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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940904028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894090402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894090402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-04
- Monat1894-09
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L Angesicht« der Bestrebungen, unsere OrdnungSgesetz- Igebung mit wirksameren Schutzwehren zu umgeben, ist cS vielleicht nicht ohne Interesse, frühere Bcrsuche der Art und insbesondere den ganzen Verlauf unserer gegen die Aus- lschreitungen der Socialdemokratie gerichteten Abwebrgesctz- lgebuvg un« in kurzen Zügen ins Gedächtniß zurllckzurusen. iliS ergeben sich dabei doch manche Beziehungen und Er- litmerungen, die auch unter den heutigen Verhältnissen noch lvon praktischem Interesse sind. I Der erste Versuch einer Verschärfung dieser Gesetzgebung lim Reich fallt in da- Jahr 1875. Damals wurde eine kNovelle zum Strafgesetzbuch vorgelegt, die in einigen Ijuristischen Bestandtheilen vom Reichstag angenommen, in 'einigen mehr politischen aber abgelehnt wurde, weil man sie gefährlich auch für berechtigte freiheitliche Bestrebungen und die Fassung allzu dehnbar fand. Insbesondere sollte nicht blo« die Aufreizung der verschiedenen Classen der Bevölkerung zu Gewalttbätigkeitrn, sondern ganz allgemein die Aufreizung und außerdem die Angriffe auf die Institute der Ehe, der Familie und de« Eigenthum« m öffentlicher Rede oder Schrift straffällig sein. Dann kam im Mai 1878, nach dem ersten Attentat aus Kaiser Wilhelm, der Entwurf eine- Gesetzes zur Ab wehr socialdemokratischer Ausschreitungen. Der selbe enthielt die bekannten Bestimmungen gegen social- demokratische Druckschriften, Vereine und Versammlungen und sollte eine Giltigkeitsdauer von drei Jahren haben. Der Entwurf wurde abgelchnt, weil die Mehrheit de« Reichstags noch der Meinung war, auf dem Boden des gemeinen Rechts, sei mit den bestehenden oder mit zu verschärfenden Be stimmungen de» Preß-, Vereins- und Strafgesetzes, auSzu- kommen, und weil die Formulirung zu weitdeutig und unbestimmt erschien und auch berechtigte Bestrebungen zu gefährden drohte. Darauf erfolgte das zweite Attentat, die Auslösung de« Reichstags vom ll. Juni 1873 und der durch die Neuwahlen kundgegebene Wille des Volks, die Staatsordnung mit besseren Waffen der Abwehr zu ver sehen. Die weit sorgfältiger ausgearbeitete und vom Reichs tag «och verbesserte neue Vorlage fand dann dir Zustimmung einer auS Eonservativen und Nationalliberalen bestehenden Mehrheit. Die GeltungSfrist des Gesetze«, die in dem neuen Entwurf nicht begrenzt war, wurde vom Reichstag bis »1. Mär, 1881 festgesetzt. Die Fortschrittspartei unter Hänel, mit Unterstützung de« EentrumS, machte damals einen Versuch, durch einen Zusatz zum Strafgesetzbuch denselben Zweck zu erreichen; mit ihren dehnbaren und auch berechtigte Bestrebungen viel stärker be drohenden Bestimmungen konnten aber diese Vorschläge keine Billigung finden. Im Mai 1880 wurde die Giltigkeit de« Gesetze« zum ersten Mal verlängert und zwar bis 30. Sep tember l884; die Vorlage hatte eine fünfjährige Verlängerung vorgeschlagen. Diesmal stimmten auch 15 CentrumSmitglieder mit der Mehrheit. Im März 1884 wurde eine Vorlage eingebracht, welche die Geltung deS SocialistcngesetzeS nur auf zwei Jahre zu verlängern vorschlug. Die neue Ver längerung hatte große Schwierigkeiten zu überwinden. Das Centrum stellte jetzt einige AbänderungSanträge, welche die Wirksamleit de« Gesetzes abaeschwäckit haben würden. Windthorst beantragte auch, den DundeSrath um Vorlegung eine- Gesetzentwurf- zu ersuchen, welcher da« gemeine ReichS- recht insoweit abäudert oder ergänzt, als es dessen bedarf, um den Staat und die Gesellschaft nackhaltig und dauernd vor den besonderen Gefahren zu schützen, deren zeitweilige Abwehr da- außerordentliche Gesetz bezweckt hat. Schließlich «1 FrrriHetsn. Sein Weid. Roman frei »ach dem Englischen von Emil Bernseld. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) XXV. ,DaS Hau« de« Doctor« lag an dem den Browne'schen )äu«chea entgegengesetzten Ende de« Torfes, daS sich in einem roßen Bog« zwischen beiden hinzog, und Annette hatte, um hin- »gelangen, den Weg an den außerhalb de« Dorfes gelegenen stlder» und Wiesen entlang eingcschlagen. Als sic weit genug Garagen war, um sich zu überzeugen, daß Niemand ihr olgte» mäßigte sie ihren Schritt und machte an einer Rasen- «nk seitwärts am Wege Halt, auf die sie sich erschöpft liederlich. Diese friedliche Still« de- unbelebten ländlichen Wege« wirkte besänftigend auf sie und milderte die Macht der schrecklichen Eindrücke, unter denen sie litt. Sie saß eine Zeit lang regungslos da, übergossen von dem goldenen Sonnen lichte, da« Zwitschern der Vogel über sich, da« Summen der fleißigen Bienen um sich her. Sie hatte ihre Absicht, Jane aufzusuchen, nicht ausgeaeben, sie wollte aber erst Sammlung finden, denn sie fühlte sich unfähig, in ihrer jetzigen maßlosen Erregung vor sie zu treten, um ihr Herz erleichternd vor ihr auSzuschüttcn, ihr in Klarheit Bericht von dem Geschehenen zu geben. von Zeit zu Zeit quollen schwere Thronen auS ihren Augen, so sehr sie sich auch bemühte, dieselben zu unterdrücken; allein sie gewann allmählich ihre Fassung wieder; daS unerbittliche Pflichtgefühl drängte sich ihr aus, daß sie ihren moralisch verlorenen Later nicht verlassen dürfe, wa« auch geschehen sei. und daß sie bemüht sein müsse, nach Möglichkeit seine schändlichen Pläne, die er vielleicht in« Werk zu setzen in der Lage sei, zu verhindern. Unter Anspannung aller ihrer Geisteskräfte begann sie zu überlegen, welchen Weg sie »»schlagen müsse, um gut und recht zu handeln. Wobl eine Stunde war so verronnen, als sie Schritte fick uähern hörte. Sie strich die Spur der Thränen au« ihren Augen hinweg und bemühte sich, ihren gewohnten GefichtSauSdruck anzuncbmen, um den Kommenden nicht« v»a ihrer schmerzdewcgtea Gemüth-stimmung bemerken zu I«ßs» — ri» Bestrebe», worin sie vielleicht mehr Erfolg Dienstag den 4. September 1894. 88. Jahrgang. soll niemals .Niemals" sagen, an, wenigsten in unserer Zeit. Die Aushebung deS LedaiisesteS steht vielleicht in gar „aber Zukunft bevor. Wenn nämlich die Hoffnung, die Herr Eugen Richter an sein neues Reformprogramin knüpft, sich erfüllt, wenn halb Deutschland infolge dieses Programms unter seinen Fahnen sich sammelt und dann niit Hilfe der Socialdemokratie ein parlamentarisches Regiment in Deutsch land eiiigesübrt wird, dann steht zunächst eine Verlegung deS SekanfesteS in sicherer Aussicht. DaS „deutsch-freisinnige" Musterblatt, die Berliner „Volkszeitung", schreibt »ämlick: ..Nicht richiig ist, wenn in den ossieiösen Auslassungen behauptet wird, Deutschland sei gänzlich unschuldig an der Erhaltung un- sriedlicher französischer Stimmungen; die chanvinismchen, zum Theil proyiq herausfordernden Artikel und Rede», die in Deulschland zum 2. Scplcinber von einem Ende zum andern geschwungen werden, können nur den Essect gehabt haben und werden ihn Weiler haben, die Franzosen, die den Krieg von 1870 und 1871 u», höherer Zwecke willen vergessen wolle», daran zu hinderu. Tie Bestrebungen, mit Frankreich eine» ehrlichen Frieden zu Halle», können von Ersolg nicht gekrönt sein, so lange sich da- deutsche Volk nicht entschließt, von der Feier deS 2. September- abzusehen »nd, wenn es denn ohne ein „Nationalseil" nicht geben sollte, einen Festtag sestzulegen, der eine friedliche Signatur trägt." Also daS Sedanfest, da« schon jetzt nicht am Tage der Schlacht, sondern am folgenden Tage gefeiert wird, der sym bolisch ist für die Begründung des neuen geeinten Deutschen Reiche«, wird, wenn die .deutsch-freisinnigen" Bäume in den Himmel wachsen, verlegt, damit die Franzosen, um .l,oberer Zwecke willen" den Krieg von 1870 »nd 71 vergessen können. Und wenn sie ihn dann noch nickt vergessen, so wird daS ohnehin überflüssige Nationalsest ganz ab ge schasst. Reicht auch das noch nicht bin, in unseren westlichen Nachbarn die Erinnerung an ibre Niederlagen zu verwischen, so wird Elsaß-Lothringen zurückgegeben. Dann wird ja wohl erreicht sein, was der „deutsche Freisinn" ersehnt. Stellt dann Herr Pros. Virchow noch einen Abrüstungsantrag, der mit social- demokratischer Hilfe zur Annahme gebracht wird, so wüßten wir nicht, was Frankreich noch abhaltcn sollte, mit uns zu frieden zu sein. Und großmütbig, wie eS von je gewesen, wird es auch mit Belohnungen an Diejenigen nickt geizen, die ihm dazu verholsen haben, die verdiente Züchtigung für einen frevelhaft vom Zaune gebrochenen Krieg au« seinem Gedächtniß zu verlöschen Es stiftet einen Orden, der einem Stiefelabsatz nachgebildel ist, die Umschrift: .Für Ver dienste um da« Ausland" trägt und auf derjenigen Stelle deS Körper- getragen wird, wo das Rückgrat aushort, einen anständigen Namen zu führen. In Stowe-House, auf englischer Erde, ringt der «traf V>« Part«, der auS Frankreich verbannte Thronprätendent, mit dem Tode, und die Pariser Blätter schreiben dem hoff nungslos Darnicderliegcnden, der, wahrscheinlich an einer Darmlähmung leidend, keinerlei Nahrung mehr zu sich nehmen kann, bereits Nekrologe, so u. A. der ultramontane Schrift steller Jean de Bonnesou im „Journal". Bonnrfou gehört entschieden nicht zu den Freunden deS Prätendenten, in dem er nur einen „bourgeois" ohne Spur majestätischer Haltung erblickt. Er erzählt: Der Gras von Pari» war durch den Zufall in zwei Comödien verwickelt, in denen er sedesmal ein Stück de« Mantels seiner Würde einbüßle: das «rsle Mal im boulangistischen Abenteuer, dos zweite Mal unter solqenden Umständen: Es war nach dem Tode de- Herzogs von Montpcnsier, des Schwieger vaters des Grafen von Pari-, welcher dem „König" von Frank- reich eine glänzende materielle Lage verschaffte, indefi Leo Xlll. im Batican an Geldnölhen litt. Der Marquis de B (joll wohl Breteuil Heiken) befand sich bei dem Prätendenten, um ikn zu trösten und zu beglückwünschen AIS guter Katholik erwähnte er der trau rigen Lage deS heiligen Vaters. Der Marquis, ein seiner Divlomat, I hatte zu seinem großen Verdruss« die gleichgillige Kühle der I Geistlichkeit für die roqalistische Sache gekühlt und legte seinem König Len Gedanke» nahe, iowohl zur Abkürzung der Qualen des verstorbenen Herzogs im Jenseits, als zur Aufmunterung der sran- zösischen Geistlichkeit dem heiligen Vater eine größere Spende zu- komiiien z» lassen. Der Graf von Pari» antwortete nicht, schien aber die Idee sehr genau zu verfolgen. Der Marquis kehrte aus das Festland zurück und flüsterte dem Nuntius die frohe Botschaft ins Ohr. Acht Tage später sandte Leo Xlll. an den Grasen von Paris eine Condolenzdepesche aus Anlaß de» Tode« des Herzogs von Montpensier, der 67 Tage zuvor erfolgt war. Der Ralhgebcr unternahm einen schüchternen Versuch, um auf sein Projekt zurück- zukoinincn. „Ich werde meine Frau zu Rothe ziehen", entgegnet« der Prinz. Tie Gräfin vo» Paris gab ihre Zustimmung, und das ganze Haus Orleans rüstete sich darauf, dein Gftangenen vom Vatican das königliche Almosen zu senden. Man verfaßte einen schönen Brief und legte wohlgezädlte fünfzehnhundert Franc« hinein. Leo Xlll. war nicht zufrieden . . . und wurde Republikaner. Bonliesou, der wohl gut unterrichtet sein mag, versickert übrigens, der junge Herzog von Orleans, der Erbe der orleanistischen Tbrongctüste, hätte durch seine bekannte» tollen Streiche, seine Abenteuer in Wien und namentlich die un verzeihlich rohe Haltung gegenüber seiner Braut und Cousine, der Prinzessin Marguerite, Tochter deS Herzogs von CbarlrcS. seine,» Vater so schwere moralische Schläge versetzt, daß dieser sich nicht mehr davon erholen konnte und mehr als einmal an eine öffentliche Abdankung dachte. Die von französischen Ordensschwestern in Rumänien betriebene katdolische Prosclytcnmacherei hat der Bukarester Presse bereits mebrsache Veranlassung zu Be schwerden gegeben. Dock dürste wohl ei» Lorfall auS jüngster Zeit den betreffenden kirchlichen Oberbehörtcn Ver anlassung geben, tiefem llnsugc um so energischer eiitgcze»- zulreie», als dasselbe »ach der jüngsten Erfabrung überhaupt die Duldung katholischer Schulen in Rumänien zu gefährden geeignet ist. Die Tochter eines rumänischen Generals, welche i» einer von französischen Nonnen gehaltenen Anstalt erzogen worden wgr, war, wie der .Franks. Ztg." mitgetbeilt und von der „Pol. Cvrr." bestätigt wird, auf Anrathen der Anstaltsleiter behufs ihrer Ausbildung in der Malerei nach Paris geschickt worden. Die Pariser Lebreri». an welche man sic gewiesen hatte, schien jedoch nichts Notbwen- digereS zu thun gebabt zu habe», als das jedenfalls schon von den trübere» Erzieherinnen ihrer Elevin begonnene Werk der katholischen Proselvtcnmacherci zu vollenden. Wenigstens erhielt der Bater des Mädchens nach Kurzem die Nachricht, daß seine Tochter znm KatboliciSmuS übergetrcten sei nd Len Schleier genommen habe. Als dessen ans dem Privalwege ver suchte Reclamation keinen Ersolg hatte, wende:«: er sich behufs Rückgabe seines bereit« im Kloster lebenden Kindes an den Mi nister dcö Aeußern.A Labovary.und cS wurde von diesem der Ge sandte Rumäniens i» Paris beauftragt, beim Erzbischof von Paris für die Herausgabe de« jungen Mädchens an ihre» Vater zil wirken. Da jedoch dieser erklärte, daß die Sache nicht in sein Ressort gehöre, und er in derselben auch gar nichts thun könne, wurde die betreffende Angelegenheit auf vertraulichem Wege heim Vatican anhängig gemacht, wo man zwar ein srcnntlicheS Entgegenkommen fand, aber gleichwohl keinerlei praktische Erfolge erzielte. Unter diesen Umständen blieb dem Bukarester Auswärtige» Amte, welches bekanntlich mit dem Batica» keine osficicllen Beziehungen unterhält, nichts Anderes mehr übrig, als die Intervention der französischen Regierung bei der römischen Curie mit der Erklärung zu erbitten, daß für de» Fall einer Resultatlosigkeit auch dieser Vermittlung mit einer Schließung aller katholischen Schulen Rumäniens geantwortet würde. Dieser Wink mit dem Zaunpsahl hat denn allerdings seine Wirkung gethan. wurde die Regierungsvorlage mit 189 gegen l57 Stimmen angenommen. Bei der Mehrheit befanden sich jetzt auch 39 CentrumSmitglieder und 27 Mitglieder der deutsch-frei sinnigen Partei. Einen ganz ähnlichen Verlauf nahm die Sacke im Iabre 1856. Die abermalige Verlängerung, die indessen nur aus zwei, nickt auf fünf Jahre, wie die Regierungsvorlage wollte, anSgcdehnt wurde, fand eine Mehrheit von 169 gegen >37 Stimmen, bei der sich 27 CentrumSmitglicder befanden. Die Deutsckfrcisinnigen stimmten geschlossen dagegen, es fanden aber damals die berühmten Abcommandirungen statt. In der Session von 1888 beantragten die Regierungen wieder eine fünfjährige Erneuerung »nd fügten zum ersten Mal einige neue verschärfte Bestimmungen hinzu. Diese letzteren fanden nirgends Beifall, eine Verlängerung auf zwei Jahre bis znm 30. September 1890 wurde aber nochmal- mit einer Mehrheit von 164 gegen 80 Stimmen angenommen. Bom Centrum waren jetzt nur achl Mit glieder bei der Mehrheit, e« fehlte aber, offenbar absicht lich, fast die Hälfte. Am 25. Oktober 1889 wurde dann dem Reichstag ein neuer Gesetzentwurf vorgelegt, welcher eine dauernde Giltigkeit vorschrieb und daneben einige Milde rungen hinsichtlich der Erweiterung der RechtSgaranticn, der Beseitigung oder Abschwächung von Straf-Vor- schriften und polizeilichen Bestimmungen vorschlng. Zu einem kritischen Punct gestaltete sich jetzl die Ausweisungs- befugniß, welche die Regierung sesthalte», viele Freunde des Gesetzes aufgeben zu müssen glaubten. In zweiter Lesung wurde die Aushebung der Giltigkeitsfrist mit 166 Stimmen der Cartelparteie» gegen daS Centrum und die Linke an genommen, die Aufrcchterhaltung der AusweisungSbefngniß aber gegen die Eonservativen abgelehnt. In der Gesammt- abstimmung dritter Lesung am 25. Januar 1890 wurde dann daS ganze Gesetz niit 169 gegen 98 Stimmen ab gelehnt; auch die Eonservativen hatten sich jetzt der Opposition angeschloffen. Damit war daS Gesetz, über welches bei größerer Nachgiebigkeit wohl noch eine Ver ständigung, und zwar aus dauernde Giltigkeit, zu erzielen ge wesen wäre, erloschen. Zugleich ging der„SeptennatSrcichStag" zu Ende, der seit langen Jahren zum ersten Mal wieder eine conservatio-nationalliberale Mehrheit besessen batte und somit auch zur Schaffung einer dauernden und wirksamen Ord- nnngSgesrtzgebung wohl befähigt gewesen wäre. Die günstige Gelegenheit war verpaßt, wer weiß, wann sie wicderkehrt. Einen Versuch, Zucht und Ordnung in der Arbciterwelt, namentlich bei der Heranwachsenden Generation besser zu sichern, hat dann die in ihrem hauptsächlichsten Bestandtheil dem Arbciterschuy gewidmete Novelle zur Gewerbeordnung in der Session 1890/91 gemacht, in Vorschlägen, welche die elterliche Autorität über die jugendlichen Fabrikarbeiter ver stärken, der Lockerung der Zucht und Sitte entgegentreten, die allzugroße BewegungSsreiheit der minderjährigen Arbeiter eindämmen, den Contraclbruch und die Verleitung zum An schluß an Coalitionen und Arbeitseinstellungen wirksamer abwehren wollten. Im Reichstag wurden aber diese Be stimmungen durch Centrum und äußerste Linke abgelehnt. Politische Tagesschau. * Leipzig, 4. September. AlS unlängst einige französische Blätter der Hoffnung Ausdruck gaben, in Deutschland werde die Levauscicr ab geschafft werden, antworteten selbst diejenigen Blätter, die durch unüberlegte Auslassungen diese Hoffnung genährt hatten, mit einem entschiedenen .Niemals". Aber ein Deutscher gehabt hätte, wenn der sich Nahende ein Anderer gewesen wäre als gerade Owen Markham. Aber wie sie diesem gegenüber weniger im Stande war, sich gefaßt zu beherrschen, so war der junge Advocat ihr gegenüber scharfblickender als ein Anderer. Er erkannte sofort ihre schmerzliche innere Erregtheit und eilte betroffen, mit stumm fragendem Blicke auf sie zu. .Miß Annette, Miß Annette —, welch ein glücklicher Zufall, der mich diesen Weg führte!" rief er au-, ihre Hand ergreifend und an seine Lippen drückend. „Aber Sie sind bekümmert, Miß Annette, Sic haben geweint ..." Annette, welche vergeblich versuchte, ihn mit einem unbefangenen, bewillkommnenden Lächeln zu begrüßen, wendete den Kopf ab und bedeckte mit der freien Hand ihre Augen, in dem Bestreben, da« erneute Hervorbrechcn ihrer Thränen zu verhindern. Seinem tbeilnahmvollcn, innigen Blicke begegnend, hatte sie ihre Selbstbeherrschung schwinden gefühlt und rang nach Kraft und Fassung, um niederzukämpsen, Wa ste vor ihm verschweigen mußte. „Schicken Sie mich nicht fort", begann er. sich neben ihr auf die Bank niederlaffend. „Sprechen Sie nicht zu mir, wenn Sie nicht mögen, aber lassen Sie mich bei Ihnen bleiben. Ich bin Ihr Freund, ich darf Sie nicht so verlassen!" „Es ist Unrecht von mir, meiner Schwache so nachzugcben", antwortete sie verwirrt und zögernd; „Unrecht von mir. Sie damit zu erschrecken. Aber, oh mein Gott, ich fühle mich so rathlo« und allein! Mein Kummer ist so groß, ich weiß nicht, wa- ich thun soll; haben Sie Nachsicht mit mir!"' „Sie erschrecken mich, theuerste Annette", sagte er eindring lich, „fassen Sie Mulb, vertrauen Sie mir! Ich sehe, daß Sie der Stütze, de- RatheS bedürfen — lassen Sie mick den Freund sein, der Ihnen Beides gewährt! Sprechen Sie zu mir — wa« Sie mir sagen, wird mir ein Gegenstand de- billigsten Vertrauens, meine« unablässigsten Bemühens sein, Ihnen zu helfen. Es würde mich zun, glücklichsten Menschen machen, Ihnen nützen oder auch nur dienen zu können!" Annette begriff, daß Markham ihr den geeignetsten Weg bot. wenigstens in Bezug auf Falconer nach ihrem Pflicht gefühl handeln und diesen von der Gefahr, die ihn, wie sie überzeugt war, ungerecht und nur zu intriganten Zwecken bedrohte, benachrichtigen zu können, und daß schon die bloße Tbatsache, die schreckliche Angelegenheit einem befreundeten Ohr anzuvertraucn, mn sich einen Rath und Beistand zu erwerben, ihr eine Erleichterung gewähren mußte. Wo aber gab e« eia Ohr, «m Herz, dem sie mehr hält« vertrauen dürfen, als demjenigen Owen Markham'S? Entschlossen Wendete sie sich zu ihm. „Ich glaube, daß Sie mir helfen können, und ich weiß, daß Sie es thun werden, wenn cs in Ihrer Macht liegt!" sagte sie mit einem innigeren! Ausdruck, als in diesem Augen blick in ihrer eigenen Absicht lag. „Ich vertraue Ihnen voll und ganz. Was ich Ihnen sagen will, betrifft ihren Freund Falconer Tbrale." „Ah, Falconer Thrale! Ja, er ist mein Freund. Aber, ist er nicht auch der Ihrige?" „Mein Jugendfreund, ja, und mir als Frcund lieb und Werth, ick leugne es nicht. Aber selbst wenn er mein Feind märe, würde ich nicht anders handeln, als hier geschieht, wenn ich von ihm wüßte, waS ich jetzt weiß. — Irre ick, Mr. Markham, wenn ich annehme, daß Ihnen bekannt ist, wie man gegen Falconer den Verdacht hegt ..." Die schrecklichen Worte crstarben auf ihrer Lippe. „Ob, mein Gott, cS ist zu fürchterlich!" ries sie schaudernd ans, ihr Gesicht mit den Händen bedeckend. „Ich kenne Falconer seit seiner Knaben zeit her als so gut, so edel, so brav — ich kann nicht so Entsetzliches von ihm denken!" „Also auch Ihnen ist daS Abscheuliche zu Obren gekom men!" versetzte Markham ärgerlich. „Sic haben Recht; Nie mand, der Falconer wirklich kennt, wird auch nur eine Silbe von dem empörenden Geschwätz glauben! Doch leider sind wir nicht die Einzigen, zu denen es gelangt ist. E« schleicht von Ohr zu Ohr, von Mund zu Munde." „Ich weiß cS. Ich. weiß auch, daß mein Vater daran glaubt. — Mehr als das, ich erfuhr zu gleicher Zeit, daß mein Bater der Ansicht ist, — der Uebcrzeugung zu sein er klärt, — daß er Beweise gegen Falconer in Händen habe!" „Ihr Vater — Beweise gegen Falconer?" „Beweise seiner Täterschaft bei dem entsetzlichen Ver brechen! Ich habe" — wieder bedeckte sie schaudernd ihre Augen mit der Hand — „im Besitze meine« Bater» etwa« gesehen, auf da« zu blicken jeden Nerv meines Körper« vor schrecken erstarren machte. Ein Messer, da- mein Pater aus dem Leichnam de- Ermordeten fand und daS er verbarg, bei der Untersuchung nicht zum Vorschein brachte, um der Ehre der Familie willen, um sie zu schonen, wie er sagt. Jetzt jedoch glaubt er — ah, welcy fürchterliche Worte ich auSsprcchen muß! — glaubt er, Ursache zum Haß gegen ihn zu haben und will mit seinem Beweise bervortreten." „Jene« Messer verdächtigt Falconer?" „ES ist sein Eizenlhum und trägt seinen Namen ein- gravirt." Sic blickten einander eine Zeit lang an, Markham betroffen und sinnend. Annette fragend und in banger Erwartung. Dann sagte Markham mit leiser Stimme: „Ich wußte daS nicht, was Sie mir da mitthellen; es ist mir neu. Und ist dies der Grund Ihrer Bekiimincrnisi?" - „Ack, nickt allein!" rief sie zusamincnschreckcnd und wen dete das Gesicht ab. „Bitte, fragen Sic mich nicht, dringen Sie nicht in mich! Lassen Sie den Tbeil meines Kummers mich allein tragen, der nur mich allein betrifft!" „Ich füge mich, da Sie cS wollen. Miß Annette", sagte er in sanftem Ton. „Sie haben mir jene andere Angelegen heit mitgetbeilt, damit ick) nach meinem besten Berniözcn darin bandle. Sic haben Recht gethan, mir Ihr Vertrauen zu schenken und mich Ihre Sorge lheilen zu lassen — sicher lich, es war das keine Bürde für Sic allein! Und um so weniger, als leider das, was ick von Ihnen gehört, nicht da- Einzige ist, WaS in der Sache droht und ins Auge gefaßt werden muß. Nock von anderer Seite nahen sich Gefahren, von denen im Augenblick noch nicht abzusehcn ist, von welcher Bedeutung sie sich erweisen. Aber nimmermehr, meiner Treu, ist daS etwa« für Sie! Sie Aermste sind nicht stark genug, eine solche Last zu ertragen!" Annette lächelte schwach, ein bittere-, wehmüthizeS Lächeln. Sie dachte daran, wie wenig eS ihr möglich gewesen, sich dem Ertragen anderer schrecklicher Dinge zu entziehen, die man ihr ausgebürdet. Dabei kehrte ihr die Erinnerung an ihre eigene schwere Ausgabe, an ihren Bater, an daS Leid zurück, das sie sejbst bedrückte. „Ich darf nickt länger verweilen!" rief sie, plötzlich auf springend, aus. „Die Zeit verstreicht, ich muß sort!" Auch Markham hatte sich erhoben. Er ergriff aufs Neue ihre Hand. „Sic sind noch nicht gefaßt genug, um zu gehen", sagte er dringend; „bleiben Sic noch ein wenig nnd sagen Sie mir mehr! Ich werde im Stande sein, Ihnen zu Helsen, und cS ist mein innigster Wunsch, eS zu thun. Vertraue» Sic mir ganz, nicht nur in Bezug auf fremde-, auch in Bezug auf Ihr eigenes Leid! Sprechen Lie offen zu dem Freunde, der Ihnen sein ganzes Streben, sein ganze- Können wcidcn will, sagen Sie mir, waS eS ist, daS so schwer auf Ihrem Gcmüth lastet!" „Meine Pflicht!" cntgegncte sie leise und schmerzlich. „Tic Pflicht gegen meinen Pater und — und gegen mich selbst!
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