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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940828018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894082801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894082801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-28
- Monat1894-08
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»»irk , gavesteV' bei «ve BezugSPrei» D» t« H«mvt»r»rditt»a oder de» «»d den Vorort«, erricht llea ab geholt: virrieIjLhrlkch^44 rt«a!tarr »gttche« ZasteNaag ia« Haas^iü^L Dvvch.di, Gost-H»»«»». M , D«»tschl«nd und Oesterreich: vierte l,Lbrlich S.—. Direkt» täglich« Lreu^Midirndua, tut Antlaad: monMch ^4 7.50. Die Morgeu-Antgabe erscheint tSalich '/,7Up>b' di« Abead-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Ledtctto« wtd Lr»e-iklim: S«Ann«iaVe 8. . Morgen-Ausgabe. TlwMü Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamrn unter dem Redactionsstrsch (4g»» spalten) 50^, vor den Familiennachrichtr» (L gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verznchlicß. Tabellarischer und ZiFrrasa- »ach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörderung SO.—, mit Postbefiirdrrung >l 70.-» vtt» «le»«'» «artt». <«lf«h Hahn), Vnkversitrltsftrlchr 1, ' Laut« Lösche, ' . KattzaAurnstr. 14, part. uoL KSulgSpla- V. Anzeiger. §WN fSr Politik, Localgcschichte, Kandels- und Geschliftsverkehr. Zinwhmeschluß fir Äktzeigen: Abrud-AuSgab«: BormUtagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. vei de» Filialen und Annahmestellen j« ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an di, Ergeht««» zu richte». Druck und Verlag voirUL. Pol» ta Leipzig 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekamttmachnrrg, hie An- nnh Abmeldung her Fremden betreffend. Mit Rücksicht auf die bevorstehende MickacliSmeffc bringt das Unterzeichnete Polizeiaint die nachstehenden Besttminungcu des MelderegnlattVS mit dem Bemerken in Erinnerung, daß jede Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe dtS zn ö» ./t oder entsprechende Haft strafe nach sich netzt. Die An- und Abmeldung der Fremden kann sowohl auf dem HanPtmelheamtAbch: ii, Polizetaibüvde, Wttchterflraste 5. Sc Etage, u»d ztvar an Wochentagen in 'benfM von g Vis iS Uhr vor- mittags und von 2 btsVUHr Nachtutttags und an den Sonntagen in der Zeit von '/.II bis 12 Uhr Vormittag», wie auch auf sämnit- lichen BezirkSmrsdesteklr» (Polizeiwachen), und zwar an Wochen- tagen in der Zeit von 8 Uhr Vormittags bis l. Uhr Mittags und von 4 bis 7 Uhr Nachmittags »nd an den Sonntagen in der Zeit von V,I1 bis 12 Uhr vormittag- erfolgen. Leipzig, den 28. August 1894. Da» Polireiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmtd. Eaitenmacher. V.R.356L. aus dem Melderegulativ der Auszug udzi Stadt Leipzig vom 4. Tecember 1890. 8. 12. Jeder in »inem Gafth«se oder in einem mit HcrVergS- berechtignng versehenen ähnlichen Haufe cinkchrende und über Stacht bleibende Fremd« ist vom Gasrwirth oder Quartiergeber, und zwar, falls er vor 8 Ahr Nachmittags onkommt, noch am Tage der Ankuvft, andernfalls aber am folgenden Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt des Polizeiamts Ablh. II oder der de- den Formulars aujumelden. Befinden sich in Begleitung des Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so find dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zu» - - . xrze gleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgere»sten derartigen Fremden zu bewirken. 8.14. Die in Privathäusern absteigenden Fremden, sogenannte Besuchafremhe, sind, sobald Ne länger als 8 Tage hier verweilen, spätestens am 4. Tage, von erfolgter Ankunft an, Vom Quartierwirth beim Meldeamt Abth. II oder der betreffenden Polizeibeztrkswache mündlich oder schriftlich mittels des vorgeschriebe»«» Formulars anzumelden. Bei den etwa in Privathäuser» Wohnung nehmenden Mrs;fremden jedoch hat diese Anmeldung in jeden, Falle, auch wenn sie nur eine Stacht hier blieben, und zwar binnen 24 Ltandr« von der Ankunft an. beim Meldeamt Sptli. 11, als auch in jeder her Bvlizetbezirkaivachen zu geschehe». Ja gleicher Weise ist die Abmeldung binnen, 3 Lagen, bei Metzsremdcu binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise des Fremden oder etwa erfolgter Wohnungsänderung an zu bewirken, 8- 16. Bes den nur einen Monat oder wcniger sich hier auf haltenden Fremden bedarf es ia »er Regel der Vorzeigung oder Niederlegung einer Legitimation nicht, doch bleibt der Fremde jeder, zeit verpflichtet, sich aus amtliches Erfordern über seine Persönlich keit auszuweise«. Fremd«, welche länger hier verweilen wollen, hoben sich in der Regel in ähnlicher Weise zu leaitimiren, wie dies in 8- 1 bezüglich der Einwohner vorgeschriebe» ist, 8. 16. Für rechtzeitige An- «nd Abmeldung der Fremden hasten nicht nur diese selbst, sondern auch die betreffenden Quartierwtrtbk weicht Fremde bet sich aufnehmeu. Lekäimtmachung. Der am 30. Mai diese- Jahres verstorbene Privatmann . Herr Johann L»r( Hrr»ann Lrtdhold hat in seinen, letzten Wille» seine menichenfrcu»Lliche Fürsorge auch bezüglich der Beachten Lech Unterzeichneten Polizeiamls be> thätigt, indem er ^. der Wiltwen- und Waisen-Pensionscasse der Poltzeibeamteo, und ..... . der SchutzmaanScajse . , je 3000 ^ ousgesetzt hat. Nachdem diese Betrage am gestrigen Tage hier Ungezählt worden sind, unterlass«» wir nicht, dem »dien Wohlthäter »nseru wärmsten Lank für diese Zuwendungen nachzurnfen. Leipzig, den 25. August 1894. La» Polizeiamt her Stadt Leipzig, . rJn Stellvertretung: V. ». 3627. ' vr. Schmid. Lm Namen des Königs! In der Privatklagesache der Inhaberin eiueS Instituts für Dameaschneideret Anna Lchörken in Leipzig, '< Privatklagerln, gegen den Hydrotechnik«! Hermann Herhft «n LeipjigHjlagwttz. Angeklagten, wegen Beleidigung hat das Königlich« Schöffengericht zu Leipzig in der Sitzung vom 21. April 1894, au »elcher Theil g«»ommen habe»: 1. Amtsrichter vr. Hatborn» al- Vorsitzender, L Metallaleßereibescher K. L. Kürschner» hier, S. »»usauurn ». M. Lange, hier, al» Schöffen, Referendar Kaiser, als Gerichtsschreiber, für Recht erkannt: Es wird der Angeklagte Wege« Beleidigung zu einer ">> Geldstrafe vo» «inhandertvadzwanzig (120) Merh i» Nichtzahlnagsfallr zu 12 Lgg« Hast. sowie zur Traming der Kosten des Verfahrens, einschließlich der nothwendiorn Anslagr» der Gegnerin, verurcheilt. Im Uebriae» wird der Privatklägcna di« Besugntß ,ag,sprachen, den entscheidend«, Theil des Urtheils binnen 4 Woeh» mich dessen Zustellung au Kosten de« Angeklagte» in, hiesigen Leipziger Tageblatt« zu ver« Ssfrntlichen, von Recht« Wege». Ausgesertigt am 25. Anavp 1894 - - ^ .^cr GuiLtäjchrelber de» Gmi^k.^Gh^t^h^Pzig. brtettzt Leipzig. Die städtische Aparcaste Werthpapiere unter günstigen Bedingungen, stg. de» 10. Januar 1894, Lt« Gpareaffeu-Leputatio«. Diebstahls - Lckailltlmachllilg. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: ' i) 2 Nvanzig-Lallarstücke an, 17. d7 Mts.; 2) eine silberne Rcmontair-Udr >nil Nr. 9502, Goldrand, Sekunde, geriester Siückseite mit Schildchen und kurzer Rtckklkrttk mit blauen Steinen ain 21. d. Mt«.: 3) eine silberne Remoutoir-Uor mit Goldrand und Talmi kette mit vernickelter Lreikaisermünzc und ausgesägtcm alten lItrrgroschcustück vom Jahre 1862. am 18. d. Mts.: 4) etiie silberne ittzluidcruhr mlt Eecunde und Messinglrttr, im Teckel gravirt: „Arthur Reichelt 1887" am 20. d. MtS.; 5) eine silberne isyltnderuhr mit Goldrand und Secunde, im Deckel Ir 1978 gravirt, mit auhängender starker Nickrtkette mit russischer Lilbermüme mit Jnschrist und dem Tatu», „1, XI. 1891", vom 24. bis 25. d. Mts.; 6) eine silberne Stzlinbernbr mit Goldrand, Secunde und Nr. 85 058, vom 25. bi» 26. d, Mts,; 7lcjue goldene LameuLhUuScruhr mit kurzer Kette. Helm und Dolch mit Cigarrenabschneider darstellend, am 25. d, MtS.; 8) e>» Kleid von dunklem Reacnmaiitclstvss, am 25. d. Mts.: 9) ein Herren-Zacket von schwarzbrauu und graucarünem Sommerslosf, mit einer Reihe geriefter Hornknöpse, Vlllettaschchen »nd Kcttchenhenkel, in den Taschen ein Thermometer mit Holz- kapscl, ein Buch „Arzneimittelverordnung von Rabow" und eine Karte aus den Namen „Oswald Weber" an, 21. d. Mts,; 10) 8 verschiedene Tischdecken (roch und weißcarrirt, grau- und weiß-, bez. roth- und gelbaemnsiert), ei» Strahlrohr von Rothgutz, 2 Rasenschecrrn, ein rchra»bc»schlüffet (Franzose) und ein Brnstbotzrrr vom 16, bis >7. d, Mts.-. 11> 4 w vleirohr» ein Mesfing-t-asserhahn, eine Holz- brkleidung, 3 m hoch, eine Holzwaud, iv, m breit und 4 m hoch, vom 7. bis S. d. Mts. Etwaig« Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriininai-Abtheilnng zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 27. August 1894. La« Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Sckmid. Ml. ZUM Parteitage des Centrums. «8. Wenn Talleyrand noch unter den Lügenden weilte, würde er in diesen Tagen wohl eine glänzende Bestätigung eine« berühmtesten „mot," erleben. Zu Köln ist der Katholikentag" versammelt, »nd die Eigenschaft der Sprache als eines Mittel«, seine Gedanken zu verbergen, wird sich dort großartig erproben. Der „Katholikentag" ist, so oft das auch bestritten werden mag, seit Jahrzehnten that sächlich der Parteitag dcö CentrnmS, und die Zustände des EentrumS vertragen keine freie Aussprache. So wird man sich in Köln in der Hauptsache an das halten, was die General- Bersammlung der Katholiken Deutschland- formell ist, nämlich eine kirchliche Versammlung. Man wird, wie vor zwei Jahren in Mainz, de» Ausspruch „katholisch ist Trumpf" variiren und sich freuen, daß der letzten päpstlichen Encyklika der gleiche Gedanke zu Grunde gelegen bat. Es wird auch nicht an der Versicherung fehlen, daß die „Rück kehr" zum KatholicismuS die socialen Gefahren mit einem Schlag beseitigen würde, und selbstverständlich wird die Forderung nach Wiederherstellung der Welt lichen Herrschaft des römischen Stuhle- erhoben werden. Was diesen letzteren Punct betrifft, so bat sich aber soeben etwas sehr Unangenehme« zugetragen. Freiherr Felix v. Los hat die folgenden, die weltliche Herrschaft betreffenden Beschlüsse einer im April in Lüttich veranstalteten „inter nationalen Eonferenz" veröffentlicht: 1) „Recht und Gerechtigkeit erheischen die weltliche Herrschaft de« römischen Stuhles. 2) Tie weltlich« Herrschaft ist unentbehrlich für die Unabhängigkeit des römischen Stuhles in der Regierung der Kirche. 8) Tie weltltche Herrschaft ist die Schntzwchr der Gewissens freiheit der Katholiken der ganzen Welt. 4) Tie Autorität des römischen Stuhles, gefestigt Lurch eine staatliche Unabhängigkeit und mehr und mehr von den Völkern anerkannt und geachtet, wird ia wirksamster Weise zur Erhaltung des Friedens, zur Versöhnung der Völker und der Stände, sowie zum Fortschritte der Livilisation beitragen. 5) Die Größe und Würde Italiens find nicht bedroht, sondern vielmehr gesichert durch dir staatliche Unabhängigkeit be helligen Stuhles, „einer göttliche» J»stit»lion, mit der eS durch die besonderen Rathschtige Gottes verknüpft ist?" (Worte Leo XIII.) Hieraus hat Herr von Lok von einem süddeutschen katho lischen, von Geistlichen viel gelesenen und zum Theil ge schriebenen Blatt eine Antwort erhalten, die dem Verlangen nach Wiederherstellung de« Kirchenstaates vom kirchlichen Standpuuct den Boden entzieht. Sir lautet: „Wir möchten Angesichts dessen doch den „leitenden Kreisen" dieser Katholikentage einmal naheleaen, zu überlegen, was sie denn eigentlich mit ihren „Resolutionen" und „Erklärungen" bezwecken? Ein gründliches Referat über die römische Frage, dos wäre einmal ein Gegenstand, den man aus einem solchen Katholikentag« vor nehmen sollte. Ein solche« gründliche- Referat, wie wir uns dasselbe denken, müßt« aber die Frage ganz anders ansassea, oll sie gewöhnlich von den katholischen Vrreinsrtdnera augesaßt wird. Diese sperre» sich stet» ta denselben Lirkel ein. und gehen ou« dem selben nicht heran». Mag um sie herum die Welt in Trümmer gehen, sie verharre» innerhalb ihres Bannkreises. Heber den prin- cipiellen und thevrrtischen Standpunct kommen sie nicht hinaus. Die Folg« davo» ist, daß sie auch immer nur zu allgemeine» theoretischen Sätzen kommen, denen kein Mensch eine praktische Bedeutung beilegt. Co geht es auch mit der „Erklärung" de» Frhrn. v. Log. Dieselbe sogt etgeatlich gar nichts: sie behauptet größtentheils Dinge, die gar kein Mensch bestreitet. Daß der Papst Souvera in, und nicht Unterthaa des König» von Italien ist, ist Völker- rechtlich anerkannt; all« europäischen Mächte resprrtiren den Papst als Souveroin. halten Gesandt« bei demselben »nd verkehren mit ihm von Macht zu Macht. Ebenso ist unbestritten, dofi der Papst «ine weltliche Macht besitzt; da- anerkennt ja selbst die italienisch, Regierung. Ter vaticaniiche Palast ist dos unbestritten« Eigenthum des Papstes und innerhalb defielben schaltet der Papst als Souverain R«ar dorvvrr also »st der Ttrelk. an dkr Papst eine weltliche Hmschüsk besitzen müsse, sondern mmisi« wie groß sie sein soll. Darüber »ö nünstig« und auch thot'Schllch durchfvh Theoretisch« Resolutionen sind wohlseil wie da- Papier, auf das sie geschrieben oder gedruckt sind." Mit anderen Worten heißt da«: die ven allen Nicht ultramontanen als ein Märchen au«i gefangenen Papst ist wirklich ein Garantiegeseh sichert dem römischen Stuhl eine volle staat licht Unabhängigkeit, die Quadratmeilen de« KirchcnstaatS dieselbe sei und löchten wir einmal ver- jroare Vorschläge hören. oSargeten« Erzählung vom Märchen, da» italienische braucht er nicht, wie denn der Verlust von Quadratmeilen für den Papst schon 1870 nichts Unerhörtes gewesen ist. Bor zehn Jahren Derartiges zu sagen, oder auch nur anzubeutcn, hätte als Ketzerei gegolten, die den Frevler jedes Eredits bei der katholischen Bevölkerung beraubt hätte. Daß sich das gründlich geändert bat, dafür ist die mitgctheilte Zcitungs- anölassung ein vollgiltiger Beweis. Denn wenn das Blatt nicht sicher gewesen wäre, etwas den Mitgliedern des obcr- und nicdcrbayerischcn BaliernbundeS sehr GlaubbasteS und Einleuchtendes z^n sagen, würde cS sich gehütet haben, die laiige und sorgfältig gepflegte Legende vom „Strohlager des Heiligen Vaters" zu zerstören. Es ist ein böser Gruß, der da von dem deutschen Nom an der Isar nach dein deutschen Nom am Rhein gesandt worden ist, denn er besagt: Ihr Ecntrnmsleute seid u»S nicht nur politisch, sondern auch kirchlich keine Autoritäten mehr. Und das ist sehr bitter wegen der Jesuiten-Nesolutivn, die man in Köln beschließen und in der man sage» wird, die Rückberufung der Jesuiten sei ein religiöses Bedürsniß. Daran werden die bäuerischen Bauern noch weniger glauben, als an die Nolbwendigkeil der Wiederherstellung deS Kirchen staates, denn diesen haben sie doch wenigstens gekannt, während kein lebender Bayer jemals jesuitische OrdenS- thätigkeit gesehen bat. Schon die Zulassung der Redempto risten ist mit Gleichgiltigkeit und stellenweise mit Un behagen ausgenommen worden. Nur die Deggen- dorscr freuen sich, weil der Orden durch die Aufführung eines Prachtbaues vermehrte Gelegenheit zum Geldverdienst geben will — ein Erfolg, der auch der Errichtung einer -LtaatSanstalt, selbst unter Mitbeschäftignnz von Protestanten, sicher nicht versagt geblieben wäre. In Köln wird man nichts destoweniger die Rückkehr der Redemptoristen als ein Ereigniß feiern, das die kirchliche Nothwendigkeit deS ungeschmälerten Fortbestandes de« EentrumS aufs Neue dartbue. Aber alle Reken und Beschlüsse werden den „Bauernfang" der ab trünnigen „Junker", da- Mißtrauen der Bauern gegen die treugebliebenen „Junker", den Abfall in Schlesien und in den Städten weitere Verluste an die Socialdcmokratie nickt ver hindern. Die demagogische Saat geht auf, wie im Deutschfreisinn. Deutsches Reich. —si. Berit«, 26. August. Die ultramontane „Kölnische Bolkszeitnng" stellt wieder einmal eine tiefsinnige Be trachtung über die Parität an und kommt dabei zu einer längeren Auseinandersetzung darüber, daß die Justiz dem VerwaltungS fache gegenüber zu rück ge setzt werde. Sie kündigt eine parlamentarische Debatte darüber an, daß die RegierungSpräsidentkn die Gepflogenheit hätten, bei der An stellung im Verwaltungsdienste eine Auswahl unter den Be werbern zu treffen. Kein Gesetz ermächtige die Präsidenten zu diesem Boraehen. Gewiß; aber kein Gesetz verwehrt ihnen dieses Vorgehen. Die demokratische Forderung der „K.VolkSztg", daß jeder Bewerber gleich berücksichtigt werden solle, rührt natürlich davon her, das; nach ibrer Ansicht nicht genug Katholiken im höheren VerwaltungSdiensie tbätig sind. Wir sind aber der Ansicht, daß die Regierungspräsidenten ganz richtig handeln, wenn sie bei der Anstellung von Verwaltungsbeamten vorsichtig sind. Die Stellung eines höheren Verwaltuiigsbeamten ist eine so eigenartige, daß sie eine möglichst große BewegungSfähigkeit und Unabhängigkeit von allen andern Factoren als der Regierung wünschciis- werth erscheinen läßt. Deshalb ist eö auch nicht unrichtig, wenn die Präsidenten auch auf die sociale Stellung der Bewerber Werth legen. Der höhere BerwaltnngSbeamtc ver tritt die Negierung, und cS ist deshalb wünschenSwerlh, daß er in der Lage ist, zu repräsentiren. Aus diesem Grunde ist cS auch nicht so ungerecht, wie die „K. V.-Ztg." eS darstcllt, wenn die Gehaltsverhältnissc bei der Regierung bessere sind, als bei der Justiz. Der Richter hat cS nicht nötbig, irgend welchen Aufwand zu machen, und das Ansehen seiner Stellung leidet nickt im Mindesten darunter, wenn er ein bescheidenes Leben führt. Damit wollen wir durchaus nicht sagen, daß wir gegen eine Gehaltsaufbesserung der deutschen Richter eingenommen wären; wir meinen nur, daß ein Unterschied in der Höhe des Gehalts zwischen Richtern und VerwaltungS beamten nicht ungerechtfertigt genannt werden kann, beson derS wenn man in Betracht zieht. Laß der Richter unabsetzbar ist, während die Berwaltungöbcamten sehr zeitig ihren Abschied erhalten können. Man sollte also lieber den Versuch unter lassen, den Richterstand gegen einen andern Stand zu ver Hetzen, und man braucht auch nickt, wie die „K. V.-Ztg." e« thul, darüber zu seufzen, daß das Ansehen des RichterstandcS herabsinken müsse, wenn er weiterhin so ungerecht »be handelt werde. UnS ist in dieser Hinsicht nicht im Mindesten bange; das Ansehen deS deutschen RichterstandcS ruht auf viel zu stolzen Grundlagen, als daß cs durch GchaltSfragen erschüttert werden könnte. (D Berlin, 27. August. Was Streiks kosten, zeigen die Ausstände der Schuhmacher. Nach der Abrechnung über den UnterstützungSsonts der Schuhmacher DeutschlandS den der Abgeordnete Bock verwaltet, war am 1. Januar d. I ein Eassenbestand von N 12,66 vorhanden, außerdem wurden vom Januar bis Ende Juli eingenommen 2l 080,97 Davon erhielten die Schuhmacher in Burg für ihren in zwischen verloren gegangenen Streik 18 080 die hiesige» streikenden Schnbmacyer 1740 und je 100 -ck sind ins Ausland an die Eollegen in Vcrvier und Pest gesandt worden Die GesammlauSgabe für Streiks belief sich also während der sieben Monate auf 19 820 ungerechnet die von den Locallisten gesammelten Gelder. Und was ist mit dieser Summe, die den übrigen beschäftigten Arbeitern abgepreßl worden, erreicht worden? Hunderte von Arbeitern liegen aus dem Pflaster, und ihre Familien leiden bittere Noth. 1'. Berlin, 27. August. (Telegramm.) Heute früh unternahm der K«tsrr und die Kaiserin einen gemeinsame» Spazierritt in dir Umgebung von Potsdam. Von demselben zurückgekebrt, hörte der Kaiser zunächst den Vortrag des EbefS des Geheimen Eivil-Cabinets und nahm dann die Marine-Vorträge entgegen. Morgen Vormittag gedenkt der Kaiser über Ebarlotlenbnrg nach Berlin zu kommen, in dem i Easernement de« ersten Garde - Tragoner - Regiments zu Pferde zu steigen und um 10 Uhr eine Besichtigung der Truppentheile der 5. Division auf dem Tempclhofer Felde vorzunchmcli. Berlin, 27. August. (Telegramm.) Der Reicks kanzlcr Graf Vap»-ivt ist beute Vormittag nach Karlsbad abgcrcist, von wo er, wie die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet, in der ersten Octobcr Woche nach Berlin zurückkehrt. U. Borkt», 27. August. (Privattelegramm.) Der „Neichsanz." erklärt gegenüber den Mttthcilungcn der „Allgem. Ztg" über neue SchiieUfeurr-Äeschützc, welche bei den diesjährigen Kaiserin«növern versuchsweise von der Eavallcrie benutzt werden sollten (s. Nr. 431 d. „Leipziger Tagebl."), daß von solchen Versuchen bei den zuständige» Behörden nicht? bekannt »st. — An anderer Stelle weist der „ReichSanz." die Angriffe socialdemokratischcr Blätter wegen der Beurlaubuiiacn von Soldaten zur Aus hilfe bei den Erntearbeiten zurück und berichtigt die tendenziösen Angaben dieser Blätter. U. Bcrlt», 27. August. (Privattelegramm.) Der Nordd. Allg. Ztg." zufolge hat der drutschc Gesandte tu Peking aus Weisung des Auswärtigen Amtes sofort nach Empfang der Nachricht von der Gefangennahme zweier katholischen Missionare in Süd-Schantung -durch Briganten Schritte zum Schutze der Missionare acthan. Die Missionare sind bereits in den ersten Tagen des August gegen 4000 -E Lösegcld in Freiheit gesetzt worden. B. Berlin, 27. August. (Privattelegramm.) Poli zeilich aufgelöst wurde eine gestern Abend abgehaltenc - Aliarchistr» - Bersammlung, nachdem ein antisemitischer Anarchist, Namens Keil, durch besligc Angriffe gegen die Juden, welche er mit blutsaugendei, Thieren verglich, wieder holt große» Lärm bervorgcrufcn hatte. Ii. Berlin, 27. August. (Privattelegramm.) So oft an sortscbrittlichen Programmen oder ähnlichen Kund gebungen Kritik von Nation allibcraler Seite geübt wird, wie es soeben wieder gcschcben ist, tauchen in irgend einem Blatte jener Richtung Eitate aus den jetzt 27 Jahre alten ersten Programmen der national-liberale» Partei auf: darin stehe AcknlichcS, wie in den fortschrittlichen Glauben-bekeiinl »issen. Das, so schreibt heute die „Nat.-Ztg", ist nun schon so oft dagewesen, daß es wirklich kaum noch der Müde wcrtk ist, die Antwort immer zu wiederholen, welche lautet: cs ist seitdem ein Biertcljabrbundert vergangen, in dem einige Er fahrungen gemacht wurden. Trotzdem hat die „Frankfurter Ztg." jenen alten Scher; wieder vergebracht, und zwar mit einer geschmacklosen Wicktigtlmerei, die wir ihr bei ciiicm Stücklein, das alle drei oder secks Monate irgendwo aufgcsührt wird, kaum zugetraut hätten. Da die „Franks. Ztg." sich aber dergestalt aus da- Durchsuchen „vergilbter Blätter" a»S dem Jabrc 1867 verlegt hat, so empfehlen wir ihr das Durchblättcru ihres eigenen Jahrgangs 1867; wenn sie einmal dabei ist, kann sic vielleicht auch den Jahrgang 1866 dazu nehmen. Sie wird da über die Bestrebungen zur Errichtung de- Deutschen Reiches, über den preußischen Staat, über FrankfnrlS Zugehörigkeit zn diesem, über Monarchie und Republik und über viele andere Tinge Ansichten finden, zu deren Vertretung in der Gegenwart sie sich vermiithlich so wenig entschließen würde, wie die Nationallibcralen zur Ver tretung jedes PuncteS eines Programms von 1867. Ob die „Franks. Ztg." deshalb auf sich ihr Eitat auwcndcn will: „Wir sind hernntergekominen und wissen selber nicht wie", muß ihr überlassen bleiben. Ii. Berlin, 27. Anglist. (Privat tclcgramm.) Die „Rat. Ztg." bespricht die gestern in Essen vollzogene Bildung einer »eivcrkschastlichrn Lrgaiiisativn christlicher Bergleute und sagt u. A.: „Die Versuche, das religiöse Moment in der socialpolitischen Bewegung besonders zu be tonen, haben bisher in Deutschland nur problematische Er gebnisse gehabt; wir erinnern, um von Herrn Stöcker'S christlich socialer Partei zu schweigen, nur an die Bedenke», welche die Verhandlungen des evangelisch-socialen Eongrcsseö jüngst hervorricsen. Religiöser Sinn kann die Mensche» auch in ihrem socialistischen Verhalten heilsam beeinflussen; daß die Religio» oder gar die Eenscssion aber ein »nmitlel bar wirkender Factor bei der Erledigung von Fragen, wie die fein könnte, ob in die achtstündige Arbeitszeit des Berg mannS die Ein- und Ausfahrt eingerechnet werden soll, das erscheint sehr zweifelhaft. Jndeß da in Rheinland »nv West falen ccnfcssionellc Arbeitervereine eine erhebliche Ausdehnung erlangt baden, mit ihnen also zu rechnen ist, so kann man den Versuch, durch sie die Arbeiteriutercssen im aus gesprochenen Gegensatz zur Socialdcmokratie zu wahren, beifällig anfiiehmcn. Muß aber die Bedeutung deS Essener Unternehmens in diesem Gegensätze erblickt werde», so ist eS »m so ausfallender, daß am c-pchl»ß der gestrige» Versammlung ein katholischer Geistlicher, der Eaplan Ober dörfer aus Köln, sich bemühte, den Gegensatz abzn- schwächcn. Wenn er die versammelten Bergleute warnte, ihre .socialdemokratischcn Kameraden etwa als „Feinde" zn behandeln, so konnte das an sich nnverfänglich. vielleicht sogar nützlich sein; aber die Begründung dieser Warnung mit den Worten, cS könnten Zeiten kommen, wo alle Arbeiter wie ein Mann zusamnieilstehcn müßten — also die soeben sich vrganisirenden christlichen mit den socialdemokratischcn — deutete recht bedenkliche sociale Tendenzen tcö Herrn EaplanS an. Bei aller Sympathie, welche der in Rede stehende Ver such socialpolitischer Organisalion einflößen kan», wirk doch sehr darauf zu achte» sein, welche Persönlichkeiten und Be strebungen darin thatsächlich die Führung erlangen werden." — Vom Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten ist folgendes Rundschreiben erlassen worden: In der Tagcöprcsse werden neben den Mitthei- lungcn über Erkrankungen an Eholcra vielfach auch Nachrichten über cholcraverdächtiac Krankbeitssalle ge bracht. Da von den letzteren in der Regel ein Theil später als nicht auf Cholera beruhend erkannt wird, läßt die Ver öffentlichung aller Verdachtsfälle den Gesnndbeilszustand lliizünstigcr erscheinen, als er tbatsäcklich ist. Der Reiche kanzler hat daraus bingewieseu, daß hieraus für unser» Ver kehr, namentlich »ach dein Auslande bin, die Gefahr eiiipsiiid lichcr Belästigungen erwächst, und daß cs im Interesse des Verkehr- liegt, die nur verdächtigen Krankheitsfälle nicht nur
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