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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940414015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894041401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894041401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-14
- Monat1894-04
- Jahr1894
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Bez*gS.Prers W t« HanptexPedttion oder den im Stadt« tqirt i»d de» Vororte» errichteten Su«- «b«stellen ab geholt: vierteljährlich ^I4L0» dei zwermalioer täglicher Zuftell»»g t»« -aal » bchO. D«ch di« Post bezogen für Deutschland »nd Oesterreich: viertel,ahrlich 6.—. Direct« tägliche ltreuzdanbiendung in» Ausland: monatlich >4l ?chü. rie Morgen-Anägab« erscheint täglich die Abeud-Nntigab« Wochentag« 5 Uhr. Ledartioa und LrpMio«: Iohgttnesgasse 8. He Srpeditio» ist Wochentags ununterbrochen geossnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uh». Filialen: eil« Ale»«'« Sortt«. lMfrrst Hahtiltz Universitätsstrab« 1, L-4i« Lösche. Rathannenstr. 14, Part, und Nönigsvlatz V. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ för Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Arrzeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich l4ga« spalten) 50-4, vor den zomilienaachricht-a <S gespalten) 40-4. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Ziffern,ap noch höherem Daris. Ertrn-Veilagrn (gesalzt), anr mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung -4 öO.—, mit Posldrsörderung ^4 70.—. Annahmeschlnk fir Ii«)eigen: Adrud-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh ' ,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen I« ein» halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet« an die Erpehttt«« zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. ^-188. Sonnabend den 14. April 1894. 88. Jahrgang. Wegen der Messe ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 1Ä Uhr geöffnet. Lxpeälllon <1e8 I^elprlxer ^aselrlatteZ. Amüiche Bekanntmachungen. Ausschreibung, den Neubau Grasst-Museum in Leipzig detr. Di« Herstellung von schmiedeeiseriien Fenstern für den Neu bau des Grass,-Museums soll vergeben werden. Tie Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können bei unserer -ochdauverwaltung, Rathhaus II. Obergeschoß, Zimmer Vir. 5. gegen rorto- und bestellgeldsreie Einsendung von 1 .4 50 .4. die auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen, bez. daselbst eingesehrn werden. Nähere Auskunft über Anssührung re. wird im Baubureau des Srafsi-Museums an der Kramerstratze ertheitt. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Grafst- Miisrum, Herstellung vo„ schmiedeeisernen Aruftrrn detr ", bis zum 23. April o., vormittags 10 Uhr, im Rathhaus H. Ober geschoß, Zimmer Nr. L, portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, die Thetlung der Arbeit, sowie die Ablehnung sämmilicher Angebote vor. Leipzig, den 12. April 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 1654. vr. Georgi. Lindner. Ausschreibung. Der Verkauf sämmilicher auf dem Grundstück Liitzener Straß« 18 in Leipzig-Lindenau anstehenden Baulichkeiten» einschließlich der Planke, des Hospfiafters und des Gartcnzaune«» soll im Weg» des schriftlichen Angebotes erfolgen. Die Abdruchsbedinaungen lönnen bei unserer Hockbanverwaliung, Ralddaus. 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, während der Bureau stunden eingesehrn werde». Die Angebote sind in verschlossenem Umschläge bis zum 25. d. M. Abends 5 Uhr portofrei an der oben bezeichnet«» Stelle mit der Aufschrift: „Abbruch des Grundstücks Lützener Straße 1V einzureichen. Die Bieter bleiben bis zum S. Mai d. I. an ihre Angebote gebunden. Tie Auswahl unter den Angeboten, sowie die Ablehnung aller Angebote behalten wir uns vor. Leipzig, am 10. April 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 1625. vr. Georgi. Dr. Gumpert. Bekanntmachung. verschiedene au- den vormaligen Landfleischerballen herrührende kiipsrrnr Waagschale» niit eine»« eisernen Waagebalken n»d Gewichten sollen an den Meistbietenden verkauft werden. Tic betr. Gegenstände liegen in der hiesigen Ralhswache lRath. baus-Durchgang) zur Ansicht au-, auch sind daselbst etwaige An gebote abzugeben. Leipzig, den 12. April 1894. Der «ath der Stadt Leipzig. I». 1426. vr. Georgi. Wagner. Bekanntmachung. Für den Schulhausbau aus dem Grundstücke der 11. Bezirks«! schule in Lripzig-Aiiger-Crottendarf sollen nachstehend« Arbeiten j vergeben werden: 1) Maurerarbeiten, 2) Zimmerarbeiten, 3) Stemme,,arbeiten, 4) Lieferung der eisernen Träger. Die Anschlagsforinutare nebst Bedingungen können im Bureau I des Architekten Herrn Fr. Hannemann, Alte Elster Nr. 10, gegen Zahlung von 2,00 resp. 1,50 und 1,00 » entgegeugeuommen werden, woselbst auch die Zeichnungen einzusehen sind. Tie Angebote sind versiegelt und mit entsprechender Busschrist! versehen bis 28. April 1894, Abends 5 Uhr. Rachhaus, II. Ober geschoß, Hochbauamt, Zimmer Nr. 5, einzureichen. Ter Rath behält sich LaS Recht vor, sämmtlichc Angebote ^ abzulehnen. Leipzig, am 10. April 1894. Irr Rath der Stadt Leipzig Id. 1675. Vr. Georgi. vr. Ddf. Bekanntmachung. Tie Pflasterung der Fahrbahnen der Schwarzenberg- und Plaizmann-Ltraße am Kinderkrankenhaus« mit Bruchsteinen, sowie die Auspflasterung von schmalen Außwegstreisen mit Mosaikstrinen soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen sür diele Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 4, die auch in Briefmarken ervgesendet werden können, entnommen lverden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflaftrrung am Ktnberkrankentzause" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer btS zu« 21. d. Mt«. 5 Uhr Nachmittag«, einzureichen. Ter Rath behält sich da« Recht vor, sämmtlichr Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 11. April 1894. Des «ath« dsr Stadt Leipzig le. I3S4. Straßrndandeputati«». Ter Inhaber de« abhanden gekommenen Sparbuch« Ser. H Nr. 211953 wird hierdurch aufgekordert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 15. Juli 1894 zur Nachweilung seines Rechte« bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei unter- zeichneter Anstatt zu melden, widrigenfalls, der Sparcassen-Ordnung gemäß, dem angeineldeten VrrlufttrSger, nach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige, an Stelle de- abhanden gekommenen Buches, welches alsdann für «ngiltig zu erklären ist, «in nene« Buch ausgestellt «erden wird. Leipzia, den 12. April 1894. Dt« Verwalt»«,, »r« Leihhaus»« nnb »er Spareaffr. Bekanntmachung. Die Herstellung Per Fußwege der da« Grundstück de« Kinder- krankenhause» umgebenden Straßen mit Granitschivellen und Granit- platten soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in uiiserer Tiesbau- Berwaltung, Ralhhans, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort »ingesehen oder gegen Entrichtung von 50 -4» die auch in Briefmarken eingesendet werben können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Fußwege am Kinvrrkrankenhause" versehen in dem oben bezeichneten Geschaslsziinmer bi« zu« 21. d. Mt«., 5 Uhr Nachmittag«, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtlichc Angebote abzulehnen. Leipzig, den 11. April 1894. > Io. 1334. De» Rath« »er Stadt Leipzig Stratzrnbanbeputation. Bekanntmachung. Di« Neuherstellung einer Thonrohrichieuue von 40 ew lichter Weite in der Wurzener Straße in Lcipzig-Neusellerhausen von der Kiechstraße bis und mit der Kreuzung der Lorgauer Straße soll an einen Unlernehmer verdungen werden. ^ Die Bedingungen und Zeichnung sür diese Arbeit liegen in unserer Tiesbau-Verwallung, RalhhouS, 2. Obergeschoß, Ziminer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 -4, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Schlruße in der Wurzriier Straße versehen in dein oben bezeichneten Geschäftszimmer bi« zum 21. P. »st. > 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Ralh behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 11. April 1894. De« «atb« brr Stabt Leipzig Io. 1434. Straßeiibandeputati«». Handel mit Portugal. Die Kaufleute und Fabrikanten, die mit Portugal in Geschäfts Verbindung stehen, ersuchen wir, ihre aus einen Handelsvertrag mit i diesem Lande bezügliche» Wünsche baldmöglichst und längstens bi« zum 18. d. M. schriftlich au unser« Kanztei, Neue Börse, Tr. A.I, gelangen zu lasten. Leipzig, den 12. April 1894. Die Handel-kammer. A. Thieme, Bors. vr. Gensel, S. Tie beim «rnbau eines Dratu-Wagenhause« in L.-Mückrrn erforderlichen Arbeite», einjchl. Materialien, als: Loa« 1: Grd-, Maurer-, Asphalt- und Steinmetz Arbeiten, Laos II: Zimmer-Arbeiten, sollen getrennt an, 24. April 1894, Loos 1 um II Uhr, Loos ll »in 12 Uhr Vorm, öffentlich verdungen werden. Zeichnunae» und Bedingungen können im Geichäststocol des Unterzeichneten, Farbcr- ftraßc 1V, eingesehen, Angeboissormular« gegen Erstattung der Selbstkosten bezogen werden. Die versiegetten und mit entsprechender Aufschrift versehenen Angebote sind bis zu obengenannten Terminen einzureichen. Leipzig, den 13. April 1894. Kräh. Garnison-Bauinspector. Bekanntmachung. Für das htrfige Ttabtkrankrnhaiis ist alsbald eine Kranken pflegerin anzuslellen, die neben freier Station tin Stodlkrankenhause monatlich 20 erhalten soll. Gesuche um diese Stelle sind nebst Zeugnissen bis Gilbe diese« Monat» anher einzureichen. Annaberg, am 10. April 1894. Der Stadtrath. Wtlisch. Wgl. Die Losten -es Universitäts-Studiums. vr. U. Im gegenwärtige» Zcitpunct, wo die Gymnasien ihre Abiturienten entlassen baden und der Semester-Beginn an den Universitäten bevorstebt, wird es nicht unangebracht erscheinen, einmal die wirtbschasllicke Seite des Stutcnten- lebenS zu betrachten. Einen gewissen Anbalt birrsür qewäbrt das schone Werk „Die deutschen Universitäten", das Professor Lezis in Gemeinschaft mil vielen der hervorragendsten Fach manner zunächst sür die Weltausstellung in Ebicago heraus gegeben Kat und das seit Kurzem in zwei stattlichen, umsang reichen Ouartbändcn „Seiner Majestät dem Kaiser ehrftirchis voll zugeeignet" auch im Buchbanvel erschienen ist. Es orientirt nicht nur über alle Fragen des deutsche» Universität» wesen«, sondern eS bietet vor Allem eine anregende und einzig dastehende Uebcrsicht über die neuere Entwickelung deS wissen schaftlichen Geisteslebens der Nation. Naturgemäß ist die ökonomische Seite des UaivcrsitätSlebens hier etwas stief mütterlich und rin wenig optimistisch behandelt. Indessen können wir mit Hilfe eigener Erfabrungen und Ermittelungen die Angaben deS Universität- Werkes ergänzen und hier und da richtig stellen. Die eigentlichen Studienkostcn, d. h. die Kosten sür die direkten Zahlungen an die Universität, sind für Götlingen von Pros/Conrad berechnet worden, wobei sür die Ideologe» 7, für Juristen 6—7, für Medicincr 10, für die Philosophen 9 biS lO Semester als durchschnittliche Studiendauer angenoinmen ist. Danach betragen die Studienkostcn für Ideologen durch schnittlich 432. für Juristen 466, für Mediciner l »79, für Philologen 580, für Mathematiker und Naturwissenschaftler 627, specicll für Chemiker l083 -4! an Universitäts-Gebühren und Collcgiengeldcrn. Dazu kommen jedock die Kosten für die Prüfungen und event. sür die Doctor-Promotion, die mekrere Kundert Mark in Anspruch nehmen. Weitaus am tbeuersten ist somit da« medicinische Studium, dessen Kosten übrigen» je nach der Universität rrbeblich schwanken. Innerhalb des preußischen Staate« stellen sich die medicinische» Studienkostrn ,. B. in Berlin auf etwa 2050 in Königsberg nur.au' > 515 .4^ Dazu kommen die Gebühren für ärztliche Vorprüfung (36 .4) und arrtliche Prüfung (206 >4), endlich für die Erlangung de» Doctorat«; die letzteren sind bekanntlich sebr verschieden. In Berlin z. B. betragen sie 4 »5 >4, wozu noch die Kosten für den Druck der Dissertation und für da« Diplom mit etwa >50 >4 kommen, so daß etwa 600 .4 Kosten dem Doktoranden entstehen; Leipzig dagegen verlang nur 300 >4 »nd keinen Druck der Dissertation, erspart som t seinen Doktoren 300 ^k, eine Thatsache, die den Zudrang der Doctora»den nach Leipzig ohne Zwang erklärt. Man wird also die gesammten Studienkostcn der Medicincr in Berlin mil etwa 3000, sonst mit etwa 2500 .Kl nicht zu hoch veranschlagen. Rechnet man dir persönlichen Unter haltungskosten während der Studienzeit (durchschnittlich lO Semester) hinzu, so wird man die Kosten de» medicinische» Studiums aus ll) 000—>2 000 .41 berechnen müssen. Im Allgemeinen wird sich der IabreSauswand der meisten deutschen Studenten sür den LcbeiiSunlcrball zwischen ein- und zweitausend Mark bewegen, die vier bis fünfmonatige» Ferien nicht eingerechnet. Der Aufwand im Einzctnen bängt natürlich sebr von den LebenSgcwodndeiten und dem Reichihum der Studirendeii ab, indessen werden die meisten mit l200 bis 1500 .41 ganz gut auskommen. Es giebt sogar Beispiele, daß Sliidenten im Jahre nicht mehr als 700 >4 aus der Universität gebraucht baden, wobei allerdings Stundung deS Honorars und Fericnausentbalt im elterlichen Hause die HorauSseyunq war. Stundung oder Erlaß de» Honorars, Stipendien, Verdienst mit Stundengebcn, Corrigiren, Sleno- grapbircn muß überhaupt bei vielen weniger bemittelte» «tutenten nachbelsen, indessen muß erwogen werden, daß z. B. in der medicinischen Facultät die wichtigen und tbeuren praktischen llebungen und Borlesungen meist nickt gestundet werden. In den anderen Facultäten liegen die Verhältnisse günstiger, und so ist c» erklärlich, daß niebr als ein Fünftel der deutschen Si,identen Stundung genießt, während etwa ein Sechstel Freitisch oder Stipendien, oft allerdings von minimalem Betrag, erkält. Diese Vergünstigungen haben jedoch eine recht mißliche Seite; sie locken vielfach un geeignete und unbemittelte Elemente aus die Universität, die später schwer unter den drückenden Verhältnissen, die sich mit den Anforderungen deS Stande» schwer vertragen, zu leiden haben. Zwar bemerkt Prosessor Eonrad: „An den preußischen Universitäten wird bedürftigen Studirenden aus Grund ihres Gesuche» »nd eine« von den Behörden auSzu- tellendei, Arinutbsztugnisscs von einer dazu eingesetzten Eonimission von Professoren Stundung i» der Regel aus 6 Iabre gewährt, nach welcher Frist die Quästur die Ein treibung deS Honorars erstrebt, indessen noch weitere Nachsicht gewährt wird, wenn der Schuldner noch keine feste Anstellung und geregelte Einnahme - Verhältnisse erlangt bat. Vielfach erfolgt die endgiliige Niederschlagung der gestundeten Summen, wenn die sinaiizicllen Verhältnisse de- iLchilldners ich nachhaltig als unzulängliche erweisen." Indessen ist diese Darstellung nach »nsercr Kenntniß der einschlägige» Ver- >älinisse z. B. in Berlin zu optimistisch gefärbt; wir kenne» Fälle, wo der Quästor die gestundeten Honorare schon nach wenigen Jahren sebr rigoros eintricb und die betreffenden Herren, die noch keineswegs i» günstige» finanziellen Ber- bällnissen sich desanden, zwischen die Wahl stellte, den ManifestationS-Eid zu leisten, was sie schon ihrer Earribre wegen nicht konnten, oder sich in weitere Schulden zu stürzen. Jedenfalls ist der Brauch mancher Universitäten, keine Stun dung, sondern in geeigneten Fällen Erlaß zu gewähren, empseblenSwerlber und erschwert den weniger Bemittelten wenigstens die Erlangung der wirthschaslliche» Selbstständig keit nicht. I» der neueren Zeit haben übrigens die Ansprüche an Sllindting erheblich abgenommen. Sehr wichtig ist die Wahl der Universität auch i.i wirtb chaftlichcr Hinsicht. Die Woknungcn sind in kleinen Univer sitätsstädte» in der Regel natürlich billiger als in große». DaS Essen dagegen ist in den Großstädten, wie Berlin, Leipzig, München, meist billiger als in manchen kleineren Orlen; sur Hreibnrg, Bonn, Heidelberg, Kiel, auch Straßbura z. B. wird sich der Aufenthalt deshalb kaum billiger gestalte», als in den Großstädten, wohl aber i» den anderen Universitäts städten. In Münster z. B., dem Sitz der Akademie, erhält man schon sür monatlich 35 bis 40 .41 Wohnung nebst Be köstigung, auch in Marburg sind Logis mit vollständiger Kost zu durchschnittlich 320 bis 330 .4! für daö Semester zu baden Auch die Zablungsbedingunge» sind an den kleinen Univer sitäten meist bequemer, ganz abgesehen davon, daß die eigent jiche Poesie deS Sludenlenlebcns nur noch hier beimisch ist und daß der persönliche Verkehr zwischen Docenten und Studenten viel reger, die Gelegenheit zu selbstständigem Beobachten und Arbeiten, namentlich sür Naturwissenschaftler und Mediciner, viel reicher ist, als an den überfüllte» Groß stabt-Universitäten, deren Schattenseiten übrigens gerade Leipzig nur in geringerem Grade theilt. Namentlich die jüngeren Semester sollten die kleinen Universitäten verziehen; später pflegen doch die großartigen Anstalten und die vielfachen geistigen Anregungen, die hervorragenden Lehrer und die leichtere Gelcgenbeit zum Erwerb in der Großstadt ihre An ziehungSkraft aus die jungen Gemütber auSziiüben. Wir haben oster auf die medicinische Facultät lungewicsen weil gerade sie augenblicklich den, stärksten Andrang ausgesetzt ist; sie hat im vorigen Jahre die Zahl ihrer Hörer niebr als verdoppelt »nd ist die stärkste aller Facultäle» geworden Gerade sie wird häufig von Unbemittelten frequrntirt, ob wohl das medicinische Studium am meisten kostet »nd der ärztliche Berus bekanntlich zur Zeit keineswegs glänzende materielle Aussichten bietet. Es ist deshalb vielleicht Zeit, an ein etwa« schroffes WarnungSwort des jüngst verstorbenen großen Ebirurgcn Tbeodor Billroth zu erinnern, da« er lange vor dem bcutigen Ansturm ausgesprochen bat: „Ich halte eS sür meine Pflicht, jeden, der nicht über ein gewisses Maß von Geld, Bildung, Fleiß und Talent verfügt, vom medicinischen Studium abzurathen. Ein Studirender der Medici» braucht während slinf Jahren Studien (in Wien) je 2000 >41, sür daS Jahr der Eramina und wissenschastliche Reisen 4000>41, für zwei Jahre praktischer Tkätigkeit in einem Hospital je 2000 für die ersten sechs Jahre seiner selbstständigen Praxis je looo .41, in Summa während l l Jahren 24 000 .41 Da» ist gewiß ein Minimum, setzt auch noch voraus, daß er nickt de» Unsinn begeht, srüh ein arme» Mädchen zu beiralhen. Wer über diese materiellen Mittel nicht verfügt, muß sich klar sein, daß er mit Beginn der medicinischen Studien in ein EhaoS von Unbehagen und Unbcsriedigtheit geräth, aus dem er selten ganz wieder hcrauSkommt und dessen Erinnerung »nd Folgen seiner Stimmung und seinem Charakter sürS ganze Leben ausgeprägt bleiben. Alle Eltern sollten sich warnen lasse», ihr« Söhne in diese Misörc binauSzustoßen. — Man wird mir hier einwenden, eS sei dock brutal, eine wissenschastliche Earriöre an Geldbesiy knüpfen z» wollen, große Talente »nr Genie« wüßten daS Alles zu überwinden. Ja, große Talente und Genie»! Die giebt c- unter tausend armen Studenten nach meiner Erfahrung kaum einen; man frage die Männer, welche lch unter solchen Verhältnissen emporgearbcilel haben, ob sie armer Leute Kindern ralhen, Mcdiein z» sludiren; ich bin scher, daß gerade sie am meisten abrathe», den» sie wissen u wobl, was sic im Kamps »mS Dasein auSacstanden habe»! )ie mittleren Talente entwickeln sich in der Misöre gar nicht Weiler; sie verkommen ganz; sie gedeihen aber und steigern ihre Kraft, wenn sie ihre Studien ohne Sorgen machen könne»." Die schweren Bedenken, die Billroth hier ausspricht, sichen nickt vereinzelt da. Dennoch wird man schwerlich so weit zehen wollen, wie er, wenn auch sein« Aii-führuimen un- icmiltcltcn Eltern das Gewissen schärfen sollten. Auch der Berliner Philosoph Prosessor F. Paulscn, der jüngsthin dieselbe Frage in dem UniversitätS-Werk behandelt bat, be merkt: „Wir wollen keine Söbne von kleinen Leuten im Stande baden, bör« man gelegentlich einen Juristen oder Medicincr agc», so beginnen auch die Lehrer zu sagen. Der Stand jeidet darunter, beißt eS, wenn jnnge Leute a»S den unteren Ständen dineinkommen; sic bringen meist eine dürftige wissen- chaftlichc und immer eine »nrulänglichc gesellschaftliche Bildung mit, die ihnen dann den Schülern gegenüber ihre Stellung erschwert. Ohne Zweifel sind diese Bedenken nicht unbe gründet. Armutb ist gewiß ein großes Hinderniß eine« ge deihlichen Studiums; wer mit Mühe und Nord durch Stunden- ebcn sich das tägliche Brod ei-werben muß, de», wird sür die Beschäftigung mit den Wissenschaften a» Zeit und Kraft und Frische meist allzu wenig übrig bleiben. Wird die Hemmung nicht durch ausgezeichnete Begabung »nd große moralische Kraft ausgeglichen, kan» wird das Studium zum Unglück. Und heutzutage ist dieser Fall wobl nickt selten; daS Ver langen der Ellern, ihre Kinder in eine höhere Lebensstellung z» bringen, da» nanientlich auch bei den zahlreichen kleinen Beamten sehr stark zu sein pflegt, hat in den letzten Jahr zehnten die Universitäten zu überfüllen nickt »nerbeblich bei- getragcn, zum Theil auch mit uiiberuseneii Elementen." Aber treffend bebt Paulse» auch die andere Seite der Sacke hervor: „Wenn s» dabin käme, daß dir breite Masse der Bevölkerung mit Einschluß der Handwerker »nd Klein bauern, die jetzt namentlich durch die Mittelstufe de« Schul lehrer- und des Subalternbeamtcntbum« in die gelehrten Berufe ausstcigen, darin überhaupt nicht niebr vertreten wäre, dann müßte sie den Staat n»d die ganze Staatsverwaltung als Fremdberrschast einpsindcn. In der Socialvcmokratic, die runächst die großstädtisch industrielle Bevölkerung mit ibren Anschauungen durchdringt, ist die» Gefühl schon lebendia; der Staat erscheint ihr als eine Anstalt der bevorzugten Elasten zur Bcrthcikigung ibrcr Inte,esse» gegen die Massen. Ich wüßte nicht, was diese» Gefühl anSzubreitcn wirksamer sei» könnte, als die lbatsächlichc Ausschließung Aller, die nicht zu den wohlhabenden GcscllschaslSelasscii gehören, vom Studium und den gelehrten Berufen. Das Verständniß der Gebildeten sür daS Volk und sei» Lebe» würde Weiler schwinden, harter Hochmntb und unverständige Sentimentalität würde zusammen die vollständige Entfremdung hcrbeiführe». Auck da» wäre zu bedenke», daß dem geistigen Leben des Volke» Talente und Kräfte verloren gingen, aus die es nicht verzichten kann, ohne sich der Gefahr geistiger Verarmung auSzusetzen." Diese Erwägungen erscheinen uns schwerwiegend genug, um die Wünsche, den Angehörigen der niederen VolkSclaffcn den Zugang künstlich zu erschweren, verstummen zu machen. Deutsches Reich. u Berlin, 13. April. Eine hiesige Correspondenz meldet, daß zur Beratluing über Ausnahmebestimmungen betreffs der Sonntagsruhe demnächst Vertreter der Papier- und der Lederindustrie nach Berlin berufen werden sollen. WaS richtig an dieser Meldung ist, ist nicht neu, und was neu ist, ist nicht richtig. Daß die Vertreter der Papier industrie demnächst zu einer Consercnz »ach Berlin zusammenberusen werden sollten, war schon anderweitig gemeldet. Man ist jedoch an zuständiger Stelle der An sicht, daß eine Berufung von Vertretern der Leder industrie sich vermeiden lassen werde. Wegen der Sonntags ruhe batte der Centralverein der deutschen Lederindustrie schon im Beginn des Jahres l892 an den BundeSrath eine Eingabe gerichtet. Infolge dieser Eingabe sind die Verhand lungen des ReichSamtS des Innern in der SonntagSrube- fragc mit dem über ganz Deutschland sich erstreckenden Central- verein geführt worden. Dabei bat sich bcrauSgestellt, daß die Wünsche der Lederindustrie aus Gestattung von Sonntags arbeit sich tbeils bereit« infolge der Bestimmungen de» tz lt)5c der Gewerbeordnung erfüllen, tbeils obnc münd- iiche Erörterung nach dem tz l05ck befriedigen lassen. DaS Letztere bat hauptsächlich auch deshalb in Aussicht genommen werden können, weil dir Wünsche der Leder industrie sich aus nur wenige Arbeiten beschränken. Dem Vernehmen nach wird im Reichsamt des Innern eine aus die Lederindustrie bezügliche Zusammenstellung der Ausnahme bestimmungen angesertigt. Sie soll dem Centralverein der deutschen Lederindustrie zur schriftlichen Begutachtung unter breitet werden. Man hofft deshalb, daß wegen der Leder industrie der große VerwaltungSapparat, den die Einberufung einer Confcrenz nach Berlin erfordert, nicht in Bewegung gesetzt zu werden braucht. * Berlin. l3. April Das Cent rum macht große An strengungen, »im seinen Icsuitenantrag auch in dritter Lesung durchziisetzen Die „Germ." schreibt: „Der Centrum» antrag, betreffend Aufhebung des Iesuitengesetze«, wird, wie nunmebr definitiv bestimmt ist, am nächsten Montag, den 16. d., zur dritten, endgiliigen Lesung gelangen. Daß an diesem Tage kein Mitglied deS CentrumS, da» nicht absolut (dlirck Krankbeil» verbindert ist, fehle» wird, ist selbstver ständlich. Bon der größten Bedeutung aber ist c«, daß da» Centrum bereits in der Sonnabend-Sitzung, wo die Tagesordnung für Montag festgesetzt wird, vollzählig zur Stelle ist, damit der Iesiiilenantrag an erste Stelle für Montag gestellt wird. Pünctliche Pstichtcrfülluiib erscheint »in so mehr geboten, als die feindliche Presse bereits an alle Gegner des Antrag» die Aufforderung gerichtet bat, sich voll zählig einzusinken, um den Antrag womöglich zu Fall» zu
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