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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940830014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894083001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-30
- Monat1894-08
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Bez«g».Pre» G «er -»»ptrrpedttio, oder d«, t« M»v»- hqirk »nd den vororir, erricht^«» «»»> L°!xit»lle, ab,»hol«: vinvliitzettch^ZI bei »»«tu-liaer iäglicher ZnftrUy^ W?,» La»« >» 5.50. Durch dt» Post bezd-G M' L«avchl-»» »d O»«tcht »»EM» "^LLkLL«?A^- DieMorgnt-Au»aa-, erschrütt t «glich',',7v-r. di« Ld»»d-«u«gad» Wocheitta-s - Ar. Morgen-Ausgabe. »eks»» s NeLaG« »«d Lr»editio«: L»H,,nr«,,G« 8. vieSipeditton ip»och«lta,» »inniterSrochr» g»bff°« von früh Sb^««.d« 7 Uhr. Vtt» «r«M Sarti». («isrrs U»i»rrfitäi«str«ß» i, r«,«« Ln»»-. tnthariaenstr. I«, vor», und König-Platz 7. HMrTasMM Anzeiger. i Organ für Politik, Localgeschichte, Andels- «nd Geschäftsverkehr. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, di« Anm»ld»ng d»r au« tztußlau« »nd Galitztrn znretseiiden Fremden betreffend. Mit Rücksicht darauf, daß in verschiede»»«» Orten Rußland« »nd Galizien« bi» in di« neueste Zeit häufig»« llhrlerasill« vor«,kommen sind, und daß au» beiden Ländern iür d>» nächste» Wochen rin starker Zufluß von Fremden nach hi» zu erwarten steht, wird tm Anschluß an die Bekanntmachung vom 23. diese» Monat», zunächst sür die Dauer d« jetzt beginnenden Mffe, nqch ongeordnet. daß a«, au« ««NinN» «tnschiieglich Paleu«) f«»te ««» Orftrrrrich-Golitten di«h»r kommenden Fremden in tetzem folgend«, Morgen dt« 1» Uhr drin, Meldeamt «bth. ll oder der betreffenden PolizeibeztA-wache onzMtieldrn find. Snsbesondere gilt d-e« «m» »«» «den solchen Fre»den (Meßsremten und Bes»ch«h>rmdrn), die in Prt»atdausrrn absteigen und auch dann, wenn fi« Ikriere Zeit at« a Tag« hi» ver weilen wollen. Wegen der von anderwSrt» z»reisenden Fremden bewendet e» bei 8. 14 de» Melderegnlattv». Zuwiderhaudlungen gegen dies« Anordnung, für deren Befolgung die Quartiergrber wie die Fremden selbst verantwortlich sind, werden init Geldstrafe bl» zu 56 oder mtt entsprechender Haftstrase geahndet werden. Leipzig, den L5. August 1894. Ta« Polizei««» der Stadt Leipzig In Stellvertretung: V.8. 3629. vr. Lchmld. ^ Bekanntmachung. Wegen Pflasterung wird die Kirch-Ltr»«« im Stadtdezirt Lridzia-Liudena» in ihre» Ausdehnung vom Markt dts^tnr Rohfteatz« »o« 81. stetes Mach«»» atz auf di« Dau» d» Arbeiten für de» Antzrserlchr grsPerrt. Leipzig, den 89. August 1t»». Ter «sitz »er »tadt Lei»»»,. IX. 9468. vr. Georgi. Waneck. Bekanntmachung. A« dermirthen ist eine grolle Wohnung nebst reichlichem Zubehör im IN. Ober geschoß de« pädiische» Hautgrundstück» Grtmmatsche GlrstzeNr.» vom 1. Octaber l. I. «ventuell 1. Januar 1895 ob. Im ittnvernehmen mit der aegeuwtrtigen Juheberin und de« Vermiether würde di« Urberuahme d» Wohnung auch vor dem I. October eriolgen können. Micthzesuche werden ans dem Nathhaase, I. iktage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, de, 31. «ugui» 18S4. Ter «ath der Stadt Leitzzig. I». 8863.^ vr. «eorgi. March.. Erlekfgt bat sich nnser« Bekanntmachun, »om SO. galt d. I., di« Diauftmagd Lt«a Gattermann betreffend. Leipzig, d«u Sb. August 1894. Ter Math der Stadt Leipzig, j Annen-Unit, >sttz. X. ». IV» 118üä. tzrutschel. tzr In wemäßheff von -.17 der Leipziger Sparcossen-Ordnung werden u. die Sparbücher Sar. N Nr. 106 ,06. 13? 985, 304 678,311SSS. d. der Quiltungsschet» über da« Sparbuch Ser. II Nr. 94L0S4 hiermit sür ungiltig erklärt. Leipzig, den 38. August 1SS4. Tie Verwaltung de» Leihhaus»« «nd der Stzareaff«. Bekanntmachung. Während der Michaeitd-Weffe liegen znm Nachschlagrn der Metztntrreffentr» mehrere Reich»», sowie Handels», Ge»erde- und Fach-Adrekdücher »nd dt« wichtigste« Stüdte-Adrrstbüchrr bei un« au». Di« «Nutzung d«r Bibliothek ist zu diesen, Zweck« von 10—13 Uhr früh und 4—6 Uhr Nachmittag» g«fiaitet. Leipzig, am L7. August 1894. Dt» Vtdliotheknrrwaltun» der Gandelstammrr (Neue Börse, Trepp» -1. I.) Die Kriegsmacht Nußlands. L -hfl- Nach wie vor rechnet Rußland mit der Möglichkeit eines europäischen Kriege- und fährt daher fort, seine west liche Grenze zu vertheidigen. Datei wird der Schwerpunkt dieser Bestr«buagen auf die an Preußen und Oesterreich grenzenden Gouvernement« verlegt. Durch die Anlage von Eisenbahnen und Chausseen, sowie durch den Bau von Festungen und die fortwährende Verstärkung derselben ist die westliche Grenz« Rußland« jetzt schon zum Kriege voll> kommen bereit. Bei der heutigen Art der Krir-Sführnng spielt die Ent Wickelung de« Eisenbahnwesen« eine so hervorragende Rolle, daß sie auf di« Eröffnung der Feindseligkeiten und teil Gang der Operationen von entscheidendem Einfluß ist Rußland hat daher dem Au«bau seine« Eisenbahnnetze», der Beschaffung von rollendem Material, a«ich der AnSbildunj seine» Beamtenpersooal«, gesteigerte Aufmerksamkeit »u- gewandt» und im russischen Budget nehmen di« hierauf de züglichen Au-gabe» einen nicht unbedruleoden Platz ein Während Rußland im Jahre 186S nicht mehr al» 3906 Irin Eisenbahnen besaß, »«hlt« e« im Jahre 1870 deren bereit« 11 243, bei Ausbruch de« türkischen Kriege« an 26 000, im Jahre 1S86 bereit« SO 884, im Jahre 18vl 32 S72 Ilm. — Rußland hat somit im Laufe von 30 Jahren sein Eisenbahnnetz um d«« Nthlsach« vergrößert, wobei b«. merkt werden muß, daß die meisten neuen Bahnen im Westen de« Lande« angelegt worden sind. Trotzdem aber krank« ha« gesammt« Eisenbahnwesen noch immer an großen, theil« in klimatischen Verhältnissen, theil« i» der Anlage begründeten Mängeln. Al» vergleich dien«, daß Deutschland etwa 42 VOÜ tz» Ltseubahu besitzt, somit gegen iv ovo iuo Lsien- bahn mehr al« da« »eunmat grüßere inrvpLiscke Rußland Bo» der Eisenbahn S» Peter«durg-Mo»kau-R»stow au« gebend, vereinigen sich vier der vorhandenen nach Westen lausenden fünf großen Bahnlinien über Warschau und Brest Ln«»«k an der prrußisch-vsterreichislbro Grenz« bei Myslowitz wahrend fünf andere Transversalbahnen die Verbindung mit dem nördlich«» und südöstlichen Rußland Herstellen Eine direkte Linie von Warschau nach dem Westen in der Richtung Posen-Berlin oder Breslau existirt jedoch nicht und wird, wie Bon Warschau muß man sich entweder^o^wiirkS nach Thorn »der südlich nach Myslowitz (Krakau) wenden. Außer diesen Sisenbahneit sind noch zahlreiche andere Zwischendahnen an gelegt, und die Regierung vermehrt die Zadl derselben von Bahr zu Zahr. Die Verkehr»- und TrapSdorlsähizkeit hat in den westlichen Gebieten in der letzten Zeit sehr wesentlich zugenomniea, Rußland« Eisenbahnnetz ist immerhin ein sehr Weitmaschige«, welche« nur in der Nähe der Westgrenze ,n ten Militärbezirken Warschau und Kiew sich mehr nud mehr verengt, gegen Osten erweitert und in, Norden gänz lich aufbört. Tie Mehrzahl aller Linien ist noch eingleisig. Dieser Umstand erschwert in hohem Maße den Verkehr, unk sowohl der Truppentransport als auch die Berllwilung desMokmeiokS für dir Ersenbahnen seihst w«rvrn darnreb viel u leiden haben. Gisenbahnunsällc sind zwar in R»ß- and keine seltene Erscheinung, im Bergieich aber mit den rüderen Jahren ist auch nach dieser Richtung hiu ein be deutender Fortschritt zu verzeichnen. "Rußland hat aus den chlimmen Erfahrungen de- letzte» Kriege« gelernt. Jetzt ist >ie Leistung«fähigkeil seiner eingleisigen Bahnen durch Ein- chiebung ewer größeren Zahl von iiluSweiä,gleisen auf min- >estenS 16 Züge für den Tag gesteigert, der rwciglcisigen aus mindestens 24 Züge sichergestellt. Zede Gelegenheit wird benutzt, um das Bahnpersonal zu schulen und, wie bei den Manövern des IahrtS 1890 in Wolhynien geschehen, die Bahnen zu umsangreicheu Truppentransporten heranzuricben. Auch das rollend« Material ist in Rußland mehrfa« ver größert worden und von »33 Locomoliven, 1388 Passagier- und 17 088 Güterwagen de- Jahres t8S? auf 596« Loko motiven, '050 Personen« und 1t8l27 Güterwagen im Jahre 1885 gestiegen. Im Budget de- Jahre- 1892 sind sür Eisenbabnbauteu 14 159 5V6 Rudel, sür die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Bahnen 17 200 «M und sür die Be- sckaffung von rollendem Material 2 595 000 Rubel auS- geworfe» worden. Aull, an Chausseen «nd Landstraße, fehlt eö nicht in den westlichen Gouvernement«. Eine große Zahl von Haupt straßen führt cvakeutrisch aus Warschau, so daß die Ber- vindung nach Westen und SUdweften um so gesickerter ge nannt zu werden verdient, als a»ch zahlreiche Zwischen Verbindung«» vorhanden sind. Von Warschau ans unterhalten vier Straßen di« Verbindung mit dein Osten des Reiches, eine fünfte zieht sich über Brrst-LilewSk durch Wolhynien Über Shitamier nach Kiew, bezw. über Balla nach Odessa oder über Dubno und vrodi und Lemberg über Galizien, während eine Zweigstrabe über Pro«kuro nach Kam- menez - PodotSk führt. In neuester Zeit ist in den westlichen Gouvernement- auS strategischen Rücksichten der Vau vieler Chausseen in Angriff genommen und hierbei der Rücksicht Ntchnung getragen worden, daß aus denselben in kürzester Zeit «ine für MilitairtranSporte geeignete Feld eisen bahn hergestellt werden kann. Wa« dir Festungen Rußland« anbetrifft, so sind sie, ebenso wir die Eisenbahnen und Chaussee», in den Grenz gebieten in fortwährendem WachSthum begriffen. Bis vor etwa 12 Jahren beschränkt« sich der künstliche Grenzschutz aus die Weichsellinie mit den Festungen Nowo-Georgiew-k, Warschau, Jwa»gor»d und dem di« linkeFlanke dieser Stellung b>« zu den Rokituosümrfrndrckenden,damalSnochwenigbedeiitcndenWafsen- platze Bresi-vitew-k. Dahinter befanden sich an der Düna, Berestna und de», Dniepr die Festungen Dünaburg, BobruiSk uud Kiew. Erst seit jener Zeit begann Rußland neue Festungen in großartigem Maßstabc zu bauen, Kowno i» der Nähe der pstpreußischen Grenze, Osiowetz, und einige kleinere Anlagen vei Grodno uud Prey sind befestigt worden. Bei Lvmscha, Ostrolenka, PultuSt »nd Segrschen bat man sorlificatorischc Bauten errichtet. Die Festungen Nowo - GeorgiewSk und Jwangorod bei Warschau werden jorlwährend verstärkt. Die Städtchen Annapol und «LamoSc sind gleichfalls befestigt jvorden. Die alte Festung Lüpt ist im letzten Jahrzehnt um gebaut. Ebenso wurde Dubno erst i» neuerer Zeit besestigt, k» soll zur Sicherung de« wichtigen EiseiibahnknotenpuncieS Kowno dienen. Kamenrz, Podots! und Ebotun sickern Ruß land vor Galizien. In der neueren Zeit sind bedeutende Summen sür die Erweiterung und den Ausbau der Festung Kiew, sowie der Hafen-Beseitigungen von Nikolajcw ver ausgabt worden. In Rußland ist seit 1874 die allgemeine Wehrpflicht ein- geführt. Die Gesammtdienstzeit beträgt 23 Jabre und be ginnt mit dem 21. Lebensjahre; »ach dem Wortlaut de« Ge setze« dient der Soldat 5, in Wirklichkeit aber nur 1 Jahre act'v, >3 Jahre in der Reserve, 5 Jahre in der Reichswehr (Lpoltschenie, unserem Landsturm entspreckend). Jene Leute, die nicht in da« stehende Heer eingereiht werden, dienen ihre 23 Jahre in der Reichswehr ab, deren vier jüngste Jahrgänge ebenso wie die Reservisten zu zwei sechs wöchigen Hebungen «ingerogen werden. Für die Finnländer und kaukasischen Völker ist eine kürzere Dienstzeit ringesührt, dagegen dienen die Kosaken leheiiSIänglich und zwar 3 Jahre in der VorbertituogS-, 12 Jahre in de» Front-, 5 in den Ersatzkategorien und La»», bis sie untauglick werden, in der Reichswehr. Jährlich werden annähernd 180 000 Mann dienstpflichtig. Diese Ziffer mit der jenigen der Di'nstpstichtdauer (23) mutliplicirt, ergiebt eine Zahl von 4I 40 000 verfügbaren, durch die Reihen der Armee gegangenen, also au-ardildetea Mannschaften. Hierzu die Reichswehr mit 90 000 Mann jährlichen Zuwachse« ge rechnet, ergiebt weitere 2 070 000 weniger ober schlecht aüs- grbildeter «oldsten. Im Ganzen hat also Rußland über 6 000 000 Streiter zu verfügen, die aber auch auf dem Papier erst nach Lein vollständigen Au-bau der gegenwärtigen Orgavis-swn.'h. i. i»i Jahre 19N, voll würden. Im KriedenSzustand, also ohne die Reservetruppentbeile. zählt die russische Arnie« — wir stellen die Zablen de» deutsche, Heere« eingeklauimert daneben — 1072 Bataillone (538); 050 ESradron« (465); 43» Feld-Batterien (434); 22l KestunaS-Artillerie-Eonipagnieu (124); 146 Eompagnieu lechnisch« Truppen (101). An Reiervetrupprn zähltRußland im Frieden: 144 Bataillone Infanterie, davon sind 28 Regimenter und 2 Bataillone in 7 Bmg»»en vereinigt, 88 Batterien in 6 Brigaden, tO Pionier-Com pagnien. An Reserve-FestmigStruppen zählt Rußland i»> Frieden: 81 Bataillone Infanterie, 221 Compagicn Artillerie. o Fesiung«- sappcurcompagiiien, 4 FestungSgeniezuge u. s. w. Diese Rescrvc- jruppentbeile formiren im Kriege: 540 Bataillone Neserve- Lnsaiiteric. 150 Bataillone Festungs-Infanterie, zusammen 690 Bataillone Infanterie. Tie Rescrvc-Artillerie-Truppen- tbeilc formiren 104 Batterien zu 8 Geschütze». Von der FcstungSartilleri« verwantelu sich 5 AuSfallSbatterien in 16 Batterien. Dir 9 FestungSsappeurcompagnien und die 4 Geniezüge verwandeln sich in 22 Compagnien. Nnzeigen-PreiS isir 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclomea unter demRedactionSslrich (4g«, spallei») 50-H, vor de» Familiennachrichlr» (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unierem Preis- verzeichnitz. Dadellarilcher und Ziffernjatz nach höherem Tarif. G?tra»Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne PoslbelvrLerung ^tl 60—, mit Postbesörderuiig ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgaöe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh ',',9 Uhr. Bei den Filiale» und Annadmmellen >r eine Halde Stunde srüher. >»zei>t, sind stet« an die Exp-dittoi» zu richte». Druck und Verlag von li. Pol» in Leipzig 88. Jahrgang. Deutsches Reich. —Ii Berit», 29. August. Die CentruniSpreffe bemüht sich, die Stellung der Centrum-Partei zu den Fragen, die die nächste parlamentarische Session aussiillen werden, lnöglickst im Dunkeln zu lassen. Man hofft offenbar, bessere Geschäfte zu machen, wenn man so lange als möglich mit seiner Meinung zurückhält. Darum werden aus offene Au slagen zweideutige Antworten gegeben. So halte die „Post" die Erwartung ausgesprochen, daß der Katholikentag eine Klärung bringen würde, wir das Centrum zu de» geplantenAuSiiabmemaßregrln gegen dicSocialisten und Anarchisten sich stelle. Diese Absicht, Klarheit zu schaffe», sucht die „Köln. VolkSztg." zu vereiteln, indem sie versichert, der Katholikentag beschäftige sich nicht mit der artigen politischen Dingen. Völlig aber gelingt c« dem rheinischen ultramontanen Blatte nicht, da» Gebeimniß zu wahren, denn ein ziemlich unmotivirter deftiger Angriff auf die Conservativen und die Erklärung, daß da« Centrum in gegebenen Fällen auch mit der Linken gehen würde, zeigen, daß der Wunsch der „Post", da« Centrui» niöge durch eine Mitwirkung an der Gesepgebung zur Abschwächung der anarchistischen und socialistffchen Gefahr seinen sckon jetzt er heblichen Einfluß erweitern, nicht auf fruchtbaren Boden ge fallen ist. Wir sehen in dieser Thatsache nur einen Beweis mehr dafür, daß die dcmokratisirenden Bestrebungen immer «nehran Boden in derCeiitrumSpartei gewinnen. De» erheuchelte Zorn gegen die Conservativen wegen der Nichiberiick- sichtigung der klerikale» Wünsche bei einigen preußischen Gesetze» ist rS nicht, der da« Centrnm mit den Radikalen liebäugeln läßt, eö ist vielmehr der Fortschritt de- Radikalismus im eigene» Lager. Herr Lieber und Ge nossen sübre» jetzt eben die Geschäfte der Partei und diese Herren glauben, den Kampf gegen die Fortschritte de» Bauernbundes nur führen zu können, wenn sie sich recht radical geberden. Wir glauben freilich, daß da« Cenlruin sich damit zwischen zwei Stühle setzen wird, denn die Fortschritte der bayerischen Banernbündler und ähnlicher Bestrebungen in anderen Tdeilcn de- Reiches werde» sicherlich durch eine derartige Taktik der CentrumSpartei nicht verlangsamt, während aus der anderen Seite der katholische Adel der Parte» immer mehr entfremdet werden muß, je mehr die deine- kratistrenden Tendenzen innerhalb derselben fick breit machen. Die absolut heterogene Zusammensetzung der Partei muß sich eben früher oder später einmal rächen: an dieser historisch nothwendigen Entwickelung werden auch die schönsten Ber- sölniungSreten auf dem Kölner Katholikentage keine Aenderung herbrifübren. ei Berlin, 29. August. Einen sehr zeitgemäßen Gegen stand behandelt eine soeben erschienene kleine Schrift von Hugo Böttgcr: „Der Bausch Windel und daS Pfand- vorreckt der Banhandwerkcr, Lieferanten ». s. w." (Braunschweig, Verlag von Limbach.) Der Verfasser, Re- dacteur der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung", der schon durch werthvolle Schriften Uber die Handwerker frage bekannt ist, beleuchtet gründlich und sachlich die tiefen Schaden, die auf den, Gebiet des Bauband- werks kingerissen sind, Lie gewissenlose Ausbeutung vieler Bauhandwerker durch Speculaiiten und Schwindler, denen schwer beizukomnien ist, und die dagegen möglichen Abwehr- mittel. Seine Ergebnisse faßt er in folgenden Vorschlägen zusammen: l) Sämmtliche beim Neubau eine« Gebäude- velbeiligten Handwerker, Lieferanten und Arbeiter haben bi« sechs Monate nach der baupolizeilichen GebrauchSabnabme de- Gebäudes sür ihre durch Lieseiung von Materialien »nd Arbeiten eatstandenen Forderungen ein Reckt ans Eintragung in da- Grundbuch. Tie so entstandenen Hypotheken genießen bei Gleichbcrecktigung unter sich rin Vorzugsrecht vor allen anderen dingliche» Belastungen, soweit solche nicht ans öffent lichen Titel» beruhe». Neubau im Sinne diese« Gesetze« ist jedes von Grunv au« oder von der Erdoberfläche an er richtete Gebäude. Verträge, welche einen Verzicht auf diese« Reckt auSdrücken,sind gesetzlich unwirksam.Di« Baupolizei hat von jedem von ihr genehmigten Neubau im Sinne diese« Gesetze- der GruntbuchbeborteNachrichtzu geben.wclcheletztere ihrerseits den Hypothekengläubigern Anzeige zu machen hat. Den Hypotbekcn- gläubigern stebt e« nach Erhalt dieser Anzeige frei, binnen dreißig Tagen ihre Forderungen zur Rückzahlung mit dreh monaliger Frist zu kündigen. Bor Sicherstellung oder An zahlung der gekündigte» Forderungen darf mit dem Neubau nicht begonnen werden. 2) In die ReickSgewerbeordnung ist eine Bestimmung aufzunebmen, die den selbstständigen Betrieb de« Baugewerbes von dem Nachweis der Befähigung ab hängig macht. * Berlin, 29. August. Zu dem Vorschlag der Depor tation von Verbrechern haben sich zu verschiedenen Malen sowohl Eongreffe von StrafaiistaltSbramten, wie auch der internationale Gefäiignißcengrcß geäußert. Im Jabre 1878 erklärte sich der international« Eongreß von Gef ängn iß beamten in Stockholm fast einstimmig gegen die Verbannung von Verbrechern. Ferner iprack sich im Jahre 1880 dir Rheinisch-westfälische Gefängnißgescll- schast dahin an-, „daß die Deportation unter den gegen wärtigen Uiiisläiiden unzweckmäßig und undurchsülikbar erscheine, daß vielmehr in der schnellen Durchführung der Gesäiigmßresorin eine dringende Forderung der Gegenwart zu erblicken sei". Von besonderem Interesse sind folgende Beschlüsse, welche die am 17. September 1886 z» Frank furt a. M. abgehattene Versammlung de- Verein- deutscher StrasanstaltSbeam trn gefaßt hat: „1) Die Ausnahme der Teportationsstrasr in daS deutsche Straf- geseyduch kann, mindesten- nach de» Erfahrungen anderer Länder und beim Zustande unseres EolonialweseiiS. nicht empfohlen werden, insbesondere, weil sie weder abschreckend wirkt, noch die stillst! e Besserung der Teportirten besördert, dagegen verderbliche Folgen sür die Eingeborenen wie sür die freien Ansiedler der Eolonien einschließt, weil sie dem Sicherungezwecke weniger al» der Vollzug der ordentlichen Freiheitkstrafe in den inländi schen Geiangmssen dient und überdies in ihrer AuSsührung wil unverhältnibmäßigen Kosten verknüpft ist. 3) Die Deportation a>S Strasuiillcl ist entbehrlich, wenn Staat, Kirche und Ge- cüschast die zur Bekämpfung des Verbrccherlbum- vorhandenen vorbeugenden und repressiven Mittel in vollem Ilmsauge zur An wendung bringen. 3) Dagegen empfiehlt sich unter den Gcsichts- puncten der Schntzsürsorge, sowie einer nationalen Eolonialpolilik die freiwillig», wohleingerichtete und hinreichend »nterslüvte AliSwaiider»»g in erster Linie nach überseeische» deutschen Schutz gebiete» bezüglich gewisser tkategorien von Berbrechern nach vcr- büßter Slrase, aber unter Umständen auch in der Form der vor läufigen Entlassung »nd Begnadigung unter Bedingungen." Erwähnt sei auch »och, daß in der Sitzung de- prenßi» chen Abgeordnetenhauses vom 4. Decembcr 1882 der Abg. St ross er sich dahin auöließ: „England hat mit der TranSportirung der Gefangenen In Cclonien nur schlechte Erfolge gehabt. Tic Maßregel hat sich sür das Mutterland edensowemg segen-reich erwiest» wie sür die Evlonien, an- denen jetzt Nuse kommen, daß man sie mit weiteren BerbrechertranSporlen verschonen möge. In eben derselbe» Richtung gehe» auch die in Frankreich gemachten Erfahrungen. Von der Frage der Verbrechercvlonien ist übrigen« di« Frage der Lotvnial- politik zu trennen." Und wie die StrasansialtSbeamlcn, so haben sich auch hervor ragende SlrasrechtSlehrer gegen die Deportation anSgesprrchen, z. B Prosessor von Holtzendorff, der wörtlich sagte, daß die bcstbeglaubigten Erfahrungen und die Vergangenheit der englischen Deportation ikr keine glückliche Zukunft ver spräche». Seit allen diesen Erklärungen haben sich aber nicht nur unsere ganzen inneren Zustände, sondern auch unsere überseeischen Besitzverbältnissc ganz wesentlich verändert, so daß eine abermalige gründliche Prüfung der Frage durchaus gerechtfertigt erscheint. X. Brrlin, 29. August. (Telegramm.) Der Kaiser, der sich gestern nack Rudow zu Herrn v. Benda zum Diner und nick«, wie gemeldet wurde, zur Jagd begab, kehrte am Abend nach dem Neuen Palais zurück. Heute früh unler- nabmen beite Majestäten einen gemeinsamen Spazier ritt , woraus der Kaiser die Borträge de« CbesS de« Geheime» EivilcabiuetS und de- StaatSseeretairS des Auswärtigen «iitgegennabm. Um 1>/i Uhr fand im Nene» Palai« eine größere FrübsiückStafel statt, z» welcher säninit- liche Generäle und StabSosficiere der 5. Division Einladungen erhalten hatten. L. Brrlin, 29. August. (Priva ttc legranim.) Der ccminankirendc General de- III. Ärmeecorps, P rinz Fricdrick von Hohen zollern, ist, der „Post" zufolge, zum General er Eavalleric ernannt worden. Ii. Brrlin, 29. August. (Privattelegramm.) Z» dem BorfaUr in iEarmisch (Parteukirchen), wo, wie bereits ge meldet, der Büste des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern der Kops abgeschlagen worden ist, gebt dem „Localanz." au« München eine Mitlbeilung zu; danach ver sucht man dort, da« bedauerliche Vorkonininiß als eine» Bubenstreich hinzustellen. Es ist begreiflich, daß man überall tiefer Zurückhaltung begegnet; von amtlicher Seite ist auch nicht daS Geringste zu erfahren. Ter Unter grund tcS Tcnlnialö weist aber so viele Trittspurcn aus, daß man nicht annehmen kann, es habe ein einzelner Mensch die Tbat begangen. Dem Ver nehmen nach soll man bereits auf einer Spur sein; bis znm Beweise dürfte aber noch ein weiter Weg sein. 8. Brrlin» 29. August. (Privattelegramm.) Der „Nationalliberalen Eorrcspondenz" zufolge ver- lautet von zuverlässiger Seite, daß über eine i-rgä»;»»» öer Brrrtn« - Gcsrtzgrbimn oder sonstiger Maßregeln zur Ordnung diese« Rechtsgebielc« noch keinerlei Entschei dungen oder auch nur amtliche Berathungcn statt- acsunten haben. Gegenüber der Behandlung der Vereins frage aus reichSgcsetzlichem Wege wäre seitens der Regierung geltend gemacht Worten, daß die- eine vollständige organische Reform der Vcr- cinSsrage in sich schließe, welche mit den größten Schwierigkeiten verbunden sei und im Reichstage wenig Aussicht aus «ine befriedigende Lösung biete. Ein lanveS- grsctzliche« Vergeben in Preußen würde sich mit der Ausfüllung einiger Lücke» und Abänderung der ver alteten Bestimmungen des bestehenden Gesetzes begnüge» können. 8 Brrlin, 29. August. (Privattelegramm ) Der „Berliner Börse» Zeitung" geht die folgende, noch der Be stätigung bedürftige Mittheiluna zu: „Am 16. September werden die Mitglieder de- Bundesraths wieder voll zählig in Berlin versammelt sein. Zwar liegt BeralhmigS- material tbätsächlich noch nickt vor, indessen werden die r»e»erent«ürse bis zur zweiten Halste des nächsten Monat- — Dank der unermüdlichen Tbätigkeit tcS Grafen PosadowSkn — so weit a»-gearbeitet sein, »m sie dem BiindcSralb vorznlegen. Auf irgend neue Vor lagen darf man nickt rechnen. DaS vornehmste Moment der Deckung der Militair-Bedürfnisse wird der Tabak bilde». Wenn auch noch einzelne andere Steuerprojecte in Begleitung LcS HaupIdestcuerungSartikel- BundeSratb und Reichstag beschäftigen werden, so sind die in Aussicht sieben den Erträgnisse doch »nr eben al« Deckung in Betracht zu ziehen, um über die Alternative der Erhöhung der Matri- cnlarbeiträge binwegzukommen. Eine Durchführung der NeichSsinanzresorm kommt momentan gar nicht mehr in Frage." 8 Berlin, 29. August. (Privattelegramm.) Ans Grund teS BnndcSratvSdeschltisse- vom 22. Februar 1891 bar, wie die „Voss. Ztg." erfährt, die Regierung des Groß- herzoatbumS Hessen an der Universität Gießen und der technischen Hochschule zu Darmstadt Prüfung-commissionen sür dir NalttiniilSmittrl-Vüemikrr errichtet. Denen, welche den BesäbigungSnachweiS erworten haben, wird eine vorz»g»weiie Berücksichtigung zu Theil„ und zwar vor nehmlich bei der öffentlichen Bettellung von Sachverständigen
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