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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940918010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894091801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894091801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-18
- Monat1894-09
- Jahr1894
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Vezug-Pret- >» der Haupteppedittoa oder den im Gtidt- bezirk und drn Vororten errichteten Aus» aabestellen ab geholt: vierteljährlich^ 4.!KX bei jweiinaliger täglicher Zustellung int Lau- ^ 5.50. Durch die Pos' bezogen iiir Deutjchisnd und Oesterreich: vieriellährlich S-—. Dirccte tägliche Kreuzdandiendung in» Ausland: moiwüich 7.LO. DieMorgen-AuSgabe «richcint täglich '/,7Uyr, di» Lbend-Aurgade Wochentag« 5 Uhr. NeLarlion und Ervrditioa: J«hn»ne«gaffr 8. DieErpeditton ist Wochentag« ununterbroch«» geöffnet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ttt» Klemm'« Sortim. «Alfred HahaN Universität-straße I, Louis Lösche. , . . . - Kntharinenstr. 14, pari. und KSnia-Platz «. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ filr Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ««zeigeu^reis s gespaltene Petit-nl« 20 Psg. Neelsme» nntrr dem RedacttoaSstrtch (4>s» spalte») bO^, vor den Familtenuachrichtr» <6 gespalten) 40^. «Größere Schriften laut unserem Prei«- »«teichaib. Tabellarischer und Zissernsatz »ach HSHcrem Tarif. Extr«-Beilagen (gesalzt). »ur mit der Morgen »AuSgad» , ohne Postbesörderung 60.—, mit Postdesäcderung 7V.—. Amahmeschluk für Anzeigen: >bead-Au«gadr: Bormittag« 10 Uhr. Marge a«Au»gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Auietgen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz In Leipzig ^°477. Dienstag den 18. September 1894. « SV Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1894 baldgefälligst veranlassen. Das Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Ter Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 ^s, mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 ^ 50 ^s, durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 8 ^ In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtlichc Zeitungsspediteure, die Hauptexpeditiorr: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrahe 35 Herr L. 0. Mittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße L Herr l'Iieoü. Leier, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestrape) Herr Herrn. Llesdike, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoLranr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Liluarü Letter, Colonialwaarenhandlung, Marschnerftraße 0 Herr I'aul 8eUrelker, Trogcngeschäft, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Albreellt, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreiner, Zweinaundorser Straffe 18, in Neustadt Herr LIemens 8elielt, Cisenbahnstrasre 1, - Connewitz Frau Lieber, Hermannstraffe 23, 1. Etage, - Plagwitz Herr LI. Orüt^ittanu, Zschochersche Straße 7 a, - Eutritzsch Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Tclipscher Straße 5. - Reudnitz Herr U'. Luxmnnu, Marschallstraße 1, - Gohlis Herr 14». Li'ltrseüe >»eIlfoI§er (Ll»ttI»68lU8), Mittelstraße 6, - - Herr vernl». U'edvr, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Lindenau Herr L. Outberiet, Cigarrenhandlnng. Markt 22, - Thonberg Herr L. Lüutueb, Reitzenhainer Straße 58, in Bolkmarsdorf Herr 0. 4. Laumnni», Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Peterskirchhof 5 Herr Llax Llertü, Buchbinderei, Pfaffendorfer Straße 1 Herr 4. L. Olasseu, Colonialwaarenhandlung, Ranftfche Gaffe 0 Herr Lrleür. Llselter, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Tteinweg 1 Herr 0. Lnxeluirum, Colonialwaarenhandlung, Schützenftraße 5 Herr 4ul. 8el»iilll!t bei», Colonialwaarenhandlung, LLeftplatz 32 Herr L. Llttrlel», Cigarrenhandlnng, Porkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. 0eI)U8, Colonialwaarenhandlung, Amtliche Bekanntmachungen. Fernsprechverkehr mit Jena. Zwischen der Stadt-Fcrnsprecheinrichtung in Jena, und den Stabl-Fernsprecheinrichtungen tu Leipzig und Markranstädt ist der Sprechverkehr eröffnet worben. Tie Gebühr sür da« Gespräch bi« zur Dauer vou drei Miauten beträgt «ine Mark. Leipzig, 15. September 1894. Der Kaiserliche ktrr-Paftdireelar, Gehe,me Lbrr-Pastrath. Walter. Lekannlmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß Dlen-tag, den 25. diese« Monai«, Nacht» eine Spülung der Zuleitung und am 26., 27. und 28. diese« Monat« Nacht« bi« Spülung de« Rohr- netze« unserer Wasserleitung in Lripzig-Plagwitz, Leipzig-Ltn- Vrnau. Leipzig-Kletuzschochcr und Lechzig-rchlrutzig vorgenommen werden wirb Im Anichiutz hieran erfolgt die Spülung der Zweig- röhren vom 29. diese« Monat« ab. Leipzig, den 13. September 1894. Drr Math der Stadt Leipzig. Ic 4458. Ur. Georgt. Etchortll«. Die städtische Sparcaffe beleiht Werthpapirrr unier günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Lparcasscn-Ieputatiatt. Vom 1. -iadember 18-4 ad sollen di« bei dem hiesigen Leihhaus« in den Monaten Oktober, November und Decemder 1893 verjetzien oder erneuerten, aber nicht wieder eingeiösleo Piänder im Erbaeichoffe de« Lridhauje« öffentlich versteigert, soweit sie aber in Wenbpapieren oder Sparbüchern bestehen, der Lethhaut-Ordoung gemäß veräußert bezw. erhoben werden. Da« Einlesen vnd Versetzen anderer Pfänder findet während der Auctio» von srüh 8 di« Nachmittag» 2 Uhr tu Leu gewöhnlichen Räumen statt. Leipzig, den 15. September 1894. Lcs RathS Trputatt-» sür Leihhaus und Sparcassr. Bekanntmachung. Die fernere Ausgabe von Syiiagogeiilurlen findet Mittwoch, den It». September, Nachmittags 3—1 Nhr und Freitag, drn 21. September, Nachmittags 3—4 Uhr in der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, eine Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karten die biahrrigru Karten und die diesjährigen Vemrtndesteurrquittungrn »ittzubringen. Leipzig, den 17 September 1894. Der Vorstand drr Israelitischen NeltgtanSgemeinde zu Leipzig. Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. September. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" macht ein interessante« Euigeständniß, an da« man sich oster wird erinnern muffen. Wir batten bekanntlich in unserer Morgen» anSzabe roni Sonnabend (Nr. 472) eine Mitlheiluag unseres Berliner tzts Correspondenteo ztun Abdruck gebracht, in der über die Entstehung, den Zweck und den Voraussicht- lichcn Erfolg der Köntgsbcrger Katsrrrede u. A. da« Folgende gesagt war: „Wenn in einem hiesigen Börsenblatt« gemeldet worden war, daß drr Inhalt der vom Kaiser in Königsberg gehauenen Rede vorher im LlaalLmiaisterium seftgestellt worden sei. jo sind wir aus Grund bester Jasormationen ,u der Lag«, diese Mit- tbrjlung al« vötlig unbegründet zu bezeichne». E« hat seil dem 23. Juli keine Sitzung de« Slaatsminisier.um» statlgesuuden. Weder über den Inhalt, noch in Beziehung aus di, Form seiner Rede hat der Kaiser vorder bi« Meinung oder den Rath de« Gesainmliniiiisreriilm« «ingeholl. E« handelt sich eben nicht um einen coustitutionellen Act, für drn die Räu>» der Krone verantwortlich zu machen wären Auch an dies« richten sich die Kundgebungen des Kaiser«: sie bezeichnen ihnen den Weg, den der Monarch eingeschlage» sehen will. Da« wissen denn auch die Raibe der Krone »achgerode ganz genau und werden sich, wie in früheren Fällen, danach ein richte». Mit aller Bestimmtheit verlautet denn auch, daß die nachüen Wochen mit BeratHungen über ein« „Actton der Regierung" au«- oefüllt werde», und daß im Reichstag wie i» de» Landtagen der einzelne» Bundesstaaten bezüglich« Vorlagen, Novelle» z»m Preß», Verein«, und Versammlungsrecht und Er» gänz ungen zum Strafgesetzbuch, zu erwarten seien. Die „Kreuzzeitung" ist augenblicklich ruhig, und in den maßgebenden Kreisen ist man davon überzeugt, daß sie und ihre Hintermänner die Form der Opposition ,edei»'all« ändern, aber auch in der Sache sich wohl hüten werden, wie c« im Ab- geordnetenbause bei der Canalsorderung geschah, gegen die Regierung zu stimmen, lediglich um Li« „Quittung" sür den Abschluß der Vandelsvcrträge zu eriheilen. Wie gesagt, man erwartet mit Sicherheit, daß die konservativen Agrarier sich wieder als Eon- servotive und als Stützen der monarchischen Regierung bewähren; andernlalls — und es wird erzählt, daß der Kaffer sich auch bereit« in diesem Sinne geäußert habe — soll e« an der «rs ordert ich «n Energie nicht fehlen." Diese Mittheilung wird nun von der „Nordd. Allgem. Zeitung" mit folgender Einleitung abgedruckl: „Das „Leipziger Tageblatt" bringt eine Correspondenz aus Berlin, die wir als eine intereisante und in manchen Puncten auch nicht unglaubwürdig klingende Auslassung, aber im Uedrigen ohne eine Gewahr zu übernehmen, hier wiedergeben." In dieser Einleitung liegt das Einzeständniß der „Nordd. Allgem. Ztg", daß sie Bestimmtes über die von unserem tztz - Korrespondenten gemachten Mittbeiiungen zwar nicht weiß, aber nach ihrer Kenntniß der Berbäiiniffe cS wenigstens für wahrscheinlich hält, daß das preußische Staats Ministerium in Sachen der Königsberger Rede nicht der rathende, sondern der beratdene Theil ist und den empfangenen Rath in Tbaten umzuseyen gedenkt, und zwar nöthigensalls mit der erforderlichen Energie. Wenn nach diesem Emgeständniß da- „freiwillig- gouvernementaie" Blatt wieder einmal sich einsallen lassen sollte, von den Absichten der Regierung im Tone deS Orakels etwas zu verlautbarcn, und den Parteien Ralb- schlägr über ihre Haltung diesen Absichten gegenüber zu erlhe>len, so wird man diese orakelhaften Aussprüche und diese Ratbschläge so lange ignoriren, bis da« preußische SlaalSniinisterium beralhcn ,st und dadurch die Energie findet, zu Thalen fortzuschrriten. Der schtveizrrischr Bundespräsident Frey bat an die zum Manöver eingezogenen Ossicierc, Unterossiciere und Sol daten folgenden Tagesbefehl erlassen: „Die Herbstinanöver des IV. Armeecorps gehen ihrem Abschluß entgegen. Der festen und umsichugen Leitung vieler Manöver ist es gelungen, denselben wiederum da« Gepräge ernster Kriegsübungen auszudrücken. Die Ansorderungen, welche an die Lsficicre und Mannschafte» gestellt werden, sind heute weit größere al« in früheren Jahren. Ich bin glücklich, sesislellen zu bürsen, daß Ihr Euch diesen Anforderungen, soweit die Verhältnisse einer Milizarmre es ermöglichen, ge- wachsen gezeigt habt. Ihr habt gute LiscipUn gehalten. Ihr habt ungewöhnliche Slrapazen willig ertragen. Ihr habt namhafte Fort- schritte in Eurer militairijche» Ausbildung zu Tage gefördert. Im Namen de« Bundeeralhe« danke ich Euch. Ich danke dem Lom- inandanlen de« Armeekorps, der Euere» Vertrauen« würdig ist. sür dir vorkrefstlche Führung unter schwierigen Verhältnisse». Meine Anerkennung zolle ich auch der Tüchtigkeit und der Gewissen haftigkeit drr übrigen Führer, hoch und niedrig, welche ihre Pflicht getdan haben Die Fehler, welche begangen wurden, sind jeweilen a» Ort und Stelle gerügt worden. Eriolge und Mißerfolge sollen Euch sür die Zukunft zum Sporn diene». Kehret nun Heini zu den Eurigen, die Euch mit Ungeduld erwarten. Haltet Euer Wehrsleid und Euere Waffe in Ehren I Richtet Euren Blick allezeit aus da» Vaterland, da« zu schützen Euere Pflicht ist und das in diesen Jahren beträchtliche Opser gebracht hat, damit e« Euch an dem Nöthigen nicht fehle, wenn Ibr zur Aufrecht- erhaltung unserer Ehre »nd Unabhängigkeit eine« Tage» in- Feld ziehen müsset. — Gehabt Euch wohl! Drr Ebes Le« eidgenössischen Mililairdepartement«: <k. Frey, BuadeSpräsident. RappertwU, 1». September 1894." Dieser Tagesbefehl bestätigt, daß die angeblicke Desertion eines ganzen —Tcssiner —Bataillons in Wirklichkeit nicht stallgesunden hat. Denn einen so ungeheuerlichen Vorgang bälte der BundeSpräsibcul nicht ungerügt lassen können. Im Uedrigen scheine» die Tessiner Milizen doch einer milderen Beurtdeilung als ihre anderen Kameraden bedürftig zu sein. In einer de» Tessinern sehr günstigen Correspondenz, welche den „Münch. N. N." au- Lugano zugebt und die auch i» anderer Beziehung interessant ist, wirb nämlich gesagt: „Gewiß hat der Tessiner manch« Fehler, oder seinen srendig. eidgenössische» Siun, s«,,,» Patriotismus Hai er noch bei >eder ernsten Gelegenheit bewiese», und e« wurde unseren Miidürgern von lenseil« der Alpen gewiß bester anstehen, «in wenig mehr Versländniß sür unseren Volk»chorakt»r zu zeige», eta wenig mehr Nachsicht mit unseren EigenthümUchkrite» zu üben, atS durch soriwädrend« Sticheleien und Angriffe da« Zusammengehörigkeit-gekübi zu schwächen und den Wühlereien iialieiiffcher Emissäre in die Hand zu arbeiten. Jin konkreten Fall der Divisionsmanöver ist zu beachten, daß sich der Tessiner Soldat sowodl hinsichtlich der Sprache wie de« Klimas 'ehr schwer lhat. Die Sprachverschiedenhcit bei den Schweizer Truppen führt manche unliebsamen Mißverständnisse herbei, und wa« da« Klima anlaiigi, so kennt jeder den großen Unterschied der bei uii« herrschende» Tenipcralur mit der aus den, Kinzing-Passe, Gewiß Faktoren genug, um, wenn gebier begangen wurden, mildernde Um- stände gelten zulasten, Stall dessen wird vo» der deutich-schweizeriicheii Presse in» Geringschätzung vou unserer Mannschaft gesprochen, die, wie die letzten Manöverberichle lauten, geradezu Vorzügliche« ff» Aushallen von Strapaze», im Feuergesecht und Sturmangriff geleistet hat. — Zum Schluffe möge noch erwähnt werden, daß die periodische Aus wanderung eines großen Theite» unserer Mannschaft diese vielleicht nicht jo kriegstüchtig werden läßt, wie diejenige der übrigen Schweizer Eanlone, die Jahr aus Jahr ei» im Lande unter der unmittelbaren Aussicht und Belehrung der Lsficicre bleibt, und an allen Uebungen, Scbießichulen ic. thkilnedmen kann. Gewiß ist aber, daß da« fortwährende Nörgeln, da« beständige Hinlanjetzen, die nur zu offen zur Schau getragene Geringschätzung der Tejstner Soldaten von Seilen der deutsch-schweizerische» Presse eine Gefahr sür die Zukunft bilden, denn statt eitrigen, gedeihlichen Wetteifer« mit den übrigen Truppen der Schweiz — wird bei einem solchen Sostein in uuseren Soldaten und Olsicieren Mißniuth, Gereizt heit oder Gleichgiltigkeit großgezoge», und wenn man die exvonirte Lage unirre« Cantons dabei ins Auge saßt, so dürste das dem schweizerischen Mllitatrdcpartemcnt Stoff zum Nachdenken geben." Bezeichnend sür die Zustände innerhalb der ntrprrländischcn ocialdem okralischen Partei ist eine Fluaschrisl, die der Ingenieur H, van Kol (Rienzi) unter dem Titel „Mein Abschied vom socialdeuiokratiscben Bund" gegen Domcla Nieuwenbuis und da« „Recht voor Allen" veröffentlich! bat. E« beißt darin nach der „Deutschen Wochenschrift in den Niederlanden": „Was Parteilichkeit, Charakterlosigkeit und Berleum- dungssucht betrifft, kann in den Niederlanden kein einziges Blatt dem Leiborgan Domela Niciiwrnhui«' zur Seit« gestellt werden. Mir gegenüber bat dieser Mann jede erlaubte Grenze überschritten »nd mir dadurch das Recht gegeben, auch ihm gegenüber jede Rücksicht fallen zu lassen; doch will ich davon sür diese« Mal nur einen beschränkte» Gebrauch machen. Wenn eine Commission von unparteiischen Männern die ganze Sache untersucht Hütte, so würde man gestaunt haben über eine solche Anhäufung von Lügen und Verdächtigungen, Verschweige» von Gutem, was Andere thaten, Verkennung ihrer Verdienste, Verdächtigung ihrer Beweggründe, Vergrößerung ihrer Fehler, das ist die scststehende Taktik, der alle charaktervollen Perionen und selbst- ständige Denker blos gestellt werden. Selbst stets nach Ehr- bczeugungen suchend, hat Nieuwenbuis sür alle, die ihm ff» Wege sein könnten, nur Hohn und Schmähungen. Was bat man au« unserer Partei nach jahrelanger Propaganda gemacht? Eine Handvoll Gliederpuppen und nicht Männer von fester, selbst.ändiger Ueberzeugung. Und was hat man aus dem „Recht voor Allen" geinacht? Es ist »ich!« ander« al- das Leiborgan von Nieuwenbuis, der e« da^u gebraucht, seine Galle über alle«, da« ihm im Wege, auszuspeien Lange habe ich gezögert, aber hier will ich es laut erklären, daß kein Vlatt, mit dem ich je in Eonncx ge- treten, moralisch so lies steht, jo über alle Matzen parteilich, so schamlo« unehrlich ist, al« die Zeitung Damrak Nr, 100: „Recht voor Villen". Ich zittere sür da«, wa» geschehen wird, wenn unsere Partei Leiter von dieser Sorte hat. Da« Volk muß sich Um sehen nach einem Netter au« dieser Noch." Wer die deutsche socialdcinokratische Presse liest, wird nach dieser Schilderung auf die Bermulhung kommen, daß Herrn Domela Nieuwenbuis' Organ unter andereni 'Namen und in deutscher Sprache auch in unserem Balerlaode erscheint. Der irische ParlamcntSsondS macht wieder von sich reden. Wie „Freeman'S Journal", da« Organ der Anli- Parnclliten. meldet, hat Lord Tweedmouth, als Mr. MajoribankS gewesener Einpeitscher der Regierungspartei, >eyt Mitglied des Geheimen RatheS, in einem Brief einen Edeck von 100 Pfund an Mr, Gladftone und einen gleich hoben Check ii» eigenen Namen an den irischen Parlaments sondS mit dem Bemerken übersendet, er hoffe, daß noch recht viele Beiträge auf da- ibm zugeschickte Circular gezeichnet würden. Die Epistenz eine« solchen, um Unterstützungen bittenden anti - xaniellitischen Circular- rief unter den Parnelliten die größte Entrüstung bervor. Die Par- nelliten bezeichneten die Anti - Parnelliten als Mirtb- linze der englischen Wbigpartei, welche die irische Selbstständigkeit um ein Paar elender Pfund willen ver kauften, und die Erregung im Lande nadm einen sür die Anti-Parnelliten so bedenklichen Charakker an, daß eine ein flußreiche Gruppe derselben unter Healy, Sullivan und Anderen sich offen aus Seite der Gegner stellte und ibre eigene Parteileitung wegen der begangenen „Tactlosigkeit" aus- Maßloseste angriff. Man verlangte sogar die um gebende Rücksendung der Checks, was allerdings die Besonneren unter den Anti-Parnellite» verhindert haben. Doch selbst die Führer der Partei und die Ber- walter de- irischen ParlamcntSsondS, darunter der Deputirte O'Bricn, welcher als General-Sccrctair der irischen Nationalisten in London LaS Circular unterzeichnet batte, haben eS sür nötbiz befunden, öffentlich zu erklären, daß jenes Circular wider ibr Wissen und ihren <oilleu vou 'sersonen, denen Copicn davon m die Hände gefallen sein mußten, abaeschickl worden sei. Diese Cveck Assairc bat den Hader im Lager der Nationalisten vo» neuem entfacht und Mac Cartby denkt, von dem ewigen Partelgczäuk an- gewiderl, ernstlich daran, von der Führerschaft der Parnelliten zurückzutreten, was allerdings sür die englische Negierungö- parlei, deren Unterhaus-Mehrheit aus die Irländer gestellt i't, von sehr ernsten Folgen begleitet sein könnte. Der Proceß gegen die cgyptischcn Paschas wegen Ankauses von Sclavcn verdient schon deshalb die Beachtung weiterer Kreise, weil eS sich hierbei ui» ein »encS Stadium de« Kampfes zwischen englischem und einbeinnfchem Einflüsse in Egypten handelt. Daß mächtige Paschas neben „gewöhn lichcn" Leute» aus der Anklagebank erscheinen, hat man im Nitlandc noch nicht erlebt, und schon diese Tbalsacbe ist geeignet, aus die Fellachen einen riesen Eindruck zu machen. Das Kriegsgericht, welche« mit einer einzigen Ausnahme auö Egyviern und Mubamedanern besteht, bat bekanntlich die beiden Paschas freigesproche», die übrigen Angeklagten aber zu Zwangsarbeit von 6 bis 18 Monaten verurtbeilt. Der Oberbefehlshaber der egyptischenArmee, GeneralK>tchener, welchem das Unheil des Kriegsgerichts zur Sanction unter breilet werden mußte, bat nur die Verurtheilungen, nicht aber auch die Freisprechungen bestätigt. Mit anderen Worten, der Kamps zwischen englischem und egyvtischcm Einflüsse ist in dem vorliegende» Falle noch nicht entfchiercn, allein die Engländer werden Alle- daran setzen, um auch die beiden Paschas, die sich de« Ankaufes vo» Cclavunien schuldig gemacht haben, der vom Gesetze vorgcichriebencn Strafe zu uiiterwersen. Der Leiter der Militairichnle in Cairo, Frith Betz, der als Staatsanwalt die Anklage vertrat und dieselbe vor einer dichtgedrängten Zuhörerschaft in arabischer Sprache begründete, schloß seine Rebe mit cer Aufforderung, daß das Gericht sich nicht durch irgend welche Rücksichten aus die hohen Stellungen und einflußreichen Verbindungen ter Angeklagten beeinslufsen lassen möge, wobei er zugleich zu ver stehen gab, daß die oberste Instanz, welche das Unheil zu bc slätigen habe, sich unter Berücksichtigung der Umstände wol l veranlaßt sehen könnte, „die Schmer« de« erwiesenen Ver gehen-" zu mildern. DaS Gericht bat eS jedcch vorgezoge», von sich aus den angcklagten Pascha« die „mildernde» Um stande" zu gewähren, welche die Engländer als Ausfluß der Gnaoe den Schuldigen haben zu Theil werten lasse». Tic weitere Entwickelung dieser interessanten Angelegenheit wird zeigen, ob die Engländer sich schon stark genug in Egypten fühlen, um auch den Kamps gegen da« so fest gcwurzcltc Institut der HauSsclavcrei burchzusühren. Deutsches Reich. 0. II. Berlin, 17. September. Die Lage der social- demokratischen Streikkassen ist zur Zeit die denkbar schlechteste. Zwar werten unausgesetzt die „Genossen" ge schröpft und in jeder Woche werden durch Bon- und Sammel listen weit über lO OOO zusammengebracht, aber selbst kiese enormen Summen reichen nicht aus, um alle Ansortc rungen zu befriedigen. Zur Zeit finden in Deutschland 5 größere Streiks, bei denen annäbernd 2000 Man» belbciligt sind, statt. Die Zahl der kleineren Streiks beträgt weit über dreißig und eS sind rund 1000 Personen dabei in Mitleidenschaft gezogen. Das Schlimmste aber für die Genossen ist, daß die größeren Streiks durchschnittlich schon seit lO Wochen dauern. Der Oldenburger Glasarbeiterstreik zieht sich bereit- in die ll. Woche hin; nur unter den denkbar größten Mühen ist eS möglich, ganz minimale UnterstützungSsummen für die Streikenden (nach socialermokratischen Blattern 850) heran-
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