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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940925015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894092501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894092501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-25
- Monat1894-09
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Tabellarischer und Zisternlatz nach büherein Tarif. I-Veilage« (gesalztt, nur ml» der Ptorgea - Ausgabe, ob»e Posibelvrderung ^4 80.—, mit Poslbeiorderuog ^ 70.—. Annahmeschlllk für An)tigeu: Abend-AuSgob«: vormittag» 10 Udr. Norge u-Ku»gab«: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh ' »st Udr. Bet den Filialen und Annadmeslellen ,e eine dalbe Stunde früher. >»»eigen stad stet» an di« Crpevlti.it, zu richten. Druck und Verlag von S. Polz in Leipzig Dienstag den 25. September 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Sekaiintmachung. Lo» dem Unterzeichneten Arnienantte sollen Lieuatag, den 2S. Geptrmbrr 18L4, varuiltiags »o» S Udr an i« Gtnvttzause alltzier verschiedene Gegenstände, als: Wöbet, Betten, Wäsche. Sleivunarstück«, Hau»-, Küchen- un» WirttzichaftSgeräthe, Strinselztr-Hantz- wertgzrug u. A. m. öffentlich versleig»rt werden. Leipzig, am L2. September 1894. ka» ArmeuuWt. Hentschest Artu». Lrennl,olz-Äuction. Wittwoch, den 2«. September ds». I»., sollen im Forstreviere lkannrwitt, Abth. 9» und 10k von Nachiittttags :t Udr an ra. :taN Hausen hartes, klringcmachte» Ltockhol; unter den össcnllich ausgebangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend vertäust werden. äusammenkunst: Aus dem Hotjschtage im sogenannten Dachsbau am Gautzicher Fußwege. Leipzig, den 1ö. September 1894. De» Natb» Farstdeputation. Die städtische Sparcasse beleiht Wrrthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar IÄ4. Die UparcafirnTrvntation. ^usloosung der 4°/o Änleihe der Handelskammer zu Leipzig. Bon unserer 4"/«igen Anleihe sind bei der notariell vollzogenen AnStoosung die Nummern SL«, »IS, 441, sr« gezogen worden. Dieselben werden den Inhabern mit der Aufforderung gekündigt, den llapitalbetrag gegen Rückgabe der Schuldverschreibung und der dazu gehörigen Zinsleisie bei der Atlgeneeinen Deutschen Credit» Anstalt am NI. Decrmder ». I. in Empfang zn nehmen. Leipzig, de» 1. September 1894. Die Handelskammer. A Tdieme, Borsitzender. Dr. Pohle, S. Schönefeld. Lekanntmachung, Wegcsperrung betreffend. Wegen vorzunehmender Userdauten und Brrfteinuna de» Kirchmegrs wird der letztere in seiner Ausdehnung von der Parthen. sluhdrücke dis mit der Kreuzung der Hauptstraße von morgen ad aus die Dauer der Arbeiten (etwa 2 Wochen) für allen Aahrver- ketzr gesperrt. Schönes eid, am 24. September 1894. Der Gemein »eporftanb: Lorenz. Lekanntmachung. Die Ausgabe von Lyiiagoariikartcn findet ferner Mittwoch, den 2«. September. Nachmittags S-4 Uhr. Donnerstag, den 27 September, Nachmittag» S-4 Uhr und Freitag, den 28. September, Nachmittags S—4 Uhr in der Gemeiridekanzlei (Shnogogengebäude, eine Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karlen die bisherigen starten und die diesjährigen Gemrindkfteurrqutttuuge« mitzubriugen. Leipzig, den 24. September 1894. Der Vorstand der tSrarlitischra Religion»ge«ei»d» zu Leipzig. Politische Tagesschau. mit seinem früheren ersten Ratbgeber sich berührt und in l völliger Gemeinschaft des Denkens und WollenS sich befinkei. To ist es in der Frage der Bekämpfung der Umslurzbewegung und so ist cS in der Frage der Eindämmung der polnischen Hochflutb. Und da die Lösung dieser grasten nationalen Fragen tief in alle Zweige der Gesetzgebung und der Verwaltung ein- greist, so kann es auch nicht fehlen, daß der Geist deS alten Kanzlers bei allen bedeutsamen Schritten der Regierungen in Preußen und im Reiche sich wieder fühlbar macht Seine Rückkehr in die alte» Aemter wünscht der Hürsi Bismarck elbst nicht und Niemand wird sie il»n wüniwen. Aber je mehr sein Geist noch bei seinen Lebzeiten sich wieder fühlbar macht, mit um so größerer Zuversicht darf man erwarten, daß er auch in ferner Zukunft über seiner Schöpfung waltet und weiter wirkt. In seiner Tborner Rede hat der Kaiser bekanntlich auch an seine KönigSderger Rede und an seinen Aufruf zum Kamps gegen Vr» Umsturz erinnert. „Nur dann", sprach er, „wenn wir Alle, Manr. an Mann geschlossen, wie eine Phalanx zusammen st eben, ist eS möglich, den Kampf mit dem Umsturz siegreich zu Ende zu führen.- Tamil wird all den zahllosen Deutungskünsten und Prcßzänkcrcien der Boden entzogen, die in der verflossenen Woche darüber ent lauben, wen denn eigentlich der Kaiser bei seinem Ausruse im Sinne habe. In den Organen der Konservativen ebenso, wie in den Blättern der Een trum Spart ei lehnte man jedes Zusammengehen mit den Liberalen der verschiedenen Richtungen ab. gerietst sich aber dabei selber in die Haare, »bald man auf die Auslegung im Einzelnen kam. DaS wird nun Wohl ein Ende haben. DeS Kaisers Mahnung richtet sich so unzweideutig an alle Gegner des Umsturzes, daß der schlaueste conservativ« und uliramvntane TeutungS- künstler sich nicht mehr auf den Kaiser derusen kann, wenn er die Bildung einer konservativ-klerikalen Eoalition befürwortet, die unter Begünstigung der deutschen Regierungen einen Feldzug nicht nur gegen Socialtemokratie und Anarchismus, sondern auch gegen den Liberalismus führen soll. Namentlich die Ultramvntanen habe» Ursache, die Thorner Mahnung deS Kaiser» zu beherzigen. Besonders in Baden ind sie unter der Führung deS geistlichen Ratbe« und weit sichen Hetzer» Wacker in einer Weise Ihätig, die der kaiser lichen Mahnung schnurstracks entgegen ist. Herr Wacker war in der letzten Zeit kurz nach einander dreimal als Fest redner bei Männer- und Gesellenvereinen ausgetreten und hat dabei bereits Verhaltungsmaßregeln für die nächsten Wahlen gegeben. Tie neue Wahlparole ist gleichlautend mit der -ruberen: „Immer und überall gegen die Liberalen, deren Macht um jeden Preis gebrochen werde» muß; daher ist in den Bezirken, wo ein EentrumScantidat nicht durckzubringen ist, der freisinnige oder demokratische, selbst der conservative Eandidat, wenn ihm ein liberaler gezenübersteht, ru unter tütze». Bekämpfen sich irgendwo nur Liberale und Social demokraten, so wird den EentrumSanbängern Wahl en t Haltung empfohlen.- Die Letzteren wissen bereit-, wie LaS zu verstehen ist, und wählen in solche» Fällen Mann s»r Mann den Socialdemokraten. Wir werden also wieder erleben, daß in Mannheim die Ullramonlancn für die Socialdemokratcn eintrete». Von symptomatischer Bedeutung sind die jüngst vorgcnommencn Gemeindewahlen in Konstanz. Dort standen Centrum, Demokratie und Socialdcmokralic in einträchtiger Verbindung gegen die Liberalen zusammen; in der EonciliumSstadt, wo H»ß und Hieronymus all Ketzer verbrannt wurden, reichten sich der „wahre" Katholik, der freireligiöse Demokrat und der glaubenslose Socialist zum Wahlbündniß die Hände. Wir hoffen, daß die badische Regierung den Herrn Erzbischof in Freiburg aus diese Vorgänge ausmerksam macht und ihn be deutet, daß ein solches Treiben der badischen Katboliken ebenso wenig den Forderungen der Zeit, wie den Mahnungen deS Kaiser» und de- Papste- entspricht. - Letpti», 24. September. Der „dankbare Gesprächsstoff" der P«len«efatzr wird nunmehr aushören, ein dankbarer zu sein. M» Reckt bat gestern Fürst Bismarck seinen westpreußischen Gästen gegenüber betont, daß eine von der polnischen Bewegung drohende ernste Gefabr seit dem Augenblicke nicht mehr be steht, in dem der Kaiser diese Bewegung gekennzeichnet hat und ihr mit strengem Tadel enlgegcngetreten ist. Allerdings ging Fürst Bismarck bei seinem tröstliche» Au-spruchc von zwei Voraussetzungen au». Dir erste ist, daß die Rät he und Diener de» Kaiser» bereit und fähig sind, im Sinne de- kaiserlichen Programm» zu handeln Ader daß diese Voraussetzung keine falsche ist, dafür bürgt die WillenSsestigkeit des Kaisers» die Niemand besser kennt, als Fürst BiSmarck. Ein Monarch, der einet Bismarck sich entäußern konnte, weil dieser außer dem Amte auch einen selbst ständigen Willen batte, wird jetzt nicht zögern, mit energischen Vollstreckern seines Willen» sich zu umgeben, wenn seine jetzigen Räthe und Diener an Eifer und Vcrständniß e» fehlen lassen. Die zweite Voraussetzung ist die, daß nicht von österreichischer Seite die polnischen Pläne eine Förderung finden. Aber auch diese Voraussetzung darf wobl als erfüllt erachtet werden. Die österreichischen Staatsmänner müflen erkennen, welchen Psahl im Fleische der österreichisch ungarischen Monarchie ein „Eonzreß-Polen- sein würde, und wenn wirklich der eine oder der andere österreichische Staatsmann zu kurzsichtig wäre, diesen Pfahl zu erkennen, so wäre e» Ausgabe der deutschen Diplomatie, diesem StaatSmanne die Augen zu öffnen und ihm zi» zeigen, welche Gefahr der Donaumonarchie und der Tripelallianz durch eine Begünstigung der polnischen Bestrebungen erwachsen würden. Und bat Kaiser Wilhelm die rechten R< und Diener, die aus innerstaatlichem Gebiete der polnischen Bewegung einen Damm zu setzen ver stehen, so kann eS ibm auch an einer Diplomatie nicht fehlen, dir vom Dreibunte und seinen Gliedern rine Ge fährdung durch polnische Treibereien fern bält. Mit vollem Rechte legte daher Fürst BiSmarck taS entscheidende Gewicht auf die kaiserliche Kuntgedunz in Thorn. Daß gerade der frühere Reichskanzler der erste Jntervret dieser Kund gebung seine durste, ist besonder» erfreulich und eröffnet noch weitere erfreuliche Aussichten. Immer mehr tritt e» zu Tage, daß gerade ü> große» nationalen Fragen der Kaiser Für dir Stellung der Deutschen in vefterretib ist es von Wichtigkeit, ob der mit Eifer betriebene Versuch, in Eilli ein slowenischcSGymnasium inSLcben zu rufen, Erfolg hat oder nicht. Eilli ist die letzte deutsche Stadl »ach Südosten hin. Obwohl eine Enclave in slowenischer Gegend, hat cS sich seinen deutschen Eharakter treu und tapscr erhalten. Fiele Eilli der Slawisirung anheim, so wäre das sür zahlreiche kleinere Orte verhängnißvoll. DaS wissen die Slowenen, daher wird ein Sturm nach vem andern aus diese Stadt unternommen. Unter dem Ministerium Taaffe wurde durchgesctzt, daß dir beiden Nota riatS stellen, die in der Stadt bestehen, entschiedenen Slowenen verliehen wurden. Die Folge davon ist, daß die deutsche Bürgerschaft unter den Notaren keinen Vertrauens mann ihrer Nationalität besitzt, wenngleich mehr als drei Viertheile der Bevölkerung und ein noch viel größerer Proeent satz der Steuerzahler aus Deutschen bestehen. Ferner ist in Eilli mit Beibilse der früheren Regierung eine Zeitung in» Leben gerufen und erkalten worden, welche in deutsche Sprache die Interessen der Deutschen CilliS in gehässigste Weise viele Jahre angegriffen hat. WaS in keiner anderen Stadt Oesterreich- von gleicher Bcvölkerung-zahl geschah, in Eilli, einer Stadt von 6000 Einwohnern wurde eine zweite Sparcasse errichtet, welche den Slowenen al- Angriffswaffe gegen die Deutschen dient Möglichst viele Slowenen wurden unter Prazak zu den B ea m te nst e ll en in Eilli und Umgebung befördert. T Brzirksvertretung in Eilli wurde den Slowenen in die Hänt gespielt. Gegen jeden deutscken Beamten wurde, wo eS nur irgendwie anging, mit und ohne Grund ein gehässiger Kamp geführt. Die Pfarre der Stadt wurde einem so ent schiedenen Slowenen verliehen, daß man in der eigentliche» Pfarrkirche der Stadt kein deutsches Wort hört. Nun soll auch noch ein slowenische- Gymnasium in der zu drei B>er- tbeileo deutschen Stadt errichtet werden I Die Slowenen sollen durch diesen Erfolg Agitatoren gewinnen, da- deutsche Gymnasium soll Schüler verlieren, vorzüglich aber sollen durch riesen Erfolg über die Deutschen die Slowenen an Selbstbewußtsein und Kraft gewinnen. Setzen die Slawen ihren Willen durch, so ist dem Deuischthum in Oesterreich ein schwerer Schlag teigebracht. Möge eS gelingen, ihn abzuwehrrnl In Frankreich ist man wieder in der angenehmen Lage, mit einer devorsicbenden MinisterkrisiS rechnen zu tnrsen. Den AuSgaiigspunet sür die öffentliche Erörterung diese» den Franzose» so sebr a»S Herz gewachsenen Thema» bot der Umstand, daß Ministerpräsident Dupuy ..au» GesundbeitS- ücksichleu" ten Präsidenten der Republik aus den ManLver eisen nicht begleitete. Man schließt bieranS aus ernste Differenzen zwischen beiden Männern. Herr Dupuy ist be kanntlich nach der Wahl Easimir-Perier'S zum Präsidcnlen der Republik nur widerwillig im Amte geblieben. Die Gegen ätze in ten Ebarakteren und Anschauungen der beiten Staatsmänner erschwere» allerdings ei» ersprießliche» Zu- 'amiiieiiarbeile» Easimir-Perier stellt viel weiter rechts als Dupuy. Wenn eS »un auch folgerichtig ist, daß Dupuy ich gern ans seine alten Freunde, die Radicalc», stütze» iöchte, so ist eS doch wobl nicht zutreffend, daß Easimir- Perier den allen Freunden seiner Familie, den jetzt ralli- irten Orleans, sich in die Arme werfen möchte. I» einem Pariser Briese dcS „Hamb. Eorresp." wird die Situation ou diesen Voraussetzungen auS bcurtbeilt. Die eiserne Nothwendigleit, so äußert sich der Eorrespondent, mit de» Mttlelparteien zu regieren, weil weder eine radicalc noch eine ralliirle Eombinatio» möglich ist, bat Perier und Dupuy biö jetzt zusaiiimengchallen, hat sie sür politisch asl synonym gelten lassen. Auch den Socialrevolu- onaircu gegenüber vertreten B ite eine» durchaus vcr- chiedenen Staiidpuncl: Herr Duputz ist wobl geneigt, als Gesetzgeber niit de» Radical Socialistcn zu pactire», ihnen alle möglichen Eoncessione» zu machen, ihren Wünschen eni- gegenrukomnien, selbst ans die Gcsabr bin, wesentliche Stücke der Rüstkammer der bürgerliche» Republik zu opfern. Herr Perier dagegen, nicht zufrieden damit, gleich Herrn Dupuy de» bestehenden Gesetzen unbedingte Achtung und Gehorsam zu verschaffen, ist auch nicht geneigt dem SocialiSmuS und extremen RadicaliSinuS über da» Maß der teniselben bereits gemachten, nach seiner Ansicht viel zu weit gehenden Eoncessionen hinaus al» Gesetz gcber noch weitere Zugeständnisse zu machen. Für Herrn Dupuy ist nur der reovlutionaire, der gewallthätige Socialismus der Feind, sür Herrn Perier der SocialiSmuS überhaupt. So verschieden geartete, so verschieden au« gestattete, ivenn auch demselben Ziel, so doch aus ver chievruen Wegen zustrebende Männer werden sich schwer aus die Dauer mit einander vertragen können. Der Moment, wo sie sich trennen, muß emtreten. Ob er jetzt schon ge kommen ist. ob die Verkleisterung, die unmittelbar nach der Wahl Perier - zum Präsidenten stattgcsuutcn hat, »och weiter Hallen wird, da» sind Fragen, die in den nächsten Wochen sich entscheiden werte». In <-ngla»d findet der französisch-madagassische Eonslict die größte Beachtung. Man ist sich daselbst der Bedeutung, welche der Mission de» Herr» Le Mvrc de VilcrS und de» sich daran knüpfenden Schritten Frankrcichs sür da» Interesse Englands zukommt, voll bewußt. England« Interesse ist, so betont man. e>» strategisches von böchster Be deutung. England darf trotz der berrschenten sreundschast lichen Beziebungen zu der Regierung der Republik die Eventualität nicht außer Acht lassen, daß es einmal mit Frankreich eine» Krieg »m scineßExistcnz z» fübren hat. In solchem Falle würde da» Schicksal de» britisch-indischen Reiches, und damit die Epistenz Englands als Großmacht voraussichtlich davon abbängcn, wer den Seeweg von England nach Indien in seine Gewalt bekäme. Den Suczcanal erkläre» die britischen Autoritäten ziemlich einstimmig sür eine i», Kriege mit Frank reich böchst unzuverlässige Route, so daß sich England vor nehmlich auf dir Route um da« Eap der guten Hoffnung verlassen müsse. Schon jetzt würde Frankreich von seiner Station auf der Insel Reunion au» diese Eaproulc gc- sährten können, sollte eS jedoch die ausgezeichneten Häse» von MadagaScar in befestigte Flottenstationen uinwandel», so könnte rS den Indischen Ocean von einer Seile dis zur anderen mit seinen Schiffen beherrschen, und jede Ver bindung Englands mit seiner hervorragendsten Eolonie, die commercielle svwobl wie die strategische, gegebenen Falle» unterbrechen. Und nicht allein Indien, sondern auch die austral-asiatischen und die südafrikanische» Eolonie» würden sich ausS Schwerste bedroht sehen, salls Frankreich MadaaaScar in eine strategische Position umwandelte. Hier aus, so betont man in den leitenden englischen Kreise», ergebe sich die Haltung, welche England der französisch- madagassischen Differenz gegenüber einzunebmen habe. Eng- land müsse sich auf stricte Enthaltung jeglicher Ein mischung in dieselbe beschränke», so lange, wie bisher, kein Grund zu der Annahme vorlicge, daß Frankreich irgend welche weilere Eoncessionen von der Howa-Rcgierung beanspruche, als die loyale Beobachtung de» Vertrages von 188,'». Auch die liberale Regierung stell« sich vorbehaltlos aus den Standpunct der von Lord Salisbury abgeschlossenen Eon- ventioa, und würde nur von solchen Acttoncn Frankreichs, welche eine erhebliHe Erweiterung de» durch jene Eonvention anerkannten französischen Protectorat« constituirtc», noth- gedrungen vom GesichtSpuncte de« englischen Interesse» au» Notiz zu nehmen haben. Man hofft jedoch — ob mit Grund, lassen wir dahingestellt sein — daß Frankreich mit dem Ver trage von Tamatave sich begnügen werde. in Zukunft da» Regiment im Süden im Sinne der völligen Emaiicipation der farbigen Bürger fübren wirk^ Der Eonvent wirst den Demekrale» die Aushebung teS Schutze» der Znckerproducenlcn als eine Sünde vor und cmpsieblt ten Bürger» de« Süden» Anschluß a» die republikanische Partei in nationalen Fragen und die Erwählung rcpublcka nischer Eongreßmiiglicter an Stelle der Demokrale». Der „»»lick 8»utk" gehört tabcr zn den politischen Erscheinungen, die sich überlebt haben, und die demokratische Partei, welche nur durch de» compacten Suren bisher am Leben erhalten werden konnte, sicht ihrer Auslösung entgegen. In Len vereinigten Ginnten hat die Zersetzung der demokratischrn Partei al« Wirkung der „Tarisretorm" bereu« begonnen und zwar an einem Puncte, der den Demo kralen über die von ihnen geschaffene Situation in empfind licher Weise Klarheit verschaffe» muß. Die feste Burg der Demokratie, der Süden, sängt an, der Partei de» Rücke» zlizuivenden. Ter vorKurzcm abgehalteneConvent derZucker pst an »er von Louisiana hat mit Slimmcncinbelligkeit Beschlüsse aogenommen, krast deren er de» Parteigenossen Louisianas den Austritt aus der demokratischen Partei empfiehlt aus Grund de« gegen das Pslanzerinterrsse verübten VerraikS. In diesen Beschlüsse» ist besonders hervvrgcbobc», daß der Süden keine Beranlassnng bat, der Leniotralischen Partei ferner mit Haut und Haaren anzugebören, nachdem die Rassensrage, welche bieder den Kitt der Zusammen gehörigkeit gebildet batte, al» politischer Factor verschwunden ist, und nachdem cS seststeht, daß die weiße Bevölkerung Deutsches Reich. 6. H. Berlin, 24. September. Niit der sür alle größeren Commune» so wichtigen Frage der lieber» ab me der königlichen Lcibämter in die städtische Verwal tung haben sich die Eommunalbehörke» Berlins in der letzten Zeit sebr cingebeiid befaßt und sind zu einem ablehnenden Beschlüsse gekommen. Anlaß zur genauen Durchberalbiiiig dieser Frage bol eine Petition dcS Berliner Arbeitervereins, in der sehr energisch sür die lkebernabme cingclrcten wurde. Die Petenten sühnen auS: Der Wechsel der Jahreszeiten und damit der Wechsel der Saisonarbeiten bringe es leider mit sich, daß z» allen Zeiten de» JabrcS größere Schichten der arbeitenden Bevötkernng ibre Arbcitslrast nicht vcrwerlben tonnte» In Zeilen wirtbschastticher Krisen werte die Zabl solcher Arbeitslose» noch vervielsacht. Seien dieselbe» nicht in der Lage gewesen, soviel von ibrem Arbeitsverdienst zurück- ruleaen, daß sic damit die schlechte Zeit überdauern könnten, jo >e>cn sie in ten meisten Fällen ans den Eredtt in irgend einer Fori» angewiesen und nützte» denselben, durch ?ie Noll, gezwungen, aus, so lange sie durch irgend welche Werlbgegen- stände «me Sicherheit leisten könnten. Sei der Credit zu Ente und eine Verbesserung der wirlbscbastlichcn Lage der Betreffenden nicht ciugclretcn, so verfielen dieselben in jenen Grad der Armulb, bei welchem die gesetzliche Pflicht der Eomuinnc, sür den llntcrbalt der Armen auS öffentliche» Mitteln zu sorgen, beginne. Der wirlbscbaslliche Verfall würde bei Viele» ausgebatle» und ihnen die Rückkehr zu geordneten Verhällnissen erleichtert werden, wenn ihnen zu rechter Zeit ein billiger Credit gewährt würde. Die private» Leihhäuser sowohl wie die königlichen Leihämtcr berechneten zu höbe Zinsen. Der Verein balle, ganz abgesehen von bnnianitäre» Rücksichten, die Eoniinnnc sür geeignet und verpflichtet, da» Leibbauswcsen in städtische Verwaltung zu nebmen. — Bereits in der Mitte der siebziger Jabre traten die Eommittialbcbördcn dieser Frage in ein gebend«» Beralblingcn näher. Zunächst erwähnte der Magistrat, daß der Zinsfuß, welcher den Psandgebern gegenüber von den Leibänilern in Anwendung gebracht werde, seil dem Ansang de» Jabre« l87.'> 12 Proe. betrage und bei Darlcbe» aus gewisse Wcrlbpapierc aus «> Proe. festgesetzt sei. Ob»c Zweste!, so führte der Magistrat damals weiter aus, gebe es in Berlin viele Personen, welche, da sie in anderer Weise die ihnen nülbigt» Geldmittel nicht beschaffen könnten, Darlehen aus Unlerpsauv aujuebmen müßte». Es sei auch nicht zu bestreiten, Laß Liesen Personen die Ausnahme solcher Dar leben erleichtert und wenig,r kostspielig gemacht werden könne, wenn öffentliche Leibämter beständen, welche einen nur mäßige» ZinSsuß fordern. Die Gewährung von Darlehen im All gemeinen könne aber nicht Sache der Gemeinde» sei», denn Niemand werde ikncn zumutbcn wolle», daß sie Banken, DarlchnScassen und andere Ercditinstiiule begründeten. Bei den Berdaiidlungeu mit den Tireclioiicn der königl. Lcibämlcr babe man auch zu ermitteln versucht, welche Elasse» der Bevölkerung bei den öffentlichen Lcibämiern vorzugsweise Darlehen zu entnebmen pflegen; er babe aber darüber Sichere» nicht in Erfahrung gebracht werden können. Richtig sei aller dings, daß die große Mebrzabl der Darlehen nur in kleineren Summen bestehe, aber eS bättcn sich unter de» Pfändern auch viele Gegenstände befunden, welche von der ärmste» Bevölkerung nur selten hergcgeben werden könnten, wie Uhren, Gold- und Silbcrsachcn, Pclzwaarc» u. dergl. Wich tiger erscheine die Thatsache, daß von drei Leibämicr» gerate da«>enige, welches in einer weniger woblbabcndcn Gegend liege, am wenigsten benutzt werde. Jetzt wurde iin Ans schusse daraus hingewiesen. daß das Berürsniß, Lcibäniler einzurichien, nicht mehr so groß sei, wie siüber, bcz. vor 20 »nid mehr Jahren Die sociale Gesetzgebung babe den Rolbsland der ärmeren Bevölkerung doch weientticii gemildert. In KraniheilSsällen gewährten dir »rankencassen die ersorde» lichc Beibilse, in außerordentlichen Uiiglückssälle» trete die Unfallversicherung cm, und die GenossenschaslS Gesetzgebung habe e» ermöglicht, unter billige» Vcrhäliinsscn Darlebc» z» erhalten. Es seien nicht immer kleine Arbeiter, welche die Leihäutter in Anspruch nähme», diese würden vielmehr oft von andern Leute» benutzt, welche sich aus diesem Wege Da> leben zu billigem Zm« verschafften. Es seien beispielsweise in einem Jabr bis zu 44 Proe. Pretiosen, Gold- und Silber sachen, und nur 87 Proe. Wäsche zum Versatz gelangt. ^ o hierzu die finanzielle Kraft der Stadt a»szu>vc»dcn sei, miiise bezweifelt werben. Weiter wurde daraus ausinerksam gemacht, daß Umstände, welche ein Eingreifen der Sladtgememde ver langten, nicht vorlägen, diese babe der Nolb z» »ener», wo sie auftrele, aber nicht durch Einrichtung von Erctilbänserii der verlangte» Art, denn der Mittelstand konnte tan» ebenso gut die Errichtung von Banken fordern. In der nächsten Sitzung der Tlartverordneteu-Bersammluilg wird über die Frage in dem angegebenen Sinne Bericht erstattet werden. * Berlin, 24. September. Zur Beförderung de» Sparsinn« in den »linverbemittelten Elasscn der Be völkerung hat der Minister de« Innern nachstehende Verfügung an die königl. Oberpräsidenten ge richtet: „Vor einiger Zeit ist aus die Rotbwendigkelt hingewiesen worden, die breiten Schichten der Be völkerung dadurch mehr an regelmäßige« Spare» zu gewöhnen, daß die Sparaelegkiibeit dem Sparer entgegengebe, indem etiva folgendes Verfahren emznschlagen sei. Kleinere Sparbeträge in Höhe von 5>» „s, l, 2 oder 4 .4! werde» durch Sparkassen beten allwöchentlich bei de» Sparer» abgebolt. Die Eassen- bvte» guittire» über den Empfang durch Sparmarken, welche vou deu Sparer» in besondere, L2 Felder enthaltende
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