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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940928012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-28
- Monat1894-09
- Jahr1894
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Größere Schriften last ««irrem Preis« «erzeichsist. Tabellarischer «ad Ziffrrusatz «ach höherem Tarif. tztra-Veilagra (gefalzt), nur mit der Moraeu-Au-aabe, ohne PostbefSrderuug » SV.—, mit Postbefördrruag >» 70.—. Ananhmkschtvb für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Vt»rge«-Au«gabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Vei den Filialen nnd Annahmestellen je rin« dalbe GtniiLr früher. Anzeigen find stets an die Expedition z« richte«. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig 88. Jahrgang. « b « Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung de? Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für da? IV. Vierteljahr 1894 baldgcfälligst veranlassen. Das Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Ter Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 .42 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Lutragen 5 ^ 50 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 8 ^ In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure. die Hmrptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharineristratze 14, Königsplatz V und Univerfitätsstratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtftrahe 35 Herr L. 0. Littol, Colonialwaarenhandlung. Beethovenftrahe 1 Herr Hieoil. Leter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraßc) Herr Uerm. Nv88li6, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Strahe (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Ott« k'raur, Colonialwaarenhandlung, Löhrstrahe 15 Herr Lituarü Lotror, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstrahe 0 Herr kaut 8edroU>er, Drogengeschäft, Nürnberger Straße 45 Herr Lt. L. 41lrreelit, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert krelner, Zweinaundorfer Strape 18, in Neustadt Herr Llemens 8edelt, Eisenbahnstraste 1, - Connewitz Frau LIseder, Hermannstraße 23, 1. Etage, - Plagwitz Herr Ll. (»lüt/iiutiin, Zschochcrsche Straße 7», - Eutritzsch Herr Lodert ^Ituer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5. - Reudnitz Herr HV. Luxiuann, MarschaUstraßc 1, - Gohlis Herr Id. Lrlt/sedv ^nedkolKer (Lattdeslus), Mittelstraße 5, . . Herr Lernd. IVeder, P!ützengesä>äst, Leipziger Straße 6, - Linvenau Herr L. Outderlet, Cigarrenhandlung, Markt 22, - Thonberg Herr L. Lüntsed, Reitzenhaincr Straße 58, in Volkmarsdorf Herr 0. Laumnun, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Peterskirchhof 5 Herr Zlax Xlertd, Buchbinderei, Pfassendorser Straße 1 Herr O. Olassen, Colonialwaarenhandlung, Ranstsche Gasse 0 Herr Lrleür. Llseder, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg L Herr 0. Luxoliunnn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraße 5 Herr .lul. 8odüml<'den, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr L. Littrlod, Cigarrenhandllmg, Porkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Ledus, Colonialwaarenhandlung, Amtliche Bekanntmachungen. > Bekanntmachung, Sie Veranstaltung von tltiidcrfrften un« dir Tiieilnithme »an Schulkindern an östentltchkn Frftrn Erwachscuer Setr. Zur Beranstattuug von Kinderfesten, welche an östentlichen Orten abgehalten werden sollen, oder welche von Hast- und Schankwirthe«, bezw. von mit öffentlichen Angelegenheiten sich befchästigenden Vereinen, oder von offenkundigen Anhängern einer politischen oder kirchlichen Partei veranstaltet werden, sowie ferner zur Veiheillgung von Schulkindern an öffentlichen Festen der Erwachsenen, insbesondere an solche« Festen, welche gleichzeitig mit Tanzvergnügen in dem selben Grundstücke stattsinden, bedarf e« jedes Mal der Genehmigung der Königlichen Bczirksschulinsvection «nd, sind mit dem Feste öffent liche Aus- und Umzüge verbünde«, auch der Ericnibniv des mit- Unterzeichneten PoiizeiamtS. Die Veranstaltung von Festen für Schulkinder ohne dl» erforder liche vorgängige Genehmigung der Bezirksschulinspection und de« Pollzeiamts, sowie das Zuwiderhandeln gegen die Erlaubniß- bcdingungen oder gegen etwaig« Anordnungen, bezw. Verbote der Aufsichtsbeamtcn werden mit einer Geldstrafe bis zu bO oder Hast bis zu 8 Tagen geahndet. Gesuche um Genehm gung zur Veranstaltung von Festen ge dachter Art, bezw. um Zulassung von Schulkindern zu de« Festen Erwachsener sind, und zwar mindestens 8 Lage zuvor, bei dem Schulau-schusse zu Leipzig einzureichen. Hierbei ist anzugebeu: 1) wo da« Fest stattsinden soll; L) von wem dasselbe geleitet und beaufsichtigt werden soll; 8) zu welcher Zeit da« Fest beginnen und beendet sein soll; 4) welcher Art die Larzubietenden Unterhaltungen und Spiele sind; b) ob etwa und welche besonderen Abzeichen von den am Feste Theilnehmenden getragen werden sollen; 6) ob zur Bestreitung der Koste» des Festes von den Kindern oder den die letzteren begleitenden Erwachsenen Elntrttt«geld erhoben, oder ob «ine Geldsammlung veranstaltet, oder ob sonst eine öffentliche Gelegeuhett zur Entrichtung von Bei träge» geboten werden soll. Leipzig, am 25. September 1894. Dte Vrttrksschultnsprrtton. Der Math «er Stadt Leipzig. Der Kgl. vezirksschulinspertor. vr. Georgt. vr. Hemprl. La» Polizeiamt. II. s. 1336. Bretschnetder. vr. Tonndorf. Bekanntmachung. Nachdem dir öffentlich au«geschriebenen Maler- und An- streicherarßeiten für den Neubau von Abortaniagrn für dte Vereinigten Frrischulrn an der Zöllner-Strohe hier vergeben worden jiud, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber aus ihren bezüglichen Angeboten hierdurch entlassen. Leipzig, am 22. September 1894. „ Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 4389. vr. Georgt. Lvlditz Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Räume de« Krankenversicherung«»», bleibt dasselbe Sonnabend, de« 2». Ernte«,der 18»4, für den Verkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, den 2b. September 1894. Der «a,d »er Stadt Leipzig. Rra«ren»rrstchkr>i»gsan>, VI4. 1988. vr. Lchmtd. Herzog Bekanntmachung. Di» bei dem Neubau de« Stege« über die Flnthrinne am neuen Schützenhause nölhigea Zimmerarbeiten sollen o« »ine« Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und eine Zeichnung für dies« Arbeiten liegen in unserer Liesbau-Berwaltung, Rathhau« 2. Obergeschoh, Zimmer Nr. 23 aut und können dort eingeiehen, erster« gegen Entrichtung von bO die auch in Briefmarken »««gesendet werdr, können, entnommen werden. Bezüglich« Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Steg a« nriien Schützend»»!»" versehe« in dein oben bezeichnet»!, Geichäsltzimmer dt« zu» 4. kctoder «». I».. ü Udr Nachmittag« einzureichen. Der Rath behalt sich da« Recht vor, sämmtliche Angebot» ab- znlehnen. Leipztg, den 26. September 1894. Ib. 4b«7 De« Rathe» »rr Stadt Leipzig Strajzendantrpntation. Die städtische Lparcalse deletht Wrrtdpaptrre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, de« ick Januar 1M4. Sie rparkaflen-Stputati««. Bekanntmachung. Die Ausgabe von Ltzuagogenkarlen findet ferner Freitag, de» 28. September, Nachmittags 3—4 Uhr in der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, eine Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Abbolung der Karten die diSherigen Karten und di« die-sLdrigrn Eeinrindestenerqnttlnvge« mitzubriagrn. Leipzig, den 24. September 1894. Der varftand der t«rarlitischen Religion-gemeinde zu Leipzig. Oeüentliektz Uanä6l8lekl'an8talt. ^uiiii!l«1i,u8eu e.um Liotritts in ili« veürliog!ial»tlielluog veräeu vieu^tax, Sen 2., unck älittvoed, ckon 3. Ootodsr, eoo 11—12 vlir Vornilttngn eut^egougeuommon. ^ulunbnieprllkaog: Vouuerntnx. «Ion 4. Oetobor, teUK 7 vdr. OnrI sVoltrom, Viroctoe. II. Kädtische Lealschule Leipzig-Ueudnih. Beginn des Wintersemesters Montag, den 1. Oktober, Vormittags 8 Uhr. Etwa beabsichtigte Ncuanmelbungen nimmt der Unierzelchneie bis dahin im Directorialziimner der Anstalt Vormittags von 10—11 Uhr entgegen. Leipzig, den 27. September 1894. H. Ad. von Brause, Direktor. llltramontane Anmaßung. Wie jetzt auch der .ReichSanz." bestätigt, bat der Kaiser durch einen Erlaß vom 27. August genehmigt, daß am 9. Decembrr in den evangelischen Kirchen eine Frier zur Erinnerung an die dreihundertjäbrige Wiederkehr de« Geburtstage- Gustav Avolf'S veranstaltet und auch in den von evangelischen Schillern besuchten Schulen auf dir Bedeutung diese« TageS bingewiescn wird. Darüber bat die ultramontane Presse vollständig den Kops verloren. So schreibt die „Köln. BolkSztg.*: „Wir widersprechen der Frier am 9. December aus zwei Grün- den: I) weil wir er für eine Schmach hallen, dost ein aus ländischer Feind und Verwüster Deutschiands durch ein Nationolsest geehrt werden soll. 2) weil dieses Gusiav-Adois.Fest rin Hetzfest erster Elasse gegen die Katholiken werdcn wurde E« mühte zu größeren Orgien deS consessioneilen Hasies Anlaß geben, als es jemals bei der Luther-Feier dcr Fall gewesen ist; denn wenn wanden Mann feiert, der gegen die Katholiken Las Schwert gezogen, so liegt in Lieiem Umstande schon eine sviiibolische Auisorde- rung, sich in Bezug aus da« „Losschlagen" der Vater würdig zu erweisen. DaS liegt so nahe, daß noch viel mehr Lcutc, wie Thümmel und Giesekke, die Klipp« kauin umschiffen dürsten. Man braucht so etwas ja nicht mit dürren Worten z>> sagen, es genügt, daß ein „begeisterter" Festredner etwa ousriese: „Wenn an uns die Ausgabe herantretrn sollt», unsere» evangelischen Glauben gegen die Arglist Rom« sogar mit den Waffen in der Hand zu verlhei- dlgen, dann sei un- Gustav Adolf ein Vorbild, dann u. s. w." Wir meinen, daß die Frage vielleicht zu erwägen ist, ob die Ka- tholiken nicht etwa, wenn di« Gustav - Aböls« Feier nach dem Vorschlag der „Teiitsch. Tagesztg." zu einem „nationale» Fest" gestempelt werden soll, sich insofern an diesem Nationolsest be theiligen sollen, daß sie am 9. December Versammlungen obhalten, in denen geeignete Persönlichkeiten dem Publicum ein ungefärbtes Lebensbild Gustav Adols's entrollen. Viel leicht dürste schon dieser Hinweis genügen, um der Regierung das Bedenkliche einer solchen Toppelfrier vor Augen zu führen. Tie Luther-Feier war wenigsten« in soweit gerechtfertigt, o>« man den Stifter de« Proteslontilmu» verherrlicht», aber die Gustav-Adols- Feier ist eine durch die Verhältnisse nicht gebotene zwecklose HerauS- sorderung der Katholiken. Gegen Angriffe Le» Evangeliichen Bundes sind wir unempfindlich, akxr Lieseu Handschuh werden wir nicht liegen lassen." DaS ultrainontane Blatt malt kirr, wie die „Doß. Zig." mit Recht auSfübrt, mutbwillig den Teufel an die Want. Bon einer HeraiiSsortcrung der Katholiken kann gar keine Rede sein. Dann müßte cS noch viel größere Heraus forderung der Protestanten sein, wenn der Papst in Rom al« der Herr der Welt gepriesen, wenn die Wieder herstellung der weltlichen Herrschaft de« Papstes au katbolischen Versammlungen gefordert wird, wenn der Bischof in Trier zur Wallfahrt zum Heiligen Rock ausfordert. Aber die Protestanten können sich unmöglich von den Katholiken dictiren lassen, welche geschichtlichen Personen ihrer Achtung und Verehrung würdig sind, welche nicht. Gustav Adolf hat die Freibeit de» Evangelium- in Deutschland gerettet, al« der jesuitische KatholiciSmuS im Begriff war, da- Evangelium nicht mit den Waffen te» Geistr«, sondern mit Feuer und Schwert au-zurotten. Dafür ist ihm da« protestantische Deutschland dankbar und e« wird Ich sein Recht nicht nehmen lassen, dieser Dankbarkeit einen I Ausdruck zu gebe». Noch weiter als die „Köln. BolkSztg." läßt sich übrigen» die „Germania* Hinreißen, die nicht nur den Schwcdenkönig, ondern auch seine Verehrer ans das Gröbste verunglimpft. Eie untersteht sich, von dem „schwedischen Mordbrenner und seinen gleichwerthigen Verehrern" zu sprechen. Auf den „Mordbrenner" konnte man bei der „Germania" gefaßt sein, aber auch Diejenigen, die in Gustav Adolf eine große historische Persönlichkeit verehren, als „gieichwerlbig" niit einem Mordbrenner binzustellen, da» ist eine Frech heit, die nicht entschieden genug zurückgewiesen werdcn kann. „Die traurigste Zeit in der Geschichte Deutschland-" nennt die „Germania" den dreißigjährigen Krieg. Wir timmen dem bei, aber der traurige Krieg ist durch die Brutalität, mit der der Protcstaiiliöinu« in Deutschland niedergedrückt wurde, zur Nothwcndigkcit gemacht worden. Und wenn dir „Gerniania" fortwährend von den schwedischen Greuel- tbate» zu sprechen wagt, so sollte sic doch lieber daran dculcn, daß DaS, waS schwedische Söldner gelbau haben mögen, »ich! heranreicht an die furchtbaren Thatcn dcr Tilly'schcu Solda teska in Magdeburg und au die unerhörten Bedrückungen, die ich die Licchtenslein'schen Dragoner in Schlesien zu Schulten kommen ließen. Und da- waren zum großen Theile deutsche Truppen, die von deutschen Führern commandirt wurden, während die Schweden Fremde wäre». Ganz ab gesehen aber davon, daß eS unsinnig ist, Gustav Adolf für — übrigens zum großen Theil erst nach seinem Tode be gangene — Freveltbaten schwedischer Soldaten verantwortlich mawen zu wollen, ist eS eine unerhörte Rücksichtslosigkeit, durch derartige maßlose Beschimpfungen Diejenige» zu kränken, die da- Andenken de« schwedischen König- ehren wolle». Es ist durchaus zutreffend, wenn angesichts dieser conscssionellen Unduldsamkeit ein jrcisinnigeS Blatt bemerkt, cS glaube zwar nicht, daß alle Katholiken eben so unduldsam leien, wie ihre Hetzprcsse, immerhin sei eS ein schlimmes Zeichen, daß die Katholiken eine solche Hetzpresse sich gefallen ließe». Auw wir meinen, daß mit einer derartigen KainpscS- wcisc den Katholiken sehr wenig gedient sein kann. Den» wenn z. B. die preußische Regierung glauben muß, daß diese Auffassungen und Aeußerungcn de- „EcntralorganS dcr deutschen Katholiken" den Anschauungen der katholische» Be völkerung entsprechen, so wird nian cS ihr nickt verübeln können, wenn sie in der Anstellung von höheren katholischen Beamten eine außerordentliche Vorsicht walten läßt. Tenn wer von einer derartigen Unduldsamkeit beseelt ist, kann nicht als geeignet erscheine». Anderen rin Borbitd zu sein und in ihre Geschicke cinzugreisen. Deutsches Reich. * Leipzig, 27. September. Tie „Nationalzeitung" wendet sich heute gegen die Unterstellung, daß ibrer Forde rung nach einer einheitlichen und zielbewußte» Politik im Allgemeinen und »ach energischer Bekämpfung dcr Um sturzbestrebungen insbesondere die Absicht zu Grunde läge, den Reichskanzler zu Falle zu bringen. Wir trete» für unseren Dbeil dieser Erklärung vorbehaltlos bei, stehen aber auch, gemäß unserer oft bekundete» Auffassung der politischen Lage und der TageSsragen, selbstverständlich aus der Seite des Berliner Blatte«, wenn es einem halben und matten Eingehen aus die gesetz geberische Eindämmung der social-revolutionären Gefahren seiten» einer uneinigen Negierung den Versuch zur Bildung einer solidarischen und zielbewußten Regierung, die zu energischer Anwendung vorbandeiier Mittel entschlossen ist, verzieht. Mit anderen Worten: so wenig^einc Sache ge fordert werten darf, ui» einer Person Schwierigkeiten zu bereiten, so wenig kan» aus eine al« nothwendig erkannic Lache au« dein Grunde verzichtet werden, weil sic für eine Person unbequem oder uiidiirchsübibar ist. Diese Anschauung der Dinge dürste, wie sich auch schon au« den energischen Willenskundgebungen der Kaiser« ergiebt, auch in Berlin die stark vorherrschende sein. Die Sache wird verfolgt; ob sie persönliche Eonsequenzen nach sich zieht, wird wohl von den Personen und der Art, wie sie sich zur Sache stellen, beziehungsweise stellen iönnen, abbänszen. Mit cem Hinweise aus die im Parteiwrsrn gelegenen Schwierig keiten wird man sich keine-fall« wieder abspeiscn lasten. Insoweit ist die Lage vollkommen geklärt. Da« Uedrige steht nunmebr bei Factoren, deren Entschlietznngen mit Ruhe und Zuversicht abgewarket werten können. 88 Berlin, 27. September. Ter Reichskanzler Graf Caprivt hatte während seiner kurzen Anwesenheit in Berlin eine längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Grafen Eule »bürg, und das bestimmte Dementi, da« dem von de» „Berliner Neuesten Nachrichten" erwähnten Gerücht im „RcichSanzeiger" zu Theil geworden, ist wobl mit als Erzebniß dieser Eonferenz anznseben. Die Zurück^ Weisung jenes angeblichen Verlangens de« Graten Eaprivi nach polnischen Lankräthen konnte gar nicht schnell genug er- otgen; daß sie, »nd zwar möglichst unzweideutig, erfolgen mußte, von dieser Notbwcndigkeit war alle Well überzeugt — mit Ausnahme der „Norddeutschen Allgem. Ztg." Man ist in neuester Zeit nicht gerade veranlaßt, bohe Anforderungen an diese« „RegieruugSorgan" zu stellen, aber eine solche Unfähigkeit, dcr Situation gerecht zu werden, wie da- ofsiciöse Blatt diesmal bewiesen, gebt über das Maß de« Erlaubten binanS. Hier kann Gras Eaprivi Wohl aiiSrnfen: „Gott schütze mich vor solchen Freunden!" Da« Verlangen nach polnischen Landrätbcn würde dock eine geradezu bodenlose staatSmännische Unfähig keit bedeute», »nd wenn die öffentliche Meinung im höchsten Grade be»nr»higt ist, dann glaubt die „Nvrdd. AUg. Ztg." niit ivoblseilen — Scherzen die Sache abtbun zu können! Der „RcichSanzeiger". dcr in demsrtbcn Hause gedruckt wird wie die „Nordd. Allg. Ztg", bat dieses edle Blatt zugleich mit jener erfundene» Mittbeilung dcmcntirt und damit ist wieder einmal der Beweis geliefert, daß die „Privatleistungen" der Ossiciösen dem Ansehen der Regierung meist mehr schaden, als nachher gut gemacht werden kan». — WaS übrigens die Richtschnur für unsere fernere „Po l cnpolitik" be trifft, so war heule in Berlin die Nachricht verbreitet, daß der Oberpräsident der Provinz Posen, Herr v. Wilamowitz Möllendorf, seine Entlassung nachzesncht habe. Ob die Meldung begründet ist, war noch nicht zu erfahren, doch, wird angenommen, daß eS nicht in der Absicht liege, diesem verdienten und geschickten Beamten eine Kränkung widerfahren zu lassen. Soviel wir höre», dürfte überhaupt im Personal dcr Verwaltung keine erhebliche Veränderung ei» treten — die „Tonart" nur soll eine correcterc werden und den polnisch sprechenden Preußen wieder mehr zum Bewußtsein gebracht werden, daß sie sich den Gesetzen, Anordnungen und Wünschen dcr Regierung zu fügen haben, nicht aber um gekehrt ihre Launen den deutschen Bewohnern der Provinzen Posen und Westpreußen octoyireu dürfen. O. II. Berlin, 27. September. Für den zweiten inter nationale» Eisenbahnarbeiter-Eongreß, der in Pari« vom 3. biS 6. October abgehalten werden soll, bat ricSociaidemokratie unausgesetzt Propaganda gemacht, aber, wie heute schon gemeldet werden kann, mit derselbe» nichts erreicht. Der Eongrcß wird ein Rumpfparlament werden, aus dem Deutschland nicht vertreten sein wird. Noch vor wenigen Wochen wurde da- Erscheinen deutscher Delegirter ai« ganz sicher gemeldet, jetzt ist dcr französische Generalbevollmächtigte schon zufrieden, wenn die denlschen Eisenbahnarbeiter ihrer Sympathie u»o Solidarität mit den Eisenbabnarbeitcrn anderer Länder durch Glückwunschtelegramme Ausdruck geben. Daran wird eS wohl nickt fehlen, obgleich e» fraglich ist, ob die Absender wirklich active Eisenbabnarbeiter sind. Tie socialdcmokratischcii Agitatoren sind natürlich hockst unglücklich darüber, daß Deutschland mit seiner so mächtigen Socialdcmokratie neck, keine Eisenbahnarbeitcrorganisation hat; denn die Vereine deutscher Locomotivfübrer u. s. w. werdcn von den Agila lore» nicht als Organisationen anerkannt, weil sic eben nickt socialdemokratisch sind. In Magdeburg ist ja allerdings im Mai l89» einmal durch eine Art Eongreß dcr Versuch gemacht worden, dir Eiscnbahnarbciter für die Socialtehiokratie rinzufangen, aber rr mißglückle gänzlich, nnd heute ist, nach dem Zeugniß der sociaikcmo- kranschen Presse, Deutschland in Bezug aus die Organisation der „Eisenbahnproletarier" geradezu ein „wilde« Land". Die Eisenbahnminister verdienen volle« Lob dafür, daß dem so ist; sic haben berechtigten Klagen der Eisenbabnarbeiter abgeholsen »nd dir Hetzer, die mit socialdemokratisckcn For derungen kamen, au« dem Staatsdienst entfernt. Also die Deutschen fehlen in Pari« und auch dir Amerikaner werde» nicht kommen; sie haben zwar mächtige Eisenbahn Organisationen (Eonducteure 18 000, Weichensteller 10 000 »nd Bremser 25 000), aber die Herren versprechen sich nickt« von der internationalen Verbrüderung in Pari« und bleiben de-balb dieser Veranstaltung fern. Einzig und allein di» Schweizer werden erscheinen, lieber die 9 Organisation«»
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