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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940413013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894041301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894041301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-13
- Monat1894-04
- Jahr1894
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Urtra-Veil«gen (gesalzt), nur mit der Morgen - Au-aabe, ohne Postbei'örderung 60 —, mit Postbesördernug 70.—. Annahmeschluß für Anzeige«: Ubend-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtags früh ",9 Uhr V«i den Filialen und Annahmestellen je rin» halb« Stund« srüher. U»zei>r» sind stet« an di» Srpediti«» zu richten. Druck und Verlag von E. Pol, in Leipzig. Freitag den 13. April 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Rach §. 17 der Nirck-envorstandS- »nd Snnodalorbnung hat Ende Mai die!»« Jahre» die Hälfte der Mitglieder de» hiesigen kirclien- Vorstände» auszuscheiden. E» sind die« die Herren Kaufmann Wil- Helm vlraul, Proseffor vr. Ernst Haffe, Buchhändler Hermann Kirsten. Ephoraljecretair Julius PlSbach, Rechtsanwalt Lebrecht Lcheuffler. Für die am Sonntag ExauLI, den 6. Mai, zu ver- unstaliende Neuwahl ist zuvörderst dir Liste der Stimmberech tigten aufzustellen. Stimmberechtigt sind nach 8. 8 der Kirchen- voriiand« - Ordnung alle selbstständigen HaiiSväter der Kirchen- gemeinde (ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit), welche das 2v. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unedrbaren Lebenswandel öffentliches, nicht wieder gehobenes Acrger- nch gegeben haben, oder von der Stiinmberechtigmig bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind, sowie nach 8. 2 des stirlhengesetzeS vom 1. December 1876 derjenige», denen in Folge der Verweigerung der Taufe, Trauung oder Cvnsirmation die kirch- lichen Ehrenrechte entzogen worden sind, ES wird nun hierdurch ousgefordert, die Anmeldung zur Gintraanng in die Lifte der Ltimmlierechtiglrn unter Angabe von «amen. Staub, Alter und Wohnung vom IN. bis 27. April Abends tt Uhr, schriftlich oder mündlich, jedensalls aber eigenhändig, bez. persönlich, in der PfarramtSexpedllion lkirchplatz 2, parterre) in Len Stunden Vormittags 8 bis Nachmittags l Uhr »nd Nachmittags 3 bis 6 Uhr Wochentags zu bewirken, indem ausdrücklich daraus hingewiesen wird, daß zur Betheiligung an der Wahl nuv Diejenigen berechtigt sind, welche nach vorgängiger Anmeldung Ausnahme in die Wähler liste gesunden haben. Leipzig-Gohlis, am 12. April 1894. vr. W. Sehdel, Pa^or, Vorsitzender, Pfarrhaus-Neubau L'eipzig-Lutritzsch. Die Maurer- und Zimmerarbeiten sollen aus dem Wege des öffentlichen Angebots vergeben werden. Anmeldungen hierzu sind bis Montag, den IN.April I8S4 beim Pfarramt Leipzig-Eutritzsch schriftlich zu bewirken und können dann vom 23. April ab die Aaschlagssormulare im Atelier deS Architekten Pani Lange, Leipzig, Coastantinstratze 13, in Ernpsang genommen, sowie die Zeichnungen und Bedingungen daselbst ein gesehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit einer den Inhalt be- zeichneten Aufschrift versehen bis zum 2V. April 1804, Mittag« 12 Uhr an dos Pfarramt Leipzig-Eutritzsch frankirt einzusende». Ter Kirchenvorstand behält sich die Auswahl unter den Sub mittenten, event. die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. L.-Eutritzsch, den 10. Slpril 1894. Tcr Kirchciivorstand. Pastor Jäger. Die städtische Spartaste beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Spareassen-Teputatt«». Von Kamerun. Nachdem das famose Kamerun-Abkommen mit Frank reich abgeschlossen ist, ist auch für die Expedition Ucch- lriy vorläufig wenig zu thun. Es wird angenommen, daß t,e Expedition nach Bagirmi vorgegangen sei, da sie von rer neuesten Errungenschaft deutscher Eolonialpolitik keine Äknunz haben konnte; auch die Länder am Schari wollte sie besuchen. Da nun Frankreich bier zu schallen und walten l at, so bat man sich beeilt, die Expedition zurückzuruscn und sie vorläufig nach Aola kommen zu lassen. Ob freilich die Briese, die durch die Royal Niger Eompaiiy besördcrt werden, sie treffen, das ist noch die Frage. Angenommen, die Bot- söiafl erreicht die Expedition, so hat das Kamernn-Eomilö die Absicht, mit Hilfe der vorhandenen Mittel und der von der Negierung neubewilligten Gelder, die für ein weiteres Jahr die Expedition sicher stellen, die Expedition die geographischen und wirthschastlichcn Verhältnisse des Hinterlandes erforschen ;» laffen. Die Regierung käme auf diese Weise billig dazu und hätte die beste Gelegenheit, mit den im deutschen Schutz gebiet befindlichen Häuptlingen Verträge abzuschließen und da« nn« verbliebene Stück des Benutz und Majo Kebbi zu sichern. Was übrigens den uns nach dem Vertrage mit Frank reich verbliebenen Rest von Kamerun anbelangt, so kommt jetzt auch die „Kölnische Zeitung" dahinter, daß die Handel- lreibenden Länder am Tjchadsee für uns so gut wie verloren sind, denn der deutsch sranzvsische Vertrag zerlegt das jetzige Gesammlgcbict von Kamerun in zwei, blos durch eine» schmalen Landstreisen miteinander in Verbindung siebende Tkeile. Ohne Uebertrcibung kann man behaupten, daß der nördliche Theil in seiner jetzigen Gestalt für »ns vollkommen wcrtbloS ist, und zwar au« zwei Gründen. Er steht ersten« mit dem südlichen Thcile blos durch einen schmalen Landstreisen in Verbindung, durch den von Süd nach Nord kein Weg hindurch führt, und da zweitens wegen der sumpfige» Natur der dortigen Fllißnser vielleicht niemals ei» Weg hindurchsühren kann, so würden wir, falls die Nordhälste jemals für uns nutzbar gemacht werden sollte, für Trupprndurckziige, Handels karawanen n. s. w. aus die Beniitziing englischen oder srakizö- fischen Gebiete« angewiesen sein. Neben dem KUstenstreisen mit dem tropischen, sieber- bringcnden Urwald kommt für die ErtragSsäbigkcil der Evlonie einzig da« Bcrgland von Avamaua in Frage, das, w c wir srüber anssiihrlen, reckt hübsch zusa»imcngeschr»i»pst ist. Westlich nahmen die Engländer die Rosinen aus bei» Kucken, wie sich ein amtliches süddeutsche« Blatt anSdrückle, und östlich lkaten die« die Franzosen. Von den Rosinen oder Handelsplätzen ist uns nur Rqaundere und Ngila (Kaiftr- WilhelmSburg) geblieben, denn Kannte zählt noch nickt-. )')ola, Bifara, Kunde, Gasa sind wir glücklich loS, und wenn inan bedenkt, daß diese HandelScenkren, die durch rie berühmten halbkreisförmigen Ausschnitte aus der geradlinigen Grenze heranSaeschnittcn wurden, auf Meilen »i unser Land hinein ihren Harwtte- »nd VerkebrSeinsluß au-Lben, so lann man an «ine Gründung von Eoncurrenzstädlen nickt denken. Ntui steht zwar in der Denkschrift zu dem deulsch-fran zösischen Abkommen anßgesnbrt: „Es ist Sorge getragen, daß, falls es sich durch spätere, noch genauere astronomische Ortsbestimmungen Herausstellen sollte, Laß Kunde oder gar Gasa, waS für letzteren Pnnct aber durchaus unwahrscheinlich ist, um mehr als 10 Bogenminulen ---- 18 km westlich vom 15. Längengrad liegen würden, diese Orte unbedingt der deutschen Interessensphäre zusallenDiese optimistische Dar stellung ist aber gar nicht begründet. Wenn man sich den Vertrag genauer anstebt, so kann man geradezu von einer Täuschung und Irreführung durch diese Worte der Denkschrift sprechen. Denn in der Anlage zum Protokoll ist im 8. 3 ausdrücklich festgesetzt, daß, falls Bania, Gasa oder Kunde mehr als 16 Bogenminulen westlich deS 15. Längengrades liegen, beide Regierungen sich über eine „gleichwerlhige Eom pen sation " ins Einvernehmen setzen sollen. Eine Eompensation ist aber noch lange keine Rückgabe der Orte Kunde und Gasa, sondern höchstens eine neue Ver wickelung der Grenze, diesmal zur Abwechselung convcr nach der französischen Seite bin. Daß wir dabei nicktS xrofitircn werden, ist gewiß. Die Verantwortung hierfür, wie die Denksckrisl tbut, auf Deutschlands Forschungsrciscnde abwälzen zu wollen, ist ungerecht, da wenigstens in den letzten Jahren vom Auswärtige» Amte der Marsch nach Osten, insbesondere nach Gasa, ausdrücklich verboten worben ist. Wir werden uns also darein zu finde» haben, daß unsere Kamerun Eolonie im Gegensatz zu der scheinbaren Größe (säst ent sprechend derjenigen Deutschlands) in Wahrheit aus einen Theil Adamauas und im Wesentlichen ans die Flußgebiete des Sannaga, Mbam und Ngong sich beschränkt. Daß der nnS durch das jetzige Abkommen gewährte, mit Pauken »nd Trompeten als ein großer Erfolg gepriesene kleine Zugang zum Sanga jemals praktisch nutzbar gemacht werden könnte, darf sür so gut wie ausgeschlossen gelle», da nack Eholct, dem Einzigen, der diese Gebiet bereist bat, der zum oberen Sanga führende deutsche GebictSzipsel eine unweg same, menschenleere Wald- und Snmpswildniß darstellt. Die jetzige Kamerunkarle zeigt »ns Deutschlands scheinbaren und blos durch die Zahl der Quadratkilometer imponirende» Besitz, während in Wahrheit die Hälfte diese- Gebietes durch die eigenartig ungünstige Gestaltung der Grenzen für nn« werthlos ist. Trachten wir nun wenigsten-, in dem nutzbaren Reste durch Untersuchung der Ströme und durch Einsetzung politischer Agenten (in erster Linie in dem uns verblieben.» Ngaundcre) mit verdoppelter Energie vorzudringen. Die Wasserstraßen miiffen untersucht werden, der Bakokostamm muß zur Rübe verwiesen werden, und selbst gegen den Willen der Hamburger Kauslente muß das Hochland von Adamana auf seine HandclSsähigkeit »ntersnckt werden. Das dürste gerade Ausgabe der Expedition Uechtritz werden. Sic muß trachten, baldmöglichst die bisher weder von Deutschen, noch von Franzosen besuchten Staaten zu erreichen, so bei spielsweise das westlich von Ngila am Sannaga gelegene Bantii'Negerrcich Mango, das den FnlaS von Adamana noch nickt tributpflichtig ist, und muß mit ihnen Verträge abzn schließen suchen. Deutsches Reich. kur Berlin, 12. April. Der Antrag einer Anzahl von Eonscrvativen aus Verstaatlichung des Gelreide- Einsubr-Handels wird von einem großen Theil der Presse aus seine Eonscgucnzen im Falle der Annahme untersucht. Wir schenken uns diese Arbeit, denn der Antrag kann unter der herrschenden Gesellschaftsordnung so wenig Gesetz werden, als cs ein Vorschlag, den Ocean zuzuschütlen, »in die billigeren Seesrachten z» beseitigen, werden könnte Interesse bean sprucht die Leistung des Herrn Grasen Kanitz aber auch bei uns. Vor Alleni nach der persönlichen, psychologischen Seile. Der Name deS Bauern s(ntz fcbft nnler dem Antrag, die Aristokraten Gras DonglaS, Gras Limburg. Freiherr v. Manteuffel n. s. w. beanspruchen die Gcwäkrleinnng eines hochbcmcssenen Exislenzminimnins mittelst staatliche» Korn Wuchers. Es ist nicht mehr Schutz, was gefordert wird, sondern Privilegium ans Kosten der Biodesser. Die conscrvative» Adeligen berufen sich aus ein socialdemv kratischeS Präceden; in der Pariser Kammer und fordern den Vergleich mit dem Maximum der SchrcckenSmänncr der französischen Revolution heraus. Daß die Socialrevolulioiiairc die gewaltsame Verbilligung und die ostelbischen Barone die octroyirte Vertheuerung anslreben, bringt den Vergleich nicht zum Hinke» — beide vertreten de» Standpunkt des nackten Elassc» egoisinns, allerdings mit dem Unterschied, daß die Elassc des Franzosen JanGs viele Millionen »»»saßt, während Gras .Kanitz nur im Namen eines BrnchlbcilS der kleinen Gruppe der Großgrundbesitzer die Allgemeinheit contributionSpslickOg machen möchte. Eines Bruchtheils, den» tcr deutsche Adel in seiner großen Mehrheit hat an dem EyniSmus, der sich bier kundgiebl» keinen Theil. Ist das Persönliche an dein Antrag Kanitz interessant, so ist seine wirtbsckaslS politische Seite tiefernst. Die landwirtkschastlichc Rcsorinbcwegnng wird schwer coinpromitlirl duick derartige Ausschreitungen, begangen von Personen, die als Vertreter der ganzen LantwirlhschasI austrelen. Zweifel an der Berechtigung der gegründeten agrarischen Klage», Unlust, sie zu prüfen »nd Opfer für ihre Behebung zu bringen, lind die unausbleiblichen Folgen von Schlägen, wie sie die ost- elbischen Großgrundbesitzer der Allgemeinheit ins Gefickt ver setzen. Herr Rickert ist gewiß kein Denker, aber er bat in stinctiv de» Antrag Kanitz als Bluttransfusion in den bald entseelten Leib des ManchesteltbumS ersaßt »nd seine alsvaldige Beralbung mit ausrichtiger Inbrunst er beten. WaS die Eavaliere bewirke», ist die Clärlnng de« EobdeniSmuS, die Zerstörung der Jnleressen- barmonie, ans welche da« halb industrielle, bald landwirlh- schasllicke Deutschland vor allen anderen Ländern angewiesen ist. Eine weitere, nicht zu unterschätzende Folge des Treibens tcr ostelbischen Adeligen ist die Vertiefung de« Gegen'- saye« zwischen Ost und West, von dem man schon vor l876 gesagt hat, er sei stärker als der zwischen Nord n»d Cnk. Die paar geworbenen oder freiwillig dargebvlenen nickt osttentschc» Unterschriften zum Antrag Kanitz ändern selbstverständlich nicklS an der Tbalsackc, daß man es mit einer Acticn des östlichen JnnkertbumS zu tkun bat, vor dessen gemeinschädlicher Selbstsucht der Pvmmer Ernst Moritz Arndt schon vor sechzig Jahren gewarnt hat -j Berlin, 12. April. Preußen bat nnnmcbr beim BundeSratbe den Antrag gestellt, die im 8- 12" Abs. l der Gewerbeordnung festgesetzte Frist, innerbalb deren die Eentralbebörden für bestehende Fortbildungsschulen, zu deren Bestick keine Verpflichtung besieht, Ausnahmen von der über den Unterricht am Sonntag getroffenen Bestimmung gestatten kennen, bis znm l.Ocobcr 1897 zu verlängernd In der Begründung wird dem Vernehmen nack darauf hingewiesen, daß in Preußen schon seither alle Fort bildungsschulen. für deren Besuch ein Zwang bestand, und viele Fortbildungsschulen, i» denen am Sonntag nur 2 Stunde» unter richtet wnrde, den Bestimmungen des 8- >26 der Gew.-Ord. über de» Unterricht an Sonntagen entsprochen habe». In vielen Orten, wo dies bisher nickt der Fall war, ist lbeils durch Verlegung der UnlcrrichtSstnndcn, IbcilS durch Veränderungen in der Zeit de« Gottesdienstes, tbeils auch durch Einrichtung besonderer Gottesdienste dem Gesetze entsprochen worden. Indessen bat sich die Voraussetzung, daß es bis zum I. Oktober 1891 gelingen werke, überall eine solche Regelung berbei zusübren. nicht verwirklicht ; namentlich trifft dies für eine Reihe von Städte» mit vorwiegend evangelischer Bevölkerung z». Die Schwierigkeilen in diesen Städten sind vornebinlick darauf zurückznfübren, daß die HauptgotleSdienste in der evangelischen Kirche meist längere Zeit in Anspruch nehmen »nd die Ein richtung besondr»er GvttcSdienste durch die geringe Anzahl von Kirckcn und geistlichen Kräften erschwert wird, während für Fortbildungsschulen, die von Schülern katholische» Bekennt nisse« besucht werden, eine Beschränkung des SonntagSunter ricktS auch da nur selten erforderlich war, wo dieser am Vormittage vier Stunden dauert, weil die Schüler Gelegen beit kaben, vor Beginn oder nach Schluß des Unterrichts einen tbeils bestehenden, tbeils neu eingerichteten Gottesdienst zu besuchen. Dazu komme bei den von Schülern evangelischen Bekenntnisses besuchten Fortbildungsschulen noch der Umstand in Betracht, daß stellenweise die evangelischen Kirchenbebörden grundsätzlich Bedenken tragen, durch Ein richtung eine« bksvnderen Gotte-dienstcS den Unterricht in der Zeit des Hauplgoltcsdienstcs zu ermöglichen, weil dadurch der iknen wünschcnsmertb erscheinenden gänzlichen Beseitigung des Fortbildungsunterrichts an Sonntagen cntgegengeirirkt würde. Da nicht anzunebmen sei, daß diese Schwierigkeiten bis zum l. Oktober 1891 behoben sein würden, habe die preußische Regierung sich veranlaß« geseben, den Antrag aus Verlängerung der Frist bis >. Oktober >897 zn stellen in der Erwartung, daß es bis dahin gelingen werde, alle Schwierigkeiten zu beseitigen »nd die Verhältnisse überall in einer die Interessen der Kirche und deS Gewerbes gleichmäßig berücksichtigenden Weise zu ordne». * Berti», >2. April. Man schreibt der „Nat.-Zlg.": „TerAbgeordnete Lieber bezeichnet in der „WestfäliichenBolkS- zeitung" seine Aeuberuiig, der russische Handelsvertrag siehe Sedan qieich, al« die Antwort aus eine im offenen Reichstage gefallene Acusierung, welche den Handelsvertrag das „innere Jena" nannte — Jena, welches als die „einem preußischen König »nd Soldaten ins Eiesicht geschleuderte grüßte Schmach" z» kenn zeichne» sei. — Wir meinen, e« paßt nnler allen Umständen wie die Faust aus'S Auge, einen Handelsvertrag mit einer Schlacht zu vergleichen In dieser Zeit der exacten historische» Forschung aber muffen wir bemerken, daß, wenn Herr Lieber die Schlacht bei Jena »nd Auerstädt selbst als eine „Schmach" bezeichnet, er damit geringe Kenntniß der weschichte deS Staates, dem er angehört, beweist. Am 14. Oktober l8«>6 unterlag daS alte krikgSiinIcm dem neue», durch die sranzüsische Revolution bervvr- gerusenen, eine veraltete Taktik einer bessere» Fechtiveise, eine inangelhaste Lbersnhrung dem größten Kriegsineister des Jahr- bunderts. Dagegen schlug sich die Armee durchaus ihres allen Ruhmes würdig, was die großen Verluste a» Todten und Ber- wuudeten beweisen. Bon der tßeneralitat sielen oder starben an Wunden der Oberbefehlshaber, Herzog von Braunschmeig »nd drei andere tzlenerale. Es wnrde» verwundet zehn Elenerale, darunter Hohenlohe und Rachel Der Gesainmtverlust an todten und ver wnndeten Ossikierin betrug 3<!0 Kopse. Das Hohenzollernbaus zählte vom 10 bis 28. Oktober einen gebliebenen »nd drei ver wundete Prinzen Dem Könige wnrde bei Auerstädt ei» Pferd unter dem Leibe erschossen, die Verluste an todten und verwundeten Mannschaften waren dementsprechend groß. Von einer „Schmach", die sich mit dem Namen „Jena" insbesondere verknüpft, kann daher keine Rede sein. Die Schmach knüpft sich an die Eapitulation einer Reihe von Festungen »nd die Waffenstreckung von Prenzlow". Trotz der Richtigkeit der vorstehenden Ausführung wird tie Ueberliefernng^sortfahren, in der Schlackt bei Jena und Anerstäbt das krinnbild der beispiellosen Niederlagen zn sehen, welche, „allen loininenden Geschlechtern unvergeßlich wie sclbsterlcbtcs Leid, allen eine Mahnung zur Wachsam leit, zur Demulh und zur Treue" (Treilschke), den damalige» Zusammenbruch Preußens berbeisübrle». I!. Berlin, >2. April, i Privat lelegrann» ) Die von einem hiesigen Dcpesckicnbnrean verbreilele Nachricht von deni bevorstehenden Rücktritt I»>. Miguel s »t, wie die „Kreuz zeitung" zuverlässig erfährt, falsch Sic sällt in die Reibe der systcmalischen Jntrigucn, welche auf die Beseitigung des FinanzminisleiS binarbeilen. V Bcrlt», 12. April. (Telegramm.) Nach einer a»S Eamberg vorliegenden Meldung bat der Reichstags »nd LandlagSabgeordnele Iw. Lieber die Absicht, seine Mandate »icderznlegcn, ansgegrben. V. Berlin, 12. April. (Telegramm.) Die gcinischtc Deputation zur Beralbung der Vorschläge der städtischen Behörden für die Berliner Itzrtorrbeansftrlliiiig von >89«, beschloß, der Genikiiitcbcbördc zn rnipstblrn, siir die An« slrllnng den TrcpIower Park zu wählen »nd eine Beisteuer von 366 6iu, .<r z» leisten, ni,t der Maßgabe, daß die Stadtbrbörde über etwaige Ueberschüsse der AuSstcllting in gleicher Höbe ki-poniren lönnc. Berlin, l2. April. (Telegramm ) Die „Reichs zritnng" prolestirt gegen die Behauptung, das Eentrinn sei von dem Papst »nd den Bischöfen veranlaßt worden, für de» russischen Vertrag zn stimmen. DaS Blatt fordert den Abg Iw. Lieber auf, über den Sinn seine- rälbselbasten, wobl nur ibm allein verständlichen Dictum« von „Fulda und Rom" eine öffentliche Erklärung abzugrben (Die kindliche Naivetät, die da- ultramontane Blatt zur Schau trägt, bat nur den Zweck, seinen Grimm darüber zu inaSknen, daß Herr Iw. Lieber, verstimmt wie er ist. Len Schleier von der vatikanischen Politik der deutschen EentrumSparlei etwa« gelüstet bat. Red. de« „v T ") Berlin, 12. April. (Telegramm ) Der unlängst von einem Pferde schwer verletzte Landtagsabgeordncle von Kolniar-Mryrndnra ist nunincbr außer LebenSgesakr. — Die „Vereinigung der Steuer- undWirtbschafts- Reformer", der „Bund der Landwirtbe" und die „Wirthsckajtlicke Vereinigung des Reichstages" Kaden eine Summe bis zn 1166 -F auSgcsetzt für die beste, bezw. für mehrere Arbeiten über das Tbcma: „Geist und Wirkung der preußisch-deutschen Gesetzgebung Le« 19. Jahrhunderts im Verhällniß zur Entwickelung der beweglichen und unbeweglichen Prodnctionssactoren " Die Prüfung bat ei» Preisrichter Eollegiuni. bestehend aus den Herren: Reichstagsabgeordneter Gras Arnim - MnSkau, Gericht- Assessor Eschenbach Berlin, Regicrungsralb Evert- Berlin, Reich« »nd Landtagsabgcordneter Projesior Iw Fried bcrg-Halle a. S., Geheimer Justirraik und Professor I)r. O. Gierte Ebarlottenburg, Gerichts Assessor a. D. und Rittergut« besitze»- Iw. Rösicke Görstors und Geheimer Regierungörath Projesior Iw. Adolph Wagner-Berlin, giftigst übernommen. Die Bcwerbnngsschriflen sind — mit einem Motto versebe» und einem versiegelten Briesunischlag, welcher dasselbe Motto »nd den Namen des Autor« enthalten muß — bis zum l. April >895 an daö Bureau der Vereinigung der Cteuer- nnv WirthschastS ResormertRendaittStephan), Berlin 8V»'. 47, Hagelbergerstraßc l8, einzusenden. — Im Anschluß an den Handwerker- und JnnnngSIag tagte gestern der IX. Delegirlentag de« Handwerker Hundes. Der Präsident des Allgemeinen deutschen Hand werlcrbundes, Bildhauer Bichl (München), siibrle den Vorsitz Erwähnt sei, daß der Reichstags- und LandlagSabgeordnele Euler auösübrte, weder Fachverbände noch JnnungS- auSscküsse seien in der Lage, etwas sür das allgemeine Wobl de« Handwerks zu erreichen Dazu sei in erster Linie der Bund berujen, der leider die Unterstützung von den Per Händen aufS Schinerzlichste vermisse. R»r der deutsche Tapc- ziererbund bade 166 für den „Bund" gespendet. — Der Eentralvorstand wurde einstimmig wieder gewählt. * Fried»ichsruli. 12. April. Die ,/köln. Zlg." meldet von hier: An den Besuch irgend eine« Badeorte« oder nn irgend eine andere größere Reise denken sür die,eS Jahr weder Fürst noch Fürstin. Bismarck wird bi« zuin Juni in Friedrich«!»- bleiben und dann aus einige Zeit »ach Varzin übersiedet». Die Bestätigung dieser Nachricht bceibt abzuwarten * Hamburg, l l. April. Nack der Bcrallniiig der Erb schaftssteuer begann die Bürgerschaft die Beralbung über den Zuschlag zur Einkominciislcuer. Mit 77 gegen 48 Summen wurde c>» Antrag Joh. Halben aiigenomine», welcher eine andere Seala vorschlägt Der Ertrag tcr Steuer würde »ach dieser Skala etwas böber sein, als nach der von dem Ausschuß beantragten. Der Antrag Halben muß noch in zweiter Lesung beratbcn werke». Ein Amente nicnl Segelte, die Stadt Enxbaven von dem Steuer Zuschlag jrcizulasscn, wnrde abgelebnt. Die Firmcnstcucr wurde ohne Debatte abgelehnt. Ter Cchlußaiftrag des Au« schlisse«, daß der Senat sobald als möglich bei der Bürger sckasl eine IAbäntc»»»g de« bestehenden Eiiikonimenstkucr- geseycs beantragen solle, durch welche eine Steigerung des SlencrerlrageS unter weiterer Entlastung der Familienvor stände i» den unteren Slenerslusen berbeigefübrk würde, wnrde angenommen ^ icobnrg, >2. April. Wie der „Franl. Eour." meldet, wird auch eine Schwadron des bäurische» I. lUanen-RegimcntS, dessen t!l,»s der Kaiser ist, von Bamberg nach Eoburg zu den bevorstehende» Festtagen kommen. * karlsrnbr, 12 April. (Telegramm.) Bei der An lnnsl de« Kaisers am Sonntag »itterbleibt bier jeder ojsikwllc Empsang, auch die Vcslaggnng der öffentlichen Ge bände. Der Besuch trägt einen rein private» Ebarakler. * Ans (kff'nft-Lotb»innen, l6. April. Die Arbeiten an den nn Brenschlbale zn errichtenden neuen SperrsorlS sind seil Beginn der besseren Jakreszeil wieder in vollem Gange »nd beschäftigen gegenwärlig Hunderte von Arbeitern. Die FortS werden noch im Lause dieses JabreS der Hauptsache nach scrliggestellt werde». ^ München, I I. April. Die Meldung der „Augsburger Postzeitung", der deutsche Katholikentag werde 1895 hier ab- gchattcn werden, ist dabi» zu berichtigen, daß Graf Preysing, der bekentendste »llrainontane Fükrer in Bayern, im katbo lisckcn Männerverein unter stürmischer Zustimmung die Ab haltung de« Katholikentages i» München sür >895 anregte Preysing erklärte zwar, nur Krieg oder Epidemie könnten de» Plan vereiteln; eine cndgillige Entscheidung liegt aber »vck nicht vor. BiSbcr sind bekanntlich die Versuche, in München den Kalbolitcittag abzuhalle», am Widerstand der Krone gescheitert. Oesterreich. Ungarn. * Wien, >2. April. (Telegramm i Die Meldungen ilalicnischcr Blätter, Kaiser Franz Joses werde im Herbst dem italienischen KönigSpaarc in Monia einen Be such abftattcn, wird in Hoftreffen al« Erfindung bc eicknet. — I» dem Ziegelwerke der Banmaterialgesell chast Union ist ein Streik anSgebrochen; circa 3666 Arbeiter haben die Arbeit eingestellt und führen sich so renitent aus, daß eine Veistärknng der Gendarmene erfolgen mußte. >V. Der Berliner „Localanzeiger" melket aus Wien, 12. April: Zn Ehren de« »cngcwähllcn Bürgermeisters 1>r. Grnebl gab die liberale Bürgerschaft gestern Abend im großen MnsikvercinS Saale ein Festbanket. General Schoensrld biell eine längere Rede, in deren Eingang er die Harmonie zwischen Bürgcrlbum und Armee feierte. Dann fuhr er fort: „Seien Sie versickert, daß Sie uns hinter Ihrer Front finden, wenn Sic im ernsten Treffen sieben, wenn die Existenz der Gesellschaft und der Genuß de» erworbenen Besitze-bedroht erscheint " (Priva ttclegramm.) * Baden bei Wien, 12. April (Telegramm.) Aus zwei Ziegel werken der Baumaterialien-Gesellschaft „Union" in der Nabe von Liesing streiken seit gestern 1566 bis 2666 Arbeiter. Dieselben begingen mehrfach Ausschreitungen, hielten mit Ziegeln beladene Fuhrwerke an, luden die Ziegel ab und stürzten die Wagen um. Zwei Schwadron«»
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