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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940305014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894030501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894030501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-05
- Monat1894-03
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Nr. 6419, ly hinsichtlich de- zwischen der Straße VI (Schöneselderstraße), der Theresirustraße (Hölzernem Handweg), der Langenstraße nvd der Deligscherstraße gelegenen TheileS nach Maßgabe de- Planes 1. V. Nr. 6418 festzustellen. Der Plan D. V. Nr. 6419 ist eine Theilcopi« deS ferner Zeit 5422 zisolge unserer Bekanntmnchung le vom 15. Oktober 1891 aufgelegten Bebauungsplan- über einen Theit der Fluren Leipzig» D V. Nr. 4847 SohltS und Leipzig»Eutritzsch ^ . nur enthält er eine Verdrückung der verlängerten Hauptstraße zwischen den Parcelle» Nr. 400, 400» und 400ck. Ter Plan T. V. Nr. 6418 dagegen zeigt eine völlige Neugestaltung der Straßen- und Platzeintheilnng P gjx 4847 gegenüber dem genannten Plane Nr 5654' welcher auch dir Parccllen Nr. 2739, 2740, 2740», 2741, 2743, 2744. 2745 nud 2746 deS Flurbachs für Leipzig (Petzscher Mark) betroffen we- den. Die vorbezeichneten Pläne liegen in den Räumen unserer Tief» bauoerwaltulig (RalhbauS. 2. Stock, Zimmer 10) vier Wochen lang, vom Ablaufe des Tages nach der Ausgabe der diese Bekannt» machung enthaltenden Amtsblätter ab gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen die Pläne sind innerhalb derselben Frist bei unS schriftlich anzuoringen. Nach Ablauf dieser Frist ciagebrachte Widersprüche werden als versäumt betrachtet und haben keinen An» sprach auf Berücksichtigung. Leipzig, den 28. Februar 1894. 700 Ter Rath der Stadt Leipzig. 263 I)r. Georgi. Dr. Ackermann, Ass. 1° Dir Inhaber der al- verloren, vernichtet »der sonst als abhanden gekommen onqezeigten Pfandscheine Nr. 11234, 11583, I.it» k" Nr «»174, 8048«, 94934, 95947, 87477, I.ik (i 9ir. 2814, 8895. 10039. 1187«, 16242. I«344, 194«8, 2231». 26227. 28562, 33237, 33241, 35504. 38238. 4403«. 447K4, 45957, 47034, 48348, 54341, 5«I73, 59256, 59>>S5. «5425, «9514, V9K7«. 70717, 71934, 788«1, 79621. 82390, 84«««. 8«39k, 86397, 88668, 95978. 9««10, 98792, 999U8, Tit. il Nr 329. 2517. 5890, 5990. 7831. 8420. 9518, 1I0«4, II4Ü3, 1I49I, «2027. 14933, 14948, 14949. 15308, 2029«, 2097«. 22479, 22697, 25517, 28734, 28735, 33032, 39627. 40273, 41294, 4129.» werden hierdurch ausgesorderl, sich damit unverzüglich und längstens bi- zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Verfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen, oder dieselben gegen Belobnung zurückzuaeben, widrigenfalls, der LeihhauSordnung gemäß, den Anzeigern die Pfänder auSgeliesert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werde». Leipzig, den 3. März 1394. Dt« des Leihhauses und der Tpareaffe. Erledigte Lehrerstelle. Mit Ostern diese- Jahre- kommt an der hiesigen höheren Knadenichule (Selrrta) ein» Lehrerstelle zur Erledigung, die mit einem akademisch gebildeten, in Ertheilung lateinischen und fron» zösischen Unterricht- tüchtigen Bewerber besetzt werden soll. An» sang-gehalt 1400 -Sl Gesuche mit Zeugnissen werden bis 12. erbeten. Anrrbach t/v, am 27. Februar 1894. Ter Ttadtrat». Kretz sch mar, Bürgermeister. Ratliskelleroerpachtung in Libra. Mit dem 1. October er. wird die hiesige, bisher schwunghaft betriebene Rathskeller» und Sommerwirtbschast im Bürgergurien, iugleichrn die städtische Brauerei, welche letztere je nach Umstände» getrennt verpachtet werden soll, pachtloS. Zur anderweiten Verpachtung dieser Grundstücke auf 6 Jahre ist Termin Sonnabend, den 17. März er., Vormittags I I Uhr im hiesigen Rath-keller anberaamt worden und wird hierzu ringeladen. Bedingungen können bei uns eingesehen, auch gegen Entrichtung der Lopialien abschriftlich bezogen werden. Bibra, am 26. Februar 1894. Ter Magistrat Pierch. Mär; dieses Jahres lung des Wahlkreise- KönigSberg(Land)-Fischhausen sich zugelragen haben. Der conservative Abgeordnete Graf Dönhoff-Friedrickstein erklärte dort, daß er unter den gegenwärtigen Umständen nicht mehr in der Lage sei, gegen den Vertrag zu stimmen, und vielmehr die Interessen von Ostpreußen, wie die de- ganzen Vaterlandes nur durch Zustimmung zu dem Vertrage wahren zu können glaube. Habe er daher in den Wähler-Versammlungen sich seiner Zeit gegen den russischen Vertrag ausgesprochen, so müsse er jetzt sein Mandat niederlegen, eS sei denn, daß die Wäblerversammlung sein Verhalten billigte und die- zum AuSdrucke brächte. Gegen diese Erklärung machte siä> in der Versammlung nur schwacher Wider spruch geltend. Ein Graf Dohna-Wnndlacken griff den Ver trag mit Rußland an und ein Mitglied dcö Bundes der Landwirthe, Lberstlieutenant v. Sodcnstern, wollte keiner Resolution die Zustimmung geben, die den Grasen Dönhoff seines Versprechens, gegen den Vertrag zu stimmen, entbinde. Alle anderen Redner aber stimmten nicht bloS dem Grafen Dönhoff zu, sondern erklärten sich auch für den Handelsver trag mit Rußland. So der Oekonomierath Andersch- Kalgen, die Herren Kleift-Kalthos und Bou-Neudauscn. Aber am bemerkenSwerthesten ist, daß auch die beiden Vor sitzenden der Kreisvereine des Bundes der Land- wirtbe, die Herren Magnus-Holstein und Kretschmarin sich für den Handelsvertrag mit Rußland und für die Freiheit deS Handelns ihres Abgeordneten aussprachen. So wurde daun zuletzt gegen 65 Stimmen folgende Resolution angenommen: „Wir vertrauen, daß unser Abgeordneter Herr Gras Dönhoff bei einer Abstimmung im Reichstage über den denlsch-russische» Handelsvertrag die seit dem Sommer 1893 veränderten Ber hültnisse in Rechnung ziehen werde." Besonder- interessant und bedeutungsvoll ist die Mit tbeilnng der »Ostpreuß. Ztg", Graf Dönhoff habe in der Diecussion erklärt, die Abstimmung über den russischen Handelsvertrag sei in der conservativen Fraktion nicht zur FractionSsache gemacht worden und Fürst Bis marct habe jüngst zu einem seiner nächsten Bekannten ge äußert: „Ja, ich muß fürchten, daß aus der Ablehnung des Handelsvertrags ein Krieg folgen werde." Ganz so hat sich nun Fürst Bismarck schwerlich ausgesprochen; wenn er aber auch nur gesagt hat, eS würde eine verkehrte Politik sein, Zu gestänvnisse eines großen Nachbarstaates, die man lange ver gebens gesucht hatte, nun, da sie gemacht worden, abzuweise», was natürlich vie politische Lage verschlechtern müßte —, o bat er damit doch eine höchst bedeutsame Aeußerung gethan die aus weite Kreise einen tiefen Eindruck macken und die Zabl der Gegner dcS Vertrages noch mehr rcduciren wird Inzwischen hat die gestrige Verhandlung der Reichstags commission für den Vertrag ergeben, daß in ihr eine Mehrheit vorhanden ist, die für Len Vertrag stimmen wird. Diese Mehrheit stellte sich bei der Abwesenheit einiger Mitglieder durchgebendS auf 13 gegen 9 berau-, was aller dings für die Gcsammtabstimmung noch nicht beweisend ist. Man berechnet jetzt die Zusammensetzung der Eommission dabin, daß I von der ReickSpartei, 3 Nationalliberale, Freisinnige, 3 Socialdemokraten, 1 Pole, 3 EentrumS- männer, zusammen 14 entschiedene Freunde, 5 Eonser- vative, 2 von der ReickSpartei, 1 Antisemit, 3 EcntrumS- männer, zusammen 11 Gegner deö Vertrages sind. Die schließlich« Slellungnabine dreier Mitglieder, des national- liberalen Abgeordneten Schulze-Henne und der EentrumS- abgeordnelen v. Heercman und Weidenseld lNeuß) ist noch nicht sicher entschieden; die beide» letzteren haben gegen de» rumänischen Vertrag gestimmt. BcmerkenSwertb ist auch, daß sowohl der Vorsitzende (Or. Hammacher) atS sein Stell vertreter (von Stumm), ebenso wie ber dcsignirte Bericht erstatter (Möller) entschiedene VcrtragSsreundc sind. Am Montag findet die Beratbung keS vielanaesocktencn Artikel Ist über die Eisenbabntarifc statt. Die Eommission hofft spätestens bis Donnerstag mit ihren Arbeiten fertig zn werden. Ein 'schriftlicher Bericht wird nicht erstattet werden, so daß die zweite Beratbung im Plenum webl »och zu AuSgang der Woche beginnen kann. Wahrscheinlich am nächsten Donnerstag. jedensallS noch vor Beginn der zweiten Bcrathung de« Handelsvertrages, soll auch kic Aus Hebung deS Identitätsnachweises aus die Tagesordnung kommen. politische Tagesschou. * Letz,;«,. 4 Mär,. Unsere vorgestern ausgestellte Behauptung, daß die Zahl der agrarischen Gegner de« russischen HantzelSvertragS beständig im Abnehmen begriffen sei, während die der Freunde wachse, ist von agrarischer Seite bestritten worden. Heute wird die Richtigkeit unserer Bebczziptung durch eine Reihe von Thatsachen erwiesen. Bon den Elsaß Lothringern war allerdings bereit« bekannt, daß sie keine Gegner de- Vertrag- seien, aber man glaubte nicht, daß sie ihre Stimmen für den Vertrag abgeben würden. Jetzt wird darüber Klarheit geschaffen durch folgende« Telegramm: Ttraßbnrg, 3. März Gestern fand eine Besprechung von mehr al« 30 Mitgliedern de- Lande-autschuffe- über den Vertrag mit Rußland statt. Der UnteNtaatssecretair Sch raut legte eingehend dar, daß die Befürchtungen für die reich-ländische Laiidwirtdschast unbegründet »eien, daß aber große Vortdeile ans dem Veriraq für die erich-ländische Industrie zu erwarte» seien. Tie reich-ländischen Abgeordneten werden sä mm Nick, bei der Abstimmung über den Vertrag im Relch-tage zugegen sein. Die Lothringer sind schon gbqeretst. dt« Elsässer folgen. Daß aber nicht nur dir Zabl der Freunde wächst, sondern auch die der Gegner sich vermindert, geht aus den Vorgängen hervor, die iu der bereit« gestern erwähnten Wählerversamm den Minister v. Heyden gegen „Excellenz" Miguel mobil gemacht batte. Aber dir Antwort ist nicht leicht z» finden und man ist vorläufig aus Vermuldungen angewiesen. Daß jede Episode Miguel- Heyden ohne weitere, auch nach außen hin sichtbare Folgen bleiben könnte, gilt als nahezu ausgeschlossen. Die voraussichtlichen Consequenzen werden alsdann wohl des RätbselS Lösung bringen und erkennen lassen, wer in Wirklichkeit in der Donnerstags» Itzling deS Reichstages dem preußischen Finanzminisler den Ruhm, der Vorkämpfer unserer Landwirthschafi zu sein, streitig machen wollte." Erfreulich ist kic ganze Geschickte natürlich nur für die Socialtemokratie. Alle anderen Parteien, wie sie auch sonst zum Reichskanzler und zu Herrn vr. Miguel sieben, haben die dringendste Veranlassung zu dein Wunsche, daß äbnlickie Vorgänge wie der in der DonnerökagSsitzung des Reichstags sich nicht wiederholen. DaS wird aber nur vermieden werden können, wenn eine feste Hand zugleich die Geschäsie deS Kanzlers und des preußischen Ministerpräsidenten sührt. Mit gewaltiger Majorität bat die italienische Deputieren kaniuier dem Ministerium EriSpi das Vertrauen votirt, soweit eö sich um die Wiederherstellung der Rübe und Ordnung in Sicilien wie auf dem Fesilanbe handelt. DaS war voraiiSzusehen und ist freudig zu be grüßen. Anders freilich sieht es mit den von der Kammer vorgenommenen Wahlen dcS neun- und sünfzehnglicdrigen Ausschusses zur Prüfung der Finanz und Ver waltungS-Reformentwürfe aus. Nach dem Ergebnis; der Stichwahlen gehören >m Finanzausschuß alle »nd im ResormauSschuß fünf Mitglieder der criSpifeintlicken Gruppe Giolitti-Zanardclli-FortiS an. Die Opposition hat mithin in beiden Ausschüsse» die Mehrheit. Der Angriff der Oppositiou richtet sich insbesondere gegen Sonn ino. Sic fordert, daß die auf das Mindestmaß zu reducirciibeu Bahnarbritcn, die Pensionen und kic rücksiändigcn Schul den de» Arbeit-ministeriumS an- dem ordentliche» Budget auSgcschiedcn werden, daß für die Babnarbciten im Ercditwege, für die Pensionen nach dem bisherigen Gesetze durch die Dcpositencasse und für die Schulden dcS ArbcilS Ministerium« durch den Nutzen der Eoiivcrsion der ainorlisir- barrn Schulden in eine vierprocenlige crnsolidirte Schuld gesorgt werde. Der noch erübrigende Ausfall von 70 Millionen möge dann durch eine zwanzigprocentige Rentcnsteuer und durch Ersparungen gedeckt werde». Unter diese» Umständen ist es sehr fraglich, ob die Depntirten- kammer dem Ministerium die gewünschten Vollmachten bc willigen wird. CriSpi läßt sich indcß durch diese Schwierig leiten nickt au« dem Eoncept bringen. Er ist zur Aus lösung der Kammer entschlossen und es ist ibm nur darum zu thiin, die Neuwahlen, die er »leisterhast zn leiten verstehen würde, unter günstigen U»isländen zu inaugurlrcn. Deshalb muß eS ihm crwlliifchter sei», daß ei» Volum der Kammer wegen der VcrwaltuiigSresorinentwürfe, als wegen des FinanzprograinmS de» Anlaß zur Auflösung darbiclel. In lcvtcrer Beziehung ist übrigens ein Ausgleich neck, nicht völlig ausgeschlossen und Acusicrungen Erispi S deuten daraus bi», daß die Regierung einem Eoinpromiß nicht völlig ab geneigt ist. Ueberaus gespannt ist man in allen Parteitage»«, zu welchen Folgen die am Donnerstag im Reichstag durch den preußischen LandwirtbschaftSminisler v. Heyden an taS Licht der Oessentlichkeil gezogene Spannung zwischen kein Reichskanzler Grafen tkaprivi und dem Finanzminisler I»r. Mtquol führen werde. Daß die Spannung eine» Grad erreicht hat, der eine Ausgleichung nicht wohl zuläßt, ist fast allgemeine Ansicht. Um fo verschiedenartiger sind die Meinungen über die Schuld dcS einen und deS anderen ThcilS an dieser Spannung. Die Freunde deS Kanzlers suchen, wie wir gestern an dem Beispiel der „Köln. Ztg." gezeigt haben, Herrn Miqnel als lüstern nach dem Kanzlerposien erscheinen zu lasten; dem preußischen Finanz minister ergebene Federn behaupten, diesem solle da« Ver dienst um die Förderung der Landwirthschaft bestritten und beschnitten werden. In diesem Sinne wird der „Rhein. Westsäl. Ztg." aus Berlin geschrieben: „Wo- der Finanzminisler mit seiner Rede bezweckte, ist klar. Er wollte sjeugmß oblegen zu Gunsten Le- russischen Han del-vertroge-, ohne e- doch mit den Herren aus der Rechten zu verderben. Man wollte wissen, daß er sich dazu nickt au- freien Stücken verstanden batte, sonder, lediglich einer gemessenen Weisung des Kaiser- gefolgt war. lieber die Be» deulung der kurzen Heyden'schen Erklärung gehen dagegen die Meinungen sehr weit auseinander. Nur darüber herrscht ziemlich« Einmülhigkelt, daß brr preußische Minister für Londwinhschasl nicht einer eigenen, selbstständigen Eingebung, sondern einer An regung von anderer Seit» gefolgt ist, als er dem Grasen Eavrivi da- Verdienst zusprach, zuerst die Notbwendigkeit umfassender Maßregeln zur Hebung der Nolhlage ver östlichen Landwirlbsckilist erkannt und au-geivrochrn zu baden Kürzlich ist da« barte Wort gefallen, daß Gra» Eavrivi der Stiefvater der Landwirihschait sei- Wer mag nun da« dauptsächlichst« Interesse daran daben, zu Verbindern, daß sich bei den Vertretern unserer Londwirtdichost die Anschauung teiiiehe, Itr. Miguel sei idr wahrer, echter Vater? Da- ist die Frage, deren zutreffende Antwort aus di« Spur Dessen führen müßte, der Ter Rücktritt Gladstone'S von seinem Posten als englischer Premierminister ist vollzogene Thatsache, und so wird geschehen, waS man für das Unwahrscheinlichste aller Dinge hielt: Gladstone wird nicht al« Ministerpräsident terbcn. Er entsagt freiwillig der Macht, die er viermal besessen, und man kann, obwohl er »och unter den Gebenden weilt, die glänzende Laufbahn des Politikers und Staatsmannes als abgeschlossen ansehen. Seit zwciundsechzig Jahren ist Gladswne'S Name mit der Geschichte Englands verknüpft, denn genau so lange Zeit verstrich, seit ihn die Wähler von Newark auf Empfehlung deS Herzogs von Newcastle in das Unterbaus schickte». Er bat in seinem Vaterlande manches Gute geschaffen, und die Nation wird ibn nicht vergessen. Er war vielseitig und ge wandt, ehrenhaft und geistvoll, ecr Freiheit ehrlich ergeben, ein Redner ersten Randes unk einer der erfahrensten Parla mentarier der Welt. Lo würde er bewunderungswürdig und in mancher Hinsicht als glänzendes Beispiel für das jüngere Geschlecht dastchcii, wenn er seine politische Lausbakn im Jahre 1886 abgeschlossen hätte. Die unverwüstliche Frische seines Alters, sonst eine seltene Glllcksgabc, ist ibm ver bängnißvoll geworden, denn sic bat ihn verhindert, zu rechter Zeit für seinen Rubin vom Schauplätze abzutrctcn. Die letzte, jäh abgebrochene, Epoche seiner »liiiistcricllen Tbätigkcit ist ohne positives Resultat geblieben; ohne auch nur eins seiner letzten Ziele erreicht zu habe», schließt Gladstone ab, von dem ihni immer treuen Glück verlassen. — Die Wirkung von Gladstone'S Rücktritt auf die englischen Parteiverhältnisse läßt sich noch gar nicht übersebe» und er wird möglicherweise aus« Tiefste einschneidende Folgen nach sich ziehen. Scheiden einerseits, was ja wobl nur noch eine Frage der Zeit, die Iren aus der liberalen Mehrbeil auS, so kann andererseits taS Verschwinden des Homcrule-ProjectcS aus da« Verbältniß der Eonservativcn und der unionistischen Liberalen in verbängnißroller Weise einwirken. E« war ja doch wesentlich nur die Beiorgniß ui» die Einbeit de« Reiches, welche die Hartinglon, Ebambcrlain und Genossen zu dem Bündnisse mit den Eonservativcn trieb Bei den Wahlen und Nachwahlen haben sie namentlich dafür z» büßen gehabt, und es ist ilmen wobl manchmal schwer gefallen, auch in Reformsragen gegen die Mekrdeit stimmen zu müssen. Jetzt erhalten sie möglicher Weise wieder freie Hand, Len» ihre Absage hat nicht sowohl ihrer atte» Partei alSGladstone gegolten Freilich, wenn sic bei dieser wieder eine Annäherung suchen ^llten, so würden sie die Partei stark verändert finden; die Neu Radikalen haben in ihr eine fast maßgebende Stellung er batten, und, da ja gegenwärtig in England daS ganze Partei wesen in Fluß geratbcn ist, so wären auch neue Scheidungen und Vereinigungen nickt ausgeschlossen. Für den Parla mentariSmus de« alten Scklage« freilich keine günstige Wendung. Sehr unsicher gestaltet sich unter diese» Um ständen die Lage für die Eonservativen. welche obne die »nwnisrischeit Liberalen geringe Aussicht batte», in absebbarer Zeit wieder eine Mebrkeit zu erhalte», es wäre denn, daß noch weitere Spaltungen mi liberal-radtcalen Lager eintreten sollten. Entscheidend sür diese Entwicklungen wird in der nächsten I Zeit die Tactik deS neuen Premier«, Lord Roscbery, sein. Im Schoße der simitändischrn Ritterschaft, die fick bei ihren Verhandlungen im Landtage traditionell dec schwedischen Sprache bedient, ist ein Sprachcnconslict auSgcbrochcn, welcher, wenn fortgesetzt, lediglich der Russi sicirung zu Gute kommen kann. Der „Sswcl" berichtet darüber: „Aus dem gegenwärtigen Landtage beschlossen di« „Ritter- Finnvmanen", finnisch z» rede». Die Initiative ging von dein Sowie des beknnnten Führers der Partei der „Finnomanen", des Senators Arsö-Koskiiien, ans. Baron Born, der Führer der .Wikinger" oder der äußersten „Schmedoniancii", bezeichnet» da« Benehme» KoSkinen's als eine in den Annalen de« NitterbanseS unerhörte Talilojigkeit und stellte einen Antrag. Derselbe gipset! darin, das» bei den Verhandlungen der Ritterschaft und deS Adels die beiden Landessprachen zur Anweiidung gelangen dürfen. Wünscht aber Jemand sich deS Fiiiniicheu zu bedienen, so hat er, wenn er »in daS Wort bittet, solches zn melde» und ist auch verpflichtet, selbst dafür Sorge zu tragen, daß seine Aus sührniigen sofort übersetzt werden; lhut er da» nicht, so werden seine AuSfüdrungeii ins Protokoll nicht ausgenommen und der Redner dal nicht mehr da- Recht, ans demselben Landtage sich der genannten Sprache z» bediene». Aus Grund dieses Antrages ent spann sich eine tebhasle Debatte, welche zwei Sitzungen in Anspruch nahm. Scharfe Repliken wurden hierbei gewechselt, »nd der Antrag wurde darauf bebiis- eingebender Bebaiidliing dem Ritlerhaus» ausjchiiß überwiesen. Wänrend der Debatte bedienten sich auch andere Redner außer dem Urheber de« EvnslielcS, I>r. Nrjö-Kos» klnen, der finnischen Sprache. Gleichzeilig ivurdc ein zweiter, von Herrn Farntijelm gestellte'- Antrag i» derselben Frage dem Ritter- dausausichuß zur Prüsung übergebe». Ihm zufolge sollte der mehrmals im fi. 36 der Ritterhausordnuiig gebrauchte Aus druck „osficielle Sprache" durch die Worte: „die schwedische und finnische Sprache" ersetzt werden. I»r. )!)riö-Ko-.-kinen bat inzwischen von seinen Gesinnungsgenossen im Lande TanlsagungSadressca er halten." Dazu brmerlt der „Sswct", eS Hebe nur eine ofsicielle Sprache in Finnland, nämlich die russische (!) RcickSsprache, die auch nach den siunländiscke» Gesetzen diejenicze Sprache sei, in welcher alle von der höchsten Gewalt ausgehenden ossicicllen Acte Fiiiulands erscheinen müßten. Lange werde es nicht mebr daucru, daun würden sich auch Finnländer (oder Andere) finden, welche als die passendste Sprache sür deu Landtag die russische „empseble»" würden. Serbische Blätter beschuldigen wiederholt die Regierung von Moiitrncn»», sic »ebnic dem gegenwärtigen Regime in "Belgrad gegenüber eine feindselige Haltung ein. Diese Behauptung bezeichnet das Ecliiijc'er Hof- und Amtsblatt »Hlas Zrnogorza" alS völlig unbegründet und constatirl, die Regierung flehe allen Partc>vkrä»dcr»ngeii in Serbien vollständig »»parteilich gegenüber n»k weise jede gegen tbeiligc Darstellung als Uebelwotlcn und nutzlose Heraus sordcrnng zurück. Dieser Versicherung bars man Glauben schenke», denn die Regierung des kleine» Fürsten tklimS bat eben jetzt mit Schwierigkeiten im Innern gerade genug zu thu», als dag sic sich um die i'crbischen Wirren viel tiimmer» lönnle. Seit einiger Zeit mack't sich unter der Bevölkerung Montenegros eine tiefe Unzufriedenheit mit dem herrschende» Regime bemerkbar. Eo werden fortwährend die lebhaftesten Klagen in ver schiedener Richtung erhoben. So äußert man namcnt lich heftige Beschwerden betreffs der Verwendung der den Montenegrinern auS Rußland gewidmete» UnterstützungS^elber. Diese beträchtlichen Spende» wurden nur zum gcringslenTbeiie zur Linderung der in dem armen Montenegro herrschenden Notb ver wendet. Kaum ein Zehntel dieser Gelter gelangt zur Vertkeilung. ES ergingen darob zwar Klagerufe- nach Rußland, ohne jedoch Berücksichtigung zn finden. Die öffentliche GercchtigkeitSpslege und das Uiitcrrichtöwcse» haben in de» letzten Jahren Rück schritte gemacht. Tie Bevölkerung klagt allerorten über die Ungerechtigkeit der Richter, vo» Venen viele weder die er forderliche Vorbildung noch die moralischen Qualitäten für ihr Amt besitzen. Eine Folge dieser Zustände ist eS, daß in de» letzten zwei, drei Jahren viele Tausende von Montcne arinern, und darunter Angehörige der vornehmsten Familie». die Heiinath verlassen habe». Groß ist auch die Roth, in welche die herzcaowinischen Flücht linge in Montenegro gcrathe» sind. Dieselben baden schon lange gewünscht, nach anderen Ländern zu ziehen, werden aber immer wieder durch Versprechungen zurück gehalten. Selbst die ihnen gewährten schmalen Bezüge wurden erst verringert und zuletzt ganz eingestellt. Die Emi grantc» sollen nun fest entschlossen sein, »ach Serbien auSzuwandern. Diese schwierigen Verhältnisse lasten es ersichtlich der montenegrinische» Regierung gcrathcn erscheine», die Hand aus dem in Serbien sich abwickelnden Drama zn lassen, in dem cs sonst gern mit Unterstützung Rußlands eine Rolle spielen würde. Deutsches Reich. U Vrrli», 4. März Dem BundrSrathe dürfte demnächst wieder eine Vorlage rugchcn, welche sich auf die Sonn tagSruhe in der Industrie bezieht. BiSber liegt dem selben der Entwurf der aus Grund dcS tz. l05,I der Ge werbeordnung in Vorschlag gebrachte» Aiiüiiabmebrstim mungen für die Montanindustrie zur Beratbuna und Beschlußfassung vor. Nunmehr werden aber » fort laufender Reihe diesem erste» Entwürfe die aus die anderen Gewerbegruppen bezüglichen folgen. Den An sang dabei dürste wohl der Entwurf sür dir Metallver ardcitung machen. Es ist aber durchaus nickt sicher, das; diese Ausführungsverordnungen nun in derselben Reiben folge dem BundeSratkc zugcben werde», wie die Eo» screnzen mit den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeit nehmer auS den betreffende» Berufszweigen einander gefolgt sind. Es ist vielmehr durchaus nicht unwahr scheinlich, daß sür diese oder jene Gruppe solche Eonsrrenzen vorder gar nicht stattsinden werken. Das wird wohl überall da der Fall sein, wo die von den Ver tretern der Berus-Zweige ausgesprochenen Wünsche voll berück sichtigt werken sollten. Hier würrc eine nochmalige Beratbung auch durchaus überflüssig sei». Allerdings dürste eine solche
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