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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940711012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894071101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894071101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-11
- Monat1894-07
- Jahr1894
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BezugS-Prets Ha«r>trxp»d<tioa oder den im Stadt» z«trk «nd den «ororten errichteten AuS» «lvesiellen abgehOlt: vtrrtel>dbrtich«ckO, Sei zweimaliger täglicher Zustellung int kwu« b üL Dnrch di« Post bezogen für reutichlund und Oesterreich: viertelithrlich -» 6.—. Direct« täglich« Kreuzbandiendung i>» Anstand: monatlich 7.50. rie Morgen-Autgab« erscheint täglich '/,7UH^ die «beud-Aurgabe Wochentag« 5 Uhr. UrLartlim vud Lrprdittoa: Aatzannetgastr 8. DstErvedttion ist Wochentag« unanterbroch«» getffuet von früh 8 dt» «beudt 7 Uhr. Filiale«: Ott« stinn«'» Lorti«. (Alfred Hahn), Universitüt-slraß» 1, L-ni« «iffche, A^harlnenstr. 14. Part, »nd Königs»!»« 7. Morgen-Ausgabe 'ripligtr.TagclilM Anzeiger. Lrgan för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NnzeigenPreis die 6 gespaltene Petitzcile 20 Pfg. Neclamea unter dem Redactiontslrich <4 ge spalten) üO^z, vor den gamilirnuachricht« (6 gespalten) «0-^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzetchntß. Tabellarischer und Zigern)»« nach höherem Tarts. Extra-veilagen (gefalzt), nur «U de. Morgen.A,»gabe, »hu« Poslb«s»rd«r»,g >4 6t).—, mit Postbesörderuug 70.—. Ännahmeschluß fiir Zinzeize«: Nb«»H.A»4gob«: vormittag« lO Uhr. Morg,»»Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- »nd Aesttaa« früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und «nuahmcsiellen ja «1»« halb« Stund« früher. Anzeige« sind stet« an dt« Erpedtttan z» richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig Mittwoch den 11. Juli 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachuny. Wegen vorzunehmsnder Pflastcrarbeiten wird die Woltkeftratze tn L.-Plagwttz »«m IN. -lese« Monat» ab bi« auf Weiteres skr allen Aahr- »erlehr gesperrt. Leipzig, am 9. Juli 1894. Der Math -er Stadt Leipzig. «tl IX. 7527. Vr. Georgi. -tahl. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer Tonurrstag, den IS. Luit 1894, Nachmittags « Uhr, tn dere» Sttzungssaal, Neue Vörse. Tr. T, I. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Bericht über die jüngste Sitzung der Eisenbahuräthe zu Trioden und zu Srsurt. S. Bericht de« Finanz-AusschusteS über die Prüfung der Rech nung der Han-rlskammer und -er Vörse für 1893. 4. Bericht« de« HandeISgesetzgebung«-Au«schusser über »> die vo» Herrn Reichsgerichlsrath 1>e Bolze mit Bezug aus die) Ukbcrar-ritnng -rs Hau-el«arsrttbucks vorgelegten Fragen; l») da» Gesuch der Firma F. Wri»«>-t 4: Lange, die Verpflichtung zur Zusendung von Rechnungs Au«zügr» an die Kunden betr.; e) da« Ersuche» der HandelStammer zu Hage» i. W., di« Auslegung vou s lS6 der Geiverbe- Ordnung über die Arbeitspausen betr.; ck) den «»trag der Handelskammer zu Brauuschweig, di« Bekämpfung des ) uiilautercu Wettbewerb» betr. d. Bericht des HandelSgejetzgebungs- und deS Zoll- und Steuer- Ausschuflet über die Verordnung d«S Königlichen Ministerium« ! des Innern, den Verkchr mitirrsat,Mitteln sür Butter betr. j 8. Bericht deS Bank-, Münz- und Börjcn-Ausschusse« über den Antrag der I. Ablheilung de-Böcsen-Borslande-, Einführung eines Bürsengebranchs im Handel mit Kuxen betr. 7. Bericht de« Berkehrs-Au-schnsse« über «o LaS Ersuchen der Handel«, und Gewerbckaiiimec die Erstellung eines AuSnahmt-Taris« für Ausfuhrgüter über Alt» müasterot — t'etit Oroir betr.; b) das Gesuch deS Elster- Laale-Canal-Berein-, Beschaffung -er Koftc» zu« Bau »e« Elstrr-Saale-iranal» -etr. 8 Berichle des erweiterte» Berkebrs-Ausschusse» über ») daß Gesuch des geschästssühr. Ausschusses der sächsisch-thüringischen Snduftrie- un» Seme»bk-AnsstrUmig zu Leipzig 1897 um Förderung LeS Unternehmens; h> da- Gesuch des Leipziger Geflügelzüchter-Bereins, Errichtung eines A»Sstrll«»gS-h»e- bändrS betr. Hieraus nicht-öfsentliche Sitzung. Lekannlmachung, betreffend das Gesetz zum Schutze der Maaren« Bezeichnungen. Nach ß. 4 Absatz 1 de« Gesetze- zum Schutz« der Waaren- tezeichnungen vom 12 Mai 189« ist di« Eintragung eines ange- mildeten Waarenzeichen« in die Rolle zu versagen, wenn da» an- gemeldet« Zeichen als ein Freizeichen anzusehen ist. Als Freizeichen im Sinne des Gesetzes sind nach dem bestehenden SieS>iigebrauche solche Zeichen zu versiehe», die zur Zeit der An- üieidang, sei eS allgemein, sei es innerhalb gewisser Verkehrtkreis« zur Bezeichnung der Waarengattung, für die das Zeichen bestimmt ist oder gleichartiger Waarcngattungen bereits gebräuchlich sind. Das Kaiserliche Patenl-Amt beabsichtigt, für di« Zwecke der ihm obliegenden Vorprüfung der angeineldeten Waarenzeichen ein« Samin- lang der im Berkchr befindlichen Freizeichen zu veranstalten, und bat die unterzeichnet« Handelskammer um Mitwirkung an dieser Sammlung ersucht. Wir erklären uns dementsprechend bereit, Anmeldungen solcher Waarenzeichen. hie für gewisse Waareu im -icSseittgen Bezirke allgemein benutzt wer-rn o-rr zur Zeit -er Etntragnng in »te bisherigen Register allgemein benutzt worden sin-, mit Angabe der Zeit, seit welcher das Zeichen im freien Verkehr ist, und der Waarengattungen, für die es benutzt wird, entgegenzunehmen und dem Kaiserlichen Patentamt« zu übermitteln. Die Vorschrift des 8. « Absatz 1 findet auch auf die gemäß dem Besetze über Markenschutz vom 30. November 187« eingetragenen Waarenzeichen Anwendung, falls dieselben zur Eintragung in die neuen Register angemeldel werden. Eine Zusammenstellung der aus Grund des Gesetzes vom SO November 187« eingetragenen Waaren- reichen findet sich in den „Nachweisungen der im deutschen Reiche gesetzlich geschützten Waarenzeichen, herausgegcben in. Austrage des ReichSaints de- Innern" (Berlin, P. Staakiewicz' Buchdruckerei). Um dem Kaiserlichen Palent-Amt rechtzeitig Mittheilung machen zu lönnen, ersuchen wir, uns die Anmeldungen spätesten« bis zum 15. August d. I. zugehen zu lassen. Leipzig, den 6. Juli 189«. Tie HandclSkammkr. A. Thieme, Vors. vr. Pohle. ObKverpachtung. Die dietjährige Nutzung von den fisralischcn kbftbäumen an den Strotze» der nachgenannten Amltstratzenmeislerdezirk« soll «eze» sofortige -aare Bezahlung und unter den sonstigen des Eröffnung der Termine bekannt zu gebenden Bedingungen im Wege de« Meistgebot« öffentlich Verpachtet wcr-rn und jivar: 1) Montag, -e« S. Ault -tese» AatreS. von Rackmtttag» ,S Uhr an i« „v-ggkl'schen" Restaurant a« Bahnhof Frohburg di« Nutzung der Odstalleen in dem Bezirke de» AwtSftrafteN «elfter» Fetzrmann tn Krahburg. L) Mittwach, hen 11. Anti -tese- Jahre», »an Nachmittag» ' «4 Uhr an i« «afthafe ..Zu« «ranprin,' tn Groitzsch dl« Nutzung der Odstalleen im Bezirke de« RmtSftrahrnmeifterS Reu-rrt tn Groitzsch und Freitag, hen IT. Juli diese» Jahre», von varmtttag» 10 Uhr an i« Gafthase ..Zu« Zi««erhaf" tn Varna di« Nntznng der Odstalleen in den Bezirken der RmtSftratzeN- »eiftrr Hauhwann tn Varn« und Grim« in Lobftü-t. Nähere Auskunft über bi« einzelnen Strotzen und deren Unter- abtdetlungen, sowie über die Anzahl der anstehenden Obstbäume ertdeilea die vorgenannten AmtSstratzenmelster und di« Wärter der einzelnen Strohenabtheilungen. Königlich, Ltratz,«- un-Waffer» »Sntglich, vauVerwaiteret vantnspecttan Leipzig, Varna, am L». Jnnt 1894. I. v.' Ltndig Bahman». Lekanntmachung. Tie Stücke SS und SO de« diessährigen ReichS-Gesetz-katte» sind bei un« eingegangeu und werden bi» zu« S l. Vs. Mt», aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme össenllich aushängen. Dieselben enthalten: Nr. 2185. Verordnung, betreffend dir Abänderung und Er- gänzung der Bestimmungen über die Tagegelder und Fuhrkosteii von Beamten der Reich« - Post- und Telegrapbenverwallung Vom 27. Juni 189« ^ Nr. 2186. Verordnung zur Ausführung de« Gesetzes zum Schutz der Waarenbezeichnungen vom 12. Mai 189« (Reichs- Gesetzbl. S. 411) »nd des Gesetzes betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern, vom 1. Juni 189l (Reichs-Gesetzl». S. 290). Vom SO. Juni 189«. Leipzig, am 5. Juli 189« Ter Rath dcr LtaVt Lripztg. vr. Ärorgi Hildebrandt. Rudolf von Lcmligsen. IV. * Dadurch, daß Fürst BiSinarck im Juli 1879 über da« Darifacsetz um den Preis der Frauckenstein'schen Klausel mit dem Cent rum sich verständigen zu müssen geglaubt halte, war dieser particularislischen, seine Haltung vo» den Interesse» dcr römischen Curie abhängig machenden und überdies demo kratisch durchsetzten Partei und ihrem schlauen Führer Windt Horst die Mitherrsckast in Rcichssachen eingeräumt, der An tritt der Gruppe Aölk-Schautz au« der nationalliberale» Partei, die in ihrer Mehrheit für die Franckenstein'schr Clausel nicht eintreten konnte, veranlaßt und für den Fürsten Bismarck eine herbe Enttäuschung vorbereitet, die bald genug eintreten sollte, aber an den geschaffenen Verhältnissen nicht« mehr ändern konule. Schon da« nächste Jahr zeigte BiSinarck, daß er sich getäuscht halte, al« er da« Centrum iu die Bahnen einer nationalen Politik leiten zu können glaubt«. E» versagte bei der Erneuerung de« Militair- Elemente seplennatS, wie bei der ersten Verlängerung de« Svcialisten- gesetze«. Für die letztere stellte e« nur 13, für die rrstere keine einzige Stimme. Lediglich dem Umstande, daß Bennigsen und seine Freunde trotz manchen schroffen Vor wurfs, den sie von dem Leiter dcr deutschen Politik hatte» er dulden müssen, ihrer alten nationalen Politik treu blieben, wurde das Zustandekommen beider Gesetze ermöglicht. Fürst Bismarck bekannte rückhaltlos die Enttäuschung der auf das Centrum gesetzten Hoffnungen, erkannte das Wiedcrerstarke» des ParticulariSmus an, warnte alle Parteien vor den, Zu sammengehen mit dem Centrum und hatte wiederholt neue Unterredungen mit Bennigsen. Aber gerade diese Unterredungen beschleunigten den bereits während jener schon erwähnten Verhandlungen BiSmarck'S und Bennigsen'« vorbereiteten Bruch zwischen dem lediglich auf hohe nationale Ziele hinblickenden nationalliberalcn Partei führer und jener mehr dogmatisch-liberal gefärbten und außer dem auf einen Umschwung der Dinge bei einem Thronwechsel in Preußen und dem Reiche zählenden Gruppe, an deren Spitze Forckenbeck und Stauffeuberg standen. LaSker war bereits kurz nach der Verlängerung deS ScptennatS- geseyes aus der Fraction ausgetreten; am 28. August t880 erfolgte die „Secession", die ein „BcrmittelungSglied" zwischen Nationalliberalen und Fortschrittspartei sein wollte, bald aber die Nationalliberalcn ebenso heftig bekämpstc, wie den Fürsten BiSmarck, und später, wie Bennigsen voraussagtr. in die zermalmenden Arme Eugen Richter'» siel. Die nationallilierale Partei gewann durch die Secession an innerer Festigkeit, aber ihr aus schlaggebender Einfluß war gebrochen; sie hatte aufgebört, ein wirksamer Damm gegen alle Extreme, eine Bürgschaft für eine stetige Entwickelung deS Staat-Wesens zu sein. Die Verbitterung der Parteien wuchs in demselben Maße, wie der Gegensatz zwischen der Nrick'Sregiernng und dem Parla mente. Bismarck glaubte daher bei dieser Sachlage die Position dcr Reichsregierung durch die Einsührung zwei jähriger EtatSpcrioden stärken zu müssen; Bennigsen besorgte von dieser Vorlage eine Schwächung der berechtigten Stellung de« Reichstags und damit des EinheitSgedankenS. AuS dem gleichen Grunde mußte er die Puttkamer'schen Wahlbeeinflussungen bekämpfen und entschiedene Stellung gegen da- Tabakmonopolproject nehme», das wiederkehrte, weil die Tarifreform wegen der unselige» Franckenstrin'schen Clausel dein Bedürfniß de« Reiche- nicht enügte. Nur die berühmte kaiserliche Botschaft, die eS als sflicht de« Staate- anerkannte, für die Heilung der socialen Schäden Sorge zu tragen, und die Erfüllung dieser Aufgabe m einer von Reicks wegen geordneten Kranken- und Unfallversicherung, sowie in einer Alters- und Jn- validitätS-Versorguna der Arbeiter suchte, eröffne«« in dieser Zeit unfruchtbarer Kämpfe und Zersplitterung dem nie da» große nationale Ziel au» dem Auge verlierenden Bennigsen eine Aussicht aus eine ersprießliche nationale Wirksamkeit. Aber da auch diese AuSsick,t durch das Ueberwuchern des FractionSgeistcS im Reichstage und die Verschärfung der Spannung zwischen diesem und der Reichsregierung sich trübte, so entschloß sich Bennigsen, aus dem parlamentarischen Leben zurückzutreten. WaS für Andere von Reiz sein mochte: die trüben politischen Gewässer durch Verschärfung der Spannung noch mehr zu trüben, mit dem Köder von Schlagworten und Versprechungen Parteimandale zu fischen und mit Hilfe unnatürlicher Bünd nisse kleine Siege zu erfechten — für ihn, der niemal« ein Parteiführer im engeren Sinne de« Worte- sein wollte, der nur al« ehrlicher, objektiv prüfender nationaler Makler zwischen den Parteien und der Regierung oder gar nicht wirken konnte: für ihn blieb kein anderer Weg als der Rücktritt, den er feinen Parteigenossen in einem Briefe an zeigte, in dem e« hieß: „Rach meiner ganzen Natur und politischen Veranlagung lies davon durchdrungen, daß für «nser neue« deutsche« Reich nichts ge »ährlicher sein muß, als das Hekvorkehren des seit 1867 kaum mehr empfundenen Gegensatzes zwischen der berechtigten Stellung der Monarchie und der Parlament«, «in immer stärker die Lztreme zur Geltung bringender, haßerfüllter, leidenschaftlicher, mit persönlicher Bitterkeit gesührler Streit der Parteien, welch« doch daraus an ««vielen sind, mit einander aus dem gemeinsamen Boden d«S Vaterlandes zn lebe«, Hab« ich nach schwerem Kampf zur Zeit einer Wirksamkeit entsagt, welche, körperlich und geistig ausretbend, sür mich eine Befriedigung und dem öffentlichen Wohl und meinen politischen Freunden einen irgendwie erheblichen Nutzen nicht ver sprechen konnte." Wir schrieben damals, der Tag sei jedenfalls nicht fern, an dem nicht nur aus dem Volke, sondern auch au« jenen Kreisen heraus, zwischen denen und der BolfSvertrelung Veiiniasen so oft zum Wvble des Reiche» vermittelt hatte, der Ruf ergeben werde: „Ist kein Bennigsen da'?" lind dieser Tag kam bald geiniZ. Der im Lctober 1889 gewählte Reichstag, i» dem die Stärke der ultramontanen Partei uoch mehr als in dem vorangegangeneu gestiegen war, und Centrum Polen, Welsen, Socialdrmokraten und andere Dciiiotratcn eine nur i» der Negation einige Mehr heit bildeten, verwarf in kritischer Zeit daS Se^tenuatS- gesetz, daS eine Erhöhung der Frieden-Präsenzstärke auf 168 «00 Manu verlangte. Als der Reichstag ausgelöst wurde, erscholl dieser Ruf. Bennigsen zögerte keinen Augen blick, ihm zu folgen und zugleich für den Abschluß deS Cartet« zu wirken, daß in unserem Sachsen zum Wehle de« Staates und de- Reiche« deo festesten Boden aesunden hat E» ließ au« den Wahlurnen eine geschloffene Phalanx von 2l7 Abgeordneten hervorgehe», die eine neue feste Stütze einer besonnene», die berecktigten Wünsche dcr national- gesinnten Parteien objektiv abwägenden und die schädigenden Forderungen doctrinaircr, particularistischer und die Juter effen LeS ValicanS verfolgender Elemente energisch zurück- weisendcn Ncichspolitik zu werden schien. Aber während de» CartelreichStag« trat in der Leitung deS Reiche« ein Umschwung ein. Da« Jahr 1888 sah zwei deutsche Kaiser in da« Grab sinke». Wie auf Kaiser Friedrich die li»k«librralen Elemente die Hoffnung auf Erfüllung ihrer Wünsche gerichtet hatten, so richteten bei seinem frühen Tode politisch und kircklich reaclionairr ihre Hoffnung auf Kaiser Wilhelm II. Unter BiSmarck'S Einfluß und Bennigsen'« Mitwirkung wurden Versuche, den thatkräftigen fungcn Kaiser in partei politische Babnen zu drängen, vereitelt. Aber der Einfluß BiSmarck'S minderte sich, neue Einflüsse, neue Strömungen machten sich geltend. DaS Svcialisteiigesetz siel und trug durch seinen Fall bei den Maiwaklen im Frübiahr 1890 nicht unwesentlich zu den Siegen der Socialbeinvkratic bei, — am 20. März fiel auch der Schöpfer dieses Gesetze«, dcr Schmied der deutschen Kaiserkrone, zum Jubel aller Partieularisteii. aller kleinen Parteiführer, die da» BiSmarck sGe Licht in den Schatten gestellt, aller Verfechter von Souderinteressen, dir sein starker Arm gebändigt, zum tiefen Kummer aller selbst losen Freunde des Reiches. Sei» Nachfolger versprach, den „alten Cur«" zu verfolgen, gerieth aber in dem Streben, gerade diejenigen Parteien zu versöhnen, deren Versöhnung sein gewaltiger Vorgänger vergebe»« versucht »nd endlich als unverträglich mit einer ziel bewußten Reichspolitik aufaegebcn batte, mehr und mehr in eine» Gegencur», den selbst di« Feinde BiSmarck'S nickt begriffen. Die Kritik seines Vorgängers herausfordernd und doch nicht im Stande, Liese Kritik zu ertrage», ver öffentlichte der neue Kanzler endlich jene Aechtungötepeschen, die den Abbängigen und unmündigen den Halt raubten, der groben Undankbarkeit den Reichsstempel dcr Berechtigung austrückten und die alten Stütze» der Reichspolitik mit ächteten. Auch in dieser chaotischen Zeit wurden Stimmen laut, die da riefen: „Ist kein Bennigsen da'?" Und in diese Stimmen mischten sich andere, dir achselzuckend riesen: „Bennigsen ist Lderpräsidcnt geworden. Er sch.vcigl seiner Stellung halber." Ei» Mann, der seine Stellung geopfert, um ein Ministerium BorricS zu bekämpfen; ein Mann, dcr als Haupt de« Nationalvereins die Aechtung de- halbe» osficiellc» Deutsch landS nicht gescheut; «in Mann, der trotz seiner Bewunderung für BiSmarck und trotz seiner principiellcn Unterstützung der nationalen BiSmarck-Poliiik einzelne Maßregeln und Pläne diese« Hers« mit der größten Entschiedenheit bekämpfte; ein Mann, der bei der Uebrrnahme de« Oberpräsidenten- postenS von Hannover sich ausdrücklich die Freiheit politischer Slcllungnabnic wahrte und krast dieser Freiheit den Zedlitz'schen Schulgesetzentwurf als reichSaefäbrlich bekämpft^: ein solcher Mann entzieht sich mit Rücksicht auf seine Stellung nie und »immer dcr Pflicht der entschiedensten Bekämpfung eine« System« Caprivi, wenn er eine solche Pflicht als Pflicht gegen da« Reich erkennt Legt er sich eine Zurückhaltung aus, die er nur in hestimmtcn Fällen aufgiebt, so bewegt ihn dazu lediglich derselbe Grund, der ihn bewog, bei der letzte» Militairsorderung trotz der brüsken Zurückweisung seiner Vorschläge einen ähnlichen ultramontanen Vermittelungsvorschlag zu unterstützen: die Rücksicht aus da« Reich. Eine parlamentarische Bekämpfung jener Veröffentlichung hätte bei der damaligen Lage der Dinge höchst wahrscheinlich nicht den Sturz des Grafen Caprivi herbeigesührl und eben deshalb dem Kaiser später seinen hochherzigen Schritt un möglich gemacht, der de» Altkanzler als Gast in da« kaiser liche Palais sührte, eine» Strich durch jene AechtungS documente zog, das bebrc Bild de« nationalen Heros wieder ausrichtet« und dem Monarchendcn Tank all.» ihrem BiSmarck dankbaren Deutschen sicherte. Hat jener Schritt de« Kaiser- da» Alter Bismarck s durch einen Lichtblick verschönt und den Kaiser selbst in der Liebe und dem Vertrauen der Nation befestigt, so danken die« Beide in erster Linie dem Manne, der lieber seine Popularität auf das Spiel setzen, als einem Drängen uachgeben mochte, da« seine Berechtigung auS dem Gesiihl, nickt aber auS der ruhige» Erwägung de« auS der Gegenwart in die Zukunft schauenden Ltaattmanne« ableitete. Wir Wenige sreilich nehmen sich in dem nur nach dem Nächsten haschenden Treiben der Gegenwart die Müde, zur überschauenden Höhr eine- Bennigsen sich emporzuriugen' Eme von ihrer Höhe bald hier-, bald dorthin zur Begehrlich keil hrrabsteigenle Staal-leitung lockt die Gruppen und Grüppchen in die engen Seilenthäler, die den Ausblick zur wahren Größe unmöglich machen, die Sebnsucht nach Ausblick und Ueberblick erlövten. Wa« darf sich heute „Größe" nennen, aus Bewunderer seiner „nationalen Politik" und auf Berücksichtigung dieser „Politik" rechnen! Alles verdient heut« nach autoritativem Ausspruch dir Ehrrnbrzeicknung „national", ist also gleichwrrlhig für das Vaterland und bat daher «in Recht, auf Er füllung seiner egoistischen Forderungen zu dringen. Noch mehr als damals, al» Bcunigsen zum Rücktritt auS dem parlamentarischen Leben mit schwerem Herzen sich entschloß, herrscht beut« ein „die Extreme zur Geltung bringender, haß erfüllter, mit persönlicher Bitterkeit geführter Streit dcr Parteien, welche deck daraus angewiesen sind, mit einander auf dem gemeinsamen Boden de« Vaterlandes zu leben", noch weniger als damals ist der verantwortliche Lenker der deutschen Politik im Stande, diesen Streit zu schlichten, diese Dissonanz der Forderungen in Harmonie auszulösen, auS der Fülle der widerstreitenden Ansichten und Wünsche daS Ge meinsame berauszuschälen und mit der Urgewalt des natio nalen Genius dir Hadernden zur gemeinsamen nationalen Thal sortzureißen. Wen kann e« da besremden, daß dcr ehrliche Makler zwischen den Parteien von rechts und links, zwischen Parlament und Regierung, der objeclive Prüfer aller partei-dogmatischen Slanbpuncte und Forderungen, abcrmal« an seiuen Rücktritt vom parlamentarischen Leben, an daS Ausgebeli einer Wirksamkeit gedacht bat, die nur sich selbst verzebrt und ohne greisbare Wirkung aus La« Vaterland zu bleibe» schien? Hoffentlich sagen ihm die Beweise von Dankbarkeit und Verehrung, die aus AUteutschlanb und alle» die nationalen Geschicke Deutschlands mit Freundsckast und Verstäntniß ver folgenden Staaten ihm dargedracht werden, daß auch in dieser zerfahre»«» Zeit sein Wirken nicht ersolgloS, daß sei» Ausharren aus seinem parlamentarischen Posten wenigstens iu engere» Kreise» als eine Nolhwendigteit erkannt wird. Wie Deutschland keinen zweiten BiSmarck bat, so hat eS keine» zweiten Bennigse». Das wisse» auch Die, die ibn bekämpfe», verdächtige», ja hasse». Kein Redner zwingt ihnen eine solche Ausmerlsamkcit, ein solches Eingehen aus seine AuS sührungen ab , kein Zweiter imponirt ihnen wie er. Und alle seine Gegner desehde» und verdächtigen ihn nur deshalb, weil er nicht in de» Dienst ihrer Dogmen und Interessen sich stellt, sondern mit möglichster lOhjectivitäl die nationale Bc rechtigung aller Parteidogmen und Forderungen prüst. DaS Collcctivzeuguiß, daS in ihrer Colleetivaeguerschait liegt, beweist am schlagendsten, daß er de» rechten Weg zur Erhaltung deS so schwer Errungenen, zur Herbeijübruiig eines gesetzlichen Zn slandeS geht, unter dem Alle, denen das Reick nicht eui Fruchtbaum ist, vou dem jeder Knabe Frückte, Zweige und Acste begehr lich und unbctachtsam herabrcißcn darf, bis er verdorrt, so glücklich leben können, wie Glieder einer Familie, von denen irdes am Wohlergehen des Andern sich erfreut und es zn fördern sucht, wie LaS eigene. Scheidet aber Bennigsen nock ein zweites Mal ans dem parlamentarischen Leben, so ist auch der Tag nicht fern, an dem aufs Nene der Ruf ergebt: "st kein Bennigsen da'? Tenn je niigczügcller radiealc und sclbstsücktige Bestrebungen das Haupt erbebe» »nd mit fanatischer Blindheit an Dem rütteln, was zwei Jahrzehnte in unsäglichen Mühen geschaffen ; je mehr unser öffentliches Leben zum Tunimelplatz einer wüsten malerialistisckcn Hetzerei wird, um so allgemeiner wird die Erlenutiiiß Dessen wcrde», was Bennigsen dem Vaterlande war und sei» wird »> alle Zukunft, auch wenn er längst versammelt sei» wird zu seinen Vätern: der e hrtiche » alionale Matlcr zwischen den streitende» Parteien und Interessen, zwischen NeichSregicrung und Volksvertretung. 1t Berlin, NordostscecanalS Deutsches Reich. lv. Juli. Wenn die Bereisung deö durch Mitglieder deö BuiidcörathS dcr neuen Wasserstraße selbst »nd de» dazugehörigen großartigen Kunstbaute» gilt, so hatte die Reise des Ministers sür Landwirtbschafl an den Canal den Zweck, sich an Ort und Stelle über die Folgeeinrichtungen zu unterrichten, zu welchen der Canal im Interesse dcr Lantwirthschasl dcr vo» ihm durchschnittenen LandeSlhcile Anlaß gicbt. Es liegt in dcr Natur dcr Sache, daß eine neue, daö ganze Land durchquerende Wasserstraße von den Abmessungen deS NvrdostscceanalS tieseinschncideiite Rückwirkungen auck aus die landwirthsckastlichc» Verhältnisse haben mus; Was die schädlichen Wirkungen anlangt, welche thcils durch die wirthschaftliche Trennung bisher aneinander grenzender Gelände, theil« in dcr Aenderung des Grunrwasscrstaiitcg berbeigcführt werden, so werden sie »n Wescnllickcii bei dem Grunderwerbt ihren Ausgleich thcils durch Geldentschäcigung, theil« durch die Herstellung von Ncbcnanlagen gemäß tz l l de« EiileignungSgcsctzeS gesunden haben. Indem aber mit dem Canal ein neuer überaus IcistuiigSfäbigcr Neeipicnl für die Abwäfferung deS von ibm durchschnittenen Geländes ge wonnen wird, eröffnet sich auch die Möglichkeit werth- voller Verbesserungen der landwirthschastlickc» Verhältnisse. TieS gilt »amentlich von Len großen Mvorslächc», welch« der Canal durckschncidet; hier wird durch planmäßige Ent wässerung sich eine sür die LandeScullur wichtige, umsasscude Melioration durcksctzen lassen. Anrczungcii zur Bildung ent- spreckenkcr Gcnossensckaftcn aus der Grundlage LeS Wasser genoffeiischaftSgesetzeü vom I. April 1879 sind bereits gegeben, und die Reise de- Minister« sür Landwirtbschafl erfolgte wesentlich zu den« Zwecke, sich an Ort und Stelle betreffs der geplanten genossenschastlichen Meliorationen über die Sachlage zu unterrichte». L Berlin, 10. Juli. Die Erklärung, die im „Reichs- anzeizer" gegen die Beschwerden über die AmtSsüb- rung de- deutsche» Gesandten in Centralamerika abgegeben worden ist, lann in einem wichtigen Thcilc nickt als befriedigend erachtet werden. Was den Fall Prowe angcbt, so ist e« jetzt an diesem Herrn, dir Widersprüche zwischen >e»ier Darstellung und derjenigen des Amtsblallc« auszu klären. Ein weiterer Punct dcr Beschuldigungen darf mit der Versicherung, daß dem Ministerresitenten Pcycr Mittheilimgen über die heimliche Ermordung von Deutschen vo» keiner Seite gemacht worden sind, wohl al« erledigt betrachtet werden Wenn der „ReichSanzeigcr" aber die sonstigen, in einzelnen Blättern gegen die Vertretung der deutsche» Interessen in Central- anirrika vorgebrachtcn Klagen abgethan zu haben glaubt, indem er sie al« „gehässig" bezeichnet und feststrllt, daß ähn liche Beschwerden bei der Vorgesetzten Behörde nicht eia»
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