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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189403045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-04
- Monat1894-03
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1894
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Bez«gS.PreiS W d« Hemptrxvedttto» oder de» t« SkoN» tezlrk »»d den Vororte» errtchteten Aos- ^adeiiellen abgeholt: vierteljährlich^ 4ckO, bei tweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« >l bckü. D-rch dt» Post bezöge» für Teuisthland and Oesterreich: viertel,äl>rlich >ii k.—. Direct» täglich« Kreu-baudieadong i»t Ausland: uwaatiich -et 7^0. Di« Morgen-Ao-gabr rrjchetut täglich V»/ Uhr, di, »drud-Ausgabe Wochentag« b Uhr. LSittoi» »,r ErveLitt»»: A»tzan»e»gaß« 8. Vtt» Filiale»: >'« Earti». lNlfrr» H»tzu), llutversitätSstrich« 1, S»« Lisch». 14. Part, «d «astMatz Anzeiger. Lrgan för Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Arrzeigerr-PreiS die 6 gespaltene Petitteile L0 Pfg. Rec Ismen unter dem Redacttonsftttch (4g«« spalten) 50-^, vor den Famrliennachrichtea (6 gej palten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Extra-Brila,n» (gesalzt), nur mkt der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörd«r»»g SU.—, mit Poftbejörderuag -4l Al.—. Amtahmrschluß fir Äozeigru: Ab«nd-Au«gabe: vormittag« 10 Uhr. Morg« »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- »nd Festtag« srüh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je «tu» halb« Stund« früher. R»iei«e» stad stet« a, di» Expeditta» zu richte». Druck u»d Verlag vo» C- Polz t» Leipzig. Sonntag den 4. März 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffenlliche Sitzung der Stadtverordneten «Ittwach. den 7. Mär, 18S4. Abends «'/, Uhr im Sitzungssaal» am Naschmarkte. Tagesordnung: I- Bericht de- Bersoffung». und FinanzauSschuffeS über daS Gesuch de< Berboude« der HauSbesitzer-Berrtne Leipzigs um Aaschluß an die an die königl. Elaalsregierung und die Etändekammern gerichtete Petition wegen Reform de» Brand- versicherungSgesetze- vom 25. October 1876. II. Bericht de- FinonzauSschusjeS über: Specialbndget „Poli- zeiamt", Pos. 14 Nr. 12 des HaushaltplaneS auf da- Jahr 1894, d. Herabsetzung des Miethzinses für die Bürsen- rrstauration aus dem Bich- und Schlochihose. III. Bericht de4 Berkehrsausschusses über: Conto 35 „Buden" deS Haushaltplane- aus das Jahr 1894. IV. Bericht de4 Bau- und L-ekono:meausschusje4 über: Abbruch der Gebäude des an der Ecke der Hohen und Lützener Straße gelegenen Grundstückes Nr. 19 der Lützener Straße. V. Bericht des Slistuugsausjchujjes über: verschiedene Stistungs- rechnungen. VI. Bericht de- StistungS-, Oekonomie- und bez. Bersassungs- Ausschusses über: Conto 33 „Friedhöfe" des HauShaltplanes aus da- Jahr 1894. VII. Berich» de« Stiftung--, Bau- und Oekonomie-Au-schuffeS über: Ankauf der Parcellen Nr. 10, 37, 46, 48—66, 72, 73, 74 de- Flurbuchs für Stünz. Vlll. Bericht des Stiftung«-, Oekonomie-, Bau- und Finanz- Ausschusses über: Ankauf der Parcel!« Nr. 140 des Flur buchs für Leipzig-Anger-Crottendors. H. Bericht des Lekonomie-Ausschusses über: Conto 16 „Ritter- gut Taucha", Tooto 17 „Rittergut Grasdors mit Cradeseid und Pottttz", Conto 18 „Rittergut Cunnersdorf mit Panitzsch", Conto 19 „Rittergut Lößnig mit Zubehör", Conto 2V „Kloslergut Connewitz", Conto 21 „Gut Thonberg" and Conto 23 „Rittergut Stötteritz a. Th." de« Haushaltplanes auf da« Jahr 1894. D. Bericht d«4 Schul-, Bau- und Finanz-Ausschusses üb« AuSsühruna vo» Barockenbauleu für die 22. Bezirktschule t» Leipzig-Liadeuan »ebst Mobtltardeschaffung. Bekanntmachung, Wahl her Gemertegertchtsbetfttzer hetressenh. Zu Punci V. d« Bekanntmachung vom 22. Februar 1894 wird rach erfolgtem Linvernehmea mit dem Polizeiamt und der Wahl- gcfchästsstelle de- RatheS der Stadt Leipzig Folgende- angrordnct. W« sich an der aus den 15. und 16. März 1894 festgesetzten Kahl der GewerbegerichtSbeisitzer betheiligen will, hat sich behus« Beschaffung des nach dem Gewerbegerichtsgesetz erforderlichen Aus weises über seine Wahlvcrechtigung entweder in der polizei lichen Meldestelle desjenigen Leipziger Polizeibezirkes, in welchem er wohnt, oder im Anmeldezimmer des GewrrbrgrrtchtS Leipzig unter Angabe seines Namens und seiner Wohnung anzuineiden. Einer Abholung der sodann auszusiellenden Ausweise seitens der Wähler bedarf es Nicht. Vielmehr werden dir inzwischen von der Wahlgeschüstsslelle deS Rathe» ausgestellten Ausweise an den Tagen der Wahl m> d« Wahlstelle bereit liegen und nach Nennung de-Namens der einzelnen Wähl« von dem Wahlausschuß geprüft werden. Im Jutereffe der Wähler empfiehlt eS sich, die Anmeldung nicht «st in d,n letzten Tagen vor der Wahl, sondern sobald al« möglich «u bewirten. Schriftliche Anmeldung auch mehrerer Wähler zugleich ist zulässig. Wer geaöthigt ist. erst am 15. oder 16. März den er. forderlichen Ausweis sich zu beschaffen, hat die Ausstellung eine« solchen iu der Wahlgrschastsstclle de« Rache» im Stadthause am Obstmarkt. Zimmer Nr. 151 zu beantragen und den dort als- dach »ntgegeuzunehmenden Answer« selbst an der Wahlstelle »orzulegrn. An diesen beiden Tagen wird eine Anmeldung bei de» Bezirk-Meldestellen nicht «ehr angenommen. Leipzig, am 2. Mär, 1894. ktadtrath Büttner. Vorsitzender de« GrwerbrgerichtS. staffelt, Ger -Schrb. Bekanntmachung. In der Zeit vom 3. Februar bis mit 2. März dieses IahreS gingen au freiwilligen Gaden bei uns rin: 10 Sühne in Sachen F. ./' P., 50 - von einer Dame, deren Name nicht genannt werde« soll, zur Beschaffung von Kvhienzetteia für Arme, 7 » von Herrn I. G. Gaßmann, 20 - Geschenk tn Sachen Frau B. ./' Herrn I. B. durch Herrn Hosrath l)r. Lohse, 87 Summa, worüber hierdurch dankend guittirt wird. Leipzig, den 3. März 1894. Das Armenamt. Hentschel. Schicker. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapicrr unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Lparcasseu-Drputation. In Gemäßheit von tz 17 der Leipzig« Sparcassen-Ordnuug, beziehentlich 8- l9 der Leioziger Leihhaus-Ordnung werden u. die Sparbücher 2er. I Nr. 64971, Ser. II Nr. 99392, 242818, b. die OuittungSscheine über die Sparbücher Ser. II Nr. 78968, >98738, o. di» Psaudschene ü>ir, L Nr. 40001, 40002, > l-ik. L Nr. 83808 hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, den 2. März 1894. Tic Bermaltiing Vrs Leihhauses und der Lparcaffe. tlicolaiynmnastum. Auknahmrprüsung für Sexta Montag, den 5. März, 8 Uhr Bormittag. Papier und Feder sind mitzubringen. Leipzig, 3. März 1894. Pros. De. Oil» Unewwel, Reclor. vermiethnngen. L Die Aufnahmeprüfung der am Realgymnasium angemeldeten Schüler findet nächsten Montag, den 5. März, von 8 Uhr an statt. Es ist Papier und Feder milzubringen. Leipzig, den 3. März 1894. Der Ncrtor. In Vertretung: Pros. Dr. Aorltr tieburter, Loarector. Lmitt'sche höhere Töchterschule, «n »er Plriizr 4, II. (Centralballe. Promrnadrnsette). AnmUdungcn von Schül«innen erbitte ich mir in der Stunde von 3—4 Uhr. Prospekte stehe» zur Verfügung. vr. Alllew 8mltt. Könifll. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Leipzig. Die Studien im Sommersemester 1894 beginnen Montag, den 2. April; die TageScurse früh 7 Uhr, die Abendcurse ui» 5 bez. 7 Uhr. Der Tageskurs»»- gliedert sich in die Fachschulen für: A. architrkto»,schc Aunstgemerbe. U. Vildhauerri, O. Zeichnen und Male» mit de» Unterablheilungen für Buchornamentik, Decorationsinalerci, Aquarellmalerei, Muster zeichner», Porzellan- und Glasmalerei, Lithographie, Xnlo- grapdie, Kupier- und Stadislechere, nnd O. pdatomrchantschr BervtelsältiGnngsvrrsadrrn. Der Abendkursus besiedt au« den Abtheilungen für typo graphisches Zeichnen, Aquarellmaler», Zeichnen nach Vorlagen, nach GypS und für photomechanisch« VervielsältigungSversahren. Anmeldungen vom 5. bi- mit 17. Marz Nachmittag- von 4 bi» 5 Uhr erbeten. Regulative kostenfrei. Leipzig, am 23. Januar 1894. Der Direktor: I)r. Ludw. Nteper. I» den nachgenannten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethraume gegen vierlel- bez. halb- lährige Kündigung anderweit zu vermieihen: H Reichs,'trotze Rr. I — Srllter'S Hof — rin» Wohnung! in der UI. Etage. 2) Ncumark, Nr. 11 ». eine Wohnung tn der I. Etage, d. zwei kleine Wohnungen in der V. Etage, Kupfergäsjchen Nr. 5 ein» Wohnung in der III. Etage, «upsergötzchen «r. 7 ». eine Wohnung in der ll. Etage, d. eine Wohnung tn der IV. Etage, 5) Wtnvmühlenftratze Rr. 7 eine Wohnung in der IU. Etage, > 6> Fürstcnstratze Nr. IS eine Parterre-Wohnung, 7) PlMfonftraur Nr. IS eine Neine Wohnung in der IV. Etage, 8) Brühl Nr. »d eine große Wohnung in der IU. Etage, 9) Gratzr Flerschergasse Nr. IS — Golvrne Kraue — ». dir lll, Eiagr im Bordergebäude, v. zwei kleine Wohnungen io den Hintergebäuden, 10) Gemetnpeamtsstraize Nr. 4 in Leipzig-Linden«», da« ganze Grundstück zu Rirderlagszwecken, 11) GrmrtnpeomtSftraize Nr. 6 in Leipzig-Linvena«, ». Niederlag«räume ün Parterre rechts, d. eine Neine Wohnung in der U. Etage link-, 12) Kurze Strotze Nr. 12 — chrinaligrs NathhauS — in I Leipzig-Plagwitz, eine große Wohnung in der II. Etage, 13) Hauptstratze Nr. «S in Leiprig-Kleinzschocher «ine kleine Wohnung tu d« lll Etage, 14) Ehemalige« Armentzau« tu Lripzig-Lütznig eine kleine Wohnung, Ib) Neitzenhainer Strotze Nr. 126 in Leipzig-Thonberg ein« Wodnnug in der IU. Etage link», 15) Ttavostratze Nr. IS tu Leipzig-Nrufchönefelb, 5 Keller- abtheiiuagen, 17) Detttzschrr Strotze «r. 112 tn Leipztg-Eutrtizs» eine Wohnung in d« UI. Etage link«. E» find dt» Miethräume unter Nr. 3. 4d. 7. 8. 9». 10, ll» und 1« ßosort. diejenigen unter Nr. 2b, 4». 6, 9b, Ild, 12.13, 15. IS »»b 17 vom 1. Avril ds. I4. und dleientgen unter Nr. I, 2» und 5 dom 1. Oktober d«. J4. ab zu vermieihen. Mstthgesnch« w«den au) dem Rathhause, I. Stage, Zknm« Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, de» 19. Februar 1894. Der »oth »er Stobt Leipzig. vr. Georgt. Krumbiegel. Deutscher To-Ientan). Die antisemitischen Zwecken dienende Druckerei vo» Glöß in Dresden veröffentlicht als „12. politischen Bilderbogen" den deutschen Todtcntanz. Das oft gebrauchte Motiv hat eine ziemlich platte AuSfübrung gesunden. Hinter einem Juden, der ein große« Schächlmesser schwingt, marschircn Bismarck, die Reich-fabne in der H>isid, die verschiedenen Stände, Handwerker, Soldaten, Gclebrte wie Birchow und Mommscn, ein Prozessor mit einer Rolle: „Die dummen Professoren", während dem Juden voraus eine Anzahl Kinder, darunter zwei ohne Kopse, schreiten. Zur Seite des Zuge« stellt ein Heiligenbild, Maria mit dem Jesuskind, aus dessen Spitze ein Rabe seine Flügel spreizt. Schon die- läßt ahnen, daß die Zeichnung von einem ultramontanen Stifte entworfen worden ist. Der Text aber, der dies Bild begleitet, kann nur aus jesui tischer Feber geflossen sein. Seit Langem Wohl ist nicht- veröffentlicht worden, da- so dreist den Protestantismus verhöhnt, den KatholiciSmuS als einzigen Retter von den Juden feiert, wie die« Schriftstück. Wäre cS in einem dunkelen CaplanSwinkel DenlschlandS erschienen, so würde man eS verdientermaßen unbeachtet lassen; da eS aber in Dresden, in der Hauptstadt de- evangelischen Sachsen, daS Licht der Welt erblickt hat, muß eS al- Zeichen des übermüthigen UllramonlaniSmu» an den Pranger gestellt werden. Ter entscheidende Kampf gegen die Juden» so behauptet daS Machwerk, erfordere eine „religiös inuammable Persön lichkeit"; von der Kirche erwarte daSBolk die Hilfe; darum seien die Juden schon durch die Figur Stöcker'- beunruhigt worden. Aber da- (5hrislentbum wirb ihnen noch ganz ander- kommen. Zwar vom Protestantismus sei keine geschloffene Erhebung gegen den christlichen Urfeind zu erwarten; er habe so lange gegen Dogma und Tradition protesurt, bi- vom Ebristen- tbum übcrbaupt nicht mebr viel übrig geblieben sei. „ES ist der Fluch de« Protestantismus, daß er fort zeugend muß Protestanten gebären." DaS fest gespannte Instrument, auf dem die Juden den durchschlagenden Accord de« christlichen Willen- in Deutschland vernebmen könnlen, sei der KatholiciSmuS^ die katholischen Priester seien gut diSciplinirt, die prolestanlischen Geistlichen nicht, denn diese bildeten in Folge der theologischen Wissenschaft, die tolcranz" sogar Cbristum historisch zu begreifen suche, ein buntes CbaoS, zustoßen. angenchtS desten schon Mvllke gcstigl habe: „Kalbolisch müssen wir Wohl alle noch einmal werden/ WaS die Preußen für da« Dcutsch- tbum, daS seien die Katholiken für da« Ebristenthum, di-ciplinirtc Kerntruppe; daS: „Los von Rom!" der Protestanten klinge für hin christlich semsüblendeS Lchr ebenso schmerzlich, wie für den patriotischen Sinn Bismarck - das: „Los von Berlin!" der Welsen. Luiker sei nur ein christlicher Pariicularist; er halte deutscher Papst in Rom werden sollen, eine von ihm dann erlassene Encyclica halte bei Zeilen die Juden aus Deutschland weggescgt. Unter einem katholischen Kaiser würde daS deutsche Volk von heute wie eine geschlossene christliche Familie zusammenwohncn; der deutsche Thron würde nickt von jüdischen Wechslern und Bankwuchcrern umlagert sein, und anstatt des Knoblauchs würde von Berlin der Weih rauch echten EhristcnlkiiinS social beglückend durch die Lande ziehen. Zur Erhebung gegen die Juden gehöre die Kraft der Intoleranz,diese sei bei deinKatholiciSmus; der Protestantismus in seiner christlichen Kiast scheine machtlos zersplittert; es möchte» nur die katholischen Geister Len Kamps gegen Juda mit der Wucht des Mittelalters wieder aufnehmen, dann würde cS den Juden nicht gelingen, dein deutschen Volk zum Todtentanz auszuspielen. DaS ist »ngesäbr der Inhalt dieses plumpen Machwerks. Die sastige Sprache wie die anderwärts zum Uederdruß ofl ausgesprochenen Gedanken derselben bekunde» seinen jesuitischen Ursprung. ES »st ja ultramonlaneS Dogma, daß der Pro testantismus in den letzten Zügen liege. Man versteht drüben nickt im Geringsten, was evangelischer Glaube «st. Dem Ultramontanen ist der Glaube unbedingte«, unter würfiges Annebmen der päpstliche» Lehre, dem Protestanten ist er eine WillrnSthat, mik der er sein ganzes Bertrauen auf die Gnade Gottes in Ehristo setzt und in dieser sein Leben gründet. Bei solcher Auffassung ist eS wohl erklärlich, daß die Wissenschaft die Gedanken des Glaubens verschieden zu formulircn sucht, der Glaube selber wird dadurch nicht berührt. Die rege mannigfaltige Arbeit der Wissenschaft aber ist kein Zeichen des Tode-, sondern ein Zeugniß lebendigen Glaubens. Auch die katholische Kirche hatte früher von einander abweichende ldeologtsche Richtungen. Nur jüngst erst ist eS dem JesuiliSmuS gelungen. daS uniforme Leichentuch über die ideologische Arbeit drüben zu legen Jetzt ist freilich kort Alles gut dressirt und diSciplinirt, aber — aus wie lange? Jedenfalls wird es dem ullramonlanen Bilderbogensabrikanlen in Dresden nicht gelingen, der evange lischcn Kircke das Lebenslicht auSzublasen, und wenn er mil noch so kreischender Stimme unS tobt sagt, wir antworten ihm mit PauluS: „als die Sterbenden und siebe, wir leben!" Wir glauben nicht, daß unser protestantisches Volk auf die jesuitische Leimrntbe geht, die mit dem politischen Bildev bogen Nr. 12 ihm gelegt wird. Der antisemitischen Hetzerei ist eS allerdings gclungen, vielen Kreisen unseres BolkeS die Juden als die Urheber aller modernen Uebet zu verdächtigen; die Judenfrage ist für sic „das Loch in den Bogcscn", aus daS sic unverwandt starren. Dem wüsten Lärm haben sich die meisten evangelischen Geistlichen in christlichem Tacte scrn aebalten. AuS Erbitterung darüber werfen die antitemilischen Agitatoren dem Protestantismus den Febdchandschuh bin. Sie preisen als bestes Heilmittel gegen Juden dem Volke die „Kraft der Intoleranz" im KalholiciSmuS an. Meint man wirklich, mit solchem Lockmittel Leute zu fangen? Unser Volk bat zur Genüge jene intolerante Kraft kennen gelernt. ES wird keine Sehnsucht nach neuem Segen der Inquisition haben. „Die Wucht des Mittelalters" bat schwer genug auf der Menschheit gelastet. Will man die grausamen Kämpfe deS kalten spanischen Geistes gegen die Juden auf deutschem Boden auflcdcn lasten? Gewiß, manche von den Agitatoren haben in diabolischem Haß sich verloren; bat dock einer von ihnen in einer öffentlichen Ver sammlung eS ungescheut ausgesprochen, man werde die Judcn- sragc am besten lösen, wenn man eine lange Leine ziehe, um an dieser alle Juden auszuknllpfen! Und da« soll christlich sein? Diese „Kraft der Intoleranz" wagt, sich mit dem Namen »nserS Herrn zu decken? Für solche Rohheit wähnt man, unser Volk entzünden zu können? Wäre dies denkbar, so würde allerdings das Evangelium unter uns umsonst gewirkt haben; dann wäre die Reformation und die ganze ihr nachfolgende humane Eultur und Geistesarbeit vergeblich gewesen, dann verdienten wir, von der „Wucht des Mittelalters" erdrückt zu werden. ES ist undenkbar, daß solche Anschauung, wie sic der „deutsche Todtentanz" vertritt, aus der Feder eine- Mannes geflossen sei, der mit einem Tropfen protestantischer Bildung gesalbt ist; so schreibt man nur mit ultramontaner Tinte, und waS mit dieser geschrieben wird, ist — Kraft der Intoleranz. Auch die Sehnsucht nach einem katholischen deutschen Kaiser beulet aus die jesuitische Vaterschaft deS Artikels. Wie oft baden die Römlinge ibrem Groll Ausdruck gegeben, daß dem festen Geschlecht der protestantischen Hohen- »ollern die prächtige Kaiserkrone aufs Haupi gesetzt worden sei! Und dreist genug haben sie eS ausgesprochen, daß die Hohenzollern, die einst vom Lulberlbum zu den Resormirten gegangen seien, nun aus der Union in den Schoost des KatholiciSmuS sich legen möchten. Wir gleißend wurde die zukünftige Macht gemalt, die ein katholischer deutscher Kaiser im Bunde mit dem Papsttbum ausüben werde! E- ist rin Zeichen der Zeit, daß daS Schriftstück in Dresden erscheinen konnte. Wir sind der Zuversicht, daß die Dresdner die Antwort auf diese schnöde Behandlung des Protestantismus nicht schuldig bleiben werden. Vor Allem gilt eS, zu erörtern: Wie weit ist an diesem Erzcugniß der Glöß'schen Druckerei die anti semitische, die deutsch-sociale Partei betheiligt? ES ist bekannt, daß manche Führer derselben in den Ver bandlungen Uber das Jcsuitengesey eine zweifelhafte Stellung, sicher keine deutsche, cinnahmcn. Stünde aber die Parteileitung hinter dem Glöß'schen Bilderbogen, die Hände verschlungen mit den Ultramontanen, dann wäre eS Kobe Zeit für da« protestantische Volk, gegen die Führer dieser Bewegung sich entschieden zu erklären, die, gleichgiltig gegen die evangelische Kircke, gegen die Geschichte und den Geist d«S protestantischen Deutschland, bereit sind, um den Preis der Juden unser deutsche« Volk mir „der Kraft der In in die Nacht mittelalterlicher Barbarei zurück- Ll. Deutsches Reich. 8?. Berlin, 3. März. Der Wunsch der öffentlichen Meinung, die Angriffe de« „Kladderadatsch" auf zwei Beamte de« deS Auswärtigen Amtes möchte» eine gerichtliche Be lcuchtung erfahren, wird anscheinend nichtin Erfüllung gehe». Es ist bei der Natur der Sache begreiflich, daß die Regierung sich nickt zur Stellung eines Strafantrags entschließt. Nickt begreiflich aber ist, was mit den Versuchen bezweckt wird, das Publicum aus eine falsche Fährte zu leiten. Ein journalistischer Intimer deS auswärtigen AinteS bat in ein Wiener Blatt die Meldung lanciren lassen, einer der in Mit leidenschaft gezogenen Herren bade vom Grasen Herbert BiSmarck Erklärungen fordern lassen, die dieser mit der Versicherung beantwortet habe, er stehe der Sache fern. An der ganzen Erzählung ist kein wahres Wort, ihr Zweck ist, an eine „Friedrichsruher Jntrigue gegen zwei verdiente Männer des neuen CurscS" glauben zu machen. Es ist der Regierung dringend anzuratben, den Eifer ihrer Diener zu zügeln. Wirb der Unfug fortgesetzt und gar mit Spitzen gegen den Fürste» BiSmarck, )o könnie einem oder dem anderen Wissenden doch der GeduldSsaden reißen und eben das geschehe», waS das Auswärtige Amt vermieden sehen will. Wie cö beißt, bat einer der vom .^kladderadatsch" angegriffenen Herren einen längeren Urlaub angelreteu. Besräiigt sich diese Nachricht, so hätte die Regierung den ersten Schritt aus einem Wege gethan, der jedenfalls eher zuni einzig wüiisehcnSwcrlhen ^iele, näm lich zum Vergessen der peinlichen Geschichte, führt, als plumpe - osficiösc Machenschaften UedrigenS zieht sich der „Kladdera datsch", wie zu erwarten war, mit der bekannten Erklärung des „ReichsanzeigcrS" nicht zufrieden. Er schreibt vielmehr beule: „Diese bescheidene und in den Motiven für ibre Be scheidenheit so durchsichtige Erklärung deS amtlichen Blattes wird keinen auch nur normal begabte» Menschen von der Tugend haftigkeit deS Wirklichen Geheimen LegalwnSratbS von Hol stein nnd seiner Genossen überzeugen. Alle Welt weiß, daß gerade wir derartige Angriffe nicht vbne ausreichende lhatsächliche Begründung uiitcruehmen, und wir schlagen den Herren vom „Reichs rnzeiger" vor, die Probe hieraus durch einen Gang zum Richter zu machen, eS gicbt ja noch Richter in Berlin! Also koiiinicn Sie, meine Herren! Wir sind uuS bewußt, eine gute Sache zu vertrete», und weisen Ihre hilflose Fiction, daß wir uns zum Organ unlauterer persönlicher Motive gemacht hätten, nickt mit der üblichen Entrüstung, sondern mir der ruhigen Ueberlegenheit zurück, welche vieles Bewußtsein uuü verleiht." ^ Berlin, 3. März. Die Abgg. I>r. Osann und Dr. Pckasche haben mit Unterstützung der nationalliberalcn Fraktion solgcnde, telegraphisch schon aiigekünvigtc Interpellation im Reichstag cingebrachl: „Durch Satz 2 unv 3 de- ersten Absatzes des 8- >20 des Gesetze« vom l. Juni I89l ist der Fortbildungsschul unterricht an Sonntagen nur ge- tattet, wen» die Unterrichtsstunden so gelegt werden, daß die Schüler nicht gehindert werden, den Haupt- aolleSdienst oder einen mit Genehmigung der kirchlichen Behörden für sie eingerichteten besonderen Gottesdienst ihrer Confession zu besuchen. Ausnahme» sind für nickt obliga torische Fortbildungsschulen bis zum l.October 1894 gestaltet.— Die Unterzeichnete» fragen hierdurch an: l) Erkennen die ver bündeten Regierungen a», daß »ach den an vielen Orten hervor- getretenen -Lchwierigkeilcn vom I. October 1894 an ver Fortbestand und die gesunde Entwickelung der für den gewerblichen Mittelstand unentbehrliche» Fortbildungsschulen in vielen Theilen Deutschlands ernstlich gefährdet ist? 2) Beabsichtigen die verbündeten Negierungen »och in dieser Session dem NeichStage eine GesctzeSvor tage zu unterbreiten, welche diese Gefährdung deS Fort dilvungSunlcrrichteS an Sonntagen beseitigt, ohne die rel: giösen Interessen zu schädigen?" * Berlin, 3. März. Wie bereits erwähnt worden ist, wird vom 1. April d. I. ab bei den Truppen bis auf Weiteres der Entwurf einer neuen Easscnordnung versuchsweise zur Einführung gelangen. Bisher bestand diel' aus dem Eomniandeur de« Truppentbeils, welcher führte, dem ältesten Haupt»»«»», resp. Rittnieistcr, und dem Zahlmeister. Alle drei Mitglieder waren nicht nur solidarisch, sondern auch subsidiarisch für die Verwaltung und Sicherheit der Easse vcrantwortl>cb. Daß diese Veranwortung bei de» Ossicicre», welche kaum in der Lag: waren, die umsangrcickcn RcchiiungSarbeiten deS Zahlmeisters zu prllscu, ein gewisses Gefühl deS NnbebagenS bervorries, ist wohl erklärlich, zumal zuweilen doch Fälle vorkamcn. in denen Ossicicre jahrelang Abzüge von ihrem Gebalt erlitten, das für Veruntreuung oder schlechte Arbeit eines ZablmeisterS haftbar gemacht worden war. Der neue Entwurf sagt nun in tz. 3: „Der Zahlmeister führt die Eaffcnvcrwaltuna selbstständig und unter alleiniger Verantwortung." DerEasfenkasten, welcher bieder drei Schlösser hatte, zu denen jede« Eassenmitglied je einen Schlüssel besaß, und welcher nur in Gegenwart aller Easicnmilglieder geöffnet werden durste, hat nunmebr nur ein Schloß, dessen Schlüssel der Zablmeisler führt (H. 7). Fortan ist (i)- 8) der Zahlineister für die Richtigkeit und Zulässigkeit der Zahlungen verantwortlich Dem Eominandeur fällt dir Beaus- sichtigungz»; erkrankt der Zahlmeister, so fällt dieWabrnebmung seinesDiciisteS einerEoiiimifsion z», welcheauSdeinEcmmandcur und bei» ältesten Hauplmann bestebt. Ilm gegen etwaige Ver luste, welche durch Unregelmäßigkeiten oder Veruntreuungen der Eassenverwaltung entstehen könnten, gedeckt zu sein, empfängt die letztere laufende BetriebSvorschüsse, deren Verrechnung allmonatlich z» erfolgen bat; die Beträge, welche in der Easse vorbanden sein müssen, werde» geringer sei» als bisher, so zwar, daß durch die von der Eassenverwaltung (Zahlmeister - aestellte Eaution Easscnbestände wie Depositen vollständig sicher gestellt sein müssen Der zweite Abschnitt regelt das Eaffenwesln im Kriege. Da nickt bei allen Formationen ein Zahlmeister, oder auch nur ein Zahlmeister-Aspirant vorhanden sein wird, so muß sür die einzelnen Fälle die Beaussickttigung und Verwaltung der Easse verschieden sein; die Stellung und die Pflichten der in diesen Fällen sich bildenden Eaffen-Eom- missionen sind in tz. 42 enthalten. ' Easseiicoliiniissioli welcker eine Easse
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