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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940811013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894081101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894081101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-11
- Monat1894-08
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Vez«--.PteiA W ß« tzanpUlpedittou oder de« im EtabS» A8»I? ttgiüh« 4«tztiNl»> « Morgen-Ausgabe »<«PWoe»»r1aabe erscheint Utgiich V.7Atz^ N. «ochratag, 5 Uhr. Lrd«ction,ad Expedition: T«hau»e»§affe 8. «e EKMtt«l» voche,»^» «nmterßroch», ^V»e« M, früh 8 bi« Abeubl 7 Uhr. -Filiole«: VN» KN»«'» («lsretz 1. «-»«» Asche. Rrihrrtrnistr. 1«, pari. and Kö,i,r»bl«tz 7. tiWgcr.Tagtl>latt Anzeiger^ e,»» str r-l-ii-iMt. s>o»l»- Zur gefälligen Pachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IS. August, Bormittags nur bis V,9 iihr geöffnet. LxpeÄltlon Äss I^vlprlxvr D»xvdl»ttv8. Tonnabend den 11. August 1894. Anzeigen-PreiS die Oq.'paltene Petitzeile 20 Pfg.- Reclamcn »urlcr dem üiebactionSstrich (4»a» spalte«) VOH, vor den Familiennechrtchtr» (Sgelpalten) <0 4 Größere Schriften laut unfrrrm Pret». verzeichittß. Tabellarücher und Zifsmrfatz »ach höhere« Lartf. Ertr«>Vtila>e» (gefalzt), »ur «u >a M argen, «ulaabe, «hu» Postbesörder»»» >l ÜO.-, mit Postbesörderu», ^4 7L-. Ännahmeschluß str Anzeige»; Abeah.Lu-gab«: vormittag» 10 UhL s Morge»-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- »ad Festtag« früh '/»v Uhr. Bei he» Filialen und Annahmestelle» je et« halbe Stund« früher. A»«»t««» sinh stet« ,» die Urpedtttau zu richte». Druck »»h Verlag von E. Pol» i» Leipzig 88. Jahrgang. Amüiche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der Aus»«« der verkans«du»en für die um LS. ds«. Mt«, beaiunend» Michaelismiste kann dom 17. Angttst »h erfolgen und «st bi« spätesten« zu« »4. Angnft ,« dernlc». vm dem Aus»«» per T«rrO«stet» und der au« einem leichten Zeltbau bestehenden Schaubude» kann am 2«. August begannen werben. Da» Auspackrn der Waaren in den Lrrkaus«bud«a ist schon am LS. August gestattet. Etwaige, lediglich auf den Verkauf bezügliche Gesucht und An. fragen sind an unseren Markttnspector Reulsch, Naschmarkt Nr. 1, 3. Stockwerk, zu richten. Leipzig. am 8. August 1804. Id. »71L »er «ath her Stadt Leipzig. vr. DrSudliu. Moneck. Vermiethung. Ju den reich«eige»«n Grundstücken Griunuatscher Stein- »»«» N »»d Poststratze 4 „3 8 find vom 1. October ad oder später zu vermiethen: Grinunaischrr Gteintneg N» vorderaedäud«, freundlich« Wohnung im 4. Stock (4 zweifevstr. Zimmer und ^ ZnbedSr) , . 500 ^4 ^enhgfelbst i» 3. Stock Le« rechte» Seitengebäude«: große, ptttel»chtet» G»Ichäft«riume <260 am) 1600 ^4 Boststrah« Nr. 4, Itnke« HosgebLude, 2. Stock ». 3. Stoch 3 Arbeit»Iäl« (16 und 14 Fenster) >. . 1000 u« Voststraßr Nr. 8» 8. Stock, 1 drei» und rin« zweifenstrige Stube, Kammer u. s. « 800 ^4 Meldung»» wegen Besichtigung her Räum« «nh MtethSaesuch« sind an da« Kaiserliche Postamt 1 am Augustusplatz (Auskunft«. stell«, Eingang im Posthose) zu richten. Leipzig, 8. Angost 1894^ Der Kntsrrlt-e Vber-Vostdtrector. Hall«. Die englischen NachbarschaftSgilden und die deutschen Volkswohlvereine. tt. Dir Bedeutung, welche für da« volkgleben ia einer gesunden Befriedigung de« Geselligkeit«- und Er- dolungSbedürfnisse« liegt, wird immer klarer erkannt, und demgemäß wendet sich auch dir gemeinnützige Thätigkeit diesem Zweige der socialen Hilf«arb»it in immer erheblicherem Maße zu. Da« Erstarken der Bewegung für VolkSunter- baltung«abende und für Volk«« n«d Sugrndspirlr in Deutschland sind Beweise dafür, wrlchr Wichtigkeit -llerort« der Fürsorge für eine edle BolkSerholuna bri- gemeffen wird. Der Drganisakion der BolkSgeselligkeit hat sich schon seit längerer Zeit dir Kirche untrrzogen und in ihren HauSväterverbanden, >n Jüngling», und Sungfrauenvereinen weiten Kreisen eine Zuflucht geboten, für welch« da« regellosr gesellig« Leben, in«besondere m den Großstädten, «ine sittliche und wirthschaftlichr Gefahr zu werdrn droht«. Ntuerding« sind fast zu gleicher Zeit und unabhängig von einander in England und Deutschland gemeinnützige Veranstaltungen in« Leben gerufen worden, welche die Organisation der Bott«» geselligkrit in umfassendem Maße brzwrckeo, die „Nachbar schaft-gilden und die BolkSwohlverrine". Zwischen beiden bestehen naturgemäß, entsprechend dem verschied,n«n Volk«- charakter, deu verschiedenen Anschauungen ihrer Gründer, der verschiedenen Art und Weise ihrer Enlstrhung, mancherlei Unterschiede; aber eine Nrbrneinandtrstelluag beider Be wegungen wird zeigen» wie da« gleiche sociale Bedürfniß, dem sie ihre Entstehung verdanken, auch eine innert Ver wandtschaft ihrer Einrichtungen und Endziele zur Folge hat. Die Nachbarschasl-Lilden haben ihre geistig« Gr» burtHätte io Toyobe« Hall, der btkannten Ansttdlung junger studirter 8«utr im Ostend« London«, welch« dort au« der umwabnendr« Arbeiterbevölkeruag lernbegierige Jünglinge und Männer um sich schaare», unterrichtScurse für sie ad» kalten, Lestklaflen bilden, sie zu unterstützen suchen und für ihre Erholungen und Vergnügungen Sorge tragen. Der Be gründer der NachbarschaftSgilden, Dtanton Eoit, drffen Büchlei» „NachbarschaftSgilden, eiu Werkzeug socialer Reform" vor Kurze« auch in deutfcher Uebersrtzung erschienen ist (Berlin >893, Robert Oppenheim, 2 -§), hat dort einige Monate verlebt und den Entschluß gefaßt, die dortige Organisation in etwa« verändertrrForm nach Amerika, seiner Heimath, zu verpflanzen. I« Jahre 1887 begründete er in einem Armenviertel New- Tiorl« die erste Nachbarschaft«-!!»«, deren Mitglieder sich in vier honptsächlich nach Alter und Geschlecht gesondert« Ab theilungen, „Club«', gliederten, auch einen Kindergarten unterhielten. Amerikanische Studenten stellten sich ihm bald zur Verfügung, und e« wurden attch in BrooNyn und Phila- delphia Nachbarkchastggilde« eingerichtet. Im Jahre 1889 wurde Eoit noch London berufen und hat dort dir erste Londoner Rachtz«rschaft«ailde degründrt, welch« bereit« »in eigne« ElubhauS .Seighton Hall" besitzt, wo die verschiedenen Club« der Gilde ihr» Sitzungen «»halten anch Muflkaufsührnnge» nud Lanzvergaügungen statt- staden. Di« Grnndpdanken der Eoit'sch«n Rachbarsch-ft«gilden sind folaend«: Di« n»b««ittrlter»n volkßkMis«, in«d«sond»rt die Lohnordekter. khavr» sich dnrch «me geeignete Organisation die vortheil« der hhherr» Enltur verschaffe», welche dem Einzelnen wegm seiner beschränkten Mittel nicht erreichbar "ind. Bei der enormen Ausdehnung haben zu diesem Zwecke gebildete sociale Bereinigungen nur Lebensfähigkeit, wenn sie Haltung der schon sich blo« auf die Bewohnerschaft benachbarter Straßen, auf die Nachbarschaft beschränken. Die bi«herigen politischen, gewerk schaftlichen, religiösen Vereine tbnnrn in dieser Richtung nur wenig leisten» weil sie die Menschen nach Geschlecht und Alter, Aoschauungeo undGlauben«meinungen trennen und insbesondere dir Familie zerreißen. Es bedarf daher einmal Bereinigungen der ganzen Familien der Nachbarschaft zu einer Gilde, inner halb deren dann je die Knaben und Mädchen >m Alter von l2 bis 1? Jahren, die Jünglinge und Jungfrauen von 11 bi» 2S Jahren und sodann endlich die Erwachsenen natür lich« Gruppen, ElubS zu gegenseitiger Belehrung und Unter» Haltung bilden. Sodauu aber soll die NachbarschaflSgilde, wie sie die verschiedenen Familien der Nachbarschaft ebne eine trennend« Schranke von Alter oder Geschlecht, Glauven oder Beruf ia sich zusammenfaßt, auch alle mit einer solchen Organisation erreichbaren Zwecke verfolgen, eine gemeinsame HilsSgenossenschaft für möglichst viele menschliche Ziele sein. Religion und Politik sind dabei au-gtschlossen. Die eigentliche Aufgabe der Gilde ist aber die gegen- festige Belehrung und Unterhaltung, die Geselligkeit. Dazu bedarf die Gilde vor Allem einer größeren Anzahl von Räumen für Bibliothek, Eoncrrte, Vorstellungen, Vorlesungen, Turnübungen, Tanzstunden, gesellige Zusammenkünfte der ganzen Gilde, sowie von Zimmern für Sitzungen, für Lese- kränzchcn und für die Verlammlungen der Einzrlvereine, der nach Aller und Geschlecht gesonderten Clubs. Eine direkte Unterweisung in den gewöhnlichen Fächern der Fortbildung-» und Fachschulen ist nicht in Aussichr genommen, da in den Gilden di« Erziehung im gewöhnlichen Siuue hinter der Pflege de» Gefühl» und VereiuSleben» der Mitglieder zurücklrstt, dir sittliche Vervollkommnung der Mitglieder aber am besten durch die arsrlligea und geschäftlichen Zusammenkünfte und durch die VorstaudSsitzuagrn der verschiedenen Club» erreicht wird. Wohl aber ist eine weilgehendr Unterstützung der wirthschastlichrn Thätigkeit der Gstdenfamiliru beab« fichtigt, z. B. ein« gemeinsame Kohlenoirdrrlage, eia« gemein- samr Küche für die Sommermonate, «in gemeinsamer Waschraum; jede Gilde soll eia« Heimstätte auf dem Lande «00 Kinder d'^"ff7n!°iWaldspir^lay'"'«uch''^«b" einem Volk-uaterbaltung-abende »altuna der schon erway >en v «b-raeaangen. 'st Haltung der schon "?^^NolkSw''oU' Übergegängen. Alle zum Tb.il °u d.« verei« «ol»«°^ sanken ge- diese Veranstaltungen werde" ' „wiesen werden soll, tragen, daß m't Ä!n sollen bezw. überhaupt sondern daß st', m-italiedSbeitrage» zugänglich sind. N.u?Mitglied,r such, der Verein m ^^^z^Sarb'ei. hier einen VerrinigungSpunct bei aanzrn Stadt sind.» sollen. Sr zählt,»««" w-l»e Jahresbeiträge von 2 i» 2 . „ Mindestbeitrag nur in Raten vou ,e SO ^ vierte layruw re von zusammen 2 ^-e letzteren Mitglieder sind bemittelteren Elassen angehören. Die ey ^ hauptsächlich durch d.e B-r-i"«v°r he.le, w'- tte,« in einem VolkShe.m e.» dramatischer Club und ' besuchter Frauenabend; auch werden ,n den VolkShe m.nUnter richlScurse rrtbcilt und Vorlesungen Srhalten, GcsangSwa abende und Kunstwanderungen finden st?"."?" arariiiidet ein im Anschluß an die gemeinnützige Wochenschrift „^olkSwohl" hcrauSgegebeneS MonatSblatt "l'st'ö^,. fammenhalt der Mitglieder; - aber ,u sammenschluß von Nachbarfamilien an rin Volt-Heim, ww ihn die Coit'schen N-chbarschaftSgilden aufweisen, siiiden sch erst schwache Ansätze, eine persönliche Mitarbeiterschast a»S den unbemittelten Kreisen ist eigentlich bloS m wehr vorhanden, welche bei den Kmdersp.ele° >m Walde ihre Dienste leistet, während sonst die BeremSgeschafte ,n der Hauptsache durch besoldete Berufsbeamte besorgt werdcm Auch den vollshcimen liegt der Gedanke zu Grunde, d»8 sie Clubhäuser sür BereinSmitglieder bestimmler Stadtbezirke seia sollen, wennschon an eine Fürsorge über Geselligkeit und Erholung hinaus auch für die Wirthschast der Mit- zur Erholung der Mitglieder besitzen, für die jungen Männer soll «in HeimalhhauS und «ia ebeusolche« für alleinstehend« jung« Mädchen der Gilde errichtet werde». Aber auch Lrmenwesen und Krankenpflege soll unter den «intheilung erlaubt. . n- , ^ Mitgliedern organisirt werden, und zwar findet Coit diese Die beiden gemeinnützigen Bewegungen Seite der Gstdenthätigkeit besonder» wirksam, weil die Deutschland erstreben auf zwei verschiedenen Wegen dasselbe " - . - Mh„nd der Dresdner Verein vorerst die Geselligkeit der Mitglieder organisirt, ihnen die Gelegenheit zur Erholung in den Volk-Heimen bietet und zu gesellschaftlichem Zusammen schluß auffordert, arbeiten die NachbarschaftSgilden mehr von unten herauf: bilden zuerst die gesellschaftlichen Kreise, sam meln deren persönliche Hilfskräfte und suchen nun mit deren Hilfe die nothwendigen Institutionen zu schaffen. Möchte die Zukunft lehren, daß sich auf beiden Wegen da» erstrebte Ziel, di« Veredlung der BolkSgeselligkeit uad BolkSerholung, erreichen läßt! Hilfeleistung dem Armen und Kranken von seinen Nach bar» kommt, di« ihm gleich sieben und ihn genau controliren köuura Unter den Aufgaben der Gilde» befindet sich auch die Einrichtung einer ArbeitSuachweiSstelle. Ihren Mittelpunkt findet die Gilde im „GildcnhauS", von denen da« eine schon bestehende, Leighton Hall, für 1S0V0 >4 erworben ist. Die erstmaligen vollständigen Ein- richtullgSkvsten einer NachbarschaflSgilde in London berechnet Eoit auf 40000 ^4, hofft aber, daß sich di« Gilde nach wenigen Jahren durch ihre Mitgliederbriträge selbstständig erhalten könne, wennschon er deren Mitglirdrrzahl nicht zu groß wünscht. Er erklärt für deu Anfang eine Anzahl von 70 Familien al« durchaus genügend. Auch die Ausbildung von Mitgliedern zu bezahlten Gitdenbeamtrn zieht Coit schon in Erwägung: gegenwärtig wird die vereinsarbeit in der Hauptsache durch aufopfernde junge GUdenmitglirder geleistet, deren Begeisterung für dir Äilvrasache Coit nicht genug rühmen kann. Insbesondere von solchen begeisterten, für diese sociale HilfSarbeit in der schon bestehenden Gilde vor- gebildeten jungen Arbeiter» erwartet Coit dir allmähliche netzartige Ausbreitung der Nachbarschaftsgilden über ganz London, wie er überhaupt einen besonderen Nachdruck auf die zahlreichen persönlichen Hilfskräfte legt, welche durch die Gildenarbeit ia den unteren Clafsra mobil gemacht werden. Die Heimath der BolkSwohlvereine ist Dresden Nach dem Dresdner Vorgang haben sich auch in anderen deutschen Städten Vereine für Volk-Wohl gebildet, die aller dings in ihren Einrichtungen und Zielen oft wesentlich von dem Dresdner Muster avweichen. Eine Schilderung der Entstehungsgeschichte de« Dresdner Volkswohlvereins wird dir Verschiedenheiten zwischen deu englischen und deutschen Brranstaltungen klar hervortreten lasten. In dem im Jahre >883 begründeten Dresdner Bezirksverein gegen den Mißbrauch geistiger Getränk« war da« Bedürfniß her- vorgrtreten» durch postkiv« Veranstaltungen den ver derblichen Einflüssen der SchnapSkneipen uad Tanzböden l waren Dresden , . , > . , erkannt« man dir Nothwendigkei», geeignete Stätte» für da« Gesellig keitsbedürsniß der minderbemittrllen VolkSclassen, welch« dieses Bedürfniß nurzo oft ia niedrigen TchnapSspelunten befriedigen, zu schaffen. E« wurde deshalb im Jahre 1833 im Schooße de« vezirkßvereinS «ia Plan ausgrarbeitet, in verschiedenen Stadfthetlrn Dresden» MusterwirthShäuser zum freundlichen Aufenthalt für die unbemittelten Valtselasten ohne Lerzebrung«- vder Trinkzwang unter dem Namen ,Bolk«h»imr" »u schaffen, n»v es wurde zu diesem Zwecke ein besonderer Verein, »er Verein „Voltswohl'', gegründet. Der Verein will nach tz 2 seiner Statuten „fern v«a jtdrr politischen oder kirchlichen Parkririchtung di« Wohlfahrt aller volksclaflea fördern und eine Geist und Gemllth bildende Geselligkeit unter seinen Mitgliedern pflegen". Al« seine Hauptaufgabe erschien >u- nächst dir Schaffung van Balksbeimen. Gegenwärtig besitzt er vier saicker MusterwirthShäuser, darunter ein» in der in unmittelbarster Näh« DreSben» gelegenen Dresdner Heide, da auch der Wald zn den Zwecken einer «bien Bolt-gesellig- keit heraagrzoaea werden soll. Diese Bolk«h,ime liefern znm Tbeil schon leidlich« UederschÜste, welche für weitere Verein»- zwecke Verwendung staden. Aehnlich wie bei vr» englisch«, NachbarschaftSgilden ließ vir Fürsorge für Jlnaltng« nnd jung« Mädchen von d«r VrrrinSthätigkrit sich nicht trenne«; der Verein hat ein Dienst- boteNbrim und vor Kurzem ein LehrlinaStzrim geschaffen; auch auf die Kinder erstreck»« sich sein« Winsamkri», er bat in dem Garten seine« »inen Bost-Helm« »inen große» Kindrrspieipiatz angelegt und befördert in den Sommerfrriea fast täglich Deutsches Reich. L Berlin, 10. August. Au« Westfalen wird bekanntlich gemeldet, daß auf Veranlassung de« LandwirthschaftSminister- im Herbst eine Commission in Münster zusammentrelen werde, um die Statuten einer LandwirthschaftSkammer sür die Provinz vorzuberathcn. E« wird vorsorglich gleich hinz^u gesügt, daß diese Commission und ihre Arbeit «n keiner Weise entscheidend dafür sei, ob überhaupt eine solche Lanbwirth schastSkammrr in der Provinz einzuricbten wäre. Die Be» dürsnißfragr beantwortet späterhin der Provinziallandtag und dann erst, wenn dieser sein Gutachten abgegeben hat, kann di« Kammer durch königliche Verordnung in« Leben gerufen werden. Die zum Herbst berufene Com misston, »u welcher der landwirthschaftliche Central verein der Provinz und der durch seinen Führer v. Schor lemer-Alst bekauut« westfälische Bauernder«» je 7 Mitglieder rntsendrt, hat also lediglich mit einem Statutenentwurs sich zu beschäftigen, auf Grund besten ander« Instanzen später- bin die LandwirthschaftSkammer errichten können, wenn sie e« für nöthig befinden. Sonst ist eben die Statuten absassung pro nllitlo gewesen. Man kann aber wohl an- nehmen, daß >der LandwirthschaftSminister die Commission nicht berufen hatte, wenn er nicht de- festen Willen» wäre, in Westfalen eine solche Kammer zu schaffen. Deswegen ist e< auch gerechtfertigt, »u fragen, warum gerade Westfalen di« erste LandwirthschaftSkammer erleb»« soll. Da» Bedürfniß eine« Organe«, daS zur Hebung de« bäuerlichen Standes nnt b«,tragt, mag anch ,« Westfalen ,u verspüren sein. Aber doch gewiß nicht in demselben Maße, wie in anderen Pro- vmzen. W.r erinnern un, der interessanten Ziffern über die BerschulduugShöhe in den einzelnen Regierung«- bezirken Preußen-, wie st» der Finanzminister am 23. Avril im «bgeordurtenhause mit,heilte. Darnach sind in den Pro- vmzen Hannover und «heinprovin» Vurchschnittllch ,9. den Provinzen Westfalen und Hesten-Nastau 22, in Schl.Swi v°lst"" 25, m der Provinz Sachsen 2«, hingegen taa c dr«si,n;en bl Prorent von den drei- sährigen Durchschnittsenrägniflen der Landwirthschaft al« «La ÄL »'r Sink.E^'u.r in ^ A ^"e man wohl mi, dem Ein- nctzten von LandwirthschaftSkammern vor allen Dingen im »°mm.,»'«ra'b. beginnen wüsten, sei »un, daß!i! Kammern al« Organe in Betracht kommen, dir den Berus«. weis,» Besserung ihrer Verhältnisse weisen sollen, sei «s, daß man sie als Organe ,u aulacht, lieber Brrathona der Bevörden in« Auge saßt. Mindeften« sonderliche« Compliment, daß dl« Berwaliuna «b.r selbst daun, wenn d.e landwirthschaf.lich? v.rwallung auf Gutacbteu au« dem mittleren Bauernstand« heraus den größeren Werth legte, hätte sic sich doch erinnern dürfe», daß die lebhaftesten Wunsche nach LandwirthschaftSkammer» au« p,r Provinz Sachsen gekommen waren, wo überdies auch die Verschuldung»»«»;« etwa« höher liegt, al« in den Provinzen weiter nach Westen zu. Namentlich der Abgeord nete v. Mende l-SteinfelS — derselbe, der in Salzwedel den trefflichen Sombart zu verdrängen für gut befunden hatte — war ja recht eigentlich der Führer jener Bewegung, die am liebsten da« ganze Land mit den Kammern zwangs weise versehen hätte. E« ist kaum verständlich, warum die Verwaltung, wenn sie doch im Westen der Elbe irgendwo den Anfang mit den Kammern machen wollte, bi« nach West falen ging, wo man kein ganzen Institut mit Mißtrauen und voll Abneigung gegenübersteht, statt gleich in der Provinz Sachsen Halt zu machen, wo so warme Fürsprecher für jene« Institut, wie die Abgeordneten v. Mendel-Strinfel«, v. Erst» u. a. m., zu finden waren. * Berlin, 10. August. Etwas post testum erinnert sich der „Vorwärts", daß am 8. August 25 Jahre seit der Grün dung der „socialdemokratischen Arbeiterpartei" vergangen waren. Nach guter Bourgeois-Sitte widmet da« socialdemokratische Centralorgan diesem parteigeschichtlichen Gedenktage einen — allerdings sehr kur» geratycnen — Iubi- läum-artikrl. Am Schluß der Apotheose wird der Eintritt des „großen Kladderadatsch«" für das Jahr 1919 nicht an- gekünkigt, sondern nur bescheiden gewünscht: „Wenn wieder ein Bierteljahrhundert verstrjchrn srin wird, so wollen wir nicht nur «tzrend der Lpserfreudigkett der verstorbenen Kümvser gedenken, sondern uns auch de» SiegrS erfreuen können." DaS WachStbum der Gocialdemokratie im ersten Viertel jahrhundert ihre« Bestehen» veranschaulichen, wie im Anschluß hieran bemerkt sei, folgende, der „Voss. Ztg." entnommene Zahlen: „Im Jahre 1871 fielen auf die Soclalbemokratte 123975 Stimmen, di» Partei war nur durch zwei Abgeordnete im Reichs- tage vertreten; tm Jahre 1874 erhielt dir Partei SSt 952 Stimmen, die Zahl der Vertreter stieg aus neun; im Jahre 1877 erhielt di« Partei 493 286 Stimmen, di» Zahl der Ver- treter stieg aus zwölf; 1878 ersolgte eia Rückschlag; die Zahl der Stimmen sank aus 437 158, die der Abgeordneten auf neun; I88l lank die Zahl der Stimmen weiter aus 311961, doch stieg die Zahl der Abgeordneten aus zwölf. Dagegen stieg >884 die Zahl der Stimmen aus 549 990 und die Zahl der Abgeordneten ans 25. Bel den Cartelwadlen im Februar 1887 wurden 763 128 Stimmen abgegeben, die Zahl der Abgeordneten sank aus 11; 1890 erhielt die Socialdemokratte 1427 298 Stimme», 1893 sogar 1 786 738 Stimmen. Die Zahl der Abgeordneten stieg 1890 aus 36 und 1893 auf 44. Durch zwei Nachwahlen ist sie seitdem aus 46 erhöht worden. Man steht aus dieser Ueberflcht, daß c» zwar an Schwan kungen nicht gefehlt hat, daß aber im Ganzen die Partei eine gewaltige Bewegung nach oben vollzogen bat. * Berlin, 10. August. In der „Nat.-Ztg." läßt sich ein Richter folgendermaßen au»: „In Ihrem Blatte wird wiederholt „von fachmännischer Seite" empföhle», dem Bier» doycott damit zu begegnen, daß man gegen dessen Anstifter auf Schadenersatz klage. Bei dem heutigen Stande der Jurisprudenz ist niemals vorauSzusagen. waS bei einem Proccsse dieser Art herauSkvmmt, und e« wäre ja möglich, daß Gerichte bei Erhebung einer solchen Klage auf eine Verurthrillina sich rinließen. Wir würden da« aber dem bestehenden Rechte nicht sür entsprechend kalten und würden rö deshalb im Interesse der Gerichte selbst beklage». In der letzten Besprechung (Nr. 447 d. Bl.) wird anerkannt, daß die Beranstalter des BoycottS nur von einem Rechte Gebrauch gemacht haben. Sie sollen aber ersatz pflichtig sein, weil die Aufforderung zum Boycott „wider die guten Sitten" verstoße. Bisher bat nun in unserem Rechte nicht der Grundsatz gegolten, daß ein Verstoß gegen die guten Sitten zum Schadenersatz verpflichte. Gerade darin unter scheiden sich Pflichten des Recht- und Pflichten der Moral, daß für die Einhaltung jener der Staat mit Zwang auftritt, sür dir Einhaltung dieser nickt. Ta« bat auch einrn tief» inneren Grund für sich. Die Pflichten der Moral haben eine so relative Natur, daß e» höchst gewagt sein würde, wenn ihnen gegenüber der Staat mit Zwang austreten wollte. Allerdings enthält der Entwurf eine« deutschen bürgerliche» Gesetzbuch« in tz. 749 (705) eine Bestimmung, wonach unter Umständen auch eine Handlung „Wider die guten Sitten" schadenersatzpflichtig machen soll. Indessen ist diese Bestimmung noch nickt Gesetz und wenn sie Gesetz werden sollte, so wird sie sich verhängniß-- voll genug erweisen. Bei den wirthschaftlicken Kämpfen, die leider heute eine so große Rolle spielen, kann man ja, je nach der Stellung, die man za der Sache einnimmt, dem einen oder dem anderen Theilr den Vorwurf der Jmmoralität machen. Wohin sollte r« aber führen, wenn die Gerichte darüber urtheilen wollten? Solche Kämpfe werden auch nicht bloS von den Arbeitern geführt. ES kommt zum Beispiel vor, daß innerhalb einr« Gewerbebetriebes die besseren Elemente sich zusaminentbun, um durch Ausschließung gegen andere Elemente ein« Art Zwang zu üben, wa« natürlich nicht ohne Schädigung der letzteren abläuft. Hier aber einr Schaden ersatzklage zuzulasten, verletzt tief da« RechtSbewußlsrin. Ein« Art Bovcott wird auch geübt von dem Fabrikherrn, der seinen Arbeitern, und von dem Befehlshaber, der seinen Soldaten verbietet, bestimmte Wirtbschasten zu besuchen. Sollen nun auch dies« auf Schadenersatz belangt werden können? ES ist ia leicht zu sagen, i» diesen Fällen verstoße die Handlung nicht „gegen die guten Sitten". Aber Jeder, der «inen Sinn für Recht hat. wird dnrchsühlen, wie subjektiv jede« solche« llrtbeii ist. E« würde daher stet« mehr »der minder als Willkür empfunden werden und dat Vertrauen, dessen die Gerichte bedürfen, stören. Der staatliche Richter ist nun einmal nicht zum Sittenrichter berufen. Wir möchten daher di« Justiz dringend verwarnen, diesen Weg zu betreten " V. Berlin, lo. August. (Telegramm.) Wie verlautet, wird die Rückkehr de« Kaiser» nach dem Neuen Palais vor aussichtlich am Freitag, den il. d. Mt»., erfolgen. Am >3 August finde« bekanntlich die Herbstparade de» Gardr- Corp« auf dem Tempelhofer Felde statt. ^ 10. August. (Privattrlegramm.) Sn einem Artikel über dir Verschärfung »es Verein«,esetze» schreibt die
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