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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940906013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894090601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894090601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-06
- Monat1894-09
- Jahr1894
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Tabellarischer und Zifferasatz nach höherem Darts. Extra-Beilagen (geialjt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Postbesörderung ^ 00.—, mit Postbesörderung >0.—. ÄnnalsMktchluk für Ämriqen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags sriih '/,9 Uhr. Vei den Filialen und Ännabmestellen je ein» halbe Stunde srührr. Anzeigr» sind stet» an die Eh-rVition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Donnerstag den 6. September 1894. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der am 30. Mai d. I. allhier verstorbene Privatmann Johann Earl Hermann Lriddold hat auch dem „Stadt^Lkchrsler-Wittwen. und Waisensonds" ein Bermächtniß von Ei» raufend Fünf Hundert Mark testamentarisch hmterlassen. Nachdem diese Summe au un« al« den Vertreter de- Orchester- Pensionrsond« sür Leipzig, mit welchem jene Stiftung zur Unter- stutzung der Wittwen und Waisen des Leipziger Stadtvrchesters seit I. Juli 1893 verschmolzen ist, ausgezahlt worden, so bringen wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntnis und rusen zugleich dem ge nannten Wohllhäter unseren aufrichtigen Tank in die Ewigkeit nach. Leipzig, den 31. August 1894. Der BerwaltungS-AuSfchutz sür dru Orchester-Pension-fonds daselbst. Vr. Georgi, Vorsitzender. 220. Wilisch, Ass. Bekanntmachung. Nachdem die Erd- und Maurerarbeiten zum Erweiterungsbau drr 19. Bczirksschule in Leipzig-Eulntzich zur Vergebung gelangt sind, werden die nicht berücksichtigten Bewerber ihrer Angebote hier durch entbunden. Leipzig, am 30. August 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. ' 2059. l>r. Georgi. Or. Ddf. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 9. dieses Monats, den Hand arbeiter Ernst Robert Leidet betreffend. Leipzig, Len 31. August 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig, Rrwenamt, Äbth. LVer. k. IV», 1323. Hentschrl. He. Gefunden oder als herrenlos ongemelbet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bis 31. August 1894 folgende Gegenstände: ein Geldbetrag von 20 ^l, 2 bergt, von je 10 ^>, Porte monnaie« mir 12 52 ü 98 ^ und 8 19 2 gravirt« Tra»rt»ge, ein Damenring, euie goldene Brosche, ein goldene» Medaillon, ein Lorallen^Ohrring, ein silberner Löffel, mehrere Klemmer und Brillen, eia Cigarren-Lim, «in Liederbuch, Utkhrere LrihhauSschrtne, eear Anzahl Schlüssel, einige Schirme und Stöcke, ein Packet Verbandstoff, ei» Hirschhornstockgriff, ein großer Gummidall, ein Packet mit div. Malerialwaaren, ein weißer Kinder- und ein brauner Herren-Strohhul, ein Heller Schulterkragen, eine gramvolle»« Kinderjacke, eine schwarz« Schürze, ein gesticktes Lchirm- sutteral, ein Packet Frauenkleidungestücke, «»> Paar neu- besohlte Herren-Stiefeletten, eine Garienscheere, eine größere eiserne Zange, eine Wasserwaage, ein Sack mit Arbeitsjachen und eine Schaufel, eine Heugabel, zwei verschiedene Peitschen, ein Packet neue Plomben mit Bohrer und Zange, em Paar Pferdedecken, eine einzelne dergl. und 4 zugelaufene Enten. Zur Eriiiilteluiig der Eigenthümer wird dies hierdurch belannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche Fundgcgenstände im Juli und August vorige» Iahe«» bei uns abgegeben haben, aus, dieselben zurückzusordern, auderusalls Leu Rechten gemäß darüber verfügt werden wird. Leipzig, den 4. September 1894. Tas Polizei-Amt der Stabt Leipzig. Bretjchneider. Ml. Städtische Höhere Schule für Mädchen, — chlll»ertt>tr»»»«v Sit. — Aiimelbtiiigtii von Schülerinnen, die zu Michaeli- b. I. in die Schul« eintrelen sollen, nehme ich täglich von 11—12 Uhr ent gegen. Das letzte Schulzeugnis ist mitzubringen. Leipzig, den 3. September 1894. Or. Wychgram. Das Neich muß uns doch bleiben! i. Kurz hintereinander haben der evangrlische Bund in Bochum, der Ka tholikentag im „heiligen" Köln ihre großen Bersammlungen gehalten. Ein Vergleich zwischen dem ver schiedenen Geist in den beiden Lagern, in die sich unser deutsches Volk spaltet, drängt sich unwillkürlich aus; er kann nur zu Gunsten de- evangelischen Wesen« auSfallen. Zwar hat die ultramontane Mache schon den Versuch begonnen, den Ein druck der Berhandlungen in Bochum abzuschwächen. Auch ein MaxLberbreyer in Leipzig fand sich gemüßigt, den evangelischen Bund nach bekannten Mustern anzugreiseu. Der evangelische Bund kann kaum eine bessere Rechtfertigung finden, als daß solche Febern sich wider ih» in Bewegung setzen. Laß der UltramontaniSmuS HilsSkräsle braucht oder sich aesallen läßt, denen echte religiöse Begeisterung und tiefere- sittliches Vcrstänvniß fremd scheine», die seine Sache nur durch Earicaturmalerei der evangelischen Kirche und durch scurrile Possenreißern über Vertreter des Protestantismus führen wollen, ist ein bedenkliches Zeichen sür seinen inneren Werth. In Köln hat diesmal die ultramontane Partei ihr Herz auSgeschüttct. Ihre ganze Liebe gehört den Jesuiten. Der Präsident des KalhottkentageS, vr. Orterer, hat e» unverfroren ausge sprochen: „Wir alle sind Jesuiten, und ich bin ein Erzjesuit." Da wird uns freilich Vieles verständlich. Die Arbeit der Jesuiten strebt danach, dem Papsttbum die ausschließliche Herrschaft über die Welt zu verschaffen. DaS Wort de« römischen Pontifex soll ursti et vrbi Befehle erlheilen. Dies ist kein religiöses, sondern ein politische- Ziel. Da in Köln nach dem Ausspruch des I)r Orterer nur Anhänger de- JesuitiSmu« sich zusammen- sanden, wundern wir u»S nicht, daß ihre Verhandlungen und Beschlüsse in eine politische Spitze auSlavfen. Bor Allem bat der Katholikentag die Ausgabe, dem Centrum die Stützen im katholische» Volle zu erhalten. Sonst, sagt Orterer, „wäre die CentrumSpartei niemals dir mächtige Partei geworden, die sie jetzt ist und als die wir sie erhalten müssen. WaS wäre da- katholische Volk in der gegenwärtigen zählenden Zeit ohne diese parlamentarische Vertretung? Sehen wir uns doch in den Staaten mit katholischen Mehr heiten um, und vergleichen wir damit unser» Stellung in Deutschland, wo wir doch die Minderheit bilden! Obne das Centrum würden wir diese Stellung nicht baden." Diese Worte verdienen alle Beachtung, auch in Berlin. Das Centrum ist ich seiner Macht bewußt; hier wird die so oft auSgestoßenc iklage vergessen, daß das katholische Volk von dem undulb- amcn ProtestantismnS gedrückt werde; nein, Orterer gesiebt eS zu. Dank dem Centrum, befindet eS sich in dem vom evangelischen Geist beherrschten Deutschland besser, als in katholischen Staaten. Es ist bezeichnend, daß Orterer das Centruin als das Büttel binstellt, durch welche- der Katboli- cismuS unter uns sich Nachdruck verschaffe. Also, so dürfen wir schließen, der RomanismuS hält sich oben nicht durch de» inneren Werth der von ihm vertretene» Gedanken, nicht durch die UebcrzeugungSkrast seiner Auffassung vom Cbristen- tbuni, nicht durch da« Helle Licht seiner Ideale, sondern allein durch das Centrum, das, getragen von seinen gut usammengeschweißlen Wählermassen, eine ausschlaggebende tiolle im politischen Leben spielt. Wir beneiden den UllramontaiiiömuS nickt um die- un- reiwillige Eingeständniß seiner geistigen Ecbwäche und reli giösen Armutb. DaS Centrnm, so sagt Orterer, ist jetzt eine mächtige Partei und ist als solche zu erhalten. Es wird die Gunst der Lage, die ibm die Zerfahrenheit der anderen Parteien und die unbegreifliche Nachgiebigkeit der Negierung bietet, möglichst ansnutzen. Ter BundeSralb bat den Nönn chen die Redemptoristen gewährt; er wird ihnen noch die Jesuiten dazu geben müssen. Denn so heischt eS Orterer: „wir wollen sie noch haben, und werden sie haben und werten sie noch in diesem Jahrhundert haben". Gewiß, daS Centrum braucht die Jesuiten. Kein Orden der katholischen Kirche verficht so unbedingt die Unterordnung des Volkes und der Priester unter den Pontifex, wie die Jesuiten; kein Orden versteht auch das religiös unmündige Volk in diesem Sinne so schlau und gut zu bearbeiten, wie die Jesuiten. Kommen diese wieder, so ist die Erwartung, daß ich die gläubige Heerde noch länger den priesterlichen Wci- ungen auch auf politischem Gebiete füge, nickt unbegründet; so darf das Centrum auch ferner aus eine für sich willige Wählerschaar rechnen; so bat es die Aussicht, noch aus eine Reibe von Jahren seine Geschäfte zu machen und die mächtige Partei zu bleiben, zu der der römische Wakldrill und die Schwäche der Anderen sie gemacht haben. Wenn diese Be rechnung nicht trügen sollte, so wäre doch auch vom weiter andauernden Einfluß dieser Partei zu erwarten, daß die Nerven de- StaalölebenS vom elektrischen Strom des Ultra- »lontanismuS für römische Ziele noch kräftiger als bisher erregt und bewegt würden. Aus diesen Punct strebt da« Verlangen di», die politische Verwaltung mit Anhängern des römischen Systems auSzustatten. Deut lich genug spricht dies folgende Resolution a»S: „Die 4l. Generalverscimmlung der Katholiken DeulschlaiidS erkennt in der zunächst in Preuße», aber auch in einzelne» anderen Bundesstaate» kervorgetretcuen augenscheinlichen Zurücksetzung der Katholiken in alle» hoben behördlichen Stelle», welche in de» Spitzen bis zu völliger Ausschließung sich steigert, eine besonders tief kränkende Verletzung der verfassungsmäßig gewährleisteten Gleichberechtigung der christlichen Bekenntnisse. Sie dankt Len tapferen Vertretern des katholischen Volke« in der Presse, in einem der hervorragendsten Wablkörper der CentrumSpartei, wie im Parlamente aufs Wärmste, daß sie dieses Aergcrniß mit so großem Nachdruck in den Vorder grund der öffentlichen Besprechung gerückt haben, und spricht die Erwartung aus, daß unsere Vertreter in Parlament und Presse diese Besprechung mit unablässiger Kraft sorlsctze», bis auf diesem Gebiete voller Wandel geschaffen und auch bei Besetzung der höchsten Stellen die Kallwlitcn diejenige Berücksichtigung finde», welche ihnen auf Grund ihrer unan fechtbaren staatsbürgerlichen Ebenbürtigkeit zukomml." Herrliche Zukunft für die Protestanten! Zwar so nabe scheint sie »och nicht zu sein, denn cS fehlt den Römischen an wissenschaftlich gebildeten Männern sür solche Stellung. Darum „lenkt die 41. Geiieralversammlung der Kalbolilen wiederholt die Aufmerksamkeit der deutschen Katholiken aus die statistisch erwiesene Tbatsache, daß die Katholiken Deutsch lands im Besuch der höheren Schulen (Gymnasien, Real schulen, Universitäten rc.) bedeutend znrückstehcn". Aber selbst wenn dieser Appell Gehör fände und eine größere Anzahl Jünglinge den höheren Schulen zuführte, wer gicbt die Ge währ. daß jene auf staatlichen Anstalten mit der nöthigcn Fülle nltramontaner Gesinnung getränkt werden? So wollen denn die Römischen bischöfliche Gymnasien, eine päpstliche Universität aus deutschem Bode». Sie habe» den Mutb, zu beschließen: „Wir deutschen Katholiken fordern zur Durchführung der UntcrrichtSfreihcit die alsbaldige Zulassung 1) der Errichtung höherer, von unseren Bischöfen geleiteter Vebranstalten, deren Besuch dem Besuche der entsprechenden staatlichen Anstalten staatlichcrseits entsprechend gleichgestellt wird; 2) die Er richtung einer freien katholischen, vom heiligen Stuhl gnt- geheißenen, von unseren Bischöfen beaufsichtigten Universität in Deutschland und jedenfalls die Berücksichtigung der au der Universität zu Freiburg (Schweiz) zugebracklen Studien zeit in dem gleichen Umfange, in welchem der Besuch anderer außerdeulscher Universitäten berücksichtigt wirb." Und in der Tbat, erreichten die Ultramontanen dies, fände sich ein protestantischer Staat, der so duinin wäre, c»ft riese- römische Verlangen eiuzngeben, nun, dann hätten wir viel leicht einmal ultramontane Minister, ultramontaiie Diplomaten, die Neigung besäßen zur Ersüllung de- jesuitischen Herzens wunsches. den »isterabelslen Staat, den die Weltgeschichte je gesehen bat, den Kirchenstaat, mit deutschem Blut um den Preis eine- Weltkrieges und mit dem Opfer von Deutschland- Größe und Selbstständigkeit wieder aufzurichlen. Sonderbarer Schwärmer, dieser Orterer! Er weist auf dieLage deSPapftc- in Nom hin: „Tie Notb (!!) des Oberhauptes der Christenheit (sic!), die wir beklagen und beweinen, bestellt fort, und noch zeig! sich nicht der Ausweg, um die territoriale Souveränität de- Oberhauptes von 200 Millionen Christen zu erzielen. Unv doch ist eS notbwendlg, daß sie wieder ausgerichiet werde als fester AUS, peit Alle sich klammern m der Notb." Ist da- wirtlich noch Cbristenlbum? Wer so spricht, kennt der da« Evangelium Dessen, dessen Reick nickt von dieser Welt ist? Ist die Frage, ob der römische Bischof einige Quadrat» Meilen Landes als Herrscher verwaltet oder nicht, eine religiöse Angelegenheit? Tausende von Katholiken werden mit uns „Nein" sagen; sie ist nur eine LiedlingSmeinnng des UllramontaniSmuS; sie ist nicht religiöser, sonder» wie der ganze RomanismuS, nur politischer Natur. Dieses sein innerste« Streben hat der JesnitiSmuS wieder einmal auf der Versammlung zu Köln enthüllt. Auf dieser Linie werden die Uliramontanen weiter agitiren; die Parole ist auf dem Katholikentag dazu aus- gegrbeii. Daö einzige Ziel ist. dem Centrnm und dem hinter ihm stehende» Geist des JgnaiiuS von Loyola aus deutschem Boden die Macht zu sichern und zu erweitern, die ihm augen blicklich zugesallcn ist, und welche dem RomanismuS je länger e mehr bei de» romanische» Völkern schwindet, weit diese ein wahre« Wesen genauer kennen, als die jetzigen Deutschen, lim so nolhweiidiger ist es, daß Alle Die, welche das Cbristenlhuin und das deutsche Volk lieb babcn, sich endlich ansraffen und den uliramonlanen Bestrebungen entschieden eiilgezeiitrelen. Die Berliner Kirchenpoliiik bat ich seil Beginn dieses Jahrhunderts in ihrem Verhalle» gegen Rom eine lange Kette von Fehlern geschmiedet; man hat geglaubt, die vaticanische Diplomatie durch Conccssioiicn befriedigen zu können; aber je mehr man gab, um so mehr wurde verlangt. Rom weicht nur vor einem festen Willen zurück: wen» der Staat mit starker Hand hält und tbut, was sein Recht ist, so wird auch die katholische Kirche innerhalb der ibr gezogenen »othwcndigen Schranken thun, WaS ihre- Amtes ist, nämlich das religiöse Leben ihrer Glieder zu läutern und zu heben. Und welche Ausgaben warte» da ihrer vor einem abergläubischen Volk! Fäbrt man aber fort, mit dem UltranionlaniSmuS zu pactiren und zu handeln, dann wird man mit zu dem Ziele de« RoinaiiiSmttS helfen, die deutschen Katholiken immer tiefer von ihren evangelischen Mitbürgern zu trennen, vom patriotischen Interesse sür unser herrliches Reich immer weiter zu entfernen unv eine» klaffenden Riß zwischen den Söhnen eines Volkes zu schaffen; dann wird sich das Wort Döllinger'S von dem unheilbaren Siechtbum erfüllen, den, das deutsche Reich verfällt, wenn eS den Verfechtern teü VaticaiiiSmuS breiten Raum gewährt. Deutsches Reich. 1?. Vcrtiii, ü. September. Die Erklärung dcS „NeichS- anzcigerS" über den Bezug von Armcebedars vom WaarenhauS für Armee und Marine ist insofern befriedigend, alö sic die Zusage enthält, daß in Zukunft Dienstgcgciistände für die Maunschasten des Heere« nicht mehr von diesem Geschäfte geliefert werden solle». Bedauerlich ist aber, daß daö Versprechen namcns des Waarcnhauses und nickt seitens der KriegSverwaltung abgegeben wird, wie eS überhaupt seltsam erscheint, einem Angriff gegen diese Behörde durch eine Schilderung des GeschäflSgcbahrenS einer Privatunternebniuiig begegnet zu sehen. Daß das WaarenhauS unabhängig vom KriegSministcr ist — formell wenigstens —, hat man gewußt. Um mißbräuchliche Be günstigungen des LssiciervereinS, wie sic im „ReichSanzeigcr" cingcräuml werden, zu verhindern, bedurfte eS aber auch keines behördlichen Einflusses aus die Erwerbsanstalt, sondern eines Befehle« an dieTruppencommandoS, die nicht selbstständig sind. Die Kriegsverwaltung wird sich künftig der Pflicht nicht entschlage» können, dafür zu sorgen, daß das WaarenhauS nicht in Versuchung gerälh, von semem Grundsatz, Diensigegenstänke sür die Mannschaften nicht zu liefern, abzugehen. Darüber, ob in der Tbat einzelne Truppenlbeile in der Lage waren, die neuen Schützenabzeichen vom Waarenkausc rascher als von sonstigen leistungssähigen Unternehmern beziehe» zu können, wird man vielleicht auS dem Kreise der Letztgenannten eine Meinungsäußerung zu hören bekommen. Jedenfalls ivar die Eile nickt so groß, daß die TruppcncommandoS die höheren PreiSfordernngen des mit der Lieferung bedachten Lssicicr- vereinS übersehe» mußten. Ueber diesen wichtigsten Punct der erhobene» Beschwerde legt sich der „ReichSanzeigcr" Schweigen auf. 11 Berlin, 5. September. DaS NeichS-VersichcrungS- anit bat an die Vorsitzenden der Schiedsgerichte in Unsall- vcrsicheruiigSsachen ein Rundschreiben gerichtet, nach welchem es zwei das schiedsgerichtliche Verfahren betreffende Aenderungc» cingesübrt sehen möchte. Einmal wünscht cS, daß dem ReichS-VersicherungSamt, alö oberster Instanz in UnsaUversicherungSsachen, die Nothwendigkeit der Beweis erhebung nach Möglichkeit erspart und die erschöpfende Klarstellung des Sachverhalts in der genossenschaft lichen und schiedsgerichtlichen Instanz vorgcnommen wird. Zu dieser Erinnerung ist das ReichS-VersicherungSamt durch die große Anzahl der im Jahre 1893 in der Recursinstanz nötbig gewordenen Beweiserhebungen veranlaßt worden. Es waren nickt weniger als 846 Beweiserhebungen nöthig, welche der RrichScassc Kosten im Betrage von l7 370 verursachten. In der Mehrzahl dieser Fälle Kälte die Beweiserhebung im RecurSversabren vermieden werden können, wenn in den« schiedsgerichtlichen Versabren der Sachverhalt in erschöpfen der Weise aufgeklärt worden wäre. Auch weist das ReichS- Versicherung-amt darauf bin, daß die Bewciserdebung in den Vorinstaiizc» in der Regel nicht so kostspielig sei, wie in der RccurSiiistanz, und daß dies namentlich für die Fälle gelte, in welche» der Thatbestand im Lause der Zeit derart verdunkelt ist. daß zur Anstlärung kostspielige Erhebungen, insbesondere ärztliche Gutachten erster Autoritäten, erforderlich werde». Soda»» wünscht daS ReichS-VersicherungSamt, daß die SchicdSgerichlSoorsitzendeit die Zustellungen, welche de» Lauf von Fristen bedinge», nickt gegen PostzusteUungSurknnde», sondern mittels eingeschriebenen Briefe« bewirke». Es erhofft davon eine Vereinsachung und größere Sicherheit des Verfahrens. * Berit», 5. September. DaS Eingreifen deutscher und britischer Kräfte in die samoanischen Wirren ver anlaßt die „Magdcb. Zeitung", von Neuem auf den allen, allmäblich immer mehr als allein durchführbar erkannte» Vorschlag zur Beendigung dieser Wirren zurückzukommen. DaS Blatt schreibt — und kann dabei der allgemeinen Zu stimmung in Deutschland sicher sein: „AuS Samoa kommi die Nachricht, daß nach Verständigung der Vertreter der Machte ein englische- und ein deutsches Kriegsschiff endlich dazu übergegangen sind, die Wiederherstellung der Rübe und Ordnung auf der Insel zu erzwingen. A» drei Tagen sind die Stellungen der Ansstäiit, scheu beschossen worden, und eine letzte, allerdings »och nicht beglaubigte Nachricht meldet die vollständige Untci werfung der Aufständischen. Auch obne eine solche Bestätigung wird der moralische Eindruck, den daS gemeinsame Hantel» der fremden Mächte auf die Eingeborene» machen muß, nicht zu unterschätzen sein. Nur durch die Unterstützung, welche die streitenden Gruppen auf Samoa von der Eifersucht der fremden Mächte erbosften und leider auch nur zu oft em pfingen, babcn sich die an sich bedeutungslosen „Kriege" der Häuptlinge unter einander immer wieder erneuern können, und Unsummen Geldes sind von diesen nutzlosen Fehden ver schlungen und der Cullur bereits gewonnene Anpflanzungen ver nicktet worden. Ein amerikanisches Kriegsschiff scheint vor Apia nicht anwesend gewesen zu sei»: aber aus der Tbatsache, daß der amerikanische Consul nickt Widerspruch gegen das Bombardement durch ein englische- und ein deutsches Kriegs schiff erhoben bat, darf Wohl entnommc» werden, daß der Vorschlag dcS Präsidenten Cleveland, die Vereinigten Staaten möchten sich au« dem samoanischen Geschäft zurückzicbcn, wahr gemacht werden soll. Es läßt sich dann aber auch erwarten, daß der weitere Schritt getdan werden wird, um endlich ans Samoa Ordnung zu schaffen: die Herstellung der S ch i> tz h e r rs ch a f l einer Macht, die nach der Lage der Dinge nur Tcutchland sein kann. In diesem Sinne hat sich ja auch die Bittschrift ausgesprochen, die von den aus der Inselgruppe ansässigen deutschen Kauft leutcn und Plantagenbesitzcrn dircet an den Kaiser gerichtet wird. Die wesentlich ans den Wunsch der Vereinigten Staaten eingerichtete Dreiberrschast bat fick als »»durch- sührbar und nach dem Zcugniß der amerilanischen Regierung selbst als eine Quelle »euer Wirren erwiesen. So gilt cs jetzt, wo von amerikanischer Seile kaum ein Widerspruch zu erwarten ist, auf den Vorschlag zuriickznkomme», den Deutsch lanb in Washington ans der crnen Samoaconserenz gemacht und der damals bereits die Zustimmung Englands gesunden hatte: eine Vorherrschaft Deutschlands unter Gewährleistung des freien Verkehrs sür die An gehörigen der anderen Nationen. Es ist kaum an- zunehme», daß die inzwischen hcrvorgctrctenc» neuseeländischen AnncxionSgelüste von englischer Seile werde» unterstützt werten." 11. Berlin, 5. September. (Privattclegramm.) Tie feierliche Enthüllung dcö Denlmals für Kurfürst Friedrich 1. i» Friesack wird aus Befehl des Kaisers am 13. October Mittags 12 Ubr statlsinkcn. Zu der Feier werten auS den Garnisonen Spandau uno Ralbenow Truppen zur Parade Ausstellung besohle» werden. Nach der Festordnung wird der Ehrenpräsident des Ausschusses, Landes- direetor von Lcveyow, eine Ansprache halten, der die Ent hüllung folgt. Die Auöschußvvrsitzeiiden Friedet und der Landrath des Wcsttiavelländischen Kreises von Locbcll werden dir Ueberzabe des Denkmals an die Stadt Fricsack vollziehe». DaS project.rte Frühstück in einem Prnnkzelt wird nickt stall- sinden, der Kaiser wird vielmehr nur einen von der Stadl Friesact angedotenen Ehrentrunk annchmen und gegen 2 Ilhr nach Berlin zurückkehrcn. v Berti». 5. September. (Privattelegramm.) Wie die „Nanonal-Zeitung" millheilt, empfing Professor Enrtins zu seinem 80. Geburtstage ei» Handschreiben deö Kaiser-, worin dieser den Geburtstag des Gelehrte» einen nationalen Feiertag nennt, unter Bezugnahme aus die Eiiiweihung der Sarkophage des Charlottenburger Mausoleum« den Jubilar als einen vom Kaiser Friedrich erprobten Bcralher und einen väterlichen Freund bezeichnet und ihm den Kronenorden l. Classe verleiht. — Aus dem Religionsunterricht einer freireligiösen Gemeinde. Unter dieser Uebcischrift berichtet die „Pädagogische Zeitung" über de» religiösen Jngenbunterncht deS Herrn t<r. Brun o Wille in Berlin. Tie Mitlheilungcn sind (wie die „Germania" schreibt) deshalb so beachtenswcrtli, weil sie zeigen, was sür eine Art von Religionsunterricht die sreircligiüic Gemeinde snr aiigcincsjen hält. Wille veröffentlichte vor zwei Jahren »in Lehrbuch snr den Jugend»,iterricht freier Geinei»den und zwar „iin Aufträge der frei- religiöse» Gemeinde zu Berlin". In seinem Lehrbuch nimmt Wille Bezug aus seinen Unterricht und erzählt, daß er denselben mit Gnaug beginne. In den Zöglingen, welche von der Straße kommen, bringe dies „eine gewisse Sammlung und Reinigung Le- Sinnes" hervor. Man ist deshalb mit Siecht gespannt daraus, welche Lieder diese Reinigung de- Sinne- bewirken solle». Allein schon die Melodien bereiten eine gewisse Enttäuschung. Die Lieder werden nämlich gtjnnge» »ach Melodie» wie: Sich ich in finstrer Mitternacht, Schier dreißig Jahre bist Tn alt, Freut euch des Lebens, Ein freies Leben führen wir rc. Bei Durchsicht der Lieder stößt ina» aber sogar aus Stelle» wie die folgenden: S. 29. Dir ersten Blumen: Laßt c« walten frei und offen In der Schule, in dem HauS, Löscht es länger doch, o Pfaffen Nicht mehr in den Kneipen auS. S 48 Ter Freidenker: ES regt sich emsig um mit Muth ei» neue- HauS zu schaffen. Ein Haus befreit vom Geistes Druck, befreit vom Druck der Psassen. Kein Pfaffe darf mit GlaubenSzwang die Kinder ihm erziehen, ES pflegt die Herzen, daß sie einst für edles nur erglühen. S. kü. Muckerei: Fort mit der alten Mnckerel, Tie nur den Kopf verdreht! Es singt sich noch ein mal so frei, Wenn» frisch von Herzen geht, Wenn jedes treu das Seine Ihut, Geht ohne Psassen alle- gut. S. 78. Spruch: Den jede- Pfaffe,i Wort Gleich reißt zu Thränen fort, Ter ist, wenn das Gefühl verpufft. Zumeist ein Schwächling und ein Schuft, Diese Proben genügen zur Kennzeichnung des freireligiösen Unterrichts. — Ueber de» Entwurf eine- preußischen Wasscr- ae setze- hat sich der Sonderausschuß für Wasser,eckt ver Deutschen LandwirthschaslSgeseltschast in einer Denkschrift, die in diesen Tagen zur Ausgabe kominen wirk, abfällig ausgesprochen und zwar in Ucbereinstimmnna mit de» An schauungen der Vertreter des Deutschen LantwirlhschaslS-
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