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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-15
- Monat1894-06
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vezugS'PreiS Itz tza houpteppeditiou oder den im Stadt» I tqirk *"» Borotten errichteten Aus» «bgeyoit: vierteliichrlich ^14.50. zy poeemaliger täglich» Zustellung ia« »»« -« 550. Durch di« Post bezogen für ^jchlond uad Oesterreich: vierteljädilich n ß.—. Direct« täglich« Kreuzbandiendung W »utland: mouailich 7.50. I rßM»V»-k>sgab« erscheint iöglich'/,7 Uhr, A ^ t» »de,^«n»gnde »och»,tag« ä Uhr. und ErveLitio«: J«hannr»,afle 8. hü-rpediti»» ist Wochentag» nnunterbrocheM pOu« — früh 8 bi« Abend« ? »Ihr. ro>» so L SS g. — o 40«. 40 a «o v «Sr»«»: so g 40 «Zt.«»» /Nialn,^ e«, «n»»'» »«rtim. «fllfrr» Hahtk Universitätsstraße 1, L« ,i« Löscht. Rchninenstr. I«. p-tt. und KSuIgsplntz V. ( Morgen-Ausgabe WMcrIaMM Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiS Ve 8 gespaltene Petitzrile 20 Psg. Reclamkn unter dem Redacftonsstrich («gs» spalten) üO/H. vor den Familieaaachrichtea (6 gespalten) 40-4- Größer« Schriften laut onfrrrm Preis» perzeichaiß. Tabellarischer und jjifferusap nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung 60.—, mit Poslbesorderuag >l 7V-—, ^nna!,mktchl«b für Änztigrn: Abend-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge n»7lu«gabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Gei Leu Filialen und Annahmestellen i» ein» halbe Stunde früher. Anteilen sind stets an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. Freitag den 15. Juni 1894. 88. Jahrgang. »1 >; s - srutpsi.- so a. — s. so o so 8» «,d0L 1« «. -— S. SS 8. SS 8 7» 8. 40 8. so 8. S0 8. 7S 8. 8 »0 8. 7S 8. SO 8 8. 80 6. L0 8. 8. .— 8. 8 S0 8. ,20 8. 8. .25 8. SS 6. 2S 8. 8. 80 8. 8. 7L 8. -— 8 »0 8. 6 S0 8. faltsneo. iso^s so 8. 8. 60 8. ,— 8. 7S 8. LS 8. .80 8. S0 8. ,50 8. S0 8. 40 8. SS 8. »0 8. 8 -— 8. .70 8. 70 8 8.x»rS7«.L S 8. 8. .75 8. - — 6. 10 8. 8. .S0 8. 8. '.7L 8. l.7S 6. -.80 6. !.40 8. .SS 8. «.r»l, s. > 00 oAsiioi.- 8. -L» ft. > 00 8. i.— 8. -.— ». l.7k 8. l.7S 8. .40 8. 40 8. >.10 8. 8. .SS 8. >.- ». >.70 8. S0 8. -.10 8. .so 8. .50 8. >.— 8. SV 8. 8 r p. r StUc» Ilerk >8. -— L 8 .»0 8. 8 - 8 Lv 8. r Stil«» n,r« 8 BesteNungen auf Reiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebig«^ Zeitdauer aus üle Lxpetlltlvn des loelp/lxer ^LKedlattes, I Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Borltenmarkt. Der 2 diesjährige Markt für Vorsten findet in der Zeit von Msniag. den 2L. bi« Sonnabend, den »0. Juni statt. Lcivjig, am 23. Mai 1894. Der Math der Stadt Leipzig. l>r. Georgi. Morche. Bekanntmachung. Dai 27. Stück des dicejührigen NcichSgeirtzblatteS ist bei uns «ingegangen und wird bis z»m 6. Juli Viefes Jahres aus dem Ralhhaussaale zur Einsichtnahme öfsentlich aushängen. Dasselbe enlbält: Nr. 2182. Gesetz, betreffend den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Kriege. Vom 28. Mai 1894. Nr. 2183. Allerhöchster Erlaß, betreffend Abgabentanse sür die Eanalslrecke Holtenau-Rendsburg und die Benutzung der Hasenanlagen zu Holtenau. Bom 4. Juni 1894. Leipzig, den 11. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Wegen de- Umbaues der Schleußen in der Lindenthaler», Aeußeren Halleschen- und Marienslraße zu Leipzig-Gohlis wird »o« 18. dieses Monat» ab die Lindcntlialer Strafte in ihrer Ausdehnung von der Langen bis zur Aeußeren Halleichen ktrahe für alle» Fährverkehr, und die Ltiststraftc In ihrer Ausdehnung von der Earl» bi- zur Lindenthaler Straße für »cn durchgehenden Fährverkehr au, die Tauer der Arbeiten «eiderrt. Leipzig, am 13. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 6344. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Wegen Neupflasterung wird vom 18. dieses Monat» ab der Arbeiten die Kohlenstratze streckenweise am südlichen Ende der Straße I sieht, überhaupt nicht Vorkommen können. Nachdem das Gesetz fortgesallen ist, mangelt es allerdings an jeder wilk'amen Handhabe. Man hat verschiedentlich den Ausweg eingeschlagen, den Boycott als groben Unfug zu bestrafen; ober abgesehen von der Dehn» barkeit des Begriffs, ist das tabei zulässige Strasmaß ein z» ge» ringe». Noch weniger nützt der Nath, die Anstifter des Boycotis im Wege des Civilversahrens zum Schadenersatz anzuballtn. Ab gesehen davon, daß in den meisten Fällen bei den Boycottern nicht viel zu holen sein wird, trifft dir civilrcchlliche Sühne auch nicht das Wesen der Sache. Was sich gegenwärtig in Berlin voll zieht, ist nicht mehr ein privater Kamps zwilchen einander gegen» überstehenden wirthschastlichen Interessenten, es ist eine Störung der öffentlichen Rechtsordnung. Jedermann ist zwcisel- loS berechtigt, einem Anderen öffentlich zu erklären, daß er unter gewissen Umständen eine Waare von ihm nicht mehr kaufrn werde. Zweifelhaft mag schon sein, ob er auch als be rechtigt gelten kann, Tritte znr Nachahmung seines Beispiels aus- zusordern. Durchaus unberrchtigt aber ist der Versuch, Jcmandrn durch Drohungen irgend welcher Art oder sonstige Zwangs mittel zur Nachahmung dirses Beispiels zu »ölhigen. Dieser Versuch wird gegenwärtig in Hunderten, ja Tausenden von Fällen gemacht, indem man die Inhaber von Reslaurations- localen und von Blerverkauisstellen aus solche Weise zwingen will, von den boycotlirten Brauereien kein Bier zu entnehme». Abgesehen von der vielleicht vernichtenden Schädigung, welche dadurch den betreffenden Gewerbetreibenden zngcsügt wird, ist es, wenn der Drohung nachgegcben wird, eine Benachcheiligung des kaufenden Publikums, welches sür die Befriedigung seiner Bedürf nisse aus diese Gewerbetreibenden angewiesen ist. Nimmt inan nun noch das politische Moment hinzu, daß diese Terrorffirung ganzer Bevölkerungsclassen ersogt, uni die Zwecke einer den Umsturz der bestehenden Claats- und Gesellschaslsordnung erstrebende» Partei zu fördern, so ist klar, daß hier eine Lücke in »nseriii Strafrecht aufgewicsen ist, welche schleuniger Ausfüllung bedarf." Daß die Bestrafung des Boycotis als grober Unfug be denklich und überdies unwirksam wäre, ist ebenso zuzugeben, wie die Wirkungslosigkeit des Versuches, die Anstifter des Boycotis im Wege dcö CivilocrfabrenS zum Schadenersatz anzuhalten. Aber unrichtig ist, daß eS völlig a» gesetz lichcn Mitteln feble, den Versuch, Kameraden durch Drohungen irgend welcher Art oder sonstige Zwangsmittel zum Nicht kaufen irgend einer Waare oder in irgend einem (Äcschast zu zwingen, zu bestrasen. Bestimmt doch, abgesehen von den tzß. t 10 und 111 des R.-St.-G.-B., der 8- 153 der Gewerbe- Bei der zweiten Lesung der Novelle im Plenum dchallirle man fast zwei Tage über den 8- 153. der in der Commission besonders vom Cenlrum und den Freisinnigen lcbbast bekämpft und kann auch abgelebnt worden war. lieber den zweiten Tag der Debatte am 23. April 1891 berichtete am andern Tage daS »Leipz. Tageblatt": „Da Cenlrum und Freisinnige sich schlechthin aus kein Evinpromiß einlassen wollen und sogar die Ablehnung der Regierungsvorlage in diesem Puncle zur Bedingung machten für die Annahme des ganzen Geietzes, stand man »alnrlich aus der anderen Seit« von jedem Verbeijerungsvorichlage ab. Ten Löwcnanlhcil an der zwei lagigen Debatte hatten wieder die Socialdeinokraten, welche die Coalftioiic» der Unternehmer als BcrbrcchcrgeicNschasten schilderten und die Arbeiter als engelreine, unschuldige Lämmer hinslellte», die sich im Zustande der Nothwehr befinden. In »amenilicher Ab stimmung leknle das Hans schließlich mit 142 gegen 78 Stimmen die verschärfte» Slrasbeslimmungen der Vorlage ab. Dafür stimmten die conservattve» Parteien und die Mehrheit der Nationalliberalen. Es bleibe» also— denn in dritter Lesung wird keine Aendernng beantragt werden — hier die bisherigen Besliinmunge» der Gewerbeordnung in »rast." Unter den mit „Nein" Votirentcn befanden sich auch die Abgg. Roesicke und Goldschmidt, bekanntlich Dircctorcn zweier der jetzt bovcottirlcn Brauereien. Zetzt werten die Herren, und wahrscheinlich auch manche ihrer Parteigenossen, ihre damalige Abstimmung beklagen. Ans das Cent nun dürste» die bei dem Berliner Braucreiboycott zu Tage getretenen Erscheinungen ebenfalls nicht ohne Eindruck geblieben sein. Auch ullramontane Blätter geben zu verstehen, baß der Reichs tag, wenn ihm in seiner nächsten Session der am 23. April 189l abgelehnle Antrag ausS Neue vorgelegt werten sollte, zu einer abermaligen Ablehnung schwerlich kommen werte. Auch wir sind dieser Ueberzcugung, glauben aber mit der „Nat.- Ztg", daß man mit einer einfachen Wiederholung des damaligen Antrags nickst daS Rechte treffen würde. Denn durch diesen Antrag werten nur solche VerrufSerklärunacn mit Strafe be droht, durch welche Arbeitgeber zur Entlassung von Arbeitern bestimmt oder an der Annahme von Arbeitern gehindert werden sollen. Beim Berliner Boycolt bandelt eS sich aber darum. Arbeitgeber an der Ent lassung von Arbeitern durch VcrrusScrklärungen zu hindern. Tie vorgcschlagcne Fassung dcS 8- 153 ist also immer noch zu eng. Gelingt eS» sie so zu erweitern, daß alle Fälle von VerrusSerklärungcn und öffentlichen Aus ordnung: „Wer Andere durch Anwendung körperlichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder durch Ver-> fordcrunge» zu widerrechtlicher Beschränkung der HandlungS- rusrerklärung bestimmt oder zu bestimme» versucht, an jol-hen s„,he,I grossen werten, so wird der Reichstag vor dem Verabredungen (tz 1n2: Verabredungen »nd Vere.n.gunnkn Mn Be-der Industrie und den Tausenden von Arbeitern, auf die Tauer »espcrrt. Mt der Pflasterarbeit wird begonnen. Leipzig, am 13. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig L 6346. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Tie öffentlich ausgeschriebene Pflasterung der KohltNftrahk hier ist vergeben worden. Tie unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden deshalb aus ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 12. Juni 1894. 2'0L. Der Rath der Stadt Leipzig. Ie. 802. vr. Georgi. Etz. Gesucht wird der am 2. Juni 1861 ia Weimar geborene Handarbeiter Gart Louis Max Eylenftein, welcher zur Fürsorge sür sein Kind anzuhalten ist. Leipzig, den 14. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Aint. Abth. IV». ä L IV». S4be94/3339. Hentscheh Hr^ Die städtische Sparcalse beleiht Werthpapirrc unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparcaffcn-Deputatton. ».-».urie Eine Mahnung des Berliner Brauereiboycotts. * Der von der Socialdemokratic über das Berliner Brauerei getverbc verhängte Verruf ist zu einer sür daS gesammte deutsche Gewerbe, sür die ganze deutsche Industrie hochernsten Angelegenheit angcwachsen. Eine kleine Gruppe contrakt brüchiger Böttcher stellte unter gewaltsamer Beugung des Rechts Forderungen an die Arbeitgeber,' die von diesen, y?enn sie Herren ihrer Geschäfte bleiben wollten, nicht erfüllt werden konnten. Um nun die Arbeitgeber zur Nachgiebigkeit zu zwingen, griffen die Führer der Streikenden zum Mittel der VerrusScrklärung. Konnte man den Vorgang bis dahin als einen localen betrachten, wie er sich ab und zu in Jndustriecentren abspieit, so wurde er zu einer Sache von hohem Interesse fiir das ganze Bürgerihum, als die socialdemokratische Parteileitung den gesammten Arbeiterstand aufbot, um die Böttcher in ihrem frivolen Kampsc gegen die Brauereien zu unterstützen, denn dadurch wurde klargcstellt, daß eS sich um eine» Herr- schaslsact der Socialdemokratie handle. ES ist daher begreif lich, daß uichl nur da» energische und einmülbige Auftreten der direct betroffenen Arbeitgeber in allen gewerblichen und iadustriellen Kreisen ungetheilte Zustimmung findet, sondern daß auch an die gesetzgebenden Factoren appellirr wird, durch -mgnele Strafbestimmungen der Wiederkehr ähnlicher Vor gänge vvrzubeugen, die aus alle Fälle schwere Nachtheile für Tausende im Gefolge haben. Die wenigsten dieser Aufforderungen sind aber geeignet, den gesetzgebenden Factoren als Unterlage sür eine geeignete Vorlage zu dienen, so wohlgemeint sie auch sein mögen. So wird z. L. der Münchener „Allgem. Ztg." au- Berlin geschrieben der Herrschast des Sociallstengese-e» hätte ei» «Glitt»»kern«hmen, wi, «au e« t» Perlt» gegenwärtig am Werke huse von Erlangung günstiger Lohn- »nd Arbeilsbedingungen, ins besondere mittelst Einstellung der Arbeit oder Entlassung der Arbeiter) Theil zn nehmen, oder ihnen Folge zu leisten, oder Andere durch gleiche Mittel hindert oder zu hindern versucht, von solchen Verab rcdunaen zurückzutreten, wird mit Gefängniß bis zu drei Monate» bestraft, soser» nach dem allgemeinen Strafgesetz nicht eine härtere Strase Antritt." Von einer „Lücke" in unserem Strafrecht kann also nicht wohl die Rede sein. 8- 153 ist lediglich zu eng, indem er die nickt nachweisbare» Verabredungen und jene öffentliche Aufforderung, die thatsächlich eine genügende Wirkung ans- llbt, ohne aber eine Drohung zn enthalten ober einen for mellen Zwang darzustelle», unbestraft läßt. DaS erkannten auch schon vor einigen Jahren die verbündete» Regierungen, die deshalb dein Reichstage in dem Entwürfe der letzten großen Gewerbeordnungönovelle den Vorschlag machten, dem s. 153 der Gewerbeordnung folgende Fassung zu geben: Wer es unternimmt, durch Anwendung körperlichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzungen oder durch Verruss erklärung 1) Arbeiter oder Arbeitgeber zur Theilnahme an Verabredungen der im 8- 152 bezeichnetcn Art zu bestimmen oder am Rück tritt von solchen Verabredungen zu hindern, 2) Arbeiter zur Einstellung der Arbeit zu bestimmen oder an der Fortsetzung oder Annahme der Arbeit zu hindern, 3) Arbeitgeber zur Entlassung von Arbeiter» zu bestimmen oder an der Annahme von Arbeitern zu hindern, wird mit Gefängniß nicht unter einem Monat bestraft. Ist die Handlung gewohnheitsmäßig begangen, so tritt Gesangniß nicht unter einem Jahre ein. Tie gleichen Strasvorschristen finden aus Denjenigen Anwendung, welcher Arbeiter zur widerrechtlichen Einstellung der Arbeit oder Arbeitgeber zur widerrechtlichen Enttassung von Arbeitern össent lich aussordert. Dieser Vorschlag war folgendermaßen begründet: Tie Arbeitseinstellungen der letzte» Zeit haben in Len meisten Fällen mit einem Eontractbrnch der Arbeiter begonnen »nd waren vielfach von Bedrobnngen der in der Beschäftigung verbliebenen Arbeiter durch die Feiernden begleitet. Tabei bat sich der 8- >53 in seiner bisherigen Fassung insofern als ungenügend gezeigt, als die angedrohle Strafe zu gering ist, und als die durch die bezeichnete» Mittel bewirkte oder versuchte Abhaltung von der Fort setzung der Arbeit nur dann mit Strafe bedroht ist, wen» sie erfolgt, um andere Arbeiter zu nölhigen, an Verabredungen zur Einstellung der Arbeiter ihciizunehmen oder ihnen Folge zu leisten. Ta der Ver such, andere Arbeiter zur Einstellung der Arbeit zn nvthigen, nicht selten vorkommt, ohne daß eine Verabredung stattgesunden hat oder nachgewiesen weiden kann, so wird die Strafe auch unabhängig von einer Verabredung vorgesehen werden müssen. Das in der neuen Fassung vorgesehene Slr ^ die Schwere des Vergehens und durch die wider ibren Willen und zu ihrem größten Nackttbcilc in frivole Streiks hineingezwungen werten, eine Wiederholung der Abstimmung vom 23. April l89l nicht verantwcrlcn mögen. dings hervorgetrelenen Umsichgreifen desselben mit Nachdruck ent- gegenzutreten. Zu dem Ende tollen namentlich solche Personen, die sich — oft in agiiatoriichec Weise — ein Geschäft daraus machen, die fraglichen Handlungen z» begehen, einer schärsercn Slras« bestimmiing unterworfen werden. Wenn auch der Bruch des Arbeit-Vertrags mit Strase nicht be droht werde» soll, so erscheint es mit Rücksicht daraus, daß durch die seitens der Arbeiter i» großer Zahl unter Bruch des Arbeits- vcrtrageS zur Ausführung gebrachte» Arbeitseinstellungen die öffent lichen Interessen vielfach schwer geschädigt werde», unv daß dadurch auch daS Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeiter» eine all gemeine Verbitterung eriahren »»iß, weiche die Beilegung entstehender Streitigkeiten immer schwieriger macht, geboten, die össent licht Russorderung zu einem solchen Verfahre» unter Strafe zu stellen. Nach der Auslegung, die der K. NO des Strafgesetz buchs durch neuere Eckenninisse des Reichsgerichts erballen hak, ist ein» solche Aufforderung nur dann strafbar, wenn sie auf Herbei führung einer bewußten Auflehnung gegen das Gesetz gerichtet ist, nicht oder, wenn sie nur bi« Herbcisührnng der dem Gesetz wider» iprechenden Handlung bezweckt. Bei dieser Auslegung, welche d e Ltrasborkelt von der in den seltensten Fällen möglichen Feststellung der Absicht des Aussordernten abhängig macht, genügt der 8- >l0 des Strasgeietzblichs dem praktischen Bedürfnisse nicht. Dieftm soll demnach durch Ergänzung des §. 153 der Gewerbeordnung genügt werden. Deutsches Reich. 88. Berlin, 11. Juni. Auf dem rheinischen Provinzial- parleitag der freisinnigen VolkSparlci hat der Ab- gcortiicle Schmidt-Etberseld erklärt, auch seine Partei wolle daS Reich nicht wehrlos mache», sonder» daS zur Verlheidigung Nothwendiae gewähren. Fast gleichzeitig rief in einer Berliner Versammlung derselben Partei der Kaufmann Naphtali anS: „Nur Eines kann (der Volksparlei) noch Helsen: radicale Opposition gegen den Militaris mus." Die Erklärung des Herrn Schmidt ist als eine nur platonische auszufasscn, man darf oder Wohl annehmcn, daß auch Herr Naphtali eS mit seinem Kampfrufe nicht so ernst meint, wie er ibn scharf pointirt hat. Der „Militarismus", daS ist daS stehende Heer, das nach dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht zusammen- gesctzle wohldisciplinirle stehende Heer. Selbst die Social- dcmokratie versteht unter Militarismus nichts Anderes, als den Zustand, der durch das Vorhandensein einer solchen Armee — im Gegensatz zum Milizheer — beringt ist. Eine ernstliche Abneigung gegen diesen Zustand können wir bei Herrn Naphtali unv Denjenigen, als deren natürlicher Ver lreter er jedenfalls gesprochen, unmöglich voraussctzcn, wenn wir uns erinnern, daß Denlschlanb seit der Turchsnhrnng des preußischen WehrsystcmS in seinem ganzen Gebiete, aber auch erst seitdem, keine Judenkrawalle mehr erlebt hat. Der letzte oder vorletzte fand in Würzburg stall. Er war anS cinem,vonSoldalenderalten bayerischen Armee verühIen„Bier krawall" hervorgcgaiigc», und diese Soldaten bctheiligle» sich auch an den Unruhen, die sich zu Angriffen aus die von Jude» bc wohnten Häuser steigerten und deren Unterdrückung nicht leicht war. Kurz vorher oder nachher sah Stnllgarl die Bedrohung jüdischcnEigenlhnmsdurchVollömassen. WährendderHerrschaft des preußischen „Militarismus" ist AehnlicheS nicht noch einmal versucht worden, abgesehen von einen» nicht betcnlenden Vor »all in einem pommerschen Städtchen da» — keine Garnison besitzt. Dieser Zusammenhang ist Herrn Naphtali jedenfalls nicht verborgen geblieben — wird er doch in geschlossene» jüdischen Kreisen erörtert — und deshalb batten wir den Sttmm^ reckö'c^ I Ausruf znr radicale» Opposition gegen den Militarismus aus irch das Bedürsniß, dem neuer-! diesem Munde zwar sür unerhört frivol, ater nicht sür wirlhc aus die Ausnutzung der Errunzenschaslcn per modernen Technik verwiesen bat. DaS conservattve Blakt schreibt in bitterem Tone darüber: „ES bat dem Herrn Minister ge sallcn, die Landwirlbc darauf zu verweisen, daß sie sich selbst Helsen müßten." Die „Krcuzzcilniig" vergißt aber anscheinend ganz, daß einen Tag später hei der Versammlung de» Bundes der Landwirtbc der Vor sitzende deS märkischen ProvinzialverbandcS, General a. D. v PodbielSki, eine ganz ähnliche Aeußornng getban bat. Der gedachte Herr bat ftolz erklärt, daß die Landwirlbc gar nicht die Hilfe des SlaaleS in Anspruch »cbmen wollten, sondern daß sie sich zn genossenschasllicben Verbände» zu sammenlhnn und dadurch vorwärts kommen wollten. In der Furck't, daß durch derartige Acußer»ngc»i und durch den An blick der Leistungen auf der lantwirthscbastlichcn Ausstellung ein gewisses Sicherhcitsgesnhl bei den Landwirlbcn einlrelen könnte, warnt die „Krenzzcilnng" die Landwirlhe ausdrücklich davor, zu glauben, baß die technischen Verbesserungen ihnen olwaS nutzen könnten. Mit berarligon BcunrnbignngSarlikeln bereitet sie übrigens nur ans eine »och kräftigere Herbst- campagne vor. Sie spricht wenigstens schon jetzt davon, bas; im Herbst, falls die Agrarconserenz keine praktischen Erfolge bis dahin gezeitigt habe, eine kräftigere Agitation in Seen» gesetzt werden sollte. Eine solche Agitation kann aber den aewnnschicn Erfolg nur dann habe», wenn nicht nur die Liberalen sehen, sondern auch die Regierung siebt, das; die Landwirlbschaft sich selbst Helsen will und die Winke be herzigl, die ihr sogar von Seilen der Regierung gegeben werten. Die „Krenzzeilnng" ist also eine schlechtere Ralb- geberin der Landwirlbschask, als ein gemäßigter Liberalismus, der gern bereit ist, zn helfen, aber eben deshalb scbcn will, was die Landwirlbschaft selbst thnn kann und was sie ans eigenen Kräften nicht vermag. * Berlin, l t.Juni. In der preußischen Justizverwaltung steht demnächst eine Neuregelung der Bestimmungen über die Vernichtung alter Acten bevor, und zwar soll in der ganzen preußischen Monarchie eindcitlich geregelt werden, welche Acten nach 5, lo, 20, 30 Jabren und welche niemals vernichlet werden sollen. Mit Bezug daraus wird der „Köln. Volksztg." geschrieben: „An sich ist die ciiibcittiche Regelung mit Freuden zu begrüßen, doch kann uns der jetzt vorliegende Entwurf der zn erwartenden Anordnung ganz und gar nicht zcfallen. Nach demselben soll kiinflig ter Richter jedes Acic» lück Blatt sür Blatt dnrchscbcn und anordnc», welches Blatt nach fünf, welches »ach zekn Jabren, nnv welches nach längerer Zeit vernichlet werden soll. Der Richter ist beute schon ohnehin genug mit der Juslizvcrwallniig besaßt und dadurch seiner eigentlichen rickfterlichc» Tbätigkcit entzogen. i bureaukratischen Geiste ist der erwähnte Eniwnrf abgesaßt. Daß man ibn erst ein Dutzend Mal dnrchscbcn muß, um ibn überhaupt zu versieben, sei nur nebenher erwähnt. Er umfaßt vier große Revisor ein wiÜlvmmcncS Feld , Wir fragen uns verwundert: warum sagt die Verfügung nicht cinsach, diese Aclen sind nach 30 Jabren, jene »ach 50 Jabren, andere Sorten niemals zn vernichten. Eine solche Vcrsnguiig versteht Jeder, erspart viel Arbeit und ist nicht schwer auszusühre»." V. Berlin. 1 l. Juni. (Telegramm.) Am gestrigen Nachmittag verblieb der Kaiser im Arbeitszimmer des Neuen Palais und erledigte RegierungS-Angelegeiibeitcn. Abends 8 Ilbr entsprach er einer Eiiilatniig des großbrfta»niscbcn Bolickaslers, Sir Edward Bla lei'S, zum Dcncr. In de» heutigen Morgenstunden arbeitete ter Kaiser zunächst allein, nabm 9 Ubr den Vorlrag dcS Kriegsininisters ent gegen »nd arbeitete hierauf längere Zcil mit dem Ebcs des Militair-Eabincls. Znr Frübstückslascl waren der Großberzog und die Frau Großberzogm von Mccklcn b ur g-S ck'w e ri n geladen. — Tie von anderer Seite gemeldete Nachricht, daß der Kaiser beute sich die Verstärkung der Schuhtruppc sür Südwest-Asrika vorstcllcn lassen werde, ist nicht zutreffend. Die Vorstellung wird erst Freitag Nachmittag 3 Uhr stattsindcn. U. Berlin, ll. Juni. (Privattelegramm.) Dem Vernehmen der „Post" »ach wird der Kaiser aus der dies jährigen NordlantSrcise wiederum vom Baron von Kidrrlrn- Wcichtcr als Vertreter des Auswärtigen Amtes begleitet werden. ch Berlin, l I. Juni. (Privattelegramm.) Ter Kaiser überreichte gestern bei» Eomma.ideur des englischen Regiments Royal Tragoonö, Lbcrslliculeiiaiit Tomki»,r», eine goldene und dem Rittmeister Mac Mabon, sowie dem Prcmierlieuienanl Prinz Francis von Teck je eine silberne Eigarrendose. Dem Prinzen von Teck ist außerdem der Rolke Adler-Orden l. Elasse verlieben worden. U. Berlin, ll. Juni. sPrivattelcgramm.) Im Auf träge des Kaisers begab fick, heute Mittag Fiügcladjnlant ..... M Druckseiten unv wird dem bieten, Monila zn zicbcn. ernst gemeint. —1>. Berlin, I I. Juni. Seit Wochen benutzt die „Kreuz zeitung" ihre Sountagslcilarlikcl, um ibren Grimm an den Liberalen, und zwar an den Liberalen aller Schal iirnngen, auszulassen. Insbesondere benutzt sie z» ihren Angriffen gegen den Liberalismus die angebliche Abneigung desselben gegen die Landwirlbschaft. Selbst wenn man i» liberalen Kreisen bei irgend einer Gelegenheit Versländniß und Wohlwollen für die Sache der Landwirtbschasl toeumen- tir», so wittert die „Krciizzcitung" dahinter cmc böse Ab sicht — oder sie thut wenigstens so. So schreibt sie. Laß die liberale Presse die Landwirlhe auf die verbesserte Technik sür landwirtbschattlichc Zwecke »ur deshalb ausmcrksam mache, »m die Landwirlbschaft zu schädigen. Tenn der Liberalismus wolle die Nolhlage der Landwirtbschast dazu benutzen, um tic letzte Stütze wirlbschattlicbcr und politischer Unabhängigkeit im Staate zn beseitigen. Wie es mit diesen „Stützen" bestellt ist, darauf wollen wir hier nicht näher eingehen. Wir wollen vielmehr erwähnen, daß die „Kreuz- zcilung" ganz besonder- unglücklich darüber ist, baß nicht »ur die liberale und danebc» auch rie ossiciöse Presse, son dern daß auch der preußische Minister v. Heyden die Land-- Obcrstlicutcnaitt v. Mc?ltke Stendal, um an dem Leichciibcgäitgiiisse des LieuIenanlS v. Poncet ibcilznnchmeii und für den Monarchen einen kostbaren Lorbcerkranz mit weißer Atlasschlcifc, welche in Golddruck das kaiserliche mit der Krone darüber trägt, auf den Sarg nicdcrzulcgcn. II. Berlin, 14. Juni. (Privattelegramm.) Dem „Hambg. Eorr." wird von hier gemeldet: Herr von Kidrrle»- Wiichtrr in »ach Hamburg abgereist, um seine Funcuoncn als dortiger Gesandter formell auszunchmen. Von dort bcgicbl er sich zu gleichem Zwecke an die beiten mecklen burgischen Höfe und nach Lübeck und Bremen. Wie eS beißt, wird Herr von Kiderlcn »ach der persönliche» Vorstellung fürs Erste wieder nach Berlin znrückkchrc». 11. Berlin, II. Juni. (Privattelegramm.) Tie „Krcuzztg." schreibt: In milttairischen Kreisen in nichts davon bekannt, daß, wie die Blätter meldeten, die Brzirls- frldivebcl und Uiitrroiftkirrr alljährlich einer vlerzchnlägigen Ukbung bei der Truppe sich »nlcrzicben müßte». — Ter „Vorwärts" empfiehlt sich de» Polen durch nach- siebende gemeine Verunglimpfung dcS Fürsten Bismarck: „Um die Polenpolitik des rushich-preußischen Reichskanzlers a. D. z» rechtiertige», veröffentlicht der bekannte geycime Ehesrevacteur der „Hamburger Nachrichten" ein volnische» Scnieninannrrlieü au« den 4tt> r Jahren, daS allerdings einen glühenden Haß gegen „die Deutschen", d. b. die Preußen athinet. Weil in der Zelt des »tamvieS ein polnischer Dichter von Haß gegen den Feind, mit dem sein Volk
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