Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940430010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894043001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-30
- Monat1894-04
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugspreis R dm HempttM^ttü» de, i» vtM. deztrk nnd den VoioeHm mrtchtiliU A>A» gabestelle« «bgeHalt: oterteltührttch^l4.ü0. det »vetnmitaer ttglich« «»stell»», in« >1 8^0. D«ck dte Post bezog«, chla»d »nd Orsierrftch: oieneliäyr vtrett» tögllche »re-»ba,d!r»i t»s Mnstmis - »»»attich ^s 7^9. «eM»V»4ln«gabe erschetM «glich '/.?vh^ Hft >d»»H4l>tg»dt Nachentng« 8 klHr^ Morgen-Ausgabe. «e LedectiM «lt Errttitts,: POstoxO><Do 8. >» EKeditwu ist Wochentag« «aritkrbroche, «XH 8 dt« «dend« 7UH«. /Uiale»: G-r«». <Wffn» »ich«» r-P» «sth«. 14. patt, »nd KiMer.TGtM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigenpreis die S gespaltene Petitzril« 86 Pf>. Neclamen anter dem Nedarttonsstrich (sag» fvattea) 50-4, vor den Famtltenaachrtchwn lS ge,palte») 40-ch. Gröbere Schriften laut unsere« Pmis- verjtlchnib- Tabellanicher uud Zisirrnfatz »ach höherem Tarif. Vrtr« »Beilagen (gefalzt), »», mft vtorgra-AuSaabe, ohne Poftbeft , mit Post befördern». «V.- A»»ah«eschl«ß fir ^»zeizea: Adrnd-AXgab«: Vormittags 10 UH». «argen-Ansgadr: Nachmittag 4 Ich». So»» und Festtag Sei den Filiale» »ich > Halb» Stunde Ra« eigen sind stets a» hie DgzmDzgzgG g richte» »gs frilh UH» »U»»oH«»B«Uo» je et» inde früher. Lrnck a»h Verlag vo» S. P»lg sti LechglG 217. Montag den 30. April 1894. 88. Jahrgang, Für 8L»I und F»al . kann das Leipziger Tageblatt durch alle Poftanftalte» de» deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 4 ^ bezogen w ' Zeitungsspediteure. In Leipzig abonnirt man zum Preise von 8 mit Bringerlohn 3 ^ 78 ^ für b?ide Monate und nehmen Bestellungen entgegen die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, . , die Filiale«: «atharinenftratze 14, «önigsplatz 7 und U,"versitatsstra«e L, sowie nachfolgende AaSgabrftellen: - Peterskirchhof » , ^886». Colonialwaarenhandlung, ?«-»? a Am ri»«>.-r. S°>°ni°lw°°«nh°ndlun^ " RÜÜÜädlc/ Änwcg 1 Hm «- Ln^Imann C°lM>aw°armh-Muiig. S»iU,cnit!akc S Hm öui. 8«I>U'»>L«N, L°l°m°lw°-r-nh°Mu»s. WW'-tz »Z Hm ll- MttrK-k. Lij,°mn„°n°l.mg, Arnbtftrabe 38 Herr L. 0. Litte!, Colonialwaarenhandlung. Beethoven strafte 1 Herr Dreoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. LlessLe, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Ttrafte (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr tttto kravL, Colonialwaarenhandlung, Löhrftrafte L8 Herr LauurU Hetzer, Colonialwaarenhandlung. Marschnerftrahe v Herr kuul 8ekrelder, Drogengeschäft, Nürnberger Straße 48 Herr St. L. Udreetit, Colonialwaarenhandlung, Yorkstrafte 8S (Ecke Berliner Straße- Herr 6. kveliLit. Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 88 Herr V. Lüster. Cigarrenhandlung. «ni'enbakmstraüe 1 in AngeErottendorf Herr Lodert «reiner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr ^^ns 8e> eit, I Straße' 7» . C-nn-wi- Frau Äseüer, Hermannstraße SS, 1. Etage, . Plagwitz Herr A. ^U^MM.n.^chcrfche Kratze 7», - Eutritzsch Herr Lodert Htner, Buchhandlung, Delitzscher- u. Blumenstr.-Ecke. - Reudnitz Herr m»....^naeschüft Leivziaer Straße 6 - Gohlis Herr Mi. Lritrsede Naeittolger («Lttdestus), Mittelstraße 5. - - Herr üernk. ^eber. ^Mycichan. pziger Straße 6. . Ltnbenan Herr L. «ntderlet, Cigarresthandlung. Markt 22. - Thonberg Herr L, Mntsed, Rertzenhamer Straße L8. in BolkmarSdorf Herr «. IstinNiLNv, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Amtliche BekLuntmachMgeu. Lekauntmachung. Di« Etaatseiufoumikusteuer ist für da« laufend« Jahr mit d«« k» 1H d«s Einkommnist«u,rgescp«s vom S. gult 1878 festa»f«tz»«» Normolst»»«rfay« uud oach Artiiel H, Üds. 8, des Gesetz», dt» «tz- Lnderuu- des Lt»lo»m»usNuerges«tze« vom 8. g-li l8?8 betreff«»-, dom 10. März 1894 mit ei»er Lrhöhu»a von 10 vom Hundert bet Et»kommen vo» über 80000 bis zu 100000 «»d mit et»«r Erhöh,»« v«, >0 ,om Hindert bet Et»kvmme» »»» aber 100000 X ,» brzahtr». Der erst« Termi» ist «« re. Atzril tz. z. mit der Hälft« de» ««ch de» o»i-«» vestt»rm»»geu sich ergebend«« bte»ersatze« fällig. Dt« Str»«rvs»chtige» »«de» deshalb a»sgefordert, ihr« Steae» bettäge »o» de» ge»a»nte» Tage «b bis spätesttn» drei Nochen »»ch dea^elbe» ,» dt» betreffe»de» Zahlstelle» «srres Stadt. StrueramtrD zu rutriibtr». Rach «blaas dieser Frist tritt »ege, die Sä»»tge, das vo» geschriebene Vettreibu-gsverfadre» ei». LÄö«. d» «. «pril 1894. D«, «sttz tzrr «tadt Lrtpzt,. vr. Georgt.K»ch. Lekaulltmachung. N«» Nettst,»^ der Geschäftsrä»»,« dlei » tzir GtifttmgstzNatzsUerrt «« ». «at »lefe« leibe» tzt« Tt»tztr«G« Mrse« IetHres de» »V. >»rtl 1894. Der MsN tzrr Dtstzt vr. Georgt. 8ch»lze. Politische Tazesschau. * Lettzrtg, 29. «pril. Di« ««nähme, daß der prrxtzische 8s»tzt«« in seiner jetziaea Session die Dtzn«tz»l«rtz»««»»»«»«>e, die einen so tiefen Riß in die evangelische Landeskirche Preußen« zu bringen droht, unerledigt lassen werde, hat sich in der grstriaen Sitzung de« Abgeordnetenhauses als irrig hersusgestellt. Die Regiernag denkt nicht daran, auf die Durchberathuna der vor. läge zu verzichten oder gar fit urrückzuzieheu. Auch die An- gäbe einiger Blätter, daß da« Trntr « m der Abstimmung sich enthalten werde» bestätigt sich nicht. Die Ultra- montane» find vielmehr entschlossen, d» Stiiekerschen Gesetzentwurf, oder richtiger gesagt, den Gesetzentwurf, mit dessen Hilfe Herr Stoaer die Anhänger jeder freieren Richtung allmählich au« der Kirche hrrausdränae» zu können hofft, durchdrücken zu helfen, um dadurch begründeten Anspruch ans Gegendienste von Seiten Stöcker'« und seiner Gesinnungsgenossen zu erlangen. Gerade den freicoaservative» Antra- ans staat«gesrtzliche Binduag des Wahlrecht«, der de» synodale» Körperschaften di« Möglichkeit nehmen soll, Anhänger der srrierr» Richtnn-e» vo« Wahlrecht auszu schließen, brachte« di« Ultramoatanr» zu Falle und sicherten sich dadurch die Dankbarkeit der Eonservativen. Bon liberaler Seite wird da« Eentrn« künftig oft geuua an diese Thal erinnert werde», wen» es sich wieder über Einmischung de« Staate«, der Gesetzgebung «nd der evangelischen Volksver tretung in katholisch« Kirchrnaoaelrgenhriteu beschwert, «brr was wollen solche Erinnerungen dedenten, wenn von konserva tiver Seite di« ultranumtan« Einmischung in «ngelearoheitr» der evangelische» Landeskirche mit Dank belohnt wird? welch« Folge, das mit dem Stempel Roms und Fnldas denn gerade bei dieser Gelegenheit blicken Herr Lieber und dir Seinigea auf den Papst und die Bischöfe — versehen« Gesetz für d»e evangelisch« Landeskirche Preußens haben wird, ist nnschwmr voraXznseh«,. Dir gestrig» Sitz«, de« «dgeor »etenhanse«, di« an die schlimmsten Enlturkamvszeitrn «nnnrr gestattet bereit« einen sicheren Schluß auf du bevorstehend«» »äwpft in Preuße», «her auch die für da« Reich sich er- gebende» Folgen sind nicht »n unterschätzen. Graf Enlen- h,rg hat es za am Freitag i« Herrrnhauft besonder« betont, daß Preuße, noch Einfluß genug auf da« Reich besitze. Zieht di« preußisch« Regierung »ktr,«o,ta», Hilfe zur Regelung eva-gelisch-kirchlicher «n-^eae-hritr» nach dem Wunsche der Eonfervative» Hera» «»» drückt st« bei e»»r solch«, Gelege»- Heft ihr Siegel ans einen engere, Zusammenschluß de« Eentrn»« und der Deutschconservative», so wird auch Graf »apri»i in ««» ronservativ-Nerikal« Richtnng gedrängt. Vei seine» bekannte» Neigungen wird »« auch kerne« beson deren Drucke« bedürfen, um ihn zu lenken, vielleicht ist er auch weuigrr unbrtheiligt an den Entschließungen de« preußischen Ministerin««, als e« den Anschein hatte. Darüber, daß in der nächsten Reichstagsstssion der «Ntrn» Rnnttz auf Monopolifiruna de« Getreidrimport« und Festsetzung eine« Miudestvreise« für au»ländisches Getreide wiederkehrrn wird, läßt die ,K re uz z e itu n g* keinen Zweifel. Sie kündigt auch bereit« an, daß im Falle der abermaligen Ablehnung diese« Anträge« rin anderer auf Herabsetzung der bestehenden Ändustriezölle ringrbracht werden wird. „Die »Agrarier' and .Eoaservativen", schreibt heute da« Organ der Inngconservativen, -würde» nur mit dem äußersten Wider streben drangrhen,da« vtr1hschaft«volitischeGrbäud«irrstören zu helfen, da- st« unter derruhmvollen Leitung de« „Alten Üurses" vor nun 1L Jahren mit gebaut. Noth krönt indessen kein Gebot. Auf irgend «ine Weif« muß di« Landwirthschast sich zu Helsen suche»; wird r« ihr nn positiven Sinne unmöglich gemacht, so bleibt eben nur der negative Weg noch offen, und wie immer wird sich dieser als der leichter gangbare erweisen. Für Herab setzung der Industriezöllr wird sich im Reichstage und außer halb deffelbrn so Mancher interessiren, dem der Antrag Kanitz der Greuel aller Greuel ist; das wissen wir genau. Namentlich wenn sich die Spitze gegen dir Eisenzölle richtet, dir voo jeher di« dtzt« ooirv de« Maachesterthum« gewesen find. Unmittelbaren Erfolg, darüber täusche« wir un» nicht, würden Anträge dieser Art nun zwar nicht haben, da der Bu«de»rath nicht gezwungen werden kann, de« Beschlüsse« de« Reichstage« Folge zu geben, und e« überdies nicht wahrscheinlich ist, daß letzterer selbst in seiner Mehrheit schon jetzt geneigt sein sollte, m Fragen dieser Art die Initiative zu ergreifen. Schon der versuch jedoch würde «»«reiche», um in den uächstbethriliatrn Kreisen und selbst über dies« hinan« da« äußerste Unbehagen zu erwecken." Man sieht hieraus, wie viel der Herr Reichs kanzler trotz des preußischen Entgegenkommen« gegen die confrrvative» Wünsche noch zu thun haben wird, um auch nur vor Anträgen sicher zu sein, die in ihm ,da- äußerste Unbehagen" erwecken würde«. Da« «tgarffche Eivilehrgesrtz ist mit unerwartet großer Mehrheit von der au- Mitgliedern de« staat«rrcht- licheo, volk-wirtbschaftlichen uud Fioaazau«schuffe« zusammen- gesrtzteu großen Eommisfton de« Ma > natenhause«, wir ge meldet wurde, angenommen worden. E« standen 85 (nicht SS) gegen 15 Stimmen. Di« Bedeutung dirsrr Zweidrittel mehrheit verringert fick aber, wenn man erwägt, daß der Dreier-AuSschuß inSgrsammt 79 Mitglieder zählt, jene 85 Stimme» daher nur die «uSschußminderheit dar- stellra. E« wäre daher sehr verkehrt, wollte man au« diesem nur durch Stimmenthaltung oder Absrntirung eine« großen Thril« der Opposition ermöglichten Resultate schließe», di« letztere habe» eingeschüchtert durch die «bstim- »ung i« Unterhaus«, di« Waffe« gestreckt. Man darf nach den migehrurrn Krastanstrengungen uav de, zur Schau ge- tragen«» Sieae«ruversicht der Klerikal-Consrrvativea vielmehr sicher sei», daß sie ihre aesammteu Kräfte zum entscheidenden Schlag t« Plenum sammeln. Pesier Blätter meldrn, daß selbst für den Fall, als der Eherrchtsentwurs i» Magnatrnhaus« i« Allgemeinen angenommen würde, in der Specialdebatte die Streichung de« Worte« „obli gatorische- (Eivilehe) aagestrebt werd«, soll. Ferne, wird Alle« anfgrboten «erden, um auch die civilr Ehe schließung uuauslösbar »nd für da« ganz« Lebe« bindend zu machen. Den Vorschlag auf Streichung de« Worte« .obli- gatorisch" und aufLeststellung der Unauflö«barkrit hätte ein hochangrsrhene« Mitglied der Opposition bereit« vor länaerer Zeit de, Regierung gemach». Der Minister- ratb Hab« diesen Vorschlag »l« unannehmbar ubgelehat, von »elchem Beschloss« dnnn der Antragsteller dnrch ei» Mit- glied des Eabinets verständigt wurde Dieser Vorschlag »erde »un im Magnaten banse ringereicht werdrn, uud um diese» werde sich voraussichtlich eine sehr hartnäckig« Debatte entwickeln. Entscheidend für di« Ehegesetzvorlagr wird dir Haltung der Hofpart«i (eia. Enthält dies« sich, wie dir Regierung Hofft, der «tstimmnag dann ist der Sie, der liberalen Partei sicher, geht fir aber Arm in Arm mit den Ultramontauen, dann muß der Kampf um die Eivilehe in der nächste» Tagung ans« Ren, entbrenne» In den politische« Kreise» der schwetgmttfche» Katho liken bestehen seit geraumer Zeit nicht länger mehr abzu- lruguendr Mißhrlligkeite», rie im Hinblick auf dir Vor gänge im deutschen Centrum Beachtung verdienen. Sie sind, wie wir schon zu betonen Gelegenheit batten, offenbar ge- worden, als einige jüngere Socialpolitcker der Partei m'l de Arbeiterpartei dir unentgeltliche Krankenpflege anregten, und einige neuere Vorgänge bewiesen wiederum ihr Vorhandensein. So hat in Grenrtte (Kanton ,vrei- bürg) «ine Versammlung stattgesunde». auf Freiburger und au« Unterwalden der Landmann Wirz das Eintreten der Partei für sociale Forderungen unter diesen befinden sich auch die obligatorischen VerufSgenoiien. schäften — scharf betonten und sich bannt m einen Gegensatz zur katholischen Fraktion der Bimdesversammlnng brachten, dir eher rin« ablebnende Haltung zu diesen Forderungen bekundet. Sehr bemerkt wird unter diesen Verhältnissen, daß. wie di« „Voss. Ztg." mittheilt, kürzlich Pfarrer Bratscher in Rheinau (Zürich) vom Papste ausgezeichnet worden ist. Bratscher wurde von Leo Xlll. zum Protonotar der Curie mit dem Titel .Monsignore" ernannt, nach dem er als Präsident der katholischen Miinnrrvereme noch eben für die unentgeltliche Krankenpflege, welche die katholische Führerschaft verwirft, eingetrrten war, und man glaubt bieran« schließen zu können, daß die jungkatholischc socialpolitischr Richtung den Beifall Lro'S besitze. Diese Richtung ist hauptsächlich in den .Diaspora" - Cantoncn, d. h. in den vorwiegend protestantiichen Landestheilen ver treten, die auch in anderen Fragen ihre eigenen von der Parteileitung unabbänaigen Wege geben. So sind dieKatholikcn der „Diaspora" bundeSsreundlich, da sie vom Bunde Besseres er warten, als von den protestantischen CantonSregirrungen, während die Katholiken der katholischen Cankone föderalistisch sind, weil sie in ihren Cantonen sich am Ruder befinden. Dazu kommt, daß dw,Diaspora"-Katholiken in Zürich, Bern, Basel, Genf, Turgau, also in den Ernlrrn der Industrie und der Bildung, erklärt haben, sie wollten auch an der Leitung der Partei Antheil haben, während sie bis jetzt in diesen Dingen absolut nicht- mitzureden hatten. Die Fraktion ist ihnen insofern rntgegeugekommen, als sie all- aemein« schweizerische Katholikentage zu veranstalten versprach. Ob damit alle Zwistigkeiten beigrlrgt werden können, muß dir Zeit lehren. Eine den sonstigen Gepflogenheiten der .Ersten Kammern" entgegengesetzte Haltung nimmt da« dänische LandSthing gegenüber den agrarierfreundlichen Beschlüssen des Folfething« ein. Wie schon früher erwähnt, yat da« Letztere beschlossen, den ganzen Ueberschuß in den Staats kassen vom vorigen ffinanzzahre, lingefähr drittehalb Millionen Kronen, zum vorthril der Landgemeinden anzuwenden. Gegen diesen Plan sind vrrschiedrue Einwendungen gemacht worden, und e« stellt sich jetzt heraus, daß da« Lands- thiog nicht geneigt ist, diesen Vorschlag zu billigen. Ersten« erklärt es, e« (e, bedenklich, daß die Staatskasse, wenn auch nur für ein Jahr, den Landgemeinden einen solchen Zuschuß gebe, besonder« wenn man dadurch die Städte, deren Bevölkerung ebenso bedrängt wie diejenige de« Lande« ist, vernachlässige, «uf der anderen Seite will da« LandSthina zwar einräumen, daß die verhält- niffe gerade in diesem Jahre für die Landgemeinden de- sonder« schwierig sind, so daß man e< vertheidigen könne. Hilfe au» der wtaat-caffe zu gewähren, aber man müsse dann auch den Stadtgemeinden Beistand leisten. Da« Landstbma wünscht, r« möge die« dadurch geschehen, daß man d,e Lasten, die die Altersversorgung auf die Gemeinden geleat hat erleichtere. Da« Gesetz bestimmt nämlich, daß die StaatScafle die Hälft« der AuSaabeu der Gemeinden für bestreue. «« hat sich aber jetzt heraus- gestellt, daß d»e Gemeiudrn wohl im Jahre 1891 di« Hälfte >«d°ch nur zwei Fünftel der Ausgaben erhalten haben, r« wird daher v-rgrschlagrn. den Landgemeinden bezahlen. Da» LandSthing ist jedoch ^ioch „neu Schritt weiter aegangea, indem e,. un, den bedrängten Gemeinden ru Hilfe zu kommen, beantrag, hat dak man choen vom Urbrrschuff, der Staatskasse in diesem Jahre 800 000 Kronen gebe, nämlich soo 000 an dir Land- und 200 000 an die Stadtgemeinden. E« wird wtrrrffant sein, zu sehen, welch« Haltung da« Folkrthina diesem Vorschläge gegenüber einnehmea wird. Jedenfalls ".«ZL.-AV KLUS iUU macht haben, wenn da- Kriegs», in isterium lange Zeit einen der gefährlichsten Anarchisten al«, keineswegs untergeordneten, Angestellten de« RecrutirungSbureauS beherbergen konnte. Die VerhaftungF 4 nSon 's, diese« Jesuiten des Anarchismus, erregt denn auch überall in Frankreich da- größte Aufsehen. Fsason soll schon lange in dem Verdachte gestanden haben, Be ziehungen zu den Anarchisten zu unterhalten. Inseiner Wohnung nickt nur, sondern auch in seinem Arbeitszimmer wurden außer einer umfangreichen Correspondenz auch Zündhütchen für Schlagröhren gefunden, und dem Untersuchungsrichter gegen über gestand der Verhaftete ein, daß er den Vermittler zwischen den französischen und den englischen Anarchisten ge- macht habe. Der .TempS" giebt über Fsnson folgende Aus künfte: Derselbe ist in Italien geboren und 83 Jahre alt. In dem Briefwechsel MathaS entdeckte man den Beweis seiner Mitschuld an den anarchistischen Umtrieben. FänSon war eine bekannte Persönlichkeit im Quartier Latin, im Kreise der symbolistischen Schriftsteller und Dichter. Seine scharfen GestchtS»üge wurden durch einen langen Spitzbart noch mehr au-gepragt. Lang und hager mit gemessenen Oeberden hatte er da« AnSsrben eines ?)ankkeS. Mit Paul Verlaine, Malarms, Edouard Nod, Laurent Tailhade, dem jüngst bei dem Bomben- attentate gegenüber dem Luxembourg-ss-alaste verwundeten Dichter, und Huysmans gründete er im Jahre 1888 die „Revue Independance", die in ihrer damaligen Gestalt nur kurze Zeit erschien. In den letzten Jahren schien Fslix Fsnson der Literatur Valet gesagt zu haben, doch war er der Mitarbeiter eines ebenso witzigen als boshaften Lexikons, in dem Schriftsteller und Künstler arg zerzaust wurden. Zuletzt schrieb er nur noch für da» Anarchistenblatt »Ln vekor»", mit dessen Herausgeber Gallaud (2o cl'Xrn) er be- sreunvet war. Der „TempS" hebt noch hervor, daß Fsoöon sich in der „Revue Indövcndante" insbesondere mit Kunstkritik beschäftigte und namentlich von der impressio nistischen Kunst mit Begeisterung berichtete. Dieser .interessante" Vogel hat also ruhig in den Bureaux des KriegSminister« genistet, und e« hätte leicht geschehen können, daß da» Ministerium durch eine von ihm gelegte Bombe in die Luft gesprengt wurde. Und solche Gesellen laßt man ruhig die milttairischen Geheimnisse ausforschen, während man in jedem unschuldigen Touristen einen Spion riecht und Ver haftungen auf Verhaftungen vornimmt. Daraus, daß die Seele de« französischen Anarchismus innerhalb de« Ministe- rinmS sich verborgen hielt, und daraus daß. wie da« „Journal de« DvbatS" meldet, schon vor einigen Monaten ein Beamter im Ministerium de- Innern wegen der Veröffentlichung einer Flugschrift entlassen werden mußte, die seitdem eine Derurthcilung durch das Schwurgericht zur Folge halt«, hier au» und au» manchem Anderen erklärt c» sich auch, wrihalv die französisch« Polizei in der Verfolgung der Anarchisten bis jetzt verhältnißmaßig wenig glücklich gewesen ist. Tentsche- Reich. lH verltn, 28. Avril. Di« illustrirte Malfestschrift de» -Borwärt«": .Maifeier-, ist heute zur Ausgabe gelangt. Im ersten von Liebknecht verfaßten Artikel »Ler Triumph de« l. Mai" werden die „Fortschritte", die die Maifeier seit 1890 gemacht habe, geschildert und die früheren „Mißverständnisse" betreffs der Arbritsruhe beleuchtet. In bekannter Auf schneiderei wird dann weiter behauptet» daß dir Eiohtitlich- keit der Maifeier jetzt gesichert sei und va« Maifest sich er weitert habe. Wahrend anfangs da« Proletariat dal Ringe« um den Achtstundrntag zur greifbaren Hauptaufgabe aehadt, sei jetzt neben diese« Ziel der Krieg argen den Krieg, der Kampf gegen den Militarismus gestellt worden. Em Artikel «st den Frauen und Dienstmädchen gewidmet. Karl Kauttky betont in „Unser Feiertag" die revolutionair« Bedeutung de« I.Mai. Erschließt seine Betrachtungen mit folgenden Worten: »Trist un« eine Demonstration nicht blo« für den Achtstunden tag, sondern auch, und vor Allem, für die sociale Revo lution". Ein Bild .Maifeier 1894" zeigt nn« eine» Arbkiter-TemonstrationSzua. Die Fahnenträger sind Arbeiter in Hemdsärmeln. Die Göttin der Freiheit drebt die Zeiger eine« Zifferblattes, da« die Inschrift .SvcialiSmuS" führt. Die Uhr ,st bald abgelaufrn und der »große Kladderadatsch" beginnt, der nach den Propheten Engel« und Bebel im Jahre >898 oder 1899 erwartet werden soll, von Maisestzritungr» sind hier noch eingelroffrn der inzwischen cousiScirte ^Südd. Postillon", .Der wahre Jakob" und die in Wien erscheinende» .Glühlichter" (2. Ausgabe). * Berlin, 29. April. Zur Samoa-Frage liege» bs- kanntiich Nachrichten aus Amerika vor. welche erkennen kaffen, daß die Amerikaner wenig geneigt sein dürsten, «ft«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite