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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940307018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894030701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894030701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-07
- Monat1894-03
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Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Filialen: Vit* Klemm'« Tortim. (Alfred Hahn). Uuiversitätsstrahe 1, Lo>ii» Lösche, Katharinknstr. 14, pari, und KSnigSplatz 7. §WN für Politik, Localgcschiihte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. IIS. Mittwoch den 7. März 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 27. Februar IMS. den am > vetzAbeLnd" «-borenen Kenten Georg Peter ^in.n Tbest semeS vielen europLffchen Emslnffe- griechcn im Namen Homer« alles gestattete, und zwang sie zur Ruhe; er schloß mit Nordamcrita einen AuSlieserungs- vertrag ab, und gestattete sich vor Allem, betreffs des Ver tragsbruches mit dem Freihafen von Batum Rußland eine Zu rechtweisung zu erthcilrn, wie sie dem Zaren aller Reußen lange nicht zu theil geworden. Mit großem Bedauern sahen Leipzig, Len 3. März 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armrnamt, Abth. LV ». ll.IVa. 321o./94. Hentschel. Hr. Die Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Ser. II Nr. 132546, 153152 und die von unseren Annahmestellen gleich- wieder gewonnen; daher denn stillschweigend zwei politische Glaubenssätze allgemeine Zustimmung crbielten: erstens, daß unter allen Regierungen die Folgerichtigkeit der äußeren Politik aufrecht erhalten werden müsse; und zweitens, daß m jedem zukünftigen liberalen oder radicalen Cabinet Rosebery mit dem Portefeuille des Acußern zu betrauen sei. Trotz seiner fall-als verloren angezeigten Liiittttiigsschrinr über die Sparbücher I Zugend war er säst zu einer „Einrichtung" geworden. Ser. II Nr. 55948, 82019, 229204, 236752 werden hierdurch aus» I Secks amtSiosc Jahre folgten, während welcher Rose- ge«ordert, ,.ch damit binnen drei Monaten und längstens am 8.Juni 1894 bery'S Stimme m der auswärtigen Politik nur selten gebärt zur Nachwe»,ung chrer Rechte bcr. zum Zwecke der Rückgabe gegen I Di eben erwähnte Felciericbiialett ,-ate ikm dieses r» :. -- >7»» erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige, an Stelle der abhanden gekommenen I Z"lun«t, da ^ord Salisbury >bm gegenüber d>e«clbc Zuruck- Bücher. ivelche alsdann für ungiltig zu erklären sind, neu- Bücher > »allung beobachten werde. Ueberhaupt mochte er die auswärtige ausgestellt, bez. die eingelieserten Bücher auch ohne Rückgabe der I Politik der Erörterung möglichst entziehen. „Der beste ans- »bensalls für ungiltig zu erklärenden Quittungsscheine aus-1 wärtigc Minister ist ein stummer Minister", sagte er einmal, gehändigt werden. I und verglich ihn dabei mit der Fee, auS deren Munde zwar Leipzig, am 5. März 1894. ^ ^ - I Perlen, aber auch giftige Kröten fallen könnten. Und seitdem Berwaltulig vcs Lcibdause« und der Tparcaffe. I er selbst wieder Minister war, bat er diesen Grundsatz mit Wegen Reinigung der Räume des Leihhause- und der Sparcasje t einer säst übertriebenen Festigkeit befolgt. Um so beredter werden Liese -an- .->». ! nabin er sich der demokratischen Errichtung deS Londoner in >. 18V4 I GrafschaftSratbcS an, dessen Vorsitz ihm übertragen wurde; ' ^w-^'^n '7 Äbr^1894 ' "Nb außerdem warf er sich mit ganzer Seel- aus den ReichS- Des «aths Tepntaiton für Leihhaus und Sparraffe. vcrbündungSplan, dessen begeisterter Vorkämpe er wurde. Es 7^^—-,i- »i I erstaulilich, biS zu welchen Schlußfolgerungen sich Rosebery FktlUitutstt vkltttlHkttlttH. I bei dessen Befürwortung hinrcißen ließ. Sollte die Welt Erbtheilungsbalber soll daS zum Nachlasse der Nickau'schen Ehe-1 sich wirklich so gestalten, wie Rosebery cS Wünscht und vor- leute gehörige, in Leipzig-Lindenau au der Wcltinersiraße Nr. 74 I aussieht, so dürfte selbst für unser Deutschtbum wenig Platz gelegene Hausgrundstilck Nr. 29 Abth. 0 des Brandcataster», I mehr inmitten der angelsächsischen Hochflutk bleiben. Str. 683i des Flurbuchs »nd Fol. 1105 des Grundbuchs sür Leipzig- Pon seiner Raffe spricht Rosebery mit dem Eifer eines Liudeuaugeschäv- °us42 8.^<durch duSunlerzeichuete A-n-s-Erl-ucht-ten; kein- Nation der alten Zeit, ob Grieche,,. ^ ^ den Meist-1 Juden, Hab- eine solch- Vergangenheit cmszu- Mittwoch, der 14. Mär» 18S4, I weisen und keine besitze so üppige Zukunfsausstchten; so viel BonnittagS 10 Uhr I an >hm »nd den ReichSverbündleru liege, würden sie schon als BersteigerungStermin anbcranmt worden. I Sorge tragen, daß die Welt ein ausgesprochen angel» Die Versteigerung findet im Grundstücke statt. I sächsisches Gepräge trage, so daß ohne Einwilligung Tie Bersieigerungsbedinguiigen können an Gerichtsstelle, Zimmer I dieser Raffe kein Kanonenschuß mehr fallen dürfe. Mittlcr- r. sowie im Gasthaus« ,^ju den drei Linden" iu Leipzig.Lmdenau ^jix s^ilich scheint dieses angelsächsische Millenium seiner 80 u, etngesehen werden Leipzig, am 30. Janvar 1894. Königliches Amtsgericht. vr. Lessing. Schrödel. Tkich-Verpochtuna. Verwirklichung noch ziemlich entfernt zu bleiben. Neben dieser realistischen Großmannssucht verrätst er zuweilen Anwandlungen einer vollständig idealen Anschauung; so wenn er hervorhebt, daß Großbritannien cndgittig nicht nach seinem Heere, seiner Flotte und seinem Umfange < '-c» . . , beurtheilt werden dürfe, sondern nach der Selbstlosigkeit, 2 Fiich.elch- hi^ werden ° "'-d-r cS sich in Afrika der Abschaffung der Sclaverei aus- Pachltustige wollen sich wegen d-S Näheren an Unterzeichneten f ^ bale. wenden. """ "" """" " "" " " "" "" — Fraukenheim, den b. März 1894. Ter Grmeinderath. F. Schuster. Heiligen und Märtyrer gesättigt, und daS bilde England- größte Zier. AlS Vorsitzender des Londoner GrasschastSratstS bezaubert er alle durch den demokratischen Anstrich seiner Leitung — er verbat sick die Anrede mit Lvrd; Sir oder Mr. Cbairman sei hinreichend — und die Leichtigkeit, mit der er die vcr- hl»—I wickcltsten Angelegenheiten und die nnlenksamstcn Köpfe zu vtk IkkUk kkkHklslllk ^ktkkkltkülikllsttk, I behandeln wußte. Ein Rathsherr erkannte ihm daraufhin Abgesehen von einigen Nebenämtern ist die Reconstruirung I den Namen des „Bürgers Rosebern" (t jtiüvn Itusei.erx) zu. des englischen CabinetS, welche durch den Rücktritt Gladstone'S Wenn überhaupt jetzt an seinem RadicaliSmuö gezweiselt wird, nöthig geworden war, abgeschlossen, und an die Spitze ist der I so rührt das wohl bauptsäiblich von dem Umstande ber, daß er bisherige Minister LcS Auswärtigen, Lord R o s e b e r y,! M in den letzten Zähren ausschließlich den Arbeiten seines aus getreten. I wärtigenPorteseuillc- widmete, einerseits, weil die Aufgaben an Archibald Pbilip P»-imrose, Viscount Znverkeithing, Lord I gesichtS der weltumspinncnden Interessen Großbritanniens that Primrose and Lalmeny, Baron Roscberd, Sobn de« Lords wchlichdie gesammteKrast eines cinzcliienManncö beanspruchen Dalmeny, ward 1847 in London geboren, studirte in Eton I »nd anderseits — was kein Gehe,miliß mcbr ist —, weil er und Oxford und gelangte, 19 Jahre alt, als Erbe seine« I sich nicht als Candidatcn für die radikale Premierschast in Großvaters in den Besitz der Familientitel, 1868 nahm er den Vordergrund drängen wollte. A» sich hat er au« seinen dann, odnc wie andere Ecelleute zuerst im Unterhausc einen Ansichten über die irische Frage und über das Oberbaus nie Sitz eingenommen zu baden, seinen Seffel im Oberhause I ein Hebt jsemacht. „Wäre d.e schottische Nationalität", so ein. AtS öffentlicher Redner trat er ruerst 1871 aus, als I sagte er gelegentlich, „so unterdrückt worden, wie die irische, ibn Gtadstone ersuchte, die Adresse :ur Thronrede zu unter-1 so würde deren Entwickelung eine viel bitterere und aus stützen ; und seine erste größere Leistung bestand i» der I rührerischerc Form angenommen haben, als eö die der irische» Leitung des Untersuchungsausschusses über die hochwichtige! gethan". Frage der britischen Pserdezufubr. Noch heute erkennt Eng- I DaS Oberhaus verglich er längst mit dem Greenwicher land dankbar dessen Verdienste an: die Abschaffung des I Krankcnbause und trat vor Jahren mit e»iem Resorm- Pferde-Einsubrzollcs war die Folge. Der erste Regierung«-1 plane hervor, der allerdings jetzt dem neuen Radikalismus Posten ward ihm 1882, daS Unlerslaatssecretariat de« Innern; I allzu schal Vorkommen würde. Und zur Zeit, da er als er vertauschte cS 1884 mit demBauteiiministerium und schon zwei!-Herr Präsident" den „Bürger Rosebery" spielte und Jahre später, im Jahre des ersten Home-Rule-Entwurs«. I einen MunicipalsocialismuS vertheidigte, war überall zu erreichte er baS Ziel seiner Wünsche, daS Portefeuille des lesen, daß er gleich andern Mitgliedern der radikalen Gcfolg Aeußern. 1 schüft Gladstone'S den „Sprung in den dunklen Socialismus' Märchenhaft berauschend erschien zur Zeit diese blitzartige I gethan. Auch hat die Bereitwilligkeit, mit der er die Schlichtung Lausbabn: e,n junger Lord von 39 Jahren, obne diplomatische I teS aroßen vorjäbrigen KoblcnarbeiterauSstandeS übcriiabi», Erfahrung, verdrängt Lord Granville, da» gewesene Muster de" Arbeitern wenigsten« die lieber,cugung beigcbracht, daß aller auswärtigen Minister und die fast unentbehrliche Er- I" ihr Freund se«, auch wenn seine Ansichten in einzelnen gänzung des Premiers Gladstonc! Die Glücksgöttin hatte Punctcn von den Theorien ihrer BerusSvertreter abwe.chcn ihre Hand im Spiele und — die beiden Bismarck. Letztere I sollten. Im Uebrigcn wird eS sich bald zeigen müssen, ob er standen bei dieser Ministrrtause Pathen. Ter Fürst befand ne Absicht bat, sich an die Spitze der radicalen Bewegung sich damals auf dem Zenitb seiner Machtstellung, Hand-1stelle» oder sie durch geschickte Benutzung der Umstände dabte daS europäische Schachbrett mit vollendeter Meister-1 ruhigere Gewässer zu leiten. Letzteres ist wohl die Hoff schaff und bemübte sick eben, das Zwillingspaar Gladstonc-1 nung der Königin. Granville, da« den Umsturz der Berliner Congreßpolitik I WaS daS Verbältniß deS neuen Premierminister« zu auf seine Fabne geschrieben und Europa nicht zur Rübe I Deutschland betrifft, so baden wi» schon wiederholt daran kommen ließ, matt zu setzen. Wie gründlich ibm die« gelang. I erinnert, daß der Freund des Grafen Herbert BiSmarck und ist bekannt; Großbritannien« Prestige sank zu einem bloßen pe« ehemaligen deutschen ReichStanzlcrS zweifellos fortsahren Scheindilde. zu einer Erinnerung herab. Die Noth war I w'rd, die besten Beziehungen zwischen den >,len germanischen groß, die RcichSehre gefährdet; etwa« mußte geschehen, um I-Motionen zu pflegen, wenn er auch daS Portefeuille Le ben donnernden Jupiter zu Berlin zu versöhnen; da entschloß ^ auswärtigen an Kimberley abgetreten hat. sich Gladstone, ihm seine» Minister deS Aeußern zu opfern; und eine- Tage« erschien aus dem Au«wärtigen Amt statt de« gichtischen Greise« Granville der lachende Cherub Rosebery! „Da« Wickelkind de« Reichskanzler«" hieß c« damals von Rosebery: und die Bezeichnung war nicht ganz unberechtigt. Nur machte der Säugling seinem Pathen schnell Ehre, ent Deutsches Reich. Berti», 6. März. Dir „Wirtbschastl iche Ver , ^ einiaung" deS Reichstag- bat sich kürzlich mit der Frage schlüpfte sing« der Wickelschnur und war gegen Ende seiner I der Buttersälschung. insoweit sie durch Zusatz von ersten Amtszeit sIuli 1886) schon e«ne Persönlichkeit ge-1 Margarine oder durch den Verkauf von Margarine al« worden, die in den sechs Monaten mehr Erfolge verzeichnet!! Natnrdutter erfolgt, befaßt Die außerordentliche Schwierig- als Granville srüber Schlappen. Er unterdrückte zunächst I lest, diese Angelegenheit auf eine den verschiedenen berechtigten den weichliche» Philhelleni«mu« Gladstone «, der den Neu-1 Interessen einigermaßen Rechnung tragende Weise zu regeln ist auck in jener fast ausschließlich von Natiirbiitterprodncenten gebildeten Versammlung hervorgetreten. ES war beantragt, die Margarine zu besteuern und zwar sebr hoch, mit 60 für den Doppelcentner. Dieser Vorschlag stieß auf den starken Wicderspruck, entschiedener „Agrarier", wie Gras Arnim, und antisemitscher Vertreter ländlicher Wahlkreise. Es wurde geltend gemacht, daß man die Besteuerung diese- wichtigen Lebensmittels schon an« taktischen Gründen nicht anstreben dürfe, weil man sick die Conffimenten zu Gegnern in dem Kampf gegen den betrügerischen Absatz der Margarine machen würde. Die weit überwiegende Ansicht ging aus die Notbwendigkcit wirksamer Polizcimaßregeln, und der Antragsteller Graf Kanitz erklärte schließlich, daß er mit der Besteuerung vorzugsweise denselben Zweck verfolge. Er hat kein Vertrauen zu der rein polizei lichen Controle und will deshalb den FiScuö inS Interesse zieben. Da« ist so übel nicht gedacht, rechtfertigt aber höchstens eine gelinde Besteuerung, wie sie der Abg. Schulze-Heiinc wünschte. Daß die jetzigen Ueberwachungs- maßregeln unzlircichend seien, wird sogar von Manchem zu gegeben, dem ibre gesetzliche Anordnung im Iabre 1887 noch zu weit ging. )er Betrug im Butterverkebr hat erwiesener maßen eine enorme AuSdelmung genommen und die Ver wendung von Margarine Kat den Löwenantbeil an ihm. Der llebervortheilung der Consiimcnten, die minderwcrthigc Waare erhallen, siebt eine schwere Benachtbeiligung der Butterproducente» zur Seite, deren Erzeugniß durch vas säffchlich als Butter ausgcgebene Product »n Absatz behindert »nd im Preise gedrückt wird. Stcbt hier ein landwirthschast- liche« Interesse auf dem Spiele, so ist dies aber bei der Kunstl'uttcrfabrikation auch der Fall. Die Möglichkeit der Verwertbung des Rindertalgs sür die Herstellung von Mar garine wirkt belebend auf die Viehpreisc ei», ein Umstand, der umsoinebr Beachtung erfordert, als daS Petroleum dem Talglicht den größten Tbeit deS früheren Terrain« abge- wonnen hat. Einer Schädigung der reellen Kunstbuttcr- fabrikation muß mitbin die Lanvwirtbschaft ebenso wider- «lreben wie die große Masse der Verbraucher. Es kann sich nur um die Beseitigung ober Einschränkung des betrügerischen Verkaufs von Margarine oder gemischter Waare atüNatur- butter bandeln. DaS Gesetz von 1887 reicht hierzu nicht auS. ES bestimmt, daß jede nicht völlig reine Butter nur unter der Bezeichnung „Margarine" >n den Handel gebracht oerbcn darf und verbietet die Mischung von Butter und Margarine oder anderen Speisefetten; gestattet ist nur der Zusatz eines tlcinen Gewicklstheiles Milch oder Rahm. Diese« letztere Verbot, lediglich im landwirthschaftlichc» Interesse getroffen, verträgt kaum eine weitere Ausdehnung. Eine Aenbcrung kann sich nur auf die Maßnahmen beziehen, welche eine strengere Durchführung der beide» Bestimmungen ermöglichen. Leider versagt das wichtigste Coiitrolmittel, die chemische Untersuchung. Die Wissenschaft kan» einen Margarinezusatz von weniger als 20 Procent nickt Nachweisen. Unter dieser Grenze vermag aber die Fälschung die Naturproduction schon schwer zu schädige», und die VerlehrSverhältmsse erschweren e« in hohem Maße, Butter mit viel stärkerem Margarincbeisatz der Untersuchung zuzu> sühren. Im letzten Sommer lasen wir, der französische Chemiker Brullö habe ei» Verfahren ermittelt, jede Mischung zu entdecke». Seitdem ist cS still davon geworden. Abhilfe wird man zunächst also nur schassen können, indem man die Margarinesabriten einer entsprechenden Aussicht unterwirft Auf eine solche Gesetzesbestimmung arbeitet man zur Zeit auch in Frankreich bin, wo die Buttersälschung von der Land- wirtbschast ebenso drückend empfunden wird, wie in Deutschland. Q Berlin, !>. März. Der diesmalige Verlauf der Be rathnng deS CultuSetatS im Abgeordnetenhaus! beweist, wie wenig kirchliche Beschwerde» von irgend welcher Berechtigung das Ceiilruin »och zu erbeben Kal. Nur um im kathoti'iken Volk das Gefühl nicht auskommen zu lasse», daß der „Cutturkamps" vorüber sei — denn da« wäre auch das Ende der CentruniSpartei —, wird noch Einige« zusammcnzctragen, was als AgilationSstoff dienen soll Aber cS hat teine Wirkung mehr, weder in der Volks vertretung, noch draußen im Lande. Die hauptsächlichste Beschwerte, die diesmal vorgcbracht wurde, die einer un genügenden Parität der Coufessionen bei der Besetzung von staatlichen Ae»,lern, ist platt zu Boden gefallen. Nirgends, außer beim Centrum selbst, fand sie irgend welchen Widerhall. Die unbestreitbare Thatsacke ist eben nicht a»S der Welt zu schaffen, daß die Katholiken verhältnißmäßig wenig brauch bare Kräike sür den Staatsdienst tieseru, weil friedliebende und die Pflichten gegen den Staat gewissenbaff bcsolgcndc Mitglieder dieser Kirche sofort von ihren eigenen Glaubensgenossen nickt mehr als voll angesehen, sonder» verketzert und angescindet werden. Männer, die mit der ganzen fanatischen Geistesrichtung und der eng herzigen Lebensanschauung des UltramontaniSmuS durch ihre ganze Erziehung erfüllt sind, kann man aber nicht in die leitenden Stellen eine« zu drei Vierteln protestantischen Staates setzen. Verständige und brauchbare Katholiken, die dabei Niemand hindert, gläubige Anhänger ibrer Kirche zu sein, finden überall auch im Staatsdienst bereitwilligste Auf nahme, aber sie verzichten häufig auf solche Stellungen, »i» nickt von heißspornigen Glaubensgenossen angescindet und verketzert zu werden. 11 Berit», 6. März. Unter den Befürchtungen, welche in landwirthschastlichcn Kreisen gegen den deutsch-russischen Handelsvertrag gehegt werben, spielt eine hervorragende Rolle die Besorgniß vor einer Bermehrung der Vieh seuchen ges a hr durch Oessnung der russischen Grenze für die Vieheinsuhr. Diese Wirkung, welche die Schädigung der Landwirthe durch Viehseuchen besonders bedenklich erscheinen ließe, wäre aber nicht von einem Handels- und Zollvertrage zu erwarten, denn die Hindernisse, welche der Einfuhr russischen Vieh« zur Zeit entgcgenstehen, liegen auf veterinärpolizci- lichcm Gebiete und könnten nur durch Abmachungen beseitigt werden, welche neben dem Zoll- und Handelsverträge her- aehen. Solche Abmachungen aber sind, wie der wtaat«- secretair de« Auswärtigen Amtes in der letzten Sitzung der Commission des Reichstages zur Vorberathung des Handels vertrages mitzutbeilen in der Lage war, nicht getroffen. Vielmehr ist im Interesse der Möglichkeit energischen Schutze- ^ de« deutschen VirhbestanleS gegen Sruchengcsahr die von Rußland ausgcgaiigcne Anregung des Abschlüsse- einer Vieb- euchcnconveiilion abgclcbnt und somit der jetzige Recht« rustand unverändert ausrechl erkalten worden. Damit schwindet, wie ein sachkundiges Mitglied jener Commission ausdrücklich hervorhob, gerade der schwerste der Einwänte, welche gegen den Abschluß de« Handelsvertrages erhoben werben. ^ Bcrlin, 6. März. (Privat-Telegramm.) Ter deutsch-russische Haiidclsvrrtrag wird, wie man in wohl unterrichteten parlamentarischen Kreisen annimmt, mit einer erheblichen Mehrheit — man rechnet aus etwa 50 Stimmen — angenommen werden. Von der nationaltiberalcn Fraktion dürften nur etwa 5 Stimme», die von ihrer vorwiegend ländlichen Wählerschaft beeinflußt lnd, sich gegen den Vertrag auSsprechcn. V. Berlin, 6. März. (Telegramm.) Die „Post" ckreibt: In der auswärtigen Presse finden sich Berliner Mittbeiliuigen, nach denen das Befinden des Kaiser» zu wünschen übrig taffen soll. Die geplante Reise der kaiser lichen Familie nach Abbazia wird darauf zurückgesührt, daß der Kaiser sich leidend fühle. Das ist das Gegcntheit der Wahrheit. Der Gesundbeitszustand deS Kaisers ist, wie ganz Berlin weiß, »nd wie wir auö competentester Quelle bestätigen können, der allerbeste, »nd wenn sick der Kaiser demnächst auch nach Abbaria begicbt, so erklärt sich daS lediglich daraus, daß Se. Majestät von seiner Familie nickt zu lange getrennt sein »nd seiner Gemahlin Gesellschaft leisten möchte. Tie Kaiserin bedarf allerdings der Er holung ihrer Nerven. V. Berlin, 6. März. (Telegramm.) Gegenüber der wiederholt aufgetauchleii Meldung aus Fiume über eine au gcblich beabsichtigte Entsendung von sremden und östcrreichisch- ungarischen Kriegsschiffen in die Gewässer von Fiume und Abbazia auS Anlaß deS Aufenthaltes deö deutschen KaiserpaarcS wird aus Wien gemeldet, daß von der artigen Absichten in maßgebende» Kreisen nichts bekannt sei. ^ Berlin, 6. März. (Telegramm.) Die „Boss. Zig." bringt folgende überraschende Nachricht: Der Gebeimc LegationSralb von Ktverlen-Wächler, der augenblicklich mit Urlaub in Stuttgart weilt, dürste, wie wir erfahren, von dort so rechtzeitig hierher zurückkehre», daß er den Kutscr auf seiner Reise nach Abbazia begleiten kann. Herr von Kidcrlcn Wächter war in den letzten Iabren regel mäßig als Vertreter des Auswärtigen Amte« der Begleiter de« Kaiser« ans dessen Reisen und hatte a»S diesem Grunde den ihm zustebenden Urlaub während den Sommermonaten nicht antreten können, sondern mußte die Winterszeit hierzu i» Anspruch nehmen. In diesem Winter batte Herr von Kidcrlcn schon einmal um Weihnachten einen dreiwöchigen Urlaub in seiner Heimath Württemberg zugcbracht. Den zweiten Theil seines Urlaubs verbringt er, wie bemerkt, ebendort. T Berlin, 6. März. (Telegramm.) Als festes Er geh» iß der vorläufigen Untersuchung über die Ursache Ver „Brandenburg"-Katastrophe darf, wie uns aus Kiel gc- schriebcik wird, die in Marinckrcisen verbreitete Meldung betrachtet werden, daß die Abnahme- und RevisionS- controte verschärft und die Borschrften über den technisch-maschinellen Marincdienst erweitert und genauer gefaßt werden sollen. Es hat vielfach Befremden kervorgernfen, daß in der Budget Commission de« Reichstags die Gerüchte über eine Be schädigung am Dampf-Absperrventil vor Eintritt des Unglücksfallö am 16. Februar »nd über da« Eintreiben von Holzkeilcn von maßgebender Seite nicht widerlegt worden sind. Es muß zugegeben werben, daß die Richtigkeit dieser Gerüchte in sack,»ännis chen Kreisen starkem Zweifel begegnet. Allein eS siebt andererseits fest, daß man in Laien kr eisen fast allgemein glaubt, es läge diese» Angaben etwas ThatsächlicheS zu Grunde. Eine amtliche Richtigstellung ist daher sehr am Platze. «> Berlin, 6. März. (Telegramm.) Wie die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, wird der Ab schnitt deö bürgerlichen Gesetzbuches über da« Obli- gationcnrechl und das Sachenrecht, welcher in der Commission erledigt ist, demnächst in einer Form zur Ver öffentlichung gelangen, welche thunlichst vielseitige Erörtc rungen ermöglichen wird. -r- Berlin, o. März. (Telegramm.) Der Landes etsrnbabnrath beschloß beute mit 20 gegen 14 Stimmen, in Rücksicht auf die in der Vorlage deS Minister- hervor gehobenen Gesichtspunkte, insbesondere aus die in Aussicht genommene Aufhebung des Identitätsnachweise«, die Aus Hebung der Staffeltarife zu bcsiirworten. ch Berlin, 6. März. (Telegramm.) Ahlwardt wurde heute um ln/» Ukr Mittag- entlassen. Im Schütze» Hause zu Plötzcnsec hatten sich zahlreiche Parteigenossen ver sammelt, »m ihn abziikolen. — Zn den Angriffen de- „streitbaren" CtöckerblatteS. deS „Volks", gegen die a» „chronischem Unfall leidenden" Conservativen bemerkt die „Post": „Das „Volk" und seine tzlnlermänner schlagen gegen die Partei jetzt genau denselben Ton an, mit welchem die gemäßigte Hell- dörfi sche Richtung seiner Zeit von der extremen Richtung de handelt ist. Au- dem „Volke" weht nun derselbe demagogisch sociale Geist, der sich unter der Aegide der Herren Stöcker und »ttasing auch auf der Tivoliversammlung so breil machte, in voller Entfaltung. Tie polnische Bewegung in Lberfchlesien und da? „Voll" und feine Hinlerinänncr zeigen dem Lentrum und de» Conservativen ein sehr lehrreiches Spiegel-Bild der Ziele, zu denen die Wege demagogischer Verirrung nolhwendig führen: möge die Lehre beherzigt werden, ehe e« zu spät ist!" * Lldciiburg, 5. März. Ter Vorstand des deutsch freisinnigen WablvereinS batte auf gestern Nachmittag eine Generalversammlung einberuscn. Es war Stellung z» nehmen z» der von anderer Leite beabsichtigten Gründung eine« Verein« der freisinnigen Volk« Partei. Nach langer, lebhafter Debatte wurde einstimmig beschlossen, den drutsch- sreisiniiigcn Wahlvercin zunächst weiter besteben zu taffen und keiner der freisinnigen Parteien beizutreten. * Hannover, 5. März. Der bier versammelt gewesene Vorstand des Verein« keutscher Papierfabrikauteahat
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