gesetzgeberischen Plaues geht dahin, daß alle Grundbesitzer und zwar auch die, welche zur Zeit einem landschaftliche» Crediiverbande »icht angehüren, vorausgesetzt, daß ihr Grund- .ejitz die zum selbstständige» Betriebe der Lgndwirth- Ichast erforderliche Größe hat, in die Lage versetzt werden, ihre innerhalb einer bestimmte» Sicherhcits- grenze liegenden Hhpotheken olnie Vermehrung ihrer eigenen Laste» in unkündbare Amortisationsdarlediie zu verwandeln Es würde dann erreicht werde». Laß »ach Ablauf der Tilgungsperiode ohne Erhöhung der jetzt auf Zinsen zu verwendenden Betrüge die innerhalb der erwähnten Sicherheitsgrenze liegende Grundschuld gänzlich getilgt wird. GriniLstücke, welche nur bis zur Sicherheitsgrenze belastet sind, würde» alsdann völlig ichnldensrei werde», und Besitzer von höher belaftclcn Grund stücke» würden in die Lage kommen, ihre noch ver bleibenden Grundschulden in ähnlicher Weise zur Tilgung zu bringen. Mit dem Vorzüge allmählicher Verminderung und Tilgung des jetzigen SchuldenslandeS würde sich der weitere Bortheil verbinden, Latz an Stelle der der Kündigung unterworfenen Hypotheken unkündbare Darlelme lretcn und die Grundbesitzer, sofern sie nur ihre Zinsen und Amortisationsbeiträge zahlen, von jeder Sorge um Eapitalbejchaffung entbunden werden. Es würde zugleich mit der allmählichen Verminderung der Schulden die Einführung derjenigen Formen der Grundverschulduug ermöglicht werden, welche der Natur des ländlichen Grundbesitzes entsprechen." WaS dieser Commentar »ock unklar läßt, wird jedcnsallS im Hcrrcnhause durch die Antwort klargeslellt werben welche die Regierung auf die geplante Interpellation der Eonservalircn: „Welche Schritte die Regierung angesichts der stetig wachsenden Roll, der Landwirthschast zu thun gedenkt" erthcilt. Tann erst wird sich anck mit einiger Sicherheit abmesscn lassen, welchen Einfluß das gesetz geberische Vorgehen der preußischen Regierung aus die bochgcschwollcnc agrarische Bewegung im ganzen Reiche auS- üben wird. Von oppositionellen Zeitungen und Rednern kann man oft genug hören, ohne das neue Heergesey würde man keine Vermehrung drr Ncichscinnahinen brauchen; diejenigen Parteien, die gegen die HeereS- resoriu gestimmt, hätten auch keine Verpflichtung, sich an der Aufsuchung neuer Lteuerguellcn zu betbeiligen. Dies ist ein höchst kurzsichtiger und von Mangel an jedem Staatsgefühl zeugender Standpunkt. Er leidet aber auch an einer ganz erheblichen Unrichtigkeit. DaS Be- dürfniß des Reiches nach Vermehrung seiner Einnahmen ist keineswegs allein durch die Kosten der HeereSreform ent standen, sondern neben andern Ursachen wesentlich durch die mit den Handelsverträgen eingetrelene Ver minderung der Zolleinkünftc, welche eine Ver billigung der LebenSmiltelpreise für die großen BolkS- mafsen bewirkte. Der preußische Finanzminister bat diesen Zollausfall in seiner gestrigen Neve aus über 35 Millionen Mark berechnet, wozu dann vielleicht noch die weitere Verminderung durch den russischen Vertrag hinzukommt. Hätten wir diese Handelsverträge mit der Herabsetzung der Getreidezölle nicht abgeschlossen, so könnten wir die HeereSreform anck olme neue Einnakinen bc streiten. Also ist die Mehrheit sür die Handelsverträge ein schließlich der Socialdcinokraten, Freisinnigen und des linken CentrnmsslügclS, welche geholfen, unsere Zollcinnahme be- dculend zu lürzen, moralisch verpflichtet, sür einen Ersatz zu sorgen. Die acut gewesene belgische Ministerkrisc ist bekanntlich durch den Stimmnngsumschwung eines TheilcS der bis dahin jedem Ausgleich abgeneigten Reckten noch in zwölfter Stunde beigelcgt worden, so daß Bceruaert ans seinem Posten als leiiendcr Minister verbleibt und eine in jeder Hinsicht unliebsame Zuspitzung der Partei gegensäyc hintangchalten wird. Zwar liegen ncch keine detaillirlcren Nachrichten über den Verlaus der ÄontagS- siynng der Parteiversi.nimlnng der Rechten vor, aber die Thatjache selbst, daß e-° infolge der von der Parteiversammlnng der Rechten eingenommenen versöhnlichen Haltung zum AnS- gleick mit dem Ministerium kam, daß Bceruaert seine Demission znrückzog und daß regierungsseitig die demnächstige Ein bringung eines Gesetzentwurfes über die propor- tionellc Vertretung ui Aussicht gestellt ist, läßt er kennen. Laß im Princip die vom Eabinct Beernaert ver tretene Politik Siegerin geblieben ist. Man darf mit Grund anucbmcn. Laß einsichtsvolle Mitglieder der Rechten, bei denen der Parteigeist uichr alle und ,ede Zugänglichkeit sür Er wägungen höherer politischer Art überwuchert, sich der Er- kenntniß nicht verschlossen haben, daß eine fortgesetzte starre Ab lehnung des proportionalen Wahlsystems wohl eine doktrinäre, aber keine praltische Politik gewesen sein und am letzten Ende Niemandem mehr alö der Partei selbst geschadet haben würde. Die öffentliche Meinung des Landes war durch daS intransigente Gebühren der Rechten ebenfalls schon in eine Stimmung versetzt worden, wclme auf die parlamentariscken Fübrcr der Rechten nickt ohne Einfluß blieb. So kam denn, halb unter dem Druck der Verhältnisse, halb Dank der eigenen besseren Einsicht, jener Parteibeschluß zu Stande, welcher das Verbleiben LeS Eabinels Bceruaert im Amle ermöglicht und Belgien vor einer gerade im gegenwärtigen Augenblick höcksl inopportunen inneren Krise bewahrt hat. Eine etwas lomiscke Rolle bei dem Kamps um die Mackt spielte der Fübrcr der reactionairen Klerikalen, Woeste, der vor einigen Tagen neck im „Courier de BrurcllcS" Bccrnaerl deftig anariss und am Montag, als ob nichts geschehen sei, mit der Mehrheit sür die Wahlrcsorm stimmte! Der Präsident der srauzösisÄen Republik bat das von socialistischen nnd revvlutionaircn Dcputirten ausgehende Gesuch um Begnadigung Baiklant's »»eröffnet dem Zusliznunistcr übersendet. DaS Gnadengesuck soll mit den übrigen Acten von der BegnadigungS-Eommissio» geprüft werden. Der Beriuch der vereinigten Revolulionairc, den SlaalSchcs in die Angelegenheit zu ziehen und ihn sür die Ablehnung des GesuckeS und die eventuelle Hinrichtung ver- antwortlick zu macken, ist also gescheitert. Da aber die Sache Vaillant'S noch immer nicht verloren ist — wenn nur ein Mitglied der Eominission sich sür die Begnadigung anSsprickt, hat der Präsident der Republik das ver- sassuiigSinäßige Recht, daS Urtheil der Geschworenen zu modisiciren —, zieht die rührselige Pariser Presse, mit wenigen charaktervollen Ausnahmen. alle Rcgiflcr, um in der Bevölkerung Stimmung sür die Eassirung des „grausamen" Juryspruches zu machen und so eine Pression aus die EommissionSmitgliedcr und in letzter Linie doch anck noch auf Earnot auSzuüden. Man vergießt Ströme von Tinte, um zu beweisen, daß dem öffentlichen Gewissen durch LaS Verbiet des Schwurgerichts Genüge geschehen sei, dieses jedoch nur eine symbolische Bedeutung habe», und daß Vaillant, der selbst nicht gctövtet habe, auch nicht dem Tote überliefert werden dürfe. DaS zweite Argument sucht die Empfindung zu erwecken, als batten sick die Richter dieses Mal zu emer ganz ungewöhnlichen Härle hinrciße» lassen, obschon der sranzösischc Eode^ nicht nur aus verübten, fonbern auch ans bloS vcriucklen Mord die Todesstrafe setzt, sofern die Geschworenen dem An geklagten nickt mildernde Umstände zubilligcn; daS erste hingegen: die „symbolische" Bedeutung eines Richterspruchs, ist eine Blüthe socialistischen SykophanlcntlmmS, dem man seine Bewunderung nicht versage» tan». Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Mitleid in diesen Ausführungen mitspricht; es ist aber sicherlich eben so viel politische Spcculation dabei, der Alles willkommen ist, was der Regierung Vcr 'rgenbeit bereite» könnte. Ihr hervorstechendstes Kenn Zeichen jedoch ist der Mangel an Sinn für Ge fetzlichteil, der bei diesem Anlässe nicht zum ersten Mal ausspriiigl. Das Scklimmslc aber ist, daß selbst die Deputirtenlammer, also eine legislatorische Versammlung in eminentestem Sinne, die BegnadignngS Agitation ausgenommen hat. Das ist »icht blcs die Eonscgneiiz der Souveraini'ä des republikanischen VollSwillcnS, oaS ist die Eonseauenz der Erziehung deö Volkes »ach den Principien dcü Materialismus, der eine moralische Verantwortlichkeit nicht tennt In gleich symptomalischcr Weise trat diese Entartung des VoltsgcwissenS gelegentlich dcü Panama-Prvccsscs zu Tage, dessen schmackvoli gebrandmartle Opfer fast alle wieder der Ehre, daS Volk in der Kammer der Abgeordneten zu vcr treten, gewürdigt wurden, als taum die d'lcicn des ProcesseS geschlossen waren. Man hat i» Deutschland zur Zeit der Ahlwardt-Scandalc AehnlicheS erlebt und auch ander wärts fehlt cs leider nicht an verwandten Symptomen. inebr der Umstand, daß kostbare Wochen verstreichen, in denen nicht allein keine Ersparungen erzielt werden können, sondern sogar noch unvorhergesehene große Aufwendungen gemackt werden müssen. Die Einberufung von Urlaubern und Reservisten zur Verstärkung der sicilischen Garnisonen kostet Millionen, die den vorgesehenen Fehlbetrag ganz enorm anschwcllen mache». Unken solchen Umstänven ist eS nur ganz natürlich, daß trotz des allgemeinen Ver trauens in EriSpiS Klugheit und Thatkrast der italienische Rcntcncolirö unausgesetzt sinkt, zumal va meisten« gerade italienische Reutenbcsitzer mit Massenverkäufen Vorgehen und ohne patriotiscke Rücksicht den StaatScrcdil immer tiefer bcrabtrückcli. Die bis jetzt nock streng geheim gehaltenen inaiiziellen Pläne de« EabinetS EriSpi, wie vortrefflich sie lein möge» . können erst nach längerer Zeit zu einer fühl baren Erhöhung der Eiunabmen und Minderung der Aus laden sichren; wie bis dalnn die Geldverlegenheiten des Landes überwunden werden sollen, ist um so weniger ah- zuseke», als sür Italien derzeit kaum eine Möglichkeit besteht, eine Anleihe zu erträglichen Bedingungen aufzunehmen. Die weitere Entwickelung der Dinge im ligurischen Küstengebiet zwischen Spezia uno Livorno ist nicht danach angethan, da« Urtlieil über die Gesammtlazc deS Staates zum Bessere» zu wenden. Ein Manifest deS spanische» RevolutionairS Zorrilla ist laut telegraphischer Millkcilung aus Madrid mit Beschlag belegt und den Gerichten übergeben worden. Daß Zorrilla im Solde oder dock' im Dienste Frankreichs arbeitet, gebt a»S dem vom „Figaro" veröffentlichte» Wortlaute des Manifestes Lcntlick hervor. Während nur Frankreich ein Interesse dabci habe» tonnte, daß die Melilla-Angelcgen- heit eine triegerische Lösung fände, behauptet Zorrilla, daß die friedliche Lösung im Interesse der monarchischen Parteien, deS österreichischen Hofes (!), der Tripelallianz und Eng lands erstrebt werke. Der jranzosensreundliche Verschwörer versucht, die spanische Armee auszuketze», indem er das Vorgehen der Regierung als schmachvoll bezeichnet. Zorrilla spricht in seinem Manifeste auch von Len Han dels Verträgen und betlagt den angeblichen „Staats streich", den er darin sinket, daß ein Vertrag mit Dculschland in Kraft gesetzt werde, der die öffentliche Billigung des deutschen Kaisers (!) finde, während die Knudignug LeS mit Franlreick, abgeschlossenen nnnlu-i rivvncki den Untergang des spanischen Weinbaues bedeute» würde. Das Manifest, daö sich an das Volk und die Armee Wendel, fährt fort: „Wird das ipaiiijcke Volk soviel Unglück ertrage»? Wird di« Armee, die sich stets mit dem Volke vereinigt bat, »m dessen große Interessen zu veribeidigc», ihren Unwille» stillschweigend verzehren und diejenige» verlhcidige.i, die sie gegenüber dem Volke, aus dem sic hcrvorgegangcn ist, m Mißcredit gebracht habe»? Wir müssen glauten, vast dies nicht der Fall jei, und deshalb gilt es, unsere Aiisliengi,»geil z„ verdovvel» Indem wir den nahen Sturz (?> der Monarchie vorhcriehe», sind »vir in der Lage, uns sür den Kamps vorzttbercuei, und unsere Reihen zu schließen." TaS ganze Manifest beweist aber nur, daß Zorrilla, der seit Jahren in Paris den spanischen Aufstand vorzubereiten vorgiebl, eben vor Allem ein Agent im Sinne FrantrcichS ist. Wenn auch in Sicilicn äußerlich wieder Ruhe eingetreten ist, so wird doch auf dem italienischen Fcstlande die Lage von Tag zu Tag trüber. Das Gefährliche sind nickt sowohl die bald da, balv dort ansflackernde» örtlichen Aufstände, denn diese niedcrzuschlagen reicht die Militairmacht aus, als vicl- Seit der Thronbesteigung des jugendlichen KhedivcS von h'gyptc», AbvaS II., ist ein gewisser selbstständiger, unter nehmungslustiger Zug in die Politik des Nillaudc« gekommen, und der Trieb, sick von England unabhängig zu machen, wird mebr Leim je bcmcrklick. Das zeigt sich deutlich in dev cgvptifchcn Sndanpolitik. Von der Südgrenze de« Phara- onciircicheS wird nämlich gemeldet, daß auch unter den Egypten zunächst wohnenden, unter der Herrschaft LeS Mahdi stehenden Stämmen eine Empörung gegen den Ehaliseu Feuilleton. Äuf mlö nieder. Roman von Edwin Heinz. (Alle Rechte verdef-olten.) (Fortsetzung.) VII. Zwcr Monate später. Die Sonne brannte beiß aus die Stadt und die Maurer an den großen Bauten an der Mnmpen- dorser Cbaussec nnd der VcrbinduiigSstraßc der Sandstraßc mit der Breiten Straße Hallen großen Durst. Während aber in der Bankstraßc, wie die Berbindung im VolkSmundc ge laust worden war, die Arbeiter ganz lustige Gesichter machten,begegnete man draußen in Mumpendors nur mürrischen Blicken. Es war Sonnabend Nachmittag, die Stunde der Lohnzahlung nahte. „Was meinst Du wohl Ede", sagte der Polier zu einem Vorarbeiter, „ob wir heute wieder so lange aufs Geld warten inüffcn, ww vor acht Tagen. Es scheint jetzt knapp zuzu gehen beim Trübe." „Ja, ja, mir scheint eS auch so, wenn wir nur wenigstens beute unser Geld kriegen. Meine Frau braucht eS reckt llvtbwendig. Wir sind durch die Krankheit unseres Großen etwas in Schwulitäten gerathen und Du kannst Dir denken, da havert'S jetzt überall." „Bei Rungen drüben haben sic nun schon seit vierzehn Tagen ausgchort nnd Ludwig'S Leute wollen auch nicht mehr initlbun, wem, sie nicht das Gelv regelmäßig erhalten." „Ja eS ist eine scklimme Sacke, wenn der Bauherr nicht weiter kann. Ich begreife gar »icht, daß Trübe nickt zu seinem Bruder geht, dort müßte er dock das Geld kriegen und die paar Groschen sür uns müßten doch allemal absallen. Wir sind ja laum noch die Hälfte von denen, die anfingen Zwei Häuser sind nun schon so gut wie fertig und da ist Alle« prompt gegangen, nur an den letzten zweien scheint kein Segen zu sein." „Segen, Segen sagst Du? TaS Geld ist eben alle, drüben die zwei Häuser sind auch nock nicht bezahlt. Da hat der Tischler noch schnell eine Hvpotbck nehmen wollen, aber sic haden chm was geprostet. Nicht« hat er gekriegt. Die Bau- Hypothek geht bis au de» Essenkopf. DaS Hager in Beschlag genommen nnd wenn hat Alles schon prübe heute kein Geld schafft, dann blnbt auch noch der Rohbau hier und da neben sieben und wir können dann anstatt der prächtigen Häuser ein paar Ruinen bewundern. Denn hieraus bat Hager nichts gepumpt, der baut also nicht weiter. Wer sott denn auch hierher ziehen." „Ja freilich mit der Kaserne wird es nichts, daS Regiment kommt hinaus in« Karlviertcl und nicht in diese Sanowüstc. Sie habe» sich -cle Milbe gegeben, cs hierher zu bringe», aber der Minister bat sich für dort entschieden unv wenn sie ihm den Platz im Karlviertel nickt gegeben hätte», dann wäre überhaupt das Regiment nicht bierher gekommen. Der Director hat den Leuten eine so schöne Rede gebasten, daß sic schließlich zufrieden waren, daß das Regiment in die Karlstadt kam." „Das hat wohl auch den Krack zwischen den beiden Brüdern verursacht. Der Buchdrucker soll darüber snchslensclS-- wild sein." „Er bat sich mit der Bauern furchtbar hineingeritten. Sei» Geschäft ist ganz zurückgegangcn, ich glaube, "er hat keinen einzigen Setzer mehr. Bei mir draußen wohnt der Eorrcclor, der sagte mir, daß cs ganz alle sei. die Maschinen ständen schon seit vierzehn Tagen still und die Leute hätte» gelündigt bekommen." „Das tbut mir leid. Ich kann zwar den Trübe nicht leiden, er ist ein zu großer Psennigfnchser, aber ich habe Loch immer große Achtung vor ihm gebabt, weil er mit nichts angesanzcn hat und es doch zu was gebracht batte." „Nun ja, das ist so eine Sache. Er wollte eben zu hoch hinaus und da ist er reingesallcn " Sic gingen wieder schweigend an ibre Arbeit, nickt ohne oft lange Blicke die Straße binabzuschiclen, ob sich nicht der Bote mit dem Loh» sehen ließ. Um dieselbe Zeit saß Julius Trübe in seinem Eontor ganz allein und starrte auf die Blätter, die vor ihm lagen. In seinen Augen blinkte» ein paar Tbränen, aber er hielt sic mürrisch zurück. Es war nichts Erfreuliches, was man da auf dem Pulte sah: Recknnngcn, Zahlungsbefehle und Arrest- klagen. Er stöhnte. Nochmals nahm er den Bleistift zur Hand und rechnete. „23 000 sagte er vor sich bin, „23 000 -E und ich könnte mich retten. Daß auch gar keine Hilfe mebr da ist. Es ist schrecklich. Karl müßte mich dock retten können. Aber er will nicht. Hier hat er mir cs wieder ge schrieben. Hier lugt Las Schreiben der Lank, daß mein Ercdit bei weitem überschritten sei und daß ick für Deckung sorgen möge. Deckung sür 8000 Mark, und ich habe nicht 20, um die Leute da draußen zu bezahlen. Nun habe ich noch einen letzten Versuch gemacht. Es ist zu elend. Dieser elende Hager, weil die Easerne nicht nach Mumpendors iommt, hat er mir die Baugelder verweigert, und ich sitze »u» da. Runge ist ja so gut wie pleite. Und wer ist denn daran schuld, daß sie nicht hinkomml? Niemand ander«, als mein leiblicher Bruder. Mich so hereinsallc» zu lassen! Es ist schrccklick. Wahr ist ja, daß er mir 5000 Mark Handdarlehn neulich selbst gegeben hat, aber was will daS bei seinem Ver mögen beißen, »ichtö! Es wäre Alles gut geworden, wenn die Easerne dorthin kam. Er sagte, der Minister habe nicht gewollt. Larifari, dem Minister war eS ganz gleichgiltig, wo die Easerne hinkam. aber seit er die neue Straße auögehcckt hat, seit der Zeit war sein Plan fest, die Easerne nach dem KarlS- viertcl zu bringe». Nu» sitze ich da, lein Mensch gicbt mir Hypotheken, kein Mensch Bauzclver. Auch mein Geschäft bade ich mir mit der Baucrei verdorben. Kein Auftrag, lein Geld, cö ist z»m Verzweifeln!" Wieder blickte er stier aus die Blätter. Da Ilopste es. Er legte schnell ein großes Buck aus die Schriftstücke. Ohne aus das „Herein!" zu warten, trat Berger ein. In des Assessors Mienen lag ein nervöser Zug. der früher dort »icht sichtbar gewesen war. Er hatte in der letzten Zeit viel arbeiten müsse» und während der letzten sechs Wochen war er in comiiiisiarischem Austrage answäyls beschäftigt ge wesen. Es war ihm gelungen, einen schwierigen Fall zur glücklichen Lösung zu bringe», und der Dank seiner Bor gesetzten war ihm gewiß. Er war bereit« im Vorderhaus«: gewesen, aber seine Braut war auS^egangen, und so war er denn z» seinem zukünftigen «Schwiegervater hinaus gegangen. Er wollte ihm nickt nur guten Tag sagen, er balle noch ernstere Dinge mir ihm zu bespreche». Von Wildcnbain waren ihm in der letzten Zeit immer dringendere Auf forderungen gekommen, seine Schulden, die sich schon auf ein paar Tausend Mark beliefen, zu decken, und selbst der Hin weis aus seine baldige Hochzeit batte den ungeduldigen Mahner nicht beruhigt. Er wußte freilich nicht, w>c eS um seinen Schwiegervater stand und daher waren ihm die dringenden Briefe WiltcnhaiuS befremdlich vorgckoinmc». Nun er aber zurückgrkommcn war, wollte er offen mit Trübe über die Angelegenheit sprechen und sich von ilnn die uvthigc» Mittel ausbitlen, um Wildenha», zu befriedigen. E« war ikni nicht entgangen, daß die Dtaschinen still standen und kein Leben in der Druckerei bemcrtbav war, aber er legte darauf kein Gewicht. War eS doch fünf Uhr vorbei und konnten dock heute am Sonnabend die Arbeiter einmal zeitiger entlassen worden sein. Auch im Gefickt Trübes siel ibm nickt« auf. „Guten Tag, Schwiegerpapa", sagte er. Trübe die Hand cnlgcgciistrcckeiid. „da bin ich wieder. Wie gehl cS Ihnen". Trübe griff langsam nach der Hand und drückte sic leicht. Dabei spähte er i» Las Auge Berger«, ob er darin entdecken könnte, ob dieser schon von seiner Noth wisse. Berger« Augen blickte» aber so ruhig, daß er bald bemerkte, daß dieser noch ohne jede Kenntniß war. „Ich deute gut, mein lieber Mar", antwortete Trübe. „Melanie und die Frau Mutter sind nicht dadenn, da babc ick Sic denn gleich ausgesucht, um einmal etwas notb- wcudiges mit Ihnen zu sprechen". Bergers Worte klangen etwas gedrückt, und Trübe blickte nochmals den Sprcckcr in das Gesicht. „Hm, was ist cS?" „Ich »i»ß da ziemlich viel erzählen und bitte mir ruhig zuznl'örc», lieber Schwiegerpapa". Trübe selbst saß freilich wie auf glühenden Koklcn, aber ein längeres Gespräch, dessen Inhalt er nicht ahnte, kam ilnn gerade recht, um die nächste Viertelstunde schneller vorübergclicn zu lassen, als wenn er allein gewesen wäre. Er nickte bejahend. „Wie Sic wisse», lieber Schwiegerpapa", bub Berger an, „ist mein Vater frühzeitig gestorben. Er binterließ meiner Müller einen guten Namen nnd eine Wittwcnprusion, die sür sic und mick auSreicktc. Ich konnte daher ganz ohne Sorgen die Universität beziehe» und befand mich bald daselbst sehr wobl. Da starb meine Mutter und mit ihrem Tode börtc die Pension aus. Ich war nun ans mich angewiesen. Einige Verwandle unterstützten mich nnd besonders cm Onkel, dessen Gunst ich lange oesaß. Leider starb dieser Onkel bald und binterließ, ohne Testament, sein ganzes Vermögen seiner jungen Frau, mit der ich nickt gut stand und siebe. Ick niufftc aber meine Studien beenden, wenn ich cö z» etwa» bringen wollte, und so nahm ich denn meine Zuflucht zu einigen Gcldlcute», die mir ihre Frcuntsckajt austrängtrn und denen ich mit meiner auSgedrcitclcn Bclannlsckafl und Verwandtschaft sicher erschien, obgleich meine Verwandten a» mir nickt« tb»n können. Im Lause der leplcn Jahre bat sick nun ein ganz hübsches Sümmcken ansgcbäuft und zwar nicht zu Ungunstcn der Herren Geschäftsfreunde. Lenen ich freilich mein Ehrenwort verpfändet hatte» gegen deren wuche.
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