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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940702012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894070201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894070201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-02
- Monat1894-07
- Jahr1894
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vez«gS.Prei- r»»« -«»»tqrp»»»--» °d« dm r« si-dt. N»tz de« Vorort»» «richtete» «v«. ataeh»lt: vierteljährlich ^«ckOs L- ! ^4 5ckO- Durch dt» Post bezoaen für ichlaud »ud Oesterreich: vstrtrlfäbriich ^sch— Dir««, «äglichr »rr^bemdirudu», ^ Lsttmd: «onatlich u« 750. Di» vrvrg»»>u«aab« «scheint täglich'/,? vhx, dt, «b»dM»»g«b, «ochmta^ v Uhr. Rekactt«« »»k Lr»eLitio»: -»tzmm^stußr 8. DttErdedtttoa ist Wochentag« »uuaterbroch« »o, ftith 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filialen: Vtt« Kt«««'« G«rtt«. (Alfred H«H»). UntverfitLtSftrnß, 1, Ruthariurustr. ^ par^ «ch' KSnIgSplatz 7. Moraen-Auslmbe. riMgcr.TlUMaU Anzeiger. Lrm f8r Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg.< Necla««, »»«er dem NedactsonSftrich (4g«. spalte») 50^, vor den Famtlieauochrichte» (6 gelpalten) 40 Größer« Schriften laut »userr« Preis- verzeichaitz. Lab«llarischer und ZiffernjaA »ach höherem Tarif. Gptr« »Betlage« (gefalzt), nur ml! der Morgen-AuSgab,, ohne Postbeförderuug SO.—, mit Poftbesürderuug 70.—. Ännahmeschluß fiir Atyrizenv Abend-Lu-gab«: vormittag« 10 Uhr.! Morgr » - Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei de» Filiale» und »unahmestelle» je «lu» halb« Staude früher. lX'/ >»»rei»e« find stet» a, di« Ertzedttton zu richte». Druck «ud Verlag von E. Polz ia Leipzig i > — Montag den 2. Juli 1894. 88. Jahrgang. lgen auf iiseabonnements niMnt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus Sie LxpeäMov äes L-elprlßer lÄxedlLttvs, Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Sekanntmachung. Unter Hiuwei» auf die durch die Gasfeuerung, namentlich ia der heißen Jahreszeit, gewährten vortheile und Annehmlichkeiten im Haushalte machen wir wiederholt darauf oiifmerkfam, daß wir durch unsere Ausstellung von GaSvrrbrauchsgegenständen, welche sich im Markthallen - EckgebLud« an der Brüderstraße befindet, (das-Noch-, -Brat-, -Vackhrrde n. f.«. neuerrr und guter Einrichtung probe» vetse, ,«r Mtethe und käuflich an solche Interessenten abgrben. welch« Ga« au« den städtischen Anstalten beziehen. Wegen bezüglicher Auskünfte wolle man sich an die Verwaltung der Ausstellung im Eckhaus« Brüder» und Surprinzstraste wenden. Hier könne» wochentäglich in den Geschästsstunden Besichtigungen und Probe» unentgeltlich vorgenoinmen werden. An jedem Mitt woch finde« daselbst öffentlich« Vorführungen der verschiedenen GaS- feuer-Apparate im Betriebe statt. Leipzig, den 26. Juni 1894. De« Nathe« »er Stadt Leipzig Deputation zu de« Gasanstalte«. Meß-Ferien der L'ehrlings-Ablheilunge« der Oeffentlichen Handels-Lehranstalt. Die Verlegung der Messen macht eine Aenderung der Ferien für die LehrliugS-Bbthrilungeu der Oeffentlichen Handels-Lehranstalt — I. Abtheilung der Anstalt und Lehrlinas-Abtheiluug de« sochwisseu- schastlichen Lursus — erforderlich. Die genannten Abtheilungen werde» deshalb in diesem Jahr ihr« tzrrbstferien in der Zeit »«« 26. August dt» »il 2. September «utch«. Umpig» dt» foaenllnnten Mubaelit-Ferien für fir weg- salleu. Für di« llbrigrn Äbtbeilungru tritt kein« Veränderung ein. Leipzig de» 80. Juni 1894. Drr Vorstand der Oeffentltche« Handel»-Letzr««ftalt. «. Tdieme, Earl Wolfrum, Vorsitzender. Director. vr. Mensel, S. Versteigerung des hölzernen Lriicken- tragwerkes der Muldeubrncke zu Grimma. Die bei der Abtragung de» au« dem Jahre 1816 stammenden hölzernen Brückentheiles der im Umbau begriffene» Muldeubrücke zu Grimma gewonnenen, infolge des Ueberbaues vor Ross« geschützt gewesenen und infolgedessen sehr gut erhaltenen, zu Vau- und Tischlereizwecken vorzüglich geeigneten eichenen und ficht«»«» Lrag- wertS-Hölzer nach untenstehendem Verzeichnis sollen Freitag, de« 6. Inlt d. I » «achmittdO» > Ahr am Brückeubouplatz meistbietend unter den an Ort und Stelle vorher bekannt zu machende» Bedingungen öffentlich versteigert «erde» 1) Eichene Hölzer. 5 Balle» vo» 11L—11,6 w Länge und 32 cm mittleuer Stärke, II » » 8,0—9,2 » » - 33—40 cm mittlerer Stärk», 42 » - 2.2—7.4 - . » 24—41 » 33 Stücke - 0.6—2,0 » - vo» unterschiedl.Formen u. Stärke», 3 Pfosten, durchschnittlich 3,35 m lang, 24 cm breit und 6 cm stark. S) Fichten« Hölter. b Balken vo» 23,1—23,7 m Läng« und 40—44 cm Stärke, 11 . - 6,6-10,3 - - . 34-51 - II - . SH-6,0 . » » 87—40 » . 24 Areuzbundhölzer, durchschnittlich L,7S w lang und 20 cm stark. ») Eisen. Ta. 2450 leg Eisen, darunter 186 Schraubenbolz,u von 30—155 cm Länge. Grimma, den 29. Juni 1894. Die Königliche Strotzen- und D4e Königliche van» «usser-vantnfpeett«. verwalterei. Köhler. , R. Schmidt. belgischen Bibliotheken vorhandenen Tractate seien bereit« zu matbe gezogen worden, aber e< sei nicht gelungen» den Schlüssel zu der Chiffreschrift zu finden. Wahrscheinlich handelt ««sich nicht nur um eine Geheimschrift, sondern auch um eine Geheim spräche mit „Kunstausdrücken" und Wen dungen, welche verschiedenen Sprachen entlehnt sind; um rin internationale« Verbrecherjargon, für da« man noch eine schwer zu entziffernde Geheimschrift ausgeklügelt hat. Die belgische Regierung hat daher allen Anlaß, mit der Lösung dieses RäthselS sich nicht allein zu beschäftigen, sondern zu dieser Lösung auch Sachverständige anderer Staaten berank zuziehen. Damit wäre auch vielleicht drr Anstoß zu jenen internationalen Polizeiconferenzen gegeben, die wir in Vorschlag gebracht haben. Material für solche Cvnserenzen ist jedenfalls in Hülle und Fülle vorhanden. Wenn übrigen« von einigen deutschen Blättern versichert wird, die deutschen Regierungen hielten internationale Maßregeln gegen die vom Anarchismus drehenden Gefahren für überflüssig und un möglich zugleich, so trifft die« allem Anscheine »aä, wenigstens für unsere sächsische Negierung nicht zu. Tenn da« amt liche „DreSdn. Journ." veröffentlicht heute einen „Zur Ab wehr de« internationalen Anarchismus" übersä'riebcne» Artikel, der offen anerkennt, daß den teilenden Kreisen heute nur noch übrig bleibt, die Unterlassung von Schritten, die eine Ver einbarung besonderer von de» europäischen Regierungen gemeinsam durchzusührender Abwrhrniaßregcln bezwecken würden, durch die Schwierigkeiten zu entschuldigen, welche sich dem Zustandekommen einer derartigen internationalen Convention in den Weg stellen. Dann heißt r- weiter: „ES ist freilich nickt leicht einzusehen, daß eine gleichmäßige Aenderung der europäischen Gesetzgebungen in Bezug auf die Be> Handlung gemeiner Verbrecher, die angeblich au« politischen Beweg gründen ihr« Unthoten verübe haben, sich thatsächlich so schwer gestalt»» würde, daß die Unterlassung eines Versuches schon von vornherein al» gerechtfertigt erscheinen tan». Was bisher zu solcher Rechtfertigung hinreichte, näintich der Umstaud, daß nicht alle dabei in Frage kommenden Staate» von der Anarchie in gleichem Matz« bedroht wäre», erweist sich allerdings heute nicht mehr alS zutressend. England, »reich»- bisher zur Einschränkung de- AsylrechteS wohl ans dem Grunde, weil die Anarchisten dort ihre Waffe» gegen die Träger der Staats» grwattrn noch nicht oder weutgstenS iu minder eiupfindllchcr Weise gerichtet habe», sich nicht bewegen lassen wollte, kommt heut« schon zu drr Erkenntniß, daß drr englische Boden unter der Geltung der das Asqlrecht regelnden Gesetze zum anarchistischen Seuchenherd ge wurde» ist und daß die Anarchisten, weich man ihnen in den Ländern, wo sie bisher die in England vorbereitete» Mordvläne zur Aussührung gebracht haben, durch besondere Ncprcssivmaßregeln das blutig« Handwerk legt, schließlich doch keine Bedeute» tragen werde», ihrem Tharendraiig in England selbst die Zügel schieße» zu lassen Nachdem Spanien, Frankreich und Italien sich jetzt, wie eS »er Fall zu sein scheint, die schonungsloseste Bekämpfung der auarchi» stischen Umsturzbtlvegung angelegen sein lasse» bez.alle verdächtige»An» Hänger drr anarchistischen Lehren aus dem Lande weisen werden, und in Anbetracht des Umstandes, daß de» von dort ausgcivieseiie» An hängern der Anarchie die außereuropäischen Länder zur Entsaltuiig ihrer verbrecherijchen Thätigkeit nicht geeignet genug erscheinen, dürste denselben, nachdem auch die Schweiz ihre Grenzen Len Anarchisten verschlossen hat, kaum etwa» Anderes übrig bleiben, als massenweise nach England, dem Lande aller internaiionale» Ver brecher, zu strömen und sich dort niederzulasse». Tie Bcrtheidiger des Ajhlrechtcö in England können sich nicht mehr dieser Wahr- »ehinuiia verschließen, und e« könnte demnach ein Versuch der eng- tischen Regierung, den Anarchisten mit größerer Strenge entgegen- zutreten, als es sich mit dem bisher gütigen Asylrechte vertrage» würde, ans dieser Seile vielleicht geringeren Schwierigkeiten begegnen, al« man glaubt." Man kann nur wünschen, daß im Bunde-rat he die hier entwickelte Ansicht mit Nachdruck zur Geltung gebracht und dann vom deutschen auswärtigen Amte der Versuch einer Einwirkung auf die englische Regierung unternommen wird, von der es in erster Linie abhängt, ob eine gleichmäßige Aenderung der europäischen Gesetzgebungen in Bezug aus die Behandlung gemeiner Verbrecher, die angeblich au« politischen Beweggründen ihre Unthatcn verübl haben, erzielt werden kann. ieke die sichersten Voraussetzungen für da- nationale Gedeihen mitbringen, sind verhetzt, verbittert, mißtrauisch und ungeduldig geworden. Um hier Wandel zu schaffen, muß die Ast an dir Wurzel rühren, müssen di« Grundlagen zerstört werden, aus denen sich diese Zustände entwickelt baden. Nicht um Reformen im Einzelnen handelt eS sich, nicht um die Verbesserung und Anslickung von Paragraphen, sondern um einen Umschwung in der politischen Gesittung de« Volkes. Es ist somit, wie eine Pariser Correspontcnz der ,H. N." treffend aussührt, ein Werk der Erziehung, das der „neue Herr" zu vollbringen bat, und er wird eS nur vollbringen, wenn er sich wirklich als Herr, nicht nur als Charakter, sondern al« Persönlichkeit zeigt. In sieben Jabren läßt sich rin solcher Umschwung allerdings nicht erzielen. Aber Casimir Perier braucht nur daS Beispiel zu geben und den Weg zu zeige». Man sagt ibm Energie »ach. Diese Gabe wird ihm sehr förderlich sein, aber der Erzieher bedarf »och anderer, nicht minder werthvoller Talente. Er muß Weis heit, Mäßigung, Sckarssinn, Selbstverleugnung »nd vor Allem die bei Krastnaluren seltene Kunst, zur reckten Zeit nackzugeben, besitze». Wie viel er von d esen Tilgende» besitzt, wirb sich erst erweise» müssen. ES giebt Leute, dir von seiner soldatischen Unerschütterlichkeit Alle« erwarten. Diese Leute überschätzen seine Mittel und unterschätzen da- unbändigc FrcibcitSgesühl der Franzosen. Frankreich will und braucht keine Faust, nur eine fest und sicher führende Hand. Sekanntmachung. Erbthellungshalber sollen die zum Nachlasse de« ZlmmermristerS I bestreitet Friedrich Hermim» Senf tn Naunhof gehörigen Grundstücke: I Ruhe in 1) da« Feldarundstück unter Fol. 185 de« Grundbuchs für! Naunhof, »«stehend au« den Porrellen 511 und 512 de« Flur- buch«, bisher als Ztminerplatz benutzt, zusammen 19,9 » groß und mit 5,59 Steuereinheilen belegt; 2) da- Feldarundstück unter Fol. 229 deflelben Buchs, bestehend au» der Parcelle 5S8 de« Flurbuch«, 3,8 » groß und mit 1,91 Steuereinheiten belegt: 8) da« HauSarundstück unter Fol. 304 desselben Buch«, bestehend au« der Parcelle 5S7 de« Flurbuch«, 6,4 » groß und mit 107,59 Steuereinheiten belegt; 4) da« Feldgrundstück unter Fol. 518 eben desselben Buch«, be stehend au« der Parcelk 297» de» Flurbuchs, 18,0 » groß s und mit 6,75 Steuereinbriteu belegt, im Naktzökeler zu «amthss de« 16. Amt diese« Jahres, Bsrmittag« 16 Uhr öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Dir BersteigrrungSbediagungen sind au« de» an hiesiger Gericht»« tafel und im Rathsieller zu Rauuhof augeschlagene» Bekauut- > machungeu zu ersehen. Grimma, am 20. Juni 1894. Dck« Königliche Amtsgericht. Fvrkel. Politische Tagesschau. * Leipzig, 1. Juki. Lu« Belast» trifft die Nachricht ein, daß die Lütticher Polizei bei ihre» Nachforschungen nach dem famosen „Baron" Un-ern-Sternber- einer auarchtfttsche» Geheimschrift auf die Spur gekommen sei. Mau Hab« dort zahlreich« chifsrirte Briefschaften mit Beschlag belegt. Di« versuch«, sie zu entziffern, seien bi« jetzt leider rrfolglo« geb liebe». Man Hab« e« offenbar mit einer ganz raffinirt anageklügekte» Eombmation zu tbna. Alle vo» geheim- fchriftkchrn Systemen und Theorien handelnden, in dm Der für die Herbstsession de« Reichstag« fcrtiggcstellte Gesetzentwurf über AuSdrhnung der Unsallversichcriiiig auf da» Handmerk findet in der Presse ganz überwiegend mehr Bedenken al« Beijall, da man das Bedürfnis; hierzu in Er- werbSzweigrn, wo Unfälle im Beruf wenig Vorkommen, und jetzt bi- zur Eingewöhnung möglichst in der socialpolitischen Gesetzgebung, der allgemeinen Stimmung im Volke entsprechend, eintreten lassen möchte. Bei den jüngsten umfangreichen Verhandlungen de« Reichstage« über die BersichrrungSgesetze ist ziemlich einstimmig «ine Abänderung des Gesetzes über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung verlangt worden, zu dem Zweck, die großen Belästigungen und Schwerfälligkeiten bei der Au« führung de« Gesetze« möglichst zu beseitigen. Ein Antrag in dieser Richtung wurde mit großer Mehrheit angenommen Dagegen wurde ein Antrag deS CentrumS, der als Zusatz irrzu auch di« Erwartung aussprechen wollte, daß eine 'ovelle über die UnfallversicherungSgeseye alsbald dem Reichs tag zuaehen werde» ausdrücklich abgelehnt. E« wäre also zweckmäßiger, wenn die Negierung zunächst den Wünschen de« Reich«tag«chinsichtlich der Vereinfachung deS Invalidität» versicherung«Affetzes entgegenkäme. Di« Ausgaben, welche de« neuen Staat-chef- in Frankreich harren, sind weit umfassendere, al« e« für den ersten Augenblick erscheinen konnte; sie erstrecken sich so weit, wir di« Uebelstände sich erstrecken, an denen da« StaatSwcsen krankt, und deren giebt eS übergenug. Easimir Perier muß daher seine ganze Persönlichkeit rinsetzen, wenn er seine Aufgabe erfüllen will. Da« Land ist unermeßlich reich, aber seine Finanzen sind in Unordnung; die Armee ist tapfer und opferfrendig, aber sie wird von einem Theilr der Nation al« innerer Feind geschmäht; die Bcrwal tung fußt auf einer Erfahrung von Jahrhunderten aber sie ist zur Routine erstarrt; der Richterstand ist mit alle» Büraschasten der Unabhängigkeit umgeben, durch Geist und Menschlichkeit ausgezeichnet, aber der fortwährende Wechsel der Gewalten hat ihn unsicher Volt selbst, dir dunklen Millionen, au« Frankreich« sich immer wieder erneuert, so glücklich sein könnten, di« in keit» Großherzigkeit, DaseioSfreudr gemacht, und da« denen drr Ruhm di« Franzosen, die ihrer Betriebsam and Vaterland« In aller Stille ist die Einzelberathung deS Budget« im kngltschen Unterbause — wer batte dafür außerhalb England« in diesen letzten Tagen Interesse übrig ? — über zwei Clauseln binwcggediehen, welche der Regierung einige Sorge verursacht hatten. Es waren die- die beiden aufErhöbung der Bier» und der Spirituvsen-Steuer bezüglichen Vorschläge des Harcourl'schen BudgetgesetzeS. Man weiß, daß die Irländer eine beslige L^xosition in Aussicht gestellt hatten, da versprach ihnen die Regierung die zweite Lesung der Pächter-Bill noch für diese Session, und die A»ti-Pa> nelliteu fügten sich, so daß nur da« kleine Parnellitenhäustein mit den Gegnern ging. Vorige Woche ist die Erböl,ung drr Biersteuer um eine» halben Schilling und die Erhebung der Spir>tuosrn-Steuer »in denselben Betrag vom Hause an genommen worden. Tie für die Bierstcucr erzielte Mehrheit wird nicht gkineldet, hingegen bat sich für die Spirituosen Steuer die ganz überraschende Majorität von 55 Stimmen ergeben, ein Resultat, da« Harcourt mit besonderer Genug thung erfüllt haben mag, das ihn aber kaum in seinen DcniissioiiSabsichten beirren wird. Beim Bier batte dieRegierung einen Gegenantrag zu bekämpfen, der nicht obne Cbanccn war Oberst Lockwood beantragte nämlich die Herabsetzung der vor geschlagenen Steuer von einem halben auf eine» ViericlschiUing Schatztanzler Harcourt bekänipstr diese- Anieiidement als einen Versuch, die Regierung aus dem Sattel zu heben, in welchem Falle die rrböbten Staat-au-gabe» durch directe Stenern zu decken sein würden. Die ParneUiten stimmten für den Gegen antrag, aber die Anti-ParneUiten standen sür den Regierung« Vorschlag ein, und so wurde diese Bndgelklippe glücklich uni chifft. — I» diesen Tagen hat eine weitere Nachricht nicht die verdiente Beachtung gefunden. Am Donnerstag wurde, wie gemeldet, in einer Versammlung der liberale» Vereinigung von Midlothian zu Edinburgh formell bekanntgegcbcn, daß Gladftone nicht mehr in da« Parlament zurückkebren, mithin vollständig aus dem politischen Leben auSscheide» werde. An seiner Stelle wird Sir T. Gibron-Earmichael als liberaler Eanbidat sür den so lange Jahre durch Len großen Staatsmann vertretenen Midlothian - Wahl bezirk ausgestellt. Wohl war Gladstonc's gänzlicher Rück tritt von der politischen Bühne bei seinem letzten Scheiden vom Preniierpvsten dieses Frühjahr nur »och als eine Krage von wenigcn Monaten betrachtet worden; die »»n mehr cingetretene Thatsache selbst aber bleibt trotzdem verzcichnenSwerth. Eine politische Lausbabn findet damit einen Abschluß, wie sie kein englischer Staatsmann biS jetzt aufznwiisen hatte. Mehr alS Ol Jahre umfaßt diese Lausbahn, denn Gladstone, der in der Mitte seines 85. Lebensjahres siebt, wurde bereits als kaum Trcinnd- zwanzigjähriger ins Unterhaus gewählt. Jenes erste Mandat, welches ihm für die Stadt Newark (Nottingham) zufiel, ver dankte er dem Einflüsse des Herzogs von Newcastle. Er vertrat denn auch damals toryistische Grundsätze. Welche Wandlungen hat diese außergewöhnliche politische Laufbahn auszuweisen! Gladstone, der bereits mit 25 Jahren ein Unter StaatSsccretariat bekleidete, hat in der Folge vier Mal als Premier-Minister die Geschicke deS britischen Reiche- gelenkt und war schließlich soweit nack links geratbe», raß er seinem Nachfolger die Einführung der Home Rule sür Irland und den Kampf gegen das Oberbaus al- schlimme Erbschaft hinterließ, Ziele, an deren Durchführung er selbst erlahmt war. Ueber die Vorgänge auf Ksrea liegen heut« Nachrichten vor, die eine optimistische Betrachtung kaum mehr gerecht fertigt erscheinen lasten. Nack einer Trahtmeldung au« Washington wandte sich der König an die Vereinigten Staaten um Schutz gegen Japan. StaatSsecretair Gre-Ham antwortete, die Regierung könne dem Gesuche nicht entspreche», sei aber bereit, als Vermittler zwischen Korea und Japan aufzutretc». ES verlautet,der Streit zwischen Cdina und Japan bezüglich Korea« sei acut geworden und erstercS verstärke sein Heer und seine Flotte. Nach einer Meldung de« „DailvCbr." an- Shanghai sind die dortigen Europäer auf einen Zusammen stoß zwischen China und Japan gefaßt. Japan habe eine bedeutende Mackt in Korea stehen, Cdma sende weitere Truppen. Die „Pall Mall Gaz." bat eine Meldung erkalten, der zufolge sich die Dinge so zugespitzt baden, daß ein Krieg unvermeidlich sei. Die die europäischen Mächte zu der Streitfrage sich stellen, ist bisber nicht bekannt geworden. E« bat nur verlautet, daß die fremden Vertreter gegen die Verstümmelung der Leiche de« Empörers K,m-o Ki», pro testirt und die Verhaftung seine« Mörder« verlanat babcn. Mittlerweile sind die Kriegsschiffe Amerika», Englands, Rußland« und auch Deutschland« in Ebrmulpo eingelroffen, so daß jede Grfabr für dir Ausländer auSgeschloffen ist. A'-cr Rußland und England bewachen eifersüchtig die Schritte Japan«. DaS Zarenreich ist durch da« Amurgebiet nörd licher Nachbar Koreas geworden, eS hat in der Provinz Ham-Gjong-do durch den regen Grenzverkcbr förmlich esten Fuß gefaßt, und russische Kuriere, von starken Kosakenpikcts begleitet, benutzen den Landweg durch Korea. Rußland strebt längst die Erwerbung eine« Hafens an dieser Küste an, da Wladiwostok im Norden nicht eisfrei ist. Ans den Hafen von Gcnsan (Port Lazarew) sind die Blicke gerichtet, und es ist nicht uuwabrscheinlick, daß Rußland eine Festsetzung Japans in Korea begünstigt, da eS dann seinen Hasen erkalten würde. Die Beziehungen zwischen Petersburg und Tokio sind schon seit Jahren die vorzüglichsten. England denkt an eine Kohlen- und Schiff- ahrtsstation, und so sehen wir mit der „Voss. Ztz." eine Menge Sondersragcn entrollt, die weder sür Korea« Selbst- ländigkeik, noch für China günstig stehen. Schade wäre eS nickt, wenn Korea als Staat verschwinden und in Japan ansgebcn würde. Es ist aber z» besorgen, daß Mina zu Gcwaltiiiaßregcln greift, und ei» Krieg im Osten Asiens zieht ämmtlichc HandrlSstaaten in Mitleidenschaft. Deutsches Reich. U Berlin. 1. Juli. Für die vom 4. d. M. ab Lurch Mitglieder des BundeSratbS stattfiadende Besichtigung deS NordostsercanalS bat der Herr Reichskanzler seine Betbeiligung in Aussicht gestellt. Voraussichtlich dürste auch der Herzog Johann Albrcckt von Mecklenburg an der Bereisung tbeilnebmen. Der Canalbau gelangt insofern dem nächst in ein interessantes Stadium, als etwa von Mitte nächsten Monats ab die Einsübrung des Wasser« durch die Holtenaucr und in nicht allzu langer Zeit auch durch die BrnnSbütteler Schleuste erfolgen soll. Ta es sich dabei um wichtige Kunstbauten bandelt, bei deren Bcbandlnng Vorsicht geboten ist, wird die Einlassung de- erforderlichen Wasser- allmäblich zu erfolgen baden, und e« werden dazu voraussichtlich incbrere Wochen nolbwenkig (ein. Man nimmt an, daß der Nordostseecaiial im Herbste nächsten JabrcS dem Verkehr in vollem Umfange dienstbar gemacht werten kann. * Berlin, l. Juli Der „RcickS-Anz." berichtet: Der Reichskanzler bat vor Kurzem den verbündeten Regierungen einen im Reicksaml de« Innern anSgearbeitetcn Entwurf der ans Grund des 8. l05,l der Gewerbe-Ordnung vom BundeS- ratb zu erlassenden AnSnabinebestiminnnge», be treffend die Sonn tag-rnKe in gewerblichen Anlagsn der Gruppe XII der Gewerbestatistik (Nabrungs- und Genuhmittrl), iniigeibeilt. Die Bestininiungcn sür Nob- zuckcrsabriken, Zuckerrassinerien und MclassccntznckernngS- anstalten sind in diesem Entwurf nickt enthalten, da sic be reits vor einigen Monaten veröffentlicht »nt inik Vertretern der Interessenten bcrathcn sind. Ter Entwurf enthält ledig lich sür Cichoricndarre», SpirituSrafsiiicricn und Brauereien Ausnahmebestimmungen auf Grund Le tz. 105 ck. Keine Ausnahmen sind sür diejenigen GewerbSzweige der Gruppe Xll vorgesehen, welche die sür sie o» Sonn- und Festtagen erforderlichen Arbeite» ans Grund des 8. l05c Absatz 1 der Ge werbe-Ordnung ohne bejoudere Genehmigung vornehmen dürfe». Hierher gehören u. A. die Molkereien Meiereien), Margarine- sabrite», Echuuni- »nd Obslweinsabrikeii. Citrvnatfabrile», Obslkrant- sabrike», Dörrobst- und Törrgeiniije- (Praservcn-) Fabriken, Con- servensabrike», Stärke-, Stürkesyrup- »nd Störte,Zuckerfabriken, Mälzereien, Branntweinbrennereien, Preszdesefabriken »nd Essig- sobriken. Bei solchen Gewerbezweigen, wo die Zulassung der Eo»»- tagsarbeit zur Befriedigung täglicher oder an Sonn- und Fest tagen besonder- hervortretender Bedürfnisse der Bevölkerung erforderlich ist, sind die »öthigen Ausnahnic- besliininnngen nicht vom Bundceralh, sonder» genuin h. 105v der Gewerbe-Ordnung vo» den höheren Lerwalluiigsbehörden zu erlassen »nd deshalb gleichfalls in dein vorbezeichnrtc» Entwurf nicht ousgesührt. Z» diese» Gcwerbczweigen find die Bäckereien, Coiiditoreien, Schlachthäuser, WalserveriorgiingSanslalten, Fabriken zur Herstellung von künstlichein Eis und von Mineralwasser ». n. zu rechnen. DaS Gleiche gilt von den Betriebe», die ausichliefilich oder vorwiegend mit durch Wind oder unregelmäßige Wasser kraft bewegten Triebwerke» arbeiten. Hierher gehöre» vor nehmlich die Müllereien, abgesehen von den rnit Tanips betriebenen. Was dies« letztere» betrisst, so siebt der Enlwnrs ans dem Stand- piinct, daß sie der SvnntagSarbeit nicht bedürfen, und daß dein von einzelnen großen HaiidelSniühIen unter Hinweis aus die Eon- currenz des Auslandes geüußerle» Wunsch auf Zulassung von Soiintagsarbeit um deswillen nicht rntiproche» werden könne, weil bereits gegenwärtig ein Tbeil der Betriebe dieser Art an Sonn- und Festtage» eine 24sin»dige Unterbrechung cmgesnhrt bat, und »S der Absicht des Gesetzes entspricht, daß diese Rubezeit auch kür di« übrigen Mühlen herbeigeführt werde. Endlich kommt noch eine Reihe von Betrieben in Frage, für welche di« Gestattung von SvnntagSarbeit lediglich im Hinblick ans di« z» gewissen Zeiten des Jahres cintretende au berge wötinlich verstärkte Thaltgkeil für erforderlich erachtet wird. Tie i» dieier Beziebnng geiicllle» Anträge (für Ehocolade-, Zuckerivaareii-, Oblaten-, Bic-guit-, Honig kuchen. und Lebkiicheiifabnken, sür Rcisfchulnlnblcn, Eigaiiensortir- anstalten rc.) werde» gelegentlich der für die „Saisonindustrien" in Aussicht genommenen Bestimmungen besonders erörtert werden. Für Cichoriendarren läßt der Entwurf an Sonn- unt Festtagen folgende Arbeite» auf Grund des tz. 105«! zu: die Reinigung und Zerkleinerung der Wurzeln, und zwar rr. mit Ausschluß der Zeit von 6 llstr Morgen« bi« 6 llbr Abend«, sofern i» regelmäßigen Tag- und Nachtschichten ge arbeitet wird. d. bis 9 Ul>r Vormittags, sosern nur in Tag schichten gearbeitet wirk, — ferner Len ununlerbrockenen Betrieb der Darren. Auf da- Weibnachlsscst sollen diese AnSnabmcn aber keine Anwendung finden. Ten SpiritnS- rassinerien sollen folgende Arbeiten an Sonn- und Fest tagen mit AuSiiabme der drei hohen Feste gestattet werden: der ununterbrochene Betrieb der continnirlichen Deslillir- apparate, — der Betrieb der nicht continnirlichen Testillirapparale soweit er zur Beendigung der von 6 Ubr de« verberget,enden Abend« begonnenen Destillationen er forderlich ist. — der ununterbrochene Betrieb der Holz- koblesilter und der Holzkoblcglül'öftn. Für Brauereien werden die Bestimmungen im tz. li>5o Absatz l der Ge werbe - Ordnung im Allgemeinen a!S ausreichend a»- grscbcn, um diejenigen Arbeite» an Sonn- und Festtagen zu ermöglichen, Li« im Brauereiletrieb auch a» diesen Tagen rorgcnomnien werden müssen. Die Bereitung der Bierwürze an Sonn- und Festtagen wird nickt für norbwendig erachtet. Der Entwurf sieht indessen an- wirrhschaftlichcil Gründen-—
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