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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940915013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894091501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894091501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-15
- Monat1894-09
- Jahr1894
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VezugS-PreiS tl der tza»-t»x»edttio, »der de» im Etddt- h«wk «ld de» Vororten errichteten Aus» ««bestellen abgeholt: vierteljührlich^lS.üL bei zwrttnaliarr täglicher Zustellung in« Han« ^ll LLL Durch dt« Pos« bezogen iür Deutschlaud und Oesterreich: viertel,.»drlich L—. Direcle tägliche Kreuzbandlendung tv« Ausland: monatlich >l 7.S0. Die Morgen-Susyab« erscheint täglich'/,? Uyr^ di« Abend-Lusgabe Wocheulagt ü Uhr. Lrbirlion und Lrpeditio»: Lndnunesgass« 8. Di» Expedition ist Wochentag» ununterbrochen gsdsjaet vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filiale«: vtt» «,»«'« Lorti«. («lfrr» S«H»X Uuiversirättsteah» U Loni« Lösche. , >nch«i»«»str. I«. Part und KSata-Vlntz 7. Morgen-Ausgabe. Mip)tzer.TllgMatt Anzeiger. Lrgan f8r Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschSftsverkehr. Anzeigen-PreiS dir 6 gespaltene Petitzeilc 20 Psg. Neclamen unter demRedactionistrich («Uw spult»») b0>^, vor den tzamiliennachrtch»» («gespalten) 10^. Vrvßrre Schriften laut unserem Prisd» derzrtchniß. Dabellarsscher und Ztssrrnsatz »ach höherem Darts. Vr1r«'vetta>e» (gefallt), »,k mit d« Viorgeu-Ausgabe. ohne Postbesördernug SO.—, mit Poftdesürderuug ^ 70.—. Ämalsmeschlaß für FAzei-e»: >b«nd»Au»gab«: Vormittag« 10 Uhr. Morge».Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- vud Festtag« früh '/^ Uhr. Bei de» Filialen and Aunadmestelle» ja rdw halb« Stand« früher. >»»«1««» sind strt« an dt» Gx»edw<» z» richte». Druck nnd Verlag von E. volz in Leipzig Tonnabend den 15. September 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 16. September, Vormittags nur bis */,6 Uhr geöffnet. Lxpeältlon äes I,e1p?l«or l'axelrlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die ftädttschr GiiifommenNeuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist am 15. September diese« Jahre« «it de« stch»sachen vrtrage de« etniachrn Steurrsatze» sällig. Die Beilraaspflichtigen tveeden deshalb ausgesorderl, ihre Tteuer- beträge bi« spätesten« 3 Wochen nach dem Fälligkeitstage bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Mahnadmen an di« betreffenden Zahlstellen «alere« Stadtsteueramte« zu bezahlen. Leipzig, am 12. September 1894. Der «at» der Stadt Letdrtg. vr. Beorgi.Koch. Bekanntmachung, die ders-nliche Anlage in» dir enannrltsch-lutherffche« Kirchen in Letpjig brtrrffend. Der mit dem aus drn 15 September diese« Zähre« fallenden zweiten städtischen Sinkommensieuertermine »inzubebend« Betrag der periönlichcn cvangelisch-lulderilchen Kirchenanlag» ist 1) im Verbände der evangelisch. lutherischen Ktrchengemeindrn in Leipzig mit 48°.> in der Kirchengeuieiad« Anger-Lrottendorf mit 50"/» » » Lonnrwitz mit 7ü°/» « » Emrttzjch mit 4L"/» . . sodli» mit sr'„ » - Kleinzschocher mi» Schleußlg mit 6?*/^ Lindenau mit 59' - » LSßntg mit 90*/^ - » Neustadt mit Reuschöuefeld mit «8*/» » - Plogwitz mit 7ö°/> » » Reudnitz mit 58"^ »r-- » - Sellerhausen mit Neulellerhausen mit 52°/^ - » . Tkonberg mit Neureudnitz mit 7»"',, 1t)»» » Volkmarsdorf mit VolfmarsdorferStraßen Häusern mit KI"/, dr« an« drr SinschStznng zur staatlichen Siutommrnstener sich ergebe,ideu „nsachrn Steversatze« »er städtischen »in tonimeiistrner fällig. Die Veittua»pflich»igen werden deshalb hierdurch ausgesordert, ihre Beträge dinnrn » Wochen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen dt« Säumigen da« Bei« tr»tbung«v»rtabren ringeleitet werden. Leipzig, am 12. September INS«. Der «at» »er Stadt Letpztg. l>r. Liorgi. Koch Änslchreibung de« Neubau dr» Grasfi» Museum« in Lettzzig drtr. Loos II der Glaserarbeilen soll veraeben werden. Die Bedingungen und Arbkiisverteichnisse können bet unserer Hochbau-Verwaltuna, Raibbau«, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen pari», und »estellgeldsreie Einsendung von 1 ^l, bi« auch in Beiesmarken erlegt werden kann, bezogen, bez. daielbst eingesehrn werdrn. Nähere Auskunft über Ausführung »e. wird im Bauburran de« »rassi.Museum« an der Kramersiraße «rtheilt. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Grossi» Museuin, Glaserarbetien Loo« H betr." bi« zum 2b. September e., Vormittag« 10 Uhr, im Rathhau«, II. Obergefchvß, Zimmer Nr. b, portofrei einzureicken. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, die Theilang der Arbeit, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote »vr. Leipzig, den IS. September 189«. ^ ölvs. Der Math pn Stadt Leipzig. vr. Bear gl. Lindner. Bekanntmachung. Die Ablagerung von Boden auf Pr» Heiligen Wiesen am Nonnen-Holz« unweit der Billa dr« Herr» Vr. Heine ist Na« 6. P. Bit«, ab nicht mrhr grftattrt. Leipzig, am b. September 18S4. Der «ath »er Stadt Leipzig, ld. 424ü. vr. Eteorgt. vr. Just. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Nenntniß, daß auf dem Gebiete recht« Per Pleiße, also in Alt-Leivzig, sowie in drn nördlichen, östlichen und südlichen Vororten während der Nächte von LtriiStag, drn 18. d. M. bis Sonnabend, drn 22. d. M. eine Spülung der Hauptröhren drr Wasserleitung vorgenomnien werden wird. In unmilteldarem Anschluß hieran erfolgt die Spülung der Zweigleitungen. Leivzig, den 11. September 18S4. lo 4415. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Lichoriu«. Bekanntmachung. Wegen Reinigung drr Gelchättsräunie bleiben Montag, drn 17. dieses Monats die Stadtcafir und die Stlstungobiichhalterei geschloffen. Leipzig, am 13. September 1894. Drr Natt, der Siadt Leipzig. vr. Georgt.Junck. Bekanntmachung. Wegen Reinigen der Raume bleibt die grosse Rathsstub« Montag, de» 17. Pf». Mt«. geschloffen. Leipzig, drn 1«. September 1894. Drr Rath drr Stadt Leipzig. vr. ISrorgi. Größe!. Der städtische Bagerhof in Leipzig lagert Waaren aller Art z» billigen Tarifsätzen. Di« Lager- scheine werden von drn meisten Bankinstituten bestehen. Leipzig, den 26. April 1894. Dir Deputation zum Lagrrhofe Kal. KlUMmrkliislliulc ?u Lcipsiß. Der Unterricht im bevorstehenden Semester beginnt Mittwoch, den 3. Oktober. Die vorgängige Ausnahmr und Nachprüfung«! finden Montag, den 1. Oktober, nnd Dten-taa. drn 2. Ortobrr. statt. Anmeldungen, unter Beibringung de« Geburts. und Impf- scheine«, letzten Ecbulzeugniffe« und Zeugniffe« über praktilch, Dhät:gkeii, können schriftlich oder iiiündllch beiin ttntrrzrichnrtr», oder im Schullocal, Grakfistrafrr 7, b>« spätrstr»« Sonntag, drn 2». Lrptkmbrr, Mittags 12 Uhr bewirkt werde». Leipzig, den 28. Juni 1894. Die Direktion der Kgl. B»»akwerkr»schult. Baurath Will». Hey. Bei der hiesigen städtischen Verwaltung sind 1) ein Expeb.ent für Rechnungsprüfung bez. Eonlrole mit einem Geholt« von lüOO—ISüO -4t, 2) ein Cassenalsiklent mit einem Gehalte von lOOO >l, 3) mehrere Lopisten mit einem Gehalte von 600 >l sobald als möglich anzustellen. Bewerbungsgesuche mit Zeugniffen find bis zum 26. September >894 bei dein Unterzeichneten Sladtrathe einzurcichen. Vorstellung ist zunächst nicht erwüntcht. Wurzen, den 14. September 1894. Ter Stadtrath. Mühte, Bürgermeister. Die Lismarckfahrt -er posener Deutschen. L Tausende von Deutschen de« Lande-Posen rüsten sich, um in ihrer Bedrangniß den großen Beralher de» deutschen Volke«, drn Fürsten BiSmarck, zu hören. So groß und erbebend die Huldigungen waren, di« dem Altreichskanzler bisher in Friedrichsruh, Dresden, München und Jena dar gebracht worden sind, an Bedeutung bleiben sie alle hinter der Barziner Fahrt zurück. Vesorgniß um den Gang der Dinge im Nationalstaat batte mehr als einer Huldigung den Jnball gegeben; wenn die Posener nach Barzin walle», so bedrückt sie da« Gleiche und noch mebr. Sie ringen um die Erballung einer BorauSsctzung de« Nationalstaates, um den Bestand ihre« BolkStbum«. Da« Deutscbtbum in Posen und Westpreußen, da« wagt selbst die gröbste Re» gierungsiimschmeichelung nicht mebr zu bestreiten, wird zurück gedrängt, die Posener suchen bei dem Fürsten BiSmarck Slärkung in dem Kampfe für ihr heiligstes Gut, einem Kampfe, den sic für »ns alle kämpsen. Und an Keinem können sie sich höher ausrichlen, als am Altreichskanzler. Fürst Bismarck bat schon oft warnend auf die polnische Gefabr bingewiescn. Er, der die Berkörperung de« deutschen Bolksibum« darstelll und der in vierzigjähriger Amislbätigkeit gelernt hat, den Zusammenhang der inner staatlichen Dinge mit den großen europäischen Angelegen beilen zu erkennen, räumt der Polenpolitik einen erslcn Platz unter den Zeitsragen ein. Er wird und braucht sich nicht daraus zu beschränken, vor seinen Posener Gästen das neiierbingS Geschehene zu bemtbeilen, er darf sie auch mit Mulh und Zuversicht erfüllen. Und der Altreichskanzler wird e« als ein seinen Lebensabend verschönende« Glück em pfinden, daß er sich in Uebereinstimmung mit seinem kaiser lichen Herrn befindet, wenn er die Deiitschen Posen« zum AuSharren begeistert. Kaiser Wilhelm hat in Marienburg der Provinz Westpreußen von Herzeu gewünscht, daß sie stet« pflegen und hegen möge deutsche Sitte und deutschen Glauben. Er sprach: .Diese« Schloß, in dessen Mauern die weißen Mäntel mit dem schwarzen Kreuze von den Rittern einhergetragcn wurden, war die Hochburg de« Dcutschthum« gegen drn Lsten; von ihr ging di« Bekehrung drr Heiden, von ihr dir Eultur in alle Lande hinaus. So möchte Ich drr Provinz von Herzen wünschen, daß sie die Marienburg stet» atS ein Wahrzeichen de« Deutschthum- an sehen, daß sie stet-pflegen und hegen möge deutsche Sitte und deutschen Glauben, und daß sie sich hier durch immer fester zusammenschlicßeu möge." Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Kaiser der Provinz Posen dasselbe wünscht, wa« er für die Provinz Westpreußen ersebnl, in der, wie erst kürzlich ein berusener Fachmann sestgestcllt hat, da« Dcutschthum in ausfälligem Rückgänge dem vordringcndcn Polcntbume gegenüber sich befindet. Durch die feierliche Betonung jene- Herzenswunsches bekundet der Monarch, daß er da» ganze Land deutsch haben will, und scheidet er sich scharf von Jenen, die eS sogar für politisch zulässig erachten, daß der bisherige deutsche Besitz ge mindert werde. Für die Deutsche» in Posen ist der kaiserliche Wunsch die Kräftigung eine« festen Entschlusses; für dieO rgane de« preußischen Staat« in der Provinz und für Diejenigen, die ihnen Weisungen ;» ertheilen haben, bedeutet da« Wort de« Kaiser« einen Rus zur Umkehr. Wir blicken aus eine Reihe von Maßnahmen zurück, die da« Polenlhum kräftigen müssen, am meisten dadurch, daß sie e« in seinen Bestrebungen be stärken und die Deutschen, die sich ihrer Nationalität wehren, gewissermaßen in- politische Unrecht setzen. Ist e« doch schon so weit gekommen, daß Polen den Deutschen König«treue ab sprechen, weit Beamte de« König« abseits stehen und sogar im gegnerischen Lager zu stehen scheinen, während die Deutschen einen Kamps für den König gegen eine auf Lo-reißung sinnende Nationalität kämpfen. Mit der Entstellung de» wahren Sachverhalt» hat der Kaiser in Marienburg ausgeräumt und dadurch die Position der Deutschen io danken-werther Weise ver« 'cssert. Aber die kaiserliche Billigung reicht nicht au«, wenn die Beamten den deutschen Erhaltung«bestrebungen ?aubeit oder Abneigung zeigen. Da« Nationale berührt ich an zahllosen und jedenfalls an den wichtigsten Punkten mit dem Staatlichen. Wird da« Letztere nicht im deutschen Sinne gefördert, so muß da« bedrängte BolkSthum vor dem durch Adel und Geistlichkeit mächtig gehobenen Polentbum weiter zurückweichen, mithin der Wille dr« Kaiser- unerfüllt bleiben. Heute liegen die Dinge so, daß die Polen ibre nationale Propaganda al« eine vom Staat als zulässig, wenn nicht gewünscht erachtete ansehen dürfen. Welchen Gebrauch sie von der vermcintlicken Licenz machen und in welchem Maße ibre Arbeit dem königlichen Ansehen Abbruch tbut, zeigt sich alltäglich. .Jetzt haben wir keinen König; Ihr habt zum Erzbischof zu halten und ihn al« Euren König zu betrachten" — mit diesen frechen Worten durste ein polnischer Adeliger bereit es wagen, die Gedanken- und Empfindung-weit der Polen zu enthüllen. Un« bat er nickt« Neue« gesagt, aber di« preußische Regierung sollte bei ihm lerne». Deutsches Reich. tzA. Berlin, l4. September. Wenn in einem hiesigen Börsenblatte gemeldet worden war, daß der Inhalt der vom Kaiser in Königsberg gehaltenen Rede vorher im Staatsministerium sestgestellt worden ssi» so sind wir aus Grund bester Informationen in der Lage, diese Mit- tbeilung als völlig unbegründet zu bezeicknen. Et hat sei« dem 23 Juli keine Sitzung de- Staattnnnisterium« statt- gesunden. In jener Sitzung, an welcher übrigen«, wie wir ossiciösen AbleugnungSversuchen gegenüber biermit ausdrück lich wiederholen, der Ehcs des Eivilcabinet«. Herr v. Luca nu«, tdeilnahi», wurden allerking« die bevorstehenden Reisen de« Kaiser« erwähnt und standen die für die Provinzen Ost- und Westpreußen zu gewährenden Orden«- unv sonstigen Aus zeichnungen zur Besprechung. In dieser Hinsicht soll Herr v. LucanuS branstragt gewesen sein, dem Staat-Ministerium von den Intentionen de- Kaiser« Kenntniß zu geben. Im Uebrigen ist die im MoSkowitersaal gehaltene Rede wohl ebenso wenig exteiiiporirt worben, wie andere vordem vom Monarchen bei besonderen Gelegenheiten vorgetragene politische Willens- Meinungen, doch weder über den Inhalt, »och in Beziehung aus dir Form hat der Kaiser vorher die Meinung oder den Rath de- Gesainiiilmiiiisteril»»- eingeholt. Es handelt sich eben nicht ui» einen constitutionellen Act, für den die Rätdc der Krone verantwortlich zu mache» wären. Auch an diese richten sich die Kundgebungen des Kaiser«; sie bezeichnen ihnen de» Weg. den der Monarch eingeschlazrn sehen will. Da- wissen denn auch die Räthe der Krone nachgerade ganz genau und werden sich, wie in srüberen Fällen, darnach rin- richtcn. Mit aller Brslimmtbeit verlautet denn auch, daß die nächsten Wochen nii» Berathunaen über eine .Bction der Re gierung" auSgesiillt werken und daßim Reichsiagwie in denLand- tage» der einzelnen Bundesstaaten bezügliche Vorlagen,Novellen zum Preß-, Bereit,«- und Bersa»>mlung«recht und Ergänzungen zum Strafgesetzbuch zu erwarte» seien. Die .Kreuzzeituog" ist augenblicklich ruhig, und in den maßgebenden Kreisen ist man davon überzeugt, daß sie und ihre Hintermänner die Form der Opposition jedenfalls ändern, aber auch in der Sache sich wobl hüten werden, wie eS im Abgeordnetenhause bei der Eanalsortcrung geschah, gegen die Regierung zu stimmen, lediglich ui» die .Quittung" für den Abschluß der Handelsverträge zu ertbcilen. Die Leute, welche im »Volk" maßgebend sind, die Stöcker und Consorten, sollen in den Hintergrund treten (?). Wie gesagt, inan erwartet mit Sicher heit, daß die conservalivcn Agrarier sich wieder als Eonser- vative und al« Stützen der nionarchischen Regierung be währen, andernfalls — und eS wird erzählt, daß der Kaiser sich auch bereits in diesem Sinne geäußert habe — soll e« an der erforderlichen Energie nicht fehlen. js Berlin, 14. September. Wie an« der Ankündigung über die für da» nächste Jahr geplante Berus« - und Fssslll-tsn. lieber das Einmachen nnd Aufdewahren von Früchten. It»ch»r»a »lrd.trn. Wieder ist dir Natur mit ihrem Leben und Schaffen aus der Höbe angekommen und erweckt in u»« das Gefühl, mit den, wir sonst den Herbst begrüßen. Schon sieben wir im Herbstmonat. Also ist in der Nacht vom letzten August zum ersten September die Scbridewand zwischen Sommer und Herbst? NimmermehrI Für di« Vorgänge in der Natur ist der Kalender nicht gedruckt. Wir suhlen in un« da« Nahen de« Herbste«, .ohne zu wissen, wenn er kouimt, und wenn der Sommer geht. Der Sommer löst sich allmählich auf im Herbste, eine scharfe Grenze giebt r« nicht. Alle« in drr Natur drängt jetzt bin nach einer großen Ruhepause. Der große Proceß drr Auslösung aber wird di« Quelle neuen Leben«, auf einer untergehenden Pflanz,ngensr«ti,n erhebt sich eine andere; die heruntrrfallenden Blatter, sie nähren den Baum, aus dem sie wuchsen. Die Natur mit ihrem «ohl- tbucnden Wechsel der Jahreszeiten strahlt herein in« Menschenleben, schreibt dem Menschen Regel» seine« Sein« vor, beeinflußt seine Thätigkeit in Hau« und H,f. Die Hau«srau bleibt da« ganz« Jahr hindurch in Fühlung mit den LebenSvorgängen in der Natur. Sir muß in ihrem Kücheuregimcnt immer mit dem rechnen, was die Natur in ihrem mehrfachen Gewand« gerade bietet, um Abwechselung in die Mahlzeiten zu bringen und di« Speisen möglichst schmackhaft z» gestalten. Herbsteszeit, reiche Zeit! Wieviel wandert gerade jetzt a»S den Gärten in Küche und Keller. Die herrlichen Gaben Pomona«, die dralle» Bälle de« Apfelbaum-, die gelben Glocken am Birnbaum, die sast- schwellende, flaumumhüllle Aprikose, die verschiedenen Beeren sorten, alle bieien angenehme Erfrischungen in dieser oder jener Form. Kaum vermag die Hau-frau den Fruchlreich- tkum zu bewältigen. Wa« liegt näher, al« einen Tbeil davon vor dem Zerfall zu bewahren und hinüberzuretten bi« zur nächsten Ernte, durch geschickte Zubereitung und Ber- Packung haltbar zu machen, wenigsten« aus «in Jahr, damit man auch in der fruchtlosen Zeit nicht ganz der labenden Früchte entbehre? In keiner Jahreszeit ist drr Hauschemiker in seinem Laboratorium so tbätig al- im Herbste. Zu solch fürsorglicher Tbätigkeit de« Euimachen« und AnsbewabrenS von Früchten mögen die folgenden Zeilen wenige Erläute rungen und Winke geben. Alle organischen Wesen erleiden nach dem Tode eine Ver änderung und verschwinden allmäblich von der Oberfläche. Von dem stärksten Baum, drr gefällt worden ist, und 3«> bis 40 Jahre der Atmosphäre auSgeseyt war, bleibt schlceßlich nicht« Weiler übrig al« die Rmde. In viel kürzerer Zeit verschwinden junge Zweige unv Blätter. Eine zerschnittene Kartoffel färbt sich aus der Schnittfläche braun, und damit beginnt eine Veränderung Wein in offenen Flaschen wird sauer. Wenn wir feuchte« Heu oder fruchte« Holz in ein Gesäß mit Lust bringen, ändern sich bald die Eigenschaften der Luft. Ein hineingebrachte« Licht verlöscht, e« ist Kohlen säure entstanden; dasselbe würde ringelreten sein, hätten wir da« Heu mit einem Span verbrannt. Baumwolle und Lein wand sind von Hau« au- oder durch die Zubereitung mit organischen Substanzen gefärbt, man bleicht sie vor ihrer Verwendung. Dir Wirkung dr« Sonnenlicht«, der Atmosphäre und da« Benetzen mit Wasser taffen den Farbstoff verschwinden. Debnt man die Rasenbleiche zu lange au-, so zersallen schließlich dir Fasern selbst. Wa« ist der Grund solcher unfreiwilligen Ver änderungen? Dir nächste Ursache dieser Vorgänge ist die Ein wirkung de« Sauerstoff«. Di« organischen Substanzen oxhdiren, verbrennen allmählich, genau so wir unedle Metalle an feuchter Luft einer langsamen Verbrennung unterliegen. Die zusammengesetzten Körper zerfallen durch die Oxydation in einfachere. Dieser Zerfall tritt nicht ein durch mechanische- Zerkleinern. Wir können eine Zuckerlösung noch so sehr schütteln, den Zucker noch so sehr zerkleinern, er verändert sich nicht. ES bandelt sich bei obigen Zersetzung-Processen mehr um eine innere Bewegung, um eine Verschiebung der kleinsten Theile. Ist der Anstoß zu solch einer Bewegung gegeben, bann theilt er sich rasch der Umgebung mit. Jeder kleinste Theil organischer Substanz, der im Zustande der Käulniß sich befindet, steckt dir Nachbartheilchen an und erregt in ihnen denselben Proceß. Ei» zweiter Factor solcher Äuflosungsprocesse sind einzellige, pflanzliche Wesen, Pilze und ihre Sporen; so kommt zu dem chemischen Grunde ein pflanzen- physiotogischer. Bei der Erforschung der GärungSvorgangr fanden di« Gelehrten im gärenden Wein und Gier mikro skopisch« organisirtr belebte Wesen, unter deren Wirkung der Zucker glatt zerfällt in Alkohol und Kohlensäure. Nach Liebig ist e« rin gewisser Zustand der in den Hrsenzellen be findlichen stickstoffhaltigen Bestandtbeil«, drr die Zucker- zersetzung bedingt. In dieser kurzen Darlegung über dir Veränderung organischer Körver sind auch schon die Finger zeig« für da« Conservirrn derselben gegeben. Bei Kälte und Siedehitze können jene niederen pflanzlichen Organismen nicht bestehen, die die Gärung erregen; die Zersetzung hört auf. Ebenso kommt der Proceß zum Stillstand, wenn Lust und Feuchtigkeit al« die wichtigsten Lebensdediiigungen der Gärung-Hitze entzogen werden. So kommt c«. daß man beim Eiumachen und A»(bewahren der Früchte Kälte und Siede hitze, Luft a dsch luß und Wasserentziehung erfolgreich anwenbet; aus diese vier Momente sind die verschiedenen Eooservirunglweisen zurückzusühren. Da« Obst birgt in seinem lockeren Gewebe Zucker, etwa« Gummi, organische Säuren, wie Apsrlsäure, Eitronensäure oder auch Weinsäure, die theil- frei, theil« an Kali oder Kalk gebunden sind, und außerdem cnlhält e« sehr viel Wasser. Auch geringe Menge» aromatischer Bestanttheile, Aetber- verbindiingen organischer Säuren sind vorhanden. Die glück liche Mischung aller dieser Bestandlbeile bedingt die Er frischung, die man beim Genuß ber meisten Früchte empfindet. Der hohe Wassergehalt ist der Grund für da» leichte Faulen drr Früchte. Da« Einniachen solch saflreicher Früchte rrsorderl die größte Aufmerksamkeit und sorgfältigste Arbeit, jede kleine Nachlässigkeit rächt sich. Als erste« Hauplerforderniß für das Eonserviren vrn Eompot gilt, daß man vollständig gesunde und nicht überreife Früchte verwende. Obst mit säuligen Flecken ist nicht zu gebrauchen, weil der be gonnene ZersctzungSprcccß in den Flaschen und Gläsern weiter sortschreilet; daher sind die Beeren sauber auSzulesen und in einem Sieb mit kaltem Wasser abzuspüten, ist da« Spülwasser abgelrcpsl, kann man mit dem Einmachen beginnen. Aepsel,Birnen rc. schält man sorgfältig, womöglich mit silbernem Messer, damit nicht Rostflecke da« Aussehen beeinträchtigen, dann entferne man da« Kernhaus und schneide die Frucht je nach der Größe in zwei oder mehrere Theile, kleine Birnen und Aepsel kann man auch ganz verwenden. Stachelbeeren werden im unreifen Zustande gevflückt. Blüthe» und Stiele werden vor dem Einmachen entfernt. Beim Reisen nimmt der Zuckergehalt z» und der Gehalt an organischer Säure ab Reife Stachelbeeren haben ihre Säure verloren und würden, so eingemacht, einen faden Geschmack zeigen. Auch bildet sich während de« ReifeproccffeS in der Beer« eine Gallerte, die beim Einsieden die Frücht« leicht zu Mu« werden ließe. Die Johannisbeeren läßt man erst am Stock reif werden, sie haben dann noch Säure genug. Pflaumen. Aprikosen u. a. werden sauber abgewischt »der
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