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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940720011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894072001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894072001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-20
- Monat1894-07
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V-r»-s-Prei» -a»t«k»rditi», od« h«, t» Etsd»- «» de» Vororte» errichtete» Au«- I? MMMlioer tü^lcher Z,st«N»», ins »ur» B» Psst bez^m stw » m»d Oesterreich: oteetestädrttch 7^7 Direkte ttaiiche Kreuzhemdstn»»»« ^ «e»Ie»d: »»«atltch 7^0. ^»««».U»taaLe »scheint täglich'/,? Uhr, n »dend-Ausgobr Wochentags b Uhr. »rRlrtii» »»- Lr-editiiv: L»tz»»»e«,sss« 8. edition ü »et »o» Morgen-Ausgabe FUiitle«: «» «n»«'s Esrtt». <«fre» H«t»X n»neesiTaidi»rage Lsnis Asche. DV«i»r»str. 14, -art. u»d Känigsplatz 7. WpMtr.TagMM Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ««zsi-rn^Oich die «gespaltene Petitzetle L- Pfg. NiecU»«»» unter dem Rrdsctionstzrlch (4»»' spalte») VO^, vor de» Famüwnnachrtchkr, ^iSaespaltr,)«^ Größere Schriften laut »aserem Breis» verzeichniß. Tabellarischer »ad gissamsatz «rtra-vetla^n (aesolrt).^»»», »M der Morgen - Ausgabe, ohne Postvefbrderaag ^4 so.—, mit Postdesörderua, 70.—. Annatzmtschluß fiir A»zeizr»t Ab «»d-Tlusgab«: Bormittaas 1« Utk. Morgen-Ausgabe: Nachmmags 4 Ute. So»»« »»d Festtags früh Uhr. Bri den Filialen und Annahmestelle» je ein» halb« Stund« früh«. Anreißen find stets au dir Expedition r» richte». Druck »nd Verlag vo» U. Pol» ln Leipzig ^ZM. Freitag den 20. Juli 1894. 88. Jahrgang Bestellungen auf Reiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer au tle Lxpvältio» üss levlprtxvr ^uxebluttes, JohanniSgafse 8. AmMche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten «ontaö» den SS. Luit L8»4. Adrnd« 6'/, Uhr» t« TttzungSsaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht d«< Orkoaomieansschusses über ». di« RathSvorlagr, bett. Uederuahm» von Strecken der Georgen- und Gartenstrotz« tu städtische Unterhaltung, d. Ausführung von Reparaturen »a der Gohliser Greazbrucke. II. Bericht des Orlonomtr» und Finanzausschasies über Be seitigung des Trenkengrabeus tu Leipzig-Connewitz durch den Bo» «in« Schleich«. m. Bericht des Oekonomie-, Bau- »nd Berkehrsausschusse« über di« Vortags betr. Ueberlaffuug der Universität«-, Post- und Heiligen Wiese» am Scheiben- und Noaneaholz als Aus- stellungsplatz an den geschäftsführeoden Ausschuß der Sächsisch-Thüringischeu Industrie- und Gewerbe-Ausstellung tu Leipzig 1897. IV. Bericht ms Oekouomit-, Verkehrs- und Berfassuagsausschufi über Concrssionsrrtheiluog zum Bau und Betrieb einer elektrischen Straßenbahn und die hiermit i» Verbindung stehenden Eingabe«. V. Bericht des Schul- »»d Bauausschusses Über Allsführung verschiedener Arbeite» an dar Lb. vezirlsschult tu Leipzig- Kleinzschocher. VI. Bericht des Vau- und Oekonomirausschussss über rin Ab kommen mit dem Erbländisch-Rtttrrschastiicheu Lreditverri» wegeg der Platzaestaltuna für den an der Cck« der Gerber- stratze u»d dem Blücherplatz zu errichtende» Neubau. Ausschreibung. Die Ausführung der Erd- nud Mmreoardetten, Stein- «rtzardeiten und AtmmerardeUeu für d«s Betrtebsarbäude. Wohnhaus und Nebengebäude der ll. BetriebSanlag« der städtischen Wasserwerke, westlich von Naunhof gelegen, wird hiermit zur Be. Werbung ausgeschrieben. Bedingungen, Masseuauschläg« uud Zeichnuuge» llegea zur An sicht der Bewerber tu der Geschäftsstelle für de» Erweiterungsbau der städtischen Wasserwerke Leipzig, Lhomaskirchhof 18, II-, aus und kSaur» von dort gegen Entrichtung von L ^l für einen Satz Schriftstück« »ud Zeichnung«» für die Erd- uud Maurerarbeiten und 0,7b ^l für je et»«» Satz Schriftstücke für di« andere» Arbeite» bezogen werde». Die Anaebat, find mit entsprechend» Atlsschrift versehe» bi» zum SO. diese« Monat» IO Uhr vormittags bet der Roatiatur des Rothes dar Stadt Leipzig versiegelt einzufenden. Der Ratb der Stadt Leipzig behält sich dir Wahl unter den Bewerbern oder das siecht vor, sämmtltch» Angebote abz»lrh»e» Leipzig, am SO. Juli 1894. Der »ath her St«dt Leipzig. vr. Georgi. Cichorius. Die städtische Sparkasse beleiht «erthpoptere »uter günstigen V«di»gu»gen. Leipzig, de» 10. Januar 1Ä4. Die Spareassen-reputatton. Hgt. Bangewerkenschule zu Niauen i. V. SU Begtu« de» Unterrichts - Halbjahre« Anmeldungen sind di« zum HP. Septemdrr zu Prospekte mit de» A>' >« r. Oktober . beMirte«. usnahmebedillgnuge» durch «U« vtom«»»«,,. Vas Zrrenwesrn im Königreich Sachse«. ' ll. (Schluß.) Drr Vollständigkeit halber sei noch rin« Betrachtung all gemeiner Natur hinzugefügt, die einen Begriff zum Gegen stand hat, den die neueste Verordnung, dem Anschein nach, mit Unrecht als völlig unzweideutig ansieht. E« ist in den letzten Jahren viel über die Zunahme der Geisteskrankheiten and die Uederfüllung der Jrren- -euser gesprochen und geschrieben worden; zugleich Hausen sich dir Mitt Heilungen von unbegründeten Entmündigungen, unxerechtsrrtigte» Freiheitsberaubungen unter dem Vorwände de« Irrsinn» mehr und. mehru die. zum Behuf« der Reinigong von hierauf bezüglichen Vorwürfen abgegebenen Er klärungen der irrenärztlkchen Versammlungen sind nicht im Stand«, di« gerichtlichen Feststellungen wiverrechllicher Frei- heitsraizirhungrn aus der Welt'»«' schaffen, und es ist nicht zu leugnen, daß rin gewisse« Gefühl der Rechtsunsichrrhrit auf dem Gebiet« des Jrreawrsen« allenthalben obwaltet. Sucht man nach drr hauptsächlichsten Ursache dieses Uebeb stände«, so wird mau ihn unschwer m dem Ausdruck „Geistes- krau kh rit" finden, der so unbestimmt und schwankend ist, das sich Niemand gehindert zu fühle» braucht, etwas Anderes darunter zu verstehen. Namentlich ist die Zahl drr Miß verständnisse gewachsen, seit die Psychiatrie, deren erste nennens- werthe Anfänge nicht »ehr als etwa SO Jahre zurück zu suchen stad, erfolglos bestrebt -«Wesen ist, sich zu einer sprciellea Fachletzre in der mediciaischrn Wissenschaft aus zubilden und innerhalb dieser rin« besondere Stellung eia- zuoehme». Zunächst «in« « übertragener Bedeutung angewandt« Bezeichnung, ist der Begriff der Geisteskrankheit später tormlnuL tvednici» ia drr Xrchtswiffeaschaft und Gesetz gebuag aewordea uud ist von jeher zur Benennung der l«»ige» Handlungsunfähigkeit (Geschäftsunfähigkeit) gebraucht worbe», di« bri ,rg«ud einer Persoa ihre« geistigen Zustandes halber anzunrhmru ist. Geistrskraukheit ,st sonach «iu« b«. sondere Unterart drr Handlungsunfähigkeit, für die gewisse iechtsvorschrifte» gelten; sie ist daher eine juristische Eigenschaft eines RechlSsubjekt«, dasselbe kann geistig gestört oder irre sein, ohne deshalb ohne Weileres als geistrs- rank gellen zu müssen, und ist geisteskrank niemals eher, als bis r« auf di« gesetzlich geordnet« Weise, mithin jetzt durch Beschluß des Amtsgericht-, dafür „erklärt" worden ist. Es ist deshalb völlig widersinnig, wenn die Psychiatrie sich dieses Begriffs bemächtigt und nun den Anspruch erhebt, die allein maßgebende Definition dafür zu liefern; dagegen kann es Niemand zur Verwunderung gereichen, daß die Psychiatrie, nach Eulrnberg's Bierteljahrsschnst Band 49, Heft 2, ihre Unfähig keit zur näheren Umschreibung de« fraglichen Zustandes hat ringestehen müssen. Denn geisteskrank sind eben nur die Personen» die das zuständige Amtsgericht auf Antrag >m reichS- gesetzlichen Entmündigungsverfahren dafür erklärt hat; diese aber bleiben geisteskrank nicht, hisste ihre Gesundheit wieder erlangt haben, sondern bis die Entmündigung wieder ausgehoben worden ist, gleichviel ob das Amtsgericht di« Aufhebung verfügt, während sie noch geistig gestört oder nach dem sie schon längst genesen sind. Unter diesen Umständen ist es mißverständlich, wenn außer halb de- Entmündigungsverfahrens und vor dessen Ab wickelung (statt von Irrsinn oder geistiger Störung, vez. viel leicht Seelenstörung, wie früher stet- gesagt wurde) von Geisteskrankheit uud deren Feststellung im Verkehr oder gar in maßgeblichen Vorschriften auch nur gesprochen wird, und eine Folge diese« bedenklichen Zustandes ist die Erfahrung, daß der Richter geneigt ist, dem Psychiater gleich die Frage nach dem Vorhandensein von Geisteskrankheit schlechthin vor- rulegen, während dieser als Mediciner nur auf purnuoi», fortschreitende Paralyse der Irren u. s. f. zu befinden hat. Die iueupacitzt kor Urs relutiou» ok Isis (Llausislov) ist kein pathologischer Zustand; Wahnsinn, Verrücktheit, Blödsinn und alle die unzähligen psychopathologischen Formen, di« man gegenwärtig mit besonderen Namen auSzrichnet, können zur Geisteskrankheit erst durch das weitere Mittel eines Richterspruches werden, kurz, die Geisteskrankheit ist di« juristisch relevant« Form der Geistesstörung. Würde das nicht fast durchweg verkannt, so würde man auch gemäß der Absicht des Gesetzgebers und insbesondere der Subcommissioa zur Justizcommission, sowie in Ueber- rinftimmung mit Daude's Eommentar weit mehr erfahren« Männer aus den Fach- und Gesellschaftskreisen de- zu Begut achtenden oder vrrlleicht Psychologen zur Untersuchung zrr> ziehen, als gerade AerUe oder Irrenärzte, denen eine gewisse Befangenheit, man mochte sagen Psychosrnriecherei nicht ab zusprechen ist und diagnostische Spitzfindigkeit manchmal näher liegt als klare, weitsichtige Auffassung. Was insbesondere da- engere Vaterland angeht, so liegt rin fernerer Anlaß zu aussälligro Vorkommnissen schlief ' noch in dem sächsischen Gesetz vom 20. Februar 1832, die Ent mündigung und die Bevormundung Geisteskranker, Gebrech sicher und Verschwender betreffend. Obschon nämlich nach sämmtlichen Lehrbüchern der Psychiatrie von Griesinger ab bi« auf die neueste Zeit, nicht minder aber in drr englischen Wissenschaft dir Geistesschwache, namentlich die erworbene und heilbare, rin« einzelne drr vielen Formen von Geistes- kraakhrit ist, die genannt werden, und sonach davon aus- arganaen werden muß, daß auch wegen Geistesschwäche eine Entmündigung nur im Wege des reich-gesetzlich geregelten Entmündigungsverfahren« erfolgen kann, bestimmt tz. 4 de rben genannten sächsischen Gesetze« ganz allgemein, daß .geistesschwache uud andere Personen, die ihres geistigen Zu standes Kälber drr vormundschaftlichen Fürsorge bedürsen" mit einem Vormund versehen und damit in beschränkter Weise entmündigt werden können. Es hängt sonach in der That znr Zeit >m Königreich Sachsen vom Belieben de« Gericht«, arztes ab, ob Jemand an bescheinigter oder frstgestellter Geisteskrankheit leidet, ob er nach der Reichscivilprocebordiiung völlig oder nach Landesrecht th«ilweise zu entmündigen ist und welche ärztliche Pflege ihm schon vorher vier Wochen lang bez. noch geraumere Zeit aufgezwungen werden darf; dies ist um so unzweckmäßiger, als dir meisten geistigen Störungen mit geistiger Abschwachuiia verbunden sind und das landcS- rechtsiche Verfahren gewiss« Vorkehrungen vermissen läßt, die nach dem reichsgesetzlichen EntmündigungSproceß zu Gunsten und zum Schutz des vermeintlichen Kranken getroffen sind. Es wäre dringend zu wünschen, daß die Regierung hier recht bald Klarheit schaffte.. Es erregt gewiß Zweifel an Dem, wa« Rechten« ist, wenn di« Literatur die Giltigkeit deS genanaten Gesetze« bestreitet und auch die sächsischen Land gerichte es immer und immer wieder au« den dargelegtrn Gründen für ungiftig. erklären; e« fehlt an der nöthigen Rechtssicherheit, wenn, wie thatsächlich in Sachsen geschehen, drr Bezirksarzt eine nicht gemeingefährliche Person als geistes krank in «ine Privatirxenanstaft einlirsern, sie dann sofort dem Gerichte als nicht geisteskrank, sondern nur geistesschwach bezeichnen darf und da- Oberlandrsgericht die gleiche Person aus Gruud der nämlichen Unterlagen einmal als geistesschwach nach Landesrecht und einmal als nach Reich-recht geisteskrank behandelt, die um Hilfe angezangen« Staatsanwaltschaft sie hinwiederum für geisteskrank ansieht und schließlich das Land gericht die ganze Vormundschaft beseitigt. vr. V. Deutsches Reich. - Letpztß, lv. Juli. Die Dreistigkeit, mit welcher di« nationalpolnische Agitation heutzutage betrieben wird, hat endlich einen hochstehenden deutschen Provinzialbeamten, den Oberpräsideuten Wrstpreußens, Staatsminister Vr. von Goßler, einige Wort« drr Abwehr finden lassen. Sie sind freilich sehr sanft, dies« Wort«, viel zu rücksichtsvoll, um bri den Deutschen einen kräftigen Widerhall zu wecken und bri den Polen Eindruck zu machen. Vr. von Goßler hielt nämlich auf dem kürzlich in Danzig veranstalteten Provinzial- slnaerfrst nach dem .Geselligen" folgende Rede: „Verehrte Mitglieder des vrrutzischea Provillzial-LLnaerbundel Dt« »ord^stdenische Erupp« de« dentschea Sängerbundes seirrt heute a» der Weichsel ihr Sängerseft. Wie sollt« Ich mich »nlersangen. dt« Macht des Gesanges in kurzen Worte» heut« zu schildern. Unser »»sterblicher Dichter Schiller bat den Gesang vergliche» mit dem vergstrom, und doch hat Schiller das dentsch« Lied nicht gekannt, das erst erwachsen ist in aller Still« znr Zeit der Knechtschaft und der tiefste» Erniedrigung unsrres Vaterlandes. Theodor Körner >at daS Lob deS deutschen LiedeS gesungen, Ernst Moritz Arndt chaute in die ferne Zukunft de- deutschen Vaterland«- und schenkt« uns sein herrliche«: „Was ist des Deutsche» Vaterland?" Losin,an» von Fallersleben sang uns endlich sein Lied von den „sausenden Schwingen". Die deutsch« Freiheit ist freilich nicht erturut und »rsu»gen worden, aber der deutsche Zollverein allein hat sie auch nicht gemacht. DaS deutsche Vaterland ist gegründet worden dadurch, datz da» Volk daS Letzte dafür einsetzte. Dem deutschen Gesang ist eS vergönnt gewesen, die Grenzen Frankreichs zu überschreiten. Wir im Oste» haben allen Grund, den Gesang zu pflegen. Erst vor wenigen Tage» hat man ganz in unserer Nähe die Weichsel als polnischen Strom gefeiert. Sollen wir denn zugeben, daß nur der Rhein, der Main, der Neckar, die Weser, die Elbe u. B. >11. deutsche Ströme genannt werden? Lehrt uns nicht Thora und Morienburg, waS bei unS deutsche Ritterkrast geschaffen hat? Bom Deutschen galt lange Zeit da- Sprichwort: „WaS er hat, daS will er nicht und wa» er will, das hat er nicht". Ta» ist nu» Gott sei Dank vorbei, der deutsch« Michel ist begraben und wird mit Gottes Hilfe nicht wieder auf- erstehen. Kein Barbarossa hat da- neue deutsche Reich gegründet, eS war ein Borbablanco, kein Hohensiause, aber ein hohenzoller, der Erbe jene« Brandenburger Kurfürsten, der sich einst in König-- berg aus eigener Macht die Königskrone aufs Haupt gesetzt hat. Wir Preußen zeichnen uns dadurch aus, daß wir unseren Königen nicht nur gehorchen, sondern sie auch lieben. An unseres KaistrS Wieg« hat nicht nur der Purpur und der Hermelin Palhc gestanden, sondern auch die Poesie, die Kunst, die Musik. Auch in dieser Beziehung is! Kaiser Wilhelm II. der Unsere; auch er ist rin Freuud de- Liedes und de- Gesanges Deshalb bitte ich Sie, meine Herren Sänger, mit mir einzusliminen in de» Nus: Kaiser Wilhelm leb. hoch!" Wie gesagt, die Zurückhaltung, die der wrstpreußische Oberpräsideiil sich auferlcgt, ist sehr groß. Bei der Stellung aber, welche die Regierung in der polnischen Frage ein nimmt, ist auch die schüchternste Kuiidgebnnz gegen polnische Uedergriffe, die von amtlicher Seite erfolgt, mit Dankbarkeit zu begrüßen. Bom Obcrprästdenten der Provinz Posen ist eine ähnliche Aeußerung noch nicht bekannt geworden. Au Gelegenheit, in demselben Sinne wie vr. v. Goßler sich ver nehmen zu lassen» dürfte eS ihm kaum gefehlt haben ^ Berlin, 19. Juli. Aus Baden schreibt man unS: Die Ultramvntanen hier zu Lande gehen in ihrer Anmaßung immer weiter. Jetzt haben sie eine Agitation in» Werk t gegen die Lutherfestspielr, die in einigen badischen täbten veranstaltet werden sollen, obgleich dieselben natürlich rein privater Natur sind und in geschlossenen Räumen statt finden. Die geistlichen Hetzer drohen sogar, sie würden Schmähschriften gegen Luther massenhaft im Volk vrr breiten. Damit würde» sie nun freilich kein Glück babcn. Was sie etwa zur Beschinipsung Luthers herbeischaffe,, könnten, wäre ein Körnchen gegen den Berg vo» Sünde und Schande, den seit Jahrhunderten katholische Priester, von Päpsten bis zu Mönchen, zusammenaehaufl. Dabei haben e- die Ultramontanen durchgefttzt, daß sie, was früher verboten war, jetzt an den meisten Orten da- Krohn- lcichnamSsest wieder durch öffentliche Umzüge feiern dürfen, wa- lediglich den Zweck und die Folge hat. Andersgläubige zu reizen, und fortwährend zu rohen Beschimpfungen und Mißhandlungen von Vorübergehenden führt, die keine Ursache sehe», katholischen Priestern und Heiligthümern ihre Ver ehrung zu bezeugen. Die protestantischen Einrichtungen und die Reformatoren darf man ungestraft schmähen, wenn aber Einer irgend eine Aeußerlichkeit der katholischen Kirche an> greift, erbebt sich ein solche- Geschrei, daß gleich der Staat- anwalt herbeikommt. Und dann klagen diese Leute noch über mangelhafte Parität! In diesem ganzen Jahrhundert ist die ultramontane Anmaßung und Ueberhebung in Baden noch nicht so groß gewesen wie gegenwärtig, und anderwärts ist e- ebenso. ll Verltn, 19. Juli. Der Umstand, daß in Petersburg die Eholera Fortschritte macht, wird von verschiedene» Londoner Blättern zum Anlaß genommen, strenge Eontrol maßregeln argen Provenienzen au« — norddeutschen Hasen Plätzen zu fordern, weil erfahrung-mäßig di« Cholera, so oft sie >n England ausgetreten, auf dem Wege von Rußland über deutsche Häsen nach dort gelangt sei. Da- Wahrheit-widrige und Tendenziöse eine« solchen Raisonnement« liegt aus der Hand. Abgesehen von den acteiiniLßig erwiesenen Fällen, wo die Cyolrrakeime aus Mittelmeer- und orientalischen Häse» nach England ringeschleppt wurden, sowie von dem ständigen direkten Verkehr zwischen russischen Ostsecplätzcn und englische» Häfen, weiß man in England gut genug, daß der sanitäre UrberwachungSdienst nirgends besser organisirt ist und gewissenhafter gehandhabt wird, als gerade in Deutschland. Bei der heutigen Sachlage ist die Einnistung der von auswärts nach Deutschland gelangenden Seuchenkrime auf deutschem Boden in äußerstem Maße erschwert, eine Weiterverschleppung von hier aber so gut wie völlig au- aeschlossen. In Wahrheit ist e« denn auch den englischen Preßstimmen, welche streune Controlmaßregeln gegen Pro venienzen au« deutschen Häfen fordern, wohl weniger um sanitäre Rücksichten zu thun, als um einen plausiblen Vor wand, die heimiscke Geschäftswelt in Etwa« von drr deutschen Concurrenz zu entlasten. Daß man sich dazu aber solcher fadenscheinigen Argumente bedient, zeigt am besten, wie wenig Vertrauen die englischen Jnteressenkreise zu einem loyalen Wettbewerb ibrrr eigenen gewerblichen Leistungsfähigkeit mir der Deutschland- hegen. L. Berit«, »9. Juli. (Privattrlegramm.) 101 Ntp- sorfer Gsftwtrttz«, die aus der Boycottliste steh-ky beschlossen nach der „Nat.-Ztg.*, einstimmig die Abschaffung de- „Vor wärts". L. Berlin» t9. Juli. (Privattelegramm.) Ma>or von Wtssmnnn ist heute von Eonstanz nach Wien ab gereist «nd wird sich von hier nach Lauterberg im Harz begeben. * Au« Rorsschleswt«, l7. Juli. DaS Fest der deutschen NordschleSwiaer hat auf KnivSbera am 15. d. M. eine» sehr ersreulichen verlaus genommen. Au- den Kreisen Flensburg und Svnprrhurg tvarrn nur wenig Theilnehmrr erschienen desto mehr au< dem eigentlichen NvrdschleSwig, in welche», der Festorl an der Ostsee zwischen Apenrade und Hadersleben liegt. Die Hauptredr hielt der nationallidrrale Reichstags abgeordnete für Flensburg-Apenrade Schiffsrbeder Jehsen. wäbreud der Landpastor Jessen an die uralte Eigenschaft drr nordschleswigschen Städte und besonders des an der Grenze gelegenen Hadersleben als deutsche» Eulturmittelpunc« «r innerte; außer in den Jahre» l85t —64 ist dort seit der Reformation stet« von eingeborenen Lehrern Deutsch unter richtet worden. Bezeichnender Weise schweigt die sonst über NoidschleSwig siel« sehr beredte Kopenhagen» Presse dieses deutsche Partciscst vom 15. d. M. bi« jetzt völlig todt. * Varzin, l8. Juli. Fürst BiSmarck hat sich auf ein» Reise nach Varzin während de- kurzen Aufenthaltes »1 Stettin auch über seinen Gesundheitszustand geäußert. Er unterhielt sich mit dem Hauptmann v. Busse vom dortigen Grenadier-Regiment und versicherte, daß eS mit seiner Ge- undheit gut siehe, nur schlafen könne er sehr schlecht; wenn er von drei Nächten eine schlafe, so sei das schon viel. Seine neuralgischen GesichtSschmerzen, die ihn hin und wieder und auch gegenwärtig plagten, werde er wohl nicht mehr loS- wcrden. Der Fürstin gehe eS nicht gut; sie habe sich wahr- cheinlich in FriebrickiSruh bei einer Fahrt im offenen Wagen erkältet und ihr Besinven mache ihm Sorgen. * Rostock, 18 Juli. Der 28. BerbandStag der deutschen Barbiere und Friseure, der hier tagt, beschloß an seinem heutige» erste» BerakhungStage, eine Petition an maßgebender Stelle einzureichen, in der er um Einführung der Sonn tagsruhe von 2 Uhr ab, sowie de» JnnungSzwangS ersucht, sich aber gegen die Einführung der Alters- und Jn- valivitälSversicherung erklärt. Bertrrten waren «5 Städte. * Doltngen, 17. Juli. Die Stadtverordneten be- chlvsse», vom t. April 1895 die Biersteuer einzuführen, außerdem sollen mit demselben Tage folgende neue Steuern in Kraft treten: eine Umsatzsteuer für den Verkauf von Immobilie», eine Elaviersteuer und eine Fahrrad teuer (je U) -ck); dir Hundesteuer soll von 9 auf 12 V/ ür de» ersten und aus >8 -ck für den zweiten Hund erhöht werden; die bisherige Lustbarkeilsteuer wird um etwa das Doppelte erhöht und trifft künftig auch die geschloffenen Festlichkeiten der Vereine. * Vrcsla». 18. Juli. Die Nachricht, der Licgnitzer Re gierungspräsident Prinz Hanbjery sei zum Obrrprästdenten von Schlesien auserschW, wird von der .Brest. Z." »uf Grund authentischer Information als unbegründet bezeichnet. Ürder da« Gesuch de- Obrrprästdenten, ihn zum l. Octobcr d. I. von seinem Amt« zu entbinden, soll, wie die „Schl. Ztg." hört, bisher noch immer kein Beschluß gefaßt worden sein. * WleStnden. >9. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser wird, dem „Rheinischen Courier" zufolge, der Eröffnung de- hieflgcn neue» Königlichen Theater« am 16. October beiwohnen. Oesterreich-Ungarn. * tUausenburg, l9. Juli. (Telegramm.) Der Minister des Innern Hieronymi wurde bei seinem Eintreffen am Bahnhöfe vom Bürger in eister kinpfangen, welcher sagte, der Minister werde sich persönlich von den durch gewissenlose Agita tionen hervorgerufenen traurige» Zuständen überzeugen können. Die Anwesenheit de- Ministers werde die friedliche Beilegung der Zwistigkeiten fördern. DerMinister erwiderte daraus, er wolle durch seine» wenn auch nur kurzen Aufenthalt die Bedeutung der Verhältnisse diesem Landes- theile kundgeben und alle ehrlichen Bestrebungen vereinigen, welche eine friedliche Lösung bezwecken. Die Rede deS Ministers rief lebhaften Beifall unter den Anwesenden hervor. Unter denselben befanden sich auch einige Rumänen. * Pest, 18. Juli. Nach einer Meldung de» „Nemzct" ist da- Mitglied der ungarischen liberalen Partei, Graf Andor Festetitsck zum ungariichen Ackerbanininister ernannt worden. Gras Andor Festelilsch, der i»i 52. Lebens jahre stebt und ein Schwager des früheren Ministerpräsidenten Grafen Julius Srapary ist, gehört dem ungarische» Abgrord- netenhause erst seil den Neuwahlen VeS Jahre« 1892 an. Früher beschränkte er sich ans seinen Sitz im Oberhause und aus die Theilnahme am politischen »nd wirthschastlichen Leben des Eisenvurger ConiitaiS, in welchem er eine sehr große sideicomnlissarische Herrschaft besitzt und verwaltet. Man rühmt ihm nach, daß er ei» ausgezeicbnetrr Landwirth und iu alle» wirthschastlichen Fragen sehr bewandert ist. * Pest, 19.Juli. (Telegramm.) 15V Straßenbahn- Schaffner reichten mit Umgehung der Directio» an den Handel-minister ein Me»10randum über ihre schlechte Lage ein und beschlösse», falls keine Abhilfe erfolge, für den SlrpbanStag den Ausstand. (Voss. Ztg.) Frankreich. * Parts, l9.Juli. (Telegramm.) In dem heute ab- gehaltenen Ministerratde theilte drr Minister de« Aus- wärtigen, Hanoteaux, mit, daß der König der Belgier Volder und Gossinet beauftragt habe, sich zu Unterhand lungen über die Convention zwischen England und dem Congostaate nach Paris zu begeben. * Parts, 19. Juli. (Telegramm.) In einem vom „Journal" veröffentlichten Berichte über die Unterredung Casimir Perier'S mit dem italienischen Deputirlc» Bonghi heißt eS, Bongbi habe bei seinem Besuch im Elysöe seiner Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß zwischen Frank reich und Italien ein einfache- Mißverstandniß bestehe. Präsident Casimir Perier habe geantwortet, er würde glücklich sein, eine Annäherung zwischen beiden Ländern zu sehe», und hinzugesügt, daß, trotz de- Dreibundes, der allgemeine Wunsch nach Versöhnung einer ruhige» und fruchtbareren Zu kunft entgrgrnzusrhtu gestatte. (Wiederholt.) Belgier». * Brüssel, >8. Juli. Die Untersuchung gegen die Lütticher Anarchisten ist abgeschloffen; zwanzig Anarchisten, von denen einige flüchtig sind, werden vor da« Lütticher Schwurgericht gestellt unter der Anschuldigung, eine Bereinigung von Uebelthätern gebildet zu haben, um Anschläge gegen Personen »nd Eigenthum auSzusübren, ferner wegen Drohungen mittelst gedruckter und vertheilter Schriftstücke, wegen Dynamitdieb- stabls in Chevron, wegen Zerstörung oder Versuches drr Zer störung de« königlichen Theater«, des Hauses des Bürgermeisters, brr Jakobskirche und de« Hauses des Arztes Rensou. — Eine Anklage. »>>« kurchwra schwer- Zuchthausstrafen in Au«.
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